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Februar-März <strong>2023</strong> | <strong>Ausgabe</strong> 93 | Jahrgang 17<br />

#<strong>01</strong> • Februar-März <strong>2023</strong><br />

Ärger im Vertrieb<br />

Worüber sich Strukkis aufregen<br />

und was sie über ihre Verträge<br />

anscheinend nicht wissen<br />

BU-Schutz trotz Psyche<br />

Warum psychische Vorerkrankungen<br />

kein Pauschal-K.-o. bei der<br />

Arbeitskraftabsicherung mehr sind<br />

Abenteuer Bestandskauf<br />

Wie Makler zu Käufern werden<br />

und was bei der Auswahl geeigneter<br />

Bestände zu beachten ist<br />

Fondsanalyse <strong>2023</strong> | Metaverse | LV-Überschüsse | Strukturvertriebe | AKS trotz Psyche | Telis-Interview | Bestandskauf | Private Equity<br />

Starke Renditen<br />

Die besten Fonds zur Altersvorsorge


Perfekt für<br />

den Start ins<br />

Berufsleben<br />

ALLIANZ INVESTFLEX<br />

Bereit. Für alles,<br />

was das Leben<br />

zu bieten hat.<br />

Nach Ausbildung oder Studium erst mal auf Weltreise, dann Job, Karriere, vielleicht noch ein<br />

Sabbatical, die eigene Familie und der Traum von den eigenen vier Wänden. Das Leben ist bunt<br />

und voller Chancen. Die Vorsorge auch: Mit InvestFlex können junge Menschen direkt starten<br />

und bei Bedarf das Verhältnis von Chance und Sicherheit einfach anpassen.<br />

Damit die Vorsorge mit dem Leben Schritt halten kann:<br />

• Wunsch-Garantieniveau von 10 bis 80 % (laufende Beiträge)<br />

bzw. bis 90 % (Einmalbeitrag) zu Vertragsbeginn wählbar<br />

• Garantieniveau während der Aufschubdauer für mehr Sicherheit<br />

oder mehr Chancen flexibel nach oben oder unten anpassbar<br />

• Von qualitätsgeprüften Fonds und weiteren Anlagestrategien heute<br />

und morgen profitieren. Auswahl jederzeit kostenfrei änderbar<br />

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oder unter makler.allianz.de/investflex


EDITORIAL | 3<br />

»Alles auf Rendite!«<br />

Bereits vor rund einem Jahr staunte man über Inflationsraten<br />

von 4 Prozent und mehr. Experten betonten, wie<br />

herausfordernd nun der Kaufkrafterhalt beim Vermögensaufbau<br />

werde. Durch die Folgen des russischen Angriffskrieges<br />

kletterten die Teuerungsraten im Jahresverlauf in<br />

den zweistelligen Bereich und ließen jeden Verbraucher<br />

spüren, was Geldentwertung heißt.<br />

Inflation forderte schon immer ausreichend Rendite,<br />

um die Kaufkraft zu erhalten. Doch gerade bei der Altersvorsorge<br />

ist und bleibt das Sicherheitsbedürfnis vieler<br />

Kunden hoch. Zu Recht, denn fehlende Planbarkeit ist<br />

auch ein Risiko, wenn auch nicht auf Investmentebene.<br />

Dann doch lieber Gewissheit statt der Chance auf ein Renditemaximum.<br />

Durch die historisch hohe Inflation sollte auch jeder noch<br />

so sicherheitsverliebte Anleger dafür sensibilisiert worden<br />

sein, dass das größte Risiko bei der Altersvorsorge darin<br />

besteht, kein Risiko eingehen zu wollen. Wer weiterhin auf<br />

(nominelle) Garantien pocht und dadurch Renditechancen<br />

der Kapitalmärkte verschenkt, wird nicht erst im Rentenalter<br />

erkennen, dass seine Sicherheit trügerisch war.<br />

Zumal die hohen Inflationsraten nicht von Dauer sein werden.<br />

Prognosen sehen ein niedriges Niveau schon für die<br />

kommenden Jahre. Mit dieser Aussicht ist es nicht zwingend<br />

nötig, das Anlagerisiko übertrieben hochzufahren.<br />

Das sollte stets zum Anlageziel passen. Und für ebendieses<br />

muss Inflation auch mal ausgehalten werden können, was<br />

für Marktschwankungen ja immer betont wird.<br />

Liebe Makler, liebe Leser,<br />

die <strong>procontra</strong>-Redaktion wünscht Ihnen<br />

eine aufschlussreiche <strong>Ausgabe</strong>.<br />

www.<strong>procontra</strong>-online.de<br />

@<strong>procontra</strong>online<br />

facebook.com/<strong>procontra</strong><br />

Matthias Hundt<br />

Chefredakteur<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


Inhalt Februar-März <strong>2023</strong><br />

40 56<br />

8 Starke Thesen Experten,<br />

Interviewpartner und Leser<br />

mit klaren Statements<br />

28 Booster für die Beratung<br />

Gesprächsaufhänger und<br />

Neues für Ihre Produktpalette<br />

Investmentfonds<br />

34 »Viele Multi-Themenfonds<br />

sind Placebos«<br />

Björn Drescher von Drescher<br />

& Cie. erklärt den Metaverse-<br />

Hype und worauf bei Themenfonds<br />

zu achten ist<br />

38 Währung, wechsel dich!<br />

Devisen-Chancen in<br />

Schwellenländern<br />

40 Kryptische Zukunft<br />

Die FTX-Pleite schreckte<br />

Anleger auf, die sich nun<br />

fragen, wofür Kryptos im<br />

Depot taugen<br />

Titel<br />

»Die Inflation<br />

wird sehr präsent<br />

bleiben.«<br />

Hendrik Leber<br />

Acatis<br />

12<br />

Kampf gegen die Geldschmelze<br />

Die Inflation wird die private Altersvorsorge<br />

und den Vermögensaufbau<br />

weiterhin fordern. Fakt ist: Nur<br />

wenige Assets liefern die Chance auf<br />

Kaufkrafterhalt.<br />

Ein Ausblick auf die zukünftige<br />

Entwicklung und eine Analyse der<br />

besten Fonds zum langfristigen<br />

Vermögensaufbau.<br />

Versicherungen<br />

50 »Jede Konzerntochter soll<br />

schwarze Zahlen schreiben«<br />

Nürnberger-Vorstand Andreas<br />

Politycki im Interview<br />

52 Leben wieder lebhaft<br />

Die Zinskurve steigt wieder<br />

und mit ihr die Deklarationen<br />

der Lebensversicherer<br />

56 Sonniges Geschäft Der Solarboom<br />

geht dank neuer Steuererleichterungen<br />

weiter und<br />

liefert Beratungspotenzial<br />

60 Schutz mit Macke(n)<br />

Wie sich die Chance auf<br />

BU-Schutz trotz psychischer<br />

Vorerkrankungen jetzt erhöht<br />

64 Verhindern statt nur versichern<br />

Wie Schadenprävention<br />

den Gewerbeschutz<br />

optimieren kann<br />

66 Vertrauen im Büro Warum<br />

die Police gegen Vertrauensschäden<br />

attraktiver ist als<br />

weithin gedacht<br />

70 Verliebt, vermietet,<br />

verärgert Warum in Krisenzeiten<br />

der Vermieter-Rechtsschutz<br />

wichtiger wird<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


Impressum<br />

Verlag und Redaktion<br />

Alsterspree Verlag GmbH<br />

Firmensitz: Großer Burstah 50–52, 20457 Hamburg<br />

Postanschrift:<br />

Kurfürstendamm 173/174, 10707 Berlin<br />

Telefon: +49 (0 30) 232 56 27 00<br />

www.<strong>procontra</strong>-online.de<br />

Herausgeber Philipp B. Siebert<br />

Chefredakteur Matthias Hundt<br />

Art Director Niels Flender<br />

90 98<br />

Layout und Infografik Sabine Müller<br />

Bildredaktion Roman Kulon, Eleonora Mavromati<br />

Berater<br />

74 »Kein Interesse, gekündigte<br />

Mitarbeiter in die Insolvenz<br />

zu treiben« Die Telis-Vorstände<br />

Stefanie Alt und Martin Pöll<br />

im Interview zur Recherchereihe<br />

„Vertriebe in der Kritik“<br />

78 So ist’s Recht Urteile, die<br />

Makler kennen sollten<br />

80 »PKV ist stabil, aber wir<br />

stagnieren« Stefan Reker vom<br />

PKV-Verband im aktuellen<br />

profino-Podcast<br />

82 Ärger beim Systemwechsel<br />

Was Strukturvertriebler über<br />

ihre Handelsvertreterverträge<br />

wissen sollten<br />

88 Eine Frage der Etikette Welche<br />

Beratungspflicht Makler<br />

jetzt durch die Herabstufung<br />

von ESG-Fonds haben<br />

90 Komm, wir kaufen einen<br />

Bestand! Das eigene Wachstum<br />

durch Bestandskäufe<br />

forcieren? Was es dabei zu<br />

beachten gilt<br />

94 pro & contra: Rententarife<br />

mit BUZ koppeln?<br />

Zwei konträre Meinungen<br />

über das Für und Wider von<br />

Produktkombinationen<br />

Sachwerte<br />

98 »Die Entsparung der<br />

Immobilie muss verbessert<br />

werden« Prof. Steffen Sebastian<br />

über knappen Wohnraum<br />

und Anreize zum Eigentumserwerb<br />

100 Investments mit Wirkung<br />

Private Equity avanciert zum<br />

Liebling bei Impact-Investments<br />

104 Nix zu verschenken<br />

Vererben wird teurer und<br />

verlangt cleveres Handeln<br />

schon zu Lebzeiten<br />

Rubriken<br />

3 Editorial<br />

5 Impressum<br />

6 Personen- und<br />

Firmenverzeichnis<br />

106 »Ich würde gern mal mit dem<br />

Papst tauschen« Stephen<br />

Voss, Vorstand bei Neodigital,<br />

plaudert aus dem Nähkästchen<br />

Lektorat TextSchleiferei.de<br />

Textbeiträge Mailin Bartknecht, Florian Burghardt,<br />

Heike Gorres, Matthias Hundt, Dr. Hans-Jörg Naumer,<br />

Hannah Petersohn, Uwe Schmidt-Kasparek, Stefan<br />

Terliesner, Martin Thaler, Udo Trichtl, Jan Wagner,<br />

Anne Mareile Walter<br />

Coverillustration Roman Kulon<br />

Anzeigenberatung Nadin Korte<br />

n.korte@alsterspree.de, +49 (0)40 6 07 71 29 24<br />

Anzeigendisposition<br />

Sabine Müller, s.mueller@alsterspree.de<br />

Verlagsgeschäftsführer<br />

Philipp B. Siebert, Tilman J. Freyenhagen<br />

Verantwortlich für diese <strong>Ausgabe</strong><br />

i. S. d. P. Matthias Hundt<br />

Druckerei MÖLLER PRO MEDIA® GmbH<br />

Zeppelinstraße 6, 16356 Ahrensfelde,<br />

www.moellerdruck.de<br />

Leserservice<br />

leserbetreuung@<strong>procontra</strong>-online.de<br />

Abonnement<br />

abo@<strong>procontra</strong>-online.de<br />

Heftpreis: 4,80 Euro<br />

Jahresabonnement: 20 Euro für sechs <strong>Ausgabe</strong>n<br />

inkl. Versandkosten, inkl. USt.<br />

© <strong>2023</strong> für alle Beiträge bei Alsterspree Verlag<br />

GmbH. Nachdruck, Aufnahme in Onlinedienste sowie<br />

Vervielfältigung auf Datenträger nur nach vorheriger<br />

schriftlicher Zustimmung.<br />

Hinweis Den Artikeln, Empfehlungen, Charts, Tabellen<br />

und Diagrammen liegen Informationen zugrunde,<br />

die die Redaktion für verlässlich hält. Trotz sorgfältiger<br />

Auswahl der Quellen kann für die Richtigkeit<br />

des Inhalts keine Haftung übernommen werden. Die<br />

in <strong>procontra</strong> gemachten Angaben dienen der Unterrichtung<br />

und sind keine Aufforderung zum Kauf oder<br />

Verkauf von Wertpapieren.<br />

Für Mitglieder der nachfolgend aufgeführten Verbände<br />

ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten:<br />

AfW Bundesverband Finanzdienstleistungen e. V.<br />

Votum Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungsunternehmen<br />

in Europa e. V.<br />

Unser Druck ist zu 100 % klimaneutral.<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


6 | PANORAMA Personen- und Unternehmensverzeichnis<br />

Index<br />

Personen- und Unternehmensverzeichnis<br />

UNTERNEHMEN<br />

Acatis________________ 9, 13, 15<br />

Allianz_________________ 9, 53 f.<br />

Alte Leipziger______________ 28<br />

Amundi________________ 29, 88<br />

Arag_______________________ 71<br />

Assekurata______________ 53 f.<br />

Axa________________________ 34<br />

Baloise_______________29, 62 f.<br />

Bayerische______________61 ff.<br />

Bayern-Versicherung__ 53, 55<br />

BCA_______________________ 89<br />

Bernhard Assekuranz______ 68<br />

BlackFin____________________ 6<br />

BlackRock__________ 14, 18, 88<br />

BNP Paribas_______________88<br />

Bonnfinanz________________ 83<br />

BVT________________________ 28<br />

CoinIX_____________________ 43<br />

Condor____________________ 53<br />

DekaBank_______________ 88 f.<br />

derigo_____________________ 28<br />

Drescher & Cie._________10, 34<br />

DVAG____________________ 83 f.<br />

DWS_________________ 6, 13, 88<br />

Ergo_______________________ 70<br />

Europa____________________ 29<br />

FE fundinfo________________ 89<br />

Fidelity____________________ 34<br />

Finanzberatung Bierl______ 61<br />

Fonds Finanz_______ 83, 89, 91<br />

Franklin Templeton________ 34<br />

FTX_____________________ 40 ff.<br />

GDP_______________________ 30<br />

Getsurance______________ 50 f.<br />

Hansekontor West_________ 68<br />

Hiscox_____________________ 29<br />

Hoesch & Partner________ 53 f.<br />

Ideal______________________ 55<br />

ifa_________________________ 94<br />

Invesco____________________ 34<br />

JDC_______________________ 91<br />

John Deere________________ 37<br />

KGAL______________________ 29<br />

KS/Auxilia_________________ 70<br />

Legal & General___________ 34<br />

Lieblingsmakler____________ 91<br />

LVM_______________________ 10<br />

Michaelis Rechtsanwälte__ 86<br />

Morgen & Morgen_________ 30<br />

MorgenFund________________ 6<br />

Morningstar_______________ 89<br />

Neodigital________________ 106<br />

Noerr Rechtsanwälte_____ 105<br />

Nürnberger______________ 50 f.<br />

Ökoworld__________________ 17<br />

OVB____________________ 83 ff.<br />

Pimco_____________________88<br />

Policen Direkt___________ 90 f.<br />

R+V________________ 53, 55, 67<br />

Resultate Institut__________ 92<br />

Roland____________________ 71<br />

Santander______________ 13, 16<br />

Scope_________________30, 1<strong>01</strong><br />

STC Versicherungsmakler__ 68<br />

Swiss Life Select_______ 84, 86<br />

tecis_______________________ 83<br />

Telis____________8, 74 ff., 83 ff.<br />

Vanguard__________________ 39<br />

VHV_______________________ 28<br />

VVM Voigt______________10, 67<br />

Wirth Rechtsanwälte__ 85, 89<br />

Würzburger________________ 29<br />

YouGov____________________ 56<br />

Zurich_____________________ 29<br />

PERSONEN<br />

Alt, Stefanie_____ 74 ff., 83, 87<br />

Andersch, Claudia_________ 55<br />

Asmussen, Jörg____________ 53<br />

Barent, Sibylle____________ 105<br />

Bates, Mikkel______________ 89<br />

Beck, Hans-Joachim______ 105<br />

Becker, Kai________________ 71<br />

Berger, Daniel_______ 85 f., 89<br />

Best, Christian_____________ 65<br />

Bierl, Tobias_______________ 61<br />

Bornhöft, Jens___________ 57 f.<br />

Bröning, Tim_______________ 89<br />

Danner, Christian__________ 71<br />

Denzer, Joscha____________ 67<br />

Draghi, Mario______________ 14<br />

Drescher, Björn______ 10, 34 ff.<br />

Drews, Hans-Hermann___ 64 f.<br />

Eisinger, Nick______________ 39<br />

Finkeissen, Julia___________ 81<br />

Friedrich, Tobias________ 13, 16<br />

Fritscher, Karlheinz________ 55<br />

Funk, Alexander___________ 17<br />

Gräfer, Martin_____________ 61<br />

Grimm, Andreas_________ 92 f.<br />

Grötsch, Paul_____________ 105<br />

Grund, Frank___________ 11, 53<br />

Heermann, Lars___________ 54<br />

Heidekamp, Bert__________ 71<br />

Jesch, Björn_______________ 13<br />

Jonen, Jens________________ 68<br />

Kemnitz, Gerd__________61, 63<br />

Köhler, Thomas R.__________ 81<br />

Kowol, Michael__________ 62 f.<br />

Krautzberger, Michael_14, 16, 18<br />

Kuhr, Thorsten_____________ 68<br />

Lagarde, Christine_________ 18<br />

Leber, Hendrik________ 9, 13 ff.<br />

Michaelis, Stephan_____ 8, 86<br />

Naumer, Hans-Jörg_________ 9<br />

Nyolt, Lars____________ 10, 67 f.<br />

Oehlenberg, Lutz__________ 54<br />

Papaspyratos, Constantin_ 94 f.<br />

Peukert, Robert__________91 ff.<br />

Politycki, Andreas________ 50 f.<br />

Pöll, Martin_____8, 74 ff., 83 ff.<br />

Priebe, Volker______________ 54<br />

Putin, Wladimir____________ 13<br />

Reeg, Michael___________ 53 f.<br />

Reker, Stefan______________80<br />

Ruß, Jochen_______________ 94<br />

Sandner, Philipp_________41 ff.<br />

Schildt, Moritz_____________ 43<br />

Schneider, Hendrik____ 66, 69<br />

Schnitzer, Monika___________ 11<br />

Sebastian, Steffen____10, 98 f.<br />

Sturm, Dennis_____________ 68<br />

Tatura, Manuel____________ 70<br />

Tommaso, Michael________ 105<br />

Ulbricht, Frank____________ 89<br />

Vathje, Andrea___________ 1<strong>01</strong><br />

Voss, Stephen____________ 106<br />

Walter, Andreas________ 11, 43<br />

Weidling, Peter____________ 81<br />

Werner, Timo_____________ 102<br />

Wilhelm, Mark_____________ 78<br />

BdV schlägt staatliches Vergleichsportal<br />

für Abschlusskosten vor<br />

Das BaFin-Merkblatt zu den Wohlverhaltensregeln für Lebensversicherer<br />

sorgt in der Branche für viel Kritik. Für den Bund der Versicherten geht es<br />

nicht weit genug. Neben Kritik äußern die Verbraucherschützer auch Vorschläge.<br />

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<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


Eberhard Sautter,<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

Medizinischer<br />

Fortschritt für alle<br />

Neue<br />

KV-Zusatz –<br />

auch als<br />

bKV<br />

Früher hilft besser<br />

HanseMerkur fördert medizinische Innovationen<br />

und macht diese für die Versicherten zugänglich. So<br />

auch Krebs-Scan. Der neuartige Bluttest, kombiniert<br />

mit modernsten bildgebenden Verfahren, erkennt<br />

viele Krebsarten in einem frühen symptomlosen<br />

Stadium. Im Krankheitsfall erfolgt eine enge medizinische<br />

Begleitung inkl. Chefarztbehandlung. Ein<br />

großer Fortschritt im Kampf gegen Krebs und einzigartig<br />

am Markt. Hand in Hand ist HanseMerkur.


8 | PANORAMA Meinungsmacher<br />

Starke Thesen<br />

Experten, Interviewpartner und <strong>procontra</strong>-Leser mit klaren Meinungen<br />

»Ein Promillesystem<br />

kann eine Differenzprovision,<br />

wie wir<br />

sie anbieten,<br />

nicht darstellen.«<br />

Martin Pöll, Vorstand der Telis-Finanz, verteidigt<br />

das Einheitensystem, das in Strukturvertrieben zum<br />

Einsatz kommt. Außerdem bezieht er zur aktuellen<br />

Unruhe im Wettbewerb der Vertriebswege Stellung.<br />

Mehr dazu auf Seite 74<br />

»Wahrscheinlich werden ab August<br />

etliche neue Impact-Sachwertefonds<br />

zum Vertrieb zugelassen.«<br />

»In Aufhebungs verträgen<br />

werden oft unwissentlich<br />

Vereinbarungen unterschrieben,<br />

die nachteilig<br />

für den ehemaligen<br />

Mitarbeiter sind.«<br />

Stephan Michaelis, Rechtsanwalt der Kanzlei<br />

Michaelis, stand als Experte für unsere Recherchereihe<br />

„Vertriebe in der Kritik“ zur Verfügung und<br />

äußerte sich unter anderem zu den Aufhebungsverträgen<br />

zwischen Handelsvertretern und ihren<br />

Strukturvertrieben.<br />

Mehr dazu auf Seite 82<br />

Die EU hat den Zugang durch die ELTIF-Reform erleichtert –<br />

eine große Chance für Finanzanlagenberater, auch Privatanlegern<br />

Investments in Energieprojekte zu ermöglichen.<br />

Mehr dazu auf Seite 100<br />

»Hand aufs Herz: Wer glaubt daran?«<br />

Wie neutral kann eine Vergleichs- und Analyseplattform sein bzw.<br />

bleiben, wenn einer der zu vergleichenden/analysierenden Versicherer<br />

die Gehälter sichert? Jaaa, natürlich gibt es einen Ehrenkodex<br />

und bestimmt auch eine Textpassage im Kaufvertrag, dass Swiss<br />

Life nicht in das Geschäftsmodell von Franke und Bornberg hineinregiert<br />

... Hand aufs Herz: Wer glaubt daran?<br />

Detlef Kraus, via LinkedIn<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


Meinungsmacher PANORAMA | 9<br />

»Man kann nur staunend<br />

den Kopf schütteln«<br />

Jede Person, die sich ernsthaft mit den gesetzgeberischen<br />

Grundlagen der Nachhaltigkeitspräferenz-Ermittlung<br />

befasst hat, kann bei dieser<br />

unrealistischen Zeitannahme nur staunend den<br />

Kopf schütteln (Anm. d. Red.: Die Bundesregierung<br />

kalkuliert für das Erfragen der Nachhaltigkeitspräferenzen<br />

der Kunden innerhalb der Beratung mit<br />

einem Zeitaufwand von sechs Minuten). Es besteht<br />

zu hoffen, dass diese gänzlich unrealistische Aufwandsbeurteilung<br />

nur auf Unwissenheit beruht und<br />

nicht auf der generellen Haltung, dass eine Anlageberatung<br />

als minderqualifizierte Dienstleistung<br />

abgetan wird ...<br />

Votum Verband, via LinkedIn<br />

»Die größte Herausforderung<br />

für die Wirtschaft<br />

ist die Politik, da sie<br />

unscharfe Rahmenbedingungen<br />

setzt.«<br />

Hendrik Leber, geschäftsführender Gesellschafter<br />

und Fondsmanager bei Acatis Investment,<br />

fordert eine stetige, verlässliche, zurückhaltende<br />

Wirtschaftspolitik sowie klare Rahmenbedingungen,<br />

die langfristiges Investieren fördern würden.<br />

Mehr zu den Marktaussichten im Titel ab Seite 15<br />

»Beeindruckt von<br />

der Versicherungsbranche«<br />

Ich bin beeindruckt, wie sich die Versicherungsbranche<br />

in 2022 entwickelt hat. Es ist ermutigend<br />

zu sehen, dass Basisrenten und Direktversicherungen<br />

in der bAV so gut nachgefragt werden.<br />

Carlos Großjean, via LinkedIn<br />

Kolumne<br />

Dr. Hans-Jörg Naumer<br />

leitet Global Capital Markets &<br />

Thematic Research von Allianz<br />

Global Investors<br />

»Das Zittern hat<br />

sich gelohnt«<br />

Die Grundidee, die Kraft der Aktienrenditen für eine<br />

vergreisende Gesellschaft zu nutzen, macht allen Sinn der<br />

Welt. Fragwürdig bleibt das Vorhaben in seiner Ausgestaltung.<br />

Die „Aktienrente“ kommt jetzt, gewandelt in „Generationenkapital“,<br />

als Staatsfonds, den der Staat selbst – letztlich<br />

schuldenfinanziert – befüllt. Ein Hedgefonds also.<br />

Eigenes Vermögen können die Bürger dadurch nicht<br />

aufbauen, das klang zu Beginn des Vorhabens noch ganz<br />

anders. Da war noch vorgesehen, dass die sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten einen Teil ihrer Beiträge zur<br />

gesetzlichen Rentenversicherung abzweigen und damit<br />

selbst für das Alter investieren können. Was ein starker<br />

Beitrag gegen die Ungleichheit gewesen wäre, daraus wird<br />

jetzt nichts. Aber warum gehen Sie nicht selbst an Ihre<br />

eigene, ganz individuelle Aktienrente, zum Beispiel mittels<br />

eines Aktiensparplans für sich und Ihre Kinder? Gerade in<br />

Zeiten erhöhter Inflation sind Aktien als Sachkapital<br />

besonders sinnvoll. Ja, Aktien sind nicht risikolos. Es kann<br />

zu Kursverlusten kommen. Mein Trost: Wären Aktien ohne<br />

Risiken, wären auch keine höheren Renditen zu erwarten.<br />

Es gäbe keine Risikoprämie. Wichtig ist es deshalb, breit zu<br />

streuen, um mehr Ruhe ins Portfolio zu bekommen, den<br />

Durchschnittskosteneffekt durch den Kauf zu unterschiedlichen<br />

Zeiten zu nutzen (wie es ein Sparplan ermöglicht)<br />

und auf mittlere bis längere Sicht zu investieren. Die Zeit<br />

heilt viele Wunden, wie auch der Blick in die Vergangenheit<br />

zeigt. Da für den US-Markt besonders lange Zeiträume<br />

vorliegen, nehme ich diesen als Beispiel: Fast alle Anlagezeiträume<br />

über 30 Jahre am US-amerikanischen Aktienmarkt<br />

von 18<strong>01</strong> bis heute haben für Aktien eine Mehrrendite<br />

gegenüber Anleihen gebracht. Ausnahmen gab es nur<br />

zwei. Das „Zittern“ hat sich gelohnt.<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


