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plätze. Die Reisenden, die schon immer per Schiff via

Bari nach Griechenland oder auf den Balkan fuhren,

stiegen plötzlich in Bari aus, blieben sogar eine Nacht.

Dann kamen die Kreuzfahrtschiffe. Und heute ist die

Stadt voll. Lonely Planet setzte Bari voriges Jahr auf

die Liste der zehn Top-Tourismus-Ziele in Europa. Ein

Dolce-&-Gabbana-Spot zeigt Sylvester Stallone beim

Tanzen mit den Frauen von Arco Basso und beim Fingerspiel

mit den Orecchiette.

Illegal ja - verbieten nein

Nun ja, sagen Polizei, Justiz und manche rechtschaffene

Bürger: Illegal ist es trotzdem. Man muss es verbieten

oder regeln. Dann, drohen die Nudelköniginnen,

ziehen wir zum Protest vors Rathaus, und die ganze

Welt wird uns helfen. Bürgermeister Antonio Decaro

kapitulierte gleich, ohne Protestmarsch: „Die Nudeln

sind ohne Herkunftsnachweis, aber ich esse sie trotzdem,

sie sind hervorragend“, sagte er bei einem Empfang

zum Jahreswechsel. Nun ist der Bürgermeister zur

Tourismus-Messe in New York gereist, gemeinsam mit

Signora Nunzia, einer der Wortführerinnen der Pastadamen.

Die präsentiert dort - auf Einladung der „New

York Times“ - ihre Öhrchen. Und die sollen daheim verboten

werden?

Nein, sagt Bürgermeister Decaro, nebenbei Präsident

von ANCI, der Vereinigung aller italienischen

Kommunen, und hat schon eine Idee: Seine ANCI soll

dem Parlament in Rom einen Gesetzentwurf vorlegen,

der den Streit „endgültig löst“, sagte seine Sprecherin

Aurelia Vinella dem SPIEGEL. Ein Gesetz mit „stark vereinfachten

Vorschriften“ nicht nur für die Öhrchen-Produktion,

sondern „für alle handgemachten, traditionellen

Lebensmittel in Italien“, vom „hausgemachten Käse,

von Honig, Marmelade und Brot bis zu getrocknetem

oder in Öl eingelegtem Gemüse“. Für die Handarbeit

müsse es andere Regeln geben als für die Fabrikproduktion,

sagt Dottoressa Vinella.

Ein heldenhaftes Vorhaben - leider mit nur geringen

Erfolgsaussichten. Denn einfache Vorschriften

in Italien, das ist ein Widerspruch per se. Das haben

schon viele versprochen. Geklappt hat es nie.

Hans-Jürgen Schlamp, Spiegel online, 26.01.2020

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