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Taxi Times München - 1. Quartal 2023

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PERSONEN<br />

Mittlerweile ist das PBefG durch die Novelle von 2020 gehörig<br />

reformiert, doch viele der neuen Paragrafen sind bisher<br />

nur Theorie, weil die für die Umsetzung zuständigen unteren<br />

Verkehrsbehörden sich nicht trauen,<br />

konkrete Maßnahmen zu beschließen.<br />

Haben Sie dafür Verständnis?<br />

Jein …Verständnis habe ich dann wenig,<br />

wenn Behörden einfach nicht wollen oder<br />

kein Interesse für das Personenbeförderungsgewerbe<br />

zeigen, was leider öfters der<br />

Fall ist. Das wiederum hängt allerdings oft<br />

auch zusammen mit unzureichender Personalausstattung<br />

und fehlendem Verständnis<br />

der Behörden dafür, dass das <strong>Taxi</strong>- und Mietwagengewerbe<br />

nicht nur eine unbedeutende<br />

Nische in der Daseinsversorgung ist, sondern<br />

durchaus erhebliche Bedeutung hat und entsprechend<br />

Wertschätzung erhalten sollte.<br />

Verständnis habe ich durchaus, wenn die Umsetzung<br />

von konkreten Maßnahmen rechtlich schwierig<br />

und aufwendig ist. Der Bundesgesetzgeber macht<br />

es den Behörden auch nicht unbedingt immer einfach.<br />

Auch Behörden müssen abwägen, was organisatorisch<br />

und rechtlich machbar ist und letztlich kontrollierbar<br />

bleibt.<br />

wenn sie auch aus meiner<br />

Sicht bisweilen über das Ziel<br />

hinausschießen. Ich hoffe, dass diese Wertschätzung ein Stück<br />

weit auch auf Gegenseitigkeit beruht. Mein Verständnis anwaltlicher<br />

Arbeit ist nicht rumzuholzen, sondern sachlich und niemals<br />

unter der Gürtellinie zu argumentieren. Damit ist für die<br />

Mandanten in aller Regel mehr zu erreichen. Ich denke doch,<br />

dass dies anerkannt wird und ich dadurch nicht zum roten Tuch<br />

geworden bin.<br />

Sie haben im Jahr 2010 einen Kommentar zum PBefG mit<br />

685 Seiten herausgegeben. Wie kam es dazu?<br />

Tja, ein mir gut bekannter Journalist einer <strong>Taxi</strong>-Fachzeitschrift,<br />

der meine gewerbepolitischen Aktivitäten und mein Interesse<br />

am PBefG kannte, hatte Kontakt zu einem juristischen Verlag,<br />

der Interesse an einem PBefG-Kommentar hatte, über den kam<br />

schließlich der Kontakt zum Verlag zustande und sodann der Vertrag<br />

für die Erstellung dieses Kommentars. Ich hatte zwar geahnt,<br />

dass dies erhebliche Arbeit werden würde, nicht aber, dass das<br />

im Ergebnis dann doch gut drei Jahre waren, bis der Kommentar<br />

druckreif war. Dieser Verlag wurde dann von einem größeren<br />

Verlag übernommen, bei dem es bereits einen Standardkommentar<br />

zum PBefG gab, es kam also zu keiner Neuauflage meines<br />

Kommentars mehr.<br />

Wagen Sie eine Zukunftsprognose für das (Münchner)<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe?<br />

Das ist schwierig, denn auch ich besitze keine Glaskugel, in der<br />

ich lesen könnte. Das <strong>Taxi</strong>gewerbe wurde nicht nur in <strong>München</strong><br />

immer wieder mal für tot erklärt und lebt doch noch – teils hustend,<br />

teils frisch und munter – weiter. Wenn sich die <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />

auf die sich immer wieder wandelnden Bedürfnisse der<br />

Kundschaft einstellen, etwa auch Bedürfnisse nach Inklusionstaxis<br />

erfüllen, nicht nur meinen, dass mit großen Limousinen<br />

und dem Flughafengeschäft Verdienst zu erwirtschaften wäre,<br />

wenn die <strong>Taxi</strong>fahrer qualifiziert und geschult werden und die<br />

<strong>Taxi</strong>zentralen das Ihre dazu tun, dass genügend Aufträge akquiriert<br />

werden, dann können – jedenfalls seriöse und transparent<br />

wirtschaftende – <strong>Taxi</strong>unternehmer weiter erfolgreich existieren<br />

und ihr Auskommen haben.<br />

Auch die Genehmigungsbehörden müssten das Ihre dazu tun,<br />

indem sie nicht transparent arbeitende Unternehmen aussortieren<br />

(ohne übers Ziel hinauszuschießen), die seriös wirtschaftenden<br />

Unternehmer zu unterstützen und auch die Konkurrenz des nicht<br />

mit dem Personenbeförderungsgesetz zu vereinbarenden Mietwagengewerbes<br />

– das ansonsten sehr wohl seine Berechtigung und<br />

sein Auskommen neben dem <strong>Taxi</strong>gewerbe haben soll – weiter<br />

ausreichend zu kontrollieren und im Griff zu behalten. Ich denke<br />

doch, dass Potenzial für ein wirtschaftlich erfolgreiches <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

weiterhin besteht. Das <strong>Taxi</strong>gewerbe sollte sich aber auch<br />

auf seine Qualitäten besinnen, diese erfolgreich anbieten und sich<br />

nicht im Klein-Klein und „Weiter so“ verlieren.<br />

Herr Bauer, herzlichen Dank für das Interview. Sie werden<br />

sicherlich auch weiterhin das <strong>Taxi</strong>gewerbe verfolgen. Wir<br />

von <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> wünschen Ihnen alles Gute für die Zeit<br />

ohne Mandate. <br />

jh<br />

TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2023</strong><br />

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