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201<br />
Schweinstall, die Gartenmauer, alles aus dem Boden gerissen, viel Rindvieh<br />
verstorben, viel Schwein ersoffen und sind ersoffen 445 Stück Schaaf. Die<br />
Ziegeln sogar auf den Häusern, und die Fenster in den Häusern verschmissen,<br />
dass keine mehr ganz geblieben“! In der gleichen Nacht wurde auch das Haus des<br />
Johann Peter Steinhauer 309 ein Opfer des nieder brausenden Hochwassers. Er hatte<br />
den Fehler gemacht, zu nahe an der breiten Bachfurt des Odenbachs zu bauen.<br />
Danach baute er auf den Hewwel!<br />
Auch entlang des Lautertals gingen die Gewitter nieder. Die Lauter schwoll sehr<br />
schnell an und wurde zum reißenden, unberechenbaren Fluss. Am Nachmittag<br />
gleichen Tags brach schreckliches Unglück über die Familie Johann Wilhelm<br />
Jung 310 von Kreimbach herein. Der älteste Sohn Johann Wilhelm Jung, geb. am<br />
23.7.1742, wollte ein Schaf aus der Lauter ziehen, dessen Fell und Wolle sich mit<br />
Wasser voll gesogen hatte. Schnell verlor er den Boden unter den Füßen. Er<br />
konnte nicht schwimmen, er schrie um Hilfe und ging unter. Seine Mutter, die<br />
53jährige Maria Susanna Jung, geborene Walter, eilte zu Hilfe. Verzweifelt,<br />
jede Angst überwindend, sprang sie in den Bach, aber auch sie war<br />
Nichtschwimmerin. Der reißende Fluss riss sie mit sich und sie ertrank ebenfalls.<br />
1780: Der Winter war kalt und schneereich. Der spätere Deputierte Johann<br />
Michael Zimmer, * 26.1.1748 heiratete am 13.2.1780 an seinem Heimatort<br />
Seelen Maria Elisabetha Geib (:* 23.4.1749) nicht wie geplant in der<br />
romantischen Rokoko Kirche zu Rudolfskirchen. Der Schnee lag so hoch, dass<br />
Pfarrer Vollmar das Paar in Seelen copulierte<br />
Klaus Knecht berichtet: „das Frühjahr 1780 begann mit einer anhaltenden<br />
Trockenheit, die den Odenbach zu einem Rinnsal austrocknen ließ und die<br />
Hefersweiler Mühle zum Erliegen brachte. Nur stundenweise konnte gemahlen<br />
werden, weil dem Mühlrad die nötige Wasserantriebskraft fehlte. Die Trockenheit<br />
weitete sich in den folgenden Jahren zu einer Dürreperiode aus. Zum Jahresende<br />
1780 ging es jedoch nochmals stürmisch zu. So lesen wir im Relsberger<br />
Kirchenbuch. Am 2 November 1780 ging Anna Ottilia Scheers des Wilhelm<br />
Scheers Ehefrau mit ihrem Sohn ins Feld an die Arbeit. Über der Arbeit wurde sie<br />
von einem heftigen Schlag gerührt, dass sie Knall und Fall tot zur Erde niederfiel,<br />
den 4ten wurde sie begraben, war alt 62 Jahr.<br />
Der Sommer 1783 war extrem lang und heiß. Keine Regenfälle. Der Odenbach<br />
und die Seitenbäche führten kaum Wasser, so dass die Müller von Rathskirchen<br />
und Hefersweiler ihre Mühlen stilllegen mussten. Die Ernte fiel dementsprechend<br />
erbärmlich mager aus. Der Herbst mit seiner geringen Obsternte brachte auch<br />
kaum Entspannung. So war für die nächsten Monate Schmalhans Küchenmeister<br />
angesagt. Wegen der geringen Erträge, blieben die meisten die Pacht und die<br />
Steuerzahlung ganz oder teilweise schuldig. Der Müller Jacob Frank musste<br />
während der Odenbach und somit der Mühlbach wenig Wasser führten, bei<br />
weniger wasserarmen Mühlen mahlen lassen.<br />
309 ) Johann Peter Steinhauer, Drehermeister, * 10.8.1723 in Wiesweiler, > 4.12.1795,<br />
Stammvater der Hefersweiler Steinhauers und Armbrusts!<br />
310 ) Johann Wilhelm Jung oo 11. April 1741 Maria Susanna Walter, * 24.1.1723 in Kreimbach,<br />
der älteste Sohn Johann Wilhelm Jung * 23.7.1742 ertrank am 17. Juli 1776 in der Lauter<br />
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Der Winter von 1783/84 war jedoch extrem kalt und sehr schneereich. (wie ab<br />
1776 – 1780). Der tagelange Schneefall setzte Weihnachten 1783 ein. An einem<br />
Tag fielen sogar 45 cm Schnee. Am 15 Januar 1784 lagen in Seelen 4 Schuh und<br />
9 Zoll = 1,54 m Schnee. Drei Monate lang sei der Mühlteich in Rathskirchen bis<br />
auf den Grund zugefroren gewesen. Der Winter war so verheerend, dass die<br />
Bauern teilweise Stroh von ihren Dächern holten, um ihre Tiere zu füttern.<br />
Johann Michel Klein aus Relsberg arbeitete als Mühlknecht in Wolfstein. Die<br />
Kälte, abwechselnd Tauwetter, der einsetzende Eisgang gefährdeten das Mühlrad<br />
und das Mühlwerk der Wolfsteiner Mühle. Johann Michel Klein aus Relsberg<br />
wollte an der laufenden Mühle das Eis von der Staumauer weghacken. Glatteis<br />
und mangelnde Vorsicht führten zu einem schrecklichen Unfall Klein rutschte<br />
aus und wurde vom Mühlrad erfasst. Keiner konnte mehr helfen. Das sich<br />
kraftvoll drehende Mühlrad zerdrückte seinen Körper gegen den ausgemauerten<br />
Boden. Klein war sofort tot und sein Leichnam war entsetzlich „zerstückelt“. Joh.<br />
Christian Vollmar schrieb ins Relsberger Sterberegister: „Am 20ten Jänner 1784<br />
wurde Johann Michael Klein in Wolfstein begraben, nach dem er den Tag vorher<br />
durch das Eis unter das Mühlrad gekommen und verstückelt wurde“.<br />
Der krasse Wärmeeinbruch und Wetterumschwung am 27. und 28. Februar 1784<br />
mit seinen starken Regenfällen brachten abwechselnd starken Eisgang und große<br />
Überschwemmungen 311 im engen Tal mit sich. Schlamm, Geröll, Wasser setzten<br />
den Mühlen erheblich zu. Es wird berichtet, dass der Müller Frank drei Jahre lang,<br />
nicht die Pacht hätte bezahlen können. Er musste zudem einen Kredit aufnehmen,<br />
um die Schäden beheben zu können. Die Arbeiten zogen sich bis zum Sommer<br />
hin.<br />
Der Ablauf der Katastrophe wurde minutiös von verschiedenen Beobachtern an<br />
verschiedenen Orten der Kurpfalz zeitgleich festgehalten. Deurer beschreibt den<br />
Ablauf in Heidelberg wie folgt:<br />
„ Es war indessen Donnerstag, den 26ten Hornung, (26.2.1784) abends, dass<br />
diesmal Lärm geschlagen und geschossen wurde, indem das Wasser schon sehr<br />
jählings zu steigen anfing... Alle Straßen wurden mit Pechkränzen beleuchtet und<br />
überall starke Wachen zur Beobachtung des Wassers und Eises gehalten. Gegen<br />
12 Uhr war wieder Ruhe, in der Stadt ging man schlafen. Verschiedene Herren<br />
waren noch bis 2 Uhr nachts auf der Brücke. Und weil sie vermuteten, dass sich<br />
noch nichts ereignen würde, verließen sie diese wieder. Es war aber kaum Freitag,<br />
morgens um 5 Uhr, so donnerten ferne Schüsse, sogleich fiel in der Stadt ein<br />
Schuss auf den anderen, die Glocken läuteten zum Sturm, die Trommeln lärmten.<br />
Alles erwachte. Man nahm eine kaum merkbare Bewegung des Eises wahr,<br />
welches sich in seiner ganzen Masse ein Stück Weges sanft fort schob, die<br />
gedeckte Brücke wie einen Federballen von den Pfeilern, im dem Eise aufrecht<br />
stehend, langsam mit sich hinweg führte. Und zwar ein Stück bis gegen<br />
311 ) Der erste starke Eisgang in Heidelberg war zeitgleich auch am 18.1.1784. Noch hielt diese<br />
wunderschöne Sandsteinbrücke. Noch Ende Februar 1784 wehrte sich die Bevölkerung<br />
vergeblich mit Sprengungen gegen die Eisbarrieren. Das zerstörerisches Gemisch aus<br />
entwurzelten Bäumen, mitgerissenen Balken und meterdicken Eisschollen drückte gegen die<br />
Brückenbögen und brachte sie am 26. Februar sieben von ihnen zum Einsturz, wie auf dem<br />
Gemälde von Ferdinand Kobell zu sehen ist. (Rüdiger Glaser, Klimageschichte<br />
Mitteleuropas, Primus Verlag, Darmstadt 2001, S.207)
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Neuenheim, wo es mitten im Neckar stehen blieb, ein Stück bis an das Magazin<br />
und ein Stück wieder aufwärts. Zur gleichen Zeit wurden einige ansehnliche<br />
Gebäude teils weggerissen, teils sehr beschädigt... Die Brückenstücke wurden<br />
zertrümmert, fortgetrieben. Die Mühlen stürzten ein. Die Neumühle ganz. Der<br />
Müller, der sie erst neue erbaut hatte, wurde ein blutarmer Mann. ...“ 312<br />
Das Hochwasser von 1784 war wohl das Schlimmste der letzten 500 Jahre.<br />
1784 Alles hatte sich gegen unsere Bevölkerung verschworen. Petrus strafte<br />
alle; nun folgte im Sommer die schlimmste Dürre. Das Wasser blieb aus, die<br />
Felder verdorrten. Angesichts der amtlichen Schilderungen der damaligen<br />
trostlosen Verhältnisse ist es kaum vorstellbar, dass die Einwohner nicht<br />
hungerten. Selbst die sonst so strenge Herrschaft hatte ein Einsehen und gewährte<br />
Stundungen, Befreiungen. Aber es kam viel schlimmer,<br />
am 28. Juni 1785 brach über Mitteleuropa, auch im mittleren Odenbachtal mit<br />
den Schwerpunkten Hefersweiler und Niederkirchen eine regelrechte Sintflut<br />
herein, die die beiden Dörfer wieder unter Wasser setzte und unermesslichen<br />
Schaden anrichtete. Eine riesige Auswanderungswelle setzte ein. Die Familien<br />
Eisenlöffel, Greilach, Demant, Welker, Dech und Schwarz verließen das<br />
Odenbachtal 25 Taglöhner seien damit beschäftigt gewesen, den Mühlgraben,<br />
den Mühlteich von Schlamm, Sand und Geröll zu befreien. Müller Frank bat um<br />
Pachterlass, aber die Obrigkeit reduzierte den Pachtzins nur um die Hälfte.<br />
1789: Der Sommer war wieder extrem trocken. Von Mitte Mai bis Ende Juli<br />
regnete es wochenlang nicht. Das Korn vertrocknete, Gras und Klee wuchsen<br />
nicht. Die katastrophale Folge: eine erschreckend geringe Ernte, kaum Heu und<br />
Stroh musste für viel Geld, das nicht vorhanden war, gekauft werden. Der<br />
Hefersweiler Müller Frank teilte mit allen Bauern das Schicksal der<br />
Ernteausfälle. Die Meisten hatten größte Schwierigkeiten, ihre Familie und die<br />
Tiere durch den Winter zu bringen. Die guten Erntejahre 1790 und 1791 brachten<br />
zwar etwas Entlastung, aber das Horrorjahr 1793 machte alle Hoffnungen<br />
wieder zunichte.<br />
1793: Ein Jahr voller Gegensätze. Der Juli war äußerst heiß und trocken. Die<br />
Menschen suchten Abkühlung. Die Jugend ging zu den nahe liegenden Weihern<br />
und tobte dort herum. So auch am 14ten Juli. Die Otterberger trafen sich am<br />
Lanzenbrunner Weiher. Das Unglück wollte es. Joh. Nicolaus Linn verlor die<br />
Füße unterm Boden Er fiel und ging unter. Der 22jährige Nichtschwimmer hatte<br />
keine Chance, er ertrank. Zwei Tage später wurde er beerdigt. Auch die folgende<br />
Geschichte ist dem Sterberegister des lutherischen Kirchenbuchs Otterberg<br />
entnommen:<br />
Den 15ten Juli gab der Königlich Preußische Inspektor von der Mehl Kolonne<br />
Christian Braun nach einem kalten Trunk in äußerster Hitze seinen Geist<br />
plötzlich auf und ist am Schlag und Steckfluss dieser Train Inspector beym<br />
Königl. Proviant Fuhrwagen gestorben. War aus Eggersin in Pommern gebürtig,<br />
52 Jahre alt. 34 Jahre diente er als Wachtmeister beim Hochl. Kurland Regiment<br />
312 ) Rüdiger Glaser, a.a.O, Seite. 205 ff.<br />
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von Wollfrath und 1 Jahr als Train Inspektor dem König von Preußen. Am 17. Juli<br />
wurde er cum pompa (mit großen militärischen Ehren) in Katzweiler beerdigt.<br />
Im Herbst dagegen regnete es, was die Wolken so hergaben. Ein Regenschauer<br />
folgte dem anderen. Tagein, tagaus, so wie es wohl nur alle 100 oder 200 Jahr<br />
wieder vorkommt. Auch im November gab es schwere Regenfälle, die die Täler<br />
unpassierbar machten. Die franz. Truppen unter dem 25jährigen General Lazare<br />
Hoche versuchten dennoch am 26. November 1793 an mehreren Stellen mehrmals<br />
vergeblich das überflutete Lautertal zu überqueren. Sein Ziel war es, die<br />
deutschen Alliierten, unter preuß. Führung anzugreifen, die sich auf dem lang<br />
gestreckten Bergrücken zwischen dem Schlachtenturm in Morlautern bis rüber<br />
zur heutigen Wohnsiedlung Husarenäcker verschanzt hatten. Erst nach dem die<br />
Pioniere befehlsgemäß zwei Brücken 313 errichtet hatten, konnte er seinen Angriff<br />
starten.<br />
6.26. Dorfschultheiß Johannes Mangold<br />
Nach 1648: Irgendwann wohnten wieder ausreichend Menschen in Erlenbach, die<br />
ihr Auskommen hatten. Mit den Menschen kam der Neid, der Ärger mit dem<br />
Nachbarn, selbst unter Verwandten flogen die Fetzen. Da blieb nur eins, der Staat<br />
schaffte Ordnung und Rechtssicherheit. Das kurpfälzische Oberamt in<br />
Kaiserslautern fasste Morlautern und Erlenbach zu einer Verwaltungseinheit<br />
zusammen. Der erste uns bekannte Erlenbacher Schultheiß war Caspar Becker.<br />
Am 14.3.1688 war er der erstgenannte Pate bei der Kindtaufe seines Neffen<br />
Johann Caspar Steinmetz in Wörsbach. Um 1700 war Joh. C. Becker noch im<br />
Amt und Würden. Denn seine Tochter NN heiratet am 2. Juli 1700 David<br />
Schönbeck, Sohn des Wilhelm Schönbeck aus Morlautern 314 . Leider sind unsere<br />
Kirchenbücher lückenhaft, so dass wir nicht wissen, wann Caspar Becker starb.<br />
Um 1720 bestellte das kurpfälzische Oberamt den Erlenbacher Johannes<br />
Mangold zum gemeinsamen Schultheißen von Morlautern und Erlenbach. Ihm<br />
standen zwei ehrbare Bürger zur Seite, die das Amt der Gerichtsschöffen<br />
begleiteten. Johannes Mangold war eine sehr einflussreiche Persönlichkeit mit<br />
weit reichenden Kompetenzen Das Aufgabenfeld des Schultheißen Johannes<br />
Mangold war umfassend. Er führte die Landesgesetze aus und bildete somit die<br />
Exekutive, wie wir heute sagen. Er managte vielfältige kommunale Aufgaben und<br />
erfüllte gleichzeitig teilweise die Aufgaben heutiger Notare. Unter anderem war<br />
er zuständig für die<br />
• Einhaltung der Dorfordnung. Die Schultheißen bestellten auf Zeit die<br />
Kuh- und Schweinehirten und engagierten die Schäfer. Die<br />
Jahresverträge mussten verlängert oder ein anderer Hirte verpflichtet<br />
werden. Die Schäferhütten waren wie das Armenhaus eine kommunale<br />
Einrichtung. Die Beweidung war systematisch und geschah im<br />
Einvernehmen mit den Bauern (Ackerern), den Grundstücksbesitzern.<br />
313<br />
) Die erste Brücke war zwischen Katzweiler und Sambach und die zweite zwischen Erfenbach<br />
und Otterbach<br />
314<br />
) Sie starb vor 1714, denn der Witwer Schönbeck heiratete am 10.1.1714 wieder. !
205<br />
• Anschaffung und Haltung des Dorfstieres, Fassel genannt. Der Halter<br />
bekam eine jährliche Gebühr für Futter, Arbeit und Risiko.<br />
• Handhabung der Polizei-Verordnungen. Dazu gehörten die<br />
Überwachung der Schulpflicht bis zum 12. Lebensjahr und die<br />
Einhaltung des Konfessionsalters von 14 Jahren. Schon früher konnten<br />
die Zecher nicht unbegrenzt im Wirtshaus sitzen, die Einhaltung der<br />
Polizeistunde wurde mit Argusaugen überwacht.<br />
• Schulgebäude und deren Einrichtung. Sie waren Gemeindesache. Die<br />
Schulhaus- Glocke erfüllte vielfältige Zwecke und das Läuten musste<br />
organisiert sein. Die Schuldiener bzw. Schulmeister jedoch wurden von<br />
der Landeskirche bestellt und von dem zuständigen evang. reformierten<br />
(auch lutherisch) Otterberger Pfarrer überwacht. Zur Schule gehörte ein<br />
Schulgarten, aus dem heraus sich die Lehrerfamilie versorgte.<br />
• Aufsicht über die Wege und Stege. Dies schloß natürlich die Pflege,<br />
und die Reparaturen mit ein.<br />
• Führung des örtlichen Lagerbuches, dem Vorläufer des Grundbuches<br />
• Beurkundung der Grundstücksverträge und der hypothekarisch<br />
abgesicherten Kredite. In diesem Zusammenhang fiel der Gottespfennig<br />
an, eine Gebühr von 2 Kreuzern, die der Pfarrei zufloss.<br />
Wahrscheinlich finanzierte sich die Almosenkasse teilweise aus dieser<br />
„Grunderwerbsteuer“. Der Schultheiß und seine Schöffen<br />
unterschrieben diese Grundstücks- und Kreditverträge mit.<br />
• Die Schultheißen überwachten die Ausführung der herrschaftlichen<br />
Befehle, wie z.B. das Läuten der Hochzeitsglocken aus Anlass einer<br />
kaiserlichen Hochzeit<br />
• Die Besteuerung der Untertanen, damals Schatzung (Schazung)<br />
genannt, sollte den unterschiedlichen Einkommen und Vermögen<br />
gerecht werden. Die Schultheißen erhoben Steuern und Pachtgebühren<br />
und trieben sie mitunter auch zwangsweise bei. In Erlenbach oblag dies<br />
von 1740 - 1768 dem Zehnt-Schultheißen („Cent-Schultheiß“) Joh<br />
Villiard.<br />
„In den Städten wie Kaiserslautern und Wolfstein hatte der Schultheiß,<br />
Bürgermeister und der Rath die niedere Gerichtsbarkeit inne In den Städten<br />
schien es unterschiedliche Rechte und Privilegien gegeben zu haben. Die<br />
ordentliche Bürgerliche Gerichtsverfassung sah die Kontraktschreiberei und<br />
Waisenschreiberei vor. Bachmann erklärt leider den Unterschied nicht (vgl S. 269<br />
oben) Dies war wohl eine Prozessordnung, die je nach Herkommen und<br />
Privilegien zuständig war.<br />
6.27. Schule & Lehrer Erlenbachs<br />
1558 packte Herzog Ottheinrich die Gründung, bzw. die Reform des<br />
Schulwesens an. Er ließ sich von Fachleuten beraten und berief Johann<br />
Marbach 315 von Straßburg, Hieronymus Pesold, Augustin Eck, Walter Drechsel,<br />
315 ) „Im Jahre 1564 wollte Herzog Wolfgang den ausgezeichneten Theologen Dr. Johann<br />
Marbach, Präsident des Kirchenkonvents in Straßburg zu seinem Kirchenrat und<br />
Generalsuperintendenten des Herzogtums Zweibrücken berufen, um dessen Dienste zur<br />
Überwachung der Kirchen- und Schulangelegenheiten und Abfassung der consilia theologies<br />
205
206<br />
206<br />
Cunman Flinsbach & Dr. Veit Ruder. Was dabei herauskam, war revolutionär.<br />
Das Schulsystem der Zweibrücker wurde in Deutschland richtungweisend. Jeder<br />
Ort erhielt eine Kinderschule, die später Volksschule genannt wurde. Sie bestand<br />
aus vier Klassen, damals Häuflein 316 genannt. Jede Gemeinde musste ein<br />
Schulhaus, nebst Türmchen für die Schulglocke errichten. Die Dörfer schafften<br />
außerdem eine Glocke an, die stündlich geläutet wurde. Sie bestimmte den<br />
Tagesablauf und war Orientierung. Bei Geburten, Hochzeiten, Tod und<br />
Beerdigungen erklang sie im bestimmten Rhythmus, so dass jeder Bescheid<br />
wusste. So hörte jeder, ob ein Mann oder eine Frau gestorben war. Bei Brand und<br />
Katastrophen läutete der Schuldiener Sturm und holte Hilfe herbei.<br />
In Bergzabern, Zweibrücken, Kusel & Meisenheim entstanden zudem höhere<br />
Trivialschulen. Sahnehäubchen waren die im Jahr 1559 eröffneten Gymnasien<br />
in Hornbach und zu Lauingen im Herzogtum Neuburg.<br />
Doch wer unterrichtete in den Volksschulen? Die Kirchenbehörden bestellten<br />
Schuldiener und Schulmeister. Der Schulunterricht war ein wichtiger Bestandteil<br />
des kirchlichen und somit täglichen Lebens. Von daher bot es sich an, erstmals<br />
Pfarramtkandidaten mit dem Unterricht zu beauftragen. Wie z. B. Johann Jacob<br />
Reuß. Er war erst mal mehrere Jahre Schulmeister, bevor die Kirchen- und<br />
Staatsverwaltung ihn zum Pfarrer in Geinsheim bestallte. Die Kurpfalz hatte<br />
wegen des verstaatlichten katholischen Kirchenvermögens ausreichend<br />
Finanzmittel, um die Schuldiener und Schulmeister nach damaliger Auffassung<br />
gut zu bezahlen. Die Stadt Landau errichtete 1527 die erste deutsche, lutherische<br />
Schule. Der deutsche Schulmeister hatte im Katechismus und im Lesen und<br />
Schreiben zu unterrichten. 20 Jahre später bestellte der Landauer Stadtrat noch<br />
einen Rechenmeister, der das Bildungsspektrum ergänzte.<br />
Sehr viel schwieriger war die Einrichtung des Schulwesens in der ärmeren West-<br />
und Nordpfalz. Aber gerade Pfalzgraf Johann Casimir forcierte und<br />
subventionierte sehr großzügig die Errichtung von Dorfschulen und die<br />
Einstellung von Lehrern durch erhebliche Zuschüsse. Zweibrücken war Vorreiter<br />
und verabschiedete die Polizeiordnung, die es ermöglichte Schulschwänzern vom<br />
Dorfbüttel vorführen zu lassen. Als wesentliches Erfordernis eines Lehrers wurde<br />
überall dessen Rechtgläubigkeit betrachtet. Dies ist mit dem Hintergrund der<br />
Reformation verständlich, als sich ehemalige katholische Priester und Mönche um<br />
einen Job bewarben, den sie innerlich aber nicht auszufüllen gedachten.<br />
Für die Zeit 1520 – 1600 ist wenig Material über die deutsche Volksschule<br />
erhalten. Dies beklagte schon Dr. Philipp Keiper 317 , der in 1892 die Ergebnisse<br />
seiner Forschungsarbeit veröffentlichte.<br />
6.28. Erlenbachs Lehrer im 18. Jahrhundert<br />
Es ist wohl nicht festgehalten, wann und wo in Erlenbach nach dem<br />
Dreißigjährigen Krieg wieder Unterricht gehalten wurde. Interpretationsfähige<br />
Aussagen finden wir in dem Sterberegister der reformierten Kirche.<br />
zu gebrauchen. Der Magistrat in Straßburg entließ jedoch Dr. Marbach nicht aus seinen<br />
Diensten“ und gestattete ihm nur, als Berater tätig zu werden Dr. Nathanel Schlichtegroll<br />
Herzog Wolfgang von Zweibrücken und Neuburg, München 1850, S. 22 ff.<br />
316 ) Originalschreibweise von 1557 aus der Kirchenordnung!<br />
317 ) Keiper, Philipp, Neue urkundliche Beiträge zur Geschichte des gelehrten Schulwesens im<br />
früheren Herzogtum Zweibrücken, Zweibrücken 1892, Pfalzbibliothek ZM 3726
207<br />
1728: am 15. Februar starb Valentin Caub, ehemaliger Schulmeister in Erlenbach<br />
, er hatte auch in und außerhalb der Pfalz an der Schule gedient. Er wurde alt 74<br />
Jahre, 3 Monate, 3 Wochen, er wurde am 17ten begraben<br />
1728, am 21ten März starb Maria Magdalena Caub, geborene Schüler, 2. Ehefrau<br />
des Schulmeisters Valentin Caub. In 1. Ehe war sie mit David Schreiber<br />
verheiratet. Sie wurde ungefähr 78 Jahr alt.<br />
Valentin Caub ist 1653/54 geboren und wanderte in die Pfalz ein. Egal wo er<br />
lebte, hatte er an der Schule gedient. Allerdings war er nicht mehr im Amt, als er<br />
verstarb. Denn der Pfarrer schreibt, der ehemalige Schulmeister. Schon vor<br />
seinem Tod hatte also der Erlenbacher Schultheiß im Einvernehmen mit dem<br />
zuständigen Pfarrer einen Nachfolger ausgesucht. Er hieß Jost<br />
Riemenschneider und war auch schon kein junger Mann mehr: 1740, 23.<br />
Oktober starb Jost Riemenschneider, reformierter Schulmeister in Erlenbach im<br />
Alter von 80 Jahren und 8 Monaten. Seine Frau war bereit am 5. Oktober 1733 im<br />
Alter von 77 Jahren verstorben. Sie stammte aus Metz und war eine geborene<br />
Lemmer, sie war also eine Hugenottin, die durch die Religionspolitik Ludwig<br />
XIV vertrieben worden war. Ihr Urenkel wurde 1823 wiederum Lehrer in<br />
Erlenbach<br />
1754: am 8.3.1754 starb Anna Catharina Schwed, Hausfrau des Hermann<br />
Schwed, Schulmeister in Erlenbach im Alter von 59 Jahren und 9 Monaten. Der<br />
Enkelsohn mit gleichem Namen Hermann Schwed wurde am 11. März 1777 im<br />
Erlenbacher Schulhaus mit Maria Sibylla, der Tochter des Wilhelm Schopp aus<br />
Erlenbach kopuliert 318<br />
Das Erlenbacher Kirchenbuch ist noch nicht vollständig ausgewertet. So könnte<br />
es wohl sein, dass Johann Peter Gutenberg aus der Heidelberger Gegend Jost<br />
Riemenschneider folgt. Vom Alter her, spricht nichts dagegen.<br />
318 ) Herzog, Heinrich, Otterberger Hochzeitsdaten, Seite 39, # 518<br />
207
208<br />
208<br />
Beschreibung des Fotos: Erlenbach erhielt 1830 den heutigen Friedhof. Der alte<br />
Friedhof erschien dem Gemeinderat als ideales Baugelände für das „neue“<br />
Schulgebäude. 1887 begann der Bau des obigen Schulhauses. Allerdings war der<br />
Neubau zuerst anderthalb stöckig. Die Bauzeit war zwei Jahre. Die Steine kamen<br />
aus dem Steinbruch Joseph Winter. Die Baukosten betrugen 21.150 Reichsmark<br />
und wurden durch einen 15jährigen Kredit finanziert. Ab 1923 musste das<br />
Gebäude aufgestockt werden, denn die Klassenmesszahlen wurden endlich<br />
herabgesetzt und 1926 wurde das 8. Schuljahr eingeführt. Die Baukosten<br />
übernahm das Arbeitsamt. Vier arbeitslose Erlenbacher Maurer und Steinhauer<br />
bekamen dadurch Arbeit.
Fortsetzung von Seite 275<br />
209<br />
1781: am 4.4.1781 starb Herr Johann Peter Gutenberg, reformierter<br />
Schulmeister in Erlenbach im Alter von 69 Jahren. Sein Nachfolger wurde sein<br />
Sohn Johann Wilhelm Gutenberg, der bis 1817 Lehrer in Erlenbach war. Joh.<br />
Wilhelm heiratete am 12.2.1782 Margretha Boos. Die Schwester Anna<br />
Katharina ehelichte am 22.1.1788 im Erlenbacher Schulhaus Nicolaus<br />
Knieriemen.<br />
1782, 12.2.1782: Johann Wilhelm Gutenberg, reformierter Schulmeister in<br />
Erlenbach wurde mit Margaretha Boos, Tochter des Otterberger Schulmeisters<br />
copuliert. Die Gutenbergs stammen aus Heidelberg. Wilhelm war 1816 noch im<br />
Erlenbacher Schuldienst tätig.<br />
6.29. Die mittlere Gerichtsinstanz in KL<br />
Die Land- und Stadtschultheißen standen unter der Aufsicht des Oberamtes<br />
Meisenheim. Für Beschwerden und Widersprüche konnte das Oberamt angerufen<br />
(= appelliert werden) Bei bürgerlichen Angelegenheiten konnte der Kläger<br />
alternativ das Oberamt oder den Stadtrat in Kaiserslautern anrufen. Beide<br />
Gremien waren für juristische Fragen mit Fachleuten besetzt. Bei dieser<br />
konkurrierenden Gerichtsbarkeit stand es dem Kläger frei, ob er in erster Instanz<br />
beim Oberamt oder vorm Stadt-Rechtsausschuss klagen wollte. Dies erkennen wir<br />
aus den Ratsprotokollen der Stadt Kaiserslautern 319 . Dabei stand es jedoch dem<br />
Oberamt frei, ob es die Klage annahm oder die Klage an den Stadtrat verwies.<br />
1566, Dienstag, den 10 Dezember sind die drei Flur und Waldschützen<br />
mit Namen Bernhardt Pfeil, Michael Schwein und Petter von Erlenbach<br />
einbestellt- und einvernommen worden, ihnen sämtlich und insbesondere<br />
Michel Schwein wurden die Leviten gelesen. Denn sie sollten treulich<br />
auf den Wald aufpassen. Sie waren aber pflichtvergessen und wären<br />
woanders gewesen. Das Ratsprotokoll hält fest, in neuerlicher Zeit sei<br />
wieder ein gesunder, guter Baum des Best Götzen ohne Bewilligung und<br />
Wissen des Waldmeisters zu Brennholz umgehauen worden. Den drei<br />
Waldhütern sei die gebührende Strafe auferlegt worden. Der<br />
Niederschrift ist nicht zu entnehmen, ob die Drei entlassen wurden.<br />
(Ratsprotokolle KL, Fall 119, gefunden von Herbert Schmelzer,<br />
Husarenäcker)<br />
1568, Dienstag, den 26. Oktober, Der Stadtrat verhandelte den<br />
schweren Sittenverfall eines ledigen Bender-Gesellen, der mit der ledigen<br />
Magd des Hans Melcher Hurerei begangen hatte Hurerei war damals der<br />
voreheliche Geschlechtsverkehr nicht Verheirateter. Der nicht genannte<br />
Geselle hatte vor der Verhandlung bereits 8 Tage im Turm gebüßt. Der<br />
Rat fällte folgendes Urteil: Die sittenlose Magd wurde aus der Stadt<br />
verwiesen und der Stadtrat beließ es bei der bereits abgesessenen Strafe.<br />
(Fall 209, Seite 66)<br />
319 ) Ratsprotokolle der Stadt Kaiserslautern 1566 – 1571, herausgegeben von Martin Dolch und<br />
Michael Münch, Kaiserslautern 2002, S. 48 ff<br />
209
210<br />
210<br />
1568, Dienstag, den 16 November. Herzog Wolfgang von Zweibrücken<br />
rüstete zu seinem Kriegszug, um den Hugenotten zu helfen 320 . Auch<br />
Kaiserslautern war davon betroffen. Aus Angst von dem franzosischen<br />
Herzog Aumale (Dumal) angegriffen zu werden, stellte die Stadt zwei<br />
gute Kundschafter an, die in Saarbrücken recherchieren sollten.<br />
Außerdem sollten die Wächter verstärkt aufpassen und das Kersttor neu<br />
besetzt werden. Die Wachstunden an den Toren wurden bis nach<br />
Mitternacht ausgedehnt.<br />
1568, Freitag, der 26. November: Bereits 10 Tage später hatte sich die<br />
politische und militärische Situation verschärft. „Dieweil die Gefahr vor<br />
der Tür, dass der Herzog von Aumale (Dumal) mit Heereskraft den<br />
Herzog und Pfalzgrafen Wolfgang (von Zweibrücken) überzieht“ und die<br />
Gefahr wuchs, vom Herzog Aumale überrollt zu werden, beschloss der<br />
Lautrer Stadtrat, die Bürgerschaft zu mobilisieren. Am kommenden<br />
Montag sollten die Bürger gemustert werden. Sie seien durch den<br />
Bürgereid und bei angedrohter namhafter Strafe dazu verpflichtet. Sie<br />
wurden zudem aufgefordert, das gesamte Brennholz und den Dung in die<br />
Stadt zu schaffen, (damit die Truppen des Gegners nicht so leicht einen<br />
Stadtbrand entfachen konnten). Am Montag den 6 Dezember<br />
verpflichtete der Bürgermeister die neu angeworbenen Kriegsknechte,<br />
wie es Brauch war. Am gleichen Tag beschwerte sich der Stadtschlosser<br />
Meister Hans Frei. Es sei ihm nicht zuzumuten, für die alte Besoldung<br />
weiter zu arbeiten. Außerdem leide er unter der Doppelbelastung.<br />
Einerseits soll er das marode Uhrwerk des Barfüßer-Ordens in Ordnung<br />
zu bringen, andererseits müsse er den Wachdienst schieben. Die<br />
Stadtoberen vertrösteten ihn. Er solle die Änderung der Uhr vornehmen<br />
und noch ein Jahr lang sein Bestes tun (a.a.O., S. 70 )<br />
1566, Freitag, den 24 Dezember. Bei der Musterung der Bürger ergaben<br />
sich erhebliche Ausrüstungsmängel Der Stadtrat beschloss entsprechend<br />
des Musterungsregisters die fehlenden Waffen auf der Frankfurter Messe<br />
zu kaufen.<br />
1569, Donnerstag, der 17. März. Herzog Hans Casimir hat auf Befehl<br />
unseres gnädigsten Kurfürsten und Herrn (Friedrich III. ), seines Herrn<br />
Vater den ehrsamen Rat und die von den Gemeinden aufs Schloß bestellt<br />
und daselbst durch den alten Marschall den Landschaden feststellen<br />
lassen, der durch das französische Kriegsvolk im Elsaß und Straßburg<br />
herum etliche Mitgliedern des Reiches erbärmlich überfallen, mir Mord,<br />
Brand und Raub ganz beschwerlich angegriffen hatte.<br />
Der Kurfürst war äußerst besorgt, der Franzos (Herzog von Aumale)<br />
könne von Metz aus auch auf Zweibrücken losgehen. Deswegen ordnete<br />
der Kurfürst in allen seinen kurpfälz. Städten und Flecken (Dörfern) an,<br />
alle seine Untertanen zu mustern. Es sollte aller zur Gegenwehr dienliche<br />
angeordnet und bestellt werden. Bereits sei in Germersheim und<br />
Billigheim einiges Kriegsvolk eingetroffen. Auch würden in wenigen<br />
Tagen 100 fremde Hakenschützen in Kaiserslautern zur Verteidigung<br />
320 ) Im Februar 1569 zog Herzog Wolfgang los = 3 Hugenottenkrieg. Herzog Wolfgang starb am<br />
11. Juni 1569 vor Limoges an den Spätfolgen eines schlecht ausgeheilten Beinbruchs von<br />
1566, den er sich im Türkenkrieg 1566 zugezogen hatte. (Wundbrand)
211<br />
ankommen. Die Stadt solle ihre Kosten für Speis und Trank übernehmen<br />
und ihnen ziemliche Pfennige geben.<br />
1570, Mittwoch, der 10. Mai. Die Familie Wentz aus Erlenbach klagte<br />
vor dem Stadtrat Lautern alte Rechte ein. Die Spitalverwaltung<br />
verweigerte der Familie Wentz die tägliche Weinration. Ihr standen ein<br />
Maß und ihm zwei Dreiling zu. Der Stadtrat fällte eine vorläufige<br />
Entscheidung, die der Protokollant wie folgt festhielt: „Ist ihm der<br />
Bescheid (gegeben) worden, man könne jetzt keine abschließende<br />
Abrede tun. Er soll eine kleine Zeit Geduld haben, bis die<br />
Gemeindeherren des Spitals zusammen gekommen seien. Soll ihm zu<br />
Wissen getan werden und alsdann, da man der Abrede zufrieden, soll es<br />
kein Mangel haben“ 321<br />
Die Stadtjuristen hatten die ganze Bandbreite von möglichen und unmöglichen<br />
Fällen zu beurteilen und Recht zu sprechen. So klagte die Familie Lindenmaier<br />
gegen den Nachbarn Guetfreund. Die Lindenmaiers beklagten, der Schornstein<br />
der Nachbarn sei viel zu niedrig und sie würden durch den stinkigen Rauch<br />
belästigt. Sie hätten mehrmals in aller Güte vergeblich versucht, den Nachbarn zu<br />
bewegen, den Kamin zu erhöhen. Sie verlangten, Guetfreund solle endlich seinen<br />
Schornstein höher aufmauern. Die Richter wurden aufgefordert, diesen Missstand<br />
in Augenschein zu nehmen. (Fall 120 + 545)<br />
„Der Ehebruch eines Verheirateten mit einer ledigen Person, also noch mehr die<br />
geringe Fleisches-Verbrechen, werden nicht peinlich (= strafrechtlich), sondern<br />
bürgerlich bestraft. Die Untersuchungskosten bestreitet der Landesherr aus seinem<br />
Aerarium, wenn der Missetäter nichts im Vermögen hat“. (Bachmann S. 270<br />
unten)<br />
Den Ämtern und Oberämtern oblag die Strafverfolgung und somit die<br />
Strafprozesse (damals peinliche Prozesse genannt). Kurfürst Friedrich. schaffte<br />
in seinem Herzogtum die Folter (= das hochnotpeinliches Halsgericht) nach 1754<br />
ab. Er stellte somit die uralten Gebräuche von Hofgerichts-Schöffen, Blut-<br />
Schöffen, Zeter-Geschrei, Beischaffung des Galgens, Rad, Ketten & Henker-Ims<br />
und dergleichen ab. Allerdings „waren die Grenzen des Territoriums auch die<br />
Grenzen der peinlichen Gerichtsbarkeit“. Mit anderen Worten, in Mainz und Trier<br />
