72_Ausgabe Juni 2009
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Vorwort<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
Sommeranfang, Sommerferien, Sommerhitze.<br />
Und hoffentlich Sommerloch<br />
bei den Zeitungen, damit uns die täglichen<br />
Stänkereien in Richtung Rathaus<br />
wenigstens für eine Weile erspart bleiben.<br />
Der Auftakt zum Superwahljahr ist<br />
dann vorbei, diese widersinnigen Bündnisse,<br />
kindischen Grabenkämpfe und<br />
Ausgrenzungen. Die Wahlplakate mit oft<br />
nichtssagenden Losungen mag ein Gewitterguß<br />
wegspülen. Immer noch Verwahrlosung<br />
und fortschreitender Leerstand<br />
im Gründerzeitzentrum, aber ein<br />
Fest jagt das andere. Ein Filmschlager<br />
der Kriegsjahre fällt einem ein: ”Kauf dir<br />
eine bunten Luftballon, und mit etwas<br />
Phantasie fliegst du in das Land der Illusion<br />
und bist glücklich wie noch nie!”<br />
Für die neuen Leute im Stadtrat bleibt<br />
reichlich zu tun. Sie können auf die Unterstützung<br />
kritischer, tatbereiter Bürger<br />
bauen. Möge uns der Sommer also<br />
Kraft und Mut dafür geben! Dabei helfen<br />
das Schlesische Musikfest und der Tippelmarkt,<br />
das Sommertheater und Via<br />
Thea, eine Sommerreise an die Ostsee<br />
oder ein abendlicher Altstadtbummel.<br />
Wir wünschen uns trotz vielfältiger Belastung<br />
jene Zuversicht und Beschwingtheit,<br />
die wir kürzlich in der Peterskirche<br />
beim internationalen Chortreffen mit einem<br />
erhebenden Gemeinschaftsgefühl<br />
erleben durften.<br />
Vielen Lesern und Autoren von Stadt-<br />
BILD sind wir dankbar für zustimmende<br />
Anrufe und schriftliche Beiträge. Für<br />
die nächsten Hefte stapeln sich schon<br />
Texte und Bilder, ein Sommerloch ist<br />
bei uns nicht zu befürchten. So werden<br />
wir helfen, die offizielle Sicht auf unsere<br />
Lebensgeschichten zu ergänzen oder<br />
zurechtzurücken. Auch die Heranwachsenden<br />
sollen im Globalisierungschaos<br />
nicht den Kurs verlieren. Im Gespräch<br />
der Generationen können alle lernen.<br />
Auch bei StadtBILD sollten nicht nur die<br />
Älteren mit ihren Lebenserfahrungen,<br />
sondern auch die Jungen mit ihrem<br />
unbefangenen Blick auf das Morgen zu<br />
Worte kommen.<br />
Daß wir auch diesen Sommer gemeinsam<br />
gestalten, kritisch, konstruktiv,<br />
hilfsbereit und munter, wünscht sich<br />
und uns<br />
Ihr Ernst Kretzschmar.<br />
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Einleitung<br />
3
Friedrich<br />
Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV.<br />
IV.<br />
–<br />
So manche Landesherren aus<br />
ganz Europa waren über die<br />
Jahrhunderte hinweg Gäste<br />
der Stadt Görlitz. Da sah man<br />
Kaiser und Könige, Zaren und<br />
Kurfürsten, Präsidenten und<br />
Kanzler, manche bejubelt, andere<br />
unwillkommen. Ihre Namen<br />
tauchen in den Chroniken<br />
auf, Bildnisse hängen im<br />
Museum, Porträtfotos illustrieren<br />
Bücher. Wenige hinterließen<br />
bleibende und prägende<br />
Spuren im Stadtbild.<br />
Im Redeschwall der Stadtführer<br />
kommen sie selten vor. So<br />
geraten sie mehr und mehr in<br />
Vergessenheit. Ideologische<br />
Überspannheiten politischer<br />
Strömungen sorgen zusätzlich<br />
für den verbreiteten Gedächtnisschwund.<br />
Unter denen, die<br />
von selbstgerechten Historikern<br />
und Zeitungsschreibern<br />
schlechte Noten bekamen,<br />
war auch der preußische König Friedrich<br />
Wilhelm IV. (1795-1861). Der Monarch,<br />
Friedrich Wilhelm IV., 1844<br />
erst mit 41 Jahren in sein Amt gekommen,<br />
bestach durch hohe Bildung, ins-<br />
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4<br />
Titel |
Preußenkönig<br />
verkannter und vergessener Landesherr?<br />
besondere durch Sachkenntnis in Architektur<br />
und Denkmalpflege. Mit seiner<br />
Regierungszeit sind eine Vielzahl hervorragender<br />
Bauwerke verbunden. Die ihn<br />
darstellenden Denkmäler findet der Besucher<br />
noch heute vor der Berliner Nationalgalerie,<br />
vor der Orangerie im Park<br />
Sanssouci und in der Burg Hohenzollern.<br />
Das weitgehend negative spätere Urteil<br />
bezog sich einseitig auf die Revolutionsereignisse<br />
1848/1849, als der König aus<br />
Sicht der Opposition die in ihn gesetzten<br />
Hoffnungen nicht erfüllte. So blieb er<br />
im Schatten anderer Hohenzollern-Herscher,<br />
an deren Leistungen in Frieden<br />
und Krieg er nicht heranreichte.<br />
Görlitz jedenfalls verdankt diesem Herscher<br />
manches, und man hat den Eindruck,<br />
daß er eine stille Vorliebe für diese<br />
Stadt hegte, wo sich ehrwürdiges Altes,<br />
großzügiges Neues und eine liebliche<br />
Landschaft verbanden. An seine Regierungszeit<br />
erinnern hier das Stadttheater<br />
(1851), die Post (erste Form 1855), die<br />
katholische Kirche Heilig Kreuz an der<br />
Struvestraße (1853), das Ständehaus an<br />
der Promenade (1854), das Gymnasium<br />
Augustum am Klosterplatz (1856), der<br />
Neiße-Viadukt (1847) mit dem Blockhaus<br />
(1855) und die Jägerkaserne (1858).<br />
Mehrmals besuchte der König Görlitz,<br />
um sich ein Bild zu machen und das<br />
Stadtbild zu genießen. Das Besuchsprogramm<br />
vom 31.Mai bis 2.<strong>Juni</strong> 1844 war<br />
umfangreich. Der Monarch wohnte am<br />
Untermarkt im Gasthof zum Hirsch. Ausführlich<br />
berichtet die Chronik über das<br />
dicht gedrängte Besuchsprotokoll. Am<br />
Morgen des 1.<strong>Juni</strong> inspizierte der König<br />
die Garnison (Jäger-Bataillon Nr.5), fuhr<br />
dann zur Landeskrone (Aufstieg und Abstieg<br />
zu Fuß). Dort ließ er sich vor dem<br />
Stadtpanorama über Wirtschaft und<br />
Handel in Görlitz unterrichten. In seiner<br />
Begleitung waren Fürst Pückler-Muskau,<br />
Oberpräsident von Merckel und andere<br />
Persönlichkeiten. Unter ihnen war Bürgermeister<br />
Demiani, den er dort unter<br />
dem Eindruck der positiven Entwicklung<br />
und der gewachsenen Einwohnerzahl<br />
der Stadt zum Oberbürgermeister ernannte<br />
(bis heute Amtsbezeichnung in<br />
Görlitz). Danach besichtigte der König in<br />
Görlitz die Frauen-, Annen- und Dreifal-<br />
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Titel |<br />
5
Friedrich<br />
Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV.<br />
IV.<br />
–<br />
Einweihung Kirche Heilig Kreuz, 1853<br />
tigkeitskirche, die Stadtmauer, das Gymnasium<br />
im früheren Kloster und das Heilige<br />
Grab. Er fuhr dann nach<br />
Königshain, bestieg den Hochstein<br />
und erfreute sich am Anblick<br />
des Berglandes. Abends<br />
eröffnete er den Ball in der<br />
Ressource und sah nachts in<br />
der festlich illuminierten Stadt<br />
vom Obermühlenberg hinab<br />
ins Neißetal. Am Sonntagmorgen<br />
folgte der Gottesdienst in<br />
der Peterskirche. 1847 besichtigte<br />
der Monarch mit Königin<br />
Elisabeth auf der Durchreise<br />
den neuen Neiße-Viadukt. Am<br />
6.September 1851 kam er mit<br />
dem Zug aus Dresden, begleitet<br />
vom nachmaligen König<br />
Johann von Sachsen. Er besichtigte<br />
den Kaisertrutz. Der<br />
letzte kurze Aufenthalt ergab<br />
sich bei der Durchreise nach<br />
Muskau 1852. Oberbürgermeister<br />
Hugo Sattig berichtet<br />
in seinen Lebenserinnerungen<br />
über mehrere Begegnungen<br />
mit dem König in Berlin, als es um die<br />
Beurteilung der politischen Lage ging.<br />
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6<br />
Titel |
Preußenkönig<br />
verkannter und vergessener Landesherr?<br />
Kaisertrutz um 1865<br />
Obwohl die preußische Städteordnung<br />
den Stadtverordneten und dem Magistrat<br />