10 | PANORAMA Meinungsmacher<br />

Koppelprodukte<br />

Ist eine Kombi aus Altersvorsorge und<br />

BUZ sinnvoll?<br />

»Themenfonds sind<br />

auch ein Appell<br />

an die Gier.«<br />

Björn Drescher, Vorstand der Drescher<br />

& Cie. AG, über die Kehrseite fokussierter<br />

Fonds und die Schwierigkeit, Utopien von<br />

künftigen Gewinnmaschinen abzugrenzen.<br />

Mehr dazu im Investmenttalk ab Seite 34<br />

Der Bund der Versicherten<br />

nahm Rententarife mit BUZ<br />

unter die Lupe und stellte ihnen<br />

ein schlechtes Zeugnis aus. Vom<br />

ifa-Institut gab es Kritik: die<br />

Produkte seien oft sinnvoll. Die<br />

Mehrheit der <strong>procontra</strong>-Leser<br />

(62 Prozent) vertritt die Sicht<br />

des BdV und sagt: Die Leistungen<br />

werden so schlechter.<br />

28<br />

10<br />

Ja, das ist eine<br />

verbraucherfreundliche<br />

Kombination.<br />

62<br />

Nein, die<br />

Leis tungen sind<br />

dadurch schlechter.<br />

Quelle: <strong>procontra</strong>-online.de<br />

»Es gibt zu wenige<br />

Verantwortliche mit Rückgrat«<br />

Absolut nicht nachvollziehbar, wie eine Versicherung sich<br />

derart erpressen lässt (Anm. d. Red.: Entschuldigungsbrief<br />

des LVM an die Freien Bauern). Jedes Mal, wenn es um vegane<br />

Angebote in Kantinen und Ähnliches geht, läuft der aggressive<br />

Shitstorm der Agrarlobby. Leider mit Erfolg. Es gibt zu wenige<br />

Verantwortliche mit Rückgrat.<br />

Marion Blume, via Facebook<br />

»Die VSV führt ein unberechtigtes<br />

Schattendasein.«<br />

Versicherungsmakler Lars Nyolt von der VVM Voigt<br />

Versicherungsmakler GmbH ist großer Fan der<br />

Vertrauensschadenversicherung und berichtet,<br />

wie er sie an Mann und Frau bringt.<br />

Mehr dazu auf Seite 66<br />

»Nur noch laufende<br />

statt einmalige<br />

Abschluss provision«<br />

Das Beste wäre, es gibt nur noch die<br />

Möglichkeit der laufenden Provision<br />

und keine Abschlussprovision. Damit<br />

wäre schon viel erreicht (Anm. d. Red.:<br />

Kommentar eines Maklers im Rahmen<br />

unserer Berichterstattung zur neu entfachten<br />

Debatte um die Einführung eines<br />

europaweiten Provisionsverbots für die<br />

Versicherungsvermittlung).<br />

Mario Seisenbacher, via Facebook<br />

»Die derzeit am Markt zu<br />

findenden Modelle zum Teilverkauf<br />

sind größtenteils unseriös.«<br />

Prof. Steffen Sebastian, Inhaber des Lehrstuhls für Immobilienfinanzierung<br />

sowie stellvertretender Geschäftsführer des IREBS Instituts für Immobilienwirtschaft,<br />

über den Immobilienmarkt und Modelle zur Entsparung einer Immobilie.<br />

Mehr dazu auf Seite 98<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


Meinungsmacher PANORAMA | 11<br />

»Ich rechne<br />

damit, dass die<br />

Überschussbeteiligung<br />

in der Breite<br />

steigen wird.«<br />

Frank Grund, Exekutivdirektor bei<br />

der Finanzaufsicht (BaFin), blickt<br />

optimistisch auf die Entwicklung der<br />

Deklarationen der Lebensversicherer<br />

und nennt auch Voraussetzungen für<br />

diesen Ausblick.<br />

Mehr dazu auf Seite 52<br />

»Deutschland<br />

muss das doch<br />

besser können«<br />

Jene Art von Vorschlägen sind sozial ungerecht<br />

und mit Sicherheit verfassungswidrig<br />

(Anm. d. Red.: Die Wirtschaftsweise<br />

Monika Schnitzer schlägt vor,<br />

besonders hohe gesetzliche Renten zu<br />

kürzen und die Rentenbeiträge zeitnah<br />

zu erhöhen, um auch die Babyboomer-<br />

Generation noch mit zahlen zu lassen).<br />

Vielleicht sollte man sich in dieser Rentenfrage<br />

mal an anderen Ländern wie<br />

zum Beispiel Österreich orientieren. Ein<br />

reiches Land wie Deutschland muss das<br />

doch besser können.<br />

Ingo Estermann, via Facebook<br />

»Kryptos taugen<br />

als Hedging-<br />

Instrument<br />

nichts.«<br />

Prof. Andreas Walter<br />

von der Justus-Liebig-Universität<br />

Gießen ist äußerst skeptisch,<br />

ob Bitcoin & Co. für etwas anderes<br />

taugen als reine Spekulation.<br />

Mehr auf Seite 40<br />

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12 | TITELTHEMA <br />

Illustration: Roman Kulon


Altersvorsorge TITELTHEMA | 13<br />

Kampf gegen die Geldschmelze<br />

Die Herausforderungen bei der Kapitalanlage bleiben hoch, die Auswahl geeigneter<br />

Produkte ein zentrales Thema für die Altersvorsorge. Wie die Inflation Anleger noch<br />

fordert und welche Fonds mit ihren Rendite-Risiko-Profilen überzeugten<br />

HG HEIKE GORRES MH MATTHIAS HUNDT<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Vergleich von Realrenditen<br />

unterschiedlicher Anlageklassen<br />

Inflationsprognosen<br />

verschiedener Anlageprofis<br />

Ansätze für langfristigen Kapitalaufbau<br />

„Das abgelaufene Börsenjahr zählt zu den historisch<br />

schlechtesten Jahren für Investoren, in<br />

denen sowohl Aktien als auch Anleihen deutliche<br />

Kursrückgänge verzeichnen mussten“,<br />

beschreibt Tobias Friedrich, Senior Manager<br />

Markets & Clients bei Santander Asset Management<br />

Deutschland, in einem Marktkommentar.<br />

Die militärischen Auseinandersetzungen in der<br />

Ukraine, die über weite Strecken gelebte Null-Covid-Politik<br />

in China sowie die aggressivste geldpolitische<br />

Straffung der Notenbanken im Kampf<br />

gegen die ausufernde Inflation hätten die Märkte<br />

sehr durcheinandergewirbelt.<br />

Mit dem Überfall des russischen Staatspräsidenten<br />

Wladimir Putin auf die Ukraine im Februar<br />

2022 „kam ein flächendeckender Krieg nach<br />

Europa, der die Rohstoffpreise, besonders für<br />

Nahrungsmittel und Energie, in ungeahnte<br />

Höhen trieb“, formuliert Björn Jesch, Leiter der<br />

Investitionsabteilung weltweit bei der Fondsgesellschaft<br />

DWS, in einem Marktbericht. Die Entwicklung<br />

dieser Preise ist einer der Mitauslöser<br />

für die stark gestiegene Inflationsrate, die bis in<br />

dieses Jahr hineinreicht.<br />

Im Euroraum hat zum Beispiel der Preisanstieg<br />

im Bereich Energie nach Daten des EU-Statistikamts<br />

Eurostat im vergangenen Oktober den<br />

Jahres-Spitzenwert von 41,5 Prozent erreicht<br />

(siehe Grafik).<br />

Sinkende Inflationsraten?!<br />

„Die Inflation wird bleiben“, meint Hendrik<br />

Leber, geschäftsführender Gesellschafter und<br />

Fondsmanager bei Acatis Investment – eine Einschätzung,<br />

die zahlreiche Marktteilnehmer und<br />

Beobachter teilen. „Sie dürfte im Jahresverlauf<br />

und darüber hinaus zwar etwas zurückgehen.<br />

Aber sie wird quer durch die Bevölkerungsschichten<br />

auf niedrigerem Niveau sehr präsent<br />

bleiben.“ Aus Lebers Sicht hat das Jahr 2022<br />

deutlich gemacht, dass die großen Notenbanken<br />

nicht mehr wie zuvor gedacht die Herrscher<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Hoher Preisanstieg<br />

bei Energie und Lebensmitteln<br />

Inflationsrate im Euroraum von ausgewählten Segmenten<br />

zum Vorjahresmonat<br />

28,8<br />

3,5<br />

Energie<br />

39,6<br />

1/2022 7/2022 8/2022 9/2022 10/2022 11/2022 12/2022 1/<strong>2023</strong> *<br />

*Prognose, Angaben in %<br />

38,6<br />

9,8 10,6<br />

40,7<br />

11,8<br />

Lebensmittel, Alkohol und Tabak<br />

41,5<br />

34,9<br />

25,5<br />

17,2<br />

13,1 13,6 13,8 14,1<br />

Quelle: Eurostat<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


14 | TITELTHEMA Altersvorsorge<br />

»Das abgelaufene Börsenjahr<br />

zählt zu den historisch<br />

schlechtesten Jahren für Investoren.«<br />

3,0<br />

Tobias Friedrich,<br />

Santander Asset Management Deutschland<br />

über das Geschehen sind. „Seit der ersten<br />

Liquiditätsschwemme 2009 nach der Finanzkrise<br />

und dem ‚Whatever it takes‘ 2<strong>01</strong>2 vom damaligen<br />

EZB-Chef Mario Draghi zur Stabilisierung<br />

des Euro ist man davon ausgegangen, dass die<br />

Zentralbanken die Lage beherrschen“, sagt Leber.<br />

„Und nun merkt man, dass die Stellhebel irgendwo<br />

nicht mehr funktionieren. Das ist ein ganz<br />

neuer Aspekt, den wir seit der Finanzkrise 2008<br />

nicht mehr hatten“ (siehe auch Interview Seite<br />

15).<br />

Leitzins klettert wieder<br />

4,75<br />

2,0<br />

4,25<br />

1,0<br />

1/1999 10/2000 6/2003 7/2008 5/2009<br />

3/2<strong>01</strong>6 2/<strong>2023</strong><br />

0,0<br />

3,0<br />

Quelle: Statista <strong>2023</strong><br />

So wie Leber rechnet auch der Anleihenspezialist<br />

Michael Krautzberger mit einem sinkenden<br />

Preisniveau. „Stand heute gehe ich davon aus,<br />

dass die Kern-Inflationsrate in einem halben<br />

bis einem Jahr in Deutschland klar unter 5 Prozent<br />

liegt. Wahrscheinlich rückt sie noch ein<br />

gutes Stück näher an das Zentralbankziel für die<br />

Gesamtinflation von 2 Prozent heran“, meint der<br />

Leiter des Bereichs Anleihen für die Region Europa,<br />

Naher Osten und Afrika (EMEA) bei Black-<br />

Rock. In der Kern-Inflationsrate sind die Preise<br />

für Lebensmittel und Energie nicht enthalten.<br />

„Die Gas- und Ölpreise sind wieder deutlich gefallen,<br />

die Lieferketten funktionieren wieder besser<br />

und die Verschiffungstarife werden wieder günstiger“,<br />

nennt Krautzberger einige Faktoren für<br />

seine Einschätzung.<br />

Die Deutsche Bundesbank erwartet in diesem<br />

Jahr ebenfalls sinkende Preise bei Rohöl und für<br />

2024 und 2025 auch fallende Strom- und Gaspreise.<br />

Insgesamt rechnet die Bank in Deutschland<br />

für <strong>2023</strong> mit einer Inflationsrate von rund 7 Prozent<br />

im Schnitt. „In den Jahren 2024 und 2025<br />

dürfte sich die allmähliche Entspannung bei den<br />

Verbraucherpreisen weiter fortsetzen. Der Preisanstieg<br />

bleibt aber hoch“, meinen die Banker.<br />

Alle Prognosen zu Richtung und Höhe künftiger<br />

Inflationsraten haben eines gemeinsam: Das Bewusstsein<br />

für den Kaufkraftverlust ist auch beim<br />

Vermögensaufbau in der breiten Bevölkerung<br />

gestiegen. Das hilft in der Beratung beim Anlageziel<br />

„Kaufkrafterhalt“, Lösungen mit zu geringen<br />

Ertragschancen auszuklammern und jene mit<br />

langfristigem Kurspotenzial zu favorisieren,<br />

gerade auch in einer sehr herausfordernden Zeit<br />

(siehe auch Fondsanalyse ab Seite 20).<br />

Die seit dem vergangenen Jahr anhaltende, von<br />

großen Überraschungen geprägte Phase an den<br />

Märkten mache die Tätigkeit als Kapitalanleger<br />

im Rentenbereich derzeit besonders interessant,<br />

meint Krautzberger: „Wenn die Zinserwartungen<br />

bezüglich der EZB reichen von: Es gibt keine<br />

Zinserhöhungen bis hin zu den aggressivsten<br />

Zinsanhebungen, die es je gab, ist dies bei allen<br />

Herausforderungen, die dies mit sich bringt,<br />

natürlich sehr spannend.“ Es sei zudem deutlich<br />

angenehmer, in einer Situation zu arbeiten, in<br />

der selbst kurzlaufende Anleihen mit konservativem<br />

Profil 3 Prozent Rendite erzielen, als in<br />

Foto: Santander Asset Management


Altersvorsorge TITELTHEMA | 15<br />

»Politik setzt unscharfe<br />

Rahmenbedingungen«<br />

Hendrik Leber, geschäftsführender Geschäftsführer bei Acatis, über einen<br />

„einfachen Weg“ zu investieren und eine Politik, die sich zurückhalten sollte<br />

<strong>procontra</strong>: Die vergangenen fünf<br />

Jahre waren für die Aktienmärkte eine<br />

sehr wechselhafte Zeit. Was waren<br />

nach Ihrer Beobachtung die wesentlichen<br />

Einflussfaktoren?<br />

Hendrik Leber: Wir haben im vergangenen<br />

Jahr beobachtet, dass die<br />

Makroseite doch eine Rolle spielt.<br />

Bisher konnten die Notenbanken<br />

immer die Börse stützen. 2022 haben<br />

wir jedoch zum ersten Mal gemerkt,<br />

dass sie an die Grenzen ihrer Fähigkeiten<br />

kommen, weil die Inflation<br />

nicht mehr beherrschbar ist. Das hat<br />

generell zu einer Neubewertung von<br />

Aktien geführt. Dazu kamen seit 2020<br />

zahlreiche Krisenthemen: Corona-Krise,<br />

Krieg in der Ukraine, geopolitische<br />

Krisen. Da merkte man, dass die Annahmen,<br />

auf der die Arbeitsteilung der<br />

Welt beruht, nicht mehr „da“ sind und<br />

sich die Prämissen als nicht tragfähig<br />

erwiesen haben. Große Themen, die<br />

bleiben werden, sind darüber hinaus<br />

der Klimawandel und die demografische<br />

Überalterung.<br />

<strong>procontra</strong>: Was sind geeignete<br />

Strategien, um auf diese und andere<br />

Einflussgrößen reagieren zu können<br />

oder mit ihnen umzugehen?<br />

Leber: Für mich ist das ein ganz<br />

einfacher Weg: Ich schaue mir die<br />

Bilanzen der Unternehmen an, also<br />

die Geschäftsentwicklung und wie sie<br />

sich in Zahlen widerspiegelt. Bei einer<br />

Firma zum Beispiel, die ich vor Kurzem<br />

besucht habe, frage ich mich, wie<br />

man in den nächsten Jahren ohne die<br />

Technologie auskommen soll, die diese<br />

Firma entwickelt hat. Sie wird daher<br />

in den kommenden Jahren Umsätze<br />

und Gewinne bringen und auch in<br />

einem anhaltend inflationären Umfeld<br />

wirtschaften können. Das ist eigentlich<br />

alles, worauf es momentan ankommt.<br />

Eine weitere Möglichkeit ist zum Beispiel,<br />

in bereits etablierte Firmen in<br />

einem wachsenden Markt zu investieren,<br />

die eine starke Marktmacht haben<br />

und so Gewinne erzielen können.<br />

<strong>procontra</strong>: Was sind Ihre Markterwartungen<br />

im Aktienbereich für <strong>2023</strong>?<br />

Leber: Ich bin recht positiv gestimmt.<br />

Viele negative Einflüsse kommen<br />

wahrscheinlich zu einem Ende, vieles<br />

normalisiert sich wieder. Die Lieferketten<br />

funktionieren wieder besser, auch<br />

der Warenstrom von und nach China<br />

läuft wieder besser. Wir gewöhnen uns<br />

zunehmend daran, dass Corona eine<br />

normale Erkältung ist. Warum sollte es<br />

also nicht weitergehen an den Börsen?<br />

<strong>procontra</strong>: Was sind für Sie die größten<br />

Herausforderungen für die Aktienmärkte<br />

und die Investoren?<br />

Leber: Die größte Herausforderung für<br />

die Wirtschaft ist die Politik, da sie<br />

unscharfe Rahmenbedingungen setzt.<br />

Etwa bei Themen wie der Übergewinnsteuer,<br />

Preisbremsen, Benzinsubventionen.<br />

Ohne klare Rahmenbedingungen<br />

wird niemand langfristig<br />

investieren. Ich wünsche mir eine<br />

stetige, verlässliche, zurückhaltende<br />

Wirtschaftspolitik, die dafür sorgt,<br />

dass die Firmen ihren Part abliefern<br />

können, ohne laufend mit Querschlägen<br />

rechnen zu müssen. Die Politik<br />

könnte viele Stolpersteine einfach<br />

wegnehmen – und schon wäre auch<br />

die Transformation in Richtung<br />

Nachhaltigkeit viel einfacher.<br />

Foto: Acatis


16 | TITELTHEMA Altersvorsorge<br />

Ankaufsjahr<br />

Jährliche Rendite in %<br />

Negative<br />

Rendite<br />

Rendite<br />

um null<br />

Durchhalten für Rendite-Plus<br />

Ab einer Haltedauer von zwölf Jahren lag man im<br />

DAX immer in der Gewinnzone.<br />

8,3 7,7 1984<br />

8,3 7,7 1983<br />

9,1 8,2 2002 Wer 2002 mit einer Einmalanlage<br />

in den DAX einstieg, erzielte bis<br />

2022 eine jährliche Rendite von<br />

8,2 Prozent.<br />

Positive<br />

Rendite<br />

1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 20<strong>01</strong> 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2<strong>01</strong>0 2<strong>01</strong>1 2<strong>01</strong>2 2<strong>01</strong>3 2<strong>01</strong>4 2<strong>01</strong>5 2<strong>01</strong>6 2<strong>01</strong>7 2<strong>01</strong>8 2<strong>01</strong>9 2020 2021 2022<br />

Verkaufsjahr<br />

2021<br />

2020<br />

2<strong>01</strong>9<br />

2<strong>01</strong>8<br />

2<strong>01</strong>7<br />

5<br />

2<strong>01</strong>6<br />

2<strong>01</strong>5<br />

2<strong>01</strong>4<br />

2<strong>01</strong>3<br />

2<strong>01</strong>2<br />

10<br />

2<strong>01</strong>1<br />

2<strong>01</strong>0<br />

2009<br />

2008<br />

2007<br />

15<br />

2006<br />

2005<br />

2004<br />

2003<br />

8,2 2002<br />

20<br />

20<strong>01</strong><br />

2000<br />

1999<br />

1998<br />

1997<br />

25<br />

1996<br />

1995<br />

1994<br />

1993<br />

1992<br />

30<br />

1991<br />

1990<br />

1989<br />

1988<br />

1987<br />

35<br />

1986<br />

1985<br />

1984<br />

1983<br />

1982<br />

40<br />

1981<br />

1980<br />

1979<br />

1978<br />

1977<br />

45<br />

1976<br />

1975<br />

1974<br />

1973<br />

1972<br />

Quelle: DAI<br />

Zeiten, in denen diese negativ verzinst wurden<br />

und bestenfalls mit Zusatzerträgen etwas höhere<br />

Erträge erwirtschaftet werden konnten.<br />

Zinserhöhung versus Wachstum<br />

Mit der Anhebung der Zinsen werde sich die<br />

Wirtschaft verlangsamen, meint der Anleihenfachmann.<br />

„Zahlreiche Beobachter rechnen<br />

Kommt es in Deutschland<br />

und im Euroraum<br />

zu einer tiefen Rezession?<br />

Stand heute mit einer Rezession in Deutschland<br />

und in der Eurozone. Deutliche Unterschiede<br />

gibt es allerdings bei der Einschätzung, wie stark<br />

sie ausfällt und wie lange sie währt“, sagt Krautzberger.<br />

Er selbst preist eine Anhebung der Zinsen<br />

seitens der EZB auf ein Hoch von um die 3 Prozent<br />

ein und rechnet hierzulande nicht mit einer<br />

tiefen Rezession (siehe auch Interview Seite 18).<br />

Die Bundesbank erwartet für dieses Jahr einen<br />

Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,5<br />

Prozent. „Die Wirkung der Geldpolitik auf die<br />

Realwirtschaft nimmt in der Regel etwa sechs bis<br />

neun Monate in Anspruch, um sich zu entfalten.<br />

So ist es durchaus sehr wahrscheinlich, dass sich<br />

die Konjunktur in Europa wie auch in den USA<br />

zunächst weiter abschwächt“, meint auch Friedrich<br />

von Santander Asset Management.<br />

Für Privatanleger stellt sich bei solchen Gegebenheiten<br />

erst recht die Frage, wie sie ihr Geld investieren<br />

können, um etwa Rentenlücken zu schließen<br />

oder zumindest die Kaufkraft zu erhalten.<br />

Die besten Zutaten dafür: breite Aktienstreuung,<br />

weltweiter Ansatz und langfristiger Horizont. Die<br />

Stiftung Warentest hat vor Kurzem die Rendite<br />

nach Abzug der Inflationsrate, also die Realren-<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