wurde weiter gefoltert.<br />
Stellte der Förster (Forst-Bediente) den Forstfrevler, so wurde er „sofort“ in der<br />
Gegenwart des Amtmanns oder vor dem Oberamt bestraft. „Höhere Forst-<br />
Verbrechen, als Wild-Dieberei, Brandstiftung und dergleichen wurden von einer<br />
Forst-Kommission geahndet, die sich aus einem Juristen, Aktuaris (Schreiber) und<br />
einem Deputierten des Forstoberamtes zusammensetzten. (Bachmann S. 271)<br />
Die dritte Instanz in dem Kurpfälzischen Rechtsstaat war das Ober-<br />
Appellationsgericht. Nach der Heidelberger Prozessordnung reichte das Oberamt<br />
den strittigen Fall an die Regierung weiter, die nach rechtlicher Würdigung den<br />
Fall dem Appellationsgericht zur Entscheidung übergab. Es hätte aber auch Fälle<br />
gegeben, dass sich die klagende Partei die Überlassung der Akten gewünscht<br />
hätte, statt das Ober-Appellationsgericht anzurufen. „Um in der Justizpflege die<br />
möglichste Unparteilichkeit zu zeigen, wird solches zwar erlaubt“. Der Appellant<br />
musste dann aber seine Verzichtserklärung auf Berufung beeiden, um nachher<br />
321 ) Protokollbuch der Stadt, # 546, gefunden von Herbert Schmelzer, Husarenäcker<br />
211
212<br />
212<br />
niemanden ungerechterweise wegen Rechtsbeugung beschuldigen zu können.<br />
„Bei Revision und allen wesentlichen Teilen des Prozesses würde die Kammer-<br />
Gerichts-Ordnung zum Grunde gelegt werden“. Bei Streitigkeiten wie z.B. mit<br />
der angrenzenden Reichsgrafschaft Sickingen 322 war logischerweise das<br />
Reichsgericht zuständig, wenn eine gütliche Einigung nicht möglich war<br />
6.30. Wo ist unser Grundbuch von 1740<br />
hingekommen?<br />
Auch im Mittelalter verlangte die Rechtssicherheit die Einführung des<br />
Lagerbuchs/ Saalbuchs. Wir vermuten, dass auf einem Reichstag<br />
dementsprechende Empfehlungen ausgearbeitet hatten. Fakt ist, dass 1557 in der<br />
Kurpfalz, in Stetten es bereits ein Saalbuch gab (Quelle VG Göllheim, Archiv<br />
Albisheim, # 35). Im unseligen 30jährigen Krieg ging viel verloren, so auch viele<br />
Akten aus der Zeit vor 1648. Aus welchem Jahrhundert das 1990 noch in<br />
Privathänden des Landwirten von Wächter vorhandene Saalbuch stammte, lässt<br />
sich leider nicht mehr feststellen. Nur die Eintragungen könnten darüber<br />
Auskünfte geben. Schade dass die Autoren der Ortschronik Morlautern nicht den<br />
Mut hatten, die Herausgabe des Lagerbuchs gerichtlich einzuklagen.. Aber wir<br />
wissen mit absoluter Sicherheit, 1740 existierte eins. Joseph Lorenz<br />
veröffentlichte 1993 die Ortschronik Morlautern. Im Zuge seiner Recherche fand<br />
er das gemeinsame Lagerbuch der Gemeinden Erlenbach und Morlautern aus<br />
dem 18. Jahrhundert. Nach seinen Aussagen war es ein dickes Buch. Dies ist kein<br />
Wunder, denn um 1830 existierten in Erlenbach mehr als 1.350 Grundstücke.<br />
Dieses Lagerbuch war 1793 im Hause des damaligen Schultheißen. Als die<br />
Franzosen im Januar 1794 Morlautern besetzten, warfen sie die alten Dokumente<br />
und das Lagerbuch aus dem Fenster. Sie machten Feuer und warfen die<br />
Dokumente in die Flammen. Das dicke Lagerbuch überstand dies alles. Es war<br />
danach 200 Jahre in Sicherheit. Die nächsten Bürgermeister hüteten diesen Schatz<br />
wie ihren Augapfel Irgendwann nahm der Morlauterer Bürgermeister von<br />
Wächter dieses Lagerbuch mit nach Hause, bevor es weggeworfen wurde. Joseph<br />
Lorenz musste bitten und betteln, bis er sich einige Kopien aus dem „privaten“<br />
Lagerbuch machen durfte, denn der Besitzer machte. Eigentumsansprüche<br />
geltend. Nun wollte ich Einblick nehmen und dieses Buch fotografieren 2005:<br />
Aber nun ist es weg, nicht mehr auffindbar!<br />
Aus dem Wenigen können wir folgendes rekonstruieren.<br />
Die Husarenäcker existierten bereits 1741. Die Äcker erhielten also nicht erst<br />
1793 ihren makabren Namen, sondern schon sehr viel früher. Wir halten es nicht<br />
für ausgeschlossen, dass sich im Dreißigjährigen Krieg dort ein schreckliches<br />
Reitergemetzel abspielte.<br />
322 ) Bachmann formuliert: „vermög des erhaltenen uneingeschränkten Privilegiums und der<br />
Kaiserlichen Wahl-Kapitulation bei dem Ober=Appellations=Gericht Prozessus“
213<br />
1741: 27. Juli Auf diesen Husarenäcker hatte die Witwe des Stephan Villiard<br />
(Veillard) ein Grundstück. Es war 1 Morgen und 4 Ar groß. Einerseits lag es am<br />
Waldrand, andererseits grenzte es an das Grundstück des Peter Schneider.<br />
Johannes Mangold aus Erlenbach war jahrelang Schultheiß der Doppelgemeinde<br />
Morlautern – Erlenbach.<br />
6.31. Erlenbacher Familiennachrichten 1750 - 1795<br />
1750: Hermann Heyel von Otterbach und Margretha Schuff vom Reichenbacher<br />
Hof wurden verheiratet. Sie hatten sich vor ihrer Ehe fleischlich vermischt. Ihr<br />
Kind wurde 14 Tage vorher getauft. Ihr Sohn Johann Daniel oo 20.2.1787 die<br />
Christina Haffner aus Erfenbach.<br />
1751, am 9.1.1751 wurde Michael Fuhr, Sohn des verstorbenen F. Fuhr von<br />
Stockborn mit Anny Margretha Simgen, Tochter des Nicolaus. Simben von<br />
Morlautern kopuliert.<br />
213
214<br />
214<br />
1751, 2. November: Der Witwer Johann Paul Knieriemen heiratete Maria<br />
Elisabetha Schneider, Tochter des David Schneider von Erlenbach (Seine 1. Ehe<br />
mit Maria Elisabetha Knieriemen war am 1. Februar 1729<br />
1752, am 3.9.1752 wurde Catharina Elisabetha Braunbach von einem Ast am<br />
Baum erschlagen. Sie wurde laut lutherischem Kirchenbuch am 30.3.1746 in<br />
Erlenbach geboren und ist die Tochter des Johann Conrad Wilhelm Braunbach.<br />
1753: 6.3.1753 Johannes Simgen, Sohn des † Heinrich, Einwohner von<br />
Morlautern (verstorben am 12.1.1743 im Alter von 30 Jahren und 1 Monat)<br />
ehelichte Catharina, Tochter des † Ludwig Simgen, Einwohner von Morlautern,<br />
der am 11.12.1740 im Alter von 40 Jahren und 5 Monaten verstorben war.<br />
(Cousin & Cousine) Catharina Simgen heiratete in 2. Ehe am 28.4.1767 den<br />
Johann Henrich Kunz aus Mölsheim. Der Witwer Kunz ehelichte in Erlenbacher<br />
Schulhaus am 13.8.1775 Susanna Stutzenberg, Tochter des verstorbenen Valentin<br />
Stutzenberger von Stockborn.<br />
1754: am 8.3.1754 starb Anna Catharina Schwed, Hausfrau des Hermann<br />
Schwed, Schulmeister in Erlenbach im Alter von 57 Jahren und 9 Monaten.<br />
(siehe Heinrich Herzog, Otterberger Sterbeakten, S. 80)<br />
1754: am 30.4.1754 wurde Georg Simgen, Sohn des verstorbenen Heinrich<br />
Simbgen aus Morlautern mit Maria Magdalena Tochter des Theobald<br />
Knieriemen, GM in Erlenbach, kopuliert.<br />
1754: am 16.12.1754 starb N Mörsch, die Witwe des Caspar Mörsch aus<br />
Erlenbach im Alter von 69 Jahren! Ihr Sohn Johann Peter war Soldat des<br />
Kurfürsten, im Range eines Corporals. Er starb 26 jährig am 9.10.1749<br />
1755: am 15.11.1755 wurde Nicolaus Simbgen (Simgen,) aus Morlautern mit<br />
Maria Catharina Tochter des Peter Knieriemen aus Erlenbach kopuliert. Das Paar<br />
lebte dann in Erlenbach. Er starb am 2.2.1770, sie am † 16.8.1785 im Alter von<br />
52 Jahren<br />
1756: am 27.4.1756 wurde Hermann Knieriemen, Sohn des verstorbenen N. K,<br />
gewesener GM in Erlenbach mit Susanna Catharina, Tochter des Schultheißen<br />
Simbgen von Morlautern kopuliert.<br />
1756 21. September heiratete Conrad Metz, Witwer und GM von Erlenbach die<br />
Anna Maria Knieriemen, Tochter des Peter Knieriemen, GM in Erlenbach. Seine<br />
erste Ehe war am 18.8.1733 mit Anna Barbara Simbgen von Morlautern<br />
1758, 28. Mai, Theobald Knieriemen, Sohn des Leonhard Knieriemen, GM in<br />
Erlenbach heiratete Johanna, Tochter des Albin Burckardt, GM in Dörrenbach.<br />
Er ging am 26.4.1764 mit Anna Catharina, der Witwe des Nicolaus Knieriemen<br />
die zweite Ehe ein.<br />
1760: 3.2.1760 starb Margretha Knieriemen, Witwe des Theobald Knieriemen<br />
im Alter von über 80 Jahren.<br />
1760, am 4.3.1760 starb Theobald Knieriemen, GM in Erlenbach. Seine Witwe<br />
Appolonia † 18.3.1761<br />
1760: 2.11. wurde Johann Leonhard Knieriemen, Sohn des Johannes<br />
Knieriemen und seiner Ehefrau geboren und am 4.11 getauft. Taufzeugen sind<br />
gewesen: Leonhard Haffner und Maria Catharina seine Hausfrau und Anna<br />
Appolonia, Theobald Knieriemens Gemeinsmann hinterlassene Wittib
215<br />
1762, am 24.10.1762 starb Johann Georg Simbgen, GM aus Erlenbach im Alter<br />
von 35 Jahren. (1760 wurde er bei der Taufe der Zwillinge Johann Conrad &<br />
Maria Philippina Korn als Schultheiß von Mohrlautern genannt).<br />
Jahr 1763:<br />
• am 24. Januar starb Maria Sabina Schopp, geb. Rupp, Ehefrau des<br />
Wilhelm Schopp aus Erlenbach im Alter von 56 Jahren. Sie hatten am<br />
18.6.1726 geheiratet.<br />
• 12. Februar, Heinrich Jost von Obermehlingen heiratete Anna Margaretha<br />
Haffner, Tochter des Leonhard, GM von Erlenbach<br />
• am 30. Januar starb Maria Elisabetha Heyl, geborene Haffner, die<br />
Hausfrau des Nicolaus Heil von Otterbach, alt 54 Jahre und 2 Monate<br />
• 13.6.1763 starb Abraham Eckel, Sohn des Peter Jacob aus Otterberg.<br />
Abraham war gemeiner Soldat im Efferichen Regiment gewesen.<br />
• am 20. July starb N. Simbgen, ein gemeiner Soldat, Sohn des Peter<br />
Simbgen, Schultheiß von Erlenbach<br />
1764, 26.April heiratete Theobald Knieriemen, Witwer von Erlenbach die Anna<br />
Catharina, Witwe des Nicolaus Knieriemen aus Erlenbach. → vgl. 28.5.1757<br />
1764, am 2.11. starb Susanna Catharina Herbach, eine Witwe, die sich bei dem<br />
Kuhhirten aufgehalten hatte.<br />
Jahr 1766:<br />
• 1766, 3. April Johann Bernhard Holstein heiratete Anna Catharina, die<br />
Tochter des Leonhard Caffitz (Kaffitz), Gerichtsmann von Erlenbach. Er<br />
starb am 5.8.1781 im Alter von 31 Jahren.<br />
• 1766, 22. Mai heiratete Nicolaus Schwem, Witwer und GM von<br />
Erfenbach die Charlotta Korn, Tochter des gewesenen Jacob Korn,<br />
Beständer zu Gersweilerhof<br />
• 1766, 13. Juni: Conrad Heimberger heiratete Maria Catharina Mangold,<br />
Tochter des Johannes Mangold, GM in Erlenbach. Er starb am 24.11.1777,<br />
sie † 16.1.1782, * 7.8.1745 (vgl luth. Kirchenbuch).<br />
Jahr 1767<br />
• 8.1.1767: Johann Jacob Korn, Sohn des verstorbenen Jacob Korn,<br />
Temporalbeständer auf dem Gersweilerhof wurde mit Sybilla, Tochter<br />
des Peter Knieriemen, Gemeinsmann aus Erlenbach kopuliert.<br />
• 1767: am 26.1.1767 heiratete Georg Adam Knieriemen, Sohn des Peter<br />
Knieriemen die Barbara Schaum, Tochter des † Caspar Schaum,<br />
Untertan in der Lampertsmühle. ( → Georg Adam † 26.5.1780<br />
• 1767, am 10ten Februar starb Paul Knieriemen von Erlenbach, (seine 1.<br />
Hochzeit war am 1.2.1729 mit Maria Elis Mangold)<br />
• 1767, am 24 April starb Leonhard Haffner aus Erlenbach.<br />
1768: Paul Knieriemen heiratete am 22. September im Erlenbacher Schulhaus<br />
Susanna, Tochter des verstorbenen Peter Korn! (Sie † 25.12.1780 )<br />
215
216<br />
216<br />
1769, am 9. Januar heiratete Peter Herbach im Erlenbacher Schulhaus die Maria<br />
Barbara Cherdron, Tochter des Jacob Cherdron aus Erlenbach (Er ist Sohn des<br />
Peter Herbach, der in zweiter Ehe 1729 die Christine Jung, Tochter des<br />
Erlenbacher Schäfers Balthasar Jung ehelichte) Peter Herbach starb am 9.3.1788<br />
in Erlenbach<br />
1769: am 13.2. starb Friederica Charlotta König (Koenig) Tochter des Pfarrers<br />
Johann König in Otterberg. Die Schwester Maria Elisabetha war am 7.12.1768<br />
gestorben.<br />
1769: 19.10.1769 fand man Adolf Keller auf dem Erlenbacher Feld. Nach<br />
geschehener Sektion (Obduktion) wurde er begraben.<br />
1769, am 24.11.1769 starb Jacob Bischoff, ein gemeiner Soldat im<br />
Rodenbach´schen Regiment.<br />
1770: 2.2.1770 starb Nicolaus Simbgen, GM in Erlenbach, der am oo 15.11.1755<br />
die Maria Catharina Knieriemen geheiratet hatte. Seine Frau † 16.8.1785<br />
1770, am 11.7.1770 starb der Totengräber Peter Bodevin, (Baudevin)<br />
1771: am 8.1.1771 wurde Adam Wagner von Rodenbach mit Anna Barbara<br />
Haffner von Erlenbach kopuliert.<br />
1772: 25.2. oo Theobald Knieriemen aus Erlenbach Margretha Schutzmann von<br />
der alten Glashütte.<br />
1772: Johann Villiard (Veillard), Hirte auf dem Gersweilerhof wurde mit<br />
Catharina Zahn, Tochter des Daniel Zahn, Hirte auf dem Schacherhof copuliert<br />
1772:am 20.10.1772 wurde Philipp Jacob Schilling, Schreinermeister geboren in<br />
Hof ( † 26.3.1775) mit Maria Juliana, Tochter des Johannes Profit, wallonischer<br />
Schuldiener kopuliert.<br />
1773, 25. Mai. heiratete Johann Leonhard Haffner, Sohn des verstorbenen<br />
Leonhard oo die Maria Christina Mangold, Tochter des Johannes Mangold, GM<br />
in Erlenbach. (vgl 4.5.1785.) Der Bräutigam starb am 21.1.1836 und Christina am<br />
† 30.11.1819<br />
1773: am 28.5.1773 stirbt Peter Knieriemen, GM aus Erlenbach<br />
1773, 9. November; Friedrich Dick, Sohn des Michael, Viehhirte in Alsenz<br />
wurde mit Anna Elisabetha, Tochter des Valentin Morscher Tagner in Erlenbach<br />
nach 3maliger Proclamation im Schulhaus Erlenbach copuliert. (Sie starb am<br />
29.12.1785 im Alter von 40 Jahren. Dick heiratete am 18.4.1786 zum zweiten Mal<br />
Anna Maria Margretha Heymann (Hömann) von Obersulzbach, die<br />
Eheschließung war auch im Erlenbacher Schulhaus). (Der Sohn aus dieser Ehe<br />
Johann Friedrich * 20.3.1815 oo 19.1.1847 Maria Catharina Barth).<br />
1774: am 23.3.1774 starb Georg Peter Simbgen, Schultheiß von Morlautern und<br />
Erlenbach.<br />
1775, 26.3.1775 starb Jacob Schilling, der am 20.10.1772 die Maria Juliana Profit<br />
geheiratet hatte.<br />
1775: 30.3.1775 starb Elisabetha Herbach, Ehefrau des N. Herbach aus<br />
Erlenbach!<br />
1775: am 27.12.1775 wurde Benedikt Becker, Sohn des gewesenen David<br />
Becker, Erbbeständer des Münchhofes bei Hochspeyer mit Susanna Christina
217<br />
Simbgen, Tochter des Nicolaus Simbgen aus Erlenbach im Erlenbacher<br />
Schulhaus copuliert.<br />
1776, am 22.1.1776 heiratete im Erlenbacher Schulhaus Conrad Schottinger,<br />
Sohn des Philipp Schottinger die Maria Catharina Caffitz, Tochter des Leonhard<br />
Kaffitz. Conrads Mutter starb 60jährig am † 20.6.1782<br />
1776, am 2. Juli (2.7.1776) starb in Erlenbach eine betagte Frau, die ihr Brot am<br />
Bettelstab suchte und sich beim dasiegen Schäfer aufhielt. Namens Christina<br />
Herbachin. (Sie könnte die 2. Ehefrau des Peter Herbach gewesen sein, die am<br />
22.2.1729 geheiratet hatte. Sie war übrigens eine geborene Jung, die Tochter des<br />
damaligen Erlenbacher Schäfers)<br />
1776: am 22.8.1776 heiraten in Erlenbach Wilhelm Schmitt von Alsenborn und<br />
Maria Elisabetha, Tochter des Theobald Schneider<br />
1777: am7.5.1777 heiratete Georg Samuel Strauß die Tochter des Johannes<br />
Mangold, Maria Elisabetha<br />
1779, am 21.2.1779 kam Maria Magdalena Korn auf dem Gersweilerhof auf die<br />
Welt. Ihre Eltern waren Jacob und Sybille Knieriemen. Maria Magdalena<br />
ehelichte am 23.11.1809 den Johann Adam Laudenbach, der am 1.12.1787 in<br />
Erlenbach das Licht der Welt erblickte.<br />
1780: am 26.5.1780 starb Georg Adam Knieriemen, Gemeinsmann aus<br />
Erlenbach. Er hatte am 26.1.1767 Barbara Schaum, Tochter des Caspar Schaum,<br />
Untertan in der Lampertsmühle geheiratet.<br />
1780: am 14.6.1780 starb der ledige Adam Knieriemen im Alter von 30 Jahren<br />
Das Jahr 1781<br />
• am 4ten April starb Herr Johann Peter Gutenberg, reformierter<br />
Schulmeister in Erlenbach im Alter von 69 Jahren. Sein Sohn Johann<br />
Wilhelm wurde sein Nachfolger. Er starb 1817 in Erlenbach.<br />
• am 18.5.1781 oo in Erlenbach Paul Knieriemen, Witwer die Maria<br />
Magdalena Cherdron aus Erlenbach<br />
• am 5ten August starb Bernhard Hollstein, Gerichtsmann in Erlenbach im<br />
Alter von 31 Jahren. (siehe oo 3.4.1766).<br />
• Catharina Strauß * 11.11.1781 Tochter der Eheleute Georg Samuel<br />
Strauß und der Elisabetha Mangold, die am 7.3.1777 in Erlenbach<br />
geheiratet hatten. Catharina oo am 19.1.1809 den aus Mehlbach<br />
stammenden Joh. Jakob Wilking * 1.9.1783<br />
1782, 12.2.1782: Johann Wilhelm Gutenberg, (Guttenberg) reformierter<br />
Schulmeister in Erlenbach wurde mit Margaretha Boos, Tochter des Otterberger<br />
Schulmeisters copuliert. Gutenberg stammt aus Heidelberg und war 1816 noch<br />
im Erlenbacher Schuldienst.<br />
1783: 25.2.1783 heiratete in Erlenbach Leonhard Knieriemen die Margretha<br />
Wilking von Mehlbach (siehe dortiges Sippenbuch; übrigens ihr gemeinsamer<br />
Sohn Leonhard * 1801 in Erlenbach oo 1.4.1826 Anna Margretha Haag aus<br />
Rockenhausen)<br />
217
218<br />
218<br />
1783: Catharina Magdalena Dick wurde am 28.5.1783 in Erlenbach geboren.<br />
Ihre Eltern Friedrich Dick, Viehhirte aus Alsenz & Anna Elisabetha Morsch †<br />
29.12.1785 → oo 9.11.1773<br />
1783: am 23.10.1783 kam in Erlenbach Jacobina Elisabetha Barth auf die Welt.<br />
Ihre Eltern waren Johann Michael Barth & Eva Fleck, die aus Mölschbach<br />
zugezogen waren. . Im Alter von 27 Jahren heiratete sie am 30.11.1811 Johann<br />
Nikolaus Zimmer * 2.7.1788 aus Oberarnbach.<br />
1784: 12.4.1784 starb Anna Margretha Altmaaß, geborene Knieriemen aus<br />
Erlenbach, die am oo 4.2.1738 Sebastian Altmaaß aus Sambach geheiratet hatte.<br />
Sie war lt KB 60 Jahre alt geworden.<br />
1784: 13.7.1784 ehelicht im Erlenbacher Schulhaus Johannes Karch von<br />
Morlautern die Maria Elisabetha Eicher von Hirschhorn.<br />
1784, am 29.7.1784 heiratet der ehemalige Mennonite Heinrich Galle, jetzt<br />
reformierter Religion die ledige Charlotta Wenzel von der Drehenthaler<br />
Glashütte.<br />
1785, am 4ten Mai (* 4.5.1785) wurde Elisabetha Haffner, Tochter des Leonhard<br />
Haffner und seiner Ehefrau Christina Mangold geboren, Die Eltern hatten am<br />
25.Mai 1773 geheiratet. (siehe oben). Elisabetha selbst heiratete am 9.2.1809<br />
Johann Heinrich Barth, der am 31.7.1773 in Mölschbach geboren wurde. Ihre<br />
Hochzeit wurde früh morgens um 4 Uhr im Rathaus in Kaiserslautern<br />
geschlossen. Elisabetha wurde 62 Jahre alt und starb am 10.11.1843, ihr Mann<br />
starb 4 Jahre vor ihr am 26.9.1839 im Alter von 66 Jahren.<br />
1785, 9.6.1785 oo am 9. Juni Johannes Mangold von Erlenbach heiratete Maria<br />
Magdalena Cherdron vom Münchschwander Hof. Ihr Sohn Johannes kam am<br />
29.5.1791 auf die Welt. Seine Hochzeit war am 15.10.1840 in Otterberg mit der<br />
aus Erlenbach stammenden Anna Maria Catharina Knieriemen, * 27.10.1805.<br />
1785: am 29.12.1785. Dezember starb Anna Elisabetha geb. Morscher, die erste<br />
Ehefrau des Friedrich Dick aus Erlenbach. Sie war 40 Jahre alt. (Diese erste Ehe<br />
war auch im Erlenbacher Schulhaus am 9.11.1773 geschlossen worden!) Der<br />
Witwer heiratete am 18.4.1786 die Anna Maria Margaretha Heymann von<br />
Obersulzbach.<br />
1786: 18.4.1786 heiratete der Witwer Friedrich Dick aus Erlenbach im Schulhaus<br />
Erlenbach Anna Maria Margretha Hoimann (Heymann) aus Obersulzbach.<br />
Dicks erste Ehefrau war am 29.12.1785 verstorben. Ihr Sohn Johann Friedrich<br />
kam am → 7.7.1790 auf die Welt!<br />
1786: 12.9.1786 Hochzeit im Erlenbacher Schulhaus: Johann Dietrich Schranz<br />
mit Katharina Haaß<br />
1787: am 20.2.1787 heiratete in Otterbach Johann Daniel Heil (Heyl) in erster<br />
Ehe Christina Haffner von Erfenbach. Diese Ehe wurde Ende 1793 geschieden.<br />
In 2. Ehe ehelichte Daniel die Anna Catharina Barth, * 9.10.1775 in Mölschbach.<br />
Die Familie Barth war inzwischen nach Erlenbach gezogen. Die Eheschließung<br />
war am 14.2.1794 im Erlenbacher Schulhaus. Ihre Eltern Johann Michael und<br />
Maria Eva Fleck hatten in Mölschbach geheiratet.<br />
1787, 13. November, der Witwer Johannes Löb wurde im Schulhaus Morlautern<br />
mit Philippina Anderist vom Hagelgrund copuliert.
219<br />
1787, * 1.12.1787 Laudenbach, Johann Adam, Sohn des Leinewebers Adam &<br />
und seiner Frau Elisabetha Thomann. Er heiratete am 23.11.1809 Maria<br />
Magdalena Korn, * 21.21.1779, Tochter des Joh. Jacob & Knieriemen Sybilla.<br />
1788: am 22.1.1788 wurde Nicolaus Knieriemen mit Anna Katharina<br />
Gutenberg(erin) im Erlenbacher Schulhaus kopuliert. Sie ist die Tochter des<br />
verstorbenen Schulmeisters. Ihr Bruder Johann Wilhelm oo 12.2.1782 Margretha,<br />
die Tochter des Otterberger Schulmeisters Boos.<br />
1788, am 15ten Hornung wurde Georg Michael Braunbach, der Wolfskreiser<br />
im Alter von 87 Jahren nach Erlenbach zur Erde bestattet. (luth. Kirchenbuch)<br />
1788: Dorothea Henrietta Ball erblickte am 14.11.1788 in Erlenbach das Licht<br />
der Welt. Ihr Vater war der Tagner Johann Peter Ball, ihre Mutter hieß Maria<br />
Elisabetha Hach. Dorothea ehelichte am 3. März 1814 den 2 Jahre jüngeren<br />
Johann Friedrich Dich, * 7.7.1790 in Erlenbach.<br />
Im Jahr 1789<br />
• am 21. April wurde Johann Leonhard Hollstein mit Anna Catharina<br />
Knieriemen im Schulhaus Erlenbach nach 3maliger Proclamation<br />
copuliert. (21.4.1789)<br />
• Doppelhochzeit zweier befreundeter Soldaten: am 2.6.1789<br />
• a) Cordier Conrad, Soldat = Gemeiner im Schwimheld´schen Regiment<br />
und Jacobina Ginsteinger<br />
• b) Faber, Bernhard, Gemeiner unter dem kurpfälzischen<br />
Schwimheld´schen Regiment und Charlotte Klein<br />
• am 19. Oktober wurde Adolf Keller tot auf dem Erlenbacher Feld tot<br />
aufgefunden und nach geschehener Sektion begraben.<br />
• am 4. Dezember kam Anna Margretha Knieriemen auf die Welt. Mit<br />
den Eltern Leonhard und Margretha Wilking freute sich die zahlreiche<br />
Verwandtschaft. Anna Margretha heiratete am 16.4.1811 Heinrich Eichert<br />
13.2.1789 aus Rohrbach<br />
1790, am 19. Januar (oo 19.1.1790) heiratete Jacob Herbach die ledige<br />
Elisabetha Margretha Knieriemen aus Erlenbach. Jacob Herbach verstarb am<br />
14.2.1839<br />
1790: am 7.7.1790 kam Johann Friedrich Dick auf die Welt. Seine Eltern waren<br />
das Tagelöhner-Ehepaar Johann Friedrich Dick und Margaretha Heymann. (1773<br />
war Joh. Friedr. Dick noch Viehhirte gewesen. Die Eltern hatten am oo<br />
18.4.1786 den ewigen Bund zur Ehe geschlossen). Gemäß Hochzeitsakt #<br />
64/1814 heiratete Joh. Friedrich Dick junior am 3.3.1814 die 25 jährige Dorothea<br />
Henriette Ball, die am 14.11.1788 in Erlenbach auf die Welt kam.<br />
1790 am 29.6.1790 heiratete Heinrich Haffner in Erlenbach die Philippina<br />
Knieriemen<br />
1790: 23.9.1790, heiratete Johannes Heuser, Witwer und Otterberger<br />
Löwenwirt die Maria Katharina Dick aus (Kusel)?<br />
1791: am 29.5.1791 kam Johannes Mangold auf die Welt. Er war der Sohn des<br />
Johannes Mangold und der Maria Magdalena Cherdron, die am 9.6.1785 den<br />
219
220<br />
220<br />
Bund der Ehe geschlossen hatten. Johannes junior heiratete am 15.10.1840 in<br />
Otterberg Anna Maria Catharina Knieriemen, * 27.10.1805 in Erlenbach<br />
1791: 7.6.1791, ehelicht der Witwer Johann Peter Kaffitz die Barbara Gnädig aus<br />
Neukirchen<br />
1791: am 13.9.1791 wird Johann Jacob Korn vom Gersweilerhof mit Christina<br />
Becker von Erlenbach copuliert<br />
1792: am 8.1.1792 wird Heinrich Mertz von Erlenbach mit Catharina Schneller<br />
von Münchweiler, katholischer Religion zu Erlenbach copuliert. Ihre Tochter<br />
Elisabetha Margretha kam am 27.9.1807 morgens um 4 Uhr auf die Welt, wie wir<br />
in der Geburtsurkunde 174/1807 lesen.<br />
1792: am 7.2.1792 heiratete Theobald Knieriemen von Morlautern die Carolina<br />
Korn vom Gersweilerhof. Ihr Sohn Theobald kam laut Geburtsurkunde am<br />
6.12.1807 nachts um 1 Uhr auf die Welt.<br />
1793: 22.1.1793 Peter Hafner (Haffner) oo Elisabetha Müller von der<br />
Gallapmühle. Hochzeit war im Erlenbacher Schulhaus<br />
1794: am 25.11.1794 heiratete Georg Haffner, ref. Wittwer, Bürger Erlenbachs<br />
die Catharina Magdalena Dietz, lutherisch, von Erlenbach.<br />
1794: 25.12.1794: die Hochzeit war in Otterbach: Valentin Lackmann, Sohn des<br />
Hermann Lacmann von Otterbach oo Anna Maria Knieriemen von Erlenbach<br />
1795: Hochzeit im Erlenbacher Schulhaus: Samuel Strauß, Witwer von<br />
Erlenbach oo Philippina Anderist, Witwe des Johannes Löb von Morlautern,<br />
beide reformiert. Ihre erste Heirat mit dem Witwer Johannes Löb war am<br />
13.11.1787 im Schulhaus Morlautern. Sie stammte lt Kirchenbuch aus dem<br />
Hagelgrund.<br />
1795: 13.1.1795 Hochzeit auf der Althütte, Philipp Schutzmann, Witwer wurde<br />
mit Barbara Knieriemen, ledig von Erlenbach kopuliert.<br />
6.32. Die Auswanderung in die Batschka 323 1783/84<br />
Die Habsburger hatten jahrelange Kriege gegen die Türken geführt und alle<br />
gewonnen, dadurch „befreiten“ sie große Landstriche. Aus ökonomischen,<br />
militärischen Gründen musste der riesige, menschenleere Donauraum wieder<br />
bevölkert, urbar gemacht werden. Der Bedarf an Menschen war so groß, dass die<br />
Regierung in Wien ein großzügiges, für deutsche Bauern und Handwerker<br />
lukratives Siedlungsprogramm auflegte. Werber mit weit reichenden Vollmachten<br />
traten ab 1781 auch im protestantischen Südwesten auf, nachdem in den letzten 30<br />
Jahren nicht ausreichend viele katholische Neubürger nach Österreich gezogen<br />
waren. Die Österreicher konnten sich frei in den süddeutschen Fürstentümern<br />
bewegen, denn damals bestand noch formal das „Heilige Römischen Reich<br />
Deutscher Nation“, deren Chef der österreichische Kaiser Joseph II. war. „Das<br />
von ihm erlassene Ansiedelungs-Patent vom 21. September 1782 wurde in vielen<br />
Tausend Exemplaren gedruckt und war – nicht zuletzt dank der Tätigkeit der<br />
323 ) Heffner, Angela, Tscherwenkaer Familien, Karlsruhe 2002, CD
221<br />
pfälzischen Werbezentrale in der österreichischen Grafschaft Falkenstein 324<br />
(Winnweiler) bald auch“ 325 in der ganzen Pfalz verbreitet. Durch die garantierten<br />
Zusicherungen malten sie die Zukunft der Auswanderungswilligen in rosaroten<br />
Farben. Paradiesische Aussichten, denn die Neubürger sollten frei und keine<br />
Leibeigenen mehr sein. Jeder Bauer, Siedler erhielt<br />
• den allgemeinen Hausrat,<br />
• vier Pferde und/oder 88 Gulden, Ackerland und ein genormtes<br />
Kolonistenhaus, 20 m x 6 m,<br />
• Anschubfinanzierungen, um den Winter 1785/1786 überstehen zu<br />
können,<br />
• Saatgut, Futter für die Tiere, um die Äcker in 1786 bestellen zu können,<br />
• Handwerker, wie Wilhelm Wilking aus Erlenbach, bekamen zudem<br />
pauschal einen Kredit von 50 Gulden zur Anschaffung von Werkzeugen.<br />
• Ein Pfarrer erhielt später die astronomische Summe von 50 Gulden pro<br />
Monat.<br />
So ist es nicht verwunderlich, dass innerhalb kürzester Zeit in den Krisenjahren<br />
1783/85 sich mehr als 10.000 Menschen aus Hessen, dem Rheintal, der Pfalz,<br />
Baden-Württemberg und dem Elsaß zur Auswanderung in die Batschka<br />
entschlossen. Die ganze Gegend der Nordpfalz schien auswandern zu wollen. Die<br />
Straßen, Wege waren überfüllt. Johann Eymann 326 , * 23.4.1764 in Duchroth<br />
schreibt in seinem Reisebericht, aus seinem kleinen Geburtsort Duchroth seien<br />
zwischen 1783 und 1785 allein 41 Familien mit insgesamt 143 Personen<br />
ausgewandert. 31 gingen nach Galizien, 10 in die Batschka. Der Ort heißt Sivac.<br />
Aber die meisten waren Leibeigene und mussten sich freikaufen. Unsere<br />
Vorfahren hatten zwar etwas Eigentum, aber kaum Bargeld. Verkauften sie ihren<br />
Besitz, kassierte der zuständige Schultheiß den festgelegten Prozentsatz, z.B. 10<br />
% des Erlöses. Etlichen Bewohnern war dies zu unbequem, lästig oder ganz<br />
einfach unmöglich. Sie machten sich heimlich auf die Socken. Der zuständige<br />
Schultheiß beschlagnahmte dann das Vermögen der Verschwundenen und ließ es<br />
zugunsten der Staatskasse verkaufen, versteigern! Der Exodus wurde zum echten<br />
Problem in Kaiserslautern, Heimkirchen, Niederkirchen, Duchroth und<br />
anderenorts. Die Herrschaften, die Oberämter waren vom Ausmaß der<br />
Auswanderung überrascht. Ihre Reaktionen: Verbot des Freikaufs und<br />
Auswanderungsverbot bei strengster Strafe. Sonntags verlasen die Pfarrer die<br />
herrschaftlichen Befehle von der Kanzel Außerdem forderte er die Untertanen auf,<br />
ihre Nachbarn anzuzeigen, wenn sie Auswanderungsvorbereitungen trafen.<br />
324 ) Der letzte Graf Wilhelm Wirich von Daun verkaufte 1660 die reiche Grafschaft Falkenstein<br />
an den Herzog von Lothringen an seinen Lehnsherrn. Der übertrug den Besitz an seinen<br />
natürlichen (= unehelichen) Sohn den Prinzen von Vandement. Der kinderlose Prinz starb<br />
1723. Die Grafschaft Falkenstein fiel an den lothringischen Herzog Leopold zurück. Durch die<br />
Personalunion Lothringen und dem Kaiserhaus Österreich kam die Grafschaft unter die<br />
österreichische Hofverwaltung. Johann Keiper, a.a.O. S. 90<br />
325 ) Pfälzische Geschichte, Band 1, Kaiserslautern 2002, S. 378 unten<br />
326 ) Johann Eymann, * 23.04.1764 in Duchroth, † 30.9.1847 in Neu Sivac leitete die Ansiedlung<br />
der Siedlung Werbass, war gleichzeitig auch Rechnungsführer. Später war er Lehrer und<br />
Notar. Als Zeitzeuge beschrieb er die Besiedlung der Batschka, „ Der Deutsche Kolonist“<br />
221
222<br />
222<br />
Dem verlockenden kaiserlichen Angebot konnte auch Wilhelm Wilking 327 aus<br />
Erlenbach nicht widerstehen. Er wurde am Donnerstag, den 20.12.1731 in<br />
Erlenbach geboren 328 . und war Schreinermeister. Er hatte am 7.1.1762 in<br />
Kaiserslautern Magdalena Trott geheiratet, eine Tochter des Bäckermeisters<br />
Sebastian Trott und der Anna Margretha Deidesheimer. Das Paar hatte etliche<br />
Kinder. Magdalena Trott starb und der Witwer ehelichte Maria Barbara<br />
Grosserth (Grossarth aus Kaiserslautern. Sie gebar ihm in Lautern zwei Töchter.<br />
Am 3. April 1784 stellt Wilhelm Wilking beim kurfürstlichen Oberamt den<br />
Antrag, mit seiner Familie ins kaiserliche Polen auswandern zu dürfen. Aber das<br />
Oberamt hatte die strikte Anweisung, alle Anträge abzulehnen. So widerfuhr es<br />
auch Wilhelm Wilking, als er am 19. April beim Oberamt vorsprach. Diese<br />
Ablehnung hielt ihn aber trotzdem nicht davon ab, mit seiner Familie bei Nacht<br />
und Nebel abzuhauen. So wie damals vorgeschrieben, meldeten sie sich in<br />
Regensburg beim österreichischen Gesandten an. Auf dem Floß ging es dann<br />
weiter stromabwärts. Die Familie kam am 30. August 1784 in Wien an. Laut der<br />
Wiener Einwanderungsliste waren außer seiner Ehefrau bei ihm:<br />
• Ein lediger Bursche aus Niedermehlingen und seine Kinder<br />
• Leopold Wilking, * 1.1.1764 in KL, oo 1788 Maria Rosina Schmidt<br />
• Ottilia Wilking, * 20.9.1765 in KL<br />
• Elisabetha, * 16.5.1773 in KL oo Heinrich Greifenstein<br />
• Salome Charlotta, * 26.10.1775<br />
• Anna Catharina, * 1780 oo Nicol Busch.<br />
Nach dem Winterquartier siedelte die Familie in Tscherwenka im Donaubogen.<br />
Der Stadtrat in Lautern beschlagnahmte das bescheidene Vermögen der Wilkings<br />
und ließ es zugunsten der Stadtkasse versteigern. Maria Barbara Grossarth starb<br />
bereits am 11.12.1787 in Tscherwenka und. Johann Wilhelm Wilking wurde fast<br />
84 Jahre alt. Er starb am 13.1.1814<br />
In Wien angekommen, schrieb Joh. Wilhelm Wilking seinen Freunden und<br />
Verwandten. Die Faktendarstellung vom erhaltenen Handgeld und der gut<br />
organisierten Reisebegleitung war natürlich eine glatte Einladung, es den<br />
Wilkings nachzutun und im nächsten Jahr zu folgen, denn es schienen ja noch<br />
Siedlerplätze in Tscherwenka zu geben. Gemeinsam machten sich etliche Lautrer<br />
Familien gemeinsam auf und wanderten gemeinsam dem Abenteuer Ungarn<br />
entgegen. Sie kamen zusammen am 14. Oktober 1785 in Wien an und empfingen<br />
je Person 2 Gulden Handgeld:<br />
• Peter –Andrae, * um 1750. Er heiratete am 2.7.1782 in Altleiningen die<br />
Catharina Philippina Mayer, die am 23.1.1747 in KL geboren wurde. Sie<br />
war die Tochter des verstorbenen Johann Heinrich Mayer und der Anna<br />
Margretha Trott. Andrae sah für sich und seine Familie keine<br />
Existenzgrundlage mehr in der Pfalz. Sie wanderten aus und nahmen die<br />
allein stehende Schwiegermutter Anna Margretha Trott mit, die eine Tante<br />
zu den Kindern Joh. Wilhelm Wilkings war.<br />
327 ) Die Wilkings stammten eigentlich aus Sedan und waren reformierte Hugenotten.<br />
328 ) seine Eltern waren Johann Adam Wilking, Vilcain und Maria Margretha Mörsch. Taufpaten: Joh.<br />
Wilhelm Anspach, Maria, Valentin Luttringhausen des Strumpfwebers Hausfrau, Joh. Wilhelm<br />
Schopp von Erlenbach & Anna Elis , Paul Knieriemens Witwe.