weitgehende Entscheidungsfreiheit<br />
in kommunalpolitischen Fragen eröff-<br />
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Titel |<br />
7
Friedrich<br />
Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV.<br />
IV.<br />
–<br />
nete, verfolgte und beeinflußte der König<br />
namentlich das Baugeschehen in der<br />
Stadt. Mit einiger Sorge sah er den Abrißeifer<br />
unter Demiani und Jochmann.<br />
Innerhalb weniger Jahre verschwanden<br />
Neißeturm, Stadtmauern (bis auf Nikolaizwinger<br />
und Ochsenzwinger), das<br />
Salzhaus, das Kloster (bis auf die Kirche),<br />
Hauptwache und Fleischbänke. 1844<br />
hatte sich der König vom baulichen Zustand<br />
der Reste des alten Klosters selbst<br />
ein Bild gemacht und wollte bei einem<br />
Neubau des Gymnasiums wenigstens<br />
wertvolle Teile der Substanz einbeziehen,<br />
schickte auch Schinkel und andere<br />
führende Fachleute zu Inspektionen. Allerdings<br />
wurde er durch die Verwaltung<br />
unter dem Vorwand der Einsturzgefahr<br />
vor vollendete Tatsachen gestellt. Dennoch<br />
dürfte die Gestaltung des neuen<br />
Schulgebäudes den hintergangenen königlichen<br />
Denkmalschützer versöhnt haben.<br />
Nachdem ruchbar geworden war,<br />
welchen Schaden der Granitabbau in Königshain<br />
bei einem unbegrenzten Fortgang<br />
der Landschaft zufügen würde,<br />
stellte der König den Totenstein durch<br />
Kauf unter seinen Schutz und übergab<br />
ihn in die Obhut der Landstände der<br />
preußischen Oberlausitz. So blieb das<br />
unersetzliche Landschaftsdenkmal bis<br />
heute erhalten. Auch der Kaisertrutz<br />
verdankt sein Überleben diesem König.<br />
Er bestimmte das zum Abbruch vorgesehene<br />
Baudenkmal zur Hauptwache der<br />
Garnison und entwarf selbst die Neugestaltung<br />
(Säulenvorbau mit Ecktürmen,<br />
hochgezogene Außenwände mit Zinnenkranz,<br />
Turmbekrönung). So gewann er<br />
nach dem Zuschütten des Grabens die<br />
dadurch verlorene Ausgewogenheit des<br />
Baukörpers zurück. Leider wurde bei der<br />
Sanierung 1939 aus Mangel an Einfühlungsvermögen<br />
der Zinnenkranz entfernt<br />
und durch eine plumpe Auflage von<br />
Dachziegeln ersetzt, um dem Gebäude<br />
eine deutlichere Wehrhaftigkeit zu verpassen.<br />
Die Römisch-Katholische Kirche erreichte<br />
nach mehreren Versuchen den Kirchen-<br />
Neubau an der Struvestraße, trotz einer<br />
damals weitgehend feindseligen Haltung<br />
zahlreicher evangelischer Mitbürger.<br />
Nun mußten die Katholiken nicht mehr<br />
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8<br />
Titel |
Preußenkönig<br />
verkannter und vergessener Landesherr?<br />
Der Retter des Kaisertrutzgebäudes auf einem Bildnis in der Vorhalle um 1935<br />
bis nach Jauernick in die Kirche laufen.<br />
Die zahlreichen (oft polnischen) katholischen<br />
Soldaten der Garnison, die katholischen<br />
Häftlinge der Strafanstalt und vor<br />
allem die allmählich zunehmende Anzahl<br />
von Katholiken in der Bürgerschaft bekamen<br />
nun eine eigene Stadtgemeinde.<br />
Später folgten weitere Kirchen, eine katholische<br />
Gemeindeschule mit Jungenund<br />
Mädchenabteilung am Fischmarkt<br />
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Titel |<br />
9
Friedrich<br />
Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV.<br />
IV.<br />
–<br />
Besichtigung durch den König 1851 (Zeichnung von Günter Hain 1991)<br />
sowie das Vereinshaus an der<br />
Emmerichstraße.<br />
Als nach dem überstürzten<br />
Abriß der Stadtverteidigungsanlagen<br />
wegen der fehlenden<br />
Genehmigung ein kräftiger<br />
Rüffel aus dem Berliner<br />
Kriegsministerium kam, gelang<br />
schließlich eine einvernehmliche<br />
Lösung. Die Stadt<br />
erbaute auf eigene Kosten die<br />
Jägerkaserne, mit Fassaden<br />
aus einheimischem Bruchstein<br />
und Backstein sowie Zinnen<br />
ein zeittypisches Bauwerk, das<br />
heute einen Teil der Stadverwaltung<br />
beherbergt und nach<br />
1990 durch einen unsinnigen<br />
Aufbau aus Leichtmetall verschandelt<br />
wurde. Verschwunden<br />
ist das erste Bahnhofsgebäude<br />
von 1847. Noch heute<br />
aber bewundern die Gäste das<br />
kühnste Monument aus der<br />
Zeit Friedrich Wilhelms IV.. Es<br />
ist der Eisenbahnviadukt über die Neiße,<br />
dem eine völkerverbindende Aufgabe<br />
zugedacht ist. Eine Eisenbahnstrecke<br />
durch ganz Europa führt hier hinüber,<br />
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10<br />
Titel |
Preußenkönig<br />
verkannter und vergessener Landesherr?<br />
ein Erbe der preußischen und sächsischen<br />
Staatsbahn aus der Mitte des 19.<br />
Jahrhunderts.<br />
Damals gaben die dankbaren Görlitzer<br />
zwei neuen Straßen die Namen des Königspaares:<br />
Elisabethstraße (ohne Unterbrechung<br />
bis heute so genannt) und<br />
Friedrich-Wilhelm-Straße (zwischen Weberstraße<br />
und Schützenweg, ab 1945<br />
Ferdinand-Lassalle-Straße, ab 1959 Joliot-Curie-Straße).<br />
Bei der Sicht auf unsere<br />
Geschichte liegen Ehrfurcht<br />
und Kleingeist dicht beieinander.<br />
Bei der Rück- oder Umbenennung<br />
von Straßennamen bewiesen die<br />
Stadtverordneten 1991 Mut und<br />
Verständnis. Nur in zwei Fällen<br />
stellte man sich ein Armutszeugnis<br />
aus. Auf Anraten der Fraktion<br />
der Regierungspartei, die „keinen<br />
Handlungsbedarf“ sah, stimmten<br />
Mehrheiten gegen die Rückbenennung<br />
in „Hagsphilstraße“<br />
(Hefefabrikant, Stadtältester,<br />
großzügiger Sponsor) und „Friedrich-Wilhelm-Straße“<br />
(Welcher<br />
preußische Monarch hat mehr für<br />
Görlitz bewegt?). Breiten wir nachsichtig<br />
den Mantel des Schweigens über diese<br />
Episode. Die Kette weiterer Schildbürgerstreiche<br />
reicht ja bis heute. Aber was<br />
Recht ist, muß Recht bleiben. Erinnern<br />
tut gut.<br />
Neisse-Viadukt, eingeweiht 1847<br />
Dr. Ernst Kretzschmar<br />
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Titel |<br />
11
Rückblick<br />
Vom Bäcker zum Lehrer –<br />
Kein Sonnenstrahl erreichte mein Geburtshaus,<br />
als ich am 17. April 1929 geboren<br />
wurde. An der Ostseite der Landeskrone<br />
gelegen, wurde es um 16 Uhr,<br />
meiner Geburtsstunde, vom Berg vollkommen<br />
beschattet. Kleinbiesnitz, Pfaffendorfer<br />
Weg 1 – hier von einem Haus<br />
zu sprechen, ist etwas hoch gegriffen.<br />
Häuschen müsste es richtig heißen, denn<br />
es hat gerade einmal zwei Zimmer und<br />
eine kleine Küche und war wahrscheinlich<br />
um 1900 das Kutscherhaus auf dem<br />
Villengrundstück. Trotzdem waren meine<br />
Eltern, als sie 1926 heirateten, aufgrund<br />
der Wohnungsknappheit froh, es mieten<br />
zu können.<br />
Bald nach meiner Geburt zogen wir weg.<br />
Bedingt durch den Beamtenstatus meines<br />
Vaters, wechselten wir in meiner<br />
Kindheit einige Male den Wohnort. Meine<br />
ersten Erinnerungen an Biesnitz stammen<br />
daher von gelegentlichen Besuchen<br />
bei unseren Verwandten in Pfaffendorf,<br />
denn der Weg von der Endstation<br />
der Straßenbahn durch die Landeskrone<br />
führte ja direkt an meinem Geburtshaus<br />
vorbei.<br />
Geburtshaus Kleinbiesnitz, 1929<br />
Die Kriegsjahre überstanden wir unbeschadet<br />
in einem Dorf bei Reichenberg<br />
(heute Liberec). Wir gehörten zu den<br />
Ersten, die Anfang <strong>Juni</strong> 1945 den Ausweisungsbefehl<br />
erhielten und binnen<br />
weniger Tage das Sudetenland verlassen<br />
mussten. Zu Fuß und bepackt mit dem,<br />
was wir tragen konnten und auf dem<br />
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12<br />
Geschichte |
Rückblick eines Biesnitzers<br />
Geburtshaus (Ostseite), Aufnahme 2005<br />
