Vinschgerwind_Ausgabe_5-23
Zeitung Vinschgerwind 5-23 vom 09.03.2023 Bezirk Vinschgau Südtirol - Stellenmarkt, Immobilien, Haus, Wohnung, Kaufen, verkaufen, mieten, vermieten, Glückwünsche, Danksagung, Todesanzeigen, Weiterbildung, Termine
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18 /GESELLSCHAFT/Vinschgerwind 5-23 09.03.23
Kolping im Vinschgau
Zukunft
So empfinden und reden wir.
Dort wo ein Verein/ Kolpingsfamilie
die Jugend hat,
hat er Zukunft, wo ich möglichst
jugendlich rüberkomme,
bin ich up to date.
Mir steht da immer der 85
jährige Mann vor Augen, der
zu mir einmal sagte: Zum Seniorennachmittag
gehe ich erst,
wenn ich alt bin, denn dort
sind ja lauter alte Leute .Alt
sein , ist unmodern, je jünger,
desto besser.
Aber wenn ich ehrlich bin,
muss ich doch sagen: Meine
Zukunft gehört niemand anderem,
schon gerade keinem
Jungen. Meine Zukunft gehört
entweder mir, oder keinem. Natürlich
haben Jüngere Einfluss
auf meine Zukunft: Sie gestalten
Dinge, die mich betreffen,
aber gehören soll ihnen meine
Zukunft nicht. Vor allem dann
nicht, wenn ich aus deren Sicht
vielleicht keine Zukunft mehr
habe, weil ich zu altmodisch,
zu gebrechlich oder was auch
immer bin.
Da gefällt mir der Satz des
Seligen Adolph Kolping schon
viel besser: „Die Zukunft gehört
Gott und den Mutigen!“
Meine Zukunft gehört zunächst
einmal wirklich Gott, denn
nur er kann mir eine Zukunft
schenken über
die Endlichkeit
und Gebrechlichkeit
dieser
Welt hinaus.Und
daran zu glauben,
darauf zu
vertrauen, das
erfordert Mut: Denn da kommt
noch was , was ich nicht im
Griff habe! Das ist letztlich Ostern:
Ich begreife da kommt
noch was, egal in welchem Zustand
ich mich jetzt befinde!
Und diesen Mut habe ich
vielleicht auch manchem Jugendlichen
voraus, der skeptisch
oder enttäuscht von der
Welt, für sich keine Zukunft
sieht, nur weil er jünger an Jahren
als ich ist.
Die Zukunft gehört Gott und
den Mutigen- und damit auch
mir!!
Otto von Dellemann
„Danke für
unschätzbare Hilfe“
Taufers/Ukraine - Koniaieva Elizaveta und Gorbunov Leo sind wegen des
Krieges aus der Ukraine geflohen und haben in Taufers im Münstertal ein
Bleibe gefunden. Wolfgang Platter unterstützt sie tatkräftig und er hat es
ermöglicht, dass Elizaveta und Leo ihren Weg kurz schildern.
Mein Name ist Elizaveta Koniaieva,
ich bin 29 Jahre alt
und Bürgerin der Ukraine. Mein
Mann, Gorbunov Lev, ist 44 Jahre
alt, er ist russischer Staatsbürger.
Und vor den Ereignissen
in der Ukraine lebte Leo bis zum
24. Februar 2022 drei Jahre lang
in der Ukraine und hat eine unbefristete
Aufenthaltserlaubnis.
Wir lebten in meiner Heimatstadt
Charkow. Aber der plötzliche
Krieg im letzten Winter
hat unser Leben auf den Kopf
gestellt. So landeten wir in Südtirol,
wo wir bis heute leben.
Wir wachten gegen 5 Uhr
morgens von Kampfflugzeugen
auf, die in der Luft flogen. Und
dann hörten wir, eine nach der
anderen, endlose, wie es uns
damals vorkam, Explosionen
von Bomben, die auf Wohngebäude
fielen. Wir wussten nicht,
was wir tun sollten. In einem
solchen Moment wird ein gewöhnlicher
Mensch von Panik
und Angst erfasst. Und wir sind
keine Ausnahme von der Regel.
Wir haben an diesem Tag nicht
lange überlegt, wir mussten etwas
tun. Wir packten zwei kleine
Rucksäcke mit unseren Dokumenten
und etwas Proviant
und liefen zur Metrostation, wo
es schon viele verängstigte und
weinende Menschen und Tiere
gab. Wir verbrachten 9 der härtesten
Nächte unseres Lebens in
der U-Bahn. Danach beschlossen
wir, die Stadt zu verlassen,
zum Erholungszentrum, wo wir
uns einst ausruhten und wo
sich unsere Freunde versteckten.
Der Vorort Charkow erwies
sich als gefährlichere und gefährdetere
Zone. In der Gegend
von dem Ort, an dem wir uns
damals befanden, 10 Kilometer
entfernt, gab es Kämpfe um
ukrainisches Land. Wir haben
3 Monate im Erholungszentrum
verbracht, wir haben sehr
bescheiden gegessen, abends
haben wir das Licht im Zimmer
nicht angemacht und waren
den ganzen Tag über sehr ruhig.
Der Winter war feucht und nass,
und wenn es Tag oder Nacht
große Explosionen in der Nähe
gab, versteckten wir uns im Keller
und saßen dort etwa 1 oder 2
Stunden.
Nach einiger Zeit dieses Lebens
fingen mein Mann und
ich an, darüber nachzudenken,
in ein anderes Land auszuwandern.
Wir wussten, dass der
Krieg nicht so schnell enden
würde und der Aufenthalt mit
einem russischen Pass in der
Ukraine sehr gefährlich war.
Unsere Wahl ist Italien. Die
Umstände ergaben sich und
wir kamen mit Schwierigkeiten
in Südtirol an, gingen sofort
zum Freiwilligenzentrum für
Flüchtlinge aus der Ukraine in
Bozen, wo uns große Hilfe und
eine vorübergehende Unterkunft
in Taufers, wo wir heute
leben, angeboten wurden. Wir
sind Italien, namentlich Südtirol,
sehr dankbar dafür, dass
die Gesellschaft uns als Familie
aufgenommen hat. In all den
Monaten, die wir hier verbringen,
leisten uns die Einheimischen
unschätzbare Hilfe und
Unterstützung. In Tirol haben
wir Ukrainer getroffen, die in
einer ähnlichen Situation sind
wie wir, mit denen wir uns gut
verstehen. Dank der guten Einstellung
der Menschen zu uns
bauen wir hier ein neues Leben
auf in der Hoffnung, dass unsere
nächste Generation nicht
weiß, was Krieg ist.
Ich halte es für notwendig,
der Gemeinde Taufers für die
vorübergehende Bereitstellung
von Wohnraum und Arbeit, der
Gemeinde Laas, namentlich
Wolfgang Platter, für die immer
wieder für uns erbrachten Dienste
in praktischer, kultureller,
pädagogischer und freundschaftlicher
Hinsicht an alle
Einwohner Südtirols meinen
Dank auszusprechen.
Koniaieva Elizaveta und
Gorbunov Leo
Foto: privat