223<br />
• Peter Bischof, * 1760, auch reformiert<br />
• Maria Hertel, * in KL, reformiert<br />
6.33. Vernunft oder Liebe & Leidenschaft<br />
Johann Georg Schramm<br />
Von Angela Heffner aus Karlsruhe 329<br />
Joh. Georg Schramm hatte das Schneiderhandwerk erlernt und war nach<br />
Kaiserslautern gezogen. Er war ältester Geselle des Schneidermeisters Christoph<br />
Heinrich Bauer, der am 3.10.1748 verstarb. Was lag jetzt näher, als die Witwe Maria<br />
Catharina zu heiraten. Diese Zweckehe war für beide Seiten vorteilhaft und damals<br />
nicht außergewöhnliches. Er konnte sich selbständig machen und die Witwe war<br />
versorgt. Am 12.7.1751 erwarb er dann das Lautrer Bürgerrecht. Aus dieser Ehe<br />
stammten zwei Söhne: Ludwig, * 8.1.1753 † 12.3.1767 und Jacob, * 13.2.1760.<br />
Vielleicht lag es Altersunterschied zu seiner 7 Jahre älteren Frau oder sie war<br />
dominant und machte dem Bauernbub deutlich, wem er seinen Wohlstand verdankte<br />
Georg Schramm war ein angesehener Schneidermeister. Für die städtischen<br />
Bediensteten fertigte er deren Uniformen an. Darüber hinaus übte er für die Stadt<br />
Kaiserslautern mehrere wichtige Ämter aus. Eine Zeitlang diente er auch als<br />
bezahlter Schreiber (scribent). Daneben fertigte er auch Stadtpläne, für die er<br />
zusätzlich entlohnt wurde. Er genoss es, jemand zu sein. Auf jeden Fall, Johann<br />
Georg Schramm kam in viele Häuser, so auch in das des Schlossmüllers Seel, der<br />
eine bildhübsche Tochter hatte. Es war wohl grenzenlose Liebe auf den ersten Blick,<br />
da verliert man sehr schnell die Füße unterm Boden. Georg Schramm und die 23<br />
Jahre jüngere Anna Catharina Seel 330 . schwebten auf himmlischen Wolken und<br />
vergaßen um sich herum die rechtliche Realität.<br />
Ehebruch war damals strafbar und die Lautrer Richter verurteilten ihn zu einer<br />
einjährigen Haftstrafe, die er im kurpfälzischen Zentralgefängnis in Mannheim<br />
abzusitzen hatte. Das Jahr läuterte ihn aber nicht, im Gegenteil Kurze Zeit nach<br />
seiner fand er bei seinem Bruder in Mannheim Unterschlupf. Lange hielt er es nicht<br />
alleine aus. Er kehrte nach Kaiserslautern zu seiner Geliebten Anna Catharina Seel<br />
zurück. Die Sittenwächter liefen Sturm. Der Stadtrat lud die beiden Sünder vor und<br />
vergatterte sie bei Androhung strengster Strafen zur Unterlassung des verbotenen<br />
Handelns. Zur Anschauung sperrte der Stadtvorstand Anna Catharina Seel mal<br />
kurzer Hand für einen Tag in den Turm. Aber auch dies half alles nichts. Liebe<br />
überwindet Berge. Am 13. Juni 1774 schenkte Anna Catharina Seel ihrem Sohn Carl<br />
Ludwig Alexander das Leben. Das Paar wird wohl aufgeatmet haben, als die Ehefrau<br />
Schramm dann endlich am 6.2.1783 im Alter von 69 Jahren starb.<br />
Eigentlich wäre nun ihr Weg ins Glück frei gewesen, aber das Paar und ihr Sohn Carl<br />
Ludwig wurden geschnitten und öffentlich beleidigt. So packten sie ihre<br />
Habseligkeiten und wanderten nach Ungarn aus. Johann Georg Schramm meldete<br />
sich am 25.8.1784 in Wien mit Weib und einem Sohn an. Als Herkunftsort gab er<br />
329 ) Angela Heffner, die Auswanderung in die Batschka, CD, Karlsruhe 2002, S. 452 ff<br />
330 ) Seel, Anna Catharina, * 7.4.1745 in Kaiserslautern. Tochter des Schloßmüllers Johann Peter Seel<br />
und der Anna Catharina Scheer.<br />
223
224<br />
224<br />
Stadt Lautern in der Pfalz an. Er war von Beruf Bauer, Schneider und Schulmeister.<br />
er sei 50 Jahre alt und reformierter Religion. Tatsächlich war er aber 63 Jahre, denn<br />
er wurde ja bereits am 13.3.1721 in Ohmbach bei Altenkirchen geboren. Seine Eltern<br />
hießen Theobald und Maria Elisabetha. Er musste sich verjüngen, denn sonst hätten<br />
ihn die Österreicher nicht als Siedler angenommen.<br />
Angela Heffner hatte das weitere Schicksal der drei weiter verfolgen können. Joh.<br />
Georg Schramm half bei der weiteren Ansiedlung der Siedler im Donau-Bogen. Die<br />
von ihm ausgestellten Urkunden sind noch heute erhalten und im Archiv in Budapest<br />
einzusehen. Sein Sohn Carl Ludwig heiratete am 24. April 1792 in Tscherwenka<br />
Maria Angelica Hess, die am 11. Juni 1775 in Heiligenmoschel geboren wurde. Sie<br />
ist die Tochter von Albert Hess und Maria Margretha Bayer.<br />
6.34. Und leise ruft der Wald<br />
1763, 16. August: unsere Bürger bekamen bei Bedarf kostenlos Bauholz aus dem<br />
Reichswald. Dies geschah nach Absprache mit dem Förster. Aber die kurpfälzische<br />
Regierung hatte ganz einfach nur an ihre Interessen gedacht und zu viel Holz<br />
verkauft. Große Mengen wurden über die Bäche und die Lauter nach Norden geflößt.<br />
Auch die Harz- und Pottaschbrenner hatten durch das verstärkte Fällen dem Wald<br />
schwer geschädigt. So konnte es nicht weitergehen. Die Bürgermeister klagten und<br />
die Verantwortlichen schlossen vor dem kurpfälzischen Kammergericht in<br />
Kaiserslautern folgenden Vergleich 331 , von denen die wichtigsten Punkte hier<br />
abgedruckt sind<br />
1. Die Hofkammer erkennt die alten Rechte der Stadt, Erlenbachs und der<br />
anderen Gemeinden der Reichswaldgenossenschaft hinsichtlich des Bau- und<br />
Brennholzes an.<br />
2. Das Erdgeschoß der Hausneubauten muss vollständig aus (Sand)Stein<br />
errichtet werden.<br />
3. Die Bürger verzichten fünf Jahre auf den Bezug von Kiefer- Bauholz.<br />
4. Die Harzbrenner dürfen weiterhin Lager- und Gipfelholz zur Produktion<br />
beziehen.<br />
5. Die Wagner, Gestellbauer bekamen unentgeltlich Holz zur Herstellung von<br />
Pflügen und Geschirren. Aber man dachte auch die Küfer und Böttcher, sie<br />
konnten weiterhin kostenlos Eichenholz für Fässer (Dauben) und Bottiche<br />
beziehen.<br />
6. Die Gebühr für jeden gefällten Stamm betrug 1 Kreuzer<br />
7. Die Hofkammer bestätigt generell das Weide- und Rauhfutter- Recht der<br />
Höferer Bewohner, das nicht von der Willkür des Forstbediensteten abhängig<br />
ist.<br />
8. Bestimmung von drei Wochentagen an denen das Brennholz geholt werden<br />
kann. Dies waren jeden Montag, Mittwoch und Freitag zwischen Michaelis<br />
bis zum Georgentag (29. September – 23. April)<br />
331 ) Johann Keiper, der Reichswald bei Kaiserslautern, Kl 1895, Seite 65 ff und Entscheidung des<br />
Präfekten Rudler aus dem Jahr 1806 (Akten des Stadtarchivs a VII 174)
225<br />
9. Der Grenzumgang solle alle 10 Jahre stattfinden.<br />
Ziele: Der Wald sollte sich wieder erholen und auch weiterhin auch den Bürgern<br />
uneingeschränkt zur Verfügung stehen. Tatsächlich entlastete die „Einführung<br />
des Stein-Hausbaues“ langfristig den Wald (Keiper, S. 12 unten)<br />
Forstmeister Rettig: Die Familie Johann Daniel Rettig erwarb spätestens 1698<br />
das Recht des Forstmeisters. Dieses Recht war vererbbar. Alle Erstgeborenen<br />
hießen Johann Daniel Johann Keiper fand in den alten Unterlagen, dass es schon<br />
1730 in Kaiserslautern ein Forstamt gab. Der Leiter war Johann Daniel Rettig.<br />
Sein ältester Sohn hieß ebenfalls Johann Daniel Dessen Enkel ritt 1806 mit<br />
Napoleon über die Schlachtfelder von 1793.<br />
Kreuznach gehörte im 18. Jahrhundert zur Kurpfalz. In der Saline Kreuznach<br />
ließen die Kurfürsten Salz erzeugen. Dazu brauchte man viel Holz. Aber woher<br />
nehmen. Zwischen 1745 – 1748 ließ der Kurfürst Carl Theodor die Lauter<br />
begradigen, damit Holzstämme bis zu einer Länge von 10 m geflößt werden konnten.<br />
Ich vermute, die Flößung war erst hinter der heutigen Kläranlage Kaiserslautern<br />
möglich. Früher war dort die Gallapmühle mit einem großen Mühlteich vorne dran.<br />
6.35. Johann Michel Barth zieht nach Erlenbach<br />
Ein Auszug aus dem zukünftigen Familienbuch Erlenbach<br />
Die Barths stammen eigentlich aus Hochspeyer. Jacob Barth kam etwa um 1683 auf<br />
die Welt. Der Witwer heiratete am 7.11.1747 in Hochspeyer Maria Elisabetha<br />
Brutscher. Der erste Sohn aus dieser Ehe ist Johann Michael Barth, der am 9.8.1748<br />
auf die Welt kam. Der Vater Jacob starb bereits 1 Jahr nach der Geburt seines Sohnes<br />
Michaels. Am 29.4.1770 heiratete Michael die Maria Eva Fleck aus Mölschbach. In<br />
1781 zog das Paar nach Erlenbach, wo auch die Charlotta Elisabetha auf die Welt<br />
kam. Der Grund des Umzugs ist unbekannt. Von nun entwickelte sich Erlenbach als<br />
ein weiteres Zentrum der Sippe Barth.<br />
225
226<br />
226<br />
6.36. Erlenbachs adelige Nachbarn in 1792<br />
Liebe Leser, Johann Keiper fertigte 1895 die nachstehende Karte an. Sie zeigt die<br />
politische Zersplitterung der Pfalz im Jahr 1792 um Kaiserslautern, Erlenbach<br />
herum. Vieles wird Ihnen neu sein. Wussten Sie, dass Otterbach im Besitz der<br />
Gräfin von der Leyen war? Schallodenbach gehörte den Grafen von Sickingen und<br />
Heiligenmoschel war Staatsgebiet des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken. Die<br />
Gemarkung des Gersweilerhofes erstreckte sich über den Eselsbach bis zum<br />
Berghang hin. Die Karte beweist deutlich, dass Morlautern seit 1336 zum Gericht<br />
Kaiserslautern, Erlenbach aber Otterberg zugehörig war. Vielleicht resultiert daraus<br />
die frühere gegenseitige Ablehnung oder Rivalität zwischen den Hebbelrutschern<br />
und den Strahleseln. (→ 1336 oben)
227<br />
227
228<br />
228<br />
KRIEGE, TERROR & WANDEL<br />
7.1. Die Preußen marschierten nach Paris, aber Custine<br />
eroberte die Pfalz in 1792<br />
• Das 18. Jahrhundert ist das Jahrhundert der Aufklärung, des<br />
Fortschritts, der Entdeckungen. Forschung und Technik erklimmen<br />
ungeahnte Höhen, Symbol dieser Entwicklung könnte der erste<br />
blau/goldfarbene Heißluftballon sein, der nach seinem Entdecker als<br />
Montgolfiere am 19.9.1783 im Schlosspark von Versailles vor den<br />
staunenden Augen des franz. Hofes, vor Ludwig XVI in die Luft stieg und<br />
symbolhaft die kommende Zeit an den Himmel malte. Die Gesellschaft<br />
entwickelte sich rasant, nur Ludwig der XIV, vor allem seine Frau<br />
Marie Antoinette (die Schwester des Österreichischen Kaisers)<br />
klammerten an der absoluten Macht und verschliefen den Wandel zur<br />
konstitutionellen Demokratie, der die Macht der Bourbonen bis heute<br />
gesicherte hätte. Am 26.4.1792 erklärte dann die neu gewählte franz.<br />
Nationalversammlung dem Österreichischen Kaiserhaus den Krieg.<br />
Worauf die französische Armee unter Marschall Rochambeau 332 und<br />
General Lafayette 333 in die österreichischen Niederlande einrückten.<br />
• 1792, 7. Februar. Österreich, Preußen und mehrere kleinere Staaten<br />
schlossen einen Beistandsvertrag, der die Vertragsparteien zur<br />
gegenseitigen Unterstützung verpflichtete. Durch den franz. Einmarsch in<br />
die Niederlande war der Casus Belli gegeben. Die Preußen rückten am<br />
19.8. mit 40.000 Soldaten in Lothringen ein. Der Landgraf von Hessen<br />
Darmstadt führte selbst seine 6.000 Mann starke Truppe an. Der Kurfürst<br />
von Mainz unterstellte 2.000 Soldaten den Preußen. Diese Allianz war<br />
anfänglich erfolgreich. Im Namen des französischen Königs besetzten sie<br />
die Festungen Longwy und Verdun Ziel war Paris, die Befreiung des<br />
franz. Königs, Schwager des österreichischen Kaisers. Die Alliierten<br />
wollten den Revolutionären eine Lektion erteilen und den König wieder in<br />
sein Amt einsetzen.<br />
• Aber der Vormarsch der royalistischen Truppen geriet durch die<br />
denkwürdige Septemberschlacht, durch die „Kanonade von Valmy“ (80<br />
km östlich von Reims) zum Desaster, das zwangsläufig die siegreichen<br />
Revolutionstruppen enorm aufbaute. 1792, 21. Sept.: Die Preußen zogen<br />
sich zurück. Die französische Nationalversammlung verkündete prompt<br />
daraufhin am 21.9.1792 die Republik. Dieses Datum ist auch der<br />
Nullpunkt, der Eckpunkt des neuen Kalenders, der auch in der Pfalz ab<br />
1798 (1798 = Jahr VI der Franz. Republik) galt. In Paris tanzte der Bär.<br />
332 ) Marschall Rochambeau führte das franz. Expeditionskorps an, das 2 Jahre in Nordamerika<br />
gegen die Engländer kämpfte. Unter ihm kämpfte auch unser berühmtes KönigLudwig<br />
Regiment Zweibrücken Regiment, mit dessen Hilfe er im Oktober 1781 die englischen<br />
Truppen in Yorktown, Virginia einkesselte und bezwang.<br />
333 ) Graf Lafayette war General unter Washington. Lafayette opferte sein ganzes Vermögen für den<br />
Freiheitskampf der Amerikaner
229<br />
Die Bürger feierten mehrere Tage lang ihre Revolution und ihre<br />
erfolgreichen Truppen 334 .<br />
• 1792, 24. Oktober: Die Nachricht des franz. Überraschungscoups<br />
schlug wie eine Bombe im preußischen Hauptquartier ein. Die preußische<br />
Armee war ja sowieso nach dem Desaster von Valmy auf dem Rückzug,<br />
zudem war sie erheblich durch die grassierende Ruhr geschwächt. Nun<br />
hatten sie es eilig, diese unnötige Scharte auszuwetzen, die ihnen Custine<br />
beigebracht hatte. Mit vereinten Anstrengungen gelang ihnen am 2.<br />
Dezember die Rückeroberung Frankfurts. Doch wie sollte Mainz<br />
zurückerobert werden? Inzwischen hatte der Winter eingesetzt und die<br />
Problemlösung musste warten.<br />
• Doch ein Unglück kommt selten allein. Die franz. Revolutionäre<br />
waren kluge politische Denker und clevere Strategen. Die Preußen hatten<br />
wohl in ihrer Arroganz ganz vergessen, dass Landau eine starke<br />
französische Festung war, die man nicht ungestraft unbeachtet links liegen<br />
lässt. Von dort startete der General Graf Adam Philipp Custine den<br />
Angriff in die entblößte deutsche Flanke. Ohne große Verluste fielen ihm<br />
Speyer, Frankenthal, Worms und Oppenheim in die Hände, deren<br />
Magazine reich gefüllt waren. Da spielten etliche Faktoren eine Rolle, dass<br />
Custine auch ohne Gewaltanwendung in Besitz der Festung Mainz kam.<br />
Am 22.10.1792 übergab eine Mainzer Abordnung am Oberen Weisenauer<br />
Weg die Stadtschlüssel an Custine und seine Offizieren. Nun stand den<br />
Revolutionstruppen der Weg offen in das Reichsgebiet. Unverzüglich<br />
pflückte Custine Frankfurt, die reiche Handels- und deutsche<br />
Krönungsstadt. Ob die Frankfurter freiwillig Geld raus rückten oder<br />
geplündert wurden, ist dem Autor unbekannt. 335<br />
• Die französische Mainzer Garnison zählte 23.000 Mann und dem<br />
General standen auf engem Raum 270 Geschütze zur Verfügung. Die<br />
Verteidigungsanlagen waren auf dem kriegstechnisch höchsten Stand, da<br />
konnten die Besatzungskräfte gelassen den preußischen Anstrengungen<br />
entgegen sehen. Am 23.12.1792 war die Stadt bereits in Kriegszustand<br />
versetzt worden und ab dem 26.1.1793 hatte der Kommandant seine<br />
Festung in Alarmstufe gelb /état des siège versetzt. Alles war ausreichend<br />
vorhanden, um eine lange Belagerung durchzuhalten. Die Preußen konnten<br />
kommten.<br />
Alliierte Gegenschläge in 1793<br />
• 1793, 22. März: Es hatte lange gedauert, bis die Führer des deutschen<br />
Reiches sich zusammengerauft und eine einheitliche Lösung verabschiedet<br />
hatten. Auf dem Reichstag zu Regensburg 336 erklärte das Reich der<br />
französischen Republik den Krieg. Aber was war schon das Deutsche<br />
334 ) Am 21.1.1793 wurde Louis XVI auf dem Place de la Concorde hingerichtet.<br />
335 ) Keiper, Johann, Die deutsch-französischen Kämpfe in der Pfalz und im Pfälzerwald, Speyer<br />
1932, in Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz, S. 5 ff<br />
336 ) Regensburg war seit 1594 der ständige Sitz des Reichstages.<br />
229
230<br />
230<br />
Reich? Der pfälzische Kurfürst Carl Theodor tanzte aus der Reihe und<br />
erklärte seine Neutralität. Im Nachhinein kostete ihn dies bis 1814 den<br />
Verlust großer Teile seines Herrschaftsbereichs.<br />
Die beiden Heerführer Wurmser und König Friedrich Wilhelm II hatten folgende<br />
Strategie verabredet:<br />
1. Die große österreichische Armee unter General Wurmser sollte vom<br />
Badischen aus die französische Festung Landau zuerst isolieren und dann<br />
einnehmen. Deshalb überquerte der österreichische General Dagobert<br />
Wurmser 337 am 31.3.1793 bei Ketsch unterhalb von Speyer den Rhein<br />
und fing an, die franz. Festung Landau zu belagern.<br />
2. 1793: am 26 und 27. März überquerten bei Bacherach etwa 64.000<br />
alliierte Truppen den Rhein, während 20.000 rechtsrheinisch unter dem<br />
Kommando des Generalleutnants von Schönfeldt weiter auf Mainz<br />
losmarschierten, um es weiträumig einzuschließen. Insgesamt waren es<br />
also 84.000 Mann, mit denen König Friedrich Wilhelm II: den<br />
Franzosen Paroli bieten wollte. Es war eine Allianz aus Preußen, Sachsen,<br />
Hessen & Kurpfälzern Die unter preußischer Führung stehende 84.000<br />
Mann starke Armee wurde geteilt.<br />
3. Dem Herzog von Braunschweig mit seinen 40.000 Soldaten fiel die<br />
Aufgabe zu, quer durch die Pfalz, von Bitsch bis nach Idar Oberstein, eine<br />
Verteidigungslinie aufzubauen, um französischen Heeren die Befreiung<br />
der Festungen Mainz und Landau unmöglich zu machen. Pirmasens und<br />
Kaiserslautern waren die zentralen Bollwerke, die den Weg nach Osten<br />
verriegelten. Im weiten 50 km entfernten Vorfeld, stationierte der Herzog<br />
zur Informationsgewinnung schnelle Reiterverbände, die die franz.<br />
Armee- Bewegungen melden sollten, damit die Preußen entsprechend der<br />
Gefährdungslage ihre Truppen an die mutmaßlichen Brennpunkte<br />
verschieben konnten.<br />
4. König Friedrich Wilhelm II selbst hatte den Oberbefehl über die 44.000<br />
Mann starken Mainzer Belagerungstruppen. Die linkrheinischen Truppen<br />
unterstanden dem Generalleutnant Graf Friedrich Adolf von Kalkreuth,<br />
während die rechtsrheinischen vom General Schönfeldt relativ selbständig<br />
aufgestellt wurden.<br />
7.2. Die Belagerung von Mainz bis zum 25.7.1793<br />
Das Hauptquartier des preußischen Königs war zuerst bis zum 30.3. etwas<br />
zurückgezogen in Alsheim und wurde mit Beginn der Einschließung am<br />
14.4.1793 nach Bodenheim vorverlegt. Der westliche Belagerungsring spannte<br />
337 ) Graf von Wurmser wurde 1724 im Elsaß geboren. Er hatte den siebenjährigen Krieg gegen<br />
Friedrich II. mitgemacht und wurde 1787 Reitergeneral Seine Kriegsführung 1793 war<br />
ungeschickt. In den norditalienischen Schlachten gegen Napoleon versagte er kläglich.<br />
Wurmser starb am 22.8.1797 in Wien.
231<br />
sich über Laubenheim, Hechtsheim, Marienborn, Finthen bis nach Marienborn.<br />
Dem König und seinen zwei Generälen standen folgende Einheiten zur Verfügung<br />
Preußen 18.174 Mann<br />
Österreicher 11.275 Mann<br />
Kursachsen 3.957 Mann<br />
Hessen Kassel 3.771 Mann<br />
Hessen-Darmstadt 3.754 Mann<br />
Kurpfalz 1.262 Mann<br />
Allerdings fehlte den Belagerern die Artillerie und es dauerte sehr lange, bis sie<br />
heran geschafft war. Zudem hatten die Preußen bedeutende logistische<br />
Schwierigkeiten, ihre vielen Soldaten zu versorgen, so dass die Disziplin, die<br />
Kampfbereitschaft sehr stark litten. Die Franzosen bemerkten dies mit großer<br />
Freude und es machten ihnen viel Spaß, die Preußen durch unerwartete Ausfälle<br />
zu erschrecken.<br />
Inzwischen entwarfen die Offiziere mögliche Angriffspläne. Es kristallisierten<br />
sich 2 Möglichkeiten heraus, die kontrovers diskutiert wurden. Am 22.5.<br />
entschied sich der König nach langem Zögern für den Plan der früheren<br />
französischen Ingenieur Offiziere, die nach der Revolution in preußische Dienste<br />
eingetreten waren. Aber auch diesen Plan widerrief der König, da die dazu<br />
notwendigen Kanonenboote nicht rechtzeitig eingetroffen waren. Erst in der<br />
Nacht vom 16. auf den 17. Juni wurde der Startschuss zum breit angelegten<br />
Geschützangriff gegeben, denn solange hatte es gedauert, das gesamte<br />
Belagerungsgerät, die Geschütze mit ihrer Muniton zur neuen Angriffsfront nach<br />
Hechtsheim/ Laubenheim zu transportieren. Aus einer Entfernung von 1.200<br />
Schritt nahm die preuß Artillerie den Kampf mit den Festungsgeschützen auf. Die<br />
Soldaten trieben nach und nach Laufgräben bis auf 400 Schritt = 260 Meter an<br />
die Festungswerke heran.<br />
Was da aus 207 Geschützen in vier Wochen auf die Stadt herunterregnete war<br />
furchtbar. Daniel Dumont schrieb 1793 in seinen Erinnerungen, der Brand in der<br />
Nacht vom 28. auf den 29. Juni war entsetzlich. Abends um 10 Uhr fingen die<br />
beiden Domtürme Feuer und das Langhaus brannte. Die umstehenden Häuser<br />
standen in Flammen. An mehreren Stellen der Stadt entstanden mehrere<br />
Feuersbrünste, etliche Häuser brannten bis auf die Grundmauern nieder. Goethe<br />
hatte das Bombardement von der Schanze von Marienborn aus beobachtet. Er<br />
schreibt, wir sahen diesem schrecklichen Schauspiel zu. Es war eine sternenhelle<br />
Nacht, die Bomben schienen mit den Himmelslichtern zu wetteifern.<br />
Dieses Bombardement wiederholte sich Nacht für Nacht und war der reine<br />
Terror. Ein anderer Beobachter berichtete über die Nacht vom 15. auf den 16ten<br />
Juli 93. „Die heutige Nacht war eine der fürchterlichsten. Um 10 Uhr kam ein<br />
anhaltender entsetzlicher Regen …an Granaten, Haubitzen, feurigen Kugeln und<br />
Bomben auf Mainz, welcher ununterbrochen bis gegen 3 Uhr andauerte und an<br />
mehreren Orten schrecklich zündete. Am Schloss flog ein Pulverwagen in die Luft<br />
und auf der Zitadelle und Eisgrube stürzten viele Gebäude ein…. Diese Kanonade<br />
war die stärkste während der ganzen Belagerungszeit….. Die Sachsen beschossen<br />
231
232<br />
232<br />
Mainz Kastel so heftig, dass ein beträchtlicher Teil des Ortes in Asche gelegt<br />
wurde 338 .“<br />
Die Preußen konnten das Bollwerk Mainz nicht nehmen und der franz.<br />
Kommandant General d´Oyré kam nicht raus. So schloss man am 23.7.1793<br />
einen Akkord, der jeden als Sieger erschienen ließ. General d´Oyré erhielt freien<br />
Abzug. Mit klingendem Spiel und wehenden Fahnen verließ der General am<br />
25.Juli an der Spitze seiner noch 18.000 Mann starken Truppe die Festung Mainz.<br />
Alle schweren und leichten Waffen hatten sie mitnehmen dürfen. Der preußische<br />
General nahm mit seinen Truppen die Parade des vorbei marschierenden Gegners<br />
salutierend ab. Dies verlangte die Offiziersehre. Ein stolzer Anblick. D´Óyré<br />
begab sich mit seinen Truppen ins Elsaß. Ihm wurde Anerkennung zuteil, denn<br />
er hatte eine Armee, viele Menschenleben gerettet.<br />
Die Pariser Gewalthaber sah das adelige Gehabe als Verrat an. Sie machten<br />
kurzen Prozess und ließen Custine am 28. August 1793 guillotinieren<br />
7.3. November 1793: die Schlacht bei Morlautern<br />
Die Pfalz war im Sommer 1793 ein einziges Aufmarsch- und Kampfgebiet. Der<br />
Herzog von Braunschweig baute von Idar Oberstein bis nach Bitsch eine lange<br />
Verteidigungslinie auf. Sie nutzte geschickt die geographischen Vorteile des<br />
Lautertals und die Weiher und Sümpfe um Lautern herum. Nicht nur dass da<br />
zusätzlich Zehntausende von Soldaten waren, die mussten auch ernährt werden.<br />
Zwar konnten die Fourageure einiges in der Region aufkaufen, aber das reichte<br />
bei Weitem nicht aus, denn die Böden sind schlecht und die Landwirtschaft<br />
konnte die einheimische Bevölkerung kaum selbst ernähren. Also musste Getreide<br />
und das (lebende) Schlachtvieh teilweise von jenseits des Rheins geholt werden.<br />
Damals war dies eine logistische Meisterleistung.<br />
Den Transport erledigten >Colonnen
233<br />
Nach diversen Scharmützeln bei Blieskastel, Contwig, zogen sich die preußisch,<br />
alliierten Truppen auf die stark befestigte Linie Pirmasens, Kaiserslautern,<br />
Lauterecken zurück. Am 14. September 1793 versuchten die franz.<br />
Revolutionstruppen ohne Sinn und Verstand die preußische Stellung gerade an der<br />
schwierigsten, unzugänglichsten Stelle in Höhe der „Schäfergasse in Pirmasens,<br />
unterhalb der heutigen Kreissparkasse“ zu knacken, was natürlich besonders<br />
sinnlos und erfolglos war.<br />
Die Generäle<br />
31. Oktober 1793: die französische Revolutionsregierung übergab die Führung<br />
der 40.000 Mann starken Mosel-Armee dem erst 25 jährigen General Lazare<br />
Hoche, der am 25.6.1768 in Montreuil bei Versailles geboren wurde. Er führte<br />
seine Armee in zwei Linien auf die stark befestigte Stellung der Preußen um<br />
Kaiserslautern heran, und vereinigt sie mit den Truppen, die den Angriff auf<br />
Pirmasens durchgeführt hatten. Starke Regenfälle (Jahrhundert – Regenfälle)<br />
hatten das Lautertal schwer passierbar gemacht. Die stark befestigten Stellungen<br />
im Westen Kaiserslauterns (heute Rittersbacher/ Hohenstaufen Gymnasium auf<br />
dem Bänjerrück) waren nicht zu knacken, eventuell auch nicht das Ziel des franz.<br />
Angriffplans. Der General Traponnier hatte zwar die preußische Vorhut aus<br />
ihren Stellungen an der Vogelweh vertrieben, aber die stark befestigte Stellung<br />
des Herzog von Weimars auf der „Galgenschanze“ konnte er nicht nehmen. So<br />
war ihm der Zugang nach Lautern verwehrt und er konnte den Preußen nicht in<br />
den Rücken fallen. War es jugendliche Hektik oder Unbesonnenheit des leitenden<br />
Generals? Er wollte den planmäßigen Aufmarsch seiner Truppen nicht abwarten.<br />
Er veranlasste seine Generäle in vier Divisionen von jeweils 10.000 Mann auf die<br />
stark befestigte Stellung der Preußen (unter dem Kommando des 58jährigen<br />
Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig 340 - Lüneburg) vorzugehen.<br />
Der Herzog von Braunschweig hatte die topographischen Gegebenheiten auf der<br />
lang gestreckten Morlauterer Höhe geschickt genutzt. Im Westen, dort wo etwa<br />
der Schlachtenturm steht, war eine quadratische Befestigungsanlage (= Redoute)<br />
aus Erdwällen und Verhauen. Rechts davon waren in einer langen Kette bis zum<br />
Opel-Händler die Geschütze positioniert. Der Herzog war schon ein Fuchs. Seine<br />
Verteidigung war gut durchdacht. Am Morlauterer Friedhof und weiter östlich<br />
standen Geschütze, die Angreifern aus Erlenbach den Weg erschwerten. Den<br />
rechten Flügel bildeten seine leichten Reiter 341 . Sie biwakierten auf halber Höhe<br />
vom Gersweilerhof bis zum 2. Feldweg. Sie lagen verdeckt, für die französische<br />
Truppenführung nicht erkennbar. 342 Um die Stellung einzunehmen, wollte Hoche<br />
mit Angriff aus vier Richtungen die gepanzerte Nuss knacken, wobei er die<br />
Bedrohung durch die etwa 1.600 preußischen und sächsischen Reiter nicht sehen<br />
konnte. Denn der Herzog hielt sie hinter dem Berg!<br />
Blücher verteidigt den Norden<br />
340<br />
) Herzog v. Braunschweig * 1735 in Wolfenbüttel, † 10.11.1806 in Ottensen, Cousin Friedrich<br />
des Großen<br />
341<br />
) Dies waren 3 Schwadronen Reiter Churland, 4 Schwadronen die Dragoner des Obersten Voss,<br />
342<br />
) Daher stammt die Redewendung: „Hinterm Berg halten“<br />
233
234<br />
234<br />
Am 26. Nov. 1793 war Oberst Gerhard Leberecht von Blücher 343 bei Waldmohr<br />
auf starke franz. Kolonnen gestoßen. Seine Aufgabe war es, das Glantal zu<br />
sichern und mit den Kaiserlichen Vorposten bei Baumholder Kontakt zu halten.<br />
Die franz. Divisionen gingen vor und die preußisch-, sächsischen Reiter zogen<br />
sich hinter die Lauter zurück. Blücher besetzte die Höhen von Einöllen, Relsberg,<br />
Morbach und Schallodenbach. 29.11.1793:<br />
„Bei Schneckenhausen erreichte ich einige Höhen, von welchen ich<br />
bemerken konnte, dass eine feindliche Kolonne von Katzweiler<br />
gerade auf Morlautern im Marsche war. Ich schickte 100 Reiter rechts<br />
in den Wald und blieb mit den übrigen auf der Straße nach<br />
Kaiserslautern. Bald darauf kam der Major v. Hampesch sehr eilig<br />
entgegen gesprengt und benachrichtigte mich, dass wir dem Feinde<br />
ganz nahe wären. Ich eilte mit meiner Avantgarde vorwärts, um mich<br />
selbst zu überzeugen und fand, dass der jenseitige Teil des Waldes<br />
stark mit Infanterie besetzt war, von welcher ich gleich Feuer bekam.<br />
Ich zog mich mit den Escadrons aus dem Walde heraus und setzte<br />
mich auf die Höhen von Schneckenhausen fest. Durch den Vormarsch<br />
der Division Ambert war Blücher von der preußischen Hauptmacht<br />
abgeschnitten und konnte nicht sofort in die Schlacht bei<br />
Kaiserslautern eingreifen.<br />
Die Schlacht beginnt<br />
27. November, Hoche hatte am seine 86 schweren Geschütze geballt auf dem<br />
Mayen Berg jenseits der Lauter aufstellen lassen.<br />
28. November, Punkt 12 Uhr eröffneten sie mit ihrem großkalibrigen Kanonen<br />
die Schlacht. Aber die Preußen blieben ihnen nichts schuldig.<br />
Sie hatten eine an Kaliber schwächere, an Zahl überlegene<br />
Geschützmasse der französischen entgegen, da außer den 29<br />
Batteriestücken noch eine Anzahl von Bataillonsgeschützen mitwirkte.<br />
Zudem befand sich die Französische Artillerie auch dadurch im<br />
Nachtheil, dass sie in ziemlich enger Linie stand, während die<br />
Preußischen Geschütze, weit auseinander gezogen, zusammen wirken<br />
konnten. Beide Artillerien hatten in dem heftigen Kampfe, der bis zum<br />
Abend anhielt, nicht unerheblich Verluste. Die Preußischen Batterien<br />
allein hatten gegen 50 tote Pferde. Zu einer eigentlichen Entscheidung,<br />
einem Niederkämpfen oder auch nur Dämpfen des feindlichen Feuers<br />
kam es jedoch nicht. Das Artilleriefeuer gegen die preußische<br />
Infanterie blieb indessen wirkungslos, da die Geschosse zu hoch<br />
gingen.<br />
28.11.1793: Der Schlachtbeginn war für 14 Uhr vorgesehen. Hoche lief<br />
ungeduldig hin und her und wartete auf die Einsatzbereitschaft der Division<br />
343 ) Gerhard Leberecht von Blücher, 1742 im damals schwedischen Rostock geboren. Kämpfte<br />
in der schwedischen Armee im Siebenjährigen Krieg gegen Preußen. Wurde 1760 gefangen<br />
und wurde preuß. Offizier. Wegen seiner Tapferkeit und bekannten Husarenstreiche stieg er<br />
schnell die Karriereleiter nach oben. Nahm aus Zorn 1770 seinen Abschied und trat 1787<br />
wieder in die preuß. Armee ein. Wurde 1813 Generalfeldmarschall und befehligte die<br />
Schlesische Armee. Entschied die Schlacht von Waterloo in 1815.
235<br />
Ambert, die sich aber verlaufen hatte. Der General wollte nach Gehrweiler und<br />
das liegt hinter Höringen. So waren sie durch eigenen Fehler befehlsgemäß falsch<br />
geführt worden, wie sie erst am Abend enttäuscht feststellten. . So fehlte Hoche<br />
der starke linke Flügel, der von den Husarenäckern aus auf Morlautern zustürmen<br />
sollte.<br />
Angriff aus Erlenbach heraus<br />
15.30 Uhr: Hoche konnte und wollte nicht länger warten, da es Ende November<br />
doch sehr früh dunkel wird.<br />
Er gab den Befehl zum Angriff. Dieser begann jedoch nicht<br />
gleichzeitig, sondern nacheinander an drei Stellen.<br />
Gegen 3 Uhr erschien die erste feindliche Angriffskolonne südöstlich<br />
Erlenbachs. Einige Infanterie-Bataillone, darunter ein Bataillon des<br />
Regiments Royal Deux-Ponts, vertrieben rasch einige Schützen, die<br />
das 11. Bataillon Viettinghoff beim Rückmarsch in Erlenbach<br />
zurückgelassen hatte. Sie erstiegen die Höhe gerade in der Richtung<br />
auf das Regiment Voß zu. Größere Massen begannen sich hier zu<br />
entwickeln. Die Preußische Kavallerie blieb ihrer Überlieferung aus<br />
großer Zeit getreu. Sobald der Feind auf der Höhe erschien, griff ihn<br />
das Regiment Voß in breiter Front an. Die Karabinieres (die verdeckt<br />
unter der heutigen Betonstraße in Richtung Gersweilerhof gelauert<br />
hatten) warfen sich zudem in seine linke Flanke. Die Überraschung<br />
gelang, das Entsetzen der Franzosen war groß. Die sächsischen Reiter<br />
trieben das Zweibrücker Regiment den Abhang (durch die<br />
Steinbruchstraße, Röhrbrunnen) in das Dorf Erlenbach zurück. Am<br />
Dorfrand, der vom II. Bataillon des Regiments Deux-Ponts verteidigt<br />
wurde, saßen die Karabinieres ab, räumten im feindlichen Feuer die<br />
Hindernisse weg, „richteten in einem erbitterten Handgemenge ein<br />
grenzenloses Blutbad“ an und kehrten dann, da das sumpfige Thal<br />
(zwischen dem Röhrbrunnen und der heutigen Ortsverwaltung) eine<br />
weitere Verfolgung unmöglich machte, mit der erbeuteten Fahne in<br />
Richtung ihrer alten Stellung (oberhalb des Gersweilerhofes) zurück<br />
Infanterieangriff aus dem Lautertal heraus<br />
In den frühen Nachmittagsstunden waren die 10.000 Soldaten der Division Huet<br />
von der heutigen B 270 das Ruhetal hinauf unbemerkt durch den dichten Wald<br />
gegen Morlautern geklettert. Dann brach der Hauptsturm los.<br />
15.40 Uhr: Unter persönlicher Führung der französischen Generale Hoche, Huet<br />
und Morton preschten etwa 10.000 Mann mit überraschendem Ungestüm aus den<br />
Büschen des Ruhetals hervor und stürmten todesmutig, auf breiter Linie,<br />
geradewegs gegen die Redoute und die rechts und links davon aufgestellten<br />
Bataillone los. Unterstützt vom Geschützfeuer (Mayenberg) hatten sie schutzlos<br />
ein freies Feld von 550 Metern zu überqueren. Die Preußen hatten den<br />
strategischen Vorteil der starken Verschanzung, die ein ruhiges und gezieltes<br />
Feuern erlaubte. Der blindwütige Ansturm dauerte 17 Minuten, dann brach der<br />
Angriff unter dem anhaltenden Kleingewehr und Kartätschenfeuer in sich<br />
zusammen. Nun gingen das Regiment Kalckstein, die Musketier-Bataillone von<br />
Knobelsdorff und die zwei Kompanien Braunschweig mit klingendem Spiel<br />
235
236<br />
236<br />
zum Gegenangriff über, daraufhin wichen die Franzosen in den schützenden Wald<br />
zurück. Sie mussten viele Tote und schreiende Verwundete zurücklassen.<br />
16.10 Uhr: Zu spät oder ein Entlastungsangriff? Aus Richtung des westlichen<br />
Erlenbachs kam frische französische Infanterie, aber auch die Reste des gerade<br />
geschlagenen Zweibrücker Regiments hervor und bedrohten im Sturmlauf die<br />
Redoute. Der Herzog von Braunschweig schickte Boten zur Hilfe. Die<br />
preußischen Karabiniers kamen gerade den Berg hoch aus Erlenbach. Sie<br />
sammelten sich und ruckzuck galoppierten sie zusammen mit den drei sächsischen<br />
Schwadronen Kurland in Richtung des heutigen Opelhändlers und fielen<br />
erfolgreich in die linke, ungeschützte Flanke der Franzosen. Wie damals so<br />
üblich, führten die Generäle Kalkreuth und Gersdorff selbst die Reiter an.<br />
16.30 Uhr: Drei franz. Kavallerie-Regimenter kamen ihrer bedrängten Infanterie<br />
zur Hilfe und fielen den preußischen Dragonern in den Rücken. Es entbrannte ein<br />
wilder Reiterkampf, der blutig mit Pistole und dann mit Säbel ausgetragen wurde.<br />
General von Gersdorff warf sich mit seinen Kurland Dragonern der<br />
Französischen Reiterei entgegen und drängte sie zurück, übersah aber, dass er<br />
selbst eingekesselt wurde. General von Kalkreuth kam noch rechtzeitig und haute<br />
ihn raus. Gemeinsam vertrieben sie die französische Infanterie und Kavallerie.<br />
Allmählich brach die Dunkelheit herein und beendete das grausige Abschlachten.<br />
Der Herzog von Braunschweig war über die späte Aggressivität Hoches<br />
überrascht und gewarnt. Deshalb blieben alle Soldaten nachts unter dem Gewehr.<br />
18.30 Uhr: General Rosboth marschierte von Lauterecken in Richtung<br />
Morlautern. Durch den Angriff Hoches wurden er und Blücher vom Herzog<br />
getrennt. Sie biwakiert deshalb zwangsläufig nördlich von Schneckenhausen.<br />
Um einen Boten zu schicken, war es zu spät und durch den Wald viel zu<br />
gefährlich. Rosboth ließ das verabredete Kanonenzeichen von 8 Schüssen<br />
abgeben. Dadurch erfuhr der Herzog, wo Rosboth steckte und konnte beide in<br />
seine Planungen einbauen.<br />
Abends, nachts bereiteten die Gegner den Kampf des nächsten Tages vor, wobei<br />
die preußischen Alliierten in der glücklicheren Lage waren. Ihre Soldaten waren<br />
schnell versorgt und mit frischer Munition ausreichend eingedeckt. Die<br />
französischen Soldaten hatten es jedoch sehr viel schwieriger, denn es scheint bei<br />
ihnen ein logistisches Desaster geherrscht zu haben. Dass die Truppenführer<br />
schnell den Kampf suchten, ohne auf die notwendige Versorgung zu achten,<br />
musste sich bitterlich rächen, zumal der Dauerregen die Wege für die schweren<br />
Versorgungswagen fast unpassierbar gemacht hatte. In der Nacht ließ Hoche auf<br />
dem Osterberg noch 22 schwere Geschütze in Position bringen. Er nahm noch<br />
einige Truppenverschiebungen vor. Er gruppierte die Brigade Paillard vom<br />
linken auf den rechten Flügel um, als Verstärkung für die Division Huets und<br />
die Brigade Simon sollte vom Reichenbacher Hof auf Otterberg zumarschieren.<br />
Zweiter Tag<br />
Die Soldaten Amberts waren viele Stunden ununterbrochen auf den Beinen<br />
gewesen, bevor sie sich gerademal für zwei bis drei Stunden niederlegen konnten.<br />
Dann erreichte sie nachts um 2 Uhr der Befehl, nach Otterberg zu marschieren.<br />
Kurz nach Tagesanbruch kamen sie dort an. Am besten waren die Soldaten Huets<br />
dran, die sich nur wenige Kilometer hinunter ins Ruhetal zurückgezogen hatten.