Leib hatten, setzten wir uns in Richtung<br />
Görlitz in Bewegung. An der Grenze wurde<br />
uns manches abgenommen, was wir<br />
gern behalten hätten.<br />
Was lag für uns näher, als nach Pfaffendorf<br />
zu gehen, woher meine Mutter<br />
stammte und wo ihre Schwester mit ihrer<br />
Familie eine kleine Landwirtschaft am<br />
Fuße des Geudeberges<br />
betrieb?<br />
Nun saßen bei<br />
meiner Tante von<br />
einem Tag auf den<br />
anderen zehn statt<br />
bis dahin fünf Leute<br />
um den Tisch.<br />
Natürlich arbeiteten<br />
wir auf dem<br />
Feld und im Stall,<br />
zumal der Onkel,<br />
der noch nicht aus<br />
dem Krieg zurückgekehrt<br />
war, ersetzt<br />
werden musste.<br />
Dass ich später<br />
als junger Lehrer<br />
auf dem Lande<br />
in Nordwestdeutschland die Beachtung<br />
meiner bäuerlichen Nachbarn erregte,<br />
weil ich mit der Sense sachgemäß umzugehen<br />
verstand, verdanke ich dem<br />
aufgezwungenen landwirtschaftlichen<br />
Praktikum im Sommer 1945. Obwohl wir<br />
sicherlich besser lebten als manche andere<br />
Flüchtlinge, war auch bei meiner Tan-<br />
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Geschichte |<br />
13
Rückblick<br />
Vom Bäcker zum Lehrer –<br />
te Schmalhans Küchenmeister.<br />
Mein<br />
gleichaltriger Cousin<br />
und ich – wir<br />
wurden bei Tische<br />
nie satt – stillten<br />
unseren Hunger<br />
zwischendurch mit<br />
Unmengen von unreifen<br />
Äpfeln, was<br />
uns nicht immer<br />
gut bekam. Einige<br />
Male stiebitzten wir<br />
auch vom Dachboden<br />
Getreidekörner<br />
und tauschten<br />
sie beim Bäcker in<br />
Brot um. In einer<br />
Ecke der Scheune<br />
wurde dann heimlich geschmaust, und<br />
zum trockenen Brot gab es Eier, roh aus<br />
der Schale gezutscht.<br />
Ein Zufall befreite uns dann aus der Enge,<br />
in der wir bei meiner Tante wohnten, und<br />
gab auch ihrer Familie wieder mehr Luft<br />
zum Atmen. Bei einem Gang nach Biesnitz<br />
sah mein Vater, dass das Häuschen<br />
Pfaffendorfer Weg 1 leer stand. Er mietete<br />
es auf der Stelle, obwohl die Räu-<br />
Landwirtschaft Paul und Frieda Krause in Pfaffendorf, Geburtshaus<br />
meiner Mutter, erste Bleibe nach der Flucht 1945<br />
me sehr verschmutzt und die Wände teilweise<br />
blutbespritzt waren. Russen hatten<br />
hier geschlachtet, erfuhren wir. Am 13.<br />
August ging mein Vater mit meinem siebenjährigen<br />
Bruder hin, um Ordnung zu<br />
machen und Wände zu streichen. Mein<br />
Bruder kam am Abend allein nach Pfaffendorf<br />
zurück und berichtete, zwei Männer<br />
hätten meinen Vater abgeholt. Neun<br />
Jahre später erhielten wir von ihm das<br />
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14<br />
Geschichte |
Rückblick eines Biesnitzers<br />
ferner ein paar von<br />
der Tante ausrangierte<br />
Zudecken<br />
mit klumpenden<br />
Federn, verbeulten<br />
und ramponierten,<br />
aber doch<br />
funktionsfähigen<br />
Haushaltskrempel<br />
und einen Schatz,<br />
nämlich einen Sack<br />
Kartoffeln. Manches,<br />
was wir sonst<br />
noch brauchten,<br />
fanden wir auf der<br />
Landeskrone. Dort<br />
lagen Stühle herum,<br />
die aus einem<br />
Geburtshaus meiner Mutter in Pfaffendorf, Aufnahme 2005 der Ausflugslokale<br />
erste Lebenszeichen, eine Karte aus Sibirien.<br />
1955 kam er wieder nach Hause.<br />
Wir, meine Mutter, meine 17-jährige<br />
Schwester, mein Bruder und ich, zogen<br />
in Biesnitz ein. Unser Umzugswagen<br />
war ein Ackerwagen, der normalerweise<br />
zum Einfahren von Rüben und Kartoffeln<br />
diente, gezogen wurde er von einem<br />
Ochsen und einer Kuh. Stroh hatten wir<br />
geladen, Stroh, um darauf zu schlafen,<br />
stammen mussten, und anderes, was<br />
von Plünderungen herrühren mochte. Wir<br />
nahmen, was wir brauchen konnten, und<br />
meine Mutter, die ihre Fühler nach allen<br />
Seiten ausstreckte, hatte schnell einen<br />
zweiflammigen Gaskocher besorgt. Wir<br />
konnten schlafen und kochen, aber wir<br />
hatten kein Einkommen, und unser Geld<br />
ging zur Neige. Meine Mutter, die vor ihrer<br />
Heirat nähen gelernt und als Haus-<br />
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Geschichte |<br />
15
Rückblick<br />
Vom Bäcker zum Lehrer –<br />
In der Bäckerei Karl Dorn, 1946 (v.l. Lehrlinge<br />
Siegfried Engmann, Günter W. Müller, Meister Kaiser Aushilfe)<br />
schneiderin gearbeitet hatte, hätte gern<br />
wieder daran angeschlossen und für die<br />
Leute aus Decken notwendig gebrauchte<br />
Winterjacken und- mäntel genäht. Aber<br />
woher eine Nähmaschine nehmen?<br />
Meine Schwester fand vorübergehend<br />
eine Arbeit bei einer Schneiderin in Görlitz,<br />
setzte aber ab 1946 ihre im Krieg<br />
begonnene Ausbildung zur Lehrerin fort.<br />
Ich hätte gern das Gymnasium weiter<br />
besucht, aber das kam unter den gegebenen<br />
Umständen nicht in Frage. Handwerk<br />
hat goldenen Boden, hieß es, aber<br />
auch das schien nicht mehr zu stimmen,<br />
denn einige meiner Anläufe in dieser<br />
Richtung schlugen fehl. Bäcker ist ein<br />
krisenbeständiger Beruf, sagte meine<br />
Mutter. Das leuchtete mir ein, ich machte<br />
mich auf den Weg und schmeckte schon<br />
das frische Brot auf meiner Zunge. Von<br />
Rauschwalde angefangen, arbeitete ich<br />
mich zur Stadtmitte vor, bei jedem Bäcker<br />
fragte ich, ob man einen Lehrling<br />
brauchen könnte, aber überall bekam ich<br />
denselben Bescheid. Bäcker hätte man<br />
genug, nur zu wenig Mehl zum Backen.<br />
Ich war drauf und dran aufzugeben, nur<br />
bei Bäckermeister Karl Dorn an der Salomonstraße<br />
wollte ich mein Sprüchlein<br />
noch aufsagen.<br />
Auch er brauchte keinen Lehrling, da er<br />
schon einen hatte, aber als er hörte, dass<br />
ich aus Reichenberg kam, horchte er auf<br />
und rief seine Tochter Inge. Sie erzählte,<br />
sie sei ein Jahr in Reichenberg bei einem<br />
Bankier als Haustochter in Stellung<br />
gewesen. Einen Bankierssohn hatten wir<br />
auch in meiner Klasse, sagte ich, der war<br />
allerdings stark gehbehindert, trug eine<br />
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16<br />
Geschichte |
Rückblick eines Biesnitzers<br />
Bandage aus Leder und Metall, da er Kinderlähmung<br />
gehabt hatte. Und nun stellte<br />
sich zu aller Verwunderung heraus,<br />
dass Inge Dorn dort Haustochter gewesen<br />
war. Das mag den Ausschlag gegeben<br />
haben, dass mich der Bäckermeister<br />
Dorn schließlich doch als Lehrling einstellte.<br />
Zunächst war ich glücklich, und<br />
zu Hause war die Freude groß, und von<br />
da an kam ich jeden Sonnabend mit einem<br />
Extra-Vierpfund-Brot nach Hause.<br />
Das half ein bisschen über den großen<br />
Hunger.<br />
Günter W. Müller, Bad Zwischenahn<br />
Anmerkung der Redaktion: Unser Autor,<br />
Günter W. Müller, absolvierte nach seiner<br />
Bäckerlehre in den Jahren 1947 bis 1949<br />
eine Lehre bei der Versicherungsanstalt<br />
Sachsen. Ab 1951 ließ er sich zum Lehrer<br />
ausbilden und war anschließend in<br />
Görlitz als Lehrer tätig. 1958 dann Flucht<br />
in die BRD, Nachstudium an der Päd.<br />
Hochschule in Oldenburg, 1989 bis 1994<br />
Lehrer im Fürstentum Liechtenstein. Seit<br />
G.W. Müller, 2007<br />
2001 ansässig in Bad Zwischenahn.<br />
Seitdem Veröffentlichung einiger Bücher<br />
(Romane und Erzählungen). Besonders<br />
hingewiesen sei auf den 2007 veröffentlichten<br />
Roman „Im Schatten der Landeskrone“,<br />
der autobiografische Züge aufweist.<br />
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Geschichte |<br />
17
Marschall Duroc –<br />
Duroc<br />
