Köflacher Rathauskurier 01/2023
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KUNST & KULTUR<br />
<strong>Köflacher</strong> Museumsschätze<br />
FEURIO! VOM FEUERLÖSCHEN UND<br />
DER FREIWILLIGEN FEUERWEHR<br />
Feuer machen ist eine der grundlegenden<br />
Kulturtechniken der Menschheit. So sehr<br />
die schöpferische und kulturbringende<br />
Kraft verehrt wird, wird allerdings auch die<br />
zerstörerische Kraft des Feuers gefürchtet.<br />
Das Feuerlöschen ist daher wohl ebenso<br />
alt wie die Nutzung des Feuers selbst.<br />
Eine der ältesten Darstellungen des Feuerlöschens<br />
stammt aus der Zeit um 850 v.<br />
Chr. Auf dem Alabasterrelief aus Nimrud<br />
sieht man assyrische Krieger beim Löschen<br />
von gegnerischen Brandfackeln mit<br />
Wasser aus großen Löffeln. Im 3. Jahrhundert<br />
v. Chr. erfindet der Gelehrte Ktesibios<br />
von Alexandria die zweizylindrige Kolbenpumpe<br />
mit Saug- und Druckventilen,<br />
die mit angebrachtem Schlauch zum Feuerlöschen<br />
verwendet wurde. Solche Wasserpumpen<br />
kamen neben Eimern, Äxten,<br />
Einreißhaken, mit Essig getränkten Decken<br />
und chemischen Substanzen wie Asbest<br />
auch bei den Feuerwehren im Römischen<br />
Reich zum Einsatz. In größeren Städten<br />
waren die Wächter der cohortes vigilum<br />
gleichermaßen als Polizisten und Feuerwehrleute<br />
im Einsatz. In kleineren Städten<br />
gab es eine Freiwillige Feuerwehr, das collegium<br />
veteranorum centonariorum. Aus<br />
Flavia Solva ist sogar ein Mitgliederverzeichnis<br />
eines solchen collegiums auf<br />
einem Gedenkstein erhalten.<br />
Mit dem Anwachsen der Städte im 13.<br />
Jahrhundert, kam es vermehrt zu verheerenden<br />
Großbränden. Durch den Erlass<br />
von Feuerordnungen versuchte man dem<br />
Einhalt zu gebieten. Die meisten Verordnungen<br />
verlangten, dass im Brandfall jeder<br />
Bürger mit einem Eimer am Brandplatz zu<br />
erscheinen hatte. Lange waren auch nur<br />
einfache Handspritzen, sogenannte Stockspritzen<br />
im Einsatz. Erst um 1600 tauchten<br />
im deutschen Raum erste Feuerspritzen<br />
nach dem Prinzip der Kolbenpumpe auf.<br />
Ab 1700 kamen schrittweise der Windkessel<br />
(für das gleichmäßige Ausströmen des<br />
Wassers), Schläuche (1673 vom Niederländer<br />
Jan van der Heyen erfunden, zuerst<br />
aus Leder, dann aus nahtlos gewebtem<br />
Hanf) und das Saugwerk in Verwendung.<br />
Mit dem voranschreitenden Industriezeitalter<br />
stieg auch die Feuergefahr. Verordnungen<br />
reichten nicht mehr aus und die<br />
modernen Löschgeräte verlangten zunehmend<br />
nach einer geschulten Mannschaft.<br />
Der Begriff „Feuerwehr“ lässt sich erstmals<br />
im November 1847 in einer Ausgabe<br />
der Karlsruher Zeitung nachweisen. 1857<br />
gründete der Turnlehrer Franz Thurner in<br />
Innsbruck die erste Freiwillige<br />
Feuerwehr im heutigen<br />
Österreich. Die Februarverfassung<br />
von 1861<br />
erleichterte schließlich<br />
auch die Gründung von<br />
Vereinen. Als erste steirische Vereinsfeuerwehr<br />
wurde 1865 die Grazer Turnerfeuerwehr<br />
gegründet.<br />
Auf der Höhe der Zeit war daher auch der<br />
Bergverwalter und spätere Bürgermeister<br />
Franz Kautschitsch, als er sich 1873 mit<br />
der Aufforderung an die <strong>Köflacher</strong> wandte,<br />
eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen.<br />
1874 erfolgte schließlich die offizielle<br />
Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Köflach.<br />
In der konstituierenden Hauptversammlung<br />
wurden 20 Männer als Gründungsmitglieder<br />
in die Wehr<br />
aufgenommen, Franz Kautschitsch wurde<br />
zum Hauptmann bestimmt.<br />
Unser Objekt ist ein Zeitzeuge dieser Entwicklungen.<br />
Auf der kleinen Feuerspritze<br />
ist mit der Aufschrift „FF Köflach 1874“<br />
das Gründungsdatum vermerkt. Es handelt<br />
sich um eine einfache Kastenspritze<br />
aus Holz mit einem zweizylindrigen Druckwerk.<br />
Über die Druckstange wurden die<br />
Kolben in den Zylindern bewegt und so<br />
das Wasser rausgepumpt. Da keine Tragegriffe<br />
vorhanden sind, könnte die Feuerspritze<br />
auf einem Wagen oder Karren<br />
montiert gewesen sein. Vielleicht wurde<br />
die Feuerspritze von den Mitgliedern aber<br />
auch als Übungsgerät verwendet.<br />
Ihren ersten Einsatz meisterte die FF Köflach<br />
am 6. Juli 1874, als bei einem heftigen<br />
Gewitter mit mehreren Blitzeinschlägen<br />
das Haus des Sagmeisters Meier (die<br />
„Sagmeisterkeusche“) in Brand geriet. Im<br />
selben Jahr wurde auch um 900 Gulden<br />
eine große Abprotz-Saugspritze angekauft,<br />
die vom Voitsberger Mechaniker Stindl gebaut<br />
worden war. 1913 wurde die Freiwillige<br />
Rettungsabteilung als Zweig der FF<br />
Köflach ins Leben gerufen.<br />
Die FF Köflach sollte aber nicht die einzige<br />
Feuerwehr im Raum Köflach bleiben. Am<br />
16. November 1919 wurde die Freiwillige<br />
Feuerwehr Piber von Hauptmann Peter<br />
Hojas mit anfänglich 18 Mitgliedern gegründet.<br />
1927 kam es zur Umbildung in<br />
die freiwillige Ortsfeuerwehr und Rettungsabteilung<br />
Piber. In späterer Folge<br />
wurde der FF Piber vom Bundesministerium<br />
auch offiziell der Brandschutz für das<br />
Gestüt übertragen. Seit 1969 besaß Piber<br />
Kastenspritze aus Holz, 1874, Museum Köflach<br />
als erste Wehr in Österreich auch eine eigene<br />
Damenfeuerwehr. Die Freiwillige<br />
Feuerwehr Graden wurde am 12. Mai<br />
1923 als „Feuerhilfsstelle Graden-Piber“<br />
gegründet und begeht heuer ihr 100-jähriges<br />
Jubiläum. 1939 wurde sie behördlich<br />
aufgelöst, da nach dem „Anschluss“ an<br />
das Deutsche Reich alle Freiwilligen Feuerwehren<br />
als Verein aufgelöst wurden. Sie<br />
wurden stattdessen in die Feuerschutzpolizei<br />
eingegliedert und zur Hilfspolizeitruppe<br />
erklärt. Im Jahr 1940 waren in Graden<br />
42 Mitglieder unter Hauptmann Ernst Oswald<br />
verzeichnet. Schließlich gründete<br />
Karl Fechter 1950 im Auftrag von Direktor<br />
Alois Gratzl die Betriebsfeuerwehr Stölzle<br />
Oberglas, die ebenfalls bis heute ihren<br />
Dienst versieht. 18 Mann, ein Traktoranhänger<br />
und eine Tragkraftspritze der<br />
Marke Breuer bildeten damals die erste<br />
Löschgruppe.<br />
Sie wollen mehr über unsere Freiwilligen<br />
Feuerwehren erfahren? Besuchen Sie die<br />
neue Ausstellung an der Rathauswand im<br />
Foyer des <strong>Köflacher</strong> Rathauses!<br />
Information<br />
Museum Köflach, Studiendepot,<br />
Bibliothek & Archiv<br />
Schulstraße 7 / 2. Stock,<br />
8580 Köflach, M: 0664 25 28 587<br />
museum@koeflach.at<br />
Büro- und Öffnungszeiten<br />
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Mi, Fr: 8-11 Uhr<br />
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KÖFLACHER RATHAUSKURIER 33