237<br />
Am nächsten Morgen überschritt General Dubois mit seiner Division bei<br />
Sambach wieder die Lauter. Er marschierte durch den Lauerhof nach<br />
Otterberg, um von dort aus die preußischen Truppen unter dem Oberst Szekuly<br />
mit leichtem Geschütz zu beschießen. Am zweiten Schlachttag nahmen etwa<br />
20.000 franz. Soldaten teil. Ihnen standen auf der Hochfläche von Morlautern<br />
7.500 preußische und sächsische Truppen gegenüber. Trotz der zahlenmäßigen<br />
Übermacht gab es keine Entscheidung zu Gunsten der Franzosen, obwohl sie<br />
gegenüber dem Vortag ihre strategischen Positionen etwas verbessert hatten.<br />
Am 30. November (3. Schlachttag) fiel die Entscheidung. Hoche versuchte durch<br />
einen Zangengriff seiner Truppen die starke Stellung der Preußen und Sachsen zu<br />
nehmen. Die Truppen Huets kamen wieder aus dem schützenden Wald des<br />
Ruhetals hervor. „Es entwickelte sich sehr lebhaftes Infanteriefeuer“, aber der<br />
Angriff wurde blutig abgeschlagen.<br />
Auf den Husarenäckern:<br />
Der erste Angriff war wieder gegen den rechten Flügel der Preußen gerichtet. Der<br />
damalige Generalleutnant (Generalstabsoffizier) Amberts, Molitor, der spätere<br />
Marschall, ging mit vier Bataillonen über Erlenbach und über den Buchberg<br />
gegen den Bornberg vor. Schon zur Deckung des Marsches Paillards ist<br />
wahrscheinlich der Buchberg frühzeitig besetzt worden und es ist wohl möglich,<br />
dass Molitor hier einige Vorpostentrupps zurückgedrängt hat. Nach<br />
Französischen Angaben hat Molitor beim Vorgehen einigen Widerstand<br />
gefunden. Von preußischer Seite sind darüber keine Angaben darüber Akten<br />
kundig.<br />
Kurz nach Tagesanbruch glaubte der Herzog von Braunschweig, welcher soeben<br />
auf dem rechten Flügel bei dem Grenadier-Bataillon Rohdich eingetroffen war,<br />
zu bemerken, dass der Bornberg vom Feinde besetzt sei. Er ritt mit dem Obersten<br />
von Schlieden und dem Kapitän von Wussow vor, um sich hiervon zu<br />
überzeugen und befahl hierauf den beiden Sächsischen Bataillonen, Kurfürst und<br />
Anton, welche im zweiten Treffen auf dem rechten Flügel standen, die Höhe, es<br />
koste, was es wolle zu nehmen. Das Bataillon Rohdich sollte gleichzeitig auf<br />
Erlenbach vorgehen, einige Schwadronen der Regimenter Kurland, Karabiniers<br />
und Voß sollten die rechte Flanke decken.<br />
General von Kalkreuth leitete den Angriff persönlich. Das Bataillon Kurfürst<br />
ging in erster Linie vor, das Bataillon Anton folgte als rechte Staffel<br />
Die Franzosen leisteten auf dem Bornberg hartnäckigen Widerstand. Das in der<br />
Front angreifende Bataillon Kurfürst verschoss sich beinahe gänzlich. Dem<br />
Bataillons-Kommandeur, Obersten von Stammer wurde das Pferd unter dem<br />
Leibe erschossen. Er selbst und sein Adjutant wurden verwundet. Schließlich als<br />
sich die Einwirkung des Bataillons Anton geltend machte und auch Erlenbach<br />
vom Bataillon Rohdich besetzt war, wurde die Höhe genommen. Molitor nahm<br />
nochmals auf dem Buchberg Stellung. Ohne weitere Verstärkung abzuwarten,<br />
setzten die Sächsischen Bataillone den Angriff fort und nahmen auch diese Höhe.<br />
General von Kalkreuth wurde hierbei verwundet. Die Sächsische Militärkapelle<br />
(Tambours gingen links in Richtung Erlenbach und schlugen den Preußischen<br />
Grenadiermarsch.<br />
Die Sachsen drangen dem zurückgehenden Feinde bis an den Rand des Otterbach-<br />
Tales nach. Auf dem Buchberg stellten sie einige Sächsische Geschütze und eine<br />
237
238<br />
238<br />
preuß. Bataillonskanone auf, die von dort die große franz. Batterie in die Flanke<br />
nehmen konnten.<br />
Die Sachsen und Preußen hatten den Franzosen den linken Flügel gestutzt. Nun<br />
war die Verbindung zu Blücher und Rosboth frei. Der Austausch an<br />
Informationen, Mensch und Material konnte beginnen.<br />
Den Franzosen geht die Munition aus<br />
Gegen 11 Uhr machte sich bei der Französischen Artillerie der Mangel an<br />
Munition fühlbar, und nun begann ein offenbares Übergewicht der preußischen<br />
Artillerie. Der französische Oberbefehlshaber war außer sich. Er sah sich genötigt,<br />
den Rückzug zu befehlen. Der Herzog bemerkte das schwächer werdende<br />
feindliche Artilleriefeuer. Der Feind trat den Rückzug an. Der Herzog nutzte die<br />
Gunst der Stunde und ging er zum Angriff über. Er ließ die Schützen der<br />
Infanterie heraustreten und warf mit ihnen die vor der ganzen feindlichen Front<br />
ausgeschwärmten leichten Truppen in die Schlacht. Hinter den Schützen traten die<br />
Infanterie Bataillone an. Von allen Seiten brach nun die Kavallerie zur<br />
Verfolgung vor.<br />
Blücher greift an<br />
Blücher ritt mit seinen Husaren von Schneckenhausen in Richtung Sambach.<br />
„Er fasste den Entschluss, durch den Wald zwischen Schneckenhausen und<br />
Otterbach zu dringen, teils um den Feind zu beunruhigen, teils auch um ihn zu<br />
nötigen, mit Artillerie auf mich zu feuern, damit der Herzog dadurch erführe, wie<br />
nahe ich ihm sei“. „zu der Zeit, als bei Morlautern die Entscheidung eintrat, war<br />
Blücher beim Lauerhof von der Brigade Simon mit Artilleriefeuer begrüßt<br />
worden. Doch um 11 Uhr ging den Franzosen die Munition aus und der Herzog<br />
befahl den Gegenangriff. Blücher erhielt zusätzlich zwei Eskadrons des<br />
Leibregiments und griff die zurückflutende Infanterie bei Sambach an, die im<br />
Begriffe war, die Brücke zu überqueren. Der französische Befehlshaber behielt<br />
klaren Kopf und ließ Truppen in Viererreihen (4 Mann en linie) in Stellung<br />
gehen, um den Reiterangriff abzuwehren. Die Franzosen fielen auf die Finte der<br />
fliehenden Reiter rein und verfolgten die abreitenden Husaren. In diesem Moment<br />
fielen die Reiter des Leibregiments in die feindliche Flanke. „Diesen Augenblick<br />
nutzte ich; ich rief meinen Leuten zu „kehrt euch um“ und sie, voll Zutrauens,<br />
befolgten sogleich meinen Befehl Ich stürzte mich mit ihnen in unsere außer<br />
Fassung gebrachten Gegner und diese wurden nun völlig über den Haufen<br />
geworfen. Der Feind wurde mit ansehnlichem Verlust durch Sambach durch und<br />
bis über die Lauter gejagt. Jetzt erhob der Feind eine äußerst heftige Kanonade,<br />
die er bisher hätte anwenden können, weil ich noch mit dessen Kavallerie im<br />
Handgemenge war. Ich zog mich bis auf eine Kanonenweite zurück. Überhaupt<br />
war der Verlust auf unserer Seite sehr gering. Der brave Oberstleutnant von<br />
Esebeck (vom Ingweilerhof) bekam eine leichte Kopfwunde.<br />
Blücher schreibt in seinem Tagebuch:<br />
„Ich kann behaupten, dass ich fast nie einem verwickelteren Gefechte<br />
beigewohnt habe, als dieses war. Umso mehr freute ich mich, dass es so<br />
glänzend zu unserem Vorteil ausschlug. Einer unserer Offiziere, der<br />
Leutnant von Katzler riss mich durch seine Warnung aus der<br />
augenblicklichsten Gefahr. Es befand sich nämlich ein feindlicher<br />
Offizier in dem Hohlweg am Lauerhof mit der gespannten Pistole hinter
239<br />
mir. Leutnant von Katzler rief mir zu und mein gutes Pferd sprang mit<br />
wenigen Sätzen aus der Gefahrenzone. Mein Verfolger fand selbst den<br />
Tod.“<br />
„Der Feind erlitt auf dem Rückzug nicht unerhebliche Verluste, seine in<br />
Unordnung geratene Kolonne vermischte sich am Lampertsmühlen- Hofe<br />
mit einer zweiten, welche aus dem Otterbachtal zurückkam. Die<br />
Französische Kavallerie machte der abziehenden Infanterie durch einen<br />
glücklichen Vorstoß Luft“. „Wenn nach den preuß. Berichten auch bei<br />
dem Zusammenströmen eine ziemliche Unordnung entstanden ist und<br />
viele Franzosen in die Lauter springen mussten, so ist der Rückzug im<br />
Ganzen doch mit Geschick und Ruhe ausgeführt worden. Der später<br />
berühmt gewordenen Blücher schrieb: „mit mehr Ordnung, als ich ich<br />
(mir) jemals gedacht hätte“ (S. 362 ff, die Schlacht bei Kaiserslautern,<br />
heraus., vom Großen Generalstabe, Abtheilung für Kriegsgeschichte,<br />
Ernst Siegried Mittler und Sohn, Berlin 1893). Der Verlust an Menschen<br />
und Material war für beide Seiten groß. Die Preußen und Sachsen hatten<br />
etwa 900 und die Franzosen 2.300 Gefallene zu beklagen, die teilweise in<br />
Massengräbern auch in der Nähe des Morlauterer Schlachtenturms<br />
beerdigt wurden. Auch Einzelschicksale sind bekannt. Am 1. Dezember<br />
starb Hauptmann Steinsdorf an einer Wunde, die er sich in der Schlacht<br />
„bey dem hiesigen Galgenberge empfangen hatte“. Und wurde am 2ten<br />
Dec von Insp. Pauli mit einer Standrede beerdigt“ Hauptmann<br />
Steinsdorf gehörte übrigens dem preußischen Regiment Viettinghoff<br />
an. (Eugen Reis, Kaiserslautern im 18. Jahrhundert, Band 2, S. 1049)<br />
Erlenbach und die Verwundeten<br />
Es ist nicht überliefert, wie sich der dreitägige Kampf auf Erlenbach und seine<br />
Bewohner ausgewirkt hatte. Die Otterberger Kirchenbücher weisen große Lücken<br />
auf Die Erlenbacher waren einfache Leute, aber nicht dumm. Als die<br />
französischen Truppen sich näherten, packten sie ihre Habseligkeiten und flohen<br />
mit dem Vieh in den Wald nach Baalborn und Sembach. Sicherlich hatten sich<br />
indes die französischen Offiziere des Königlich Zweibrücker Regiments in<br />
ihren Häusern gemütlich gemacht und sich die frei laufenden Hühner köstlich<br />
zubereiten lassen<br />
Die gewitzten Höferer brachten wohl auch ihr Vieh und Saatgut vor den Preußen<br />
in Sicherheit. Ihr Weg führte wohl den Schallbrunnen in eine ungewisse<br />
Sicherheit, während die preußischen und sächsischen Offiziere der Bataillone<br />
Churland, Carabinieres und Viettinghoff in ihren Betten schliefen.<br />
Der blutige Kampf in, um und durch Erlenbach hatte schreckliche Opfer. Der<br />
preußische Kriegsbericht zählt eigentlich nur die Opfer auf. 2.000 tote Franzosen<br />
und 800 eigene Leute Der Leser erhält dadurch innerlichen Abstand zum<br />
eigentlichen schrecklichen Geschehen. Am besten waren wohl die Gefallenen<br />
dran, die von einer Kugel getroffen wurden und den Sekundentod fanden. Was<br />
war aber mit den Blessierten, denen ein Arm abgehackt war oder denen durch<br />
239
240<br />
240<br />
Artillerie- Beschuss 344 ein Bein abgerissen wurde? Die Schlacht war ein<br />
unerbittliches Abschlachten. Heroisch für die unverwundeten Sieger, die<br />
triumphierten und jubelten. Aber die grässlich Verletzten, die schreiend von<br />
grauenhaften Schmerzen gequält, unversorgt herumzuckten. Es war wohl eine<br />
Gnade, wenn abends die Sieger den Schlachtplatz abgingen und den<br />
Hoffnungslosen den Todesstoß oder den Gnadenschuss gaben.<br />
Was man so alles fand<br />
Herr Burghard-Fallot fand diese beiden Goldmünzen auf seinem Grundstück im<br />
Welchental Der vermutliche Verlierer war wohl ein franz. Revolutionssoldat.<br />
Seine königliche Ablehnung machte aber nicht vor den königlichen Goldmünzen<br />
von 1786 und 1787 halt<br />
Sehr viel interessanter als die Goldmünzen ist diese Kupfermünze, die Frau<br />
Deubel in ihrem Garten im Nauwald fand. Ludwig XVI wird 1793 als König der<br />
344 ) Die leichten Kanonen verschossen Eisenkugeln mit einem Gewicht von 400 – 840 Gramm.<br />
Bei der hohen Abschuss- Geschwindigkeit waren sie absolut tödlich. Diese Kugeln wurden auf<br />
dem Schlachtfeld gefunden.
241<br />
Franzosen angesehen. Diese Münze wurde von Thomas Brenner, Kaiserslautern,<br />
Ochsenberg 33 fotographiert.<br />
Schlacht gewonnen, Krieg doch verloren<br />
Der franz. Kriegsminister Carnot hielt trotz des Dilemmas seine schützende<br />
Hand über den geschlagenen General Lazare Hoche. „Eine Niederlage sei kein<br />
Verbrechen“, so Carnot. Er erkannte das große strategische Genie Hoches, der<br />
noch 7 große Schlachten für Frankreich gewinnen sollte. Hoche erhielt zur<br />
weiteren Unterstützung 10.000 Mann von der Ardennen Armee und ging dann mit<br />
der Rhein-Armee gegen den Herzog von Braunschweig vor, um die belagerte<br />
franz. Festung Landau aus der Umklammerung zu befreien. Hoche bewies nun in<br />
den nächsten Wochen großes strategisches Geschick, so dass sich die preußisch/<br />
sächsischen Truppen hinter den Rhein zurückzogen und das linksrheinische<br />
Gebiet den Franzosen überließen. Am 28. Dez. 1793 zog Hoche in Landau ein!<br />
Im Jahr 1797 übernahm er den Befehl über die 80.000 Mann starke Maas- und<br />
Sambre-Armee, eröffnete den Feldzug mit dem kühnen Rhein Übergang bei<br />
Neuwied, schlug die Österreicher in drei Schlachten und 5 Gefechten. Lazare<br />
Hoche starb am 18. September 1797 in Wetzlar an einer Unterleibskrankheit im<br />
Alter von 29 Jahren.<br />
Lazare Hoche eroberte für Frankreich das linksrheinische Gebiet. Die Pfalz war<br />
somit zuerst fremdes, besetztes Gebiet, das es auszuplündern oder wie es damals<br />
hieß, auszuleeren galt. Ein besonderes negatives Beispiel für sinnlose<br />
241
242<br />
242<br />
Kriegsverbrechen ist das Niederbrennen der heutigen Kreisstadt Kusel 345 am 26.<br />
Juli 1794. Morgens um 10 Uhr erschienen franz Freiwillige, die sich friedvoll und<br />
unauffällig verhielten, aber ein eingespieltes Team im Abfackeln von Städten,<br />
auch in Frankreich, waren. Dann ritten 200 Reiter in die Stadt und der<br />
kommandierende Offizier forderte die Bevölkerung auf, innerhalb von 30<br />
Minuten die Stadt zu verlassen, denn sie würde abgebrannt werden. Der<br />
Polizeidiener rannte mit seiner Schelle durch die Kleinstadt und verkündete den<br />
Kuselern das kommende Unheil Die „Freiwilligen“ trugen Heu und Stroh in die<br />
Häuser und innerhalb weniger Minuten brannte ganz Kusel. Das in den Ställen<br />
346<br />
angebundene Vieh verbrannte jämmerlich. Alle verloren ihre Existenz. Die<br />
Ziele der Franz. Revolution „Krieg den Palästen, Friede den Hütten, Befreiung<br />
aller Unterdrückten“ wurden menschenverachtend verraten.<br />
7.4. Plünderungen & Kämpfe in 1794<br />
Der Sieg war zwar da, nur nicht vollkommen. Der einsetzende Schnee- und<br />
Schneeregen ließen einen frostigen Winter erwarten. Nach alter Tradition suchte<br />
der preußische Oberbefehlshaber ein sicheres Winterquartier, um seinen Truppen<br />
Regeneration zu gewähren, anstatt den Gegner demütigend zu schlagen. Blücher<br />
hatte es dem Herzog zwar vorgemacht und mit überraschenden Angriffen die sich<br />
zurückziehenden franz. Truppen stark verwirrt. Aber auf Grund des Befehls<br />
zogen sich die Preußen und Sachsen weg vom Gebirge in die Vorderpfalz zurück.<br />
Durch diese traditionelle, aber falsche Passivität vergab der preuß. Heerführer die<br />
Chance, den geschwächten Gegner entscheidend zu vertreiben. Dieser Fehler<br />
rächte sich bitterlich. denn Hoche zog sich nicht nach Frankreich zurück, sondern<br />
vereinigte seine Truppen mit weiteren 50.000 Mann, die ihm das Pariser<br />
Direktorium zur Verfügung gestellt hatte. Zusammen standen nun 90.000 Mann<br />
unter seinem Kommando. Allein war er nun viel zu stark für die Preußen oder<br />
Österreicher. Zusammen hätten sie es geschafft, aber Wurmser lehnte ab. Er<br />
wollte den Sieg, den Ruhm für sich allein.<br />
Hoche zog über Pirmasens auf die Festung Landau zu, um sie aus der<br />
Umklammerung österreichischer Truppen zu befreien. Hoche schlug zudem am<br />
26. Dezember 1793 vernichtend die österreichischen Truppen. Arrogant wie<br />
Wurmser war, hatte er Hilfsbitten an den preuß. Sächsischen Truppenführer<br />
unterlassen. (Näheres siehe im Anhang)<br />
Der Herzog von Braunschweig hatte nicht nur Hoche als Gegner. Was ihn<br />
eigentlich zermürbte, war das miserable Verhältnis zum „verbündeten“<br />
österreichischen kommandieren General Wurmser, der seine Aktionen nicht mit<br />
dem Herzog abstimmte, sondern im Gegenteil auch noch kontraproduktive<br />
Entscheidungen fällte. Nach der desaströsen Niederlage Wurmsers reichte der<br />
345 ) eine äußerst ausführliche & phantasievolle Beschreibung von Ernst Schworm, Die<br />
Niederbrennung der Stadt Kusel in Pfälzische Geschichte, Band 1, Kaiserslautern 2002, Seite<br />
359 ff.<br />
346 ) Ernst Schworm, der Brand von Kusel im Jahre 1794, Westricher Kalender 1994, S. 66 ff.
243<br />
Herzog von Braunschweig resignierend seinen Rücktritt ein. Der Preußische<br />
König ersetzte ihn durch den alten Feldmarschall von Möllendorf<br />
Die preuß, sächsische Truppen zogen sich ins Winterquartier an den schützenden<br />
Rhein zwischen Bingen, Mainz und Oppenheim zurück. Dadurch überließen sie<br />
weite Teile der Pfalz den französischen Truppen, die sich hemmungslos aus dem<br />
bereits ausgebeuteten Land heraus ernährten. Eigens ausgebildete französische<br />
Plünderungsspezialisten durchkämmten rücksichtslos auch die abgelegensten<br />
Dörfer, Haus für Haus. Nichts entging ihnen. Sie rissen die Holzfußböden raus,<br />
zertrümmerten Türen und Schränke auf der Suche nach Verborgenem. Alle<br />
Speicher, Keller und Ställe ließen sie entleeren. Den Bauern blieben nur die<br />
Augen, damit sie ihr Elend beweinen konnten. Dieser schreckliche Winter<br />
1793/1794 ging als Plünderwinter in die pfälzische Geschichte ein. Zum Spott<br />
schlachteten die Entleerer gelegentlich die geliebte Kuh direkt vor den weinenden<br />
Augen der Bauernfamilie. So schafft man kein Vertrauen, so gewinnt man keine<br />
Freunde.<br />
19. April: Krieg kostete heute wie damals viel Geld. Preußen und Sachsen<br />
wollten und konnten den Krieg allein nicht mehr tragen. Es ging um<br />
Grundsätzliches. Republik oder Monarchie. Auf diplomatischen Wegen hielten<br />
Preußen und Sachsen bei der englischen und holländischen Krone die Hand auf,<br />
um finanzielle Unterstützung zu erhalten. Erst durch den Vertrag von Den Haag<br />
vom 19.4.1794 verpflichteten sich die Niederlande und das Vereinigte Königreich<br />
monatlich 50.000 £ an Preußen und Sachsen zu zahlen. Nun endlich fand sich<br />
Preußen bereit, den Krieg weiter zu führen. So unterschiedlich die Partner waren,<br />
so verschieden waren auch die Kriegsziele. Die Holländer plädierten natürlich für<br />
den nördlichen Flankenangriff mit Marsch auf Paris, um die latente militärische<br />
Bedrohung von sich abzuwenden.<br />
16. Mai: Das preußische Kriegskabinett traf sich in Mainz. Mehrere Minister und<br />
Generäle diskutierten die strategischen Möglichkeiten. Aus dem großen Plan<br />
entstand eine kleinmütige Entscheidung. Es ging nicht nach Paris, der<br />
Hauptschlag sollte gegen die Truppen des Generals Ambert geführt werden, der<br />
sich auf dem Höhenrücken (Ochsenberg, Schafsberg) zwischen dem<br />
Gersweilerhof und Erlenbach Position bezogen hatte.<br />
Ambert hatte 8 Bataillone Infanterie und 6 Reiterstaffeln zur Verfügung 347 .Der<br />
preußische Feind konnte nur aus Nord- Nordost kommen. Deshalb gruppierte er<br />
seine Verteidigungskräfte sinnvollerweise rundum auf den Höhen um<br />
Kaiserslautern herum. Die französische Karte zeigt zwischen den Husarenäckern<br />
und dem Schlachtenturm 3 mal 4 Infanterieeinheiten und südlich unter der<br />
Betonstraße (oberhalb des Gersweilerhofes) versetzt davon 3 mal 4<br />
Reitergruppen. Anscheinend hatten die Truppenführer vor dem Wald schützende<br />
Verhaue anlegen lassen, um vor plötzlichen Überraschungen gefeit zu sein. Er<br />
hatte die Strategie des Herzogs von Braunschweig kopiert und sich in dessen<br />
Verteidigungsanlagen bequem gemacht. Allerdings hatte er von der Vogelweh bis<br />
nach Hochspeyer und von Erlenbach bis zum Lämmchesberg seine 10.000<br />
Soldaten aufgestellt. Geschlossen wären sie eine respektable Macht gewesen, aber<br />
so zersplittert hatte Ambert keine Chance. Die Preußen vernichteten seine<br />
Truppenteile, einen nach dem anderen.<br />
347 ) Franz. Karte von 1794<br />
243
244<br />
244<br />
Der auf der nächsten Seite eingescannte Kartenausschnitt ist Teil einer franz.<br />
Militärkarte, die die Truppenverteilung am 23. Mai 1794 zwischen 8 und 9 Uhr<br />
zeigt. Der Maßstab ist 1: 40.000. Der Maßstab ist sowohl in Meter als auch in<br />
franz. Klaftern ausgedrückt. 1794 gab es in Erlenbach genau 34 Häuser.<br />
Die Division des Generals Ambert bestand aus 8 Bataillonen und 6<br />
Reitergeschwadern, die die Höhen von Hochspeyer und Fischbach<br />
genauso besetzt hatten wie den Kaiserberg im Norden Kaiserslautern<br />
und den Bergrücken von von Otterbach bis nach Erlenbach. An diesem<br />
Tag hatten sie ebenso das breite Tal bei Erfenbach, aber auch die<br />
Kreuzung an der Vogelweh in ihrer Hand. Dadurch kontrollierten sie die<br />
Straßen von Homburg und Kusel. Der General Möllendorf hatte alle<br />
seine Truppenteile in Marsch gesetzt, die aus den Richtungen Göllheim/<br />
Winnweiler, von Ramstein, aber auch von Schallodenbach auf<br />
Kaiserslautern zumarschierten. 348 .<br />
348 La Division du Général Ambert, composée de 8 batillons et de 6 escadrons occupe les hauteurs de<br />
Hochspeyer et Fischbach, le Plateau du Kaysersberg au Nord de Kaiserslautern, celui de Morlautern,<br />
les hauteurs de Erlenbach et Otterbach, ainsi que le débouché d´Erfenbach, deplus une position<br />
couverte d´un grand abbatis près de la ferme de Vogel Weeh, vers la jonction des routes de Homburg<br />
et Landstuhl et celle de Cusel per Ramstein. Le Général Mollendorf avait toutes ses colonnes en<br />
mouvement sur les chemins de Ramstein, Schallodenbach, Winnweiler et Göllheim, de manière à<br />
pouvoir déboucher à la même heure sur les positions de la Divison de Général Ambert
245<br />
Möllendorf verlegte sein Hauptquartier nach Kirchheimbolanden. Der Vormarsch<br />
geschah in vier Kolonnen<br />
1794, 23.Mai Der Angriff auf Ambert<br />
General Kalkreuth ritt mit seiner Kavallerie dem Glantal entlang. Über Kusel<br />
und Ramstein bewegte er sich schnell auf Kaiserslautern zu. Sein Oberst<br />
245
246<br />
246<br />
Romberg nahm morgens sehr früh die französischen Stellungen an der Vogelweh<br />
ein.<br />
General Knobelsdorff kam mit seinen Husaren durch die Nordpfalz. Er hatte<br />
seine Truppen geteilt. Teile ritten durch das Odenbachtal, andere bogen in<br />
Lauterecken in das Lautertal und bewegten sich so auf Kaiserslautern zu. Die<br />
letzte Nacht hatten seine Truppen vor Katzweiler kampiert. Ausgeruht<br />
marschierten sie auf Morlautern zu. In Otterbach schlugen sie die franz.<br />
Verteidiger. Als Ortskundiger teilte Knobelsdorff seine Truppen. Eine starke<br />
Truppe ging über den Osterberg, eine zweite den bekannten Weg durch das<br />
Ruhethal vor. Die dritte Kolonne ritt auf die Galappmühle zu, ohne auf allzu<br />
großen Widerstand zu stoßen. .<br />
Der Herzog von Württemberg war mit seinen Dragonern über Winnweiler,<br />
Heiligenmoschel, Schallodenbach, Otterberg nach KL unterwegs. Laut franz.<br />
Quellen standen die Revolutionstruppen noch um 9 Uhr morgens auf dem<br />
Bergrücken. Die Württemberger bewegten sich über die Gemarkung Erlenbach,<br />
über den Buchberg, Husarenäcker auf KL zu. Angesichts der überlegenen<br />
gegnerischen Truppen und wegen der drohenden Gefahr eingekesselt zu werden,<br />
zog Ambert seine Truppen durch Kaiserslautern in seine durch Verhaue<br />
geschützten Stellungen auf der Galgenschanze und dem Lämmchesberg zurück.<br />
Gegen 10 Uhr morgens vereinigten Knobelsdorff und Württemberg ihre Kräfte<br />
und ritten durch den Hagelgrund („Tal des Hagelbachs“) nach KL Diesmal<br />
machten die Preußen keine halbe Sachen. Vereint gingen die Truppen<br />
Kalkreuths, Knobelsdorff und des Herzogs gegen die verschanzten Franzosen<br />
vor. Nach einer kurzen wirkungsvollen Kanonade stürmten die Preußen auf die<br />
Befestigungswerke los. Mit aufgepflanzten Bajonetten und Säbeln tobte der<br />
blutige Kampf hin und her. Es dauerte vier Stunden, bis die Preußen endlich die<br />
franz. Stellungen eingenommen hatten. Den franz. Überlebenden blieb diesmal<br />
nur die Flucht über Trippstadt nach Pirmasens. Übrigens machten die Preußen<br />
1.300 Kriegsgefangene, die vorübergehend in den Kirchen Lauterns eingesperrt<br />
wurden.<br />
Die Französischen Truppen zogen sich über Trippstadt auf die Linie Pirmasens<br />
Landau zurück. Dort gruben sich einerseits die Franzosen, andererseits die<br />
Preußen in sichere Stellungen ein. Nun war Stellungskrieg angesagt. Die Pariser<br />
Revolutionsregierung gab aber den Befehl heraus, das linksrheinische Gebiet zu<br />
erobern.<br />
17. Juni. Der Oberkommandierende der Rheinarmee General Michaud hielt in<br />
Landau eine Kommandeur-Besprechung ab, an der die Generäle Moreaux,<br />
Ambert, St. Cyr und Dessai teilnahmen. Anwesend war das<br />
Direktoriumsmitglied Hertz, der die Forderungen seiner Regierung unterstrich.<br />
Das Ziel war klar, aber nur wie erreichen? Der Vorschlag des jüngsten Generals<br />
St. Cyr wurde angenommen. Es war einsichtig, einen schweren Keil zwischen die<br />
Österreicher und Preußen zu treiben. Die Vorbereitungszeit waren 14 Tage. Die<br />
Truppen, das Material mussten bereitgestellt werden. Der konzertierte Angriff<br />
begann am<br />
2. Juli. Angriffsziel waren die preußischen Stellungen um Edenkoben. Der Druck<br />
sollte so stark sein, dass die preuß. Generäle Truppen aus dem Gebirge abziehen<br />
mussten. Durch die geschickten Schachzüge Blüchers misslang der erste Versuch.