In der Stadtbild-<strong>Ausgabe</strong><br />
41 erschien über den Franzosenkaiser<br />
Napoleon I. ein<br />
Beitrag „In Görlitz bejubelt<br />
und verflucht“ von Dr. Ernst<br />
Kretzschmar. In dem Artikel<br />
wurde darauf hingewiesen,<br />
dass Wahres und Legenden<br />
aus damaliger Zeit schwer<br />
zu trennen sind.<br />
Ein besonderes Ereignis in<br />
diesem Zusammenhang ist<br />
der Tod von Marschall Duroc,<br />
des besten Freundes<br />
von Napoleon I., 1813 während<br />
der Kämpfe in Markersdorf.<br />
Auch in Markersdorf, gelegen<br />
an der alten Handelsstraße<br />
„Via Regia“, hatte der Krieg<br />
beim Durchzug der Militärtruppen<br />
vor allem im Jahr<br />
1813, als Napoleon mit seinen Verbündeten<br />
in Richtung Russland zog, große<br />
Not und Elend unter den Einwohnern<br />
hinterlassen. Es war an einem schönen<br />
Frühlingstag, dem 22. Mai 1813,<br />
Marschall Duroc<br />
abends, die Russen hatten Markersdorf<br />
geräumt und sich bis zu einer Anhöhe<br />
bei Rauschwalde zurückgezogen. Napoleon<br />
Bonaparte wollte die teuer erkauften<br />
Kriegserfolge des Tages ausklingen<br />
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18<br />
Geschichte |
Marschall<br />
Denkstein in Markersdorf<br />
Duroc<br />
Ideenskizze zu einem Monument<br />
lassen, als er mit seinem Gefolge gerade<br />
durch die Schlucht am Anfang<br />
des Dorfes ritt. Da plötzlich sauste<br />
die erste Kugel der Russen von dem<br />
höchstgelegenen Punkt vor Görlitz<br />
(da, wo sich heute das Hotel „Duroc“<br />
befindet) zirka 50 Meter an Napoleon<br />
vorbei und traf den in seiner<br />
Nähe stehenden Großmarschall<br />
Duroc und den Kommandanten des<br />
Geniecorps, General Kirchner. Letzterer<br />
war auf der Stelle tot. Duroc<br />
aber, am Unterleib verwundet, wurde<br />
in das nächstgelegene Bauernhaus<br />
gebracht. Napoleon besuchte<br />
noch am Abend seinen unter starken<br />
Schmerzen leidenden Freund,<br />
der nur noch 14 Stunden lebte.<br />
In einem Buch über den Völkerkrieg<br />
ist dazu weiter zu lesen: „ Auf dem<br />
Marsche von Reichenbach nach<br />
Görlitz hielt Napoleon in Markersdorf<br />
an und zeigte dem König von<br />
Neapel den Punkt, wo Duroc fiel. Er<br />
ließ den Besitzer des zunächst gelegenen<br />
Bauerngutes, in welchem der<br />
Großmarschall gestorben war, zu<br />
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Geschichte |<br />
19
Marschall Duroc –<br />
Duroc<br />
sich rufen und setzte<br />
eine Summe von<br />
20.000 Livres aus,<br />
von denen 4.000 zu<br />
einem Monumente<br />
für den Toten<br />
und 16.000 für das<br />
Ehepaar, welchem<br />
das Gut gehörte,<br />
bestimmt wurde.<br />
Die Schenkung ist<br />
noch an demselben<br />
Abend, in Gegenwart<br />
des Predigers<br />
und des Richters<br />
von Markersdorf vollzogen, in ihrem<br />
Beisein das Geld ausbezahlt, und ihnen<br />
übertragen worden, für die zweckmäßigste<br />
Errichtung des Gedenksteines zu<br />
sorgen.“<br />
*Der Papeur hat von den 4.000 Livres<br />
zur Errichtung des Monumentes, in Gegenwart<br />
der Übernehmer des Geldes,<br />
1.000 Livres in seine Tasche gesteckt,<br />
mit der Bemerkung, das sei so gebräuchlich.<br />
Bei diesem Besuche hatte der Kaiser<br />
Napoleon am Bett von Duroc<br />
erfahren, dass des Bauern Hansbach<br />
Grundstück, wo Duroc untergebracht<br />
war, mit Schulden belastet sei.<br />
Das Geld, was für das Monument bestimmt<br />
war, verwendete man aber, um<br />
die größte Not zu lindern, die der Krieg<br />
angerichtet hatte. Das Vieh war geschlachtet<br />
worden, die Pferde mitgenommen<br />
sowie das Getreide und sämtlicher<br />
Vorrat der Bewohner.<br />
Erst beim Bau der neuen Straße (Hohe<br />
Straße) gedachte man des Ereignisses<br />
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20<br />
Geschichte |
Marschall<br />
Denkstein in Markersdorf<br />
Duroc<br />
von 1813, Tod der beiden Kriegsherren<br />
Duroc und Kirchner, und errichtete den<br />
schlichten Granitstein unmittelbar an der<br />
Gartenmauer des Gehöftes. Die Vorderseite<br />
mit der Inschrift: Duroc, Zeichen<br />
für Verstorben, 1813, die Rückseite mit<br />
dem Namen Kirchner.<br />
Es war vorgesehen<br />
(siehe Zeichnung), ein<br />
Denkmal mit Figuren<br />
aus italienischem Marmor<br />
an dem Ort des Ereignisses aufzustellen.<br />
Der schlichte Granitquader<br />
als Gedenken an das Ereignis von 1813<br />
reicht doch aber aus.<br />
Hubert Kreisch<br />
Entwürfe für ein großes<br />
Monument befinden<br />
sich im Städtischen<br />
Museum in Görlitz.<br />
Dass sich welche Geld<br />
in die eigene Tasche<br />
stecken, hat sich bis<br />
heute erhalten. Geld<br />
für Bedürftige aufzuteilen,<br />
wäre anerkennenswert<br />
und würde<br />
auch heute noch guttun.<br />
Duroc – Kirchner – Gedenkstein<br />
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Geschichte |<br />
21
Tierpark<br />
Naturschutz- Tierpark Görlitz <strong>2009</strong> –<br />
In Deutschland leben 82,06 Millionen<br />
Menschen und etwa 60 Wölfe sowie<br />
1.200 Fischotter. Allein diese verschwindend<br />
geringe Anzahl der beiden Arten<br />
sollte uns Toleranz und Respekt ihnen<br />
gegenüber ermöglichen. In dieser geringen<br />
Zahl können sie unmöglich<br />
unsere Feinde sein. Der Schriftsteller<br />
und Sozialkritiker Aldous<br />
Huxley ist sogar den Meinung:<br />
„Es ist leicht, einen schwachen<br />
und bereits besiegten Feind zu<br />
verehren.“<br />
Dazu kommt, dass ein ausreichender<br />
und gesunder Bestand<br />
an Raubsäugern, der bei Wolf<br />
und Fischotter längst nicht erreicht<br />
ist, ein gutes Zeichen für<br />
den Gesamtzustand unserer Natur<br />
ist. Es ist also positiv zu werten,<br />
dass sich der Wolf in seiner<br />
ehemaligen Heimat, der Lausitz,<br />
wieder wohlfühlt!<br />
Die sächsische Oberlausitz weist<br />
eine der dichtesten Besiedlungen<br />
an Fischottern in Mitteleuropa<br />
auf. Das liegt an den vielen bewirtschafteten<br />
Teichen, die immer für einen<br />
gedeckten Tisch sorgen. Die kleineren<br />
10 – 20 cm großen und für den Otter<br />
leichter jagdbaren Karpfen werden dabei<br />
bevorzugt. Fischotter jagen nach<br />
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22<br />
Geschichte |
Tierpark<br />
Naturschutz- Tierpark Görlitz <strong>2009</strong><br />
Angebot. Das heißt, sind<br />
viele Fische im Angebot,<br />
werden sie bevorzugt gejagt.<br />
Findet er viele Amphibien,<br />
dann wird er die<br />
ebenso jagen. Sie gehören<br />
zu seinem Nahrungsspektrum.<br />
Jeder Fischer<br />
der Region sollte demzufolge<br />
an der Erhaltung<br />
der Amphibien interessiert<br />
sein. Alle einheimischen<br />
Amphibien-Arten<br />
stehen auf der Roten Liste<br />
der gefährdeten Tiere,<br />
und nicht nur die. 32 %<br />
der Amphibienarten, das<br />
heißt 1856 von 5800 bekannten Arten,<br />
sind weltweit bedroht.<br />
Die Zahlen verdeutlichen leider nicht,<br />
welche Auswirkungen ein derartiger<br />
„Ausfall“ bedeuten kann. Wenn man<br />
bedenkt, welche riesige Anzahl an Insekten<br />
von Amphibien vertilgt wird, die<br />
auch Krankheiten wie zum Beispiel die<br />
Malaria auf den Menschen übertragen,<br />
wird einem vielleicht klar: Wir schützen<br />
auch unsere Haut, wenn wir Tiere schützen.<br />
„Das Gedeihen der Welt hängt davon ab,<br />
dass man mehr Tiere am Leben erhält.<br />
Aber die, die man nicht zu praktischen<br />
Zwecken braucht, sind die wichtigsten.<br />
Jede Tierart, die stirbt, macht es weniger<br />
wahrscheinlich, dass wir leben. Nur<br />
angesichts ihrer Gestalten und Stimmen<br />
