Zeitung Vinschgerwind 3-23 vom 09.02.2023 Bezirk Vinschgau Südtirol
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38 /SPEZIAL-BAUEN /Vinschgerwind 3-23 09.02.23Foto: Angelika Ploner„Viele Leute glauben,Architektur ist Tapete“Es ist lieb gewordene Tradition beim Vinschgerwind im Rahmen des Sonderthemas BAUENArchitektengespräche zu führen. In dieser Ausgabe führen wir diese Tradition mit der ArchitektinSylvia Dell’Agnolo, gebürtig aus Tarsch und Ingenieur Egon Kelderer aus Tramin, fort.Interview: Angelika PlonerBALKONE, ZÄUNE, ÜBERDACHUNGENAUS ALUMINIUM, GLAS UND HOLZ VON EUROPAS NR. 1ERLEEB‘ DENSCHÖNSTENPLATZ AN DERSONNE!Vertriebspartner Südtirolwww.bz-technik.comBESUCHEN SIE UNSERE AUSTELLUNG IN DER JULIUS-DURST-STRASSE 66, 39042 BRIXENGRATIS-HOTLINE UND KATALOG-BESTELLUNG: +39 371 1472844 | WWW.LEEB.IT
Vinschgerwind: Sie gelten alsanerkannte Expertin für dieRenovierung historischerGebäude. Was sagen Sie zumAbrissversuch der Drususkasernein Schlanders?Sylvia dell’Agnolo: JeglicherAbriss ist ein Verlust in jederHinsicht. Grundsätzlich. Zumandern haben das Land unddie Europäische Union ausgegeben,dass man nachhaltigbauen soll. Die ganze Welt gehtin die Richtung, dass man denBestand erhält. Wenn man denBestand erhalten kann undtransformieren kann, dannist das eigentlich die größteNachhaltigkeit. Außerdem istda jetzt das Landesdenkmalamtam Zug und deshalb isteine bestimmt Schutzfrist fürdieses Areal da. Was ich ganzwichtig finde, dass die GemeindeSchlanders, die Bürger,der Vinschgau überhaupt denWert dieser Möglichkeit da amDorfrand erkennt. Man kannnicht sagen mitten im Dorf,weil das Dorf ist durch dieStraße auseinandergerissen.Die müsste man schon längstmit einer Variante wegbringen,damit dieses Dorf wiederzusammenwachsen kann. Die4 Hektar da oben haben einenimmensen Wert. Was ich ganztoll finde, ist, dass BASIS darinPlatz gefunden hat und dasssolche Initiativen dort stattfindenkönnen, weil das für vieleMenschen eine Möglichkeit istsich zu realisieren und eine andereSicht der Dinge zu entwickeln.Das finde ich eine ganzwesentliche gute Initiative undbin immer wieder erstaunt,wie lange sie das durchhalten,denn sie haben ordentlichGegenwind. Über die Palazzinabrauchen wir nicht reden. Dasist ein Drama, diese Nacht- undNebelaktion, was der Bürgermeisterda gestartet hat, da hater sich selber ins Out gestellt.Was ich sehr wichtig finde, istder große Platz drinnen, dernatürlich so nicht geht, weiles eine versiegelte Fläche ist.Aber, wenn man imstande ist,über das Areal nachzudenkenund links und rechts dieGebäude mitnimmt, dann istdas ein wahnsinnig wichtigesund großes Areal, wo man vielzulassen könnte.„Man kann Geschichtenicht einfach abreißen.09.02.23 Vinschgerwind 3-23 /SPEZIAL-BAUEN / 39Sylvia dell’AgnoloVinschgerwind: Wo viel entstehenkönnte.Sylvia dell’Agnolo: Entstehenund man viel zulassen könnte.Vinschgerwind: Was würdenSie der Schlanderser Politikaus architektonischer undhistorischer Sicht dringendanraten?Sylvia dell’Agnolo: Architektenraten der Politik nichtan. Wir machen Vorschläge.Egon Kelderer: Da muss manauf kultureller Ebene antwortenund nicht auf politischer.Sylvia dell’Agnolo: Grundsätzlichmöchte ich zum KasernenarealSchlanders nur sagen:Man kann Geschichte nichteinfach abreißen und dann istsie weg. Das ist ein Thema, mitdem sich die Menschen vor Ortauseinandersetzen müssen, siemüssen eine Haltung zur Geschichteentwickeln. Wir habendamals in Bozen auf dem Gerichtsplatzunten die bekannteVariante gefunden, damalsmit dem Künstlerbund, wo ichauch dabei war, und haben denSpruch von der Hanna Arendtausgewählt. Man muss sich mitdem Thema auseinandersetzen,und das ist das Um undAuf. Was dann herauskommt,wird die Zeit bringen.Egon Kelderer: Natürlich istdie Frage, wie geht man mitder Geschichte um. Auch mitder Geschichte, die man nichtso positiv bewertet, aber dieunser Land 100 Jahre wesentlichbeeinflusst hat. 100Jahre wegreißen ist sicher keineVergangenheitsbewältigung.Grundsätzlich.Sylvia dell’Agnolo: Das ist einguter Ansatz. Es geht nicht nurum Nachhaltigkeit beim Bauen,sondern auch, was man imKopf hat. Wie gehe ich damitum? Kann ich eine neue Weltdenken ohne mir über die alteWelt Klarheit verschafft zuhaben. Das sind philosophischkulturelleAuseinandersetzungen.