247<br />
12. und 13. Juli Die französischen Truppen griffen mit aller Macht die<br />
preußischen Stellungen zwischen dem Eschkopf und Leimen bei Johanniskreuz,<br />
an. Und diesmal gelang der Durchbruch. Die preußischen Truppen zogen sich<br />
über, Kaiserslautern, Erlenbach, Otterberg nach Kirchheimbolanden zurück. Die<br />
West- und Nordwestpfalz war nun schutzlos der beginnenden der franz. Willkür<br />
ausgesetzt.<br />
26. Juli; Ein besonderes negatives Beispiel für sinnlose Kriegsverbrechen war das<br />
Niederbrennen der heutigen Kreisstadt Kusel 349 an jenem Tag. Morgens um 10<br />
Uhr erschienen französische „Freiwillige“, die sich friedvoll und unauffällig<br />
verhielten, aber ein eingespieltes Team im Abfackeln von Städten, auch in<br />
Frankreich, waren. Dann ritten 200 Reiter in die Stadt und der kommandierende<br />
Offizier forderte die Bevölkerung auf, innerhalb von 30 Minuten die Stadt zu<br />
verlassen, denn sie würde abgebrannt werden. Der Polizeidiener rannte mit seiner<br />
Schelle durch die Kleinstadt und verkündete den Kuselern das kommende Unheil<br />
Die „Freiwilligen“ trugen Heu und Stroh in die Häuser und innerhalb weniger<br />
Minuten brannte ganz Kusel Das in den Ställen angebundene Vieh verbrannte<br />
jämmerlich. Alle verloren ihre Existenz.<br />
350 Die Ziele der Franz. Revolution „Krieg<br />
den Palästen, Friede den Hütten, Befreiung aller Unterdrückten“ wurden<br />
menschenverachtend verraten.<br />
7.5. Die letzten Gefechte in 1794<br />
Am 17. September löste der Erbprinz von Hohnlohe den K & K General von<br />
Wantersleben ab und gleich kam wieder Schwung in die preußischen Aktionen.<br />
Der Erbprinz sammelte seine Truppen bei Göllheim. Blücher war inzwischen<br />
zum Generalleutnant geworden. Ihm unterstanden preuß, österreichische und<br />
Kurpfälzische Reiter. Sein Auftrag war es, Wattenheim & Leistadt zu befreien<br />
und dann auf Lautern zuzureiten. Dies gelang problemlos.<br />
18. September: General von Voß hatte den Schorleberg bei Alsenborn wieder<br />
in preuß. Hände zu bekommen und General von Wolfrath sollte sich um<br />
Sembach kümmern. Wer von uns kennt nicht die Landschaft zwischen Sembach<br />
und Enkenbach. Es ist ein leicht welliges Plateau, ein ideales Reitgelände.<br />
Voß und Wolfraths hatten aber die leichten Reiter des franz. Generals Meunier<br />
nicht auf ihrer Rechnung, die einerseits durch die Talsenke von der Eselsfürth aus,<br />
andererseits von den Husarenäckern, am Gersweilerkopf vorbei, durch den<br />
späteren Truppenübungsplatz plötzlich den Preußen in die Quere kamen. Ein<br />
Glück, dass Blücher seine vorderpfälzischen Aufgaben so schnell gelöst hatte und<br />
wie als Blitz aus heiterem Himmel erschien. Er kippte nochmals den franz. Sieg.<br />
In mehreren Gefechten schlugen seine Reiter drei franz. Kavallerie Bataillone.<br />
Das heftigste Gefecht lieferte sich Blücher am Fröhnerhof. Die Franzosen<br />
flüchteten in Richtung Westen, durch den Wald auf Morlautern zu. Die Angst saß<br />
ihnen im Nacken. Blücher gönnte sich und seinem Gegner keine Pause. Blücher<br />
jagte sie weiter vor sich her.<br />
349 ) ausführliche Beschreibung von Ernst Schworm, Die Niederbrennung der Stadt Kusel in<br />
Pfälzische Geschichte, Band 1, Kaiserslautern 2002, Seite 359 ff.<br />
350 ) Ernst Schworm, der Brand von Kusel im Jahre 1794, Westricher Kalender 1994, S. 66 ff.<br />
247
248<br />
248<br />
20. September: Der Erbprinz hatte inzwischen die Brigade Sibaud nach einem<br />
kurzen Kampf aus Fischbach vertrieben. Nun war auch sein Weg nach<br />
Kaiserslautern frei. Kurz vor Lautern bekam sein Dragoner-Regiment nochmals<br />
Ärger. Am Hölzengraben sahen die Franzosen noch eine kleine Chance, den<br />
preuß. Vormarsch zu stoppen, aber vergebens. Der franz. General Gavrois hatte<br />
mit wenigen 100 Mann den Kaiserberg besetzt. Jetzt sah er für sich und seine<br />
Truppen keine Chance mehr und sie räumten Kaiserslautern kampflos in Richtung<br />
Hohenecken. Am Dorfrand Hoheneckens kam es zu einem erbitterten Reiterduell<br />
zwischen Blücher und den Schutz suchenden franz. Reitern. Nun kam das<br />
unerwartete Wunder für die französischen Heerführer und Soldaten.<br />
Der preußische Oberbefehlshaber Möllendorff war inzwischen 70 Jahre alt. Er<br />
war durch und durch Preuße und kein Rheinhesse oder Pfälzer. Am Liebsten wäre<br />
er gleich heimgeritten. Der ganze Stress und Ärger hier wuchsen ihm über den<br />
Kopf. Er tat sich überaus schwer, die Situationen schnell zu erfassen und die<br />
richtigen Entschlüsse zu fassen. Inmitten seines bedächtigen Vormarsches auf<br />
Trier zu, erhielt er die schlimme Nachricht, die Österreicher hätten aus den<br />
Niederlanden heraus den Rückzug angetreten. So kam er auf die Schnapsidee in<br />
Geheimverhandlungen einen Waffenstillstand auszuhandeln. Ende Juli hatte er<br />
den Kreuznacher Rentner G. H. Schmerz mit Vollmachten nach Basel geschickt.<br />
Nach einigem Hin und Her kam Schmerz mit einem Vertragspapier nach Mainz<br />
zurück. Sofort schickte Möllendorff seinen Adjutanten mit entsprechendem<br />
Befehl nach Kaiserslautern. Darin stand, der Erbprinz solle sich unverzüglich auf<br />
Mainz zurückziehen. Zuerst war der Erbprinz sprachlos. Er glaubte, nicht was er<br />
las. Dann wurde er vor Zorn rot und tobte wegen des Schwachsinns mehrere<br />
Stunden nur so herum. Zum Glück war Möllendorff nicht anwesend, mit<br />
Sicherheit hätte ihn der Erbprinz sonst umgelegt.<br />
25. September: Der Erbprinz informierte Blücher, der von Ramstein aus, über die<br />
Pfeifermühle, Mehlbach, Schallodenbach, Heiligenmoschel sich in Richtung<br />
Mainz begab. Zwischen Winnweiler und Münchweiler wartete er auf den<br />
Erbprinzen, dessen Nachhut er dann bildete.<br />
7.6. 1795/96: Raub, Mord &<br />
Vergewaltigung<br />
In der Unterlagensammlung des verstorbenen Wilhelm Theobald entdeckte ich<br />
die vom Pfarrer Ernst Dick veröffentlichte folgende Geschichte: „Reipoltskirchen<br />
zur Zeit der französischen Revolution“ Dort ist nachzulesen:<br />
In 1795 waren die preußischen Truppen jedoch wieder erfolgreich auf dem<br />
Vormarsch. Deshalb verstärkte der französische Kriegsminister seine eigenen<br />
Truppen. Am 6. Nov 1795 (6.11.1795) zogen starke französische Verbände von<br />
Reipoltskirchen über Rathskirchen nach Rockenhausen in Richtung Front. 6.000<br />
Soldaten mussten versorgt werden. Sie taten, was damals üblich war. Die mit der<br />
Versorgungsbeschaffung beauftragten Soldaten gingen rücksichtslos vor. Jedes<br />
Dorf, jedes Haus wurde durchsucht, Verschlossene Haustüren ganz einfach<br />
eingetreten. In Nußbach wehrte sich der 65jährige Peter Schwab 351 . Mit der<br />
351 ) Einträge im Copulationsregisters Nußbach durch Pfarrer Webner:
249<br />
Mitgabel verteidigte er seinen geringen Besitz. Seinen sinnlosen Mut bezahlte er<br />
mit dem Leben. Drei Kopfschüsse beendigten sein Leben. Dann steckten die<br />
uniformierten Mörder das Haus an und verhinderten laut lachend jeden<br />
Löschversuch. Die herbeigerufene Tochter Elisabetha Catharina wollte ihrem<br />
daliegenden Vater helfen. Ein Soldat schoss ihr in den Kopf Als Elisabetha<br />
Catharina 352 sich nochmals erheben wollte, spaltete ein anderer ihr mit seinem<br />
Säbel den Schädel Jede Hilfe, jeder Widerstand waren sinnlos. In äußerster<br />
Gefahr rettete Catharinas Ehemann Johann Jacob Stein, der Schuldiener, sein<br />
und das Leben seiner Schwäger (vgl Fußnote 91). Leider fehlt dieses wichtige<br />
Urkundenblatt 269/270 353 im Original Kirchenbuch Nußbach. Es wurde von<br />
einem Idioten vor 1960 fein säuberlich herausgetrennt, als die Kirchenbücher<br />
noch im Archiv der Gemeinde Nußbach lagen. Deshalb konnte der Eintrag auf<br />
eventuelle Lesefehler nicht verifiziert werden!<br />
Beschämt muss ich eingestehen, Vergewaltigungen gehörten auch damals zum<br />
illegalen Recht des Stärkeren. Ein Eintrag aus dem Kirchenbuch Heimkirchen:<br />
Maria Susanna Klein hatte in 3. Ehe am 2. September 1783 David Keller aus<br />
Einöllen geheiratet. Sie hatten zusammen vier Kinder. David starb leider am<br />
27.4.1794 im Alter von 33 Jahren. Susanne kümmerte sich rührend um ihren<br />
Nachwuchs. Bestimmt halfen ihr die Verwandtschaft dabei. Ende Oktober 1795<br />
streiften franz. Fourageure durchs Land. Sie nahmen alles mit und ließen keine<br />
Gelegenheit aus, um gedankenlos ihren Neigungen zu frönen. Die 41 jährige<br />
Susanna war allein auf dem Hof. Sie gab an, gegen Ende des Oktobers 1795 sei<br />
sie allein zu Hause gewesen war. Zwei französische Soldaten wären auf den Hof<br />
gekommen, hätten sich ihrer bemächtigt und sie geschwängert. Das Kind<br />
Johannes kam am 26. Juli 1796 auf die Welt.<br />
1796, im Oktober und November steckte die französische Sambre- und Maas<br />
Armee wieder in großen Schwierigkeiten. Auf der Verteidigungslinie Wolfstein,<br />
Nussbach, Rathskirchen und Rockenhausen waren 7.000 Soldaten stationiert. Ihre<br />
Versorgung bereitete den Franzosen, aber vor allem der Bevölkerung größte<br />
Schwierigkeiten. Die Bürgermeister konnten die geforderten Auflagen nicht<br />
erfüllen. So holten sich die Versorgungseinheiten selbst das Notwendige. Sie<br />
raubten die letzten Lebensmittel und stürzten dadurch die bereits verarmte<br />
Bevölkerung in allergrößtes Elend. In Hefersweiler wehrte sich Johannes Gauer.<br />
Am 18.11.1796 erschossen ihn französische Marodeure von hinten mitten durchs<br />
Herz. Es bleibt ein Wunder, wie damals die Menschen den Winter überlebten.<br />
Aber es ging auch ohne Vergewaltigung. Es war vielleicht außer Lust, auch tiefe<br />
Zuneigung im Spiel Im Mai/ Juni 1796 waren verbündete kaiserliche Soldaten in<br />
1) „den 16ten Jenner 1798 wurde Johann Gustav Schwab, des dahier verlebten Johann Peter<br />
Schwab, vid pag 270 h.Ludwig hinterlassener Sohn mit Anna Elisabetha, des zu Marienthal<br />
verstorbenen Schuldiener Friedrich Stein hinterlassene ledige Tochter … copuliert“<br />
2.) „den 6ten August 1799 wurde Peter Schwab, des am 6ten 9bris 1795 hinterlaßenem Peter<br />
Schwabs ältestem Sohn mit Anna Margretha Linnebacher, des dasiegen Schmiedmeisters<br />
Nicklaus Linnebachers in den Ehestand eingesegnet“. Anna Margretha kam am 7.12.1777<br />
auf die Welt. Ihr Vater Johann Nickel war katholisch, ihre Mutter Maria Elisabetha war<br />
lutherisch!<br />
352 ) Eintrag durch Pfarrer Webner im Copulationsregister Nußbach: den 11ten Juny 1793<br />
(11.6.1793) wurde dasieger Herr Joh. Jacaob Stein mit Elisabetha Catharina, dasiegen<br />
Gemeinsmann Peter Schwab ledige Tochter prov tria procl in den Ehestand eingesegnet<br />
353 ) Die Mormonen ließen 1960 die beiden Kirchenbücher Nußbach verfilmen. Leider fehlte<br />
schon bei der Verfilmung das Blatt 269/270.<br />
249
250<br />
250<br />
Heimkirchen, die Quartier suchten. Maria Barbara Mayer war seit dem 16 Mai<br />
1794 Witwe des Hofbeständers Felix Mayer, der an einer langwierigen Krankheit<br />
im Alter von 53 Jahren verstorben war. Sie stand mit vier kleinen Kindern allein<br />
da. Die jüngste Tochter Maria Catharina war am 21. März 1794 auf die Welt<br />
gekommen, Zwei Monate später war sie aber schon Halbwaise. Emotional und<br />
finanziell für die junge Witwe eine Katastrophe. Sicher war sie froh, als ein<br />
kaiserlicher Soldat bei ihr übernachtete. Sie fragte weder nach seinen Namen,<br />
noch nach dessen Regiment. 9 Monate nach diesem One-Night-Stand kam am 8<br />
März 1797 Friederica Catharina auf die Welt. Hebamme war Elisabetha<br />
Catharina, die Ehefrau des Friedrich Ludwig Haaß aus Dörrmoschel Frau Haaß<br />
übernahm bei dem kleinen Würmchen auch die Patenschaft.<br />
Aber Liebe und Leidenschaft fragt nicht nach Nationalität, sie überwindet<br />
Sprachgrenzen. Maria Catharina Philippi, * 17.3.1768 in Rudolfskirchen hatte<br />
sich in George Mounot verliebt, einen französischen Grenadier, der in<br />
Heimkirchen kurzfristig Dienst tat. Am 24. November 1797 kam die gemeinsame<br />
Tochter Anna Catharina in Heimkirchen zur Welt. Leider geben weder das<br />
Kirchenbuch noch die französischen Standesamtsakten Auskunft über das weitere<br />
Schicksal der Drei.<br />
Das schreiende Elend der Jahre bis 1797 ist verklungen und zum Glück auch<br />
vergessen. Härtere menschliche Prüfungen und jüngere Schicksale ließen dieses<br />
Trauma bald in blanken Hass gegen den Erbfeind umschlagen. Die Ackerer<br />
ackerten schwer, sie ersetzten das Zugvieh durch übermenschliche<br />
Anstrengungen. Die Männer zogen zum Teil jahrelang abwechselnd den Pflug<br />
und die Frauen drückten den Sporn in die harte Erde.<br />
7.7. Segen der französischen Verwaltung<br />
Erst die napoleonischen Expansionspolitik und -kriege machte aus der besetzten<br />
Pfalz französisches Staatsgebiet. Der Rhein wurde zur Staatsgrenze gegenüber<br />
Deutschland. Die französische Besatzungsmacht war zuerst konzeptionslos und<br />
sie handelte dementsprechend. Ihre Soldaten waren undiszipliniert und verstießen<br />
zwischen 1794 und 1796 1000fach, massiv gegen die Menschenrechte der<br />
Einwohner. Die Lautrer und Erlenbacher durchlebten ein schreckliches<br />
Wechselbad der Gefühle. Den angstvollen Plünderjahren folgte der forcierte,<br />
planvolle Aufbau in der Pfalz.<br />
Heute, im Abstand von 200 Jahren dürfen wir die „Franzosenzeit“ als<br />
Wendepunkt, als Neubeginn in allen Bereichen würdigen. Die Leibeigenschaft<br />
wurde aufgehoben und die Gewerbefreiheit eingeführt. Die bisherigen Grenzen<br />
zwischen dem lutherischen, kurpfälzischen Niederkirchen und dem katholischen,<br />
sickingischen Schallodenbach entfielen endlich. Ade den Kleinstaaten<br />
354 .<br />
• Die Einführung des modernen, staatlichen Standesamtes 355 zum<br />
22. September 1798 führte zu korrekten und umfassenden<br />
354 ) Am 23. Januar 1798 hob die Pariser Regierung die bisherige territoriale Gliederung<br />
westlich des Rheins auf. Es entstanden die Departements (Regierungsbezirke) Rhein und<br />
Mosel, Donnersberg, Saar und Ruhr.<br />
355 ) aufgrund der Verordnung über den Zivilstand vom 1. Mai 1798
251<br />
Eintragungen, Voraussetzung jeder Verwaltung. Jetzt gab es keine<br />
zufälligen Eintragungen mehr, abhängig von der Lust und Laune der<br />
geistlichen Herren! Fortschrittlich war auch die Einführung der<br />
Zivilehe in 1798. Zuerst musste sich das Paar vorm Standesbeamten<br />
ihr Jawort geben, bevor die Zwei sich kirchlich trauen lassen konnten.<br />
Im Deutschen Reich kam dieses fortschrittliche Gesetz erst 1876 zur<br />
Anwendung (siehe unten)!<br />
• Allgemeingültige Gesetze. Einführung des vorbildlichen Code<br />
Civil in 1804. Die Regierung erließ die dazu notwendige<br />
Zivilprozessordnung in 1806 (Code de procedure civile) Beide blieben<br />
bis zur Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches ab 1.1.1900 gültig.<br />
Wesentliche Regelungen flossen ins BGB und in die ZPO ein!<br />
Genauso der Code Pénale, das neue Strafgesetzbuch von 1810, das<br />
allgemeine Rechtssicherheit brachte und die willkürliche Verhaftung<br />
oder Vertreibung beendete. Einführung der bis dato unbekannten<br />
Gewaltenteilung. Einrichtung unabhängiger Gerichte (siehe unten)!<br />
• Die Flucht bzw. Vertreibung des bisherigen blutsaugenden<br />
Adels, der auch nach 1815 nie mehr Fuß in der Pfalz fassen konnte.<br />
Am 26. März 1798 (6. Germinal des Jahres VI der Franz. Republik)<br />
wurden sämtliche franz. Gesetze und Verwaltungsvorschriften bei uns<br />
eingeführt. Der Artikel V. der Verfassung der konstituierenden<br />
Nationalversammlung lautete: “Die Lasten aller Art sind abgeschafft“.<br />
Mit diesem Tag verschwanden alle Zehnten und sonstigen<br />
Feudalabgaben in der Pfalz für immer. Wie erleichtert haben unsere<br />
Bauern wohl aufgeatmet, als sie kein Getreide und andere Produkte<br />
mehr abliefern mussten, wofür sie sich das ganze Jahr über hatten<br />
abrackern müssen.<br />
• Versteigerung, Verkauf des Kirchen- und Adelsbesitzes, wobei die<br />
bisherigen Pächter ein Vorkaufsrecht hatten! So ersteigerte z.B. der<br />
Hefersweiler Bürgermeister Johannes (Jean) Bacher 356 aus Hefersweiler<br />
am 30. Nov. 1808 Teile des früheren Amtshauses von Reipoltskirchen<br />
nach dem „Ritus der drei brennenden und verlöschenden Kerzen“, wie es<br />
in Frankreich Gesetz und bei uns üblich wurde. Das letzte Gebot erhielt<br />
den Zuschlag, wenn die 3. Kerze erlosch! Die Versteigerung war in<br />
Lauterecken!<br />
• Bau der großen, breiten, befestigten Landstraßen, genannt<br />
Kaiserstraßen, sie waren Alleen. Gelegentlich hießen/heißen sie auch<br />
Pariser Straße: - Paris, Saarbrücken, Kaiserslautern, Mainz, -<br />
Kaiserslautern, Dürkheim, Mannheim;<br />
• Einführung von moderner Medizin und Krankenhäusern, auch für<br />
geistig Behinderte! Einführung der Pockenimpfung ab 1805.<br />
• Einführung des dezimalen und metrischen Systems in der Pfalz. Bis<br />
dahin galt in jedem Kleinstaat, in jeder reichsunabhängigen Stadt ein<br />
anderes Maß- und Gewichtssystem, das entweder am Stadttor oder am<br />
356 ) Johannes Bacher war Bürgermeister des Gemeindeverbandes Hefersweiler mit Seelen,<br />
Relsberg, Berzweiler, Rathskirchen, Rudolfskirchen und gleichzeitig Standesbeamter dieses<br />
Gemeindebezirks<br />
251
252<br />
252<br />
Rathaus zur Rechtssicherheit angebracht war. Die Revolutionäre<br />
erfanden das Gramm, Kilogramm, die Tonne, als Maßeinheit den<br />
Meter 357 und der Rauminhalt kann nun durch Liter/Kubikmeter bestimmt<br />
werden. Riesige Vorteile durch die Standardisierung für Handel,<br />
Gewerbe und Forschung. Die politisch Verantwortlichen der Pfalz und<br />
ganz Bayern waren fortschrittlich, weit vorausschauend. Als die Pfalz ab<br />
1819 systematisch vermessen wurde, hatten die alten Maße keine Chance<br />
mehr. Die Messung der Basisstrecke vom Turm der Loretokirche<br />
Oggersheim bis zum nördlichen Domturm in Speyer ergab exakt<br />
19.795,3890 Meter 358 Auch die ersten Kataster-Karten Erlenbachs von<br />
1830 sind metrisch ausgelegt 359 . Im übrigen Reich dauerte es aber<br />
Jahrzehnte, bis sich das metrische System allgemein durchgesetzt hatte!<br />
Einige wenige deutsche Staaten stellten 1860 den Antrag, den Meter für<br />
ganz Deutschland einzuführen. Sehr spät, erst am 29.4.1869 gelang der<br />
allgemeine Durchbruch des metrischen Systems in ganz Deutschland 360 .<br />
• Fleischbeschau in 1811: „Alles für den Verkauf bestimmte Vieh soll<br />
vor dem Schlachten besichtigt und öffentlich geschlachtet werden. Kein<br />
fremdes Vieh kann ohne Gesundheitszeugnis eingebracht werden ... Den<br />
Juden von Offenbach, Cappeln, Grumbach, Odenbach und<br />
Reipoltskirchen ist es ausdrücklich und zu allen Zeiten untersagt, in den<br />
Gemeinden der Mairie Lauterecken geschlachtetes Fleisch zu verkaufen<br />
oder anzubieten. Sie können jedoch in dem Ort Lauterecken nach der<br />
Besichtigung des Viehes und Vorzeigen eines Gesundheitsattestes<br />
schlachten und Fleisch verkaufen“ 361 . In Hefersweiler lebten die<br />
verschwägerten Viehhändler Moses David 362 und Isaak Hirsch mit ihren<br />
Familien. Weitere Viehhändler (marchands des bestiaux) der Region<br />
waren Abraham Israel und Jacob Herz, beide aus Rathskirchen 363 .<br />
• Die Revolutionäre hatten sich richtigerweise dem Verstand verschrieben.<br />
Sie befreiten Frankreich mit wenigen sehr blutigen Schlägen vom<br />
maroden Geflecht der Unfreiheit, Ungleichheit und Willkür. Doch die<br />
Einführung des Französischen Revolutionskalenders 364 war nicht<br />
vernünftig und musste deshalb scheitern. Es gab 12 Monate von je 30<br />
Tagen und die noch fünf fehlenden Kalendertage folgten hinter den 360<br />
Tagen im September. Sie hießen blumig Tag der Tugend, der Begabung,<br />
der Arbeit, der Meinung und der Belohnungen.<br />
357 ) Die drei Konsulen beschlossen 1802 die Einführung des Meters. Er entsprach 3 franz. Fuß<br />
358 ) Das Vermessungs- und Katasterwesen in der Pfalz, Landesvermessungsamt Rheinland-Pfalz,<br />
Koblenz 1992, Seite 73 ff<br />
359<br />
Angegeben sind als Hinweis für die damals älteren Benutzer: 2.000 Meter = 2.500 Schritt!<br />
360<br />
) Das Vermessungs- und Katasterwesen in der Pfalz, Landesvermessungsamt 1992, Seite 299<br />
ff.<br />
361<br />
) Chronik der Stadt Lauterecken, Seite 229;<br />
362<br />
) Acte de mariage, Kaiserslautern, standesamtliches Urkundenbuch auf Französisch vom 18.<br />
Vendemiaire XII,!<br />
363 ) Acte de Naissance, mairie de Kaiserslautern, du vingt deux jour du mois de Vendemiaire l´an<br />
treize. (gefunden im Stadtarchiv Kaiserslautern)<br />
364 ) der Kalender wurde durch das Konventionsdekret vom 5.10.1793 rückwirkend auf den 22.<br />
September 1792 eingeführt. Das war der 1. Vendémiaire des Jahres I und per 1.Januar 1806<br />
von Napoléon wieder außer Kraft gesetzt.
253<br />
7.8. Erlenbach & die Stadt<br />
1797, 4. Nov. Das Pariser Direktorium beauftragte den Elsässer Franz- Josef<br />
Rudler mit der Verwaltungsreform. Rudler war ein kluger Kopf. Er teilte das<br />
linksrheinische Gebiet nach franz. Vorbild in Departements ein. Unser<br />
Departement hieß >Donnersberg< und reichte von der Queich rauf bis nach<br />
Bingen. Hauptstadt wurde Mainz. Das Departement untergliederte sich in<br />
Kantone. Kaiserslautern war schon in Kurpfälzischer Zeit Oberamt gewesen und<br />
verfügte über Verwaltungsfachleute, die der Unterpräfekt Karl Ludwig Pettersen<br />
gerne in die Verwaltung einbaute.<br />
21.9.1798 Die Französischen Denker bauten eine vernünftige Verwaltung auf. Sie<br />
packten Städte und Dörfer so zu Verwaltungseinheiten zusammen, dass jeder<br />
Kanton (= Verbandsgemeinde = Municipalverwaltung) wie Otterberg,<br />
Winnweiler, Wolfstein etwa 10.000 Einwohner hatte. Dies erschien das Optimum<br />
für eine kostengünstige Administration zu sein. So auch Kaiserslautern. Der<br />
Lautrer Bezirk reichte von Dansenberg bis nach. Erlenbach. Erlenbach war im<br />
französischen Sprachgebrauch ein „Dépendance“, ein abhängiges Außengebiet.<br />
Die räumliche Entfernung der Erlenbacher zur neuen Kernstadt Lautern war<br />
größer als nach Otterberg. Bei standesamtlichen Eintragungen gingen allein für<br />
den Hin- und Rückweg gut 3 Stunden drauf. Kam ein Kind auf die Welt, musste<br />
zudem der Vater anfänglich das Kind im Kaiserslauterer Rathaus vorzeigen,<br />
wobei das Geschlecht des Kindes (im Hinblick auf die spätere Wehrpflicht)<br />
amtlich festgestellt wurde. Diese von vielen als Schikane empfundene Vorschrift<br />
wurde recht bald wieder aufgehoben.<br />
Der Unterpräfekt Pettersen berief den Chirurgen Ludwig Schellhaaß zum<br />
Präsidenten = zum Vorsitzenden des „Stadtrates“ Sein Sohn Ludwig avancierte<br />
im Stadthaus zum Sekretär. Bürochef wurde der bekannte reformierte Pfarrer<br />
Johann Adam Ludwig Hepp 365 . Pfarrer Hepp verdiente durch seine<br />
Beamtentätigkeit nun genug Geld, um seine zahlreichen Kinder ernähren zu<br />
können.<br />
Das alte Rathaus 366 in der Steinstraße war vom Stadtrat 1770 eingeweiht worden.<br />
Hier residiert der Bürgermeister, für uns Erlenbacher war der gewählte Adjunkt =<br />
Ortsvorsteher verantwortlich, um federführend die dörflichen Interessen zu<br />
wahren. Das neu gegründete Standesamt erhielt alle bereits beschlagnahmten<br />
Kirchenbücher der umliegenden Gemeinden. So hatte es Einsicht und Überblick<br />
über die Bevölkerung. Die Vorteile liegen und lagen auf der Hand. Kein junger<br />
Mann konnte sich mehr der allgemeinen Wehrpflicht entziehen. Die gegenseitigen<br />
365 ) Johann Adam Ludwig Hepp wurde nach dem Tod des Otterberger Pfarrers Johann Wilhelm<br />
Weickum, † 9.9.1781 Pfarrer in Otterberg. Hepp * 1751 in Frankenweiler, hatte in Göttingen,<br />
Utrecht und Heidelberg studiert. . Seine franz. Sprachkenntnisse konnte er im Diensten des<br />
Barons de Lefort in Straßburg pflegen. Vor Otterberg war Hepp drei Jahre lang Vikar in<br />
Freudenheim gewesen. Bis zur Schlacht bei Morlautern im November 1793 war Hepp<br />
Otterberger Pfarrer. → siehe Kaller, Gerhard, Chronik Otterberg, Bd II. S. 164 ff. Sein<br />
Nachfolger war Bernard Fréderic de Félice.<br />
366 ) Wegen der Vielzahl der Aufgaben wurde es im Rathaus sehr bald sehr eng. Der Unterpräfekt<br />
mietete 1802 deshalb das benachbarte Stadtpalais der Familie Gervinius an. Die Stadt Kl<br />
erwarb es 1809. Bis zum Neubau des 22 stöckigen Betonklotzes beherbergte es die<br />
Stadtverwaltung.<br />
253
254<br />
254<br />
Kontrollmeldungen der Kantonsverwaltungen untereinander deckten<br />
Unregelmäßigkeiten und Bigamie auf. So hatte der Schuster Peter Wiegand aus<br />
Baalborn am 18.9.1782 in Odenbach die Elisabetha Francis geheiratet, obwohl er<br />
bereits verheiratet war. Als dies 1796 offenkundig wurde, ließ der Staatsanwalt 367<br />
Joseph Wachmann die beiden verhaften und in den Turm einsperren. Beide kamen<br />
erst wieder am 13. Thermidor VI (13.7.1798) in Freiheit. Ihre Ehe wurde am<br />
27.April 1800 vom Lauterer Standesbeamten annulliert.<br />
1804, 4 Oktober (4.10.1804): Kaiser Napoleon besuchte das Schlachtfeld von<br />
1793 Der Forstmeister Franz Daniel Rettig 368 begleitete Napoleon den ganzen Tag<br />
und erklärte ihm alle Stationen des Schlachtverlaufs 369 .<br />
1806, 18. Juli Jahrhunderte lang hatten die Erlenbacher und Höferer für ihre alten<br />
Waldrechte im „Staatswald“ gekämpft. Zuerst gegen die deutschen Könige, dann<br />
zuletzt gegen die kurpfälzische Forstverwaltung. Immer hatten sie Recht<br />
bekommen. Denn Recht ist Recht, egal welches Regierungssystem gerade mal<br />
herrscht. Um die endlosen Prozesse zu beschleunigen, waren die Erlenbacher zu<br />
Konzessionen bereit So schlossen sie Vergleiche, in die die Juristen aber immer<br />
wieder Fallen einbauten, um sich Hintertürchen für neue taktischen Spielchen und<br />
Beschränkungen zu lassen. Die schlauen Förster kannten dies und drangsalierten<br />
die Erlenbacher, wo sie nur konnten. Einmal setzten sie den Hebel im Wald am<br />
Schallbrunnen an, dann verboten sie den Höferern die Nutzung des Waldes an den<br />
Hängen des Felsenthales (zwischen dem Gersweilerhof und Reichswald von<br />
Morlautern) Aber die Erlenbacher beharrten und pochten auf ihren Recht. So<br />
klagen sie vor dem Kurpfälzischen Hofgericht (2. November 1775), dann<br />
bestätigte das Ober Appellations Gericht am 3. Juni 1776 wiederum den Vergleich<br />
von 1763. Die nun französische, kaiserliche Forstverwaltung schikanierte<br />
weiterhin die Erlenbacher. So wandten sie sich Hilfe suchend zuerst an das<br />
Friedensgericht in Kaiserslautern, das die Entscheidung dem Präfekten des<br />
Departements überließ. In seinem zwölfseitigen Urteil bestätigte er die<br />
Erlenbacher Rechtsposition 370 . Dort steht ausdrücklich: „Der Gemeinde<br />
Erlenbach wird in den Distrikten Hagelgrund, Gersweilerkopf und Kohlplatte<br />
des Otterberger Waldes das Raff- und Stückholz und die Kuh- und Schmalzweide<br />
zugewiesen“.<br />
Der Otterberger Notar Christian Julius Jacobi ließ das Urteil Rudlers wie es<br />
heißt Wort für Wort genau übersetzen und erteilte eine Abschrift, die die<br />
Urkundennummer 219 trägt. Für seine Arbeit berechnete er 3 Francs und 33<br />
Centimes.<br />
Aber einen generellen Unterschied in der Holzgewinnung führte die französische<br />
Forstverwaltung doch ein. Jahrhunderte lang fällten die Arbeiter die Bäume<br />
selektiv, während die Franzosen den Kahlschlag einführten, aber in regelmäßigen<br />
367<br />
Joseph Wachmann, Direktor der Anklage-Jury des Bezirks Kaiserslautern. Laut Hochzeitsakt<br />
vom 7. Tag Floreal des Jahres VII<br />
368<br />
) Franz. Daniel Rettig wurde später Kreisforstinspektor und Forstrat zu Speyer. Die Bürger<br />
wählten ihn in den Bayerischen Landtag, der 115 Abgeordnete umfasste.<br />
369<br />
) der Bericht Rettigs wurde von Johann.Georg. Lehmann veröffentlicht, siehe urkundliche<br />
Geschichte der Bezirkshauptstadt Kaiserslautern in „Die Heimat“ 1887, Nr. 73<br />
370<br />
) Kopie: im Stadtarchiv, aus dem Archiv Erlenbach, aufbewahrt unter Waldrecht a VII 174<br />
Stadtarchiv K´lautern
255<br />
Abständen einen starken Rüstbaum (baliveaux) stehen ließen, so dass von dort<br />
aus durch natürliche Versamung der Wald schnell nachwachsen konnte<br />
371 . Dieses<br />
Prinzip muss jedoch den Forstmeister Rettig sehr gestört haben, denn seiner<br />
Meinung war der Wald in einem schrecklichen Zustand.<br />
1808 und 1809 war Johann Daniel Witt Standesbeamter. Zudem war er zweiter<br />
städtischer Adjunkt. Witt als vermögender Bauernsohn in K´lautern hatte über die<br />
Volksschule hinaus eine gute Ausbildung genossen. Natürlich sprach er somit,<br />
fließend Französisch, wie es beim Bildungsadel üblich war. Für die Lautrer<br />
Oberschicht gab es somit keine Sprachbarrieren.<br />
Bürgermeister war der Apotheker Goswin Müllinghoff. 372 Eigentlich stammte<br />
er aus Ladenburg und hatte sich als Kurpfälzer Untertan in Kaiserslauterns<br />
niedergelassen. Kraft Amtes war er gleichzeitig Chef des Standesamtes. Im Akt<br />
N° 7/1808 notiert der >sécretaire de la Mairie< Ludwig Schellhaaß, 38, die<br />
Ehescheidung des Mediziners Dr. Wilhelm Daniel Koch (37 Jahre) von seiner<br />
Ehefrau Catharina Roebel, 27 Jahre. Sie stammte aus Katzweiler. Das<br />
Scheidungsurteil fällte die 1.Gerichtsinstanz in Kaiserslautern, die auch im alten<br />
Rathaus richtete.. Das Urteil überbrachte der Gerichtsvollzieher Louis Houzeau.<br />
Diesen Scheidungsakt unterschrieb Goswin Müllinghoff.<br />
1808: Im April und Mai war in Kaiserslautern das Infanterieregiment >Polano-<br />
Italienne< stationiert. Innerhalb von 7 Wochen starben im städtischen Hospital<br />
drei Soldaten: 373<br />
† 1.4.1808 Ztotniky, 39 Jahre, geboren in Miata, Polen (1. Kompanie des<br />
1. Bataillons des 2. Infanterie-Regiments Polano- Italienne<br />
† 14.5.1808, Anton Matulerich, 30 Jahre Grenadier, geboren in<br />
Witkawicyk (gleiche Kompanie, s.o.)<br />
† 18.5.1808, Antonio Grebo, 20 Jahre, Fusilier, geboren in Cagio, Alpes<br />
Maritime, (6. Kompanie, 2. Bataillon, 27. Regiment)<br />
Die Zivilehe war ein riesengroßer Fortschritt. Es war allerhöchste Zeit gewesen,<br />
die Ehe aus dem Schoß der Kirche zu nehmen, wo christliche Borniertheit viel<br />
Unheil unter denen anrichtete, die gegen die Kirchenregeln lebten. Die<br />
einheitlichen Vorschriften in ganz Frankreich verlangten detaillierte Auskünfte<br />
über das Brautpaar und dessen Eltern, wie die Urkunden beweisen Das Papier ist<br />
fest, handgeschöpft, einem dünnen Karton nicht unähnlich. Die Niederschrift<br />
erfolgte mit spitzer Feder. Die Urkundsbeamten notierten mit schwarzer Tusche.<br />
Egal wo in der Pfalz, die Schreiber gaben sich sehr viel Mühe und malten die<br />
Fakten auf mit Bleistift vorgezeichneten Linien. Meistens ist bereits das Lesen ein<br />
großer Genuss. Diese Akten dokumentieren einen neuen Stil, eine neue<br />
Grundhaltung gegenüber den Menschen. Obwohl die Revolutionäre die Kirche<br />
entmachtet hatten, so hielten sie doch an der Ehe fest. Ich habe das Gefühl, sie<br />
festigten dieses Institut sogar. Zum einen mussten beide Elternpaare der<br />
Eheschließung zustimmen, zum anderen mussten vier Trauzeugen zugegen sein.<br />
371 ) Keiper, a.a.O , Seite 12 ff. Keiper weist darauf, dass die bayrische Forstverwaltung dieses<br />
Prinzip ausbaute und ganz radikal ein ganzes Waldstück abhaute.<br />
372 ) Friedel, Heinz, Kaiserslautern, Kaiserslautern 1995, S. 136. Gowin † 27.6.1811 in KL<br />
373 ) Sterberegister der Stadt Kaiserslautern von 1808, Stadtarchiv,<br />
255
256<br />
Ein Beipiel 374 .<br />
256<br />
1809, 9 Februar, um 4 Uhr morgens. Standesbeamter ist der stellvertretende<br />
Bürgermeister Johann Daniel Witt. Vor ihm erschienen sind der 35 jährige<br />
Johann Heinrich Barth und seine Braut Elisabetha Haeffner (Haffner), 25 Jahre<br />
alt. Bei wohnten in Erlenbach. Beide wollen heiraten. Die formalen<br />
Voraussetzungen hatten sie erfüllt. Heinrich Barth legte die<br />
Einverständniserklärung seiner Eltern vor, die sie einige Tage zuvor beim Notar<br />
Adam Rohr in KL erteilt hatten. Die Eltern der Elisabetha waren anwesend und<br />
willigten in diese Ehe ein. Daniel Witt stellte fest, dass die Eheankündigung 2mal<br />
im Abstand von 14 Tagen an der Außentür des Rathauses ausgehangen hatte und<br />
niemand gegen die Ehe Einspruch erhoben hatte. Der Stadtschreiber hatte die<br />
Hochzeitsurkunde bereits vorbereitet, die Witt nun vorliest:<br />
• Johann Heinrich Barth ist Ackersmann und wurde am 31. Juli 1773 in<br />
Mölschbach geboren, Seine Eltern sind Michael Barth und Maria Eva<br />
Fleck. Alle drei leben in Erlenbach<br />
• Elisabetha Haeffner ist 23 und wurde in Erlenbach am 4. Mai 1785<br />
geboren. Ihre Eltern sind Leonhard Haeffner (Ackersmann) und Christina<br />
Mangold.<br />
• Trauzeugen sind Joh. Nicolaus Bauß, 65, Stadtpolizist, Gottfried Bauß 30,<br />
Leineweber, Jacob Bauß, 27 Leineweber und Ludwig Schellhaas der<br />
Stadtsekretär.<br />
Es ist ein unglaublicher Glücksfall, dass diese standesamtlichen Urkundenbücher,<br />
wenn auch nur teilweise - erhalten geblieben sind. Die Bayern ordneten in 1817<br />
die Pfalz neu. Kaiserslautern war groß und Otterberg relativ klein. Die bisherigen<br />
Stadtgemeinden Erlenbach, Otterbach und Sambach wurden Otterberg<br />
zugeschlagen, wo sie besser aufgehoben waren. Außerdem erhielt die Otterberger<br />
Verwaltung eine bessere, kostengünstigere Auslastung Ein kluger Otterberger<br />
Verwaltungsfachmann ließ gegen 1870 ein alphabethisches Verzeichnis für alle<br />
Hochzeiten, Geburten und Sterbefälle ab 1798 anlegen, das im Otterberger Archiv<br />
aufbewahrt ist. Beide zusammen sind Brücken zwischen dem Kirchenbuch und<br />
den erhaltenen korrekten staatlichen Aufzeichnungen ab 1818. Leider sind etliche<br />
standesamtliche Aufzeichnungen zwischen 1800 und 1807 teilweise verloren<br />
gegangen, bzw. vernichtet worden, trotzdem kann der Forscher sich aus diversen<br />
Quellen ein ergänzendes Bild machen.<br />
Die bayerische Staatsverwaltung war klug genug, die gesamte fortschrittliche<br />
franz. Verwaltung in ihren Strukturen zu übernehmen und weiter zu führen. Die<br />
frühere „Verbandgemeinde Otterberg“ blieb weiterhin Verwaltungs- Zentrum,<br />
das durch zusätzlichen Gemeinden Morlautern, Erlenbach und Sambach gestärkt<br />
wurde. Durch diese Gebietsreform lebten etwa 10.000 Menschen in der<br />
Otterberger Verbandsgemeinde, damals Canton genannt. Chef, Oberbürgermeister<br />
374 ) lt Hochzeitsakt wurde die Trauung morgens um 4 Uhr vollzogen. Dies ist schon sehr seltsam.<br />
Deshalb ist es auch verständlich, dass das Brautpaar weder Verwandte noch Freunde zur<br />
standesamtlichen Trauung mitgebracht hatten. Der Brautvater Joh. Michael Barth hatte durch<br />
eine notarielle Erklärung seine Einverständnis gegeben. Es könnte wohl deswegen gewesen<br />
sei, weil seine Frau Maria Eva Fleck bereits schwer krank war.
257<br />
war der schlaue Jacob Raquet. Raquet war ein kluger Fuchs, der viel für Otterberg<br />
und seine Familie erreichte. Nach seiner Pensionierung ging das Amt nahtlos auf<br />
seinen Sohn Christian über Die ab 1818 angeordnete Aktenführung und dadurch<br />
erhaltenen „Heiraths-Acten“ sind ein riesiger Fundus für alle Interessierten. Aus<br />
der Aktenlage stellt sich uns folgendes dar:<br />
1. Diese Akten sind sauber, aussagekräftig und übersichtlich gegliedert! Als<br />
erstes erscheint klar und eindeutig Jahr, Monat und der Tag, an dem das<br />
Brautpaar vor dem Standesbeamten = Bürgermeister der Gemeinde<br />
Hefersweiler im Kanton Wolfstein, des Bezirks K´lautern, im Rheinkreise des<br />
Königreiches Bayern ihre Eheabsicht erklärten und vermählt wurden! Der<br />
Beamte hielt genau die Daten über den Bräutigam fest. Sein Alter, das<br />
Geburtsdatum des deutschen und franz. Revolutionskalenders, seine Eltern,<br />
deren Alter und eventuell das Todesdatum des Vaters und der Großeltern,<br />
wenn seine Eltern schon „verlebt“ (gestorben) waren.<br />
2. Leistete der Bräutigam Wehrdienst ab, so legte er den „Entlastungsscheins“,<br />
(später „Entlassungsscheins) z. B. des „obersten Rekrutierungsrathes zu<br />
Speyer“ vor, der zu den Akten genommen wurde. Daraufhin leistete der<br />
Reservist noch den Staatsbürger Eid vor dem Bürgermeister! Die<br />
Eisenbahnlinie Kaiserslautern – Ludwigshafen wurde ab 1848 betrieben. Eine<br />
Sensation für die jungen Rekruten, wenn sie in der 4. Klasse kostenlos in die<br />
Kaserne nach Germersheim fahren durften.<br />
3. Und die Eltern erklärten ihre Zustimmung zur Hochzeit. Starb die Ehefrau und<br />
die jüngere Schwester wollte ihre Stelle einnehmen, dann musste ihre<br />
„Majestät der König“ die Einwilligung zur Hochzeit mit dem Schwager geben<br />
4. Das Gleiche galt für die Braut: Name, Alter, Geburtsdatum, großjährig (= 21<br />
Jahre alt), Name und Alter der Eltern. Waren Sie gestorben, wurden die<br />
Großeltern benannt. Waren auch sie schon verstorben, notierte der Beamte<br />
auch deren Sterbedaten fein säuberlich. Hatte die Braut keine Verwandte in<br />
aufsteigender Linie mehr, ersetzte der Friedensrichter die Zustimmung der<br />
Eltern durch sein Votum.<br />
5. Die Heiratsankündigung wurde an zwei Sonntagen hintereinander an der<br />
„Haupttüre des Gemeindehauses“ angebracht. Stammte ein Partner aus einer<br />
anderen Gemeinde, so geschah dies dementsprechend auch dort. Bei dieser<br />
Gelegenheit entstand der meiner Meinung nach sehr schöne Brauch, dass<br />
Freunde und Verwandte am Kasten kleine Blumensträuße je nach Jahreszeit<br />
anbrachten, um ihre Sympathie, Zuneigung zu demonstrieren. Am<br />
Hochzeitstag nahm das Brautpaar diese kleinen Blumengeschenke ab und<br />
dekorierte damit die Hochzeitstafel. Wenn keine Einreden gegen die Ehe<br />
vorgebracht wurden, wurde das Paar in Anwesenheit der noch lebenden Eltern<br />
und vier männlicher Trauzeugen vermählt, die üblicherweise enge Verwandte<br />
oder auch enge Freunde waren. Gelegentlich hing der Haussegen schief oder<br />
das Brautpaar war fremd. Bei einem Zeugenmangel sprangen dann städtische<br />
Beschäftigte ein. Dadurch erfahren wir, wer Polizist etc war. Diese Vorschrift<br />
hatte schon die franz. Verwaltungsvorschrift eingeführt!<br />
257
258<br />
258<br />
6. Diesen „Hochzeiths-Akt“ unterschrieben das Brautpaar, die Eltern und die<br />
vier genau benannten männlichen Zeugen. Der Standesbeamte i.d.R.<br />
gleichzeitig der Bürgermeister hielt genau fest, welcher der Anwesenden des<br />
„Schreibens“ unkundig war. Gemäß der Erlenbacher - Holzbezugsliste von<br />
1836 konnten 23 % der Familienoberhäupter nicht ausreichend schreiben, Dies,<br />
obwohl wir seit 1567 ein Schulpflicht hatten, die die Bayerische Regierung per<br />
Gesetz verschärfte. Unsinn machen und Schulschwänzen waren damals auch<br />
schon Usus. Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts nahm die Fähigkeit des<br />
Schreibens aller deutlich zu! Die Hochzeitsakten des 19. Jahrhunderts sind<br />
somit eine super gute Quellen der Geschichts- und Ahnenforschung.<br />
7.9. Geburts- & Hochzeitsakten<br />
Die französischen Standesämter nahmen im September 1798 ihre Arbeit auf,<br />
nachdem die Pfalz integrierter Bestandteil des Französischen Staates geworden<br />
war. Das für Erlenbach jetzt zuständige Standesamt war im alten Rathaus in<br />
Kaiserslautern gegenüber der Martinskirche.<br />
1807: Vor uns liegt der Geburtsakt N° 22 des Johann Herbach, der vom Beamten<br />
Daniel Witt ausgefertigt wurde. Vor ihm war morgens um 9 Uhr der Landwirt<br />
Jakob Herbach (37 Jahre alt), aus der Gemeinde Erlenbach erschienen. Er<br />
erklärte, seine Ehefrau Elisabetha Knieriemen hätte gestern Abend um 11 Uhr<br />
ein Kind männlichen Geschlechts geboren, dem sie den Vornamen Johann<br />
gegeben hätten. Die besagte Erklärung gab Jacob Herbach in Anwesenheit der<br />
beiden Zeugen Johann Wilhelm Guttenberg, 375 58 Jahre, Schulmeister zu<br />
Erlenbach und dem Bäcker Johann Gelbert, 37 Jahre aus Kaiserslautern ab.<br />
(Übrigens hatte das Paar am 19.1.1790 in Erlenbach geheiratet. Jacob Herbach<br />
starb am 14.2.1839). Der zweite Vornamen der Frau Knieriemen war Margaretha.<br />
(laut dem reformierten Kirchenbuch)<br />
375 ) Guttenberg, Gutenberg, Johann Wilhelm starb 1817 in Erlenbach. Er stammte aus Heidelberg<br />
und war 40 Jahre Lehrer in Erlenbach gewesen.
