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Potsdam-Mittelmark

Von den boomenden Städten unweit der Metropole bis zu den naturverbundenen Gemeinden im Oderbruch, im Westhavelland oder im Fläming – unsere Landkreisbroschüren zeigen anschaulich die Vielfalt der Landkreise rings um Berlin. Die Wegweiser informieren über die wichtigsten Ansprechpartner im Kreis und in den Kommunen. Alle Städte, Gemeinden und Ämter geben einen Überblick über ihre wichtigsten kommunalen Projekte – in Wort und Bild werden neue Kitas, Schulen oder Feuerwehrhäuser vorgestellt. Thematisch vielfältig sind auch die Texte über die Landkreise: Ob Energiewende oder öffentlicher Personennahverkehr, ob neue Kultureinrichtungen oder nachhaltig produzierende Firmen – jede Broschüre stellt prägende Akteure vor und gibt die Chance zur Präsentation. Hinzu kommen aktuelle Buchtipps und ein regionaler Sportverein jenseits des Fußballs.

Von den boomenden Städten unweit der Metropole bis zu den naturverbundenen Gemeinden im Oderbruch, im Westhavelland oder im Fläming – unsere Landkreisbroschüren zeigen anschaulich die Vielfalt der Landkreise rings um Berlin. Die Wegweiser informieren über die wichtigsten Ansprechpartner im Kreis und in den Kommunen. Alle Städte, Gemeinden und Ämter geben einen Überblick über ihre wichtigsten kommunalen Projekte – in Wort und Bild werden neue Kitas, Schulen oder Feuerwehrhäuser vorgestellt. Thematisch vielfältig sind auch die Texte über die Landkreise: Ob Energiewende oder öffentlicher Personennahverkehr, ob neue Kultureinrichtungen oder nachhaltig produzierende Firmen – jede Broschüre stellt prägende Akteure vor und gibt die Chance zur Präsentation. Hinzu kommen aktuelle Buchtipps und ein regionaler Sportverein jenseits des Fußballs.