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Vinschgerwind: Sie gelten als
anerkannte Expertin für die
Renovierung historischer
Gebäude. Was sagen Sie zum
Abrissversuch der Drususkaserne
in Schlanders?
Sylvia dell’Agnolo: Jeglicher
Abriss ist ein Verlust in jeder
Hinsicht. Grundsätzlich. Zum
andern haben das Land und
die Europäische Union ausgegeben,
dass man nachhaltig
bauen soll. Die ganze Welt geht
in die Richtung, dass man den
Bestand erhält. Wenn man den
Bestand erhalten kann und
transformieren kann, dann
ist das eigentlich die größte
Nachhaltigkeit. Außerdem ist
da jetzt das Landesdenkmalamt
am Zug und deshalb ist
eine bestimmt Schutzfrist für
dieses Areal da. Was ich ganz
wichtig finde, dass die Gemeinde
Schlanders, die Bürger,
der Vinschgau überhaupt den
Wert dieser Möglichkeit da am
Dorfrand erkennt. Man kann
nicht sagen mitten im Dorf,
weil das Dorf ist durch die
Straße auseinandergerissen.
Die müsste man schon längst
mit einer Variante wegbringen,
damit dieses Dorf wieder
zusammenwachsen kann. Die
4 Hektar da oben haben einen
immensen Wert. Was ich ganz
toll finde, ist, dass BASIS darin
Platz gefunden hat und dass
solche Initiativen dort stattfinden
können, weil das für viele
Menschen eine Möglichkeit ist
sich zu realisieren und eine andere
Sicht der Dinge zu entwickeln.
Das finde ich eine ganz
wesentliche gute Initiative und
bin immer wieder erstaunt,
wie lange sie das durchhalten,
denn sie haben ordentlich
Gegenwind. Über die Palazzina
brauchen wir nicht reden. Das
ist ein Drama, diese Nacht- und
Nebelaktion, was der Bürgermeister
da gestartet hat, da hat
er sich selber ins Out gestellt.
Was ich sehr wichtig finde, ist
der große Platz drinnen, der
natürlich so nicht geht, weil
es eine versiegelte Fläche ist.
Aber, wenn man imstande ist,
über das Areal nachzudenken
und links und rechts die
Gebäude mitnimmt, dann ist
das ein wahnsinnig wichtiges
und großes Areal, wo man viel
zulassen könnte.
„
Man kann Geschichte
nicht einfach abreißen.
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Sylvia dell’Agnolo
Vinschgerwind: Wo viel entstehen
könnte.
Sylvia dell’Agnolo: Entstehen
und man viel zulassen könnte.
Vinschgerwind: Was würden
Sie der Schlanderser Politik
aus architektonischer und
historischer Sicht dringend
anraten?
Sylvia dell’Agnolo: Architekten
raten der Politik nicht
an. Wir machen Vorschläge.
Egon Kelderer: Da muss man
auf kultureller Ebene antworten
und nicht auf politischer.
Sylvia dell’Agnolo: Grundsätzlich
möchte ich zum Kasernenareal
Schlanders nur sagen:
Man kann Geschichte nicht
einfach abreißen und dann ist
sie weg. Das ist ein Thema, mit
dem sich die Menschen vor Ort
auseinandersetzen müssen, sie
müssen eine Haltung zur Geschichte
entwickeln. Wir haben
damals in Bozen auf dem Gerichtsplatz
unten die bekannte
Variante gefunden, damals
mit dem Künstlerbund, wo ich
auch dabei war, und haben den
Spruch von der Hanna Arendt
ausgewählt. Man muss sich mit
dem Thema auseinandersetzen,
und das ist das Um und
Auf. Was dann herauskommt,
wird die Zeit bringen.
Egon Kelderer: Natürlich ist
die Frage, wie geht man mit
der Geschichte um. Auch mit
der Geschichte, die man nicht
so positiv bewertet, aber die
unser Land 100 Jahre wesentlich
beeinflusst hat. 100
Jahre wegreißen ist sicher keine
Vergangenheitsbewältigung.
Grundsätzlich.
Sylvia dell’Agnolo: Das ist ein
guter Ansatz. Es geht nicht nur
um Nachhaltigkeit beim Bauen,
sondern auch, was man im
Kopf hat. Wie gehe ich damit
um? Kann ich eine neue Welt
denken ohne mir über die alte
Welt Klarheit verschafft zu
haben. Das sind philosophischkulturelle
Auseinandersetzungen.