können wir Menschen bleiben. Unsere<br />
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Geschichte |<br />
23
Tierpark<br />
Naturschutz- Tierpark Görlitz <strong>2009</strong> –<br />
Verwandlungen nützen sich ab, wenn<br />
ihr Ursprung erlischt.“ Elias Canetti, Die<br />
Fliegenpein<br />
Wir bestimmen mit unserem Verhalten<br />
über das Leben anderer Wesen. Deshalb<br />
führt der Naturschutz-Tierpark Görlitz<br />
auch die Amphibienkampagne von 2008<br />
neben der Rautierkampagne für europäische<br />
bedrohte Raubtiere<br />
weiter.<br />
Pflegerin Manuela Kleemann<br />
kann „Flöha“ wirklich<br />
nicht zu irgendwelchen<br />
praktischen Zwecken verwenden.<br />
Im Gegenteil,<br />
sie hat viel Aufwand und<br />
manchmal auch Sorgen<br />
mit ihr, denn der kleine<br />
Fischotter will Tag und<br />
Nacht versorgt sein. Dennoch,<br />
oder gerade deshalb,<br />
liebt sie den quirligen<br />
Balg. Und der steht<br />
stellvertretend für all<br />
die Geschöpfe, die ohne<br />
ein verantwortliches Handeln der Menschen<br />
irgendwann von diesem Erdball<br />
verschwinden. Vielleicht sollten wir zunehmend<br />
die Bereitschaft zeigen, unser<br />
Verhalten im Sinne der für uns alle existenziell<br />
wichtigen Natur zu korrigieren.<br />
redaktioneller Text: Katrin Matthieu<br />
Fotos: Dr. Axel Gebauer, Jan Noack<br />
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24<br />
Geschichte |
Via Sacra<br />
Sacra<br />
- Begegnungen, die berühren<br />
Sie lieben Florenz und die Toskana? Reisen<br />
gern in historische Städte wie Prag<br />
und Wien? Interessieren sich für Kirchengeschichte<br />
und besuchen sakrale Bauten?<br />
Dann haben wir genau das richtige Angebot<br />
für Sie: Wir laden Sie ein, einen<br />
außergewöhnlichen europäischen Kulturraum<br />
zu entdecken. Die Via Sacra vernetzt<br />
seit 2005 als neue touristische Route<br />
herausragende sakrale Bauwerke und<br />
Kunstschätze in der trinationalen Euroregion<br />
Neisse-Nisa-Nysa und ist inzwischen<br />
zu einem „Muss“ für Kulturtouristen aus<br />
Europa und der ganzen Welt geworden.<br />
Kloster St. Marienthal (D) Foto: Tourismus GmbH Land und Leute<br />
Reisen auch Sie ohne Grenzen - durch<br />
Jahrhunderte - zur Besinnung.<br />
Lebendig wird auf der Via Sacra ein Jahrtausend<br />
mitteleuropäischer Kultur. Sie<br />
verläuft entlang der Via Regia und wei-<br />
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Ausblick |<br />
25
Via Sacra<br />
Sacra<br />
- Begegnungen, die berühren –<br />
terer Handels- und Pilgerwege<br />
durch die Oberlausitz, Niederschlesien<br />
und Nordböhmen. Die<br />
16 Stationen verdeutlichen beispielhaft<br />
die wechselvolle Geschichte<br />
der Region mit ihren<br />
sächsischen, böhmischen, schlesischen<br />
und sorbischen Wurzeln.<br />
Acht Stationen befinden sich auf<br />
deutscher, je vier auf polnischer<br />
und tschechischer Seite. Kriterien<br />
für die Auswahl, die mit Touristikern<br />
und Historikern aller<br />
drei Länder vorgenommen wurde,<br />
waren der kulturhistorische<br />
Rang und Schauwert, aber auch<br />
touristisch wirkungsvolle Superlative.<br />
Neben den in Deutschland<br />
einzigartigen und für Europa<br />
bedeutenden beiden Zittauer<br />
Fastentüchern gehören zur Route<br />
das Freilichtmuseum Burg und<br />
Kloster Oybin, die Evangelische<br />
Brüderunität Herrnhut, Deutschlands<br />
größte barocke Dorfkirche in Cunewalde,<br />
Dom St. Petri Bautzen mit Domschatzkammer<br />
als älteste und größte<br />
Kirche Hl. Laurentius Jablonne v. Podjestedi (CZ) Foto: Pech<br />
Simultankirche Deutschlands, das Heilige<br />
Grab mit Kreuzweg und Evangelischer<br />
Kirche St. Peter und Paul Görlitz, das<br />
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26<br />
Ausblick |
Via<br />
ein Jahrtausend<br />
Sacramitteleuropäischer Kultur<br />
Kirche Wang (PL) Foto: Pech<br />
gemeinsam mit dem Zisterzienserinnenkloster<br />
St. Marienstern.<br />
Von allen Stationen der „Via Sacra“<br />
aus können in deren Umfeld<br />
auch weitere kulturhistorische<br />
Kostbarkeiten besichtigt werden,<br />
darunter sakrale Bauten und<br />
Kunstschätze, die den Stationen<br />
in Bedeutung und Attraktivität<br />
nicht nachstehen.<br />
Erstmals erschien im April <strong>2009</strong><br />
auf DVD ein Film zu VIA SAC-<br />
RA, welcher im Auftrag der MGO<br />
durch die Firma Sachsenhits<br />
Niesky produziert wurde. Weitere<br />
wichtige Marketinginstrumente<br />
sind die <strong>2009</strong> aktualisierte<br />
Imagebroschüre und das Faltblatt<br />
in deutscher, englischer, polnischer<br />
und tschechischer Sprache.<br />
Dr. Holm Große<br />
Zisterzienserinnerkloster St. Marienthal<br />
Ostritz und ganz neu in einer Doppelstation<br />
vereint: die Kamenzer Schnitzaltäre<br />
Alle Infos zur einzigartigen sakralen Kulturroute im Dreiländereck<br />
Deutschland – Polen – Tschechien erhalten Sie bei der Marketing-<br />
Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien mbH (Tzschirnerstraße<br />
14a, 02625 Bautzen, info@oberlausitz.com, www.oberlausitz.com)<br />
und finden Sie auf der Internetseite www.via-sacra.info.<br />
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Ausblick |<br />
27
Oybiner Ritterspiele<br />
Ritterspiele<br />
–<br />
Die Oybiner Ritterspiele, die bereits seit<br />
17 Jahren alljährlich auf der Naturbühne<br />
Oybin stattfinden, wurden 1992 von<br />
den Brüdern Mario und Holger Kahl gegründet.<br />
Sagen der Oberlausitz, hunderte von<br />
Jahren überliefert und bewahrt, werden<br />
von dem Stuntteam-AWEGO und einem<br />
ca. 40-köpfigen Ensemble von Schauspielern,<br />
Komparsen und vierbeinigen<br />
Akteuren in spannenden Inszenierungen<br />
dem Publikum dargeboten. Auf einer<br />
Reise in das tiefe Mittelalter erleben<br />
die Zuschauer in einer Mischung aus<br />
Action und Humor eine Geschichte um<br />
Macht, Liebe und Intrigen.<br />
Im vergangenen Jahr legten die Ritter<br />
erstmals ihre Schwerter nieder, um notwendig<br />
gewordene Um- und Ausbauarbeiten<br />
auf der Bühne vorzunehmen.<br />
Die einjährige Pause wurde auch dazu<br />
genutzt, neue Ideen zu entwickeln und<br />
umzusetzen. Hauptziel dabei war es,<br />
die Naturbühne Oybin für die Besucher<br />
noch attraktiver zu gestalten. Um den<br />
Zuschauern künftig noch mehr Action<br />
bieten zu können, wurde beispielsweise<br />
die Spielfläche vergrößert. Zudem ist<br />
das neue Stück der Oybiner Ritterspiele<br />
„Das Erste Turnier“ erstmals in drei<br />
Spielblöcken zu sehen. Zu den Vorstel-<br />
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28<br />
Ausblick |
Oybiner<br />
auf der Naturbühne<br />
Ritterspiele<br />
Oybin<br />
lungen im Frühjahr und Herbst kommen<br />
der Juli und August als neue Spielzeiten<br />
hinzu. Bereits zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn<br />
erwartet die Besucher ein<br />
attraktives Vorprogramm. Überdies laden<br />
verschiedene mittelalterliche Marktstände,<br />
Kinderbelustigungen sowie ein<br />
erneuerter Cateringbereich zum Verweilen<br />
ein.<br />
Neben den Oybiner Ritterspielen wird in<br />
den warmen Sommermonaten erstmals<br />
ein zweites Stück, die „Oberlausitzer<br />
Erotika - Episode I“, auf der Naturbühne<br />
aufgeführt. Die Zuschauer erwartet ein<br />
kurzweiliger und amüsanter Abend am<br />
Fuße der wundervoll erleuchteten Burgruine<br />
Oybin.<br />
Insgesamt bieten 46 Vorstellungen die<br />
Gelegenheit, die Naturbühne zu besuchen.<br />
Für die Umsetzung ihrer gesteckten<br />
Ziele erhielten die Oybiner Ritterspiele<br />
tatkräftige Unterstützung von ihren<br />