Altersvorsorge TITELTHEMA | 17<br />

»Glaubwürdigkeit des<br />

Tuns ist maßgeblich«<br />

Alexander Funk, Leiter des Portfoliomanagements bei Ökoworld,<br />

über die Frage, wie nachhaltig der Mainstream wirklich ist<br />

<strong>procontra</strong>: Im Anlagesegment unter<br />

dem Begriff „Nachhaltigkeit“ hat sich<br />

seit 2<strong>01</strong>8 viel getan. Was waren die<br />

wichtigsten Einflussfaktoren auf die<br />

Entwicklung dieses Marktes?<br />

Alexander Funk: Für mich haben<br />

die Menschen realisiert, dass es für<br />

unseren Planeten fünf vor zwölf ist<br />

und es ein „Weiter-so“ nicht mehr<br />

geben darf und kann. Die letzten Jahre<br />

waren geprägt von klimabedingten<br />

Jahrhundertereignissen, seien es<br />

Überschwemmungen oder zu trockene<br />

und heiße Sommer. Zunehmend wird<br />

hinterfragt, wo unsere Güter herkommen<br />

und wie und unter welchen<br />

Bedingungen sie produziert werden.<br />

Der bewusste Umgang mit Geld, ihm<br />

eine sinnvolle Richtung zu geben, ist<br />

für mich eine der Triebfedern für die<br />

Mittelzuflüsse im Bereich des nachhaltigen<br />

Investments in den vergangenen<br />

Jahren. Die EU-Taxonomie wirkte als<br />

Beschleuniger, auch wenn wir diese<br />

Zwangsmaßnahme sehr kritisch<br />

sehen. Greenwashing sowie Investitionen<br />

in Atomkraft, Gas und Waffen<br />

haben eher einen nationalistisch geprägten<br />

Ursprung als echte Nachhaltigkeit.<br />

Viele Anbieter sind auf dieser<br />

hellgrünen Welle mitgeschwommen.<br />

<strong>procontra</strong>: Was sind sinnvolle Strategien,<br />

um auf diese und weitere Einflussfaktoren<br />

reagieren zu können?<br />

Funk: Uns ist wichtig, dass wir uns<br />

nicht von kurzfristigen Marktentwicklungen<br />

blenden lassen, sondern<br />

unserer seit mehr als 45 Jahren gelebten<br />

DNA treu bleiben. Das bedeutet,<br />

dass wir Atomkraft, Waffen und den<br />

Raubbau an natürlichen Ressourcen –<br />

neben der Berücksichtigung weiterer<br />

Kriterien – nach wie vor konsequent<br />

ausschließen. Nach all den Greenwashing-Debatten<br />

wird sich zeigen,<br />

wie „nachhaltig“ der Mainstream wirklich<br />

geworden ist.<br />

<strong>procontra</strong>: Was sind Ihre Markterwartungen<br />

im Bereich Nachhaltigkeit?<br />

Funk: 2022 hat gezeigt, dass nachhaltige<br />

Finanzprodukte vor schwachen<br />

Aktiennotierungen nicht geschützt<br />

sind. Im Gegenteil, Fondsanbieter<br />

mit einem 100-prozentig klaren und<br />

echten Nachhaltigkeitsansatz haben<br />

überproportional verloren. Diese „pure<br />

players“ haben nicht die Möglichkeit,<br />

etwa über Umsatzschwellen in kontroverse<br />

Geschäftsmodelle zu investieren,<br />

die im europäischen Kriegsjahr<br />

2022 profitiert haben. Es wird sich<br />

zeigen, inwieweit Anleger bereit sind,<br />

kontroverse Unternehmen im Depot<br />

zu haben.<br />

<strong>procontra</strong>: Was sehen Sie als die<br />

größten Herausforderungen bei der<br />

nachhaltigen Kapitalanlage an?<br />

Funk: Die Glaubwürdigkeit im Tun und<br />

somit der Investitionen ist für mich<br />

einer der maßgeblichen Entwicklungspunkte<br />

in diesem Jahr. Ich gehe davon<br />

aus, dass sich die Spreu vom Weizen<br />

trennt in Bezug auf Nachhaltigkeit im<br />

Depot. Viele Menschen investieren in<br />

erneuerbare Energien inklusive<br />

Stromspeicherlösungen und fahren<br />

elektrisch. Wieso sollte dann die „alte“<br />

Welt mit den zugehörigen, kritisch<br />

gesehenen Themen wieder in der<br />

Geldanlage berücksichtigt werden?<br />

dite, für verschiedene Anlageklassen seit 1970<br />

verglichen. Demnach hat der weltweite Aktienmarkt,<br />

gemessen am Index MSCI World, bei allen<br />

Marktschwankungen, die es in dieser Zeit gab, im<br />

Schnitt eine Realrendite von 4,9 Prozent pro Jahr<br />

erwirtschaftet. Der deutsche Aktienmarkt kam<br />

auf 3 Prozent, Bundesanleihen auf durchschnittlich<br />

2,7 Prozent pro Jahr.<br />

Der Abstand der Realrendite von Bundesanleihen<br />

zu 4,9 Prozent am internationalen Aktienmarkt<br />

erscheine vielleicht nicht besonders spektakulär.<br />

„Doch bezogen auf eine Spanne von mehr als<br />

Foto: Andreas Endermann


18 | TITELTHEMA Altersvorsorge<br />

»Traditionelle Strategien<br />

wieder attraktiv«<br />

Michael Krautzberger, Head of EMEA Fundamental Fixed Income bei BlackRock,<br />

über das richtige Timing im Anleihenmarkt<br />

<strong>procontra</strong>: Die Anleihenmärkte haben<br />

in den zurückliegenden fünf Jahren<br />

große Veränderungen durchlaufen.<br />

Was waren für Sie die maßgeblichen<br />

Einflussfaktoren?<br />

Michael Krautzberger: Die Anleihenmärkte<br />

sind so weit gestiegen im Preis<br />

und so tief gefallen in Renditen, wie<br />

das wahrscheinlich die wenigsten<br />

gedacht hätten. Nach wie vor sind<br />

die Zentralbanken ein großer Treiber<br />

des Marktes. Nach dem Quantitative<br />

Easing und der Niedrigzinspolitik<br />

gab es im vergangenen Jahr infolge<br />

der stark gestiegenen Inflationsraten<br />

einen Turnaround. Noch im Dezember<br />

2021 hatte EZB-Präsidentin Lagarde<br />

erklärt, dass sie 2022 die Zinsen nicht<br />

erhöhen werde. Dann haben wir die<br />

schärfsten Zinserhöhungen gesehen,<br />

die es in der Eurozone je gab. In den<br />

Zeiten des Negativzinses mussten viele<br />

Anleger höher verzinsliche, risikoreichere<br />

Marktsegmente in ihr Portfolio<br />

aufnehmen. Jetzt sind auch wieder in<br />

den risikoärmeren Anleihensegmenten<br />

Investment Grade bei kurzer Laufzeit<br />

Renditen vorhanden, die vor einem<br />

Jahr, wo man noch in den High-Yield-<br />

Bereich gehen musste, nicht vorhanden<br />

waren.<br />

<strong>procontra</strong>: Was sind sinnvolle Strategien,<br />

um auf diese und womöglich<br />

weitere Einflussfaktoren reagieren zu<br />

können?<br />

Krautzberger: Unter unseren Rentenfonds<br />

haben sich insbesondere die<br />

„unconstrained“ Strategien gut geschlagen.<br />

Sie sind nicht mit festen Vorgaben<br />

an einem Marktindex orientiert,<br />

sondern können sehr flexibel auch auf<br />

überraschende Entwicklungen reagieren,<br />

wie etwa auf die überraschend<br />

scharfen Zinsanhebungen der EZB um<br />

je 75 Basispunkte im September und<br />

Oktober 2022. Die „traditionellen“<br />

Strategien, die gegen eine klassische<br />

Benchmark gemanagt werden, sind<br />

aus meiner Sicht nun auch wieder<br />

deutlich attraktiver. Selbst Strategien,<br />

die etwa in kurzlaufende Euro-Anleihen<br />

investieren, wo man vor Kurzem<br />

noch negative Zinsen als laufende<br />

Verzinsung hatte, haben mitunter<br />

wieder eine laufende Verzinsung von<br />

3 Prozent.<br />

<strong>procontra</strong>: Was sind Ihre Markterwartungen<br />

im Anleihensegment?<br />

Krautzberger: Wir preisen heute ein<br />

Zinshoch der EZB von um die 3 Prozent<br />

ein, was die Wirtschaft etwas<br />

verlangsamen wird. Es ist aus meiner<br />

Sicht bereits viel Zinserhöhungsfantasie<br />

im Markt enthalten – insofern sind<br />

wir für Anleihen tendenziell positiv gestimmt.<br />

Wir sehen es als eine gute Zeit<br />

an, Anleihen näher anzuschauen.<br />

<strong>procontra</strong>: Welches sind die größten<br />

Herausforderungen für die Anleihenmärkte<br />

und die Investoren?<br />

Krautzberger: Eine große Herausforderung<br />

ist das Timing. Wie schnell<br />

geht die Zinsentwicklung? Wann wird<br />

die EZB nicht mehr ganz so aggressiv<br />

in der Rhetorik sein? Spannend ist<br />

auch, dass am US-Markt wieder<br />

Zinssenkungen erwartet werden. Wir<br />

selbst preisen dort heute über einen<br />

Zeithorizont von drei Jahren Absenkungen<br />

von 150 Basispunkten ein,<br />

aber noch 50 Basispunkte Zinserhöhung<br />

in der Eurozone.<br />

Foto: BlackRock


Altersvorsorge TITELTHEMA | 19<br />

fünf Jahrzehnten ergibt sich eine gewaltige<br />

Kapitaldifferenz“, heißt es im Vergleichsbericht.<br />

Breit gestreute weltweit anlegende Aktienfonds<br />

hätten zwar ein vergleichsweise hohes Risiko.<br />

„Doch bei einer Anlagedauer von mindestens<br />

zehn Jahren ist das überschaubar“, meinen die<br />

Autoren. An den Börsen gehörten heftige Wertschwankungen<br />

und manchmal auch quälend<br />

lange Durststrecken zu den üblichen Risiken.<br />

„Genau dafür werden besonnene Anleger meist<br />

belohnt, wenn sie sich in Krisenphasen nicht<br />

verrückt machen lassen und zwischenzeitliche<br />

Verluste aussitzen“, erläutern die Tester. Das ist<br />

in vielen Beratungsgesprächen in der Altersvorsorge<br />

die wichtigste Botschaft: durchhalten,<br />

Ruhe bewahren, Anlageziel nicht aus den Augen<br />

verlieren.<br />

Abschwächung erwartet<br />

Entwicklung und Prognose der Inflationsrate (%) in Deutschland<br />

8<br />

7,9<br />

7<br />

7,0<br />

6<br />

5<br />

4<br />

4,1<br />

3<br />

2 1,8<br />

1,4<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

3,1<br />

2,75<br />

2<strong>01</strong>8 2<strong>01</strong>9 2020 2021 2022 <strong>2023</strong> * 2024 * 2025 *<br />

*<br />

Prognose Quellen: Statistisches Bundesamt (Destatis), Deutsche Bundesbank<br />

Erfolgsschlüssel? Durchhalten!<br />

Zur Unterstützung dieser Argumentation können<br />

Berater das Renditedreieck des Deutschen<br />

Aktieninstituts DAI nutzen, um die Wertentwicklung<br />

von Aktienmärkten im Zeitablauf konkret<br />

vor Augen zu führen. Es belegt historisch, dass<br />

unabhängig vom Einstiegszeitpunkt das Verlustrisiko<br />

der eigenen Anlage langfristig praktisch<br />

gegen null geht. Anlässlich seiner Gründung im<br />

Jahr 1953 hat das Institut das Renditedreieck über<br />

die Wertentwicklung am deutschen Aktienmarkt<br />

für den Zeitraum von 70 Jahren veröffentlicht<br />

(siehe auch Seite 16). Der DAX wird offiziell seit<br />

Ende 1987 berechnet; für die Jahre davor nutzt<br />

das Haus eine Rückrechnung der betreffenden<br />

Titel.<br />

Wer Ende 1982 DAX-Aktien gekauft und gehalten<br />

hat, kam demnach Ende vergangenen Jahres<br />

im Durchschnitt auf einen Wertzuwachs von<br />

8,7 Prozent pro Jahr aus Kursentwicklung und<br />

Dividenden. Ein Kauf Ende 2<strong>01</strong>2 als Beispiel für<br />

einen kürzeren Zeitraum brachte in zehn Jahren<br />

eine Durchschnittsrendite von 6,2 Prozent, ein<br />

Einstieg Ende 2002 ergab in 20 Jahren ein Plus<br />

von 8,2 Prozent im Schnitt. Und das trotz zwischenzeitlicher<br />

Finanz- und Wirtschaftskrisen.<br />

Gleiches lässt sich auch für andere Indizes auswerten.<br />

Bei allen Empfehlungen für langfristig breite<br />

weltweite Aktieninvestitionen sind zusätzlich<br />

genügend liquide Mittel ein weiterer Erfolgsfak-<br />

7 %<br />

Inflation<br />

Damit rechnet die Deutsche Bundesbank für <strong>2023</strong> in Deutschland.<br />

tor für eine langfristige Altersvorsorge. „So<br />

können Börsentiefs ausgesessen werden und<br />

Anleger sind nicht gezwungen, zur Unzeit ihre<br />

Aktien- oder Aktienfondsanlage zu verkaufen“,<br />

begründet etwa das DAI. „Trotz des niedrigen<br />

Zinsniveaus sollten Anlegerinnen und Anleger<br />

nicht auf sichere Zinsanlagen verzichten. Sie<br />

sorgen für Stabilität bei der Vermögensanlage“,<br />

heben auch die Finanzfachleute von Stiftung<br />

Warentest hervor. Zudem sei dies ein Muss etwa<br />

im Hinblick auf unerwartete Engpässe. Renditechancen<br />

und Sicherheitspuffer, das klassische<br />

Konzept für langfristigen Kapitalaufbau.<br />

Weiter im Thema<br />

Link zum DAX-Renditedreieck<br />

auf der DAI-Website:<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


20 | TITELTHEMA Altersvorsorge<br />

<strong>procontra</strong>-Top-Fonds <strong>2023</strong><br />

<strong>procontra</strong>-<br />

Top-Fonds <strong>2023</strong><br />

Die Zutaten für eine gewinnbringende<br />

Kapitalanlage können recht<br />

simpel sein: Geduld und Durchhaltevermögen.<br />

Denn egal wie die Märkte<br />

in der Vergangenheit schwankten, es<br />

brauchte – zum Beispiel bezogen auf<br />

eine Anlage in DAX-Aktien – nur einen<br />

Anlagehorizont von mindestens<br />

zwölf Jahren für einen erfolgreichen<br />

Vermögensaufbau. Das DAX-Renditedreieck<br />

(Seite 16) zeigt dies anschaulich<br />

auch für Ihre Beratung.<br />

Ölkrise, Dotcom-Blase, 9/11, Finanzkrise,<br />

Corona ließen die Märkte zwar<br />

crashen, lieferten aber auch jedes<br />

Mal einen Ausgangspunkt für neue<br />

Rekorde.<br />

Wer nicht panisch sämtliche Anlageziele<br />

über Bord warf, sondern im<br />

Bewusstsein, dass Schwankungen<br />

normal sind, die Ruhe behielt, ging<br />

schon bald als Gewinner aus den<br />

Krisen hervor. Diese Tugend gilt nicht<br />

nur für deutsche Aktien.<br />

Die <strong>procontra</strong>-Fonds analyse <strong>2023</strong><br />

zeigt die Top-Fonds der wichtigsten<br />

Märkte. Unterteilt in zwei mittel- bzw.<br />

langfristige Anlagezeiträume (5 und<br />

10 Jahre) bewiesen diese Fonds ihre<br />

Tauglichkeit zur Altersvorsorge und<br />

ihre Fähigkeit, die Inflation schlagen<br />

zu können und innerhalb ihrer<br />

Peergroup hervorzustechen.<br />

Alle Fonds (maximal 10 je<br />

Anlagemarkt) performten in ihren<br />

Zeiträumen (5 oder 10 Jahre) überdurchschnittlich,<br />

was ihnen einen<br />

Top-Fonds-Stern einbrachte. Weitere<br />

Sterne gab es, wenn auch beim<br />

maximalen Wertverlust, bei der<br />

Volatilität oder der Gesamtkostenquote<br />

die Peergroup geschlagen<br />

wurde. Fonds mit vier Sternen<br />

überzeugten in allen Kennzahlen.<br />

Top-Fonds <strong>2023</strong><br />

<strong>procontra</strong>–Top-Fonds <strong>2023</strong> Fondsgesellschaft WKN Emission Volumen<br />

in Mio. €<br />

Performance<br />

p. a. in %<br />

Max. Wertverlust<br />

in %<br />

Volatilität<br />

in %<br />

TER<br />

in %<br />

<strong>procontra</strong>-<br />

Top-Fonds<br />

AKTIENFONDS DEUTSCHLAND<br />

10 Jahre<br />

1 Lupus alpha Smaller German Champions Lupus alpha 974564 20<strong>01</strong> 609,2 11,1 -36,1 17,1 1,68 <br />

2 MainFirst - Germany Fund MainFirst A0RAJN 2009 103,1 9,5 -37,1 19,6 1,90 <br />

3 DWS German Small/Mid Cap DWS Investment 515240 2005 225,4 9,1 -47,9 18,4 1,40 <br />

4 DWS Aktien Strategie Deutschland DWS Investment 976986 1999 2.024,0 8,9 -33,4 20,0 1,45 <br />

5 Murphy&Spitz - Umweltfonds Deutschland Heydt Invest A0QYL0 2008 27,1 8,7 -27,8 13,1 2,31 <br />

6 FPM Funds Stockpicker Germany Small/Mid Cap Universal Invest A0DN1Q 2004 29,1 7,8 -59,3 23,3 1,65 <br />

7 UniDeutschland XS Union Investment 975049 2006 1.231,1 7,7 -47,2 18,4 1,82 <br />

8 UBS (D) Equity Fund - Smaller German Companies UBS 975165 1993 107,5 7,4 -37,1 19,0 1,82 <br />

9 ACATIS CHAMPS SEL ACATIS AKTIEN DEUTSCHLAND ELM ACATIS 1637<strong>01</strong> 2003 66,2 7,4 -39,0 20,0 2,54 <br />

10 MEAG ProInvest A MEAG 975411 1990 282,2 6,5 -26,6 18,6 1,29 <br />

Durchschnitt 5,3 -34,2 17,4 1,72<br />

5 Jahre<br />

1 Alpha Star Aktien A HAFS HAFX64 2<strong>01</strong>4 52,8 5,5 -42,5 23,4 2,25 <br />

2 Murphy&Spitz - Umweltfonds Deutschland Heydt Invest A0QYL0 2008 27,1 5,4 -27,8 15,5 2,31 <br />

3 MAS Value - Select Axxion A0RCEU 2008 10,6 3,7 -18,8 11,7 2,48 <br />

4 Velten Strategie Deutschland Universal-Investment A2ATCU 2<strong>01</strong>7 13,0 3,5 -32,0 22,2 1,69 <br />

5 FIVV - Alpha Star Dividenden HAFS HAFX8L 2<strong>01</strong>7 22,3 2,2 -39,2 20,1 2,38 <br />

6 sentix Fonds Aktien Deutschland Universal-Investment A1J9BC 2<strong>01</strong>3 5,3 2,1 -24,3 20,0 1,17 <br />

7 ofg PORTFOLIO - Select Axxion A0Q7V7 2008 15,8 2,1 -18,2 13,0 2,10 <br />

8 Lupus alpha Smaller German Champions Lupus alpha 974564 20<strong>01</strong> 609,2 1,5 -36,1 20,6 1,68 <br />

9 HSBC German Equity AC HSBC 848980 1989 4,3 1,0 -27,2 20,0 1,33 <br />

10 UBAM Dr Ehrhardt German Equity DJE 921807 1998 19,9 0,9 -23,1 13,1 2,15 <br />

Durchschnitt -1,1 -34,4 20,3 1,72<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


Altersvorsorge TITELTHEMA | 21<br />

<strong>procontra</strong>–Top-Fonds <strong>2023</strong> Fondsgesellschaft WKN Emission Volumen<br />

in Mio. €<br />

Performance<br />

p. a. in %<br />

Max. Wertverlust<br />

in %<br />

Volatilität<br />

in %<br />

TER<br />

in %<br />

<strong>procontra</strong>-<br />

Top-Fonds<br />

AKTIENFONDS GLOBAL<br />

10 Jahre<br />

1 Fundsmith SICAV-Fundsmith Equity FundRock A1W1RF 2<strong>01</strong>1 1.008,5 14,8 -19,1 12,8 1,09 <br />

2 Siemens Global Growth SKAG 977265 2000 138,5 13,0 -29,0 17,3 1,51 <br />

3 Nordea 1 - Global Climate and Environment Nordea A0NEG2 2008 3.161,9 12,8 -20,9 15,7 1,79 <br />

4 Robeco Sustainable Global Stars Equities Fund Robeco 970259 1938 2.981,0 11,6 -16,9 14,4 1,16 <br />

5 Green Effects - NAI Werte Fonds Green Effects 580265 2000 172,6 11,5 -20,5 14,4 1,30 <br />

6 Deka-MegaTrends CF Deka 515270 20<strong>01</strong> 1.303,7 11,3 -18,8 14,0 1,45 <br />

7 LGT Sustainable Equity Fund Global LGT Capital A0YF5E 2009 787,8 11,2 -17,2 12,1 1,73 <br />

8 Robeco Global Consumer Trends Robeco A0CA0W 1998 1.348,8 11,1 -34,7 15,1 1,71 <br />

9 Vontobel Fund Clean Technology Vontobel A0RCVW 2008 445,0 11,1 -22,8 15,4 2,03 <br />

10 Metzler Global Equities Sust Class A Universal-Investment 989439 1999 73,7 11,0 -19,1 15,0 1,90 <br />

Durchschnitt 8,0 -22,7 13,8 1,56<br />

5 Jahre<br />

1 green benefit - Global Impact Fund HANSAINVEST A12EXH 2<strong>01</strong>5 142,1 17,4 -48,0 43,1 1,93 <br />

2 DWS Invest CROCI Sectors Plus DWS Investment DWS2EP 2<strong>01</strong>5 307,7 11,3 -15,7 19,5 1,46 <br />

3 NN (L) Global Sustainable Equity P Cap NN Invst Partners B.V. 797410 2000 256,7 10,5 -22,1 17,9 1,80 <br />

4 DPAM B Equities NewGems Sustainable DPAM A0LFBM 2006 412,1 10,4 -28,9 18,5 1,73 <br />

5 Allianz Thematica Allianz GI A2AQF1 2<strong>01</strong>6 1.699,6 10,4 -19,7 16,6 1,95 <br />

6 Nordea 1 - Global Climate and Environment Nordea A0NEG2 2008 3.161,9 10,1 -20,9 17,8 1,79 <br />

7 GuardCap Global Equity KBA Cnsltg Mgmt A2DHB6 2<strong>01</strong>7 21,1 10,0 -17,5 14,8 1,55 <br />

8 Robeco Sustainable Global Stars Equities Fund Robeco 970259 1938 2.981,0 10,0 -15,7 16,4 1,16 <br />

9 Acadian Sustainable Global Equity UCITS Carne Global A119JY 2<strong>01</strong>3 58,5 9,9 -18,1 16,3 0,59 <br />

10 Robeco Sustainable Global Stars Equities Robeco A2P70B 2<strong>01</strong>3 113,4 9,8 -15,2 15,9 0,84 <br />

Durchschnitt 5,1 -22,6 16,1 1,56<br />

AKTIENFONDS EUROPA<br />

10 Jahre<br />

1 JPM Europe Strategic Growth JP Morgan 933912 2000 162,3 10,4 -24,8 14,4 1,80 <br />

2 Comgest Growth Europe Opps Comgest A0YAJD 2009 371,0 10,0 -36,7 16,8 1,55 <br />

3 Memnon European Zadig AM A1H70A 2<strong>01</strong>1 14,5 9,9 -22,8 15,0 1,99 <br />

4 Apus Capital Revalue HANSAINVEST A1H44E 2<strong>01</strong>1 69,0 9,8 -39,9 19,4 1,91 <br />

5 Digital Funds Stars Europe Chahine Capital A0M00E 1998 178,5 9,7 -32,5 15,9 1,65 <br />

6 NORAMCO QUALITY FUNDS EUROPE Noramco 693292 20<strong>01</strong> 12,3 9,6 -24,3 16,9 2,20 <br />

7 Comgest Growth Europe Comgest 631025 2000 833,2 9,2 -25,9 14,0 1,55 <br />

8 Candriam Equities L Europe Innovation Candriam A0Q2N9 2008 1.241,7 9,0 -28,0 14,4 1,90 <br />

9 Multi Manager Access - European Equities UBS A0JMKM 2006 172,9 8,9 -24,6 14,2 0,89 <br />

10 Deka-EuropaSelect Deka 978618 1998 359,0 8,8 -21,2 13,8 1,46 <br />

Durchschnitt 6,0 -26,6 14,8 1,57<br />

5 Jahre<br />

1 Comgest Growth Europe Comgest 631025 2000 833,2 8,5 -25,9 16,6 1,55 <br />

2 Comgest Growth Europe S Comgest A1JJUY 2<strong>01</strong>0 24,3 8,5 -25,9 15,8 2,20 <br />

3 FAST Europe A FIMLUX A0JDV9 2004 223,8 8,3 -20,4 16,1 1,91 <br />

4 Alpora Innovation Europa Fonds LLB Swiss A14PGM 2<strong>01</strong>4 106,0 8,2 -28,7 19,9 1,23 <br />

5 NORAMCO QUALITY FUNDS EUROPE Noramco 693292 20<strong>01</strong> 12,3 8,1 -24,3 20,4 2,20 <br />

6 DPAM B Equities Europe Sustainable DPAM A0JMBZ 2002 105,9 7,6 -20,5 16,0 1,76 <br />

7 Europe-Selection Cap Degroof Petercam 592859 1988 17,8 7,6 -26,8 17,3 2,19 <br />

8 Heptagon European Focus Equity Carne Global A119S7 2<strong>01</strong>4 2,8 7,1 -29,4 16,4 1,70 <br />

9 Deka-EuropaSelect Deka 978618 1998 359,0 6,6 -21,2 15,8 1,46 <br />

10 Fondita Sustainable Europe Fondita A1XEQ8 2<strong>01</strong>1 125,1 6,6 -33,1 23,5 2,00 <br />

Durchschnitt 2,4 -26,9 17,4 1,57<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


22 | TITELTHEMA Altersvorsorge<br />

<strong>procontra</strong>–Top-Fonds <strong>2023</strong> Fondsgesellschaft WKN Emission Volumen<br />

in Mio. €<br />

Performance<br />

p. a. in %<br />

Max. Wertverlust<br />

in %<br />

Volatilität<br />

in %<br />

TER<br />

in %<br />

<strong>procontra</strong>-<br />

Top-Fonds<br />

AKTIENFONDS EM<br />

10 Jahre<br />

1 Federated Hermes Global EM Eq R Hermes Fund A1JZ5G 2<strong>01</strong>1 109,1 6,3 -27,3 14,9 1,60 <br />

2 GAM Sustainable Emerging Equity Ord Gam Fund A1JDP3 2<strong>01</strong>1 10,4 4,2 -27,0 15,6 2,59 <br />

3 Candriam Equities L Emerging Markets Candriam 989643 1994 1.204,3 3,7 -30,9 14,4 2,10 <br />

4 Robeco QI Emerging Markets Active Equities Robeco A0NDKJ 2008 25,6 3,6 -30,1 14,9 1,50 <br />

5 Robeco Emerging Stars Equities Robeco A0LE9R 2006 57,9 3,6 -26,9 15,8 1,75 <br />

6 Quoniam Fd Sel. SICAV EM Eq MinRisk Union Investment A1CS27 2<strong>01</strong>0 85,4 3,5 -24,8 12,3 1,68 <br />

7 Swiss Rock (Lux) Sicav Emerging Equity / AS ESG LRI Inv SA A0M97N 2008 33,7 3,5 -26,3 13,7 1,57 <br />

8 LBBW Schwellenländer Profiteure Nachhaltigkeit LBBW AM 977196 1997 73,9 3,4 -33,6 17,5 1,75 <br />

9 Carmignac Emergents A Carmignac A0DPX3 1997 788,2 3,4 -31,1 14,7 2,27 <br />

10 Robeco Emerging Markets Equities Robeco A0CATR 1994 83,3 3,3 -25,7 15,6 1,75 <br />

Durchschnitt 2,9 -28,9 14,8 1,57<br />

5 Jahre<br />

1 OekoWorld Growing Markets 2.0 C OekoWorld A1J0HV 2<strong>01</strong>2 190,7 3,9 -26,6 18,2 2,30 <br />

2 Acadian Em Mkts Mgd Volatility Eq A Carne Global A11565 2<strong>01</strong>4 40,7 3,5 -19,9 11,8 0,95 <br />

3 Flossbach von Storch Global Emerging Markets Eq R FvS Invest SA A1XBPF 2<strong>01</strong>4 30,3 3,3 -28,9 15,8 1,68 <br />

