Zeitung Vinschgerwind 1-23 vom 12.01.2023 Bezirk Vinschgau Südtirol
Zeitung Vinschgerwind 1-23 vom 12.01.2023 Bezirk Vinschgau Südtirol - Stellenmarkt, Immobilien, Haus, Wohnung, Kaufen, verkaufen, mieten, vermieten, Glückwünsche, Danksagung, Todesanzeigen, Weiterbildung, Termine
Zeitung Vinschgerwind 1-23 vom 12.01.2023 Bezirk Vinschgau Südtirol - Stellenmarkt, Immobilien, Haus, Wohnung, Kaufen, verkaufen, mieten, vermieten, Glückwünsche, Danksagung, Todesanzeigen, Weiterbildung, Termine
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
12.01.23 Vinschgerwind 1-23 /TITEL/ 7
unterzeichnet worden. Der Start ist aber
schon mal holprig. Denn „Idealservice“
hätte zum 1.1.2023 mit dem Sammeldienst
des Restmülls beginnen sollen. Man hat
um einen Aufschub gebeten, „da der Dienst
nicht aus eigenem Verschulden unter Einhaltung
der Vertragsbedingungen termingerecht
begonnen werden kann“. So heißt
es im Beschluss des Bezirksausschusses
vom 28. Dezember 2022. Die Bezirksgemeinschaft
Vinschgau hat mit diesem Beschluss
der Firma Tappeiner den Sammeldienst
noch für den Jänner 2023 übertragen.
Urban Rinner, der Generalsekretär der
Bezirksgemeinschaft Vinschgau, sagt, dass
die Ausschreibung für den Restmüllsammeldienst
diesmal mit einfachen und kontrollierbaren
Kriterien erfolgt sei. „Uns war
bewusst, dass Angebote auch von außen
kommen könnten“, sagt Rinner. Das sei der
Ausschreibungssumme geschuldet . Die 2,9
Millionen Euro wecken Appetit. „Wir werden
dem neuen Auftragnehmer genau auf
die Finger schauen“, sagt Rinner. Der Aufschub
des Sammeldienstes um einen Monat
ist bereits einem ersten Hick-Hack um
die Ablesegeräte geschuldet. Die Bezirksgemeinschaft
hat exakt vorgeschrieben,
welche Ablesegeräte Verwendung finden
sollen. Denn die Abrechnung des Sammeldienstes
beruht darauf, wann und wie oft
ein Müllcontainer entleert wird. Die Ablesegeräte
müssen also mit den Datenbanken
der Bezirksgemeinschaft und mit jenen der
Gemeinden kompatibel sein. Ansonsten ist
Chaos bei den Abrechnungen vorprogrammiert.
Auch hofft man, kein zweites „Tundo“ erleben
zu müssen. „Tundo“ ist jener Betrieb,
der südtirolweit die Ausschreibung für die
Behindertentransporte gewonnen hat und
dann arg ins Straucheln gekommen ist.
„Mal fehlte das Gehalt, mal das Personal -
beklagten die Gewerkschaften“, schrieb Rai
Südtirol im Oktober 2020. „Tundo“ wurde
in der Folge von der südtirolweiten Ausschreibung
für den Schülertransport ausgeschlossen,
obwohl das „Tundo“-Angebot
an erster Stelle gereiht war.
„Idealservice scheint solide zu sein“,
sagt Urban Rinner. Natürlich müsse der
Betrieb vor Aufnahme des Dienstes den
eigenen Betriebssitz mit entsprechenden
Ölabscheidern vorweisen. Das sei so in
den Ausschreibungskriterien formuliert.
Auf der anderen Seite sei allerdings ein Betriebssitz
im Vinschgau nicht vorgeschrieben.
„Idealservice SOC. COOP“ aus Udine ist
eine Genossenschaft auf Expansionskurs.
Mit einem Umsatz von knapp 174 Millionen
Euro wird die Genossenschaft, so ist es auf
der Betriebs-Webseite zu lesen, an die 24.
Stelle der 500 umsatzstärksten Betriebe in
Julisch Venetien gereiht.