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19<br />

Die Dorfkirche Radewege bekam ihr originales Dach zurück<br />

Eine Haube mit Schweif<br />

Die Denkmalschützer des Landkreises<br />

<strong>Potsdam</strong>-<strong>Mittelmark</strong> sind für den<br />

Erhalt und die Pflege der etwa 3.000<br />

Bau- und Bodendenkmäler der Region<br />

zuständig, darunter 170 Dorfkirchen.<br />

Der Wiederaufbau der Turmspitze der<br />

Dorfkirche Radwege ist ein herausragendes<br />

Zeugnis kirchlichen, privaten<br />

und institutionellen Engagements.<br />

Die Geschichte der Kirche ist eng<br />

mit der Entwicklung der Bischofsstadt<br />

Brandenburg verbunden. Das<br />

Dorf Radewege liegt in landschaftlich<br />

reizvoller Lage am Beetzsee. Am gegenüberliegenden<br />

Ufer erblickt man<br />

die markante Silhouette von Brandenburg.<br />

Als „Kämmereidorf“ hatte<br />

Radewege Dienste und Abgaben zu<br />

leisten, wie auch die Gerichtsbarkeit<br />

von Brandenburg ausging. Ab dem<br />

16. Jahrhundert entstanden Weingärten<br />

des Stadtbürgertums, die Ortslage<br />

wurde wie eine Sommerfrische<br />

genutzt. In Pestzeiten suchten die<br />

Städter hier Unterschlupf. Da auch<br />

das Patronatsrecht, also das Recht zur<br />

Besetzung der Radeweger Pfarrstelle,<br />

beim städtischen Rat lag, war der<br />

Bauunterhalt der Dorfkirche sichergestellt.<br />

Der Kirchenbau ist ungewöhnlich:<br />

Die holzkundliche Unter-<br />

suchung des Dachstuhls lässt eine<br />

gesicherte Datierung auf 1469 zu. Der<br />

Baukörper selbst zeigt einen für brandenburgische<br />

Dorfkirchen eher seltenen<br />

Typus: Es handelt sich um eine<br />

Saalkirche – der Chor ist dreiseitig<br />

geschlossen und genauso breit wie<br />

das Hauptschiff. Auch der Westturm<br />

besitzt die gleiche Breite wie die anschließenden<br />

Bauteile des Schiffes<br />

und des Chores. Diese fehlende Staffelung<br />

der Baukörper verleiht dem imposanten<br />

Backsteinbau einen äußerst<br />

kompakten Eindruck. Die Einwölbung<br />

des Kirchenraumes erfolgte mit einem<br />

eleganten Kreuzrippengewölbe,<br />

wie man es ansonsten auch nur von<br />

größeren spätgotischen Kirchen her<br />

kennt.<br />

Der Westturm war ursprünglich ein<br />

Geschoß niedriger und wurde erst<br />

1756 um ein verputztes Backsteingeschoss<br />

erhöht. Als Dachaufbau wurde<br />

eine schlanke hölzerne, schiefergedeckte<br />

Schweifhaube (Zwiebelturm)<br />

ausgeführt, die ein einfacheres, möglicherweise<br />

pyramidenförmiges Dach<br />

ersetzte. Damit zeigte sich die Radeweger<br />

Dorfkirche als weithin sichtbare<br />

Landmarke. In Folge eines Blitzeinschlages<br />

am 4. Mai 1973 brannte<br />

die Schweifhaube<br />

ab. Sie wurde<br />

durch ein pyramidenförmiges<br />

Notdach ersetzt, das<br />

zwar seinen Zweck erfüllte, dem Gebäude<br />

jedoch sein charakteristisches<br />

Gepräge nahm. Im Jahr 2000 wurde<br />

der Förderverein Kirchdach e. V.<br />

gegründet, der sich gemeinsam mit<br />

der Landeskirche und der Evangelischen<br />

Kirchengemeinde am Beetzsee<br />

um den Erhalt des Kirchengebäudes<br />

und um die Wiedererrichtung der<br />

Schweifhaube bemühte. Dieses Engagement<br />

wurde endlich belohnt, als<br />

2023 die rekonstruierte Turmbekrönung<br />

aufgesetzt werden konnte.<br />

Dabei galt es zunächst, die Geometrie<br />

und Form der Haube festzulegen. Dies<br />

geschah in Analogie zu etwa zeitgleichen<br />

Kirchenbauten der Region sowie<br />

an Hand historischer Fotografien. In<br />

einem nächsten Planungsschritt wurde<br />

in Anlehnung an tradierte Holzkonstruktionen<br />

der Aufbau des Tragwerkes,<br />

also quasi das Skelett der<br />

Haube, entworfen. Holzquerschnitte<br />

und Holzverbindungen wurden dimensioniert.<br />

Eine besondere denkmalpflegerische<br />

Anforderung und<br />

statische Herausforderung bestand<br />

darin, die noch erhaltenen, brandgeschädigten<br />

Deckenbalken der alten<br />

Haube als Zeitzeugnis zu erhalten.<br />

Dieses Ziel wurde durch den Einsatz<br />

zusätzlicher Verstärkungselemente<br />

aus Stahl erreicht. Insgesamt präsentiert<br />

sich die neue Schweifhaube und<br />

ihr Innenleben daher als anspruchsvolle<br />

bautechnische und denkmalpflegerische<br />

Leistung.<br />

Der Förderverein Kirchdach e. V.<br />

holte im Laufe der Jahre viele Förderer<br />

ins Boot und bedankt sich bei:<br />

Kirchdach e. V. Förderkreis Dorfkirche<br />

Radewege | Bundesmittel (BKM Sonderprogramm<br />

DS-X) | Land Brandenburg<br />

(MWFK Denkmalhilfe) | Landkreis<br />

<strong>Potsdam</strong>-<strong>Mittelmark</strong> | Gemeinde<br />

Beetzsee/Amt Beetzsee | Landeskirche<br />

EKBO | Deutsche Stiftung Denkmalschutz<br />

| Stiftung Preußisches<br />

Kulturerbe | Stiftung Maßwerk | Förderkreis<br />

Alte Kirchen Berlin-Brandenburg<br />

e. V. | Rotary-Club Brandenburg<br />

an der Havel | Mittelbrandenburgische<br />

Sparkasse | Jagdgenossenschaft<br />

Radewege | Brielower Agrar GmbH<br />

© Maria Menzel -Meyer

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