4 Keppler-Emerging Markets-INVEST Deka A0ERYQ 2006 22,9 3,0 -26,4 16,3 2,<strong>01</strong> <br />

5 Evli GEM B Evli Rahastoyhtio Oy A3DGTE 2<strong>01</strong>6 125,2 2,5 -28,1 17,9 1,80 <br />

6 Allianz GEM Equity High Dividend CT Allianz GI A0MPEU 2007 14,3 2,4 -21,6 15,9 3,05 <br />

7 Carmignac Portfolio Emergents A Carmignac A2AA99 2<strong>01</strong>5 24,2 2,1 -30,9 17,0 1,80 <br />

8 Carmignac Emergents A Carmignac A0DPX3 1997 788,2 2,0 -31,1 17,0 2,27 <br />

9 AvH Emerging Markets Fonds UI Universal-Investment A1145G 2<strong>01</strong>5 9,2 2,0 -25,7 14,2 2,34 <br />

10 Global Advantage Funds Emerging Markets Hi Val Universal-Investment 972996 1993 57,2 1,7 -25,3 16,1 2,13 <br />

Durchschnitt 0,0 -27,8 16,4 1,57<br />

MISCHFONDS AGGRESSIV<br />

10 Jahre<br />

1 Deka-BR 100 Deka 542451 2002 1.993,4 9,2 -17,0 12,9 1,19 <br />

2 GANADOR Ataraxia Axxion A0MU6V 2008 16,0 8,9 -19,9 14,5 1,26 <br />

3 PremiumStars Chance - AT Allianz GI 978707 20<strong>01</strong> 171,8 8,0 -16,5 12,1 2,16 <br />

4 Private Banking Premium Chance Deka 532002 2003 110,7 7,6 -13,6 10,6 0,69 <br />

5 Portfolio Wachstum ZKB Oe R T LLB Invest A1JDB3 2<strong>01</strong>1 70,6 7,5 -18,8 12,9 2,07 <br />

6 BBBank Dynamik Union Union Investment 532656 2000 90,6 7,5 -24,1 13,7 1,61 <br />

7 ZukunftsPlan I Deka DK1CJ2 2009 1.242,3 7,4 -25,5 14,5 1,82 <br />

8 DekaStruktur: 5 ChancePlus Deka DK1CJQ 2009 315,1 7,4 -23,2 14,3 1,98 <br />

9 Deka-BR 85 Deka 542452 2002 657,3 7,3 -14,6 10,6 1,07 <br />

10 Allianz Strategiefonds Wachstum Allianz GI 979726 2002 661,5 7,2 -19,1 11,3 1,60 <br />

Durchschnitt 4,5 -20,0 11,3 1,82<br />

5 Jahre<br />

1 GANADOR Ataraxia Axxion A0MU6V 2008 16,0 8,1 -19,9 17,7 1,26 <br />

2 Nielsen - Global Value B HANSAINVEST A0RBH8 2008 30,6 7,1 -22,0 15,7 2,16 <br />

3 Deka-BR 100 Deka 542451 2002 1.993,4 6,2 -17,0 14,3 1,19 <br />

4 PremiumStars Chance - AT Allianz GI 978707 20<strong>01</strong> 171,8 5,6 -16,5 14,1 2,16 <br />

5 HanseMerkur Strategie chancenreich P Universal-Investment A1JGB0 2<strong>01</strong>1 48,7 5,6 -9,7 10,5 1,51 <br />

6 FSI Solid Invest Mandat VV Universal-Investment A1XDZT .2<strong>01</strong>5 19,4 5,2 -26,4 18,4 2,87 <br />

7 Private Banking Premium Chance Deka 532002 2003 110,7 5,1 -13,6 11,6 0,69 <br />

8 Quint:Essence Strategy Dynamic B Quint Essence 974561 1995 17,1 5,1 -18,7 14,5 1,92 <br />

9 RIV Rationalinvest Vermögensverwalterfonds R.I. Vermögensbetreuung A0MVZQ 2008 284,7 5,1 -19,4 14,0 1,36 <br />

10 BBBank Dynamik Union Union Investment 532656 2000 90,6 4,9 -24,1 16,6 1,61 <br />

Durchschnitt 1,6 -19,3 12,7 1,82<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


Altersvorsorge TITELTHEMA | 23<br />

<strong>procontra</strong>–Top-Fonds <strong>2023</strong> Fondsgesellschaft WKN Emission Volumen<br />

in Mio. €<br />

Performance<br />

p. a. in %<br />

Max. Wertverlust<br />

in %<br />

Volatilität<br />

in %<br />

TER<br />

in %<br />

<strong>procontra</strong>-<br />

Top-Fonds<br />

MISCHFONDS AUSGEWOGEN<br />

10 Jahre<br />

1 Davy ESG Multi-Asset Fund IQ EQ Fund Mgmt A2PM8U 2004 24,4 7,5 -11,5 8,7 0,93 <br />

2 DC VALUE GLOBAL BALANCED ODDO A0YAX7 2<strong>01</strong>0 134,9 6,7 -10,1 7,8 1,43 <br />

3 PremiumStars Wachstum Allianz GI 978706 20<strong>01</strong> 141,9 5,8 -16,0 9,7 1,94 <br />

4 AAF ESG Profile 4 - Moderatly Aggressive ABN AMRO A0RKC1 20<strong>01</strong> 833,5 5,3 -16,9 9,2 0,89 <br />

5 ARERO - Der Weltfonds DWS Investment DWS0R4 2008 1.578,9 5,3 -15,5 9,2 0,50 <br />

6 ZukunftsPlan II Deka DK1CJ3 2009 209,1 5,2 -17,5 11,1 1,46 <br />

7 Allianz Strategiefonds Balance Allianz GI 979725 2002 822,9 5,0 -14,5 8,3 1,44 <br />

8 DJE - Zins & Dividende DJE A1C7Y8 2<strong>01</strong>1 2.247,5 4,9 -9,5 6,2 1,71 <br />

9 Phaidros Funds - Balanced IPConcept A0MN91 2007 481,6 4,9 -17,6 9,6 1,68 <br />

10 Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Mix Raiffeisen KAG 971425 1986 274,9 4,6 -16,0 8,2 1,40 <br />

Durchschnitt 2,6 -15,8 7,7 1,56<br />

5 Jahre<br />

1 DC VALUE GLOBAL BALANCED (PT) ODDO A0YAX7 2<strong>01</strong>0 134,9 7,0 -10,1 9,7 1,43 <br />

2 Davy ESG Multi-Asset Fund IQ EQ Fund Mgmt A2PM8U 2004 24,4 6,5 -11,5 10,2 0,93 <br />

3 MPF Hera Warburg Invest A1JSWN 2<strong>01</strong>3 91,3 4,6 -23,7 16,3 0,92 <br />

4 BRW Balanced Return Plus V HANSAINVEST A1110J 2<strong>01</strong>4 226,7 4,5 -15,6 11,2 1,31 <br />

5 ARERO - Der Weltfonds DWS Investment DWS0R4 2008 1.578,9 4,1 -15,5 10,1 0,50 <br />

6 BGF ESG Multi-Asset BlackRock 989692 1999 819,6 3,4 -14,3 8,9 1,45 <br />

7 PremiumStars Wachstum Allianz GI 978706 20<strong>01</strong> 141,9 3,4 -16,0 11,2 1,94 <br />

8 Best-in-One Balanced Allianz GI 986616 1997 133,9 3,2 -14,1 10,5 2,19 <br />

9 HUK-Vermoegensfonds Balance BayernInvest Lux SA 608627 20<strong>01</strong> 86,1 3,1 -14,8 10,0 0,61 <br />

10 Phaidros Funds - Balanced IPConcept A0MN91 2007 481,6 3,0 -17,6 11,1 1,68 <br />

Durchschnitt 0,4 -15,5 8,9 1,56<br />

MISCHFONDS KONSERVATIV<br />

10 Jahre<br />

1 DEGUSSA BANK-UNIVERSAL-RENTENFONDS Universal-Investment 849067 1991 470,7 4,5 -20,7 10,7 1,62 <br />

2 GLOBAL MARKETS DEFENDER HANSAINVEST A0M2JJ 2008 18,4 3,2 -14,2 10,4 1,54 <br />

3 Amundi Ethik Fonds Amundi A0ERMR 1986 1.157,5 3,0 -13,9 5,7 1,06 <br />

4 ComfortInvest Substanz Ampega 260530 2007 10,5 2,9 -17,8 8,7 1,39 <br />

5 Macquarie Business Class LLB Invest A0KD7K 2000 10,3 2,6 -14,9 7,4 0,81 <br />

6 Phaidros Funds - Conservative IPConcept A1CXCB 2<strong>01</strong>0 9,1 2,5 -17,1 8,1 1,39 <br />

7 Deka-BR 35 Deka 542457 2002 794,1 2,3 -12,7 4,7 0,87 <br />

8 DWS Concept DJE Alpha Renten Global DWS Investment 974515 1998 796,4 2,3 -7,4 4,2 1,40 <br />

9 DWS Concept ARTS Conservative DWS Investment 988726 1999 130,0 2,2 -10,8 5,2 1,97 <br />

10 DWS Balance Portfolio E DWS Investment 847130 1971 23,9 2,1 -18,6 6,4 0,95 <br />

Durchschnitt 0,9 -13,7 5,2 1,4<br />

5 Jahre<br />

1 GLOBAL MARKETS DEFENDER HANSAINVEST A0M2JJ 2008 18,4 3,2 -14,2 10,9 1,54 <br />

2 Assenagon I Multi Asset Conservative Assenagon AM A140LW 2<strong>01</strong>5 152,9 2,4 -11,1 5,8 1,78 <br />

3 PSV KONSERVATIV ESG HANSAINVEST A2DR1V 2<strong>01</strong>7 44,3 1,8 -9,5 8,7 1,54 <br />

4 ComfortInvest Substanz Ampega 260530 2007 10,5 1,5 -17,8 11,1 1,39 <br />

5 DEGUSSA BANK-UNIVERSAL-RENTENFONDS Universal-Investment 849067 1991 470,7 1,5 -20,7 12,6 1,62 <br />

6 Flossbach von Storch - Foundation Defensive FvS Invest SA A2AQ5Y 2<strong>01</strong>7 223,0 1,0 -10,0 6,3 0,91 <br />

7 Luxembourg Placement Fund - Solitaer II UBS Third Party A0B7GG 2004 21,8 0,8 -10,0 7,4 1,15 <br />

8 DWS Concept DJE Alpha Renten Global DWS Investment 974515 1998 796,4 0,8 -7,4 4,0 1,40 <br />

9 Swiss Rock (Lux) Dachfonds Sicav - Rendite LRI Inv SA A0NEGP 2008 17,0 0,7 -10,8 6,9 1,63 <br />

10 PARIUM - Relaxed Fund Axxion A0X8JJ 2009 40,5 0,6 -16,2 10,4 1,07 <br />

Durchschnitt -0,9 -13,5 6,3 1,40<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


24 | TITELTHEMA Altersvorsorge<br />

<strong>procontra</strong>–Top-Fonds <strong>2023</strong> Fondsgesellschaft WKN Emission Volumen<br />

in Mio. €<br />

Performance<br />

p. a. in %<br />

Max. Wertverlust<br />

in %<br />

Volatilität<br />

in %<br />

TER<br />

in %<br />

<strong>procontra</strong>-<br />

Top-Fonds<br />

MISCHFONDS FLEXIBEL<br />

10 Jahre<br />

1 ACATIS Datini Valueflex Fonds ACATIS A1H72F 2<strong>01</strong>1 510,0 13,7 -27,8 17,1 1,67 <br />

2 Adelca Invest - GVI Multi Asset Fund Axxion A0M6JL 2007 68,5 9,8 -18,4 14,5 1,20 <br />

3 Adelca Invest - GI Multi Asset Fund Axxion A0M6JK 2007 100,6 9,5 -17,6 14,3 1,11 <br />

4 ZellTrust IQAM Invest A0MTU6 2002 35,1 9,4 -17,9 12,8 1,60 <br />

5 Seilern Global Trust LLB Invest 973105 1994 83,9 8,8 -33,4 13,3 1,70 <br />

6 Capital Growth Fund DWS Investment DWS0UY 2008 346,6 8,5 -20,2 12,3 0,50 <br />

7 SQUAD CAPITAL - SQUAD MAKRO Axxion A1CSXC 2<strong>01</strong>0 69,1 8,1 -14,2 11,1 2,00 <br />

8 Plutos - Multi Chance Fund MK Luxinvest A0NG24 2008 83,0 7,6 -25,9 13,2 2,35 <br />

9 Portfolio Wachstum (Euro) Alternative ZKB Oe LLB Invest A1JDB1 2<strong>01</strong>1 304,0 7,6 -17,6 12,6 2,08 <br />

10 FIDUKA-UNIVERSAL-FONDS Universal-Investment 848373 1989 17,2 7,3 -14,6 11,6 1,75 <br />

Durchschnitt 2,6 -18,9 9,3 1,82<br />

5 Jahre<br />

1 M & W Invest: M & W Capital LRI Inv SA 634782 20<strong>01</strong> 14,2 10,3 -33,7 35,5 2,12 <br />

2 Capital Growth Fund DWS Investment DWS0UY .2008 346,6 8,6 -14,0 13,5 0,50 <br />

3 M & W Privat LRI Inv SA A0LEXD .2006 239,4 8,3 -19,3 21,9 1,87 <br />

4 Flowerfield - Capital Allocation IPConcept A2AQGP 2<strong>01</strong>6 175,3 7,4 -28,6 16,2 1,19 <br />

5 ZellTrust IQAM Invest A0MTU6 .2002 35,1 7,3 -17,9 14,2 1,60 <br />

6 ACATIS Datini Valueflex Fonds ACATIS A1H72F 2<strong>01</strong>1 510,0 6,4 -27,8 20,6 1,67 <br />

7 Lakeview Fund LLB Invest A141VC 2<strong>01</strong>6 109,3 6,4 -21,0 15,1 1,00 <br />

8 Aachen-Invest Select 1 Deka A0M2UL 2007 119,2 5,7 -15,3 14,5 1,33 <br />

9 Value Intelligence ESG Fonds AMI P Ampega A2DJT4 2<strong>01</strong>7 87,2 5,5 -10,4 9,3 1,60 <br />

10 framas-Treuhand - Family Office Fund II Axxion A14XDH 2<strong>01</strong>5 43,3 5,5 -16,1 13,6 1,86 <br />

Durchschnitt 0,4 -17,7 10,5 1,82<br />

IMMOBILIENFONDS EUROPA<br />

10 Jahre<br />

1 Catella MAX Catella Real Estate A0YFRV 2<strong>01</strong>0 429,0 11,7 -0,1 2,5 1,06 <br />

2 WERTGRUND WohnSelect WohnSelect A1CUAY 2<strong>01</strong>0 240,0 7,0 -0,0 3,9 1,36 <br />

3 WestInvest ImmoValue WestInvest 98<strong>01</strong>43 2003 4.243,4 3,6 -0,0 0,8 0,55 <br />

4 INTER ImmoProfil BNP Paribas Real Estate 982006 1998 161,0 2,9 -3,6 5,0 1,65 <br />

5 Deka-ImmobilienEuropa Deka Immobilien 980956 1997 17.973,4 2,7 -0,0 0,3 0,96 <br />

6 UniImmo: Deutschland Union Invest Real Estate 980550 1966 16.400,8 2,6 -0,1 0,3 0,93 <br />

7 grundbesitz europa DWS Grundbesitz 980700 1970 8.923,6 2,6 -0,8 0,7 1,05 <br />

8 LLB Semper Real Estate LLB Immo A0MTNL 2004 482,8 2,4 -0,2 0,4 1,21 <br />

9 WestInvest InterSelect WestInvest 98<strong>01</strong>42 2000 9.595,0 2,4 -0,6 0,6 0,78 <br />

10 hausInvest Commerz Real 9807<strong>01</strong> 1972 17.441,2 2,3 -0,5 0,6 0,84 <br />

Durchschnitt 0,6 -16,6 3,3 1,06<br />

5 Jahre<br />

1 Catella MAX Catella Real Estate A0YFRV 2<strong>01</strong>0 429,0 10,6 -0,1 2,3 1,06 <br />

2 UBS (D) Euroinvest Immobilien UBS Real Estate 977261 1999 463,9 6,0 -0,1 1,8 1,04 <br />

3 Aberdeen Standard Germ Urbanis Property Aberdeen AM A141W2 2<strong>01</strong>6 346,7 5,8 -2,4 4,7 k.A. <br />

4 WERTGRUND WohnSelect WohnSelect A1CUAY 2<strong>01</strong>0 240,0 5,8 -0,0 1,8 1,36 <br />

5 Fokus Wohnen Deutschland IntReal A12BSB 2<strong>01</strong>5 973,5 4,8 -0,2 1,2 1,29 <br />

6 WestInvest ImmoValue WestInvest 98<strong>01</strong>43 2003 4.243,4 4,1 0,0 1,0 0,55 <br />

7 Catella Bavaria Catella Real Estate A2AS90 .2<strong>01</strong>6 116,8 3,7 -0,7 1,1 1,02 <br />

8 CATELLA WOHNEN EUROPA Catella Real Estate A141UZ .2<strong>01</strong>6 1.635,8 3,3 -0,2 0,8 0,98 <br />

9 KCD-Catella Nachhaltigkeit IMMOBILIEN Deutschland Catella Real Estate A2DHR6 .2<strong>01</strong>7 278,9 3,2 -0,2 1,0 1,19 <br />

10 Deka-ImmobilienEuropa Deka Immobilien 980956 .1997 17.973,4 3,0 0,0 0,3 0,96 <br />

Durchschnitt 2,1 -5,3 2,5 1,06<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


Altersvorsorge TITELTHEMA | 25<br />

<strong>procontra</strong>–Top-Fonds <strong>2023</strong> Fondsgesellschaft WKN Emission Volumen<br />

in Mio. €<br />

Performance<br />

p. a. in %<br />

Max. Wertverlust<br />

in %<br />

Volatilität<br />

in %<br />

TER<br />

in %<br />

<strong>procontra</strong>-<br />

Top-Fonds<br />

ESG-AKTIENFONDS ARTIKEL 8<br />

10 Jahre<br />

1 Essor USA Opportunities Rothschild A1JBBZ 2000 158,0 12,1 -28,3 16,9 1,85 <br />

2 ODDO BHF US Mid Cap CR Oddo A0MSL4 2002 108,7 11,5 -23,3 16,9 1,80 <br />

3 Metzler Global Equities Sust Universal-Investment 989439 1999 73,7 11,0 -19,1 15,0 1,90 <br />

4 C WorldWide Global Equities Ethical C Worldwide Fund A0NCGC 2000 293,1 10,8 -19,9 13,2 1,69 <br />

5 Allianz Global Sustainability Allianz GI 157662 2003 258,0 10,2 -18,0 13,7 1,85 <br />

6 C WorldWide Healthcare Select Fund C Worldwide Fund 502328 1998 716,0 10,1 -28,3 17,1 1,68 <br />

7 Allianz Fonds Schweiz Allianz GI 8476<strong>01</strong> 1988 126,9 9,7 -21,0 12,4 1,79 <br />

8 ERSTE RESPONSIBLE STOCK GLOBAL Erste AM A0J36T 2003 466,7 9,5 -18,6 14,3 1,72 <br />

9 Metzler Global Growth Sustainability Metzler 975225 1992 592,2 9,3 -27,5 15,4 2,35 <br />

10 Allianz Strategiefonds Wachstum Plus Allianz GI 979727 2002 1.071,7 9,3 -22,5 14,1 1,79 <br />

Durchschnitt 4,4 -22,0 10,9 1,49<br />

5 Jahre<br />

1 DPAM L Equities US SRI MSCI Index Degroof Petercam A2JRY9 .2<strong>01</strong>6 12,2 12,8 -19,2 17,9 0,76 <br />

2 Essor USA Opportunities Rothschild A1JBBZ 2000 158,0 10,4 -28,3 19,5 1,85 <br />

3 Metzler Global Equities Sust Universal-Investment 989439 1999 73,7 9,5 -19,1 17,8 1,90 <br />

4 C WorldWide Global Equities Ethical C Worldwide Fund A0NCGC 2000 293,1 9,1 -19,9 15,0 1,69 <br />

5 Allianz Best Styles US Equity Allianz GI A12GSH 2<strong>01</strong>5 35,3 8,9 -19,7 17,1 1,35 <br />

6 ERSTE RESPONSIBLE STOCK GLOBAL Erste AM A0J36T 2003 466,7 8,5 -18,6 16,6 1,72 <br />

7 DPAM L Equities World SRI MSCI Index Degroof Petercam A2PGVD 2<strong>01</strong>6 9,0 8,4 -18,2 15,9 0,81 <br />

8 Nomura Funds Ireland-Global High Conviction BFML A2ACMK 2<strong>01</strong>5 k.A. 8,2 -17,6 16,4 1,37 <br />

9 C WorldWide Healthcare Select Fund C Worldwide Fund 502328 1998 716,0 8,2 -18,0 17,9 1,68 <br />

10 Allianz Global Sustainability Allianz GI 157662 2003 258,0 8,0 -18,0 16,0 1,85 <br />

Durchschnitt 1,2 -21,0 12,3 1,49<br />

ESG-AKTIENFONDS ARTIKEL 9<br />

10 Jahre<br />

1 DNB Fund - Renewable Energy DNB AM A0MWAL 2007 275,5 14,1 -29,8 23,8 1,56 <br />

2 Nordea 1 - Global Climate and Environment Nordea A0NEG2 2008 3.161,9 12,8 -20,9 15,7 1,79 <br />

3 Vontobel Fund Clean Technology Vontobel A0RCVW 2008 445,0 11,1 -22,8 15,4 2,03 <br />

4 Pictet-Global Environmental Opportunities Pictet AM A1C3LM 2<strong>01</strong>0 574,0 10,6 -23,5 15,2 2,00 <br />

5 OekoWorld Klima Ökoworld A0MX8G 2007 656,6 10,5 -32,0 16,6 2,25 <br />

6 Pictet-Water-P Pictet AM 933349 2000 3.809,2 10,1 -21,4 13,8 1,99 <br />

7 BNP Paribas Climate Impact Classic BNP Paribas A0YCX4 2009 1.264,2 9,8 -23,1 15,3 2,68 <br />

8 BNP Paribas Gl Environment Classic BNP Paribas A0NE8U 2008 810,6 9,1 -23,7 15,4 2,23 <br />

9 DPAM B Equities World Sustainable DPAM A0JMB5 1993 269,4 9,0 -25,8 13,1 1,74 <br />

10 VP SICAV Tareno Global Water Solutions Vontobel A0M06B 2007 19,0 8,5 -26,4 14,3 2,29 <br />

Durchschnitt 4,2 -24,4 12,2 1,39<br />

5 Jahre<br />

1 BNP Paribas Disruptive Technology Classic BNP Paribas A1T8X9 2<strong>01</strong>3 1.357,1 15,0 -26,4 20,6 1,98 <br />

2 DNB Fund - Renewable Energy DNB AM A0MWAL 2007 275,5 14,7 -29,8 28,1 1,56 <br />

3 BNP Paribas Health Care Innovators Classic BNP Paribas A1T8XH .2<strong>01</strong>3 1.088,9 11,7 -14,3 14,7 1,98 <br />

4 Nordea 1 - Global Climate and Environment Nordea A0NEG2 2008 3.161,9 10,1 -20,9 17,8 1,79 <br />

5 BNPP Easy MSCI Nth Amer ESG Fltrd BNP Paribas A2ADBZ .2<strong>01</strong>6 0,1 10,1 -19,4 17,5 1,05 <br />

6 Mirova Global Sustainable Equity Natixis AM A1XCH8 2<strong>01</strong>3 417,6 9,3 -22,6 16,5 1,87 <br />

7 Pictet-Global Environmental Opportunities Pictet AM A1C3LM 2<strong>01</strong>0 574,0 8,3 -23,5 18,3 2,00 <br />

8 BNP Paribas Aqua Classic BNP Paribas A14XZ1 2<strong>01</strong>5 1.169,3 8,2 -23,6 18,4 2,23 <br />

9 Vontobel Fund Clean Technology Vontobel A0RCVW 2008 445,0 7,9 -22,8 18,6 2,03 <br />

10 DPAM B Equities World Sustainable DPAM A0JMB5 1993 269,4 7,9 -25,8 15,9 1,74 <br />

Durchschnitt 1,7 -22,8 13,6 1,39<br />

Quelle: Lipper IM, Zeitraum 10 bzw. 5 Jahre (2<strong>01</strong>3 bzw. 2<strong>01</strong>8 bis 31.12.2022)


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klar, ob eine Person den Unfalltarif abschließen kann oder nicht.<br />