„Wir müssen uns dem Wettbewerb in allen
Sachen stellen“, sagt Urban Rinner. Bei
Bauarbeiten müsse ab einer Summe von 5
Millionen Euro und bei Dienstleistungen
und Lieferungen ab einer Ausschreibungssumme
von 270.000 Euro öffentlich und
damit international ausgeschrieben werden.
Martin Tappeiner kritisiert diese Modalitäten
grundsätzlich. Etwa, wo die von
der EU hochgelobte Subsidiarität bleibe.
Also jenes Prinzip, das darauf beruht,
dass in vielen Bereichen Lösungen vor Ort
am Besten angeboten werden können. Zudem
fließe mit der Vergabe an auswärtige
Betriebe viel Wertschöpfung aus dem Tal.
Vorprogrammiert sei, sagt Tappeiner, dass
nach einer Laufzeit von 7 Jahren, verlängerbar
auf 10, beim Müllsammeldienst Know-
How, Humankapital und Erfahrungsschät-
„
Wir müssen uns dem
Wettbewerb in allen
Bereichen stellen. Bei
Bauarbeiten muss ab
einer Summe von 5
Millionen Euro und bei
Dienstleistungen und
Lieferungen ab einer
Ausschreibungssumme
von 270.000 Euro öffentlich
und damit international
ausgeschrieben
werden.“
Urban Rinner
ze aus dem Tal abgeflossen seien. „Dann
werden die Bezirksgemeinschaften und
letztlich wir Bürger von den großen Haien
abhängig sein“, bedauert Tappeiner. Noch
gebe es mit Tappeiner und mit TPA GmbH
zwei Müllsammelbetriebe, die ihren Sitz in
Südtirol hätten. Das „blöde Vergabegesetz“
verhindere es geradezu, dass die kleinen
Firmen gegen die Großen gegenhalten können.
Es sei dasselbe, sagt Tappeiner, wenn
Amazon die Einzelhändler platt mache.
Dass sich „Idealservice“ im Vinschgau
einnisten will, muss möglicherweise einen
ganz anderen Grund haben. Denn das im
Vinschgau unterzeichnete Vertragswerk in
der Höhe von 2,7 Millionen Euro für 7 Jahre
für den Restmüllsammeldienst mutet
angesichts des Umsatzvolumens von 174
Millionen Euro im Jahr 2020 wie ein Snack
an. Dieser Appetithappen ist für „Idealservice“
der Eintritt zu Größerem. Südtirol hat
nämlich beim Abfall nur sekundäre Gesetzgebung.
Autonom ist man keineswegs. Man
muss also die staatlichen Vorgaben befolgen.
Und da gibt es jene staatlich installierte
Beratungsorganisation ARERA, die
bestrebt ist, das gesamte Territorium Südtirols
im Bereich Müllsammlung als eine
Einheit zu definieren.
Urban Rinner sagte es so: „Innerhalb
der nächsten 5 Jahre könnte es nur noch
eine einzige Zone für den Abfall in Südtirol
geben.“ Aus dieser Optik wird das Eindringen
von „Idealservice“ in den Vinschgau
verständlich. Man hat damit einen Fuß in
der Tür, sollte es in 5 Jahren zum großen
Fressen bei der Müllsammlung kommen.
Ansonsten bleibt die „Idealservice“-
Aggression völlig unverständlich. Martin
Tappeiner sagt, dass der Müllsammeldienst
im Vinschgau allein von den Zahlen
her für die Bürger äußerst günstig und für
einen Müllsammeldienst-Betrieb nicht besonders
rentabel sei. Deshalb habe man ja
auch beim Erstellen des Offerts genau kalkulieren
müssen. Allein aus der Sicht des
Preises sei es höchst sonderbar, dass der
Appetit von auswärtigen Betrieben geweckt
worden sei.
Ob es denn eine Zusammenarbeit zwischen
dem kleinen Fisch Tappeiner und
dem großen Hai „Idealservice“ denkbar
sei? „Kein Kommentar“, meint Tappeiner.
Zuversicht klingt da anders. Groß bleibt die
Enttäuschung.