259<br />
Dieser Geburtsakt ist klar und eindeutig. Der Vater und die Zeugen hatten eine<br />
schöne, gut lesbare Schrift<br />
7.10. Stammbaum der Barth Familie bis 1813<br />
1 BARTH, Johann Michel {1}, Ackersmann<br />
* 09.08.1748 Hochspeyer † 29.07.1821 Erlenbach #1 29.04.1770 Mölschbach<br />
FLECK, Maria Eva * 19.10.1749 Mölschbach † 03.12.1814 Erlenbach x2 vor<br />
1821 Erlenbach REINHEIMER, Barbara † vor 1821 Erlenbach<br />
Kinder (1):<br />
1. Maria Elisabetha * 30.08.1771 Mölschbach<br />
2. Johann Heinrich, genannt der Große (3)<br />
* 31.07.1773 Mölschbach † 26.09.1839 Erlenbach<br />
3. Anna Catharina (9) * 09.10.1775 Mölschbach<br />
4. Martha Catharina (10) * 12.06.1778 Mölschbach † 10.12.1840 Erlenbach<br />
5. Charlotta Elisabetha (13) * 24.03.1781 Erlenbach † nach 1846<br />
6. Jacobina Elisabetha (18) * 23.10.1783 Erlenbach † nach 1849<br />
7. Maria Catharina (19) * 16.07.1789 Erlenbach<br />
8. Leonhard Ackersmann * ca. 1795 Erlenbach<br />
9. Martha Katharina (20) † 10.12.1840 Erlenbach<br />
259
260<br />
260<br />
2 BARTH, Johann Heinrich, genannt der Große {2}, Ackersmann<br />
* 31.07.1773 Mölschbach † 26.09.1839 Erlenbach x 09.02.1809 Erlenbach<br />
HAFFNER, Elisabetha * 04.05.1785 Erlenbach † 10.11.1843 Erlenbach<br />
Kinder:<br />
1. Leonhard (4) * 16.10.1810 Erlenbach † nach 1861<br />
2. Johann Heinrich III. (5) * ca. 1812 Erlenbach<br />
3. Catharina (6) * um 1814 Erlenbach † 1839<br />
4. Carolina (7) * um 1818 Erlenbach<br />
5. Jacob (8) * 25.08.1821 Erlenbach † 18.10.1875 Kaiserslautern<br />
6. Charlotta * 18.03.1826 Erlenbach oo 03.02.1846 Erlenbach<br />
Johann Nicolaus SCHMITT<br />
7.11. Die Barth-Familie eroberte Erlenbach<br />
„Im Jahr 1809, am 9ten Februar morgens um 4 Uhr (oo 9.2.1809), erschienen vor<br />
mir Johann Daniel Witt, dem zweiten Adjunkten des Bürgermeisteramtes, dem<br />
Standesbeamten der Gemeinde Kaiserslautern…. Die Brautleute:<br />
• Johann Heinrich Barth 376 , 35 Jahre alt, geboren in Mölschbach am<br />
einunddreißigsten Juli siebzehnhundert und drei und siebzig, wohnhaft in<br />
376 ) siehe das Familienstammblatt Punkt 4.33 auf Seite 220 dieses Buches
261<br />
Erlenbach, ehelicher Sohn des Michael Barth, Landwirt in Erlenbach und<br />
seiner Ehefrau Eva Fleck. Die beiden haben ihr Einverständnis am fünften<br />
Januar dieses Jahres beim Notar Adam Mohr in dessen Sekretariat<br />
abgegeben<br />
• Und Elisabetha Haffner, dreiundzwanzig Jahre alt, geboren im besagten<br />
Erlenbach am vierten Mai siebzehnhundert fünfundachtzig (* 4.5.1785),<br />
eheliche Tochter des Leonhard Haffner, Landwirt, dort wohnend,<br />
anwesend und zustimmend und von Maria Christina Mangold, seiner<br />
Ehefrau. „ 377<br />
die untere Hälfte der Urkunde<br />
Das Aufgebot hing entsprechend der gesetzlichen Vorschriften zum ersten Mal<br />
am 29. Januar und das zweite Mal am Sonntag, den 5. Februar aus.<br />
Die Hochzeitsurkunde unterschrieben Freunde des Bräutigams. Dies waren<br />
Johann Nicolaus Bauß, 65, Sergeant der Stadt, Gottfried Bauß, 30, Leineweber,<br />
Jakob Bauß, 27, Leineweber und Ludwig Schellhaas, 38, Sekretär des<br />
Bürgermeisteramtes.<br />
Der Bräutigam, der Vater der Braut, sowie die Braut erklären nicht schreiben zu<br />
können.<br />
Die standesamtliche Trauung war am 9.2.1809, morgens um 4 Uhr. Ein<br />
verrückter Termin. Da ging natürlich kein Erlenbacher freiwillig mit zum<br />
377 Die Haffners hatten am 25.5.1773 im Schulhaus zu Erlenbach geheiratet. (Christinas Vater<br />
hieß Johannes Mangold)<br />
261
262<br />
262<br />
Standesamt, also mussten Fremde die Urkunde unterschreiben. Es waren die<br />
Bauß, die im Bürgermeisteramt Dienst taten.<br />
Die Urkunden wurden bis 1814 auf Französisch geführt. Nachdem die<br />
Französischen Truppen das Land verlassen hatten, blieb jedoch ihre vorbildliche<br />
Verwaltung intakt. Das Königreich Bayern erkannte<br />
Joh. Nicolaus Zimmer oo Jaqueline Barth<br />
1811: Am 30.9.1811, morgens um 11 Uhr, erschienen vor dem Bürgermeister<br />
Carl August Luft obiges Brautpaar. Sie hatten die Eltern und die vier gesetzlich<br />
vorgeschriebenen Trauzeugen bei sich. Luft war Mitglied der Franz. Ehrenlegion<br />
und als Bürgermeister gleichzeitig oberster Standesbeamter.<br />
Die Urkunde beschreibt detailliert die Abstammung der Brautleute. Johann<br />
Nicolaus Zimmer kam am 2.7.1788 in Oberarnbach zur Welt. Sein Vater Joh.<br />
Nic. Verstarb bereits am 25.1.1809 wie die beigefügte Sterbeurkunde aussagte.<br />
Seine Mutter Elisabetha stimmte der Ehe zu. Die Braut Jaqueline (= Jacobina)<br />
Barth kam am 23.10.1783 in Erlenbach auf die Welt. Ihre Eltern waren Johann<br />
Michael Barth und Eva Fleck: (siehe Familienblatt 4.33. auf Seite 220)<br />
Die Trauzeugen:<br />
1. Der erste Zeuge war der Freund Johann Wilhelm Guttenberg, 64 Jahre alt,<br />
war Schulmeister in Erlenbach.<br />
2. Der zweite Zeuge ist besonders interessant: Daniel Heil (Heyl * um 1769)<br />
stammte aus Otterbach, war 42 Jahre alt Von Beruf war er Hufschmied. In<br />
erster Ehe hatte er am 20.2.1787 Christina Hafner von Erlenbach<br />
geheiratet. Ende 1793 wird er wohl geschieden worden sein, nachdem die<br />
Franzosen kurzfristig nach der Schlacht von Morlautern die Scheidungen<br />
ermöglichten. Er heiratete am 14.2.1794 Katharina Barth, die Schwester<br />
der Braut Jaqueline. Somit war Daniel Heil sein Schwager<br />
3. Dritter Zeuge: Heinrich Barth, 26 Jahre, Ackerer (Bruder)<br />
4. vierter Zeuge: Valentin Theis, 44 Jahre, ein Schwager aus Dörrnbach<br />
7.12. Die Wurzeln der Familie Marky<br />
Die Abstammung der Familie Marky ist höchst interessant. Sie spielt für die<br />
Familiengeschichte eine bedeutende Rolle. Nach zeitraubenden und teueren<br />
Recherchen fanden wir die aufschlussreichen Urkunden. Die Markys waren<br />
katholisch und lebten seit 1673 in Reipoltskirchen. Im Zuge der Rekatholisierung<br />
waren sie von dem Reichsgrafen Reipoltskirchen aus der Eifel dort angesiedelt<br />
worden.<br />
Georg Franz Marky 378 kam am 19.6.1783 in Reipoltskirchen auf die Welt. Seine<br />
Eltern waren Johann Nicolaus Marky und die aus Seelen stammende Anna Maria<br />
Lanzer. Seine Mutter starb am 1.12.1790 als Joh. Peter 13 und Georg Franz 7<br />
378 ) Sein Bruder Johann Peter kam 25.5.1777 in Reipoltskirchen auf die Welt. Am 5.3.1811<br />
heiratete Johann Peter in erster Ehe die 36 jährige Johannetta Henrietta Elisabetha Degen<br />
aus Reipoltskirchen, * 5.1.1775. Sie war die Tochter des Johann Michael Degen und der<br />
verstorbenen Barbara Cloos, † 27. Pluviose des Jahres 11.
263<br />
Jahre alt waren. .Dies war bitter für den Vater und die beiden Buben. Also war es<br />
mehr als vernünftig, dass Joh. Nic. Marky nochmals heiratete. (Er starb am<br />
5.3.1807)<br />
Georg Franz Marky war für den franz. Militärdienst zu alt und konnte so fast<br />
sorgenlos in die Zukunft sehen. Er fand dann auf dem Ingweilerhof Arbeit, zuerst<br />
beim Freiherrn von Esebeck. Dann kam die schwierige Zeit der Umstellung. . Die<br />
Esebecks flüchteten hinter den Rhein und ihr Besitz wurde 1806 zerstückelt und<br />
anschließend versteigert. Der französische Staat übernahm die Regie und die<br />
Gemeinden verwalteten sich selbst. Reipoltskirchen und der Ingweilerhof kamen<br />
zur Verbandsgemeinde Becherbach.<br />
Auf dem ehemaligen Hofgut der Zweibrücker Herzöge, dem Ingweilerhof waren<br />
auch Mägde beschäftigt. So auch Maria Margretha Wurster aus Albisheim<br />
(zwischen Kibo & Worms) Georg Franz Marky und Maria Margretha Wurster<br />
arbeiteten hand in hand und so ist es kein Wunder, dass sich Georg Franz sich in<br />
das 6 Jahre jüngere hübsche Mädchen verliebte. Sie war am 26.9.1789 in<br />
Albisheim zur Welt gekommen. (Ihre Eltern Joh. Philipp Wurster & Anna<br />
Barbara Baab). Dort hatte sie auch die Schule sehr erfolgreich besucht. Das sieht<br />
man an den Unterschriften des Heiratsaktes. Sie hatte eine dekorative, eine sehr<br />
geübte Handschrift. 379<br />
Georg Franz & Maria Margretha poussierten miteinander und sie wurde<br />
schwanger. Am 10. Juli hochschwanger, bestellte das Brautpaar das Aufgebot,<br />
aber ihr erstes Kind Johann Philipp kam ihnen am 19.7.1808 zuvor. Die<br />
standesamtliche Trauung war dann am 24.7.1808, morgens um 10 Uhr im<br />
zuständigen Standesamt Becherbach. Der Standesbeamte war der Bürgermeister<br />
von Becherbach und Nußbach Michael Clemens<br />
Trauzeugen waren wie damals üblich nur Männer:<br />
1. Jakob Wurster, 57, der Onkel der auch auf dem Ingweilerhof lebte,<br />
2. Johann Peter Marky, 32, der Bruder,<br />
3. Adrian Merle, 65, Landwirt aus Reipoltskirchen und<br />
4. Nicolaus Engel, der Schullehrer, 45 J, aus Reipoltskirchen.<br />
Der Hochzeitakt N° 8, der im Original im Archiv der Verbandsgemeinde<br />
Meisenheim aufbewahrt wird, geht über eine ganze Seite. Auffallend ist die sehr<br />
dekorative Handschrift der jungen Braut Maria Margretha Wurster.<br />
Weitere Kinder dieses Paares:<br />
• Susanne Elisabetha, * 10.12.1809, Ingweilerhof<br />
• Carolina, * 25.01.1812 Ingweilerhof<br />
• Susanne Elisabetha * 6.12.1812 auf dem Ingweilerhof oo 3.1.1837 in<br />
Erlenbach Heil Johannes, * 25.6.1812 in Otterbach Sohn des<br />
Tagelöhners Hermann Heil und der Gertraude Sutter<br />
379 ) Isaac Wurster war Küfer und zog 1704 nach Albisheim. Er stammt aus Württemberg.<br />
263
264<br />
264<br />
Georg Franz Marky und Maria Margretha Wurster zogen Ende 1813 auf den<br />
Gersweilerhof. Der Grund ist uns unbekannt. Dort lebten 13 weitere Familien, wie<br />
die Knieriemens und Karchs. Beide hatten ledige, stramme Söhne und Maria<br />
Margretha Wurster zwei hübsche Schwestern. So kam es, wie es kommen musste.<br />
Maria Elisabetha Wurster, * 20.1.1795 heiratete Johann Adam Karch und<br />
Johann Theobald Knieriemen nahm Maria Barbara Wurster * 12.1.1799 oo<br />
am 29.2.1816 vorm Standesamt in Kaiserslautern zur Frau. Und so war man<br />
schnell und auf angenehme Art und Weise miteinander versippt. Dort kamen auch<br />
die anderen Marky- Kinder auf die Welt<br />
• Johannes, * 25.11.1814 Gersweilerhof, am † 9.1.1891 gestorben,<br />
oo 2.3.1847 in Erlenbach Klein Philippina, * 10.3.1824 in Erlenbach,<br />
Tochter des Johannes Klein, Ackersmann und der Dorothea Eyer.<br />
• Theobald, * 28.3.1817 in Erlenbach, † 20.10.1883 in Erlenbach<br />
• Elisabetha * 5.12.1819 in Erlenbach, † 21.9.1847 oo Benkel<br />
Philipp aus Dansenberg<br />
• Dorothea *16.5.1825, Gersweilerhof, oo 30.3.1848 in Erlenbach<br />
den Schwager und Witwer Philipp Benkel<br />
• Elisabetha, * 22.4.1832<br />
Georg Marky starb im Alter von 63 Jahren am 5.4.1846 auf dem Gersweilerhof,<br />
Akt Nr. 3/1846, seine Frau Maria Margretha Wurster nach 1850<br />
7.13. Lieferungen nach Mainz, Dürkheim 380<br />
Die pfälzischen Soldaten kamen zur Grundausbildung in die Festung Metz.<br />
Danach verteilte sie die Armeeverwaltung an alle Fronten Frankreichs zum<br />
Einsatz. Natürlich waren auch unsere Soldaten in franz. Uniformen auch<br />
heimatnah stationiert. Die Französische Armee unterhielt in Kaiserslautern,<br />
Landau, Dürkheim und vor allem in Mainz große Truppenkontingente, die<br />
versorgt werden mussten. Die Last hatte die gesamte Bevölkerung des<br />
zuständigen Departements Donnersberg zu tragen.<br />
Die mächtige Festung in Mainz musste versorgt werden und alle<br />
Gemeindeverwaltungen gaben zwangsweise seit Anfang 1794 mit Abstand das<br />
meiste Geld hierfür aus. Die Gemeindeverwaltungen unseres Departements<br />
erstellten Listen, in denen alle Haushalte namentlich aufgeführt wurden. Alle<br />
Familien hatten regelmäßig Geld und oder Warenn abzuliefern. Wären diese<br />
Listen erhalten, könnten sie sehr gut mit den Kirchenbüchern abgestimmt werden.<br />
Da blieb für zivile Projekte kein Geld übrig. . Aus der Pfalz und Rheinhessen<br />
gingen riesige Mengen an Nahrungsmittel, Tierfutter wie Heu und Stroh nach<br />
Mainz.Diese Leistungen wie Butter, Schlachtvieh, Hühner etc wurden einzeln in<br />
den Listen genannt, so wie sie für die Gemeinde Albisheim allesamt noch<br />
bündelweise erhalten sind. Alles kam auf Pferdewagen und unsere Leute waren<br />
380 ) Gemeindeabrechnungen aus dem Jahr 1808, befindlich im Archiv Otterberg
265<br />
tagelang von zuhause weg. Den einzigen Erlenbacher, den ich fand war Johannes<br />
Mangold. Er war mit seinem Pferden und Wagen 18 Tage lang für die Armee<br />
nach Mainz unterwegs. Aus der Gemeindekasse erhielt er danach für sich und<br />
seine Pferde tagtäglich je 2 Gulden, also 36 Gulden. Leider „krepierte“ auch noch<br />
sein Pferd auf dem Kasernengelände in Mainz und das Pferdegeschirr wurde ihm<br />
auch noch dort geklaut. Der Heimweg war für ihn somit mühsamer. Hatte er<br />
Glück, dann konnte er streckenweise mitfahren, sonst war auf Schusters Rappen<br />
heimwärts. Des Nachts schlief er in Heuschobern. Die Gemeinde erstattete ihm<br />
fürs Pferd den vorher geschätzten Wert von 36 hfl und fürs Material nochmals<br />
2,20 Gulden. Hoffentlich konnte sich Mangold dafür gleichwertigen Ersatz<br />
beschaffen.<br />
Aber fast allen erging es so. Kaum waren die Wagen in Mainz angekommen,<br />
waren sie abgeladen. Die Pferde brachte man in den Stall, um sie zu füttern und<br />
der Bauer, hier Fuhrmann wurde verpflegt und dann legte er sich nieder. Für die<br />
große Mainzer Besatzung war Fleisch Mangelware. Bis zum Morgen verschwand<br />
das Pferd, wurde geschlachtet und landete in den hungrigen Soldatenmägen.<br />
1808 kaufte die Gemeinde Erlenbach Getreide für die Französische<br />
Militärverwaltung bei Jacob Laufer von Otterberg, um sich von den Auflagen<br />
zu befreien. Laufer lieferte 1.275 kg Getreide für 331,90 FF. nach Mainz. Die<br />
Transportkosten von 91,52 FF erstattete natürlich auch die Gemeinde Erlenbach.<br />
Wenn wir dann den Preis je Doppelzentner errechnen (331,9 12,75) kommen wir<br />
zu dem erstaunlichen Preis von 26 FF je Doppelzentner. Ein Preis, von dem<br />
unsere heutigen Landwirte nur noch träumen. Daran gemessen, war der Preis für<br />
ein Pferd für 78 FF doch relativ gering.<br />
Diese monatlichen Kriegslasten waren für die Gemeinden und die Bürger immens.<br />
Ende Januar 1814 waren die französischen Truppen weg, aber die neuen, die<br />
preußisch/ russischen Soldaten mussten auch versorgt werden. Kamen unsere<br />
Bürger vom Regen in die Traufe. War das Ende der Französischen Republik für<br />
die Menschen hier eine Befreiung? Aus den Albisheimer Akten erkennt man, dass<br />
bis 1840 Bürger und Gemeinden noch die Lasten für die Napoleonischen Kriege<br />
haben tragen müssen.<br />
7.14. Harte Strafen für Kriegsdienstverweigerung &<br />
Fahnenflucht<br />
Die Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht hätte ja auch Vorteile haben<br />
können. Aber die vielen berühmten „heroischen“ Napoleonischen Schlachten &<br />
Kriege verschlangen Hunderttausende junger Männer. Das eventuell traurige &<br />
elende Schicksal vor Augen, in Spanien, Italien oder im Osten scheußlich zu<br />
verrecken, konnte und wollte viele nicht aushalten, zumal die Liebe zur<br />
französischen Nation noch schwach entwickelt war. Da die<br />
Kriegsdienstverweigerung und die Fahnenflucht massiv zunahmen, erließ der<br />
Kriegsminister am 11.1.1807 ein verschärftes Gesetz, das die Bestrafung der<br />
„Widerspenstigen Conscribierten“, ihrer Hehler und Mitschuldigen<br />
erleichterte, bzw. beschleunigte. Der Präfekt Jeanbon St. André schreibt in<br />
265
266<br />
266<br />
seinem Erlass auf Seite 3, dass bis Ende Juni 1809 allein in unserem Departement<br />
5.000 Wehrpflichtige sich ihrer Verpflichtung entzogen hätten<br />
Da damals noch nicht alle Bürgermeister gut genug Französisch sprachen, um die<br />
mehrseitige Anordnung zu verstehen, ließ Jeanbon St. André, der amtierende<br />
Präfekt des Departements vom Donnersberg am 5. Juli 1809 allen<br />
Bürgermeistern das 12seitige Gesetz auf Deutsch gedruckt zustellen und sie<br />
hatten den Empfang mit Ort, Datum Unterschrift zu bestätigen.. Die<br />
Bürgermeister mussten danach die harten Paragraphen per Schelle in allen<br />
Dörfern und Städten verkünden: St. André schreibt unter anderem:<br />
• „Die Erhebung dieser verschiedenen Geldstrafen geschieht künftig auf<br />
Befehl des Präfekten und unter der Aufsicht des Unterpräfekten, … in<br />
ihren respektiven Bezirken. Bevor ich Ihnen, meine Herren, über die<br />
Obliegenheiten spreche, welche Sie Ihrerseits bei diesem Geschäfte zu<br />
erfüllen haben, will ich Sie mit den Verfügungen der verschiedenen<br />
Gesetze und Dekrete bekannt machen, zufolge derer die oben erwähnten<br />
Strafen erkannt werden.“<br />
• Indem Sie dann Ihre Untergebenen unterrichten, werden die<br />
Konscribierten, die ihre Pflicht nicht erfüllen, der Soldat, welcher seine<br />
Fahne verlässt, der öffentliche Beamte, welcher kein wachsames Auge<br />
auf die Strafbaren hat, der Bürger, welcher Letztere begünstigt und<br />
endlich diejenigen, welche sich in Konscribierten- Sachen mischen, von<br />
Unwissenden Gelder erpressen und die oberen Behörden zu hintergehen<br />
suchen, die Strafe kennen lernen, welche ihrer erwartet.<br />
• In Gemäßheit der Gesetze vom 17. Ventôse achten (= 8.3.1800), 6. Floréal<br />
elften (= 26.4.103) und des kaiserlichen Dekrets vom 8. Fruktidor<br />
dreizehnten Jahres (26.4.1805), wird ein jeder Konscribierte, welcher zum<br />
Marschieren aufgerufen wird und sich nicht stellt oder sich stellt, aber auf<br />
dem Wege zur Korps desertiert, vom Tribunal in erster Instanz seines<br />
Bezirks zu einer körperlichen Strafe und nebst dieser zu einer aus seinem<br />
eigenen Vermögen oder der seiner Eltern zu entrichtenden Geldstrafe<br />
von 1.500 Franken verurteilt.<br />
• Das Gesetz vom 24 Brumaire sechsten Jahres verordnet eine Geldstrafe<br />
von 500 bis zu 2.000 Franken gegen jeden öffentlichen Beamten, welcher<br />
überzeugt wird, die Desertion eines Soldaten begünstigt oder den<br />
Abmarsch eines Konscribierten verhindert oder verzögert zu haben.<br />
• Das nämliche Gesetz erkennt eine Geldstrafe von 300 bis 3.000 Franken<br />
gegen jeden Bewohner Frankreichs, welcher wissentlich einen Ausreißer<br />
verheimlicht, sein Entlaufen begünstigt oder ihn auf irgendeine Art den<br />
gegen ihn gesetzlich gemachten Verfolgungen entzogen hat.<br />
• Das Gesetz vom 28. Nivôse siebenten und das Dekret vom 8. Fructidor<br />
dreizehnten Jahres erkennen eine Strafe von 300 bis 1.000 Franken gegen<br />
jeden Arzt oder Chirurgen, jeden bürgerlichen Beamten und gegen jeden<br />
Ober- und Unteroffizier der Armee, welche falsche Gebrechen attestiert<br />
oder für Untersuchungen oder sonstige Verrichtungen Geschenke<br />
annehmen. Zu meinem größten Missvergnügen habe ich wahrgenommen,<br />
dass viele Konscribierte mit lügnerischen Zertifikaten von den<br />
Bürgermeistern und Munizipalräten versehen waren, die ihnen falsche
267<br />
Gebrechen bezeugten Man wird zukünftig mit größter Strenge dagegen<br />
verfahren.<br />
• Auffällig ist, dass sich die meisten Widerspenstigen freiwillig stellten,<br />
nicht in der Absicht, um zu einem Korps abzugehen, sondern als<br />
dienstuntauglich in ihre Gemeinde zurückgeschickt zu werden. Viele<br />
haben sich selbst zu diesem Zweck Gebrechen beigebracht oder sich die<br />
Selbstverstümmelung durch niederträchtige Menschen machen lassen. Der<br />
Rekrutierungsrat hat sie auf der Stelle arretiert und als doppelt Strafbare in<br />
das Depot (Gefängnis) nach Straßburg führen lassen.<br />
• Neben den Geldstrafen wird von dem Tribunal auch noch eine<br />
körperliche Strafe und zwar nach Befund der Sache ausgesprochen.<br />
• Die Zahlungspflichtigen haben binnen von 8 Tagen die Strafe im Bureau<br />
des Einnehmers zu entrichten. Wenn nicht, muss der Einnehmer sofort<br />
mahnen. Die Eltern, bzw. Vormünder hafteten persönlich mit ihrem<br />
gesamten Vermögen, dass die Söhne ihrer Pflicht nachkommen. Die vom<br />
Bürgermeister veranlasste Zwangshypothek überstieg in der Regel den<br />
Wert der Immobilien. War also ein Gezogener flüchtig, so ruinierte er in<br />
der Regel seine Familie. In Vorbereitung der Zwangsversteigerung hatte<br />
der Bürgermeister den Wert des Grundstückes zu schätzen. Maßgeblich<br />
waren die Größe, die Bausubstanz und der Ertragswert. Daraus ergab sich<br />
der Schätzwert.<br />
• „Wenn nach Ablauf dieser vierzehntägigen Frist die Zahlung unterblieb,<br />
so wird die Zwangsvollstreckung des gesamten Besitzes durchgeführt.<br />
Sollten sich innerhalb der festgesetzten Zeitfristen kein Steigerer finden<br />
oder ist die darauf gebotene Summe zu gering, so muss der Einnehmer<br />
bieten. Alsdann fallen diese Grundstücke dem Staate anheim und werden<br />
als Domänen-Güter verwaltet“.<br />
• „Ich hoffe, dass die Strenge in Ausübung dieser Maßregeln, viele<br />
widerspenstige Konscribierte dazu bestimmen wird, ihr begangenes<br />
Verbrechen durch ein freiwilliges Stellen gut zu machen und dadurch von<br />
sich und ihren Eltern die Vollziehung des Urteils abzuwenden.<br />
• Meine Herren Bürgermeister und Einnehmer, Sie haben keine Ursache,<br />
furchtsam zu Werke zu gehen, denn die Oberen Gewalten werden Sie<br />
gegen jede Bosheit schützen.<br />
Ich warne Sie, etwas zu attestieren, wenn Sie nicht von der Wahrheit<br />
überzeugt sind. Seien Sie vielmehr darauf bedacht, zu verhüten, dass die<br />
oberen Behörden hintergangen werden. Ich schließe nun mein Schreiben mit<br />
der Bitte, sich mit den darin enthaltenen Verfügungen genau bekannt zu<br />
machen und diese nach Pflicht und Gewissen zu vollziehen.<br />
Ich grüße Sie<br />
Jeanbon St. André<br />
267
268<br />
268<br />
7.15. Die optische Telegraphenlinie<br />
Paris, Metz, Mainz von 1813<br />
Das franz. Revolutionsdirektorium erkannte sehr schnell die Vorteile eines<br />
aktuellen, unverzüglichen Informationsaustausches. Die erste Telegraphenlinie<br />
nach dem System Chappe wurde bereits 1794 zwischen Paris und Lille in Betrieb<br />
genommen. 1798 war die Linie Paris – Straßburg einsatzbereit. Der weitere<br />
Ausbau der schnellen Nachrichtenübertragung in Richtung Mainz unterblieb<br />
allerdings jahrelang. 1812 war Napoleon wegen der katastrophalen Niederlage<br />
und quasi Vernichtung seiner 600.000 381 Mann Armee in Russland sehr eilig nach<br />
Frankreich zurückgekehrt. Er gab aber seine Expansionspläne und die<br />
Vorherrschaft in Europa nicht auf; er rüstete auf! Vor allem brauchte er schnelle<br />
Informationen über Vorgänge jenseits des Rheins. Deshalb befahl er am 13. März<br />
1813 den Bau der optischen Telegraphenlinie Metz – Mainz. Über den Fortgang<br />
der Bauarbeiten ließ sich Napoleon täglich unterrichten, was deren Bedeutung<br />
unterstrich. Bauleiter war Abraham Chappe, der Bruder des verstorbenen<br />
Erfinders. Die Bauarbeiten gingen so schnell voran, dass bereits nach einer<br />
Bauzeit von 75 Tagen die Linie stand. Sie hatte 105.000 Francs gekostet. Alle<br />
Baubeteiligten waren sehr engagiert. Oft streckten die verantwortlichen Beamten<br />
Geld aus eigener Tasche vor und arbeiteten selbst hart wie die Arbeiter.<br />
Hektisch nach der preußischen Kriegserklärung vom 16. März 1813, verließ<br />
Napoléon am 15.4.1813 Paris, machte vom 17. bis zum 24. April Station in<br />
Mainz. Am 27. war er schon wieder in Erfurt. Mit seiner Ankunft begann die<br />
erfolgreiche Offensive der franz. Armee. In zahlreichen kleinen und großen<br />
Gefechten 382 behielt Napoléon die Oberhand. Das erste Telegramm 383 wurde am<br />
29. Mai 1813 von Mainz aus nach Paris übermittelt. Es enthielt die Anweisung,<br />
rasch frische Truppen in den Osten zu schicken.<br />
Auf den höchsten Bergen entlang des Glans mit einer großen Rundumsicht, in<br />
einem Abstand von etwa 30 km, waren in Rekordzeit hohe Türme errichtet<br />
worden, so auch wenige Kilometer südlich von Meisenheim, von denen aus, die<br />
verschlüsselten Botschaften weitergegeben wurden 384 .<br />
381 ) Auf dem Marsch nach Moskau hatte Napoleon vornehmlich Soldaten aus den<br />
Rheinbundstaaten mitgenommen, so dass die meisten der Gefallenen rechtsrheinische<br />
Deutsche waren!<br />
382 ) Gefechte bei Merseburg, Weißenfels, Halle. Am 1. Mai bei Poserna, 9. Mai bei Dresden,.<br />
Am 20. und 21. Mai bezwingt in der verlustreichen Schlachten bei Bautzen und Wurschen die<br />
preuß./ russische Armee. Es fallen 22.000 Franzosen und 10.850 Russen und Preußen. Einen<br />
Tag später, am 22. Mai besiegt Napoleon in der Schlacht bei Markersdorf die russische<br />
Armee.<br />
383 ) Der Telegraph bestand aus einem 4,62 m langem Balken, an dessen Enden zwei Bretter<br />
gefestigt waren. Durch die Stellung der Hölzer zueinander konnten 196 Zeichen übermittelt<br />
werden. Die Telegramme wurden in Paris bzw. Mainz chiffriert, bzw. anhand umfangreicher<br />
Wort- und Satzbücher dechiffriert. Die Turmbesatzungen kannten eigentlich nur das<br />
Kommando für Anfang und Ende. Die Turmbesatzungen lasen mittels starker Fernrohre die<br />
Botschaft und gaben sie dann unverzüglich weiter.<br />
384 ) Heute stehen dort die riesigen Windräder und dekorieren die Landschaft und wandeln unsere<br />
Steuergelder mit 0,15 – 0,20 € je KW in private und kommunale Einnahmen um!
269<br />
Nach einem kurzen Waffenstillstand und der Kriegserklärung Österreichs<br />
errang Napoléon am 26./27. August 1813 bei Dresden einen glänzenden Sieg über<br />
Russen, Preußen und Österreicher. Er drängte die Preußen und Russen bis nach<br />
Schlesien hinein. In der Niederlausitz, kämpfte auch der zwangsweise rekrutierte<br />
französische Soldat Johann Jacob Steinhauer aus Hefersweiler 385 , der von dort,<br />
aus Liebweß, am 12. August 1813 seinen Eltern in Hefersweiler das letzte Mal<br />
geschrieben hatte. Allerdings verlor Napoleon Mitte Oktober 1813 die<br />
entscheidende Schlacht, die Völkerschlacht bei Leipzig, gegen einen<br />
zahlenmäßig weit überlegenen Gegner.<br />
Napoleon ließ seine Nachrichten aus Sachsen und Schlesien durch reitende<br />
Eilboten zu Marschall Kellermann nach Mainz bringen und über die<br />
Telegraphenlinie nach Paris übermitteln. Mit dem Ende Napoleons kam auch das<br />
schnelle Ende dieses modernen Nachrichtensystems. Am Neujahrstag 1814<br />
überschritt Marschall Blücher mit seiner Armee den Rhein bei Kaub und<br />
marschierte noch am gleichen Tag in Kreuznach ein. Die Telegraphenlinie wurde<br />
sofort unterbrochen und bis Ende Januar 1814 waren alle Telegraphenstationen<br />
bis Metz besetzt. Teilweise verteidigten die Besatzungen ihren Turm tapfer, aber<br />
oft sinnloser weise bis zum letzten Mann. Welch ein Irrsinn! Das verstand man<br />
damals unter Ehre!<br />
7.16. Das französische Straßenbauprogramm<br />
ab 1794<br />
Jeder der auf den pfälzischen Straßen reiste, schimpfte wie ein Rohrspatz über die<br />
ausgefahrenen Wege. Dies reduzierte sowohl die Reisegeschwindigkeit, schüttelte<br />
aber auch die Passagiere in den Kutschen durch und durch. Ganz zu schweigen<br />
von der Ermüdung des Materials. Alle vorhergehenden kurpfälzischen und<br />
zweibrücker Machthaber beschlossen Pläne, die aber nur teilweise realisiert<br />
worden waren. In den wilden Jahren zwischen 1792 und 1798 tobten die Kämpfe<br />
hin und her. Jeder der auf dem Vormarsch oder Rückzug mit seinem schweren<br />
Kriegsgerät war, verfluchte diese beschissene Infrastruktur. Natürlich hatten es die<br />
Reiter immer am einfachsten. Sie konnten von A nach B immer den kürzesten<br />
Weg nehmen, wenn nicht grade ein Weiher, eine Schlucht oder Steilhang im Weg<br />
war. Aber die schweren Wagen der Händler, der Fourageure, die schweren<br />
Kanonen bedurften eines festen, ebenen Untergrundes. Der Hauptverkehr zur<br />
Festung Mainz, verlief meist über die gut ausgebaute Strecke Homburg<br />
/Meisenheim.<br />
„Nach dem Frieden von Lunéville betrieb das Direktorium in Paris eine<br />
systematische Straßenbaupolitik in den neuen linksrheinischen Départements. Die<br />
bewährten Anordnungen und Gepflogenheiten des französischen Mutterlandes<br />
wurden nun auch in der Pfalz angewandt. Die Regierung legte besonderen Wert<br />
auf gute Verkehrsverbindungen. Maßgeblich ist das Dekret vom 16.12.1811, das<br />
die Verwaltung der Kaiserlichen- und der Départements Straßen betraf. Die<br />
Verordnung umfasste 9 Bereiche mit insgesamt 118 Artikeln, sie galt übrigens<br />
385 ) Johann Jacob Steinhauer, geboren am 17.4.1792, blieb verschollen. Fiel er oder wurde er<br />
als Kriegsgefangener erschlagen? Man wird es nicht mehr erfahren!<br />
269
270<br />
270<br />
noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts in der bayerischen Pfalz. Die<br />
Kaiserstraßen waren von strategischer Bedeutung und hatten im Gebiet des<br />
Departements Donnersberg eine Länge von fast 126 km. Sie wurden bevorzugt<br />
ausgebaut, als Voraussetzung schneller Truppenbewegungen. Es waren übrigens<br />
dies die früheren Straßen und Alleen in der heutigen Pfalz und im Saarland<br />
„Route de Première Classe“ 386 von Paris, Homburg, KL, Alzey, Mainz. Im Raume<br />
KL finden wir nach dem Dekret nur noch eine „Kaiserliche“ Straße III. Klasse,<br />
die von Metz nach Bad Dürkheim führte.<br />
Die bedeutende Departement Straße erster Klasse führte von Mainz, Bingen,<br />
Meisenheim über Kusel, Homburg, Saarbrücken nach Paris. Durch die vielen<br />
kaiserlichen Truppenbewegungen, den endgültigen Rückzug Napoleons und die<br />
nachrückenden preußischen und russischen Truppen war diese Straße total<br />
zusammengefahren und glich wohl nur noch einem Feldweg. Alle damals noch<br />
vorhandenen Straßen gehörten zu den Departements Straßen, deren Bau und<br />
Unterhaltung Aufgabe der Bezirke und Gemeinden waren, während die<br />
Kaiserstraßen als Land- und Heerstraßen auf Kosten des franz. Staates gebaut<br />
und gepflegt wurden. Die Kantonsverwaltung vergab die Straßenbauarbeiten in<br />
zwei Losen an den günstigsten Bieter, eins für das Material und das zweite für die<br />
Bauarbeiten. Allerdings war die Zahl der bietenden Bauunternehmer beschränkt,<br />
denn der leitende französische Bauingenieur hatte bereits eine Vorauswahl anhand<br />
einer moralischen Bewertung und der handwerklichen Qualifikation getroffen.<br />
Der Unternehmer musste zudem dann eine Kaution in Höhe der Bausumme<br />
stellen.<br />
Persönlichkeiten mit Weitblick stellten sich engagiert in den Dienst der<br />
zukunftsweisenden Sache. Der Präfekt ernannte 1800 den sehr fähigen und<br />
erfolgreichen Unternehmer Johann Michael Ludwig Gienanth 387 zum<br />
„allgemeinen Berater für Handel, Landwirtschaft und Künste“ (Conseiller<br />
Général de Commerce, d´Agriculture et des Arts). 1805 vertraute er ihm noch die<br />
Straßenverwaltung für das gesamte Département an, dem er in der kurzen Zeit für<br />
Jahrzehnte seinen Stempel aufdrückte.<br />
Der Unterpräfekt Petersen aus Kaiserslautern verordnete, dass alle Feldwege<br />
mit Obstbäumen zu bepflanzen seien. Die Umsetzung erfolgte ab 1803. Fleißig<br />
pflanzte man Hunderte von Obstbäumen an, die von französischen Baumschulen<br />
geliefert wurden. Dieses vorbildliche Werk setzte die Bayerische Regierung des<br />
Rheinkreises fort. Bedauerlicherweise lichten sich (2006) diese schönen<br />
Obstbaumalleen. Der vernünftige alte Brauch ist so langsam in Vergessenheit<br />
386 ) Keller zitiert an dieser Stelle: Dr. Siebenpfeiffer, „Handbuch der Verfassung, Gerichtsordnung<br />
und gesamten Verwaltung Rheinbayerns, Neustadt/Haardt 1833, S. 149,<br />
387 ) Johann Ludwig Michel Gienanth (franz. Jean Louis) * 15.10.1767 in Hochstein bei<br />
Winnweiler, besuchte 1783 die Kameral – Hochschule zu Kaiserslautern, studierte 1784 in<br />
Heidelberg und absolvierte an der Bergakademie in Clausthal, Harz.. Er leitete ab 1788 das<br />
Eisenwerk Meiringen im Berner Oberland. Nach dem Tod seiner beiden älteren Brüder<br />
übernahm Jean Louis die Eisenwerke Hochstein, Trippstadt, Schönau und Leiningen und<br />
erwarb Eisenberg hinzu. Als die Pfalz 1816 zu Bayern kam, beauftragte ihn der bayerische<br />
König mit der Organisation der ersten freien Wahl den „Landrat der Pfalz“ (= Landtag), dem er<br />
dann selbst auch angehörte. 1817 wurde Jean Louis vom bayerischen König geadelt und dann<br />
am 27.9.1835 zum Freiherrn ernannt! Die Gienanths sind Hugenotten, die 1686 aus dem<br />
Burgund ins Saarbrücker Land flüchteten. Damals hießen sie noch Guinand. Johann Ludwig<br />
Gienanth > 13.12.1848
271<br />
geraten! Das Gleiche gilt für die die Streuobstwiesen, die wieder systematisch<br />
auch in Erlenbach angelegt werden müssten. Vorbild könnte die schmale Wiese<br />
des Karl Horn sein, die von der Betonstraße im 90 ° Winkel direkt auf die<br />
Kreuzung Hauptstraße, Matzenberg zuläuft.<br />
Bereits 1803 fasste die Leitung des Departements unter der Führung Rudlers den<br />
Ausbau der Strecke Mainz ↔ Paris über Kaiserslautern. Die Lauterer<br />
Kommunalpolitiker erkannten gleich ihre Chance. Als die Reisepläne Napoleons<br />
für 1804 bekannt wurden, verabschiedeten die Verantwortlichen einstimmig den<br />
Plan, Kaiserslautern auf den Vordermann zu bringen. Eine ähnliche Aktion, wie<br />
sie zur Vorbereitung der WM 2006 lief. Der Weiher vor dem Fackeltor wurde<br />
trockengelegt und ein schöner Platz angelegt, eine Augenweide für alle, die nach<br />
Kaiserslautern kamen. Die ersten Häuser an der unteren Pariser Straße entstanden.<br />
Die Stadtväter ließen die Pflasterung in der Fackel-, Markt- und Steinstraße in<br />
Ordnung bringen und die schönen Häuser erhielten einen neuen Anstrich. Der<br />
Kaiser konnte kommen.<br />
Am 4. Oktober 1804 war es endlich soweit. Der große Tross kam, angeführt vom<br />
Kaiser. In seinem Schlepp etliche Marschälle. Napoleon erhielt einen Empfang<br />
nach seinem Geschmack. Der Forstmeister Daniel Rettig ritt mit ihm über Stock<br />
und Stein und zeigte Napoleon wichtige Stationen der Schlacht von 1793.<br />
Meistens ging es im gestreckten Galopp. Dass Rettig mit seinem Zweibrücker<br />
Fuchs mithalten konnte, überzeugte Napoleon, dem Landgestüt Zweibrücken ein<br />
paar Vollblüter zur Zuchtverbesserung zu schicken. Abends war der Empfang.<br />
Pettersen stellte dem Kaiser die einflussreichen Leute des Stadtkreises vor.<br />
Bürgermeister Müllinghoff gewann den Kaiser dafür, die neue Kaiserstraße durch<br />
die Innenstadt zu führen und nicht als Umgehungsstraße entlang der Stadtmauer<br />