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1.000, wobei die Progression 800 einmalig am Markt ist. Bei<br />

einer Invalidität von 75 Prozent gibt es bereits die volle Kapitalleistung.<br />

Ein Extra stellt die neue Gliedertaxe „exclusiv“ dar, die<br />

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Das Objekt ist in einer Systembauweise errichtet, die nach dem<br />

DGNB-Zertifizierungssystem der Klassifizierung DGNB Gold<br />

zugeordnet werden kann, und erfüllt viele Standards für nachhaltiges<br />

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Seit dem Jahr 2022 hat die VHV-Wohngebäudeversicherung<br />

insgesamt 48 Leistungserweiterungen in den<br />

Tarifvarianten Klassik-Garant und Exklusiv erhalten. Zu<br />

den Highlights im Klassik-Garant zählt unter anderem<br />

eine Tarifstruktur für neue, ältere und denkmalgeschützte<br />

Gebäude. Demzufolge sichert die Wohngebäudeversicherung<br />

Gebäude jedes Alters ab – egal ob bei<br />

einem Einfamilien- oder Mehrfamilienhaus. Daneben<br />

beinhaltet der Tarif einen Sofortschutz. So bietet die<br />

VHV beitragsfrei bis zum Vertragsende beim bisherigen<br />

Versicherer die besseren Leistungen der VHV für die<br />

bisher versicherten Leistungen und Gefahren. Auch<br />

Grundstücksbestandteile, die nachträglich angebaut<br />

wurden, zum Beispiel Schwimmbecken, sind versichert.<br />

Der Exklusiv-Tarif beinhaltet individuelle Zusatzleistungen.<br />

Versichert sind unter anderem das Eindringen von<br />

Niederschlägen oder Schmutz durch nicht ordnungsgemäß<br />

geschlossene Öffnungen im Gebäude bis 10.000<br />

Euro und die Mitversicherung von Kleinwindkraft- und<br />

Geothermie-Anlagen bis 25.000 Euro.<br />

Fotos: Froggy Frogg und Paul Bradbury


Vertriebsunterstützung PANORAMA | 29<br />

KGAL<br />

Impact-Fonds mit erstem Closing<br />

Kurz nach Auflegung<br />

hat der Spezial-AIF<br />

Core 5 Life des Asset-<br />

Managers KGAL<br />

Kapitalzusagen in dreistelliger<br />

Millionenhöhe<br />

erhalten und einen<br />

Neubau in Südspanien<br />

mit 142 Wohneinheiten<br />

angekauft. Der KGAL<br />

Core 5 Life investiert<br />

in sieben westeuropäischen<br />

Ländern mit<br />

liquiden Wohnungsmärkten und positiven demografischen Trends, wobei bezahlbares<br />

Wohnen und hohe Energieeffizienz wichtige Pfeiler der Fondsstrategie<br />

bilden. Das Zielvolumen des Artikel-9-Fonds beträgt 400 Millionen Euro Eigenkapital,<br />

der Leverage bis zu 45 Prozent. Die KGAL führt exklusive Verhandlungen<br />

über weitere Transaktionen in Österreich, den Niederlanden, Spanien und Irland.<br />

BVI<br />

Veröffentlichung<br />

Spezialfonds-Index<br />

Der deutsche Fondsverband BVI hat<br />

einen Index zur Wertentwicklung offener<br />

Wertpapier-Spezialfonds eingeführt.<br />

Diese Fonds sind ein zentrales Anlageinstrument<br />

für deutsche institutionelle<br />

Investoren wie zum Beispiel Altersvorsorgeeinrichtungen,<br />

Versicherer, Banken<br />

und Stiftungen. Der Index ist vom 31.<br />

Dezember 2009 bis 30. November<br />

2022 im Schnitt um 4,1 Prozent pro Jahr<br />

gestiegen. Euro-Staatsanleihen haben<br />

– gemessen am ICE BofA Euro Government<br />

Index – 2,2 Prozent p. a. zugelegt,<br />

europäische Aktien – gemessen am<br />

MSCI Europe – 7,0 Prozent p. a. Größere<br />

Indexausschläge sind bei Spezialfonds<br />

die Ausnahme.<br />

Amundi: Neuer Klima-ETF<br />

Amundi bietet einen Euro<br />

Corporate Bond ETF an, der<br />

einen PAB-Index abbildet. Der<br />

Amundi EUR Corporate Bond<br />

Climate Net Zero Ambition<br />

PAB UCITS ETF bildet den<br />

Bloomberg MSCI Euro Corporate<br />

Paris Aligned Green Tilted<br />

Index ab. Die Gebühren belaufen<br />

sich auf 0,14 Prozent.<br />

Zurich: Ausbau <br />

Fondspolicen<br />

Die Zurich Gruppe Deutschland<br />

hat ihre fondsgebundene<br />

Rentenversicherung Vorsorgeinvest<br />

weiter ausgebaut. Nach<br />

Ende der Ansparphase gibt es<br />

verschiedene Auszahlungsoptionen.<br />

Wird das Vertragsguthaben<br />

zum Beispiel nicht<br />

gleich benötigt, bleibt es in<br />

der gewählten Fondsanlage investiert<br />

und ermöglicht damit<br />

eine einfache Fortführung des<br />

Kapitalmarktinvestments.<br />

Hiscox: Neue Compliance-<br />

Versicherung<br />

Der Spezialversicherer Hiscox<br />

erweitert sein Produktportfolio.<br />

Die neue Compliance-Versicherung<br />

soll Unternehmen<br />

dabei unterstützen, die neue<br />

EU-Whistleblower-Richtlinie<br />

umzusetzen und sich auf<br />

mögliche Krisenereignisse vorzubereiten.<br />

Baloise: Innovation in BU<br />

Baloise bietet mit der Marktneuheit<br />

Cash+ bei erstmaliger<br />

Berufsunfähigkeit zusätzlich<br />

zur laufenden garantierten<br />

BU-Rente eine Kapitalleistung.<br />

Der Kunde kann bei Abschluss<br />

zwischen den beiden Tarifvarianten<br />

Cash+1 und Cash+3<br />

wählen, sodass die Kapitalleistung<br />

in Höhe einer bzw.<br />

einer dreifachen Jahresrente<br />

erfolgt.<br />

Europa Leben: Besonders<br />

günstige Preise<br />

Noch bis zum 31. März <strong>2023</strong><br />

können Kunden beim Abschluss<br />

einer Risikolebensversicherung<br />

der Europa sparen<br />

– durch günstige Beiträge<br />

dank Rückdatierung des Versicherungsbeginns<br />

auf den<br />

1. Dezember 2022 durch den<br />

Vermittler.<br />

Allianz Leben: Zinserhöhung<br />

für ParkDepot<br />

Die Allianz Lebensversicherung<br />

hebt den Zinssatz für ihr<br />

Allianz ParkDepot noch mal<br />

an: Der Zinssatz steigt von bislang<br />

1,0 auf 2,0 Prozent. Das<br />

ParkDepot ist online oder persönlich<br />

abschließbar, für eine<br />

Laufzeit bis zu fünf Jahren.<br />

Würzburger: Update Auslandskrankenversicherung<br />

Die Auslandskrankenversicherung<br />

TravelSecure Young,<br />

ein spezieller Tarif für junge<br />

Erwachsene, bietet drei komplett<br />

neue Leistungsbausteine.<br />

Dazu zählen Bergungskosten,<br />

die Versicherung von Neugeborenen<br />

sowie die Heilbehandlung<br />

von Frühgeborenen.<br />

Daneben gibt es neun weitere<br />

wichtige Leistungserweiterungen.<br />

Fotos: Inside Creative House und Candy Box Images


30 | PANORAMA Vertriebsunterstützung<br />

Fakten für Vertrieb und Stammtisch<br />

Rentner werden<br />

immer ärmer<br />

Immer mehr Rentner sind auf eine<br />

Grundsicherung angewiesen. Nach<br />

Angaben des Statistischen Bundesamts<br />

hat sich ihre Zahl von Juni bis<br />

September 2022 von 628.570 auf<br />

647.515 erhöht. Im Vergleich zum<br />

Vorjahr ist das ein Plus von 68.420<br />

Rentnern oder:<br />

12 %<br />

Schutz vor Dürreschäden<br />

Als erstes Bundesland<br />

finanziert<br />

Bayern künftig<br />

die Prämien<br />

für Mehrgefahrenversicherungen<br />

im<br />

Ackerbau mit.<br />

Damit sollen<br />

vor allem Dürreschäden<br />

besser<br />

abgesichert werden. Nach dem Vorstoß<br />

des Freistaats sieht der GDV nun auch die<br />

anderen Bundesländer in der Pflicht.<br />

Konstante Überschussbeteiligungen<br />

Nach jahrelanger Talfahrt hat in<br />

diesem Jahr erstmals kein Lebensversicherer<br />

seine Überschussdeklaration<br />

gesenkt. Das teilt Morgen & Morgen<br />

nach einer Analyse von 53 Lebensversicherern<br />

mit. 20 Gesellschaften<br />

haben ihre Überschüsse von 2022 auf<br />

<strong>2023</strong> im Schnitt erhöht, um:<br />

0,3<br />

Prozentpunkte<br />

Mehr zum Thema auf Seite 52<br />

2 Stunden<br />

… und weniger recherchieren<br />

50 Prozent der deutschen Anleger,<br />

bevor sie in Kryptowährungen<br />

investieren. Dazu zählen<br />

auch jene, die statt einer Recherche<br />

auf Tipps von Freunden oder<br />

Social Media setzen. Dies zeigt<br />

der Marktreport der Wirtschaftsplattform<br />

Business2Community.<br />

Nachhaltige Produkte<br />

Jeder vierte Versicherungsmakler vermittelt häufig nachhaltige Sachversicherungen<br />

oder nachhaltige Kapitalanlagen. Dies förderte eine Befragung unter<br />

200 Maklern durch die Hamburger Forschungsgruppe GDP zutage. Besonders<br />

oft vermitteln die befragten Makler Versicherungsprodukte dieser Versicherer:<br />

Die Bayerische/<br />

Pangaea Life<br />

Stutt garter<br />

Allianz<br />

15 %<br />

11 % 10 %<br />

NV<br />

Versicherungen<br />

10 %<br />

Boom bei der bKV<br />

1,8 Mio.<br />

Der PKV-Verband meldet für 2022 ein deutliches Wachstum im Bereich der betrieblichen<br />

Krankenversicherung. So boten im vergangenen Jahr 22.300 Unternehmen<br />

in Deutschland ihren Mitarbeitern eine bKV an. Das entspricht einem<br />

Wachstum von 22,5 Prozent gegenüber dem Jahr 2021 (18.200 Betriebe). Die<br />

Zahl der Beschäftigten, die von einer bKV profitieren, stieg um 11,5 Prozent auf<br />

knapp 1,8 Millionen Personen im Jahr 2022.<br />

Jeder dritte Fonds schlägt<br />

den Index<br />

Nach einer Analyse von Scope schlug<br />

2022 jeder dritte aktiv gemanagte Fonds<br />

den Vergleichsindex. Damit verbesserte<br />

sich die Erfolgsquote gegenüber dem Vorjahr<br />

leicht. 2021 lag sie bei 29,1 Prozent.<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


ÖKOWORLD<br />

KLIMA<br />

Der konsequente Klimaschutzfonds<br />

für mehr Zukunft.<br />

ALLE SAGTEN:<br />

„DAS GEHT NICHT.“<br />

DANN KAM EINER,<br />

DER WUSSTE DAS NICHT,<br />

UND HAT’S EINFACH<br />

GEMACHT.<br />

Geben Sie Geld eine klimafreundliche<br />

Richtung. Mit unserem Klimaschutzfonds<br />

ÖKOWORLD KLIMA. Für Gewinn mit Sinn.<br />

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29. März <strong>2023</strong><br />

im Saal 7 um 14:15 Uhr<br />

Stand-Nummer 107<br />

Ebene 0


INVESTMENTFONDS<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


Steuerfreiheit<br />

hat ein Ende<br />

Anleger mit Anteilen aus thesaurierenden<br />

Fonds werden im kommenden Jahr für<br />

Gewinne wieder zahlen müssen.<br />

Privatanleger, die Anteile an thesaurierenden<br />

Fonds halten, müssen laufende Erträge, die sie<br />

2022 erzielt haben, aufgrund einer Neuregelung<br />

dieses Jahr nicht mehr versteuern. Wie aus einem<br />

aktuellen Schreiben des Bundesfinanzministeriums<br />

hervorgeht, zeichnet sich jedoch für 2024<br />

eine Kehrtwende ab. Wegen der Neuberechnung<br />

des Basiszinssatzes wird die partielle Steuerfreiheit<br />

dann ein Ende haben. Die Vorabpauschale,<br />

die im Januar 2024 zur Besteuerung der laufenden<br />

Erträge ermittelt wird, sei dann wieder zu<br />

versteuern.<br />

Weitere Themen<br />

Metaverse & Themenfonds 34<br />

Währungschance in Schwellenländern 38<br />

Welche Zukunft haben Kryptowährungen? 40<br />

Foto: Teradat Santivivut


34 | INVESTMENTFONDS Themenfonds<br />

»Viele Multi-Themenfonds<br />

sind Placebos«<br />

Zu „Metaverse“ werden derzeit viele neue Fonds lanciert. Björn Drescher ist Vorstand der<br />

Drescher & Cie. AG und erläutert, worauf bei Themenfonds zu achten ist.<br />

HG HEIKE GORRES<br />

<strong>procontra</strong>: Sie berichten von einer<br />

<strong>procontra</strong>: An welchem Punkt der Auflagenwelle<br />

ist der Markt aus Ihrer Sicht<br />

regelrechten Welle neuer Themenfonds,<br />

die über die Fondsbranche hereinbreche.<br />

Woran machen Sie dies fest?<br />

Drescher: Je länger sich die aktuelle<br />

nun angelangt?<br />

Björn Drescher: Werfen wir doch einfach<br />

mal einen Blick auf die Neuaufla-<br />

desto eher könnten wir in einiger Zeit<br />

Phase fallender Aktienkurse hinzieht,<br />

gen von Publikumsfonds in Deutschland den Scheitelpunkt der derzeitigen Welle<br />

seit Beginn des vergangenen Jahres. Da gesehen haben. Schließlich sind viele<br />

finden wir allein schon ein gutes halbes der Themenfonds Kinder der vergangenen<br />

Technologie-Hausse und der in<br />

Dutzend Fonds zum Thema „Metaverse“,<br />

die sich das zukünftige Geschäft ihrem Umfeld entstandenen Kursfantasie.<br />

Die nicht selten hohen zweistelligen<br />

mit virtuellen Welten erschließen wollen.<br />

Häuser wie Axa, Invesco, Franklin Kursverluste der vergangenen Monate<br />

Templeton, Fidelity und Legal & General haben in der Begeisterung vieler Anleger<br />

Bremsspuren hinterlassen und für<br />

haben sich als Erste auf die Bühne gewagt<br />

– und wir können nur erahnen, wie Ernüchterung gesorgt. Fragen werden<br />

viele weitere sich mit dem Gedanken daher wieder laut, die lange nicht mehr<br />

tragen, den Beispielen in Kürze folgen gestellt wurden. Ob wir uns aber in der<br />

zu wollen. Ähnliche Entwicklungen kann näheren Zukunft mit einem weiteren<br />

man unter Schlagworten wie „Digital Bedeutungszuwachs und einer noch<br />

Health“, „Cloud Computing“, „Cyber Security“<br />

und anderen beobachten. Hinzu fondswelt beschäftigen oder mit einer<br />

stärkeren Differenzierung der Themen-<br />

kommen zahlreiche Auflagen multithematischer<br />

Fonds.<br />

einer Reduktion oder Auslese, hängt<br />

entgegengesetzten Entwicklung, also<br />

vor<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Definition von Metaverse als Anlagethema<br />

Sinnhaftigkeit von Themenfonds<br />

Worauf Anleger bei der Auswahl achten sollten<br />

allem vom Börsenverlauf der nächsten<br />

Monate ab.<br />

<strong>procontra</strong>: Sie sagen, es werden Fragen<br />

wieder laut, die lange nicht gestellt<br />

wurden. Welche sind dies?<br />

Drescher: Zum Beispiel die Frage<br />

nach dem Sinn und Unsinn thematisch<br />

fokussierter Fonds. Anlässlich unserer<br />

Konferenz „Petersberger Treffen“<br />

sind wir dieser Frage im Sommer 2022<br />

intensiver nachgegangen. Es stellen sich<br />

aber auch die Fragen nach dem Timing<br />

derart spezialisierter Investmentlösungen,<br />

nach der notwendigen Diversifizierung<br />

von Assets und Risiken, nach dem<br />

Unterschied zwischen Branchen- und<br />

Themenfonds und nach der Prozyklik<br />

von Investmentstrategien. Und schließlich<br />

auch die Frage, ob das Storytelling<br />

mit Produkten eher den Anlegern oder<br />

den Anbietern zugutekommt. Es gibt in<br />

diesem Zusammenhang allerdings keine<br />

pauschal „richtigen“ oder „falschen“<br />

Antworten. Sie ergeben sich im Einzelfall<br />

aus der Perspektive, der Risikobereitschaft,<br />

der Mentalität und dem Anlagezeitraum<br />

des möglichen Anlegers.<br />

<strong>procontra</strong>: Auch wenn es pauschal<br />

keine dezidierte Antwort gibt: Wozu<br />

tendieren Sie bei der Frage, wem Storytelling<br />

mehr nutzt – Anbietern oder<br />

Anlegern?<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


Themenfonds INVESTMENTFONDS | 35<br />

Drescher: Ein Themenfonds bietet<br />

Anlegern die Möglichkeit, sich über ein<br />

interessantes Zukunftsthema, also eine<br />

„Geschichte“, mit ihren Investments<br />

besser zu identifizieren und stärker zu<br />

binden. Gleichzeitig ist er aber auch ein<br />

Appell an die Gier. Frei nach dem Motto:<br />

„Warum wollt ihr, liebe Investoren, euch<br />

mit anderen Titeln des Universums<br />

belasten, die vermutlich weniger stark<br />

performen werden als die Unternehmen<br />

in unserem Portfolio? Werft Ballast ab!<br />

Fokussiert euch!“ Was aber meist nicht<br />

dazugesagt wird: Die Konzentration des<br />

Portfolios erfolgt um den Preis einer geringeren<br />

Risikostreuung. Der Ballast von<br />

heute kann der Stabilisator oder Performancetreiber<br />

von morgen sein. Ich<br />

»Anleger werden<br />

nicht selten erst<br />

dann auf ein Thema<br />

aufmerksam, wenn<br />

der Zyklus bereits<br />

gelaufen ist.«<br />

Björn Drescher<br />

ist Vorstand der Drescher & Cie AG<br />

und langjähriger Beobachter und<br />

Berater der Fondsbranche. Drescher<br />

hat Betriebswirtschaftslehre<br />

studiert und eine Ausbildung zum<br />

Finanzwirt abgeschlossen.<br />

erkenne zwar die Möglichkeit an, Anleger<br />

über Storys an Börseninvestments<br />

heranzuführen und für die Aktienanlage<br />

zu begeistern. Ich sehe aber auch die<br />

Gefahr der Prozyklik. Anleger werden<br />

nicht selten erst dann auf ein Thema<br />

aufmerksam und investieren, wenn der<br />

Zyklus bereits zu einem großen Teil gelaufen<br />

ist. Bisweilen kommen Investoren<br />

dann pünktlich für die kalte Dusche.<br />

<strong>procontra</strong>: Also nutzt Storytelling eher<br />

den Anbietern?<br />

Drescher: Mit Blick auf das Marketing<br />

neige ich dazu, den größeren Nutzen<br />

des Storytellings auf der Anbieterseite<br />

zu sehen. Es erleichtert kreatives Design<br />

von Produkten und deren Vertrieb.<br />

Das Thema wird zum Transmissions-<br />

Foto: Drescher & Cie


36 | INVESTMENTFONDS Themenfonds<br />

Lebenszyklus von Themenfonds<br />

Nach zehn Jahren ist die Hälfte wieder geschlossen.<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre 10 Jahre 15 Jahre<br />

Geschlossen Underperformer Outperformer<br />

Quelle: Morningstar Research, Stand: 31. Dezember 2021<br />

riemen. Solange beide Seiten davon<br />

profitieren, ist das auch nicht verwerflich.<br />

Es kann jedoch bei falschem Erwartungsmanagement<br />

zu Enttäuschungen<br />

führen! Auch von daher mache ich mich<br />

sehr für Transparenz im Sinne der Produktwahrheit<br />

und -klarheit stark. Jeder<br />

sollte gut darüber informiert werden,<br />

was er kauft.<br />

<strong>procontra</strong>: Was macht gerade das Thema<br />

Metaverse so interessant?<br />

Drescher: Die unglaubliche Fantasie<br />

– man könnte auch sagen: das Zauberpulver<br />

–, die sich mit dem Thema<br />

„virtuelle Welten“ verbindet! Und der<br />

Interpretationsspielraum, der im Zuge<br />

ihrer Entwicklung noch lange bestehen<br />

bleibt. Dies erlaubt es jedem, auf das<br />

Thema zu projizieren, was er möchte.<br />

Einerseits ist klar, dass das Metaverse<br />

unser Leben massiv verändern wird. Wir<br />

können partiell von realen in digitale<br />

Welten umziehen, was völlig neue Möglichkeiten<br />

für Reisen, Bildung, Arbeit<br />

und Unterhaltung eröffnet. Dabei geht<br />

es um Nachhaltigkeit, Effizienz, Komfort<br />

»Metaverse ist eine<br />

lose Ansammlung<br />

von Zukunftstechnologien,<br />

deren<br />

tatsächlicher Nutzen<br />

sich im Einzelfall<br />

erst noch<br />

erweisen muss.«<br />

und Abenteuer. Andererseits ist das<br />

Metaverse eine lose Ansammlung und<br />

Kombination von Zukunftstechnologien,<br />

deren tatsächlicher Nutzen sich im<br />

Einzelfall erst noch erweisen muss und<br />

deren Anlaufkosten immens sind. Mit<br />

anderen Worten, es fällt extrem schwer,<br />

Werte einer Anlage zu ermitteln und<br />

Utopien von künftigen Gewinnmaschinen<br />

abzugrenzen.<br />

<strong>procontra</strong>: Würden Sie manche Themen,<br />

die Sie gesehen haben, vor allem<br />

als Marketing-Gag bezeichnen, als eine<br />

starke Übertreibung in Produktform?<br />

Drescher: Der Gag liegt im Auge des<br />

Betrachters. Was für den einen eine<br />

glaubhafte Geschichte ist, sieht ein anderer<br />

als Märchen an! Zum Beispiel das<br />

Thema „Space“. Wir haben inzwischen<br />

die ersten Fonds, die ausschließlich in<br />

die Erforschung des Weltraums und in<br />

die Satellitentechnologie investieren.<br />

Für die einen ist das bereits Gegenwart,<br />

für die anderen noch Science-Fiction.<br />

Erst recht, wenn sie im Portfolio Aktien<br />

des Produzenten von Landmaschinen<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


Themenfonds INVESTMENTFONDS | 37<br />

logie, Medien, Telekommunikation und<br />

Unterhaltung zu regelrechten Produktexzessen<br />

geführt hat. Weitere Beispiele<br />

sind Healthcare-, Demografie-, Neue-<br />

Energie-, Artificial-Intelligence- und<br />

Infrastruktur-Produktwellen. Hinzu<br />

kommen vermehrte Auflagen von Themenfonds,<br />

die eine Schnittmenge zum<br />

»Wellenartige<br />

Produktauflagen<br />

sind in der<br />

Branche alltäglich<br />

und keineswegs<br />

auf Themenfonds<br />

beschränkt.«<br />

Nachhaltigkeitsgedanken bilden, etwa<br />

Wasser, CleanTech, Climate Change<br />

oder auch Smart Energy, Nutrition und<br />

Timber, Holz.<br />

<strong>procontra</strong>: Was sollten Vermittler und<br />

Anleger tun, die nach längerfristig<br />

fruchtbaren Themen suchen? Worauf<br />

sollten sie besonders achten, um tragfähige<br />

Themen von Modetrends zu<br />

unterscheiden?<br />

Drescher: Sie sollten zunächst verstehen,<br />

dass thematisch spezialisierte<br />

Fonds Depotbeimischungen darstellen,<br />

die breiter streuende Basisinvestments<br />

John Deere finden und sich fragen, was<br />

Trecker mit dem Weltall zu tun haben.<br />

Die einen referieren von satellitengesteuerter<br />

Saatoptimierung und der<br />

Fahrzeugsicherheit bis hin zum Diebstahlschutz,<br />

die anderen erkennen<br />

keinen Zusammenhang.<br />

<strong>procontra</strong>: Das klingt sehr nach Beliebigkeit<br />

…<br />

Drescher: Was man viel öfter als Gags<br />

findet, sind Placebos in Form von Multithemenfonds.<br />

Sie verbinden zumeist<br />

so viele Themen miteinander, dass der<br />

Manager eigentlich in alles investieren<br />

kann, was er möchte, ohne seine Vorgaben<br />

zu verletzen. Die Themen erinnern<br />

dann eher an Stichwortsammlungen,<br />

als dass sie eine echte Fokussierung<br />

erkennen lassen. Man fragt sich dann<br />

immer, wo eigentlich der Unterschied zu<br />

anderen breit gestreuten Aktienfonds<br />

liegt. Die könnten wahrscheinlich auch<br />

jeden ihrer Titel einem Thema zuordnen.<br />

Aber wie es bei Placebos so schön<br />

heißt: Wenn es dem Patienten hilft und<br />

er sich besser fühlt, ist alles gut.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche besonders auffälligen<br />

