Zeitung Vinschgerwind 1-23 vom 12.01.2023 Bezirk Vinschgau Südtirol
Zeitung Vinschgerwind 1-23 vom 12.01.2023 Bezirk Vinschgau Südtirol - Stellenmarkt, Immobilien, Haus, Wohnung, Kaufen, verkaufen, mieten, vermieten, Glückwünsche, Danksagung, Todesanzeigen, Weiterbildung, Termine
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30 /KULTUR/Vinschgerwind 1-23 12.01.23
Hüter der Vielfalt
Abschlusstagung des Interreg-Projektes am 25.11.2022 in Glurns. In der ersten Reihe dritte von links: die Projektleiterin Ricarda Schmidt
Fotos: Heinrich Zoderer
Der Verlust der Artenvielfalt, der Biodiversität,
ist neben der Klimaerwärmung
eine der größten ökologischen
Herausforderungen. Knapp ein Drittel aller
weltweit untersuchten Tiere und Pflanzen
sind auf der aktuellen Roten Liste der
Weltnaturschutzorganisation (IUCN) als
gefährdet eingestuft. Neben dem Verlust
der biologischen Vielfalt, gibt es durch die
Globalisierung und Industrialisierung auch
einen Verlust der kulturellen Vielfalt. Sprachen
von kleinen Sprachgemeinschaften
gehen verloren, Arbeitstechniken, Bräuche
und vielfältige Formen des Wirtschaftens
und Arbeitens in extremen Situationen
werden vernachlässigt und vergessen. Die
Über Jahrhunderte war der Getreideanbau
Lebensgrundlage für die Menschen im
Vinschgau
Moderne verdrängt jahrhundertealte Techniken
und Überlebensstrategien. Gegenwärtig
ist die Welternährung zur Hälfte von nur
noch drei Nutzpflanzen abhängig: Weizen,
Mais und Reis. Und damit nicht genug. Die
Standardisierung, Homogenisierung und
Ertragsoptimierung hat dazu beigetragen,
dass auch die unbeschreiblich große Vielfalt
an traditionellen Weizen-, Mais- und Reissorten
im Anbau verloren gegangen ist. So
langsam gibt es eine Trendumkehr. Immer
klarer wird, dass eine nachhaltige Landwirtschaft
nach Nutzpflanzen verlangt, die den
jeweiligen natürlichen Bedingungen entsprechen,
die etwa an das lokale Klima und
an die lokalen Böden und die Wasserverfügbarkeit
angepasst sind. So langsam wird
klar, wie gefährlich es ist, globalen Trends zu
folgen, sich von ausländischen Importen abhängig
zu machen und nur auf das billigste
Produkt zu setzen. Nicht nur in der Kleidung
und Ernährung, sondern auch in der Produktion
und Verarbeitungsweise setzt man
wieder auf alte Traditionen, auf die Vielfalt
der Produkte und Arbeitstechniken. Bereits
im Jahre 1986 hat der Volkskundler Hans
Haid eine Dokumentation über verschiedene
Arbeitsformen im Alpenbereich unter dem
Titel „Vom alten Leben“ herausgegeben. 2014
hat Siegfried de Rachewiltz die 300 Seiten
umfassende Sammlung „Flickwerk“ innerhalb
der Schriftenreihe des Landwirtschaftsmuseums
Brunnenburg, sowie als Arunda
88 herausgegeben. In dieser umfangreichen
Schrift wird dokumentiert, dass Flicken, Reparieren
und Wiederverwerten zum Überleben
im historischen Tirol lebenswichtig war.
Damit altes Wissen und alte Sorten
nicht verschwinden
In Museen wird heute gesammelt, in Dorfund
Fachbüchern wird zusammengetragen
und dokumentiert. Damit altes Wissen und
alte Sorten nicht verschwinden, werden Samenbanken
aufgebaut, Bräuche, Lebensweisen
und Arbeitstechniken werden geschützt
und lebendig erhalten, indem sie zu immateriellen
Weltkulturerbe der Menschheit erklärt
werden. Die traditionelle Hirtenpraxis
der Wanderweidewirtschaft (international
als Transhumanz bekannt) wurde 2019 in
die Liste des immateriellen Kulturerbes der
UNESCO aufgenommen. Durch das Interreg-
Programm „AlpFoodway“ soll die Alpine
Esskultur immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe
werden. Auch das alte Wissen und
die Praxis um die traditionelle Bewässerung
in der Landwirtschaft durch Waale soll in die
UNESCO Liste des Immateriellen Kulturerbes
der Menschheit aufgenommen werden.
Österreich, Belgien, Deutschland, Italien,
Luxemburg, Niederlande und die Schweiz
stellen einen gemeinsamen Antrag. In Südtirol
gibt es den „Sortengarten Südtirol“, ein
gemeinnütziger Verein, der sich das Ziel gesetzt
hat, die Sortenvielfalt der Kulturpflanzen
sowie den Artenreichtum der Nutztiere