Partnern. Neben regionalen Baufirmen<br />
sind die Sächsische Zeitung, welche in<br />
der kommenden Saison wieder als Präsentator<br />
fungiert, die Nissan BÜCHNER<br />
AUTOMOBILE GmbH, die MÜNCH-BRÄU<br />
Eibau GmbH und die Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien<br />
die Hauptsponsoren.<br />
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Ausblick |<br />
29
Oybiner Ritterspiele<br />
Ritterspiele<br />
–<br />
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30<br />
Ausblick |
Oybiner<br />
auf der Naturbühne<br />
Ritterspiele<br />
Oybin<br />
Gehen Sie mit uns auf eine Reise in das<br />
tiefe Mittelalter und erleben Sie in einer<br />
Mischung aus Action und Humor eine<br />
Geschichte um Macht, Liebe, Intrigen<br />
und Kampf! Die Besucher der Naturbühne<br />
Oybin dürfen auf viele Neuerungen<br />
gespannt sein.<br />
Vorverkaufsstellen.<br />
Das Team der Oybiner Ritterspiele freut<br />
sich auf Ihren Besuch!<br />
Termine - „Das Erste Turnier“:<br />
Frühjahr: 01.05.-01.06.<strong>2009</strong><br />
Sommer: 18.07.-23.08.<strong>2009</strong><br />
Herbst: 26.09.-18.10.<strong>2009</strong><br />
jeweils samstags, sonntags und feiertags<br />
um 15:00 Uhr<br />
Kassenöffnung: 13:00 Uhr<br />
Eintrittspreise: von 6€ - 12€<br />
Termine - „Oberlausitzer Erotika - Episode<br />
I“:<br />
öffentl. Generalprobe: 30.05. 20:30 Uhr<br />
Premiere: 31.05. 20:30 Uhr<br />
Sommer: 18.07.-22.08. jeweils freitags,<br />
samstags 20:30 Uhr<br />
Kassenöffnung: 19:30 Uhr<br />
Eintrittspreise: 12€/13€<br />
Karten erhalten Sie unter www.oybinerritterspiele.de<br />
und an allen bekannten<br />
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Ausblick |<br />
31
Parkeisenbahn<br />
Die Geschichte der Görlitzer Parkeisenbahn –<br />
Wer kennt sie<br />
nicht, die Görlitzer<br />
Parkeisenbahn?<br />
Am 1.<br />
<strong>Juni</strong> 1976 nahm<br />
sie ihren Betrieb<br />
auf, und seitdem<br />
sorgt sie Jahr für<br />
Jahr für Abenteuer<br />
und Entspannung<br />
gleichermaßen<br />
bei Jung und<br />
Alt.<br />
Die Entstehungsgeschichte<br />
des<br />
„Görlitzer Adlers“<br />
oder auch unter dem Namen „Görlitzer<br />
Oldy“ bekannt, will ich heute den Lesern<br />
von StadtBild erzählen. Mein Name ist<br />
Hans-Rüdiger Eulitz, ich bin gebürtiger<br />
Görlitzer und von Beruf Maschinenbauer.<br />
Schon in früher Jugend interessierte ich<br />
mich hauptsächlich für technische Dinge.<br />
So war die Bibliothek in der Jochmannstraße<br />
eine wahre Fundgrube für mein<br />
Hobby .Unter den vielen lehrreichen Büchern<br />
gab es aber eins, was mich besonders<br />
beeindruckte, es hieß „Die Eisenbahn<br />
erobert die Welt“ Darin wurde der<br />
Werdegang der stählernen Schienenrösser<br />
in aller Welt beschrieben. Heute<br />
glaube ich, dieses Buch hat in mir den<br />
Wunsch, selbst etwas in der Richtung zu<br />
bauen, geweckt. Später hatte ich öfters<br />
die Möglichkeit, verschiedene Parkeisenbahnen<br />
in der Republik zu besuchen. Ob<br />
Cottbus oder Dresden, Gera oder Plauen,<br />
jede Bahn war technisch anders aus-<br />
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32<br />
Geschichte |
Parkeisenbahn<br />
ihre Mütter und Väter<br />
10 PS Babelsberger Diesellok das “Herz vom Adler”<br />
gelegt. So konnte ich das Für und Wider<br />
der einzelnen Anlagen genau analysieren.<br />
Nach langen Recherchen ergab sich<br />
für das Vorhaben „Parkeisenbahnbau“<br />
in Görlitz folgende Situation: Die<br />
Bahn muss mit handelsüblichen,<br />
standardisierten Teilen ausgestattet<br />
und äußerst wirtschaftlich betrieben<br />
werden können. Wegen<br />
der zu erwartenden starken Beanspruchung<br />
durch die Kinder sollte<br />
sie darüber hinaus wenig störanfällig<br />
und möglichst wartungsfrei<br />
sein. Diese Erkenntnis umzusetzen,<br />
machte meine Aufgabe nicht<br />
gerade leichter. Ich musste mir<br />
Verbündete suchen, die mir dabei<br />
halfen, auch um die vielen Forderungen<br />
der DR zu erfüllen (Statik,<br />
Windlastberechnung, Materialfestigkeit<br />
u.v.m.). All das erfüllte<br />
das Betriebsteil 10 PS Babelsberger<br />
Diesellok. Die gründlichen Recherchen<br />
vor mehr als 30 Jahren<br />
sollten sich als positiv erweisen,<br />
denn auch jetzt laufen die Wälzlager<br />
noch ohne Beanstandungen,<br />
sowohl bei der Lok als auch bei<br />
den Wagen. Experten rieten mir damals<br />
zu Gleitlagern, doch praktisch gesehen<br />
wären diese für unseren Fall falsch ge-<br />
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Geschichte |<br />
33
Parkeisenbahn<br />
Die Geschichte der Görlitzer Parkeisenbahn –<br />
wesen. Auch sicherheitstechnisch ist ein<br />
geschlossenes Wälzlager ideal, zudem<br />
sind die Lager bei Lok und Wagen gleichermaßen<br />
standardisiert. Das half uns<br />
in den zurückliegenden Jahren, viel Zeit<br />
und Geld zu sparen. Ähnlich verhält es<br />
sich auch mit der Spurweite 600 mm. Die<br />
in Dresden, Leipzig, Gera und anderenorts<br />
verwendeten Spurweiten von beispielsweise<br />
381 und 500 mm sind Einzelanfertigungen<br />
und verursachen hohe<br />
Kosten. Es gab bei diesen Bahnen noch<br />
eine Reihe weiterer beachtlicher Kostenfaktoren,<br />
auf die ich an dieser Stelle im<br />
Einzelnen nicht eingehen kann.<br />
Ergebnis dieser umfassenden Analysen<br />
und Recherchen war eine wirtschaftliche<br />
und elegante und außerdem historisch<br />
belegte Variante für uns Görlitzer. Eine<br />
alte schöne Dampfmaschine mit sichtbaren<br />
Kurbelstangen, einem kleinen Dieselmotor.<br />
Die Abgase gingen durch den<br />
Schornstein wie bei einer echten Dampflok.<br />
Und der historische Vorläufer war<br />
der „Adler“, die erste deutsche Eisenbahn,<br />
die von Nürnberg nach Fürth führte.<br />
Doch bis es soweit war, musste noch<br />
ein ganz schön langer Weg gegangen<br />
werden. Aber er war richtig!<br />
Alle technischen Voraussetzungen lagen<br />
nun vor. Die nächste Frage war, wer<br />
konnte und wollte mir dabei helfen? Die<br />
ersten Zusagen kamen aus dem Freundes-<br />
und Bekanntenkreis. Der wichtigste<br />
Kollege war Dieter Baer aus dem damaligen<br />
Waggonbau und seine Brigade.<br />
Diese wiederum fanden viele Freunde,<br />
die ebenfalls bei dem Projekt mitmachen<br />
wollten. Schließlich gewannen wir Herrn<br />
Menzel, dem dafür wichtigsten Mann<br />
aus dem Waggonbau. Er fertigte alle<br />
Konstruktionszeichnungen an, und das<br />
in einer hervorragenden Qualität. Mit<br />
seiner Hilfe wurden alle Probleme konstruktiv<br />
und zeichnerisch gelöst, was später<br />
auch die sog. Eisenbahnexperten zugeben<br />
mussten.<br />
Die Weichen waren nun für den „Adler“<br />
gestellt. Nun mussten wir nur noch die<br />
Stadtväter von dem Gedanken überzeugen,<br />
wie gut und auch attraktiv eine Oldtimer-Parkeisenbahn<br />
für Görlitz wäre.<br />
Bei vier Stadträten sprach ich aus diesem<br />
Grund vor. Es dauerte nun reichlich<br />
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34<br />
Geschichte |
Parkeisenbahn<br />
ihre Mütter und Väter<br />
Herr Menzel und seine Kollegen mit den Tender<br />
zwei Jahre, zunächst bei Herrn Tralls,<br />
später bei Herrn Kogel und dann Herrn<br />
Stiller. Leider ohne Erfolg. Die Meinung<br />
zum Projekt war nicht negativ – aber finanziell<br />
nicht machbar – war die<br />
allgemeine Antwort. Erst beim<br />
Stadtrat Klaus Hoffmann fand ich<br />
offene Ohren, aber das Geld war<br />
auch hier knapp. Das Angebot von<br />
mir, einen Teil des benötigten Geldes<br />
durch Spenden von Betrieben<br />
selbst zu beschaffen, fand er in<br />