um die Kernstadt herum zu führen. Dies kam der Gastronomie und dem Gewerbe<br />
in der Kernstadt zugute. Leider standen erst 1810 die notwendigen Mittel zum<br />
Bau der Kaiserstraße zur Verfügung. 1811 begann dann der Straßenbau.<br />
Die Kaiserstraße konnte nur der Anfang sein, andere Querverbindungen waren<br />
genauso wichtig. Wie sollten denn die langen Baumstämme von über 20 m Lange<br />
zum Kreuzhof/Galappmühle gelangen, wenn nicht über eine befestigte<br />
(chaussierte) Straße. Napoleon hatte sich stets an den Informations- Ritt mit dem<br />
Forstmeister Daniel Rettig erinnert und die weitere Begradigung der Flüsse<br />
Lauter, Glan und Nahe befohlen. Dadurch konnten dann mehr als die 10 m langen<br />
Holzstämme geflößt werden. Mit der Begradigung der Lauter und damit der<br />
Befestigung des Flussufers ging der Ausbau der Lauterstraße einher. .<br />
Leider war der Zeitraum bis zum Abzug der französischen Truppen im Januar<br />
1814 viel zu kurz, um entscheidende Verbesserungen des Straßensystems<br />
herbeiführen zu können. Die napoleonische Zeit mit ihren Gesetzen und der neuen<br />
Straßenbauverwaltung hatte aber wesentlichen Einfluss auf die neuzeitliche<br />
Entwicklung des Straßensystems. Ab 1816 setzte die Regierung des bayerischen<br />
Rheinkreises den Weiterausbau des pfälzischen Straßennetzes fort; sie konnte<br />
dabei auf die gesammelten technischen Erfahrungen vergangener Jahrzehnte<br />
zurückgreifen. Ab 1824 wurde der Bau der Staatsstraße Bingen – Homburg im<br />
Raume Kusel begonnen.<br />
271
272<br />
272<br />
1832: Inzwischen gehörte Erlenbach zur VG Otterberg. Der Gersweilerhof und<br />
Erlenbach waren politisch unbedeutend, aber immerhin der Wohnort von nun fast<br />
500 Leuten. Die Kleinbauern kamen geradeso über die Runden, während die<br />
vielen Tagelöhner und Kleinstbauern permanent am Hungertuch nagten. Am 5ten<br />
Juni 1832 schrieben Otterberger Bürger die Königlich Bayerische Regierung des<br />
Rheinkreises an. Sie schilderten die schlimmen Straßenverhältnisse zwischen<br />
Kaiserslautern, Otterberg und Heiligenmoschel Sie regten an, Verbindungsstraßen<br />
zur Kaiser- und Lauterstraße zu bauen. Dadurch könnten eine Zeitlang<br />
Otterberger und Erlenbacher Tagelöhner Arbeit und Brot finden. Diesem<br />
interessanten Schreiben entnehmen wir, dass aus der Armenkasse 500<br />
hilfsbedürftige Bürger zu unterstützen seien. Der eingestellte Betrag von 400<br />
Gulden, aber bei weitem nicht ausreicht, allen ein menschenwürdiges Leben zu<br />
ermöglichen. Otterberg hatte damals 3.500 Einwohner und sei damit<br />
hoffnungslos überbevölkert 388 gewesen. .<br />
388 ) vgl. Kaller Gerhard, Otterberg, Otterbach 1981, S. 527 ff
273<br />
2. Band<br />
1816 – 1914 DIE BAYERISCHE ZEIT<br />
In Folge des Wiener Kongresses kam die Pfalz am 1.Mai 1816 zu Bayern. Er<br />
bildete einer von damals acht Kreisen. In Speyer, um den Dom herum residierte<br />
die Königlich Bayrische Kreisregierung, die von dem Regierungspräsidenten<br />
geführt wurde. Im unterstanden zwei Kammern, die des Inneren und die der<br />
Forsten. Die Bayerische Landesregierung hatte die Pfalz in Bezirke<br />
untergliederte. Chef war der jeweilige Bezirksoberamtmann. Die Bezirke und die<br />
Kantone waren französische Erfindungen. Ihre vorbildliche Verwaltung<br />
übernahmen die Bayern. So wurden aus französischen bayerische Beamte. Für uns<br />
gab es eine kleine Veränderung, wahrscheinlich eine Verbesserung. Erlenbach<br />
kam nun zum Kanton Otterberg. Dadurch verkürzten, halbierten sich die Wege.<br />
Diese Kantone hatten die Funktionen heutiger Verbandsgemeinden. Chef war der<br />
„Oberbürgermeister. An Spitze der Dörfer standen Bürgermeister und an ihrer<br />
Seite wirkten stellvertretend die Adjunkten. Nur Erlenbach und der<br />
Gersweilerhof hatten keinen Bürgermeister, sondern je einen Adjunkten. Die<br />
Gemeinden verwalteten sich selbst. Der Gemeinderat beriet alle kommunalen<br />
Angelegenheiten.<br />
273
274<br />
.<br />
274<br />
8.1. In Otterberg war bis 1904 die Erlenbacher<br />
Gemeindeverwaltung<br />
:Das alte Otterberger Rathaus
275<br />
8.2. Die staatlichen Heiratsakten ab 1818<br />
Johann Daniel Hach II. wurde am 2 November 1763 in Otterbach geboren. Er<br />
war der Sohn des Johann Daniel Hach I. aus Mehlingen, der mit Catharina<br />
Elisabetha Colter aus Katzweiler verheiratet war. Daniel Hach II 389 war eine<br />
starke, charakterfeste Persönlichkeit mit Rückgrat, aufrecht in allen Belangen. Er<br />
war Pächter eines Hofgutes, das er 1805 ersteigerte. Er betrieb eine<br />
Getreidemühle. Daniel war angesehen, anerkannt, sein Wort galt. Niemand kam<br />
an ihn vorbei. Deshalb war es logisch, dass er immer politisch tätig war, sowohl in<br />
der Franzosen- als auch in der Bayernzeit. Die bayerische Regierung machte<br />
Johann Daniel Hach zum Erlenbacher Standesbeamten, obwohl er sich mit der<br />
Rechtschreibung doch sehr schwer tat. Auch mit dem Kopfrechnen hatte er so<br />
seine Schwierigkeiten. Dieses Amt übte er 10 Jahre lang aus.<br />
Akt N° 2311<br />
1819 26.Januar Unter diesem Datum schreibt das Königliche Landcommissariat<br />
an das königliche Oberbürgermeisteramt Otterberg folgendes<br />
Durch hohes Rescript vom 15ten September (15.9.1818) vorigen Jahres<br />
geruht die königliche Regierung die Trennung der Gemeinden Otterbach,<br />
Sambach und Erlenbach und die Bildung einer eigenen Bürgermeisterei zu<br />
beschließen und hierauf unterm 6ten laufenden Monats Jänner den<br />
bisherigen Gemeinderat Daniel Hach zu Otterbach zu ernennen. In der<br />
Beilage erhält das Oberbürgermeisteramt eine Ernennungs-Signatur mit<br />
dem Auftrag, dieselbe dem Neuernannten zuzustellen und mit der ferneren<br />
Weisung denselben in sein neues Amt einzusetzen, zu vereidigen und das<br />
Gestallungsprotokoll hierher zur Vorlage zu bringen.<br />
Das Oberbürgermeisteramt hat den neuen Bürgermeisterämtern sämtliche<br />
Amtspapiere zu übergeben, sofern der Dienst (Standesamt) dort nicht<br />
geführt werde. Über die abgegebenen Amtsakten wird ein doppeltes<br />
Inventarium errichtet, wovon ein Exemplar in der Oberbürgermeisterei und<br />
ein zweites in dem Hauptorte der neuen Bürgermeisterei deponiert bleiben<br />
muss´.<br />
Die Gestallung findet in der Gemeinde Otterbach vor versammelten<br />
Schöffenrathe statt, der Herrn Oberbürgermeister als delegierter<br />
Commissarius wird zu diesem Zwecke bei der Amtseinsetzung dem<br />
Neuernannten mit den Pflichten vertraut machen, die mit der Erfüllung<br />
einem jeden Ortsvorstand obliegt.<br />
Anscheinend hatte die Regierung des Rheinkreises im Sommer 1819 diesen<br />
Quatsch erkannt. Wie hätten diese drei kleinen Gemeinden ein eigenes<br />
Bürgermeisteramt finanzieren können. Sie hatten sowieso kaum Einnahmen und<br />
dann noch Geld ausgeben für einen Schreiber, einen Dorfbüttel Und dann noch<br />
389 Daniel Hach hatte am 16.1.1787 in Otterbach oo Catharina Elisabetha Häberle geehelicht,<br />
die am 1.9.1770 in Otterbach geboren war, † 7.1.1853 . Ihre Eltern waren Johann & Eva<br />
Catharina Migeot<br />
275
276<br />
276<br />
dazu ein eigenes Bürgermeisteramt zu bauen. Erlenbach und Otterbach stritten um<br />
den Sitz. Aber woher das Geld nehmen?<br />
Wem ein Licht aufging, wissen wir nicht. Es war ein finanzieller Gnadenakt, der<br />
die Selbständigkeit Erlenbachs & Otterbachs wieder rückgängig machte Der<br />
Oberbürgermeister Raquet schreibt am 26. Juli 1819:<br />
Nach der Verordnung der Hohen Landes Administrations Commission vom<br />
15ten des Monats ist die Bürgermeisterei in Otterbach mit der hiesigen<br />
(Otterberger) Bürgermeisterei (wieder) vereinigt. Und da ich gehalten bin,<br />
innerhalb von 8 Tagen die amtlichen Papiere und Aktenstücke mir<br />
aushändigen zu lassen, so habe ich Sie hiermit benachrichtigen wollen, dass<br />
ich den morgigen Tag dazu bestimmt habe. Ich ersuche Sie, sämtliche<br />
Papiere in Bereitschaft zu halten, damit ich ein Doppeltes Instrumentarium<br />
darüber aufzusetzen und dieselbe in Empfang nehmen kann<br />
Daniel Hach wurde dadurch nicht brotlos. Gegen Entgelt erstellte er noch über<br />
ein Jahrzehnt lang die Standesamtsakten Erlenbachs und trug den glanzvollen<br />
Titel Bürgermeister. Oberbürgermeister, aber Chef war Raquet. Daniel Hach<br />
konnte lesen und schreiben. Letzteres aber nur mit größter Mühe. Wahrscheinlich<br />
hatte er als Kind oft bei seinem Vater in der Mühle aushelfen müssen und konnte<br />
nicht allzu oft seinem Lehrer folgen. Seine Akt-Eintragungen strotzen voller<br />
Fehler. Heute 200 Jahre danach, kann man darüber schmunzeln. Einige Beispiele<br />
• Machtalehna (= Magdalena)<br />
• zwelf (zwölf)<br />
• gebohren<br />
• Fürzen (vierzehn)<br />
• treZen (dreizehn)<br />
• naderliger Son (natürlicher Sohn)<br />
• filip (Philipp)<br />
Amos, der arrogante Standesbeamte<br />
Der Standesbeamte Philipp Amos war Nordpfälzer, aber hochgradig arrogant. Die<br />
vor ihm heirateten, hielt er für ein bisschen blöd. Er spielte sich offenbar gerne<br />
auf, wie wir aus den alten Akten ersehen. Einmal wollte ein Henrich heiraten. Na<br />
gut. Das nahm er an. Aber ein Henrich, der musste natürlich Heinrich heißen.<br />
Also hieß jetzt der Henrich Heinrich, früher genannt Henrich. Aber Amos blieb<br />
nicht allzu lange Standesbeamter.<br />
Hochzeit Hager oo Becker<br />
Den Akt von 1854 spiegelt die Gewissenhaftigkeit der bayrischen Verwaltung<br />
wider, aufbauend auf der französischen Tradition. So erfahren wir eine Menge<br />
von den Brautleuten und ihren Familien. Er schrieb in dekorativer Schrift den<br />
Heiratsakt Hager/ Becker.<br />
Im Jahre Eintausend acht hundert vier und fünfzig, den 30.11.1854 um zwei Uhr<br />
des Nachmittags erschienen vor uns Philipp Amos, Bürgermeister und Beamter<br />
des Zivilstandes der Gemeinde Erlenbach, Kanton Otterberg, Bezirk
277<br />
Kaiserslautern, in der Pfalz, des Königreiches Bayern und zwar auf dem<br />
Gemeindehause zu Otterberg<br />
Johannes Hager, Tagelöhner, wohnhaft in Erlenbach, nachweislich des<br />
anliegenden Geburtsregister Auszuges allda geboren den neunzehnten<br />
Oktober, achtzehnhundert ein und dreißig (* 19.10.1831), sohin drei und<br />
zwanzig Jahre, ein Monat und elf Tag alt, ledigen Standes, volljähriger<br />
Sohn von Nicolaus Hager, Tagelöhner, 59 Jahr alt, wohnhaft in Erlenbach<br />
und dessen gewerbsloser allda wohnender Ehefrau Barbara Wenzel, 59<br />
Jahre alt, beide hier gebürtig und in die Ehe einwilligend und<br />
Christina Becker, ohne Gewerbe, wohnhaft in Erlenbach, ausweislich des<br />
anliegenden Geburtsregister Auszuges daselbst geboren den 23.3.1834,<br />
mithin 20 Jahre, acht Monate und sieben alte alt, ledigen Standes,<br />
minderjährige Tochter von Philipp Becker, früher Ackersmann, jetzt<br />
Feldschütz, 64 Jahre alt, wohnhaft in Erlenbach und dessen gewerbslose<br />
allda wohnenden Ehefrau Christina Korn, 45 Jahre alt, beide hier zugegen<br />
und in die Ehe einwilligend.<br />
Der Bräutigam hat sich durch Vorzeigen eines Militär-<br />
Entlassungsscheines, ausgestellt von dem obersten Rekrutierungsrates der<br />
Pfalz, unter dem Datum Speyer, den 8.11.1854 ausgewiesen, dass er der<br />
Militär- Conscription Genüge getan und durch die anliegende<br />
Bescheinigung des hiesigen Bürgermeisteramtes, dass er den<br />
Staatsbürgereid geleistet hat.<br />
Die Brautleute forderten uns auf, ihre vorhabende Ehe abzuschließen, welche vor<br />
der Haupttür unseres Gemeindehauses zum ersten Male am Sonntag, den<br />
8.10.1854 um 11 Uhr des vormittags und zum zweiten Mal am Sonntag, den<br />
15.10.1854 um 11 Uhr des vormittags verkündigt und dem Gesetze gemäß<br />
angeschlagen wurde.<br />
Da uns keine Einrede gegen diese Ehe bekannt gemacht wurde, so haben wir<br />
obiger Aufforderung Genüge geleistet. Uns haben alle oben gemeldeten und<br />
übergebenen Belege gemäß des Kapitels 6 des Titels von der Ehe aus dem<br />
Zivilgesetzbuch vorgelegen. Daraufhin haben wir den Bräutigam und Braut<br />
gefragt, ob sie gesonnen seien, sich als Mann und Frau zu ehelichen. Da nun jeder<br />
einzeln und bestimmt auf die Frage bejahend antwortete, so erklärten wir im<br />
Namen des Gesetzes, dass Johannes Hager, Tagelöhner von Erlenbach und<br />
Christina Becker, ohne Gewerbe von da durch das Band der Ehe verbunden sind.<br />
Worüber wir gegenwärtige Eheurkunde in Gegenwart der nachfolgenden vier<br />
Zeugen ausgestellt haben<br />
1. Jacob Korn, Ackersmann, 37 Jahre alt, Oheim der Braut,<br />
2. Heinrich Barth, Schneider, 42 Jahre alt, ebenfalls Oheim der Braut,<br />
3. Adam Hager, Tagelöhner, 30 Jahre alt, Bruder des Bräutigams,<br />
4. Jacob Schneider, Schneider, 42 Jahre, Schwager des Bräutigams,<br />
sämtliche in Erlenbach wohnhaft. Jetzt folgen die Unterschriften v on Johannes<br />
Hager, Christina Becker, Nickel Hager, Christina Korne, Heinrich Barth, Adam<br />
Hager, Philipp Becker Jacob Korn und Jakob Schneider. & Amos. Alle konnten<br />
schreiben, außer der Mutter des Bräutigams, welche erklärte, des Schreibens<br />
unkundig zu sein.<br />
277
278<br />
278<br />
8.3. Unabhängige Gerichte in Kaiserslautern,<br />
Otterberg und Lauterecken<br />
(Lauterecken (1797 – 1975) und Wolfstein 1797 - 1968)<br />
(nach Klaus Knecht, ehemaliger Richter in Lauterecken)<br />
Die pfälzischen Gerichte verdankten ihre Entstehung der Französischen<br />
Revolution von 1789 und der Abtretung der Pfalz an Frankreich 390 (1797) durch<br />
die Österreicher, nach dem sie mehrere wichtige Schlachten 391 verloren hatten.<br />
Der Elsäßer und französische Regierungskommissar Franz Josef Rudler<br />
organisierte für das neue Département Mont Tonnère (Donnersberg) eine groß<br />
angelegte, umfassende Verwaltungsreform, die Klaus Knecht in seinem Aufsatz<br />
genial nennt 392 . Er gliederte das Departement in Arrondissements (= Landkreise)<br />
wie z. B. K´lautern und unterteilte sie nochmals in Kantone (heute:<br />
Verbandsgemeinden) wie Otterberg, Obermoschel, Lauterecken,<br />
Rockenhausen, Winnweiler, Wolfstein Obermoschel Jeder Kanton, so auch<br />
Otterberg, erhielt das unabhängige Friedensgericht, aus dem sich das spätere<br />
Amtsgericht entwickelte.<br />
Diese Zwangsreform bedeutete für alle Bürger einen großen Fortschritt auf dem<br />
Weg zu mehr Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichbehandlung im Sinne der<br />
berühmten franz. Revolutionsideale. Unglaublich, denn bis 1793/4 herrschte noch<br />
in unserem Gebiet der jeweilige Landesherr uneingeschränkt. Seine Machtfülle<br />
war absolut, denn er war in einer Person zugleich Gesetzgeber, Regierungs- und<br />
Verwaltungschef und außerdem oberster Richter, wobei er sich auf der unteren<br />
Ebene des Amtmannes bediente.<br />
Der nun von der Bevölkerung gewählte Friedensrichter Geisweiler 393 hatte zwei<br />
Beisitzer zu seiner Seite, entsprechend unseren Schöffen. Jede Gemeinde wählte<br />
für zwei Jahre vier Beisitzer, damals Assessoren genannt, die reihum, jährlich<br />
mindestens einmal zum Einsatz kamen. In Otterberg waltete Carl Jung seines<br />
Amtes. Jung war 1776 geboren und hatte eine gute juristische Ausbildung Sein<br />
Gerichtsschreiber war der um ein Jahr ältere Peter Wolpert. Laut pfälzischer<br />
Gerichtsverfassung verhandelte Jung (in Zivilprozessen) Streitwerte bis zu 15<br />
Gulden. und als Strafsachen Diebstähle und Ordnungswidrigkeiten 394 . Dieses<br />
Friedensgericht scheint gut funktioniert zu haben, obwohl der Beisitzer oft nicht<br />
ausreichend lesen und schreiben konnte. Dafür verfügte er wohl über genug<br />
gesunden Menschenverstand, um zu einem vernünftigen Urteil zu gelangen..<br />
Größere Schwierigkeiten bereitete jedoch die Anwendung des franz. Rechts, die<br />
Bestimmungen des Code Civile und des Code Pénale (Strafgesetzbuch), die z.T.<br />
bis 1900 Grundlage der Rechtsprechung waren. Selbst die Gerichtsverhandlungen<br />
390<br />
) im Frieden von Campo Formio von 1797<br />
391<br />
) gegen den jugendlichen General Lazare Hoche (vgl Schlacht bei Kaiserslautern)<br />
392<br />
) Klaus Knecht, „ In memoriam, Amtsgericht Lauterecken (1797 – 1975), Westrich Kalender<br />
Kusel, 1975, Seite 55 ff.<br />
393<br />
) Die Richter waren Georg Jäger (bis 1800), Ludwig Handel (bis zu seinem Tod in 1806) und<br />
Carl Philipp Baumann bis zu seinem Tod am 6.1.1835.<br />
394<br />
Darüber hinaus waren das Appellationsgericht (Landgericht) in Kaiserslautern bzw. (das<br />
Oberlandesgericht) Zweibrücken zuständig.
279<br />
mussten ab 1805 in Französisch protokolliert werden, was anfänglich den<br />
Schreibern wohl Schwierigkeiten bereitete.<br />
„Der Rückzug der Truppen Napoléons um die Jahreswende 1813/14, die<br />
nachfolgende Übergangszeit und der baldige Anschluss der Pfalz an Bayern in<br />
1816 unter Maximilian I. veränderte die pfälzische Gerichtsverfassung nur<br />
geringfügig. Während das rechtsrheinische Bayern weiterhin mit veralteten<br />
Verwaltungs- und Gerichtsstrukturen leben musste, behielt die Pfalz ihre<br />
fortschrittlichen Einrichtungen. Die Friedensgerichte blieben erhalten, die franz.<br />
Richter wurden Königlich Bayerische Richter. Niemand in München sah sich<br />
indes veranlasst, die bewährten Institutionen in der Pfalz wieder abzuschaffen. Im<br />
Gegenteil, fortschrittliche Politiker wollten sie auch in Bayern einführen; das<br />
dauerte aber über 50 Jahre bis zur Reichsgründung!<br />
Bemerkenswert, so fand Klaus Knecht, war 1816 die Abschaffung der<br />
Laienrichter beim Friedensgericht, doch dies schien nach den Erfahrungen<br />
zweckmäßig, Kosten sparend und der Sache dienlich gewesen zu sein. Das<br />
französische Recht blieb bis 1900 in der Pfalz rechtswirksam. Auch heute gilt es<br />
noch bei strittigen Grenz- und Grundstücksfragen, wie das Vermessungsamt<br />
Kaiserslautern uns mitteilte.<br />
Das Lauterecker Gericht verfügte allerdings vorerst über kein eigenes<br />
Gerichtsgebäude. Zunächst tagte das Gericht im alten Pfarrhaus, danach in Privat-<br />
und zeitweise sogar in Gasthäusern. Dies erinnert einen an Stories wie im Wilden<br />
Westen, wo unter dem Beifall bzw. Missfallen der Anwesenden Recht gesprochen<br />
wurde und anschließend das Urteil begossen wurde. Nachdem die Regierung des<br />
Rheinkreises in Speyer damit gedroht hatte, dieses Gericht aufzulösen, wenn es<br />
nicht entsprechend seiner Würde und Funktion ordentlich untergebracht würde,<br />
bauten die Lauterecker 1832 ein neues Rathaus, in dem das Friedensgericht dann<br />
bis 1862 tagte.<br />
1854 wurden die Friedensgerichte in Landgerichte umbenannt. 1856 errichtete<br />
der Staat für 21.000 Gulden in der Schulstraße ein Gefängnis, in das Ende 1862<br />
das Landgericht einzog. Die Gefangenen kamen in den 2. Stock. Das Gericht tagte<br />
dann längere Zeit hinter den vergitterten Fenstern. Richter war von 1860 – 1876<br />
Carl Ziegwalner, der bereits von 1855 – 1860 Richter des Landgerichtes<br />
Wolfstein war. Sein Nachfolger wurde Karl Kiefer, der mit seinen 1,90 m damals<br />
außergewöhnlich groß war. Nachdem er sich mehrmals den Kopf angeschlagen<br />
hatte, bestand er drauf, dass die damals üblichen 1,80 m hohen Zimmereingänge<br />
für ihn auf zwei Meter Höhe vergrößert wurden.<br />
In jener Zeit kamen auch Kinder in den Knast. Es ist festgehalten, dass sich ein<br />
13jähriger Sträfling durch die engen Gitterstäbe zwängte, drei Meter bis zum<br />
Erdboden hinab sprang und über die 2,60 m hohe Außenmauer kletterte. Dies war<br />
im August 1871 eine sportliche Meisterleistung.<br />
Ab 1877 wurden die Landgerichte überall in Amtsgerichte umbenannt und ihre<br />
Zuständigkeit erweitert. Um 1900 musste das Amtsgericht Otterberg aufgestockt<br />
werden, da die Grundbücher eingerichtet wurden. Nach seiner Baufertigstellung<br />
war das Amtsgericht mit zwei Richtern besetzt, wobei Benno Schopp die<br />
279
280<br />
280<br />
herkömmliche Arbeit verrichtete und der zweite Richter Johannes Nehb,<br />
Wolfstein, ausschließlich mit der Anlegung der Grundbücher beschäftigt war.<br />
Zuerst wurde 1968 das Amtsgericht Wolfstein und dann 1975 das Amtsgericht<br />
Lauterecken aufgelöst. Der zuletzt dort amtierende Richter Klaus Knecht fragte<br />
sich, ob diese Reform dem Bedürfnis einer bürgernahen Rechtsprechung und<br />
Rechtspflege entspräche?<br />
8.4. Die Pfalz & Erlenbach wurde vermessen<br />
1823, 10.Oktober: Unter diesem Datum schreibt das Bürgermeisteramt Otterberg<br />
an das „Hochlöbliche Königliche Landcommissariat“ in Kaiserslautern:<br />
Das unterzeichnete Bürgermeisteramt wollte hiermit Bericht erstellen, dass der<br />
Herr Geometer Lencke 395 den hiesigen Bann und den von Erlenbach vermessen<br />
hat. Er ließ vor einigen Tagen neue Zeichen machen, da zusätzliche Grenzsteine<br />
an verschiedenen Stellen zwischen den alten Steinen gesetzt werden müssten, um<br />
bestehende Unklarheiten zu beseitigen. Dies betraf im Wesentlichen die<br />
Grundstücke des Müllers Peter Gallé 396 , der links und rechts der<br />
Gemarkungsgrenze Äcker und Wiesen liegen hatte. Um ihm „Rechtssicherheit“<br />
zu geben, würden so ungefähr 6 – 7 Morgen der Otterberger Gemarkung<br />
zugemessen. Dabei hätte der Geometer auf natürliche Markierungen ganz großen<br />
Wert gelegt.<br />
Das Bürgermeisteramt Otterberg lud daraufhin den Erlenbacher Adjunkten zur<br />
Bestätigung und Unterschriftsleistung ein. Der dachte aber nicht daran, sich seine<br />
Finger zu verbrennen. Er schickte seine zwei Schöffenräthe und die rochen den<br />
Braten. Sie sollten über den Tisch gezogen werden. Sie weigerten sich aber, den<br />
neuen Grenzverlauf anzuerkennen. Auch gutes Zureden half nichts, die Schöffen<br />
blieben stur. Die Otterberger waren anscheinend nun ratlos und baten das<br />
Landkommissariat um Entscheidung.<br />
Worum ging es eigentlich? Natürlich um das liebe Geld. Denn die<br />
Grundstücksbesitzer zahlten Grundsteuer und den Erlenbachern wären jährlich<br />
einige Gulden flöten gegangen! Nicht nur das, das Gelände war außerdem zur<br />
Jagd verpachtet und der Jagdpächter hätte sicherlich seine Zahlungen<br />
entsprechend gekürzt.<br />
30. Oktober 1823: Die Antwort lag nun vor:<br />
Nach dem Sections-Bericht der Gemeinde Erlenbach besaßen<br />
Peter Gallé 16,1 Morgen<br />
Karl<br />
Wagner<br />
1,2 Morgen<br />
zusammen 17,3 Morgen<br />
395<br />
Lencké, Philipp August, Allbrecht * 26.11.1793 in Bayreuth, seine Eltern: Johann Georg &<br />
Christina Sabina Müller<br />
396<br />
Er wohnte in der Gallé- Mühle, heute ist es die Beutler- Mühle.
281<br />
auf der Erlenbacher Gemarkung. Die Wiesen und Äcker Gallé lägen in drei<br />
Gewannen. Der vordere Teil gehörte zu Otterberg und die zwei hinteren seit alters<br />
her zu Erlenbach. Nun sollten diese ohne die geringste Entschädigung an<br />
Otterberg fallen. Dies sei für Erlenbach ein ziemlich bedrückender Verlust, so<br />
schrieb die Aufsichtsbehörde, sowohl hinsichtlich ihrer Schafweide als auch im<br />
Hinblick auf den Jagdpächter. Das Landcommissariat empfahl eine friedliche<br />
Einigung zwischen Erlenbach und Otterberg, zumal der Gemeinderat Erlenbach<br />
einen für alle Parteien tragfähigen Kompromiss vorschlug. Der Streit ging aber<br />
weiter. Jede Partei sammelte Argumente und Freunde, um ihre Interessen<br />
durchzusetzen, aber sie spielten immer noch mit verdeckten Karten<br />
1825, 24. Juni: Die Sache hatte vor sich hin geschmort. Die Standpunkte<br />
konkretisierten sich. Die Parteien rückten nun endlich mit stichhaltigem,<br />
greifbarem heraus. So schreibt unter obigem Datum die Regierung des<br />
Rheinkreises in Speyer das königliche Bürgermeisteramt in Otterberg an. Die<br />
Otterberger Verwaltung stützte sich auf das alte Bannbuch. Da wäre der frühere<br />
Grenzverlauf zwischen den fraglichen Grenzsteinen A & B, und B & C eindeutig<br />
zugunsten Otterbergs geregelt. Dies stünde auf der Seite (pag) 370. Dieses<br />
Grundstück liegt in der Flur Weiler und gehörte schon seit undenklichen, alten<br />
Zeiten zu Otterberg. Der momentane Eigentümer war Valentin Keller Dieses<br />
Stück wollte Otterberg auf jeden Fall haben, im Gegenzug würden sie<br />
großzügigerweise auf 12 Morgen Land verzichten, die eigentlich auch zur<br />
Otterberger Gemarkung gehören würden. Die Otterberger schrieben, diese Fläche<br />
läge zwischen den Gewannen Steinhübel und dem Schwarzen Kreuz.<br />
Der Erlenbacher Gemeinderat berief sich auf den gemeinsamen<br />
„Grenzbegehung“ vom 8. Jänner 1825. Dort sei schon ein Kompromiss<br />
angedacht worden. Otterberg solle das Gelände „Weiler“ bekommen, während<br />
Erlenbach die Grundstücke der Gemarkung Kindsäcker bekommen sollte. An<br />
diesem Punkt endet der erhaltene Schriftverkehr.<br />
Wie das Intrigenspiel des Otterberger Bürgermeisters Raquet weiterging,<br />
ersehen wir aus der uralten Gemarkungskarte, die auf Grund der Berechungen des<br />
Landvermessers Lencke erstellt wurde. Heute, fast 200 Jahre nach dieser<br />
Zuordnung, können wir als objektive Drittbeobachter keine zwingenden<br />
Argumente für die damalige Otterberger Darstellung finden. Die Erlenbacher<br />
hatten vergebens um ihre Rechte gekämpft. Die Otterberger erhielten das Gelände<br />
links und rechts der heutigen Kreisstraße 10 zugesprochen. Sowohl die Flur<br />
Steinhübel als auch Weiler kamen zu Otterberg. Raquet war höchste zufrieden<br />
mit seinem Intrigenspiel, wobei ihm Lenke geholfen hatte. Raquet bekam, was er<br />
wollte und Lencke freite die Jungfer Catharina Margaretha Raquet 397 , wie wir<br />
aus dem Hochzeitsakt von 1825 ersehen.<br />
1825, 11. Januar um 14 Uhr:<br />
Zwei Monate nach der das Aufgebotsbestellung war die standesamtliche Hochzeit<br />
in Hochzeit. Der Geometer Philipp August Allbrecht Lencké erschien in<br />
397 Frl Raquet war am elften Vendémiaire im zehnten Jahr (* 3.10.1801) der ehemaligen<br />
Franzöischen Republik geboren worden und war somit 23 Jahre, 3 Monate alt gewesen.. Ihre<br />
Mutter hieß Catharina Dick. Leider wurde sie nicht alt. Sie starb bereits am 28.2.1826 in<br />
Speyer.<br />
281
282<br />
282<br />
seiner wunderschönen, königsblauen Uniform. Vor dem Standesbeamten<br />
Theobald Seitz. Die Trauzeugen waren der königliche Notar Christian Julius<br />
Jacobi, 42 Jahre alt Carl Jung der Otterberger Friedensrichter, 51 Jahre alt und<br />
Cousin der Braut, der Gerichtsschreiber Peter Wolpert (52 J ) und Dr. Carl<br />
Marggraf, der Otterberger Arzt, 38 Jahre alt. Der Bürgermeister hatte alle<br />
hochgestellten Persönlichkeiten zur Hochzeit eingeladen. Alle waren vertreten,<br />
die Lehrer, der Apotheker die Müller usw. Es war ein schönes Fest. Aber das<br />
Glück dauerte nicht lange. Die junge Ehefrau starb bereits ein Jahr später am 26.<br />
Febr. 1826 zu Speyer.<br />
1833 vermaß der königl. Bayerische Geometer Hubert Hagn Erlenbach. Was er<br />
vom 16. bis zum 27. November vermessen hatte, zeichnete er bis zum 19.<br />
Dezember fein säuberlich auf das Meßblatt S.W.1.22. Er rechnete noch in 8,56<br />
Fuß = 2,5 Meter.<br />
398 Gerhard Kaller, Otterberg, Band 2, S. 260 ff.<br />
8.5. Brandkatastrophe in 1822<br />
1822: Bereits vor Weihnachten war Schnee gefallen und es war bitter kalt<br />
gewesen. Weihnachten war vorüber, das die Tagelöhner Familie Konrad Dietz 399<br />
mit seiner Familie bescheiden gefeiert hatte. Die Kinder hatten Äpfel und Nüsse<br />
erhalten. Alles schien seinen gewohnten Gang zu gehen. Die bescheidene Hütte<br />
hatte durch die franz. Gemeindeverwaltung die Hausnummer # 4 erhalten. Das<br />
Haus stand auf dem Platz des heutigen Erlenbacher Feuerwehrhauses. Weil es<br />
dem Tagelöhner an Geld mangelte, war wie überall der Feuerschutz sehr klein<br />
geschrieben worden. Hauptsache man hatte warm. Doch dann schlug das<br />
Schicksal am 30. Dezember unerbittlich zu. Das Haus brannte gegen 22 Uhr.<br />
Konrad und seine Frau konnten sich retten. Aber an die drei Kleinkinder kamen<br />
sie nicht mehr heran. Verzweifelt eilten alle Nachbarn mit ihren Eimern herbei.<br />
Sie bildeten zum Röhrbrunnen eine Löschkette, in der die gefüllten Eimer weiter<br />
gereicht wurden. Aber der Brunnen gibt nicht viel her und gegen eine solche<br />
Feuerbrunst waren sie machtlos. So mussten alle hilflos zusehen, wie die drei<br />
Kinder Konrad 4J, Philipp 2J und Sybilla in den Flammen umkamen. (Sterbeakt<br />
von 1822)<br />
8.6. Das Findeslkind Johannes Hof von 1833<br />
Originaltext mit den Rechtschreibfehlern<br />
Geburtseintrag N° 15, Johannes HOF, ein "Findelkind", geboren im Juli 1833<br />
(Quelle: StA Otterberg, Register Erlenbach, Aktennummer: 15/1833, Quellentext:<br />
398 399 ) Conrad Dietz hatte am 29.10.1812 im Rathaus zu Kaiserslautern (Steinstraße) die Maria<br />
Elisabetha Steyer (Steuer) aus Rodenbach standesamtlich geheiratet
283<br />
Im Jahr ein tausend achthundert drei und dreisig, den vierzehnten des Monats<br />
Juli um drei Uhr des Nachmittags, erschienen vor uns Theobald Seitz,<br />
Beigeordneter Beamter des Civilstandes der Gemeinde Erlenbach, Kantons<br />
Otterberg, Bezirks Kaiserslautern, im Rheinkreise des Königreichs Bayern,<br />
Leonhard Knieriemen, alt ein und dreisig Jahre, Akersmann, wohnhaft in<br />
Erlenbach, welcher uns erklärte, daß Johann Albertini von Lousonnie in Italien,<br />
in Grünstadt domicilirt, in der Nacht vom eilften dieses Monats um halb zwölf<br />
Uhr, wo er bei ihm logirt habe, in seinem Hofe, rechter Hand des Hausganges,<br />
in seiner Gegenwart ein Kind gefunden habe, welches er uns vorzeigte.<br />
Das besagte Kind war in zwei Wikelschnüre, wovon die eine von blau und roth,<br />
die andere blau und gelb ...virtem Baumwollzeuch seie, eingewickelt, und habe<br />
nachfolgende Gegenstände unter den Füßchen liegend bei sich gehabt als:<br />
zwei musline Kinderhauben mit gelben Bendele, zwei Signe Häubchen, ein<br />
muslin Häubchen, gefüttert mit rothem Perial, und einer Baumwoll seye, ein<br />
hellblau Merinos Häubchen, zwei Baumwollzeuchen Wämschen, ein Muslinen<br />
ditto, mit gewirkten Blümchen, zwei Muslinen, und zwei leinen(?) Hemdchen,<br />
vier Stükchen leinen Tuch, welche als Windeln zu dienen scheinen, ein Stük<br />
leinen Tuch, welches früher als Schurz gedient zu haben scheint, unten mit einer<br />
genähten Verzierung versehen, oben derselben mit rothem Zeichengarn KS mit<br />
einer Krann(? oder Krone?) eingenäht, drei alte weiße Tücher von leinen Garn,<br />
waren ein jedes mit ES./2 bezeichnet, eine verflikte Windel, bezeichnet mit dem<br />
Buchstaben H im Eke, und auf einem darauf befindlichen Stüke findet sich der<br />
nemliche Buchstaben.<br />
Nach geschehener Untersuchung haben wir erkannt, daß das Kind männlichen<br />
Geschlechts ist, und das Alter von 5 bis zehn Tagen zu haben scheint, an deßen<br />
Körper sich übrigens keine besonderes Zeichen befindet, wir haben hiermit das<br />
besagte Kind unter dem Vor- und Familien Nahmen<br />
- Johannes Hof -<br />
eingeschrieben, und verordnet, daß es dem genannten Leonhard Knieriemen von<br />
Erlenbach eingehändiget werde.<br />
Ueber alles dieses haben wir gegenwärtiges Protocoll gefertigt, in Gegenwart<br />
von Leonhard Barth, alt ein und vierzig Jahre, Akersmann und Peter Stein, alt<br />
fünf und fünfzig Jahre, Taglöhner, welche nach geschehener Vorlesung mit uns<br />
und dem Deklaranten unterzeichnet haben. Beide Zeugen sind in benanntem<br />
Erlenbach wohnhaft.<br />
8.7. Die Familien Erlenbachs 1836<br />
Folgende Erlenbacher Familien bekamen 1836 Brennholz. Jede Familie die gleiche<br />
Menge und Güte. Darüber legte die Gemeindeverwaltung Otterberg die Namensliste an,<br />
ohne Berufsnennung und ohne Geburtsdaten.<br />
Familien Erlenbachs 1836<br />
geboren<br />
283
284<br />
284<br />
Baier, Nicolaus<br />
Barth Heinrich, der<br />
große<br />
Barth, Heinrich der<br />
erklärt nicht schreiben zu<br />
können<br />
GM, Bauer Kleine * 31.7.1773 Mölschbach<br />
Bauer<br />
Adjunkt,<br />
Barth, Leonhard * 1792<br />
Bauer Becker Benedikt * 1790<br />
Becker Conrad<br />
Becker Johannes<br />
Braunbach, Joh. Conrad<br />
oo 1806 Anna Maria<br />
* 1807 in Enkenbach<br />
Gm, Bauer Haas, * 3.7.1785 * 1783, † 11.1.1868<br />
Dick, Conrad<br />
Er erklärte, nicht schreiben zu<br />
Halbbruder des Friedr.<br />
Dick, Fried, * 7.7.1790<br />
oo Doro. Henr. Ball<br />
können<br />
Dietz, Conrad oo Maria Seine ersten 3 Kinder<br />
Elis. Steyer aus Rodenb.<br />
Haffner, Benedikt<br />
verbrannten 30.12.1822<br />
erklärt nicht schreiben zu<br />
Haffner, Heinrich<br />
Haffner, Leonhard<br />
Haffner, Peter<br />
können<br />
Schütz Haffner, Peter Conrad<br />
Haffner, Wilhelm<br />
* 1795<br />
Tagelöhner Hager Joh. Nicolaus<br />
Hanbuch, Johannes<br />
Heil Daniel<br />
Heil, Daniel, jun<br />
* 20.7.1795 in Mölschbach<br />
GM Heinrich Jacob<br />
Heinrich, Conrad<br />
Henrich, Wilhelm<br />
Herbach Daniel<br />
Herbach Jacob<br />
Herbach Paul<br />
Herbach, Michel<br />
* 1787<br />
Herbach, Valentin<br />
Herdinger, Jacob<br />
* 1794<br />
erklärt nicht schreiben zu<br />
Hollstein Conrad können<br />
Hollstein Georg Conrad oo 21.12.1835 Hollstein,<br />
jun, * 25.12.1804, † Magdalena, * 16.12.1805 in E<br />
15.3.1884<br />
† 17.11.1885 in Erlenbach<br />
GR Hollstein Johannes<br />
Hollstein Leonhard
285<br />
Schmied Joerg Theobald<br />
Jost Philipp<br />
* 1800 in Erlenbach<br />
Jost, Philipp Henrich<br />
Jühner, Heinrich<br />
* 1796 in Erlenbach<br />
Kafitz, Leonhard * 1800 in Erlenbach<br />
Beruf Name geboren<br />
Schuhmacher Kempf Philipp<br />
Kennel, Jacob<br />
Knieriemen, Conrad,<br />
Knieriemen, Jacob<br />
Knieriemen, Leonhard<br />
* 1804 in Niederkirchen<br />
GM Korn Benedikt<br />
Gm Korn Johannes<br />
Korn Peter<br />
Bauer Korn, Jacob * 1812 in Erlenbach<br />
Bauer Korn, Philipp * 2.7.1808<br />
GM Kühner, Heinrich<br />
Lautenbach, Theobald<br />
erklärt nicht schreiben zu<br />
Lautenbach, Joh. Adam können<br />
Bauer Lessoin, Abraham * 1798<br />
GM, Bauer Mangold, Johannes<br />
Mangold, Peter<br />
Merk Franz<br />
Merk, Georg<br />
* 29.5.1791 in Erlenbach<br />
Ackerer Müller, Valentin * 1795 in Sembach<br />
erklärt nicht schreiben zu<br />
Schuhmacher Nicolaus Jacob können<br />
erklärt nicht schreiben zu<br />
Reisel, Joh. Jacob<br />
Roeder, Johann,<br />
können<br />
Tagelöhner, Schäfer, Theobald,<br />
Hirte Schwager der Ball * 1784 in Baalborn<br />