Produktwellen haben Sie in Ihrer<br />

langjährigen Beobachtung des Fondsmarktes<br />

ausgemacht?<br />

Drescher: Wellenartige Produktauflagen<br />

sind in der Branche alltäglich<br />

und keineswegs auf Themenfonds beschränkt<br />

– wie übrigens auch zeitgleiche<br />

Schließungen von Fonds mangels<br />

angesammelter Masse. In den jeweiligen<br />

Produkten spiegelt sich wider,<br />

welche Assetklassen, Anlagestrategien<br />

und Storys sich vor welchem Börsenhintergrund<br />

gut vermarkten lassen<br />

und sich zu diesem Zeitpunkt hoher<br />

Nachfrage erfreuen. Beispielsweise<br />

die Wellen der Total-Return-Fonds, der<br />

Liquid-Alternatives, der Commodities,<br />

der Multi-Asset-Fonds und zuletzt auch<br />

der Impact-Fonds. Ein exemplarischer<br />

Fall ist die Neuer-Markt- oder TMT-Blase<br />

Ende des vergangenen Jahrhunderts,<br />

die unter den Schlagworten Technowie<br />

Mischfonds und internationale<br />

Aktienfonds ergänzen und verstärken<br />

können. Wessen Portfolio ausschließlich<br />

aus einem disruptiven und damit hoch<br />

riskanten Technologiefonds besteht,<br />

ist unzureichend diversifiziert. Ferner<br />

sollte man langlebige Themen identifizieren,<br />

die mit Innovationen verbunden<br />

sind, eine große ökonomische Bedeutung<br />

haben und profitable Geschäftsmodelle<br />

erwarten lassen. Man sollte<br />

auch nicht zu granular denken. Muss es<br />

beispielsweise ein Fonds für Wasserstoff,<br />

Batteriezellen und „Smart Grid“,<br />

intelligentes Elektrizitätsnetz, sein oder<br />

tut es nicht auch ein übergeordneter<br />

New Energy Fund? Vielleicht schaut<br />

man sich bestimmte Entwicklungen erst<br />

einmal eine Zeit lang an, recherchiert<br />

und hinterfragt das Thema, probiert es<br />

erst einmal via Sparplan aus, bevor man<br />

nennenswert investiert.<br />

<strong>procontra</strong>: Welches Anlegerverhalten<br />

stellen Sie derzeit fest?<br />

Drescher: Viele Anleger überlassen<br />

inzwischen gerne wieder breiter<br />

streuenden Fonds die Auswahl und das<br />

Timing von Themen, Branchen und auch<br />

Assetklassen. Den meisten Wind unter<br />

den Flügeln dürften kurzfristig die<br />

Infrastrukturfonds erfahren, die sich in<br />

der aktuellen Polykrise gut gehalten<br />

haben. Themen, die Kraft für Wellen<br />

haben, stellen sicher die Bereiche<br />

Wasserstoffwirtschaft, Blockchain und<br />

Kryptowährungen dar. Allerdings erst<br />

dann, wenn die Anleger das jüngste<br />

Kursmassaker in diesen Segmenten<br />

verdaut haben.<br />

Long Story short<br />

Fokussierung bedeutet geringere Risikostreuung<br />

Themenfonds allein zur Beimischung<br />

Nicht viele Portfolios bestehen langfristig<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


38 | INVESTMENTFONDS Kryptowährungen<br />

Kryptische Zukunft<br />

Die FTX-Pleite schreckte Krypto-Fans weltweit auf. Diese hinterfragen nun noch stärker,<br />

zu welchem Zweck Bitcoin & Co. im Depot liegen sollen.<br />

JW JAN F. WAGNER<br />

Illustration: Roman Kulon


Kryptowährungen INVESTMENTFONDS | 39<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Welchen Einfluss die FTX-Pleite auf Kryptos hat<br />

Bei welchen Zielgruppen Kryptos ankommen<br />

Welche Funktion Kryptos im Depot haben können<br />

Es ist schon erstaunlich: Obwohl Kryptowährungen<br />

keinen intrinsischen Wert besitzen, haben<br />

sie sich am Kapitalmarkt durchgesetzt. Selbst der<br />

Skandal um die Kryptobörse FTX – bei der Kundeneinlagen<br />

veruntreut wurden – hat ihren Aufstieg<br />

nicht gebremst. Zwar verlor der bekannteste<br />

Krypto, der Bitcoin, kurz nach der FTX-Pleite<br />

Anfang November rund 25 Prozent seines Werts.<br />

Doch entgegen der Erwartung von Skeptikern<br />

berappelte er sich seitdem. Ende Januar notierte<br />

er bei 21.000 Euro und damit in etwa auf dem<br />

Niveau vor der FTX-Pleite. Zur Wahrheit gehört<br />

aber auch, dass sein Höchststand von etwa<br />

56.000 Euro nur knapp ein Jahr zurückliegt und<br />

er damit gut zwei Drittel an Wert verloren hat.<br />

Die FTX-Pleite scheint den Abwärtstrend aber zunächst<br />

nicht weiter verstärkt zu haben.<br />

Die Hoffnung auf schnelle Gewinne hat inzwischen<br />

über 200 Millionen Anleger erfasst, die ihr<br />

Geld in Kryptos gesteckt haben, darunter acht<br />

Millionen in Deutschland. Hierzulande gibt es<br />

auch mehrere Möglichkeiten, Kryptos zu erwerben,<br />

entweder direkt an der Stuttgarter Börse<br />

oder indirekt durch den Erwerb von Anteilen<br />

an einem Kryptofonds, einem Krypto-ETF oder<br />

einer Krypto-Aktie. Ende Januar wiesen Kryptos<br />

eine Marktkapitalisierung von 896 Milliarden<br />

Euro auf. Etwa die Hälfte dieses Börsenwerts entfällt<br />

auf Bitcoin. Auf Platz zwei stehen die Ethereum-Token<br />

mit einem Anteil von 22 Prozent.<br />

Ihr Erfolg ist noch erstaunlicher, wenn man<br />

bedenkt, dass die Kryptos als eine Art Revolte<br />

gestartet sind. Empört über die von Banken<br />

verursachte Finanzkrise schuf ein anonymer<br />

Programmierer unter dem Alias Satoshi Nakamoto<br />

2009 seine eigene Finanzwelt. Der Bitcoin war<br />

geboren.<br />

Zocken oder absichern<br />

Aber auch 14 Jahre später haben sich Bitcoin und<br />

Co. nicht als Alternative zum US-Dollar oder Euro<br />

etabliert. Auch hat die Bankenregulierung seit<br />

2009 das globale Finanzsystem erheblich robuster<br />

gemacht.<br />

Gleichwohl sind Kryptowährungen ein festes<br />

Instrument mit grundsätzlich zwei Hauptfunktionen:<br />

Entweder werden sie als Spekulationsinstrument<br />

genutzt oder sie dienen, wie der<br />

Kryptoexperte Philipp Sandner meint, der<br />

Absicherung des Vermögens. Den Absicherungseffekt<br />

erklärt Professor Sandner so: „Die Anzahl<br />

von Bitcoins ist begrenzt. Sie sind damit ein<br />

Gegenentwurf zu anderen Möglichkeiten wie<br />

»Bislang haben Bitcoin & Co. als<br />

Absicherung nicht getaugt.«<br />

Prof. Andreas Walter<br />

Uni Gießen<br />

dem US-Dollar oder Euro, bei denen immer mehr<br />

Geld von der Zentralbank erzeugt werden kann.“<br />

Da die Zentralbanken durch ihre Aktivitäten die<br />

Inflation schüren können, hoffen einige, dass die<br />

Knappheit von Bitcoins dafür sorgt, deren Preise<br />

stabil zu halten und damit Vermögen zu schützen.<br />

Bitcoins seien für diese Anleger wie „digitales<br />

Gold“, sagt Sandner (siehe Interview). Aber:<br />

Da Bitcoin & Co. höchst volatil sind, verweisen<br />

Foto: Katrina Friese


40 | INVESTMENTFONDS Kryptowährungen<br />

Sandner und andere Experten darauf, dass die<br />

Anleger nur einen kleineren Teil ihres Vermögens<br />

darin investieren sollten.<br />

Ihre Volatilität ist auch der Grund, warum der<br />

Schutzeffekt von Kryptos bezweifelt werden<br />

kann. Ein aktuelles Beispiel: Während der Bitcoin<br />

im März und November 2021 bei über 50.000<br />

Euro pro Token notierte, bevor er auf knapp<br />

15.000 im November 2022 stürzte, fiel der Goldpreis<br />

nie unter 1.400 Euro pro Unze und notiert<br />

derzeit bei fast 1.800 Euro (siehe Grafik). Seit<br />

2021 – als die Inflation begann stärker anzuziehen<br />

– hat Gold als Absicherung allemal gedient,<br />

der Bitcoin nicht wirklich. Selbst einen weiteren<br />

Vorteil, nämlich eine negative Korrelation zu den<br />

Aktienmärkten, hat der Bitcoin 2022 nicht gezeigt.<br />

Im Gegenteil: Er ist stärker gefallen als die<br />

Aktienmärkte.<br />

»Bitcoins sind wie digitales Gold«<br />

Philipp Sandner ist Professor an der Frankfurt School of Finance & Management.<br />

<strong>procontra</strong>: Kritiker vergleichen Bitcoin<br />

& Co. mit einem Schneeballsystem, bei<br />

dem sich nur wenige an etwaigen Neuzugängen<br />

bereichern wollen. Stimmt<br />

das?<br />

Philipp Sandner: Nein. Es gibt über<br />

200 Millionen Menschen weltweit,<br />

die Krypto-Assets besitzen. Die Besitzverhältnisse<br />

sind ähnlich wie am<br />

Kapitalmarkt: Es gibt einige, die hohe<br />

Bestände an Krypto-Assets haben,<br />

und mehrere mit weniger. Insofern<br />

stimmt es nicht, dass Bitcoin & Co.<br />

eine Nische sind und dass wenige nur<br />

den Markt manipulieren wollen. Hier<br />

handelt es sich um eine neue Assetklasse,<br />

in die je nach Anlageziel auch<br />

Privatanleger investieren können.<br />

<strong>procontra</strong>: Warum sollte der Privatanleger<br />

das tun?<br />

Sandner: Bitcoin ist wie digitales Gold.<br />

Wie Gold dient er als Absicherung<br />

gegen wirtschaftliche Risiken wie beispielsweise<br />

die Inflation. Der Schutz<br />

hat damit zu tun, dass die Anzahl von<br />

Bitcoins – genau wie das Goldvorkommen<br />

– beschränkt ist. Es gibt maximal<br />

21 Millionen Bitcoins, sie sind damit<br />

ein Gegenentwurf zu anderen Wertaufbewahrungsmöglichkeiten<br />

wie dem<br />

US-Dollar oder dem Euro, bei denen<br />

immer mehr Geld einfach von der Zentralbank<br />

erzeugt werden kann. Solche<br />

Systeme können die Inflation schüren,<br />

wie wir in diesen Tagen erleben.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Sicherheit hat<br />

der Privatanleger, dass er nicht einen<br />

Totalverlust erleidet wie die FTX-Investoren?<br />

Sandner: Die Regulierung. FTX befand<br />

sich auf den Bahamas und war<br />

deshalb nicht so reguliert – und damit<br />

nicht so sicher –, wie viele Leute glaubten.<br />

Hier in Europa dagegen haben wir<br />

eine Regulierung, die dafür sorgt, dass<br />

Kundengelder in Zukunft nicht wie im<br />

Falle der FTX veruntreut werden. Das<br />

liegt daran, dass die neue EU-Regulierung<br />

ab 2024 fordert, dass investiertes<br />

Geld nicht in der Bilanz der Börse<br />

liegen muss – wie bei FTX –, sondern<br />

separat als Sondervermögen.<br />

<strong>procontra</strong>: Aber sind Kryptowährungen<br />

nicht zu volatil für Privatanleger?<br />

Sandner: Volatil sind Krypto-Assets<br />

durchaus, und man braucht dafür viel<br />

Ausdauer. Doch der gesunde Menschenverstand<br />

verbietet es, dass man<br />

seine ganzen Ersparnisse in Bitcoin<br />

steckt. Es gibt aber gute Gründe, einen<br />

kleineren Anteil seiner Ersparnisse –<br />

zum Beispiel 4 bis 6 Prozent – in<br />

Krypto-Assets zu investieren, damit<br />

man die Volatilität gut aushalten und<br />

gleichzeitig von den Chancen dieser<br />

Anlage profitieren kann.<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


Kryptowährungen INVESTMENTFONDS | 41<br />

Top-10-Kryptowährungen<br />

Bitcoin<br />

Tether BNB<br />

Polygon<br />

406,2<br />

12,0<br />

8,6<br />

Cardano<br />

61,8<br />

44,2<br />

Binance<br />

Ethereum177,5<br />

14,5<br />

XRP<br />

USD Coin<br />

Dogecoin<br />

19,0<br />

10,4<br />

39,8<br />

Angaben in Mrd. € Quelle: coinmarketcap.com. Stand: 27. Januar <strong>2023</strong><br />

Instrument für junge Klientel?!<br />

Professor Andreas Walter von der Justus-Liebig-<br />

Universität Gießen ist daher äußerst skeptisch,<br />

ob sich die Kryptos für etwas anderes als reine<br />

Spekulation eignen. „Bitcoin & Co. zahlen keine<br />

Dividenden oder Zinsen und sind extrem volatil“,<br />

betont er und ergänzt: „Wir haben auch gesehen,<br />

dass sie auch als Hedging-Instrumente nichts<br />

taugen. Daher denke ich, dass die Leute, die Kryptos<br />

kaufen, eine Art 10x-Strategie verfolgen. Das<br />

heißt, sie hoffen, dass sie innerhalb eines kurzen<br />

Zeitraums ihr Geld um das Zehnfache vermehren<br />

können.“ Der Finanzprofessor räumt aber auch<br />

ein, dass man nach dem Kollaps der FTX-Börse<br />

eine Art Bodenbildung für Bitcoin & Co. feststelle.<br />

Falls dieser Boden bestehen bleibe, könne<br />

man verstehen, warum Anleger Kryptos als Absicherung<br />

nutzen wollten, so der Finanzexperte.<br />

Moritz Schildt, Co-Gründer des Unternehmens<br />

CoinIX, das sowohl in Kryptowährungen als auch<br />

in Blockchain-Firmen investiert, nennt einen<br />

weiteren Grund für die Nachfrage nach Bitcoin<br />

& Co.: die sehr bequeme Handhabung. Das sei<br />

besonders wichtig für jüngere und digitalaffine<br />

Menschen. „Das Charmante an Kryptowährungen<br />

ist doch, dass man keine Bank und keinen<br />

Berater braucht, um zu investieren. Stattdessen<br />

braucht man nur ein Smartphone“, führt Schildt<br />

aus. „Der jungen Generation zu erklären, dass sie<br />

zum Investieren ein Depot bei der Bank aufmachen<br />

müsste, ist für sie unvorstellbar. Der digitale<br />

Vorteil von Kryptos ist nicht zu unterschätzen.“<br />

Wie Sandner verweist Schildt ausdrücklich auf<br />

die hohe Volatilität von Kryptos und hält daher<br />

ein Exposure von maximal 7 Prozent des Vermögens<br />

für vernünftig.<br />

Ob Kryptos nur fürs Zocken taugen oder durch<br />

einen möglichen Absicherungseffekt, hängt<br />

davon ab, ob der Boden gefunden wird. Dafür<br />

gibt es keine Garantie, und die Historie von<br />

Kryptos unterstreicht ihre hohe Volatilität.<br />

Kryptoinvestments empfehlenswert?<br />

Großes Kurspotenzial<br />

Mögliches Hedge, da außerhalb<br />

des Geldsystems<br />

Als Anlage einfach zu erwerben<br />

und zu handhaben<br />

Hohe Volatilität<br />

Eher ein Spekulationsinstrument<br />

Sehr große Korrelation<br />

zum Aktienmarkt<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


42 | FOKUS DOMCURA<br />

NEU! seit<br />

1. Januar<br />

<strong>2023</strong><br />

EIN ORT VOLLER LEBEN BRAUCHT BESONDEREN SCHUTZ<br />

Unsere Mehrfamilienhausversicherung<br />

„Unbenannte-Gefahren“-Deckung | Nachhaltigkeitsbaustein |<br />

Denkmalgeschützte Immobilien<br />

Informieren Sie sich jetzt!<br />

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vertrieb@domcura.de<br />

<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit der DOMCURA<br />

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DOMCURA FOKUS | 43<br />

FOKUS<br />

DOMCURA<br />

Jetzt wappnen für eine<br />

schadenträchtige(re) Zukunft<br />

Die im vergangenen Jahr von Naturgefahren<br />

verursachten versicherten Schäden<br />

an Wohngebäuden und Hausrat<br />

lagen – nach dem Ahrtal-Katastrophenjahr<br />

2021 – mit rund 3,4 Milliarden Euro<br />

wieder im langjährigen Durchschnitt.<br />

Nichtsdestotrotz stimmen die meisten<br />

Experten darin überein, dass Großschadensereignisse<br />

in Zukunft häufiger<br />

auftreten werden. Diesem wachsenden<br />

Risiko gilt es als Immobilienbesitzer<br />

mit adäquatem Versicherungsschutz<br />

zu begegnen. Bei der Auswahl einer<br />

Wohngebäudepolice sollten vor allem<br />

Tarifqualität und ein zeitgemäßer Deckungsumfang<br />

im Fokus stehen. Dabei<br />

ist eine Versicherung zum gleitenden<br />

Neuwert von entscheidender Bedeutung.<br />

Sie stellt sicher, dass für eine<br />

Reparatur oder einen Wiederaufbau<br />

jeweils aktuelle Marktpreise zugrunde<br />

gelegt werden. Wie essenziell das ist,<br />

haben die explodierenden Material- und<br />

Bauleistungskosten jüngst erst unterstrichen:<br />

Wer derzeit noch mit Versicherungssummen<br />

beispielsweise von 2<strong>01</strong>5<br />

kalkuliert, steht vor einer gewaltigen<br />

Kostenlücke – das bedeutet: Unterversicherung<br />

–, wenn ein Schaden anfällt.<br />

Da es bei Immobilien, insbesondere bei<br />

Mehrfamilienhäusern, um beträchtliche<br />

Werte geht, sollte auch hinsichtlich<br />

der weiteren Leistungsinhalte nicht am<br />

falschen Ende gespart werden. Denn wo<br />

außergewöhnlich günstige Prämien locken,<br />

gibt es in aller Regel auch gefährliche<br />

Löcher im Schutzschirm.<br />

Der Leistungs-Marktstandard für Wohngebäudeversicherungen<br />

wird maßgeblich<br />

von der DOMCURA definiert, die<br />

auch jetzt wieder einen Schritt weiter<br />

gegangen ist: Ihrem bewährten Mehrfamilienhauskonzept<br />

haben die Kieler ein<br />

Foto: Elxeneize<br />

Update verpasst, mit dem das attraktive<br />

Preis-Leistungs-Verhältnis nochmals<br />

verbessert wird. Zudem hat der Assekuradeur<br />

den Megatrend Nachhaltigkeit<br />

breit im Tarifwerk verankert, wie schon<br />

in seinem Einfamilienhauskonzept, das<br />

seit 2020 Pionierarbeit auf dem Feld<br />

nachhaltig orientierter Wohngebäudeversicherungen<br />

leistet.<br />

Horst-Ulrich Stolzenberg, Vertriebs- und<br />

Marketingvorstand der DOMCURA, gibt<br />

im Interview auf den Folgeseiten<br />

Nähe res über das optimierte Mehrfamilienhauskonzept<br />

preis.<br />

Kostbare Werte:<br />

Für die Absicherung<br />

von Mehrfamilienhäusern<br />

gibt es einen<br />

neuen Marktstandard.<br />

<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit der DOMCURA<br />

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44 | FOKUS DOMCURA<br />

»Wir entwickeln Produkte<br />

von Maklern für Makler«<br />

Horst-Ulrich Stolzenberg, Vorstand für Vertrieb und Marketing beim Wohngebäude-<br />

Spezialisten DOMCURA, über die neue Tarifgeneration des Mehrfamilienhauskonzepts,<br />

die wachsende Bedeutung der Nachhaltigkeit und Vorteile einer Direktanbindung<br />

SW SEBASTIAN WILHELM<br />

<strong>procontra</strong>: Was gab den Anstoß zum<br />

aktuellen Tarifupdate?<br />

Horst-Ulrich Stolzenberg: Auch wenn<br />

ein Haus fest an einem Ort steht, die<br />

Menschen und das Leben darin sind<br />

ständig in Bewegung. Entsprechend<br />

sollte auch die Absicherung flexibel<br />

sein, insbesondere wenn sie einen der<br />

schönsten Orte der Welt beschützen<br />

soll – das Zuhause der Menschen.<br />

Unsere Produkte haben den Anspruch,<br />

für Vermittler und Versicherungsnehmer<br />

die beste Wahl zu sein, weswegen<br />

unsere Produkt-Entwicklungen immer<br />

die Ansprüche der Kunden und des<br />

Marktes berücksichtigen. Die Bedürfnisse<br />

und Wünsche der Vermittler und<br />

der Versicherungsnehmer führten dazu,<br />

dass wir im Mehrfamilienhauskonzept<br />

beispielsweise nun auch Bruchschäden<br />

an Lüftungsrohren außerhalb von Gebäuden<br />

oder unmittelbar eindringende<br />

Witterungsniederschläge bis 2.500 Euro<br />

absichern können.<br />

<strong>procontra</strong>: Worin liegen die auffälligsten<br />

Neuerungen?<br />

Stolzenberg: Wir haben unsere Mehrfamilienhausversicherung<br />

auf Herz<br />

und Nieren geprüft, die Tarifstruktur<br />

überarbeitet und das neue Produkt mit<br />

vielen Leistungsverbesserungen versehen,<br />

wie beispielsweise die Erhöhung<br />

der Jahreshöchstentschädigungsgrenze<br />

bei Elementarschäden auf fünf Millionen<br />

Euro. Da der Umweltschutz uns alle<br />

angeht, haben wir unseren Nachhaltigkeitsbaustein<br />

integriert. Und ab sofort<br />

können wir auch denkmalgeschützte<br />

Immobilien versichern.<br />

<strong>procontra</strong>: Sie bezeichnen das Mehrfamilienhauskonzept<br />

als „einzigartig auf<br />

dem Markt“. Was macht es einzigartig?<br />

»Die DOMCURA-<br />

Garantien bilden<br />

das Fundament für<br />

eine langfristige<br />

und vertrauensvolle<br />

Partnerschaft.«<br />

Stolzenberg: Damit der Versicherungsschutz<br />

so individuell bleibt wie die<br />

Menschen und sich immer an das Leben<br />

und die Wohnsituation anpasst, bieten<br />

wir Garantien, die den Versicherungsschutz<br />

einzigartig machen: Eine Leistungsgarantie<br />

bietet den Kunden den<br />

Versicherungsschutz des Vorvertrages,<br />

eine Marktgarantie liefert im Schadensfall<br />

auf den versicherten Umfang die<br />

bestmöglich verfügbaren Leistungen<br />

des deutschen Versicherungsmarktes.<br />

Eine Innovationsgarantie passt<br />

die Verträge automatisch an künftige<br />

Leistungsverbesserungen an und hält<br />

den Versicherungsschutz immer auf<br />

dem neuesten Stand. Eine Austauschgarantie<br />

stattet die Versicherungsverträge<br />

immer mit leistungsstarken Risikoträgern<br />

aus. Und eine Zukunftsgarantie<br />

sichert alle Gefahren ab, mit denen wir<br />

heute noch gar nicht rechnen. Sie sehen<br />

also: Die DOMCURA-Garantien bilden<br />

das Fundament für eine langfristige und<br />

vertrauensvolle Partnerschaft.<br />

<strong>procontra</strong>: Photovoltaikanlagen werden<br />

auf immer mehr Dächern zum Standard,<br />

ebenso Ladestationen für Elektrofahrzeuge<br />

in den Garagen – wie reagieren<br />

Sie auf diesen Trend?<br />

Stolzenberg: Zum einen sind sowohl<br />

Photovoltaikanlagen als auch Ladestationen<br />

für Elektrofahrzeuge in unserem<br />

Mehrfamilienhauskonzept generell<br />

gegen die allgemeinen Wohngebäudegefahren<br />

wie Sturm, Leitungswasser,<br />

Feuer und Hagel mitversichert. Darüber<br />

hinaus bieten wir für diese Anlagen<br />

einen wertvollen Zusatzbaustein:<br />

die Absicherung gegen „Unbenannte<br />

<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit der DOMCURA<br />

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DOMCURA FOKUS | 45<br />

Horst-Ulrich<br />

Stolzenberg,<br />

Vorstand Vertrieb und<br />

Marketing<br />

Gefahren“. Diese schützt vor allen<br />

Schäden, die durch ein unvorhersehbares<br />

Ereignis entstehen. Kurzum: Es ist<br />

alles versichert, was nicht ausdrücklich<br />

ausgeschlossen ist. Somit wäre bei der<br />

Photovoltaikanlage der Ertragsausfall<br />

über den Baustein „Unbenannte Gefahren<br />

von Anlagen der erneuerbaren Energien“<br />

mitversichert und die Ladestation<br />

über die entsprechende Deckung des<br />

Wohngebäudes.<br />

<strong>procontra</strong>: Was genau verbirgt sich<br />

hinter dem Nachhaltigkeitsbaustein?<br />

Stolzenberg: Drei von vier Deutschen<br />

sehen beim Thema Nachhaltigkeit auch<br />

die Versicherer in der Pflicht, fast jeder<br />

zweite Kunde ist bereit, bei einem<br />

nachhaltigen Versicherer seine Verträge<br />

abzuschließen – mit steigender<br />

Tendenz. Deshalb haben wir bereits im<br />

Herbst 2020 als erster Anbieter eine<br />

Einfamilienhausversicherung mit ebendiesem<br />

Nachhaltigkeitsbaustein auf den<br />

deutschen Markt gebracht. Bei einem<br />

Feuerschaden kompensiert die grüne<br />

Police das klimaschädliche Treibhausgas<br />

CO 2<br />

durch Aufforstung von Wäldern.<br />

Auch erhalten Kunden bis zu 50.000<br />

Euro Mehrleistung für nachhaltigen<br />

Schadensersatz, um beispielsweise<br />

energieeffiziente Dämm-Materialien<br />

oder besonders stromsparende Geräte<br />

einzusetzen oder um den zerstörten<br />

Kunststoff-Fußboden durch Holz zu<br />

ersetzen. Denn: Nachhaltigkeit ist für<br />

uns kein Trend, sondern das Gebot der<br />

Stunde. Konsequenterweise beinhalten<br />

mittlerweile auch unsere Versicherungslösungen<br />

für die Wohnungswirtschaft<br />

und unsere Mehrfamilienhausversicherung<br />

den Nachhaltigkeitsbaustein.<br />

<strong>procontra</strong>: Inwieweit zahlen sich die<br />

Vorteile eines Assekuradeurs bei der<br />

Tarifgestaltung aus?<br />

Stolzenberg: Für Versicherungsnehmer<br />

und Makler gibt es in der Zusammenarbeit<br />

im Grunde keine Unterschiede<br />

zu einem klassischen Versicherungsunternehmen.<br />

Als Assekuradeur können<br />

wir indes schneller und individueller<br />

auf ihre Bedürfnisse reagieren. Das<br />

zeigt sich unter anderem in der bereits<br />

angesprochenen Austauschgarantie,<br />

die wir aussprechen können. Mit dieser<br />

stellen wir sicher, dass wir dauerhaft mit<br />

leistungsstarken Versicherungspartnern<br />

zusammenarbeiten. Entspricht ein Partner<br />

nicht mehr den hohen Anforderungen<br />

der Makler, Versicherungsnehmer<br />

und von uns, tauschen wir ihn automatisch<br />

und ohne Aufwand für unsere<br />

Kunden aus. Damit garantieren wir<br />

höchste Produktqualität. Ein weiterer<br />

zentraler Vorteil ist unser Produktentwicklungsprozess<br />

als Assekuradeur. Wir<br />

lassen Produktideen und Anforderungen<br />

unserer Vertriebspartner aktiv in die<br />

Produktentwicklung einfließen, genauso<br />

wie die Bewertung neuer Produktideen.<br />

Anders ausgedrückt: Wir entwickeln<br />

Produkte von Maklern für Makler. Unser<br />

erklärtes Ziel ist es dabei, immer den<br />

besten Beitrag zum jeweiligen Risikoniveau<br />

zu ermöglichen.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Art von (Online-)Vertriebsunterstützung<br />