Ordnung. Wenn das klappt, sprechen<br />
wir weiter, kommentierte er<br />
diesen Gedanken.<br />
Und so kam es dann auch. Über<br />
Görlitzer Betriebe, die etwas<br />
Schönes für die Kinder ihrer Stadt<br />
schaffen wollten, lief die Beschaffung<br />
der nötigen Finanzen. Es begann<br />
die Bauphase für die Oldtimerbahn.<br />
Zurückblickend auf<br />
diese Zeit waren die Väter und<br />
Mütter, also die Ersten, die ihre<br />
Hilfe zusagten, die PGH Figaro<br />
(damals vertreten durch Herrn<br />
Heinze) und die Volltuchwerke<br />
(vertreten durch Frau Matthieu). Ihnen<br />
ist es zu verdanken, dass ich den Mut<br />
nicht verlor an allen Fronten weiterzusammeln.<br />
Es gab dabei viele große und<br />
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Geschichte |<br />
35
Parkeisenbahn<br />
Die Geschichte der Görlitzer Parkeisenbahn –<br />
Filmcrew bei der Arbeit im Park zum Film “Fahrt frei”<br />
kleine Spenden.<br />
Als Resümee dieser Sammelaktion konnte<br />
ich ziehen:<br />
Volkseigene Betriebe - 66.350 Mark,<br />
PGH/ELG/KAP - 64.637 Mark,<br />
Schulen - 7.555 Mark,<br />
S o n s t . E i n r i c h t u n g e n - 1 1 . 6 3 4 M a r k .<br />
Insgesamt kam die stattliche Summe<br />
von 147.176,17 Mark zusammen. Mit<br />
diesem Geld, welches auf ein Sonderkonto<br />
eingezahlt wurde, konnte der Bau<br />
losgehen!<br />
Ein entsprechender Vertrag wurde durch<br />
Stadtrat Hoffmann erarbeitet. Die Abrechnung<br />
übernahm Frau Gruhner, mich<br />
setzte man als Bauleiter ein, und gemeinsam<br />
mit Günter Mischkowski (Luftund<br />
Wärmetechnik) ging es in eine neue<br />
Bauphase. Nun wurde es ernst. Alle<br />
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36<br />
Geschichte |
Parkeisenbahn<br />
ihre Mütter und Väter<br />
vormals erteilten Zusagen wurden aktiviert.<br />
Herr Menzel (Waggonbau) erstellte<br />
die Konstruktionszeichnungen. Die<br />
ersten Filmaufnahmen begannen nun<br />
auch. Herr Lehmann mit seinen Kollegen<br />
nahm die Vermessung auf dem<br />
Weinberggelände vor. Kollegen aus dem<br />
Braunkohlenkraftwerk (BKW) begannen<br />
die Gleistrasse vorzubereiten. Dabei war<br />
eine gewaltige Arbeit zu leisten, wenn<br />
es darum ging, Kiesaufschüttungen in<br />
gewaltigen Ausmaßen im Parkgelände<br />
vorzunehmen. Dabei gelangen Peter<br />
Jeppel mit seinem „Fadroma“ artistische<br />
Leistungen. Überhaupt war die gesamte<br />
Mannschaft um Heinz Krause von der<br />
Werkbahn des BKW eine äußerst stabile<br />
Säule beim Bau der Bahn. Auch die bei-<br />
Dank allen Kameraden der Feuerwehr!<br />
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Geschichte |<br />
37
Parkeisenbahn<br />
Die Geschichte der Görlitzer Parkeisenbahn<br />
den Flügelsignale bauten die Lehrlinge<br />
vom BKW, diese waren angelehnt an die<br />
ersten bayrischen Signale von 1835. Die<br />
Kameraden der Feuerwehr sicherten den<br />
Baumbestand.<br />
Um all diese Arbeiten auch parallel ausführen<br />
zu können, hatte ich einen Netzplan<br />
erstellt. Bei Beginn der Arbeiten<br />
im Jahr 1974 gestaltete uns Herr Schubert<br />
ein Schild, auf dem der vorgesehene<br />
Termin der Fertigstellung zum 1. <strong>Juni</strong><br />
1976 uns und alle Besucher ständig an<br />
die Zielstellung erinnerte. Und wir wollten<br />
nicht wortbrüchig werden. Alle Kindergärten,<br />
Schulen und Familien spendeten,<br />
hofften und setzten auf unser<br />
Wort.<br />
(Fortsetzung folgt)<br />
Hans-Rüdiger Eulitz<br />
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38<br />
Geschichte |
Seit 1864 Feuerlöschgeräte aus Görlitz<br />
Als Resümee der<br />
Darstellung lässt<br />
sich sagen:<br />
Mit Beginn der Industrialisierung<br />
in<br />
der Mitte des 19.<br />
Jahrhunderts und<br />
den größer werdenden<br />
Städten bedurfte<br />
auch das Feuerlöschwesen<br />
um<br />
1860 einer Veränderung<br />
auf organisatorischem<br />
und technischem<br />
Gebiet.<br />
Kleinlöschfahrzeug TSF 4.600 Kg, Baujahr 2008<br />
Auch in Görlitz gab<br />
es nach 1870 eine wirtschaftliche Entwicklung,<br />
wodurch sich die ökonomi-<br />
Obwohl 1870 die Dampffeuerspritze und<br />
fektive Standorte zu konzentrieren.<br />
schen und sozialen Bedingungen wesentlich<br />
veränderten.<br />
Feuerwehren eingesetzt wurden, blieb<br />
gegen 1890 die Motorspritze bei den<br />
Die Standorte der Werke verlagerten sich bis 1930 die Handdruckspritze dominierend.<br />
aus der Altstadt weiter in die Stadtrandgebiete,<br />
um in größeren Räumen mit Für den Mannschaftszug und zum Anhängen<br />
an das Fahrzeug war eine Lafet-<br />
moderneren, flächenzehrenden Technologien<br />
arbeiten zu können. Die erforderliche<br />
rationelle Fertigung führte dazu, die die vollgummibereifte Räder hatte.<br />
Motorspritze im Fertigungsprogramm,<br />
bisherige Zersplitterung auf wenige ef-<br />
Wissen und Können der Firmenangehö-<br />
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Geschichte |<br />
39
Seit 1864 Feuerlöschgeräte aus Görlitz –<br />
Löschfahrzeug MLF 7.490 Kg, Baujahr 2008<br />
rigen und die Umsetzung ihrer Fähigkeiten<br />
und handwerklicher Fertigkeiten zur<br />
Schaffung moderner Technik im Feuerlöschwesen<br />
waren und sind persönlicher<br />
und kollektiver Beitrag zur Sicherung geschaffener<br />
Werte zukünftiger Generationen.<br />
Eine komplexe gezielte Werbung von<br />
einst und heute haben dazu beigetragen,<br />
dass die Firma der Feuerlöschgeräteproduktion<br />
am Standort Görlitz keine<br />
Absatzschwierigkeiten<br />
hatte. Stets hat<br />
sie trotz stetiger Änderungen<br />
der Politik<br />
in den verschiedenen<br />
Zeitabschnitten<br />
die Pläne erfüllt und<br />
schwarze Zahlen<br />
geschrieben. Die<br />
Qualität der brandschutztechnischen<br />
Erzeugnisse für das<br />
Feuerlöschwesen<br />
war ein Inbegriff<br />
des Standortes Görlitz.<br />
Im Jahre 1984 wurde vom damaligen<br />
VEB Robur-Werke Zittau, Werk 7, Feuerlöschgerätewerke<br />
Görlitz, eine umfangreiche<br />
Festschrift unter dem Titel „Feuerlöschgeräte<br />
aus Görlitz im Wandel<br />
der Zeit 1864 – 1984; Eine Erzeugnisgeschichte<br />
in Wort und Bild“ herausgegeben.<br />
Sie lag in der Gesamtverantwortung<br />
des Autors dieser vierteiligen<br />
<strong>Ausgabe</strong> der Monate März-<strong>Juni</strong>, Hans-<br />
Dietrich Müller.<br />
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40<br />
Geschichte |
Feuerlöschgeräte<br />
eine Erfolgsgeschichte (Teil IV)<br />
Postkarte aus dem Jahre 1984 (VEB Robur-Werke Zittau) Foto: Rainer Kitte, Görlitz<br />
Das war die beste Firmenfestschrift der<br />
Feuerlöschgeräteindustrie, die je in der<br />
DDR veröffentlicht wurde. Sie stellte sehr<br />
ausführlich und reich bebildert die gesamte<br />
damals 120jährige Entwicklungs-<br />
geschichte der Feuerlöschgeräteindustrie<br />
am Standort Görlitz dar.<br />
Autor: Hans-Dietrich Müller, Görlitz<br />
Mitautor: Heinz Gläser, Berlin (gestorben<br />
15. November 2008)<br />
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Geschichte |<br />
41
Die Pfarrer<br />
Pfarrer<br />
von Deutsch-Ossig –<br />
Um 7 und um 8 Uhr wurde mit allen Glocken<br />
geläutet. In dieser Zeit versammelten<br />
sich die Herrschaften aus Deutsch-<br />
Ossig, Pfaffendorf und Neundorf und die<br />
geladenen Ehrengäste im Deutsch-Ossiger<br />
Schulhause. Nach 8 Uhr fanden sich<br />
alle in der Pfarrwohnung ein, wo ein kleines<br />
Frühstück eingenommen und die gedruckten<br />
Texte zu den Gesängen in der<br />
Kirche verteilt wurden. Von diesen hatte<br />
schon vorher jedes Haus in der Gemeinde<br />
ein Exemplar erhalten. Um 9 Uhr wurde<br />