erklärt nicht schreiben zu<br />
Schmitt Philipp<br />
Schneider Andreas<br />
Schneider Theobald<br />
Stamm Ernst<br />
oo 27.11.1812 in KL<br />
können<br />
Lehrer Schneider, Mar. Elisab.<br />
Steidel Wilhelm<br />
Stein, Jacob<br />
Stein, Johann Peter, *<br />
* um 1790, 1824 schon in E<br />
1776, Schwager des oo 18.08.1814 in KL<br />
Dick<br />
Steinbach Heinrich<br />
Wiesenecker Dorot. Ottilie<br />
285
286<br />
286<br />
Ackerer<br />
Steinbach, Heinrich<br />
Wenzel Franz<br />
Wenzel, Joh. Peter * 1.2.1771 in Erlenbach<br />
erklärt nicht schreiben zu<br />
Winter, Jacob<br />
können<br />
GM, Bauer Ziemer, Nicolaus<br />
23 % der Männer konnten 1836 nicht schreiben<br />
8.8. Theobald Marky, * 28.3.1817, heiratete<br />
Das Brautpaar Theo Marky und seine Braut Catharina Schaum hatten das<br />
Aufgebot bestellt. Beide hatten sich auf der Kerwe in Otterberg kennen und<br />
lieben gelernt. Theo hatte die typische Karriere des beginnenden Jahrhunderts<br />
hinter sich. Er hatte seinen Militärdienst beim Königlich Bayerischen Leichten<br />
Reiterregiment in Zweibrücken abgeleistet. Darüber war der Abschied am<br />
11.6.1845 ausgestellt, den er bei seiner Aufgebotsbestellung vorzulegen hatte.<br />
Pflichtgemäß hatte er danach wie auch die anderen jungen Reservisten auch den<br />
Staatsbürgereid vor dem Bürgermeister abzuleisten. Bevor das Paar 1845<br />
heiratete, hatten sie bereits drei Kinder miteinander gezeugt und auf dem<br />
Gersweilerhof zusammengelebt. Denn der Soldat durfte erst nach der<br />
vollständigen Ableistung seines Militärdienstes heiraten. Seine vorehelichen<br />
Kinder kamen alle auf dem Gersweilerhof auf die Welt.<br />
1. Dorothea Marky, * 29.9.1839<br />
2. Theobald Marky, * 7.1.1844, und<br />
3. Philipp Marky, * 18.6.1845 .<br />
Die Hochzeit wurde standesamtlich am 18. August 1845 im Erlenbacher<br />
Schulhaus geschlossen. Standesbeamter war der Otterberger Bürgermeister<br />
Raquet. Wie so üblich waren neben den Brautleuten die Eltern des Bräutigams<br />
und die vier männlichen Trauzeugen in dem umfunktionierten, mit der<br />
Bayernfahne geschmückten Schulsaal versammelt. Vater Johann Theobald<br />
Schaum und die Mutter der Käthe Schaum, die Anna Barbara Ultes vom<br />
Drehenthaler Hof waren bereits verstorben.<br />
Raquet las die vorbereitete Urkunde vor, die im Original im Archiv der<br />
Stadtverwaltung Kaiserslautern aufbewahrt wird.<br />
Theobald war damals 28 Jahre alt. Das Paar hatte auf dem Gersweilerhof einen<br />
kleinen landwirtschaftlichen Betrieb. Sie schlugen sich wie alle damals mehr<br />
schlecht als recht durch. Die Urkunde benennt Eltern und Großeltern. Laut<br />
Hochzeitsurkunde waren die Großeltern väterlicherseits in Baalborn und die<br />
mütterlicherseits auf dem Drehenthaler Hof verstorben, wobei der Vor- und<br />
Zunamen der Großmutter der Braut unbekannt war. Raquet hatte auch in seinen<br />
Unterlagen darüber nichts gefunden. Die vier (männlichen) Trauzeugen wohnten<br />
auf dem Gersweilerhof und waren:<br />
1. Adam Karch, Ackersmann, 54 Jahre alt, Oheim des Bräutigams<br />
2. Theobald Knieriemen, Ackersmann, 50, ebenfalls Oheim des<br />
Bräutigams,
287<br />
3. Johannes Heil, 31, Maurer und Schwager des Bräutigams<br />
4. Adam Engelhardt, 38, Ackersmann, Schwager des Bräutigams<br />
Nachdem die Urkunde verlesen worden war, unterschrieben alle Anwesenden.<br />
Nur die Braut erklärte, weder schreiben noch unterzeichnen zu können, weil sie<br />
solches nie erlernt habe. Dies ist sehr verwunderlich, denn seit Jahrhunderten<br />
bestand Schulpflicht auch für Mädchen und die bayerische Regierung hatte 1818<br />
die Schulpflicht nochmals per Verordnung verschärft.<br />
8.9. Kataster und Grundsteuer<br />
Die Französische Regierung war auf dem richtigen Weg, als sie die Fenstersteuer<br />
als vermögensabhängige Steuer einführte. Je mehr Stockwerke und Fenster ein<br />
Wohngebäude hatte, desto reicher war die Familie. Die Erhebung war einfach,<br />
aber die Steuerausweichung ebenso. Napoleon hatte einfach nicht die Zeit, die<br />
Grundvoraussetzungen für eine gerechte Grundsteuer zu schaffen. Erst das<br />
Königreich Bayern als Rechtsnachfolger erließ Gesetzespakete und Verordnungen<br />
als Rahmen für den modernen Wirtschafts- und Rechtsverkehr, die jedem<br />
Sicherheit garantierten. 1828 wurde die Grundsteuer eingeführt, die im<br />
Haushaltsjahr 1849/50 dem Erlenbacher Gemeindesäckel 692,30 Gulden<br />
einbrachten.<br />
Aber von welchen Werten wurde sie berechnet? Grundlage wurden die<br />
katasterlichen Vermessungen aller Gemeinden und Grundstücke des riesigen<br />
Rheinkreises. Diese ungeheuerliche Arbeit in der riesigen Pfalz dauerte immerhin<br />
30 Jahre. Eine Superarbeit, über die wir heute noch staunen. Eine großartige<br />
organisatorische Leistung war die Einrichtung von Katasterämtern, die<br />
Einstellung und Schulung der Landvermesser, Graphiker und Drucker. Dazu<br />
gehörten auch die Entwicklung und der Kauf entsprechender Geräte, die<br />
Einrichtung von Grundbuchämtern und die Schulung rechtssicheren Personals<br />
und vieles mehr. Bei der Grundstückvermessung waren die Feldgeschworenen<br />
immer dabei, die weitere Rechtssicherheit gaben. Im Jahre 1907 waren dies Peter<br />
Korn, und Heinrich Barth 400 . Sie wurden am Freitag, den 27. Sept. 1907 in<br />
Kaiserslautern, nachmittags „verpflichtet“.<br />
Die Karten wurden nicht einfach so gezeichnet. Nein, im Gegenteil Die Ämter<br />
kauften absolut plane Solnhofer Kalksteinplatten. Die waren ca. 6 cm stark,<br />
hatten genormte Größen von 45 x 45 cm Selbst die kleinsten wogen 60<br />
Kilogramm. Einschließlich Transport hatten sie 2,50 Gulden gekostet. Die<br />
Bearbeitung erfolgte arbeitsteilig in mehreren Schritten. Die Graveure ritzten mit<br />
unerschütterlicher Geduld und Exaktheit jedes Detail im Negativdruck in die<br />
Platten. Nur ja keinen Fehler machen! Sonst wären die Platten wertlos gewesen!<br />
Nachstehend ein privates Dokument, das den Umfang der Überlegungen darstellt.<br />
(Auf der CD finden Sie Katasterblätter). Die Grundstücke wurden nach Größe und<br />
Bodenwerte klassifiziert, um eine gerechte Besteuerung zu erreichen. In unserer<br />
400 ) Laut Visitationsprotokoll N° 5275 erstellt nach der Inspektion vom 16.8.1907<br />
287
288<br />
288<br />
Region haben wir Bodenwerte zwischen 30 – 60 Bodenpunkten. Der Landwirt<br />
kann somit auf diesen Böden nur 30 – 60 Doppelzentner je Hektar Getreide<br />
ernten. In der Magdeburger Börde erntet der Bauer bei sonst gleichen<br />
Bedingungen durchschnittlich 130 Doppelzentner (100 kg). Getreide.<br />
8.10. Polizeiordnung<br />
In der französischen Zeit hatten sich Freiheitsrecht durchgesetzt. Die Menschen<br />
verwirklichten sich im Rahmen ihrer damaligen Möglichkeiten. Dadurch eckten<br />
sie an. Sie verletzten die Wertvorstellungen und Ordnungen derer, die das Sagen<br />
hatten<br />
Nachtschwärmerei<br />
Der Fernseher war noch nicht erfunden. Was sollte man denn abends machen? Die<br />
Kuh und die Ziege waren gemolken, das Schwein im Keller gefüttert Die Alten<br />
saßen nach getaner Arbeit auf der Bank, die Nachbarn besuchten sich gegenseitig<br />
und maiten. Das ist schön in den langen, lauen Sommernächten Und die<br />
Jugendlichen? Sie trafen sich auch und streiften durchs Dorf. Vielleicht hatte der<br />
eine oder andere auch Schnaps dabei. Sie heckten so manchen Streich aus. Da<br />
alberten sie rum und machten dummes Zeug. Besonders lustig ging es beim<br />
Schafbock und Ziegenbock-Reiten zu. Den Buben machte es wohl gar nichts aus,<br />
wenn sie genauso stanken. Die Älteren, na ja, die entdeckten die Liebe. Die<br />
ersten zärtlichen Banden wurden geschmiedet, hinter der Scheuer harmlose<br />
Zärtlichkeiten ausgetauscht. Für den Pfarrer, das Presbyterium war dies ein Dorn<br />
im Auge Das Königlich Bayerische Bezirksamt in Kaiserslautern wurde aktiv und<br />
wollte dem bunten Treiben ein Ende setzen. Es erließ am 20. Januar 1827 eine<br />
Verordnung, die für alle Dörfer, also auch für Erlenbach galt.<br />
„Schon seit einiger Zeit erlaubte sich die Jugend beiderlei Geschlechts des Abends<br />
truppweise durch die Straßen zu ziehen, wodurch die Ruhe der Bürger gestört<br />
wird. Das Bürgermeisteramt sieht sich dadurch veranlasst, diesen Unfug für die<br />
Folge zu steuern“ 401 . Deshalb verbot sie das Tanzen, außer zu bestimmten<br />
Anlässen. Dazu gehörte natürlich die Kerwe. „Freinächte“ waren auch fürstliche<br />
Jubiläen, Geburtstage der Königsfamilie oder die Gedenktage wichtiger gewonner<br />
Schlachten gegen Napoleon. Außerdem durften die Wirte nur Leute beherbergen,<br />
die sich ordentlich ausweisen konnte. Wer nachts ohne Laterne herumlief, machte<br />
sich verdächtig; dies waren die gefürchteten Nachtschwärmer und ander dunkle<br />
Gestalten. Als Beispiel 2 Artikel:<br />
Art 7: Es ist allen Gast- und Schankwirten in der Gemeinde auf das<br />
strengste untersagt, abends nach 10 Uhr, mit Ausnahme an Reisende,<br />
Getränke zu verabreichen oder den hiesigen Einwohnern und Soldaten,<br />
welche etwa in der Gemeinde beurlaubt sind, auf irgend eine Art Aufenthalt<br />
zu gestatten, sie zu verheimlichen oder gar zu verstecken. (Denn der
289<br />
bayerische Militärdienst war streng und gefürchtet Damit sollte der<br />
Fahnenflucht vorgebeugt werden.)<br />
Artikel 8: Es ist den Einwohnern untersagt, des Abends nach 10 Uhr sich in<br />
Wirtshäusern aufzuhalten und hat sich demnach ein jeder während des<br />
Polizeigeläutes in seine Wohnung zu begeben. Sollte aber der Fall eintreten,<br />
dass Gemeinde-Glieder in den Wirtshäusern sich aufhalten, so haben die<br />
Eigentümer ihre Häuser und Türen offen zu halten, damit der Polizei-Diener<br />
ungehindert eintreten kann“<br />
8.11. Die Landwirtschaft,<br />
auch Verpachtung des Schäferhauses 1847<br />
Landwirtschaft und Rinderzucht<br />
Die Gemarkung Erlenbachs und der Gersweilerhofes ist zusammen 584 Hektar<br />
groß Davon nutzten unsere Kleinbauern mit 296 Hektar etwa die Hälfte<br />
landwirtschaftlich Bereits 1800 hatten wir 1.300 Grundstücksnummern. Das heißt<br />
die Grundstücke hatten eine durchschnittliche Größe von 0,23 ha. Dies war alles<br />
viel zu klein, zu putzig, um richtig wirtschaften zu können. 1930 ernährten sich in<br />
Erlenbach 138 Familien von ihrem kleinen Landbesitz, 103 von ihnen<br />
bearbeiteten weniger als zwei Hektar, zusammen besaßen sie gerade mal 75<br />
Hektar. In die anderen 221 Hektar teilten sich 35 Familien. Aber nicht nur die<br />
Flächen waren klein, zudem lag der Bodenertragswert unter 30. Noch 1930 sah<br />
die Erlenbacher Landverteilung 402 wie folgt aus:<br />
Die Folgen<br />
Größe Familien Fläche<br />
bis 0,15 54 Familien 20,0 ha<br />
bis 1,0 Hektar 29 Familien 19,5 ha<br />
1,0 – 2,0 Hektar 20 Familien 35,5 ha<br />
2,0 – 5,0 Hektar 19 Familien 76,5 ha<br />
5,0 – 10 Hektar 9 Familien 67,5 ha<br />
10 – 12 Hektar 7 Familien 77,0 ha<br />
zusammen 296,0 ha<br />
• viele Familien lebten am Existenzminimum und waren öfters hungrig<br />
als satt,<br />
• die Männer waren froh, wenn sie im industriell aufstrebenden Umland<br />
Arbeit fanden. Viele Erlenbacher übernahmen vielfältige Aufgaben bei<br />
der aufstrebenden Eisenbahn. Die Arbeit auf Hof und Feld hatten die<br />
Frau und Kinder zu erledigen. Die nicht mehr schulpflichtigen<br />
Mädchen verdingten sich für einen Jahreslohn von 6 bis 12 Gulden bei<br />
402 ) Aufstellung der Ortsgemeinde von 1930<br />
289
290<br />
290<br />
freier Kost und Logis in städtischen oder landwirtschaftlichen<br />
Haushalten.<br />
• Durch das Elend und die regelmäßigen Hungersnöte wanderten<br />
Hunderte aus Erlenbach aus.<br />
Die Landwirtschaft und die bäuerliche Gartenbepflanzung des 18. und 19.<br />
Jahrhunderts unterscheiden sich erheblich von der heutigen. Alles war anders und<br />
sah auch anders aus. Beginnen wir mit der Fleisch- und Milcherzeugung, wie<br />
wir heute sagen.<br />
Das damalige „Hornvieh“ war nicht so hoch gezüchtet, wie unsere heutigen<br />
vierbeinigen, tierischen Milch- und Fleischproduzenten. In unserer Region<br />
dominierte das Glan- und Donnersberger Rind. Vom Aussehen braun, klein bis<br />
mittelgroß. Ein gutmütiges Tier. Die Kuh hatte einen schönen, halbkugelförmigen<br />
Euter. Nach Johann Burger war das Rind im/nach dem 7. Lebensjahr<br />
ausgewachsen und gab zwischen 700 – maximal 1.400 Liter Milch pro Jahr.<br />
Heute ist eine durchschnittliche Milchleistung von 6.800 Litern nichts Besonderes<br />
mehr und der Euter hängt fast bis zum Boden runter. Diese Überzüchtung<br />
behindert die Milchkuh erheblich in ihrem Bewegungsablauf. Die damaligen<br />
Kühe standen nicht im Stall, sondern wurden vom Kuhhirten über die Brache,<br />
abgeernteten Felder, die Wiesen- und Weiden geführt. 1808 hatte die Gemeinde<br />
Erlenbach den 52 jährigen Johann Heinrich Collette 403 beschäftigt. Gemolken<br />
wurde morgens und abends. Nach Einführung des Klees als Futterpflanze stieg<br />
der Fettanteil der Milch erheblich. Durch erste veröffentlichte Testergebnisse<br />
weiß man, dass im Herbst 1792 - 60 Liter Milch notwendig waren, um etwa 1 kg<br />
Butter zu produzieren. Die Tests zeigten, dass verfütterte Kohlköpfe und<br />
Kartoffeln enorme Leistungssteigerungen brachten. Über den Daumen, aus 10<br />
Liter Milch konnte dann 1 kg Butter produziert werden. (Alle damaligen Maße<br />
waren damals in Pfund ausgedrückt). Johann Burger stellte auch die<br />
Käseherstellung ausführlich dar. (S. 255 ff.) Er schreibt u.a. „die Milch, welche<br />
im Haushalte nicht unmittelbar verspeist wird, wird entweder als Milch verkauft<br />
oder man bereitet Butter oder Käse aus ihr“.<br />
403 ) In dem Sterbeakt N° 28 ist zu lesen: „
291<br />
So sah es aus. Die Mutter war zuhause und hatte alle Hände voll zu tun, Haushalt,<br />
Garten und Vieh ordentlich zu versorgen. Der Bub hat einen Stecken in der Hand, mit<br />
dem wird er gleich die Kuh zur Wiese treiben.<br />
Die heutige Rinderzucht geht zweigleisig vor. Einerseits die Milchrassen und<br />
andererseits die Fleischrassen. Die männlichen Kälber der Milchrassen werden<br />
gemästet. Durch neue Fütterungsmethoden und – Futtermittel erreichen sie schon<br />
sehr bald ihr Schlachtgewicht. Wegen des erheblichen BSE- Risikos verkaufen die<br />
meisten Züchter ihre Jungbullen vor dem kritischen BSE -Zeitpunkt von 24<br />
291
292<br />
292<br />
Monaten. Nur wenige Landwirte halten ihre Bullen etwas länger und lassen sie<br />
wegen des unbedingt notwendigen Verbraucherschutzes testen.<br />
Auch schon vor 200/300 Jahren hielt jedes Dorf einen Zuchtbullen (Fassel). 1907<br />
hielt Jakob Korn den Zuchtstier 404 . Den anderen männlichen Nachwuchs<br />
„verschnitt“ = kastrierte man. Die Ochsen wuchsen bis zum 10. Lebensjahr und<br />
waren zwischen 12 und 14 Jahren die stärksten, geschicktesten, brauchbarsten<br />
Zugtiere. Das Anlernen sollte erst mit 3 Jahren mit leichten Lasten beginnen, um<br />
die körperliche Entwicklung nicht zu hemmen. Johann Burger singt ein hohes<br />
Lied auf die Ochsen, ohne die damals die Landwirtschaft und das<br />
Transportgewerbe nicht ausgekommen wären. „Der Ochs nützt uns während<br />
seines Lebens durch die Arbeit, welche er uns leistet, und nach seinem Tode durch<br />
sein Fleisch, Fett, seine Haut usw. (Burger S. 244)“. Auch damals waren<br />
Viehzucht und Mast schon experimentell und man erkannte schnell den<br />
Zusammenhang zwischen guter Fütterung und Zugleistung und<br />
Gewichtszunahme. „Über den Fortgang jeder Mästung überzeugte man sich durch<br />
Wiegen, Messen und Befühlen der Thiere“.<br />
Der Viehhandel 405 dürfte wohl von den Juden betrieben worden sein. Der<br />
Viehhändler Jacob Israel aus Rathskirchen lässt 1805 die Geburt seines Sohnes<br />
Abraham Israel im Bürgermeisteramt Hefersweiler 406 registrieren. Pate ist der<br />
38jährige Viehhändler Jacob Herz aus Rathskirchen. In Hefersweiler lebte die<br />
jüdische Familie Moses David, verheiratet mit Malken, geborene Anschel Ihre<br />
Tochter Rosel kam am 18. Februar 1782 in Hefersweiler auf die Welt. Sie<br />
heiratete am 8. Vendemiaire XII den Schulmeister Marx Hirsch, Schulmeister in<br />
Kirchheim. Zur gleichen Zeit lebte in Hefersweiler der jüdische<br />
Landwarenhändler Jakup Rosenzweig 407 , der auch 1782 in Hefersweiler geboren<br />
wurde. Seine Eltern waren die aus Winnweiler stammenden Eheleute David<br />
Rosenzweig und Magdalena Anschel 408 .<br />
Im Oberamt Lautern, das das alte Reichs- und Königsland umfasste, herrschte<br />
im 18. Jahrhundert ein besonderes Elend („Aus der Geschichte der pfälzischen<br />
Landwirtschaft, von Theodor Zink, Hz 21, 1 –5, S. 3 ff. im Institut für Pfälzische<br />
Geschichte). Die Zeitgenossen beschrieben die Ackerer nur noch als Bettler. Von<br />
den klein- und Kleinstflächen, lagen ⅓ brach, ⅓ ergaben wegen des<br />
Fruchtwechsels nur halben Ertrag und der Rest war ein Kapital, das zur Hälfte<br />
einen schlechten Zins ertrug“. Um dem offenbaren Elend in der heimischen<br />
Landwirtschaft abzuhelfen, gründeten Volksfreunde in Kaiserslautern in der Nähe<br />
des Ritterberg-Gymnasiums eine fortschrittliche Institution zur Förderung der<br />
Landwirtschaft. 1769 gelang die Gründung der Bienengesellschaft. Sehr schnell<br />
versuchte man folgende Ziele zu erreichen:<br />
404 ) Laut Visitationsprotokoll des Bezirksamtes Kaiserslautern am 16. August 1907 in Erlenbach<br />
405 ) Den Juden war jede landwirtschaftlich und handwerkliche Tätigkeit bis 1798 verboten, so<br />
blieb nur der Handel übrig, wenn sie nicht verhungern wollten!<br />
406 ) Acte de naissance, mairie de Kaiserslautern, du vingt deux jour du mois de Vendemiaire lán<br />
treize, (Archiv der Verbandsgemeinde Rockenhausen), Adjunkt war damals Johannes (Jean)<br />
Bacher<br />
407 ) er war mit Katharina Strauß verheiratet, die vor ihm gestorben waren!<br />
408 ) Malken und Magdalena Anschel waren offensichtlich Geschwister, somit waren David<br />
Rosenzweig und Moses David Schwäger!
293<br />
1. Aufgabe der Dreifelderwirtschaft,<br />
2. Förderung des Kleeanbaues,<br />
3. Die Durchsetzung der ganzjährigen Stallfütterung!<br />
Die Bauern wollten jedoch nicht von der Weidewirtschaft lassen und zur<br />
Grünfütterung im Stall übergehen. Wegen der mangelnden Schulbildung fehlte<br />
den Bauern jegliche Einsicht in die Zusammenhänge. Zum anderen war der<br />
Viehbestand im Verhältnis zu den verfügbaren Grünflächen viel zu hoch. Schon<br />
deshalb waren unsere Erlenbacher Kleinbauern auf das Futtergras- und den Streu<br />
aus dem Gemeinde- (Buchwald) und Reichswald angewiesen. Gab es aber durch<br />
zu viel oder zu wenig Regen Missernten, „dann pochte auch der Großbauern laut<br />
an die Pforte des Waldes – und das nicht vergebens. So geschehen unter anderem<br />
auch in den Notstandsjahren, wie z. B. 1893. In Erlenbach, ja in der ganzen Pfalz<br />
war die Forstwirtschaft die edle Schwester der bedrängten Landwirtschaft 409<br />
Deshalb ließen sie von kurpfälzischen Beamten Mustergüter einrichten und<br />
veranlassten die Geistlichkeit das Gleiche zu tun! Ergebnis waren riesige Erfolge.<br />
Und täglich überzeugte der Erfolg den Übergang zu den neuen Betriebsformen.<br />
Im Oberamt Alzey gab es 1771 dann doch schon 28 Dörfer, die die Stallfütterung<br />
eingeführt hatten (u. a. Stetten, Einselthum und Standenbühl)<br />
Theodor Zink schreibt: „unter die Rüben säet man Erbsen, Heidekorn,<br />
Daudenkropf, wenn es gewachsen, rauft man es und verfüttert solches“.<br />
Von Schafzucht und Wolle<br />
Auf 31 Buchseiten (255 – 286) beschreibt Johann Bürger Vorteile, Möglichkeiten<br />
der Schafzucht. „Das Schaf gewährt dem Menschen so viele Vorteile durch seine<br />
Wolle, sein Fleisch, Fett und seine Haut, dass es ihm nach dem Hornvieh das<br />
wichtigste Hausthier ist“. “Sie lieben den Aufenthalt auf Hügeln, auf<br />
kurzgrasigen, trockenen Weideplätzen, die mit Gebüsch und Bäumen hin und<br />
wieder besetzt sind, unter denen sie Schatten und Kühlung in den heißen Stunden<br />
des Tages und den Schutz gegen den Regen finden“.<br />
Johann Burger benennt 16 Schafrassen (S. 259), die entweder ein schlichte oder<br />
gekrauste Wolle tragen. „Die Wolle ist der wesentlichste Theil der Benützung der<br />
feinwolligen Schafe, denn ihr Werth kann alljährlich so viel und mehr betragen,<br />
als der Fleischwerth des ganzen Thieres“. (Auch das hat sich grundlegend<br />
geändert. Heute, in 2002, rentiert sich der Wollverkauf nicht mehr.) Die Wolle<br />
wurde früher direkt vor Ort von den Hausfrauen gesponnen und verarbeitet. Die<br />
Familie Steinhauer verdiente viel Geld mit dem Verkauf von Spinnrädern, die sie<br />
auch nach Erlenbach lieferten. Die Schafshaltung war für die Bauern, die Schäfer,<br />
ja für die ganze Bevölkerung von allgemeiner Bedeutung. Die Kurpfälzer hatten<br />
sich leider erst ab 1750 stark um die Landwirtschaft gekümmert. Sie waren aber<br />
nicht auf die Idee gekommen, franz. Schafsböcke zu kaufen, um die heimische<br />
Rasse aufzupeppen. Als Napoleon mit dem Forstmeister Franz Daniel Rettig<br />
auf den Morlauterer Höhen erschien, fielen ihm die kleinen, mickrigen Schafe<br />
auf. Napoleon ritt bis zu den heutigen Husarenäcker und dann hinüber nach<br />
409 ) Johann Keiper, Der Reichswald bei Kaiserslautern , KL 1895, S. 48<br />
293
294<br />
294<br />
Otterbach. Zwar grüßten ihn die Erlenbacher und Otterberger freundlich, sie<br />
schwenkten ihre Hüte, dies konnte aber nicht ihre offensichtlichen,<br />
wirtschaftlichen Probleme verbergen. Gleich in Lautern zurückgekommen,<br />
veranlasste Napoleon, dass 100 starke Schafböcke in die Kantone Lautern,<br />
Otterberg, Wolfstein geliefert wurden. 1818 war Franz Closett 410 Schäfer auf dem<br />
Gersweilerhof, verheiratet mit Catharina Mietreich<br />
Die Schafsmilch enthält wesentlich mehr Butter- und Käseanteile wie die<br />
Kuhmilch. Allerdings rentiert sich das Melken erst, wenn das Lamm entwöhnt ist.<br />
Ein guter Trick der Ackerdüngung war, wenn man die Schafe auf engem Raum<br />
auf einem Acker oder auch im Reichswald eingepfercht hielt.<br />
8.12. Wieder von Waldrechten & Streit darum<br />
Die heutige Erlenbacher Gemarkung besteht aus dem ehemaligen Dorf Erlenbach<br />
und des im Reichswald gelegenen Hofes Gersweiler Hof. Daraus resultieren<br />
unterschiedliche Rechte. Erlenbach hat seinen eigenen Wald, der allen Bürgern<br />
gehört. Die Bewohner des Gersweilerhofes dagegen genießen über ihren eigenen<br />
Wald hinaus alte, zugesicherte Rechte, die von allen deutschen Königen und<br />
Kaisern bestätigt wurde. Die Kurpfalz als Rechtsnachfolger trat in die rechtlichen<br />
Fußstapfen der Kaiser und musste deshalb auch deren Rechte und<br />
Beschränkungen akzeptieren. Aber immer wieder gab es handfesten Streit, aber<br />
auch Vergleiche 411 , wie wir aus dem Schreiben des Präfekten Rudler aus dem Jahr<br />
1806 ablesen.<br />
1336, so steht es im Urteil des Präfekten Rudler, Johann Keiper hat das Jahr 1334<br />
ermittelt. Der Reichsschultheiß von Kaiserslautern Nicolaus von Kindenheim<br />
entschied vor dem Königsgericht vor sechs Burgmannen, vor dem Bürgermeister<br />
samt acht Ratsherren und vor den Königsförstern die Streitsache zwischen der<br />
Gräfin von Sponheim und den beiden Klöstern Otterberg zu dem zu Lautern<br />
wegen der Gerichte in den zwei Dörfern Erlenbach und Morlautern. Es wurde<br />
entschieden, dass die Gerichtsbarkeit in Erlenbach dem Zisterzienser Kloster<br />
Otterberg zugesprochen wurde. Morlautern aber dem vom Kaiser Friedrich I<br />
gegründeten Prämonstratenser Propstei Lautern gehört. Bereits 1391 folgte laut<br />
dem Urteil von 1806 der nächste Streit<br />
1417: Donnerstag nach Allerheiligen war Kurfürst Ludwig in Kaiserslautern. Er<br />
entschied bezüglich der Schweinemast: „gibt es Eicheln oder Buchenmastung im<br />
Reichswald, so mag ein jeder, sey er aus Lautern oder aus den drei Kirchspielen<br />
Ramstein, Weilerbach und Steinwenden und was dazu gehört, seine Schweine<br />
drei Tag vor und nach Michaelis (29. September) in den Wald treiben, jedoch<br />
ohne dass sie Schaden tun und müsse dann von einem selbst gezogenem oder<br />
gekauften Schwein, das im Haus geschlachtet werde, drei alte Heller, von einem<br />
anderen, das er verkauft 13 Währungs- oder gute Heller entrichten 412 :<br />
410 ) Geburtsakt N° 14 aus 1818 im Stadtarchiv KLUDWIG * 13.9.1818 Maria Angelica Closett.<br />
Anzeigende Personen waren Cherdron, Franz 68 Metzger & Karl Welker, 45, Schuhmacher,<br />
beide von Otterberg<br />
411 ) Akt des Stadtarchivs Kaiserslautern, a VII 174<br />
412 ) Johann Keiper, Der Reichswald bei Kaiserslautern, Kaiserslautern, 1895, S. 60
295<br />
1467 erfolgte die Vereinigung der drei Hubgerichte Erlenbach, Reichenbacher<br />
Hof und des Gersweilerhofes zu einem Schöffengericht. Den Vorsitz führte der<br />
Erlenbacher Schultheiß, ihm standen 7 Schöffen zur Seite, die laut Gerhard<br />
Kaller 413 der Otterberger Abt letztendlich ins Amt einsetzte.<br />
1560 erließ Kurfürst Friedrich III. eine Forstordnung, die sein Sohn Pfalzgraf<br />
Johann Casimir 1577 ergänzte. „Er entschied auf Beschwerden der Bürger<br />
wegen verbotenen Weidganges ihrer Geißen und Hämmel wiederholt und weise:<br />
Jedes für die jungen Schläge (Waldstücke) so schädliche und nachteilige Vieh<br />
(Geißen) müsse durchaus von dem Weidgange im Reichswalde ausgeschlossen<br />
bleiben, was den Bewohnern des Gersweilerhofes ja später, wegen ihrer<br />
Holzrechte darin, selbst wieder zu gute komme“ 414 Zwei Jahre später ergänzte<br />
Johann Casimir die Forstordnung. Er untersagte den Bürgern „das Anhauen<br />
gerader Kiefern zu Kiehnbäumen (zur Harzgewinnung). Dagegen überließ er<br />
ihnen die Stöcke, wofür sie aber bei einem Waldbrand löschen helfen mussten. In<br />
diesem Zusammenhang erkannte der spätere Forstdirektor Johann Keiper, dass die<br />
Kiefer als Baumart hier erstmals genannt wurde.<br />
413 ) Kaller, a.a.O. Seite 105<br />
414 ) Johann Keiper, a.a.O, Seite 61 ff.<br />
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Text:<br />
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8.13. Der Steinbruch in Erlenbach, 1862<br />
Der Steinbruchbesitzer Josef Winter starb am 1.2.1912 im Alter von 52 Jahren.<br />
Seine Eltern waren Friedrich Winter und Katharina Arnold. Seine Witwe Susanne<br />
Graff starb 57 Jährig 1917. Gehörte ihm der Steinbruch in der Steinbruchstraße?<br />
Im hinteren Bereich des Krehbach Tales waren zwei Steinbrüche. Der größere und<br />
westliche gelegene gehörte der Familie Barth. In ihm fanden drei bis 5 Steinbrecher<br />
Arbeit und Brot. Sie wurden nach erbrachter Leistung bezahlt. Dies war eine<br />
Knochenarbeit, zu der auch die Beseitigung, das Wegschaffen des Abraums gehörte.<br />
Dieser ehemalige Steinbruch ist eindrucksvoll. Man gewinnt schnell einen<br />
überzeugenden Eindruck von der schweren, Jahrhunderte langen Arbeit der<br />
Vorfahren, die sich mühsam in den Berg hinein fraßen. Und dann ein tragischer,<br />
seltsamer Todesfall. War es ein Unfall oder Selbstmord? Herr Pfaff fällt von der 20<br />
m hohen Steilwand runter und verletzt sich tödlich.<br />
Auf der linken, östlichen Seite, gerade gegenüber dem Steinbruch Barth war der<br />
Steinbruch Thines. Er liegt versteckt hinter dem Wiesengrundstück des Groß<br />
Robert. Der Weg dorthin ist zugewachsen und abenteuerlich. Man fühlt sich wie in<br />
einem Urwald. Dieser Steinbruch war kleiner und musste aufgegeben werden, als<br />
Thines die Grundstücksgrenze des Nachbarn erreichte.<br />
8.14. Friedhöfe, Todesursachen, Lebenserwartung<br />
Jetzt kommen wir zu einer anderen realen Seite unseres Lebens. Unser Leben<br />
beginnt mit Liebe & Leidenschaft, alles schön fein in Rituale & Zeremonien<br />
eingebettet. Das Leben heute ist abwechslungsreich, angenehm und kaum von<br />
Sorgen und Krankheiten belastet. Aber dann das Ende.<br />
Für unsere Vorfahren war der Tod näher, allgegenwärtig. Jedes Kinderleben war<br />
bedroht, die vielen Kinderkrankheiten und gelegentlichen Unfälle. Dazu die<br />
Seuchen, die alle 5 bis 6 Jahre durch unsere armseligen Hütten & Behausungen<br />
fegten. Die wenigsten hatten Geld für einen Arzt, höchsten für Medizin, die man<br />
beim Apotheker in Otterberg kaufte. Aber meistens waren die Krankheiten damals<br />
sowieso unheilbar. Von der zahlreichen Kinderschar erreichte nur die Hälfte das<br />
Erwachsenenalter. Und die Erwachsenen starben durchschnittlich mit 50.<br />
Die Toten wurden üblicherweise im Haus aufgebahrt. War da zu wenig Platz,<br />
stand der Sarg neben dem Haus, etwa 1,50 m über dem Boden. Die<br />
Hinterbliebenen schickten Boten zu der zahlreichen Verwandtschaft im Umkreis<br />
und luden zur Beerdigung und dem Leichenims (Leichenschmaus) ein. Die<br />
Trauerfeiern waren somit immer auch ein Familientreffen, so traurig das auch<br />
war. Die Frauen setzten Teig an und die Männer heizten den eigenen Backofen an.<br />
In der traditionellen Reihenfolge kamen zuerst die Flammkuchen, Streuselkuchen<br />
in den Ofen. Dann wurde die Glut ausgeräumt und die Bäcker schossen das Brot<br />
ein.<br />
Verwandte oder Freunde, später der Totengräber hoben die Grube aus, im<br />
Sommer war dies wohl keine allzu große Schwierigkeit. Jedes Dorf wie Erlenbach<br />
und Gerswilre hatten ihre eigenen Friedhöfe. Bis 1521 waren wir alle noch<br />
katholisch. Die Beerdigungen waren alle um 14 Uhr. Die Glocke der Kirche<br />
läutete dazu, während die Trauergemeinde den Verstorbenen am Trauerhaus
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abholte. Der Pfarrer schritt voran und segnete den Weg. Am Glockengeläut<br />
erkannten die Bürger, ob ein Mann oder eine Frau beerdigt wurde.<br />
Nach 1648 begann die rasche Wiederbesiedlung Erlenbachs und nun des<br />
Gersweilerhofes, vornehmlich mit reformierten Franzosen. Beide Siedlungen<br />
erhielten Schulgebäude 415 mit einer wohl 50 kg schweren Schulglocke, deren<br />
Klang den Trauerzug und die Beerdigung begleitete. Auf dem Weg hin und<br />
während der Trauerfeier erklang Trauergesang.<br />
Selbstmördern, Ehebrecher, Diebe brachte man sang- und klanglos unter die<br />
Erde. Dabei sang niemand und keine Glocke erklang. Sie wurden direkt hinter,<br />
also außerhalb der Friedhofsmauer in Richtung Krehbach verscharrt. Der uralte<br />
Friedhof war auf dem Gelände der heutigen Grundschule, wie sie oben an den<br />
eingezeichneten Kreuzen wohl unschwer erkennen. . Vermutlich stand auch dort<br />
die Kirche, die im 30jährigen Krieg zerstört wurde und verfiel.. Der Erlenbacher<br />
Friedhof stand nur den Reformierten Gläubigen zu. Katholiken hatten ihren<br />
eigenen Friedhof in Kaiserslautern, wo sie auch sonst zum Gottesdienst<br />
hingingen. Erst nach dem Toleranz-Erlass von 1684 des französischen<br />
415 ) Vielleicht waren es auch keine Neubauten, sondern die alten Ruinen wurden wieder renoviert.<br />
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Gouverneurs de Goupillière durften Katholiken auf dem Konfessions-<br />
Friedhof Erlenbach beerdigt werden<br />
1798: Eine weitere wichtige Erneuerung der Franzosen war die Einführung der<br />
Leichenbeschau, zuerst durch den Bürgermeister oder Adjunkten Hollstein,<br />
denn auch schon damals schien die häusliche, brutale Gewalt nicht unüblich<br />
gewesen zu sein. Keine Leiche durfte unter die Erde gebracht werden, wenn sie<br />
der Beauftragte nicht vorher gesehen hatte. In den franz. Akten steht: Ich begab<br />
mich in die Behausung des Joh. Heinrich Korn, um mich von dem Ableben der<br />
Anna Maria Korn zu überzeugen“ Nach 1817 übertrug das Königreich Bayern die<br />
Leichenbeschau an Fachleute, wie z.B. einem Bader, der sich jede Leiche<br />
intensiv zweimal im 24 Stunden Abstand anzusehen hatte, um eventuell auch die<br />
Begrabung Scheintoter unmöglich zu machen. Im Kaiserreich ab 1876 kostete die<br />
Leichenbeschau 2 Mark, viel Geld damals. Ein Tagelöhner erhielt 1,40 pro Tag.<br />
1830: die Gemeinde Erlenbach eröffnete den neuen Friedhof am früheren<br />
Otterberger 416 Weg, jetzt die K 10, nachdem es an der Hauptstraße zu eng<br />
geworden war. Der Gemeinderat beschloss 1886, den alten Friedhof bis 1888<br />
abzuräumen, denn dort sollte ja das neue Schulhaus entstehen. Bei der<br />
Fundamentierung des mächtigen Sandsteinkellers, schaufelten sich die Maurer<br />
durch Hunderte menschlicher Gebeine. Ergebnis der weit über 2.000 Toten, die<br />
dort seit Jahrhunderten ihre „ewige Ruhe“ gefunden hatten.<br />
Erlenbach ist ein lang gestrecktes Dorf. Das letzte Haus in 1830 ist heute das<br />
Haus der Familie Gabi & Hans Jürgen Korn, Erlenbacher Straße 88. Auf der<br />
anderen Seite war in der Höllenstraße die Ortsgrenze. . Den schweren Sarg mit<br />
dem Toten so weit zu tragen ist schon sehr anstrengend, selbst wenn sich die<br />
sechs Träger abwechselten und dabei einen Schnaps zu sich nahmen. Irgendwann<br />
hatte der Gemeinderat ein Einsehen und schaffte einen vom Pferd gezogenen,<br />
eleganten Leichenwagen an. Die Älteren rühmen noch heute seine schönen<br />
gedrechselten, filigranen Holzdekors Das Automobil verdrängte das Pferd und<br />
dann stand der alte Leichenwagen irgendwo rum. Er stand im Weg, keiner<br />
brauchte ihn mehr. Jetzt ist er zerhackt, verbrannt<br />
1904 – 1913: Die systematische Untersuchung der Sterbefälle in diesem Zeitraum<br />
brachte Erschreckendes zutage.<br />
1. In jedem Jahr (außer 1904) hatten wir 1 bis 2 Totgeburten, wobei das Jahr<br />
mit 4 Totgeburten extrem auffällt. In zwei Familien häuften sich die<br />
Totgeburten. Die Negativliste führte das Ehepaar Michael Herbach oo<br />
Elisabetha Becker mit vier Totgeburten zwischen 1908 und 1913 an.<br />
Die Familie Konrad Schottinger oo Katharina Knieriemen hatte 1906<br />
und 1909 zwei Totgeburten zu beklagen. Konrads Schwester Katharina,<br />
die mit Jacob Marky vom Gersweilerhof verheiratet war, hatte 1908 eine<br />
Totgeburt.<br />
2. Außerdem waren manche Babys so geschwächt bzw. geschädigt, dass sie<br />
bereits am Tag ihrer Geburt starben. Die zuständige Hebamme hieß<br />
Katharina Barth. Worauf nun letzten Endes diese hohe Sterblichkeit<br />
zurückzuführen ist, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Wahrscheinlich<br />
spielten mehrere Faktoren eine Rolle.<br />
416 ) In Otterberg hieß diese Straße Lautrer Straße oder Lautrer Weg