können Ihre freien<br />

Maklerpartner in Anspruch nehmen?<br />

Stolzenberg: Sämtliche Services von<br />

der Antragsstellung über die Buchhaltung<br />

bis hin zur Schadensbearbeitung<br />

im Fall der Fälle laufen über DOMCURA.<br />

Der Onlineabschluss unserer Konzepte<br />

ist zum einen über das DOffice – unser<br />

internes Verwaltungs- und Angebotssystem<br />

im Vertriebsportal – möglich als<br />

auch klassisch über den selbst rechnenden<br />

PDF-Antrag oder über gängige<br />

Vergleichsrechner für Makler. Das<br />

Besondere für Makler mit direkter<br />

Anbindung bei uns ist: Der Rechner im<br />

DOffice erlaubt eine Sofort-Policierung.<br />

Das heißt, ist unter den eingegebenen<br />

Antragsparametern eine Policierung<br />

möglich, erhält der Kunde innerhalb<br />

weniger Minuten die Police per E-Mail,<br />

der Makler direkt eine Kopie. Darüber<br />

hinaus kann mit unseren Schnellrechnern<br />

innerhalb weniger Sekunden<br />

bereits ein erster Preis berechnet wer -<br />

den, und das zunächst ohne Log-in.<br />

DOMCURA AG | Theodor-Heuss-Ring 49 | 24113 Kiel | Telefon: +49 431-54654-0 | www.vertrieb.domcura.de<br />

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VERSICHERUNGEN<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


Bürgerrente<br />

als Riester-<br />

Alternative<br />

Konzept zur privaten Altersvorsorge<br />

nimmt Formen an.<br />

Mit einer Bürgerrente wollen die Versicherer die<br />

geförderte private Altersvorsorge neu aufstellen.<br />

Wichtigster Punkt: Eine Kapitalgarantie von 80<br />

Prozent der eingezahlten Beiträge löst die bisherige<br />

100-Prozent-Beitragsgarantie ab. Hinzu kommt<br />

eine flexiblere Auszahlung: Zu der schon heute<br />

möglichen Teilauszahlung zu Rentenbeginn von<br />

30 Prozent des Vermögens ist eine Rentengarantiezeit<br />

geplant. Mit einer einfacheren Förderung<br />

sollen nachträgliche Rückforderungen von Zulagen<br />

vermieden werden: Auf jeden eingezahlten<br />

Euro legt der Staat 50 Cent obendrauf.<br />

Weitere Themen<br />

Interview: Wachstumsstrategie der Nürnberger 50<br />

LV zahlt wieder mehr Überschüsse 52<br />

Solarboom durch Steuererleichterung 56<br />

BU-Schutz trotz psychischer Erkrankung? 60<br />

Schadenprävention 64<br />

Potenzial der Vertrauensschadenversicherung 66<br />

Rechtsschutz für Vermieter 70<br />

Foto: Onfokus


48 | VERSICHERUNGEN Einkommenssicherung<br />

»Jede Konzerntochter soll<br />

schwarze Zahlen schreiben«<br />

Andreas Politycki ist Vertriebsvorstand bei der Nürnberger und spricht mit <strong>procontra</strong><br />

über die angestrebte Marktführerschaft in der Einkommenssicherung, Getsurance als<br />

„Sandbox“ und über einen ausgebliebenen Corona-Effekt.<br />

MT MARTIN THALER<br />

<strong>procontra</strong>: Sie sind jetzt seit 39 Jahren<br />

in der Versicherungsbranche tätig. Wie<br />

würden Sie die aktuelle Zeit einschätzen:<br />

golden oder stürmisch?<br />

Andreas Politycki: Das kommt immer<br />

darauf an, aus welcher Perspektive man<br />

die Lage betrachtet. Mittlerweile wird<br />

erneut über das Thema Provisionen<br />

geredet, eine Diskussion, die sich jetzt<br />

schon seit drei Jahren zieht. Da wird es<br />

Zeit, dass endlich einmal Ruhe einkehrt.<br />

Ich bin kein Freund überbordender<br />

Provisionen, muss aber auch sagen:<br />

Ohne Provisionen funktioniert der<br />

Vertrieb nicht. Das zeigt ein Blick nach<br />

Großbritannien, wo Versorgungslücken<br />

aufklappen.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie ist denn die Stimmung<br />

bei Ihnen?<br />

Politycki: Auf den ersten Jahresauftaktveranstaltungen<br />

habe ich eine sehr<br />

positive Stimmung bei uns wahrgenommen.<br />

Das ist nicht verwunderlich, denn<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

die Wachstumsstrategie der<br />

Nürnberger bei EKS-Produkten<br />

Welche Rolle Getsurance spielt<br />

wir hatten ein bombastisches Vertriebsjahr<br />

2022 – in allen Vertriebswegen, in<br />

allen Produktsparten.<br />

<strong>procontra</strong>: Bei anderen Versicherern<br />

war zuletzt immer wieder von einer<br />

steigenden Kundenzurückhaltung die<br />

Rede. Macht sich die Geldentwertung<br />

bei Ihnen nicht bemerkbar?<br />

Politycki: In Krisenzeiten ist für Kunden<br />

die Qualität der Produkte wieder<br />

relevanter. Die Krisen der vergangenen<br />

Jahre haben gezeigt, wie wichtig es ist,<br />

abgesichert zu sein – denken Sie nur an<br />

das Hochwasser 2021 in Ahrweiler.<br />

<strong>procontra</strong>: In der Corona-Zeit hat die<br />

Versicherungswirtschaft auf mögliche<br />

finanzielle Nöte der Kunden reagiert<br />

und beispielsweise die Möglichkeit zur<br />

Beitragsstundung ausgeweitet. Braucht<br />

es ein solches Entgegenkommen an-<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


Einkommenssicherung VERSICHERUNGEN | 49<br />

gesichts der anhaltend hohen Inflation und einer<br />

möglichen Rezension erneut?<br />

Politycki: Wir sind zu Beginn der Corona-Zeit davon<br />

ausgegangen, dass Hunderttausende Verträge gestundet<br />

werden müssen. Um das gewährleisten zu<br />

können, haben wir ein spezielles Tool entwickelt –<br />

das wir letztlich überhaupt nicht gebraucht haben.<br />

Am Ende entsprach die Nachfrage nach einer<br />

Stundung nur einem My unserer Erwartungen. Und<br />

wir sehen bei einem Blick auf unsere Storno- und<br />

Rückkaufsquoten in den vergangenen Monaten<br />

keine Veränderungen zu den Vorjahren. Das Thema<br />

Inflation und eine damit einhergehende Kundenzurückhaltung<br />

zeigt sich aktuell nicht in unseren<br />

Stornoquoten. Dennoch haben wir unsere Services<br />

und Bedingungen entsprechend erweitert, um zum<br />

Beispiel durch Beitragspausen auch Kunden in<br />

finanziellen Notlagen zu unterstützen.<br />

<strong>procontra</strong>: Ein großer Fokus liegt auf der Einkommenssicherung,<br />

in der Sie Marktführer werden<br />

wollen. Ist das nicht etwas zu ambitioniert?<br />

Politycki: Nein, wir sind hier deutlich auf Kurs.<br />

Das Wachstum, das wir uns für <strong>2023</strong> vorgenommen<br />

hatten, ist bereits 2022 erreicht worden. Im<br />

vergangenen Jahr hatten wir bei der Berufsunfähigkeitsversicherung<br />

eine Steigerung von deutlich über<br />

40 Prozent beim Neugeschäft – ohne Dynamiken,<br />

Zulagen und so weiter. Bei anderen Produkten wie<br />

der Grundfähigkeitsversicherung sehen wir ebenfalls,<br />

dass diese immer besser im Markt angenommen<br />

wird. Hier schaffen wir Jahr für Jahr eine<br />

Verdopplung des Geschäfts, wenn natürlich auch<br />

auf wesentlich geringerem Niveau als bei der BU-<br />

Versicherung.<br />

<strong>procontra</strong>: Die Versicherungswirtschaft hat sich<br />

zum Ziel gesetzt, zum Partner der Kunden zu werden.<br />

Inwiefern funktioniert das auch beim Thema<br />

Berufsunfähigkeitsversicherungen?<br />

Politycki: Ein wesentlicher Aspekt für die steigende<br />

Akzeptanz beim Kunden ist die Ummantelung<br />

unserer Produkte. Damit ist unter anderem unser<br />

Teleclaiming-Angebot gemeint, mit dem Kunden bei<br />

der Antragsstellung unterstützt werden. Darüber hinaus<br />

bekommen die Kunden Zugang zu unserer Gesundheitsplattform<br />

„Coach:N“ und zu „BetterDoc“,<br />

durch den sie bei der Facharztsuche unterstützt<br />

werden und so die Möglichkeit einer unabhängigen<br />

Zweitdiagnose erhalten. Denn erfahrungsgemäß<br />

will der Kunde nicht lange krank sein und beruflich<br />

aufs Nebengleis geschoben werden. Hier haben wir<br />

mit dem Baustein „BetterDoc“ schon vielen helfen<br />

können. Wir helfen den Kunden, gesund zu bleiben.<br />

Oder eben auch schnell wieder gesund zu werden.<br />

<strong>procontra</strong>: Sie haben 2021 das Berliner InsurTech<br />

Getsurance übernommen. Welche Rolle soll ihm zukünftig<br />

zukommen?<br />

Politycki: Getsurance hat ihren Schwerpunkt<br />

ebenfalls im Bereich Einkommenssicherung und<br />

ergänzt hier unser Portfolio mit Blick auf jüngere<br />

Zielgruppen. Neben der Weiterentwicklung der<br />

bestehenden Produkte wie der Krebsversicherung,<br />

entwickelt und testet Getsurance auch weitere neue<br />

Produkte. So ist es bei psychischen Erkrankungen ja<br />

ein großes Problem, überhaupt an eine Behandlung<br />

zu kommen. Getsurance hat vor wenigen Wochen<br />

»Ein wesentlicher Aspekt für die<br />

Akzeptanz beim Kunden ist die<br />

Ummantelung unserer Produkte.«<br />

eine Burn-out-Versicherung auf den Markt gebracht,<br />

die auf dieses Problem eingeht.<br />

<strong>procontra</strong>: Warum bringt Getsurance und nicht die<br />

Nürnberger diese Versicherung heraus?<br />

Politycki: Wenn wir eine solche Versicherung in die<br />

Verwaltungssysteme der Nürnberger integrieren<br />

wollten, wäre das mit wesentlich mehr Aufwand<br />

und entsprechenden Kosten verbunden. Getsurance<br />

kann ein solches Thema hingegen viel schneller<br />

auf die Rampe stellen, so haben wir innerhalb von<br />

14 Tagen die Antragsstrecke für die Burn-out-Versicherung<br />

bauen können. Getsurance ist für uns<br />

wie eine Sandbox – wir können neue Produkte und<br />

Themenfelder ausprobieren, Antragsstrecken noch<br />

schneller testen und wenn sie funktionieren, auch<br />

zur Nürnberger rüberziehen.<br />

<strong>procontra</strong>: Das Thema Profitabilität ist für Getsurance<br />

damit nachrangig?<br />

Politycki: Das eine zu machen bedeutet nicht, das<br />

andere zu lassen. Zum einen verdient Getsurance<br />

mit den vorhandenen Produkten bereits Geld, zum<br />

anderen hat sie eine sehr gute Kosten- und Prozessstruktur.<br />

Jedes Unternehmen bei uns im Konzern<br />

soll am Ende auch schwarze Zahlen schreiben.<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


50 | VERSICHERUNGEN Überschussbeteiligungen<br />

Leben wieder lebhaft<br />

Im Umfeld steigender Zinsen können die Überschussbeteiligungen nach Jahren<br />

des Rückgangs wieder steigen. Allerdings bringt die Entwicklung<br />

auch Gefahren für die Unternehmen.<br />

ST STEFAN TERLIESNER<br />

Illustration: Roman Kulon


Überschussbeteiligungen VERSICHERUNGEN | 51<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Gründe für höhere Überschüsse<br />

Ansatz für Altersvorsorgeberatung<br />

Versicherer mit finanzieller Stabilität<br />

Steigerungen in Sicht<br />

Auswahl an Anbietern,<br />

Ranking nach Veränderung gegenüber 2022<br />

Angesichts steigender Marktzinsen können<br />

Millionen Altersvorsorgesparer auf eine höhere<br />

Rente aus ihrer Lebensversicherung hoffen. „Ich<br />

rechne damit, dass die Überschussbeteiligung in<br />

der Breite steigen wird, natürlich abhängig von<br />

der Situation am Kapitalmarkt, insbesondere<br />

einschließlich der Aktien- und Immobilienmärkte“,<br />

sagte Frank Grund, Exekutivdirektor bei<br />

der Finanzaufsicht (BaFin), Anfang Januar der<br />

Nachrichtenagentur dpa. Auch Jörg Asmussen,<br />

Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der<br />

Deutschen Versicherungswirtschaft, rechnet mit<br />

einer Trendwende. Gegenüber <strong>procontra</strong> sagte<br />

er: „Bereits für <strong>2023</strong> haben etliche Lebensversicherer<br />

die Überschussbeteiligung angehoben<br />

oder halten sie konstant.“<br />

Mehr Zins und Zinseszins<br />

Eine höhere Gesamtverzinsung deklariert haben<br />

unter anderem Allianz, Bayern-Versicherung,<br />

Condor und R+V. Sie ergibt sich aus dem Garantiezins,<br />

der jährlich dem Sparguthaben des Kunden<br />

gutgeschriebenen Überschussbeteiligung<br />

sowie gegebenenfalls einem Schlussüberschuss.<br />

Eine Übersicht über den Stand der Deklaration<br />

finden Interessierte über eine Internetseite der<br />

Ratingagentur Assekurata. Durch die Deklaration<br />

erwerben die Versicherungsnehmer einen unwiderruflichen<br />

Anspruch. Zudem profitieren die<br />

Kunden langfristig vom Zinseszinseffekt für ihre<br />

Altersvorsorge, denn die laufenden Überschüsse<br />

werden jedes Jahr verzinst und erhöhen auch so<br />

die Rente.<br />

Darüber freuen sich nicht nur die Millionen<br />

Inhaber einer Kapitallebens- oder Rentenversicherung.<br />

Eine höhere Überschussbeteiligung<br />

ist auch ein starkes Argument im Vertrieb zur<br />

Gewinnung von Neukunden. Aber: Vor allem die<br />

Produktvarianten mit einer hohen Garantie sind<br />

nur etwas für sicherheitsorientierte Anleger. Und<br />

solange die Inflationsrate höher als die Rendite<br />

Anbieter/Produkt<br />

lfd. Verzinsung<br />

für<br />

<strong>2023</strong><br />

Veränderung<br />

ggü. 2022<br />

Signal Iduna 2,50 + 0,85<br />

Bayern-Versicherung 2,25 + 0,75<br />

R+V Safe + Smart 2,75 + 0,75<br />

LVM 2,05 + 0,35<br />

Volkswohl Bund 2,60 + 0,35<br />

Inter 2,25 + 0,25<br />

Allianz Klassik 2,50 + 0,20<br />

Allianz Perspektive 2,60 + 0,20<br />

Continentale Klassik 2,30 + 0,20<br />

die Bayerische 2,70 + 0,20<br />

Europa 2,60 + 0,20<br />

R+V Performance 1,75 + 0,20<br />

Condor Congenial garant 1,60 + 0,15<br />

Europa Mindestgarantie 2,65 + 0,15<br />

Continentale Classic Pro 2,40 + 0,10<br />

Angaben in<br />

Prozentpunkten Quelle: Angaben der Unternehmen. Stand 1/<strong>2023</strong><br />

der Versicherung ist, macht der Inhaber einen<br />

realen Verlust. Hierauf weist Michael Reeg, CEO<br />

bei Hoesch & Partner, hin. Das Maklerunternehmen<br />

plädiere seit Jahren für eine sachwertorientierte<br />

Geldanlage (siehe „Maklers Meinung“).<br />

50 Mrd. €<br />

stille Lasten weist die Branche aufgrund des Zinsanstiegs 2022 auf.<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


52 | VERSICHERUNGEN Überschussbeteiligungen<br />

Mehr Sachwerte in der Anlage<br />

Letztlich hängt die Produktempfehlung<br />

vom Bedarf und von den finanziellen<br />

Möglichkeiten des Kunden ab.<br />

Unabhängig davon ist die hinter der<br />

Erhöhung der Überschussbeteiligung<br />

stehende Leistung einiger Versicherer<br />

durchaus beachtlich. Zum Großteil<br />

basiert sie auf einer erfolgreichen Kapitalmarktstrategie.<br />

Und das Portfolio<br />

dieser Anlagen besteht bei immer<br />

mehr Gesellschaften eben nicht mehr<br />

fast nur aus Anleihen, sondern auch<br />

aus Sachwerten wie Immobilien,<br />

Infrastruktur, erneuerbare Energien,<br />

Private Equity und Aktien.<br />

Der Versicherer Allianz Leben zum<br />

Beispiel verwaltete per 30. September<br />

ein Vermögen von 263 Milliarden<br />

Euro für Kunden. Davon entfielen<br />

rund 40 Prozent auf solche alternativen<br />

Anlagen. Der Marktführer legt<br />

großen Wert auf die Diversifikation<br />

seiner Kapitalanlagen. Im Ergebnis<br />

schwankt der Wert dieser Anlagen<br />

vergleichsweise wenig; gleichzeitig<br />

verringert Allianz Leben ihren Bedarf<br />

an Eigenkapital, was die Aktionäre<br />

des Allianz-Konzerns freuen dürfte.<br />

Die Kehrseite der Medaille<br />

Das eine hohe Volatilität in der Kapitalanlage<br />

ein Problem ist, belegt das<br />

letzte Jahr. Nach dem Überfall Russlands<br />

auf die Ukraine stürzten nicht<br />

nur die Kurse von Aktien ab, sondern<br />

auch die von Anleihen. In der Folge<br />

wurden verbliebene stille Reserven –<br />

zum Großteil eine Folge des zuvor jahrelang<br />

gesunkenen Zinsniveaus – in<br />

den Bilanzen etlicher Versicherer zu<br />

stillen Lasten. Hierauf weist Lutz Oehlenberg,<br />

Fachmann für Lebensversicherungen<br />

bei der Finanzaufsicht<br />

BaFin, in einem Fachartikel hin. Und<br />

wörtlich: „Solange die stillen Lasten<br />

auf steigende Zinsen zurückzuführen<br />

sind, besteht keine Notwendigkeit für<br />

Abschreibungen.“<br />

Maklers Meinung<br />

»Klassische Garantien<br />

fallen weiter raus«<br />

Michael Reeg,<br />

CEO von Hoesch & Partner<br />

Aktuell ist zu hören: Jetzt gibt’s<br />

wieder Zinsen, also werden auch<br />

Lebensversicherungen interessanter.<br />

Generell dazu: Nur wenn die<br />

Rendite einer Anlage höher liegt<br />

als die Inflation, steigt das reale<br />

Vermögen. Und konkret: Vorsorgesparen<br />

ist momentan nur sinnvoll<br />

möglich mit Anlageprodukten, die<br />

<strong>2023</strong> mehr Rendite abwerfen als<br />

die prognostizierten 5,1 Prozent<br />

Inflationsrate. Klassische Lebensund<br />

Rentenversicherungen fallen<br />

bei dieser Betrachtung raus.<br />

Wenn jetzt die Gewinnbeteiligung<br />

steigt, aber hohe Inflationsraten zu<br />

verzeichnen sind, dann verliert man<br />

Geld. Das ist der Grund, warum wir<br />

seit über 20 Jahren empfehlen,<br />

sachwertorientiert zu sparen. Das<br />

ist bei Weitem besser, als auf ein<br />

klassisches Garantieprodukt zu<br />

setzen.<br />

Sprich: Ein Versicherer kann einfach<br />

abwarten und die – in der Regel<br />

niedrig verzinsten – Anleihen bis<br />

zum Laufzeitende halten. Allerdings<br />

vermindern stille Lasten die Ertragsflexibilität,<br />

„weil die Umschichtung<br />

von schlecht verzinsten Wertpapieren<br />

auf die neuen verzinsten Papiere mit<br />

sehr hohen Verlusten verbunden<br />

sein kann“, betont Oehlenberg. Will<br />

ein Versicherer keine stillen Lasten<br />

realisieren, verzichtet er auf die<br />

Wiederanlage der Verkaufserlöse zu<br />

den aktuell höheren Marktzinsen. In<br />

dieser Zwickmühle dürften etliche<br />

Versicherer stecken.<br />

Rückflüsse aus der<br />

Zinszusatzreserve<br />

Assekurata beziffert die stillen Lasten<br />

in der Branche auf per Saldo 50 Milliarden<br />

Euro. Eine gewisse Entspannung<br />

könnten für 2022 erste Rückflüsse<br />

aus der Zinszusatzreserve (ZZR)<br />

bringen. Seit 2<strong>01</strong>1 müssen Lebensversicherer<br />

diesen Kapitalpuffer zur<br />

Erfüllung der Altgarantien in den Beständen<br />

aufbauen. Die jetzt steigenden<br />

Marktzinsen bringen auch hier<br />

eine Entlastung von branchenweit<br />

etwa drei Milliarden Euro, schätzt<br />

Assekurata. Auf lange Sicht seien<br />

die Versicherer in der Lage, „freie<br />

ZZR-Mittel in die Rückstellungen für<br />

Beitragsrückerstattung einzustellen<br />

und letzten Endes auch wieder deutlich<br />

höhere Überschussbeteiligungen<br />

für die Kunden zu gewähren“, ist Lars<br />

Heermann, Bereichsleiter Analyse bei<br />

Assekurata, überzeugt. Die Ausgangslage<br />

dafür sei aber je nach Unternehmen<br />

sehr unterschiedlich.<br />

Die Ankündigung einer höheren<br />

Überschussbeteiligung muss sich ein<br />

Versicherer also leisten können. Dazu<br />

sagte Volker Priebe, Allianz-Leben-<br />

Vorstand für Privatkunden, gegenüber<br />

der „Börsen-Zeitung“: „Das ist<br />

absolut nicht selbstverständlich in so<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