mit allen Glocken zur Kirche geläutet.<br />
Der Zug formierte sich (…) in folgender<br />
Ordnung: Zuerst ging der Laufer Strauß<br />
aus Görlitz mit seinem Ehrenstabe, ihm<br />
folgte die Schule, Knaben und Mädchen<br />
jeweils paarweise in festlichen Kleidern,<br />
welche ihr Lehrer, Herr Flössel, führte.<br />
Danach kam der Jubelgreis, geführt von<br />
den beiden Herrschaften, Herrn Fickert<br />
aus Pfaffendorf, als Vormund und Stellvertreter<br />
der unmündigen Herrschaft auf<br />
Ober-Deutsch-Ossig und der Herr Lange<br />
auf Nieder-Deutsch-Ossig. Hinter diesen<br />
gingen zwei seiner Enkel, die Gymnasiasten<br />
Donat aus Wendisch-Deutsch-Ossig.<br />
Auf diese folgte der Herr Archidiakon<br />
Janke aus Görlitz, der besonders zu dieser<br />
Feierlichkeit eingeladen wurde. Ihm<br />
zur Seite gingen die beiden Herrschaften,<br />
Herr Semmer auf Mittel-Deutsch-<br />
Ossig und Herr Holler als Stellvertreter<br />
der Herrschaft auf Mittel-Deutsch-Ossig<br />
bei der Kirche. Vertreten waren die beiden<br />
ältesten Söhne des Jubelgreises,<br />
der Herr Pastor Dihm und der Archidiakon<br />
Dihm mit seinem Schwiegersohn,<br />
dem Pastor Donat. Es folgten noch eine<br />
Reihe honoriger Personen aus den umgebenden<br />
Gemeinden. Ihnen schlossen<br />
sich die Gattin des Jubelgreises, deren<br />
Töchter, die herrschaftlichen Frauen und<br />
Gattinnen der eingeladenen Gäste und<br />
die vor dem Pfarrhause versammelte<br />
Gemeinde an.<br />
Zur Verhinderung einer allgemeinen Unordnung<br />
war durch einige Gendarmen<br />
zweckmäßig gesorgt worden. Sobald der<br />
Zug unter Glockengeläute feierlich durch<br />
das Haupttor in die Kirche trat, wurde er<br />
mit Trompeten und Pauken empfangen.<br />
Die Herrschaften mit den übrigen Herren<br />
nahmen auf der einen Seite des Altars,<br />
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42<br />
Geschichte |
Deutsch-Ossig<br />
im 18. Jahrhundert (Fortsetzung)<br />
die Geistlichkeit auf der anderen,<br />
die Frauen aber vor dem Altar<br />
auf Stühlen Platz. Vor dem Altar,<br />
auf einem mit Blumen bestreuten<br />
Lehnstuhle, nahm schließlich der<br />
Jubelgreis selbst Platz. Auch Kanzel<br />
und Altar waren mit Blumen<br />
geschmückt, und Kerzen wurden<br />
entzündet.<br />
Besonders feierlich gestaltete sich<br />
die Einsegnung des Jubelgreises.<br />
Danach betrat er selbst die Kanzel,<br />
fing seine Rede an und hielt<br />
mit einer Heiterkeit des Geistes<br />
und mit einer für sein Alter bewunderungswürdigen<br />
Kraft seine<br />
Jubelpredigt über die frohen und<br />
dankbaren Empfindungen eines<br />
evang. Predigers nach einer fünfzigjährigen<br />
Amtsführung. …“<br />
(Fortsetzung folgt)<br />
Küster vor der Kirche 18 Jh.<br />
Dieter Liebig, Volker Richter, zusammengestellt<br />
durch Dr. Ingrid<br />
Oertel<br />
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Geschichte |<br />
43
Görlitzer<br />
Geschichten aus dem Görlitzer Stadtverkehr –<br />
ersten Weltkrieg, obwohl bereits heute<br />
viele von ihnen mit hohem Aufwand wieder<br />
hergestellt wurden und auch in ihrer<br />
Gesamtheit einzigartig sind. Seit Beginn<br />
In sehr vielen vorangegangenen Folgen<br />
zum Görlitzer Stadtverkehr ging es vordergründig<br />
um Fahrzeuge, die das Stadtbild<br />
mehr oder weniger geprägt haben. Beinahe<br />
zu kurz kamen<br />
Beiträge, welche<br />
die durchaus<br />
wechselseitige Beziehung<br />
zwischen<br />
den baulichen Ensembles<br />
und dem<br />
Straßenbahnverkehr<br />
erkennbar<br />
machen. Görlitz<br />
ist eine von ganz<br />
wenigen Städten<br />
in Deutschland,<br />
bei denen sich die<br />
städtebauliche Situation<br />
in der City<br />
seit beinahe 100<br />
TW.1 an der Endstation Untermarkt, um 1907<br />
Jahren nicht wesentlich<br />
geändert hat. Mit keiner Silbe erwähnt<br />
wird noch heute in den meisten auch auf Bildpostkarten zu sehen gewe-<br />
der Görlitzer Straßenbahn ist diese oft<br />
Reiseführern das einzigartige Stadtzentrum<br />
von Görlitz mit über dreitausend Gerer<br />
bildlichen Inszenierung angenommen<br />
sen, lange, bevor unzählige Fans sich ihbäuden<br />
der Zeit zwischen 1800 und dem haben. All dies möchte ich in der nächsten<br />
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44<br />
Geschichte |
Straßenbahngleise auf dem Untermarkt<br />
Jahres 1939, war die Neupflasterung des<br />
Ober- und Untermarktes vollendet, und<br />
pünktlich zum Fahrplanwechsel endete<br />
der Straßenbahnverkehr in das Herz der<br />
historischen Altstadt:<br />
zum Untermarkt.<br />
Bereits seit<br />
Mai 1883 erreichte<br />
die Pferdebahn<br />
mit einer Linie<br />
vom Bahnhof bzw.<br />
Schützenhaus<br />
kommend durch<br />
die Steinstraße<br />
und entlang der<br />
Südseite des Obermarktes<br />
und durch<br />
Zeit, geordnet nach Themen, erlebbar zu<br />
machen versuchen. Zwischendurch gibt<br />
es dann immer wieder auch Erinnerungsberichte<br />
von Görlitzern, die ihre Straßen-<br />
die Brüderstraße<br />
hindurch den Untermarkt<br />
mit seinen<br />
im Ursprung<br />
Gleisabzweig vor der Verkündigungskanzel, um 1907<br />
mittelalterlichen<br />
bahn bewusst in ihrer Heimatstadt erlebt Bauten. Direkt vor der Verkündigungskanzel<br />
am alten Rathaus bog sie westlich<br />
haben. Viele Einzelheiten scheinen längst<br />
vergessen zu sein, glaubt man. Das soll der Zeile nach Norden ab, um nach wenigen<br />
Metern die Endstation vor dem Rats-<br />
sich aber ändern.<br />
Vor genau siebzig Jahren, im Frühjahr des keller zu erreichen. Mit der Elektrifizierung<br />
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Geschichte |<br />
45
Görlitzer<br />
Geschichten aus dem Görlitzer Stadtverkehr<br />
der Tram entstand noch vor der Jahrhundertwende<br />
die erste Wendeschleife im<br />
Görlitzer Straßenbahnverkehr, denn nun<br />
umfuhr die Bahn vom Obermarkt aus<br />
die Zeile zuerst an deren Süd- und hinter<br />
der Einmündung der Peterstraße auch<br />
an ihrer Nordseite. Somit lagen hier also<br />
schon Straßenbahngleise, als an der Stelle<br />
des Neuen Rathauses sich noch die<br />
alten Pilzlauben befanden. Im Endstellenbereich<br />
östlich des neuen Rathauseinganges<br />
war zeitweilig sogar ein zweites<br />
Gleis vorhanden, welches aber nicht zum<br />
Rangieren benötigt wurde, sondern wohl<br />
der Kreuzung mit dem nachfolgenden<br />
Triebwagen oder Zug an Wochenenden<br />
diente. Endete hier bis 1906 die Linie 1<br />
vom Schützenhaus kommend, so kamen<br />
nämlich ab dem Folgejahr die Triebwagen<br />
und Züge der Linie 4 von der Landeskrone<br />
hierher, die damals einen starken Ausflugsverkehr<br />
zu bewältigen hatte. Gegen<br />
Ende der 20er Jahre zeigten sich dann<br />
hier die ersten WUMAG- Triebwagen als<br />
Solofahrzeuge, nun als Linie 2, aber auch<br />
von der Landeskrone kommend. Diese<br />
wirkten in den Gassen der Altstadt riesig.<br />
In den letzten Jahren tauchten am Untermarkt<br />
meist kleine Puppenstuben – wie<br />
man die modernisierten AEG- Triebwagen<br />
aufgrund ihres unbeholfenen Gesamteindruckes<br />
oft nannte- als Linie 5 vom Bahnhof<br />
bzw. dem Schützenhaus kommendauf.<br />
Das zweite Gleis war in den dreißiger<br />
Jahren nicht mehr vorhanden. Heute erinnern<br />
auf dem Untermarkt nur noch wenige<br />
Wandrosetten zur einstigen Befestigung<br />
der Fahrleitung an jene Zeit, als es<br />
hier noch quietschte und bimmelte. Und<br />
dass es so war, davon kann man ganz sicher<br />
ausgehen.<br />
(Fortsetzung folgt)<br />
Andreas Riedel, Wiesbaden<br />
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46<br />
Geschichte |