2023-01-AV-Magazin
Das Quartals-Magazin des Alpenvereins Villach
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Nachhaltigkeit
Wann ist genug?
Vor dem Büro noch schnell auf den Berg. Nach Dienstschluss noch schnell eine
Sundowner-Tour. Danach noch schnell eine Story erstellt und ein paar Bilder
gepostet. Gibt es ein zu viel am Berg? Gibt es ein zu viel an Information? Gibt es
ein zu viel an sozialen Medien und was hat das mit uns und dem Klima zu tun?
GERHARD HOHENWARTER
© Gerhard Hohenwarter
Wer kennt es nicht? Das Wetter passt, der Schnee passt,
die Stimmung passt. Aber man muss arbeiten und
kommt tagsüber nicht raus. Also versucht man, die
Tagesrandzeiten für Unternehmungen zu nutzen.
Vor dem Büro noch schnell ein paar Höhenmeter gemacht
oder nach dem Arbeitstag zu einer Sonnenuntergangstour
aufgebrochen. Am Wochenende gibt man dann auch nochmals
Gas. Zeit ist wertvoll und sie will genutzt werden!
Aber gibt es auch ein zu viel?
Was sagt unser Körper dazu?
Hören wir überhaupt auf die Zeichen unseres Körpers?
Wir leben in einer Zeit, in der wir von allen Seiten mit Informationen
gelutet werden. Ständig tauchen in den sozialen
Kanälen gewaltige Fotos von super schönen Bergtouren auf.
Sonnenaufgang. Sonnenuntergang. Unverspurte Hänge im
Winter und traumhafte Ausblicke im Sommer.
Das setzt uns oftmals unter Druck. Denn auch wir wollen diese
Erlebnisse erfahren. Auch wir wollen die erste Spur im
Pulverschnee ziehen. Auch wir wollen den Sonnenuntergang
genießen. Wir hetzen den Bildern am Handy hinterher.
Fotograieren ohne Ende unsere eigenen Unternehmungen,
um dann selbst eine tolle Geschichte erzählen zu können.
Dabei sind wir uns gar nicht bewusst, welche Konsequenzen
unser Handeln für unseren Körper und die Umwelt hat.
Egal, ob es sich dabei um „gutes“ Adrenalin bei einer tollen
Aussicht oder um „schlechtes“ Adrenalin bei einer stressigen
Situation handelt. Es verlangt unserem Körper immer
etwas ab. Nach der Tour posten wir unsere Erlebnisse auf
sozialen Netzwerken auf der Suche nach dem Dopaminkick,
den unser Körper bei jedem „like“ ausströmt.
Dabei ignorieren wir teilweise die Zeichen unseres Körpers,
der nach einer stressigen Arbeitswoche eigentlich mehr
Ruhe brauchen würde.
Auch die Umwelt leidet unter unserem Verhalten. Da wir wenig
Zeit haben, fällt eine öffentliche Anreise zu unserem Tourenziel
schon einmal lach. Außerdem gibt es in den Tagesrandzeiten
und leider auch an den Wochenenden oftmals
nur ein eingeschränktes Öfi-Angebot. Also nehmen wir
das Auto. Am Weg tracken wir die Route und machen viele
Fotos, die wir dann online stellen. Jeder Click im Internet
braucht aber Ressourcen. Jedes hochgeladene und geteilte
Bild setzt CO 2
frei. Je mehr wir online unterwegs sind, desto
größer wird unser CO 2
- Fußabdruck.
Wir hetzen dann oftmals einer Illusion hinterher, dass wir frei
sind. Wir gehen vor oder nach der Arbeit auf Tour und sind auch
am Wochenende unterwegs. Oftmals sind wir aber nur Knechte
unserer Wunschvorstellung und vergessen, auf unseren Körper
und die Umwelt zu schauen und zu hören. Ein wenig mehr vom
Weniger ist oftmals ein Mehr für uns!
Unsere Körper findet keine Ruhe. Vor der Tour schon haben
wir die Erwartung, eine tolle Erfahrung machen zu wollen.
Bei den Touren wird der Körper von Adrenalin durchströmt.
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