Überschussbeteiligungen VERSICHERUNGEN | 53<br />

volatilen Märkten.“ Zudem sähen einige<br />

Experten auf Jahressicht ein deutlich<br />

niedrigeres Zinsniveau. Dennoch<br />

erhielten die Kunden für das Produkt<br />

Perspektive für <strong>2023</strong> eine Gesamtverzinsung<br />

von 3,5 Prozent; ein Plus von<br />

0,3 Prozentpunkten gegenüber 2022.<br />

Der Satz für die klassischen Lebenund<br />

Rentenpolicen erhöhe sich im<br />

gleichen Tempo auf 3,2 Prozent. Für<br />

die Allianz-Produkte ist dies die erste<br />

Erhöhung der Gesamtverzinsung seit<br />

2008.<br />

»Starkes Signal« aus Bayern<br />

Ein „starkes Signal“ in den Markt<br />

sendet eigenen Angaben zufolge auch<br />

die Bayern-Versicherung. Bei den<br />

kapitalmarktorientierten Produkten<br />

erhielten Neukunden eine Gesamtverzinsung<br />

von 2,80 Prozent nach zuvor<br />

2,05 Prozent. Die Erhöhung wirke<br />

sich besonders stark auf die sicherheitsorientierten<br />

Produkte WachstumGarant<br />

und FlexVario mit einem<br />

Chancenprofil von 90 Prozent aus.<br />

Über die höhere Verzinsung freuen<br />

dürften sich auch Bestandskunden:<br />

sie gelte für alle Verträge, sie seit 2<strong>01</strong>2<br />

abgeschlossen wurden.<br />

Deutlich mehr bietet auch R+V Leben<br />

im Neugeschäft für die Safe+Smart-<br />

Produkte mit Garantiebestandteilen,<br />

nämlich eine Gesamtverzinsung von<br />

2,75 Prozent. „Das Zinsniveau hat sich<br />

2022 sehr schnell und sehr kräftig<br />

erhöht“, betonte Vorstandschefin<br />

Claudia Andersch anlässlich der Deklaration.<br />

Daran partizipieren sollten<br />

„selbstverständlich“ auch die Kunden.<br />

»Etliche Lebensversicherer<br />

haben<br />

für <strong>2023</strong> die Überschussbeteiligung<br />

angehoben.«<br />

Jörg Asmussen,<br />

Hauptgeschäftsführer<br />

Gesamtverband der<br />

Deutschen Versicherungswirtschaft<br />

Klassiker wieder attraktiv?<br />

Für sicherheitsorientierte<br />

Kunden oft das<br />

Produkt der Wahl<br />

Es muss ja nicht Klassik<br />

pur sein.<br />

Sichere Renditen<br />

um 2,5 Prozent<br />

plus jährliche Überschussbeteiligung<br />

– von 3 Prozent gelte für alle Klassikprodukte<br />

wie etwa ZukunftsRente<br />

und Ideal UniversalLife. Je nach Vertragskonstellation<br />

ergebe sich eine<br />

Gesamtverzinsung von bis zu 3,7 Prozent.<br />

Fritscher führt diese Spitzenwerte<br />

auf das schlanke Geschäftsmodell<br />

des Versicherers sowie auf frühzeitige<br />

Investments in ertragreichere Anlagearten<br />

zurück. Beispielsweise habe<br />

Ideal über Jahre vom Aufschwung des<br />

Berliner Immobilienmarktes profitiert.<br />

Fazit: Mit steigendem Zinsniveau<br />

gewinnen Kapitallebens- und Rentenversicherungen<br />

an Attraktivität.<br />

Berater und Kunden müssen aber die<br />

Inflation im Blick behalten. Welches<br />

Produkt für langfristiges Vorsorgesparen<br />

infrage kommt, hängt auch<br />

von der Anlagestrategie und der<br />

Finanzstärke des einzelnen Versicherers<br />

ab. Auch hierauf sollten Berater<br />

achten.<br />

Inflation sorgt aktuell<br />

für realen Verlust.<br />

Sachwertanlagen für<br />

die Altersvorsorge besser<br />

geeignet<br />

Rascher Zinsanstieg<br />

führt bei Versicherern<br />

zu stillen Lasten.<br />

3,7 Prozent Gesamtverzinsung<br />

Nichts draufgelegt hat Ideal Leben.<br />

Aber der Berliner Versicherer steht<br />

bei der Deklaration „seit 2<strong>01</strong>5 an der<br />

Spitze des Marktes“, betont der Vorstandsvorsitzende<br />

Karlheinz Fritscher<br />

gegenüber <strong>procontra</strong>. Die deklarierte<br />

laufende Verzinsung – Garantiezins<br />

<strong>procontra</strong>-LV-Check<br />

Alle Kennzahlen zu Neugeschäft, Finanzstärke,<br />

Kostenquoten u. v. m. liefert der<br />

<strong>procontra</strong>-LV-Check – die Bilanzanalyse der<br />

deutschen Lebensversicherer.<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


54 | VERSICHERUNGEN Solarenergie<br />

Sonniges Geschäft<br />

Immer mehr Bundesländer führen eine Solarpflicht ein, seit <strong>2023</strong> profitieren Anlagenbetreiber<br />

zudem von Steuererleichterungen. Darauf sollten sich Makler jetzt vorbereiten.<br />

AW ANNE MAREILE WALTER<br />

Illustration: Eleonora Mavromati


Solarenergie VERSICHERUNGEN | 55<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Worauf bei der Absicherung der Anlagen zu achten ist<br />

Mit welchen Steuererleichterungen Betreiber rechnen können<br />

Sie sind mittlerweile Teil des Stadtbildes:<br />

auf dem Dach installierte<br />

Solaranlagen und Solarpaneelen,<br />

die an Häuserwänden und Balkonen<br />

befestigt sind. Neben dem voranschreitenden<br />

Klimawandel trieb<br />

im vergangenen Jahr vor allem der<br />

Ukrainekrieg die Nachfrage nach<br />

alternativer Stromerzeugung hoch –<br />

und etliche Mieter wie Eigentümer<br />

schafften sich für mehr Unabhängigkeit<br />

vom Stromversorger Solaranlagen<br />

an. Mit Beginn des neuen Jahres<br />

ist ein weiterer Treiber hinzugekommen:<br />

Wer Photovoltaikanlagen mit<br />

einer Leistung von bis zu 30 Kilowatt<br />

betreibt, kommt ab <strong>2023</strong> in den Genuss<br />

von Steuererleichterungen. Die<br />

Erträge aus den Anlagen sind künftig<br />

steuerfrei – unabhängig davon, ob der<br />

Strom ins Netz eingespeist oder selbst<br />

verbraucht wird. Zudem werden<br />

Neuanschaffungen günstiger: Wer<br />

sich eine PV-Anlage neu zulegt, muss<br />

künftig für die Anschaffung keine<br />

Umsatzsteuer bezahlen.<br />

Im Koalitionsvertrag ist ebenfalls<br />

die Förderung alternativer Energiegewinnung<br />

festgeschrieben. „Alle geeigneten<br />

Dachflächen sollen künftig<br />

für die Solarenergie genutzt werden“,<br />

heißt es darin. In Baden-Württemberg<br />

gibt es bereits eine Solarpflicht für<br />

Wohn- und Nichtwohngebäude, seit<br />

<strong>2023</strong> gilt sie auch bei umfassenden<br />

Dachsanierungen. In Schleswig-Holstein<br />

ist die Pflicht auf Renovierungen<br />

und Neubau beschränkt, in Nordrhein-Westfalen<br />

erstreckt sie sich auf<br />

die Überdachung von Parkplätzen.<br />

Eine verpflichtende Installation von<br />

PV-Anlagen planen zudem für dieses<br />

»Makler mit Wohngebäude-Bestand<br />

sollten sich mit<br />

dem Thema Solar<br />

beschäftigen.«<br />

Jahr: Berlin, Hamburg, Rheinland-<br />

Pfalz, Niedersachsen, Bayern und<br />

Hessen.<br />

Solarpflicht gilt in immer<br />

mehr Bundesländern<br />

Durch all diese Faktoren wird die<br />

Nachfrage nach der richtigen Absicherung<br />

von Solaranlagen steigen.<br />

Zu welchen Policen sollen Vermittler<br />

ihren Kunden raten? Wann reicht die<br />

Gebäudeversicherung und an welchem<br />

Punkt sollte zusätzlich in eine<br />

Photovoltaikversicherung investiert<br />

werden?<br />

Jens Bornhöft,<br />

Makler<br />

Jens Bornhöft hat sich als Makler auf<br />

die Beratung zu Solaranlagen spezialisiert.<br />

Er weist darauf hin, dass bei der<br />

Absicherung zwischen Solarthermie<br />

und Photovoltaik differenziert werden<br />

muss. „Beschaffenheit und Absicherungsbedarfe<br />

unterscheiden sich<br />

erheblich“, betont er. Solarthermie-<br />

Anlagen seien simpler aufgebaut und<br />

mit einem Wirkungsgrad von rund 20<br />

Prozent wesentlich ineffizienter als<br />

PV-Anlagen, die mit einem Wirkungsgrad<br />

von 90 Prozent punkten können.<br />

Eine weitere Besonderheit bei der<br />

Photovoltaik: Ein Teil des erzeugten<br />

Stroms muss ins öffentliche Netz<br />

eingespeist werden. Für diese Leistung<br />

erhält der private Betreiber vom<br />

Netzbetreiber eine Einspeisevergütung<br />

und schließt zu diesem Zweck<br />

einen Liefervertrag ab. Kommt es zu<br />

Schäden an der Anlage, können sie<br />

sehr kostspielig werden, da nicht nur<br />

Reparaturen finanziert werden müssen,<br />

sondern mit dem Schaden häufig<br />

auch ein Verlust der Einspeisevergütung<br />

verbunden ist. Diesen Verlust<br />

deckt die Photovoltaikversicherung<br />

ab.<br />

Photovoltaik steigert<br />

den Immobilienwert<br />

Was Kunden zusätzlich beachten sollten:<br />

Eine fest installierte Photovoltaikanlage<br />

lässt den Wert der Immobilie<br />

steigen – dadurch entsteht die Gefahr<br />

einer Unterversicherung. Damit die<br />

Gebäudeversicherung im Schadenfall<br />

vollständig leistet, muss der Versicherungsschutz<br />

rechtzeitig angepasst<br />

werden. Wie Spezialmakler Bornhöft<br />

ergänzt, würden die speziellen PV-<br />

Versicherungspakete auch Schäden<br />

durch Diebstahl, Überspannung im<br />

Stromnetz oder Marderbiss abdecken.<br />

Ein zusätzlicher Haftpflichtschutz für<br />

die Photovoltaikanlage sei ebenfalls<br />

sinnvoll. So können durch die Anlage<br />

Personen zu Schaden kommen, in-<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


56 | VERSICHERUNGEN Solarenergie<br />

11<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0,3<br />

dem sie beispielsweise durch Splitter<br />

einer berstenden Glasabdeckung<br />

verletzt werden.<br />

Ist die Photovoltaikanlage jedoch<br />

nur über die normale Gebäudepolice<br />

abgesichert, sind lediglich Feuer-,<br />

Sturm-, Wasser- und Hagelschäden im<br />

Versicherungsschutz enthalten. „Das<br />

ist nicht zu empfehlen“, meint Bornhöft.<br />

Die Installation einer Photovoltaikanlage<br />

sei mit dem Kauf eines<br />

Autos vergleichbar. „Bei einem Auto<br />

schließt man auch die Vollkasko-Versicherung<br />

ab. Und die PV-Anlage mit<br />

600 Watt Leistung kostet genauso viel<br />

wie ein Kleinwagen.“<br />

Anders ist die Situation bei der Installation<br />

von Solarthermie. Diese Anlagen<br />

sind normalerweise über die Gebäudeversicherung<br />

abgedeckt. „Eine<br />

Absicherung gegen Feuer, Sturm und<br />

Hagel reicht in der Regel aus“, sagt<br />

Bornhöft. Würden Versicherer für<br />

Solarmodule zusätzliche Beiträge erheben,<br />

sei das „Geldschneiderei“.<br />

Alternative Energien im Aufwind<br />

Anteil der Photovoltaik an der Bruttostromerzeugung<br />

0,7<br />

1,8<br />

4,2<br />

*<br />

Prognose, Angabe in % Quelle: Statista 2022<br />

Dass die Beratung zu Photovoltaik<br />

5,7<br />

2006 2007 2008 2009 2<strong>01</strong>0 2<strong>01</strong>1 2<strong>01</strong>2 2<strong>01</strong>3 2<strong>01</strong>4 2<strong>01</strong>5 2<strong>01</strong>6 2<strong>01</strong>7 2<strong>01</strong>8 2<strong>01</strong>9 2020 2021 2022<br />

5,9<br />

6,9<br />

8,6<br />

10,9<br />

Um<br />

40 %<br />

hat die Installation von<br />

PV-Anlagen 2022 im Vergleich<br />

zum Vorjahr zugenommen.<br />

Long Story short<br />

und Solarthermie über kurz oder<br />

lang den Alltag fast jedes Vermittlers<br />

prägen wird – davon ist Bornhöft<br />

überzeugt. Nach seiner Einschätzung<br />

sind in seinem Büro seit Beginn des<br />

Ukrainekriegs die Anfragen nach<br />

einer Absicherung von Solaranlagen<br />

um rund 30 Prozent gestiegen.<br />

Solaranlagen so beliebt<br />

»wie nie«<br />

Auch der Bundesverband Solarwirtschaft<br />

(BSW) spricht von einer<br />

erheblich gestiegenen Nachfrage<br />

und untermauert das mit folgenden<br />

Zahlen: 2022 habe sich die neu<br />

gemeldete installierte Leistung im<br />

„Photovoltaik-Heimsegment“ gegenüber<br />

dem Vorjahr um mehr als 40<br />

Prozent gesteigert. Solaranlagen seien<br />

noch nie so beliebt gewesen wie heute,<br />

unterstreicht der Verband. Nach<br />

einer vom BSW in Auftrag gegebenen<br />

YouGov-Befragung unter 1.022 Immobilienbesitzern<br />

gaben im November<br />

75 Prozent der Befragten, die ein geeignetes<br />

Dach besitzen, an, sich eine<br />

Solaranlage zu wünschen. 61 Prozent<br />

derjenigen, die die Anschaffung einer<br />

Anlage planten, nannten als Grund<br />

die steigenden Strompreise.<br />

„Vermittler mit Wohngebäude-Bestand<br />

sollten sich mit dem Thema<br />

beschäftigen“, empfiehlt Spezialmakler<br />

Bornhöft. Er ist sich sicher: In<br />

diesem Jahr werden immer mehr<br />

Menschen auf den Solar-Zug aufspringen<br />

– vor allem dann, wenn die<br />

ersten Bescheide der Energieversorger<br />

ins Haus flattern.<br />

Steuererleichterungen für PV-Anlagen bis zu 30 KW seit <strong>2023</strong><br />

Photovoltaikversicherung deckt Ertragsausfall und Diebstahl ab<br />

Für Solarthermie-Anlagen reicht die Wohngebäudeversicherung<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


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58 | INVESTMENTFONDS Schwellenländer<br />

Währung, wechsel dich!<br />

Strengere Finanzierungsbedingungen in den USA setzten im Vorjahr viele Schwellenländer<br />

unter Druck. Gleichzeitig profitieren Exportländer von steigenden Rohstoffpreisen.<br />

Was das für den Währungsmarkt bedeutet und wie sich Berater positionieren können<br />

UT UDO TRICHTL<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Dollar-Effekt auf <br />

Schwellenländer-Währungen<br />

Entwicklung der Mittelzuflüsse<br />

in Schwellenländern<br />

Einfluss Chinas auf den<br />

Währungsmarkt<br />

Anlagen in Währungen gelten als<br />

riskant. Das gilt umso mehr für<br />

Währungen aus Schwellenländern.<br />

Wer sich allerdings nicht von Kursschwankungen<br />

und schlechten<br />

Bonitätsnoten abschrecken lässt, für<br />

den können Währungsgeschäfte und<br />

Rentenpapiere in Lokalwährungen<br />

rentable Portfoliobausteine darstellen.<br />

Für Berater ist das die Chance,<br />

risikobereiten Kunden die komplexen<br />

Entwicklungen am Währungsmarkt<br />

eingehend zu erläutern und sich so in<br />

einer Nische zu positionieren.<br />

Die Entwicklung von Schwellenländer-Währungen<br />

ist unter anderem<br />

von zwei Faktoren abhängig: der<br />

Stärke des US-Dollars und den Finanzierungsbedingungen<br />

in den USA.<br />

Zwar bestehen durchaus strukturelle<br />

Unterschiede zwischen den einzelnen<br />

Staaten. Die Türkei und Brasilien<br />

gelten beispielsweise als besonders<br />

anfällig für Währungskrisen, da sie<br />

Illustration: Eleonora Mavromati


Schwellenländer INVESTMENTFONDS | 59<br />

sich tendenziell kurzfristig am Kapitalmarkt<br />

finanzieren. Und natürlich<br />

spielen auch das Wirtschaftswachstum<br />

im Vergleich zu Industrieländern<br />

und die damit einhergehende Investitionstätigkeit<br />

eine bedeutende Rolle.<br />

Doch im Kern geht es oftmals um den<br />

Greenback.<br />

Teure Verschuldung in Dollar<br />

Viele Schwellenländer, allen voran<br />

in Lateinamerika, sind überwiegend<br />

in US-Dollar verschuldet. Steigt der<br />

Dollarkurs, wie es 2022 der Fall war,<br />

wachsen auch die Staatsschulden<br />

und in der Folge die Zinssätze bei<br />

der Aufnahme neuer Kredite. Denn<br />

höhere Schulden bedeuten schlechtere<br />

Konditionen. Noch dazu haben<br />

sich die Finanzierungsbedingungen<br />

in den USA selbst verschärft. Die US-<br />

Notenbank Fed hat ihre Leitzinsen<br />

drastisch nach oben geschraubt und<br />

so die Zinslast auf frische Dollarschulden<br />

erhöht.<br />

Gleichzeitig kann ein starker US-Dollar<br />

auch in die entgegengesetzte<br />

Richtung wirken. So galt vielen Währungsanlegern<br />

der brasilianische Real<br />

lange Zeit als unattraktiv. Im Vorjahr<br />

allerdings war der Real zwischenzeitlich<br />

sogar die stärkste Schwellenländer-Währung.<br />

Denn das Exportland<br />

Brasilien hat massiv von den steigenden<br />

– auf US-Dollar lautenden –<br />

Rohstoffpreisen profitiert. Zudem hat<br />

Brasiliens Zentralbank bereits Anfang<br />

2021 als eine der ersten Notenbanken<br />

weltweit ihre Leitzinsen erhöht. Das<br />

hat die Währung gestützt und attraktiver<br />

gemacht. Ähnliches gilt für den<br />

südafrikanischen Rand.<br />

Was bedeutet das mit Blick auf das<br />

neue Jahr? „<strong>2023</strong> werden wir einen<br />

allgemein schwächeren US-Dollar<br />

sehen“, sagt Nick Eisinger, Co-Head<br />

Emerging Markets Active Fixed<br />

Income bei Vanguard. Als wichtigsten<br />

Grund dafür nennt Eisinger das<br />

»In diesem Jahr<br />

werden wir einen<br />

allgemein<br />

schwächeren<br />

US-Dollar sehen.«<br />

Nick Eisinger,<br />

Vanguard<br />

bevorstehende Ende des Zinserhöhungszyklus<br />

durch die US-Notenbank<br />

Fed. „Und weil viele Schwellenländer<br />

die Zinsen parallel zur Fed erhöht haben,<br />

sind die Zinssätze in Schwellenländern<br />

jetzt ebenfalls hoch, sodass<br />

wir den sogenannten Carry-Trade für<br />

uns nutzen können“, erklärt der Profi.<br />

Bei einem solchen Carry-Trade leihen<br />

sich Anleger Geld von einem Land<br />

mit niedrigen Zinsen und investieren<br />

es in Rentenpapiere von Ländern mit<br />

relativ hohen Zinsen – oder kaufen<br />

Währungen, von denen die Investoren<br />

erwarten, dass sie künftig aufwerten.<br />

Long Story short<br />

Asiatische Währungen<br />

mit Rückenwind<br />

Eisinger geht davon aus, dass die<br />

Mittelzuflüsse in Schwellenländer<br />

nach einem schwachen Jahr 2022<br />

wieder anziehen dürften. Das wird<br />

den lokalen Währungen Auftrieb<br />

verleihen. Dabei haben bei Vanguard<br />

jene Schwellenländer-Währungen<br />

oberste Priorität, deren Entwicklung<br />

mit der Wiedereröffnung Chinas<br />

verknüpft ist. Das sind etwa die<br />

indonesische Rupiah, der thailändische<br />

Baht und der koreanische Won.<br />

„Die chinesische Währung Yuan<br />

selbst ist unserer Meinung nach mit<br />

Vorsicht zu genießen, da wir trotz der<br />

erwarteten Wachstumserholung<br />

weiterhin mit Kapitalabflüssen aus<br />

China rechnen“, warnt Eisinger. Eine<br />

tiefgreifende Analyse ist für Währungsgeschäfte<br />

in den Emerging<br />

Markets also unabdingbar. Unter<br />

dieser Voraussetzung bieten sie<br />

Anlegern aber die Möglichkeit, in<br />

reine Wachstumsfaktoren eines<br />

bestimmten Landes zu investieren,<br />

die Berater ihnen aufzeigen können.<br />

„Zwar sind die Risikoprämien in den<br />

Schwellenländern höher als in<br />

Industrieländern, aber die realen<br />

Risiken bleiben recht überschaubar“,<br />

zeigt sich Eisinger optimistisch.<br />

Schwellenländer-Währungen sind riskant, <br />

bieten aber hohe Renditechancen.<br />

Schwächerer US-Dollar dürfte Schwellenländer-<br />

Währungen beflügeln.<br />

Währungen interessant, die mit der <br />

Wiedereröffnung Chinas verknüpft sind<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


60 | VERSICHERUNGEN Arbeitskraftabsicherung<br />

Schutz mit Macke(n)<br />

Psychische Vorerkrankungen gaben bislang kaum Chancen auf eine Berufsunfähigkeitsversicherung.<br />

Das wollen Versicherer ändern – mit Folgen für die Voranfrage.<br />

HP HANNAH PETERSOHN<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Warum sich die Chance auf BU auch für Kunden<br />

mit psychischen Vorerkrankungen verbessert<br />

Wie die Risikovoranfrage gestaltet werden kann<br />

Hintergründe zur Arbeit von Risikoprüfern<br />

„Ich war beim Psychotherapeuten.“ Ein Satz, der<br />

in der Öffentlichkeit schon lange nicht mehr<br />

für betretenes Schweigen oder üble Nachrede<br />

sorgt. Wer allerdings bestimmte Versicherungen<br />

abschließen möchte, hat oft schlechte Karten.<br />

Nicht nur Anbieter privater Krankenversicherungen<br />

wehren Interessenten mit psychischer<br />

Vorerkrankung ab (<strong>procontra</strong>-<strong>Ausgabe</strong> 5/2022).<br />

Illustration: Roman Kulon


Arbeitskraftabsicherung VERSICHERUNGEN | 61<br />

Auch der Weg zu einer Arbeitskraftabsicherung<br />

war bisher mitunter<br />

steinig. Kein Wunder, schließlich sind<br />

psychische Erkrankungen mit knapp<br />

30 Prozent die Ursache Nummer eins<br />

für eine Berufsunfähigkeit. Doch<br />

sollte nicht gerade deshalb ein Weg<br />

zur Absicherung ermöglicht werden?<br />

„Bei vielen BU-Versicherern führt<br />

eine angegebene F-Diagnose, also<br />

eine attestierte psychische Störung,<br />

häufig zu einer Ablehnung oder<br />

einem Leistungsausschluss“, kritisiert<br />

Gerd Kemnitz, Versicherungsmakler<br />

mit Fokus auf Berufsunfähigkeitsversicherungen.<br />

Dass Versicherer aber selbst Kritik<br />

an ihrer bisherigen Praxis üben, ist<br />

neu. „Es kommt vor, dass Menschen,<br />

die in Therapie waren oder sind,<br />

diese wichtige Versicherung gar<br />

nicht mehr bekommen“, gibt Martin<br />

Gräfer, Vorstand der Bayerischen, zu.<br />

Häufig werden die Interessenten bei<br />

der Risikoprüfung der Versicherer<br />

aussortiert, sie fallen durch das Raster<br />

der Wunschprofile.<br />

Das will die Bayerische nun ändern.<br />

Sie will zeigen, dass eine Psychotherapie<br />

kein pauschales Ausschlusskriterium<br />

mehr ist. Zumal die hohe Messlatte<br />

der Versicherer offenbar die Anzahl<br />

der Risikovoranfragen mindert. „Wir<br />

erleben sehr oft, dass aufseiten der<br />

Interessenten als auch der Vermittler<br />

eine Scheu vor der Voranfrage besteht,<br />

wenn in der Vergangenheit eine<br />

Therapie gemacht wurde“, berichtet<br />

das Unternehmen.<br />

Mehr Vertragsabschlüsse<br />

durch geschulte Prüfer?<br />

Um das zu ändern, will der Versicherer<br />

seine Risikoprüfer besser schulen.<br />

„Alle Personen, die in die Prüfung<br />

und Kommunikation der individuellen<br />

Fälle eingebunden sind, müssen<br />

sich noch intensiver als bisher mit der<br />

Materie auseinandersetzen“, erklärt<br />

»Wir erleben oft,<br />

dass Vermittler die<br />

Voranfrage scheuen,<br />

wenn ihr Kunde in<br />

der Vergangenheit<br />

eine Therapie gemacht<br />

hat.«<br />

die Bayerische<br />

die Bayerische. Das bedeutet konkret:<br />

Risikoprüfer können sich künftig mit<br />

Fokus auf seelische Krankheitsbilder<br />

coachen und professionell beraten<br />

lassen. Damit sollen sie Beschwerden,<br />

Vorerkrankungen und mögliche Risiken<br />

besser einschätzen können. Und<br />

im Zweifel zu einem für Kunden und<br />

Maklers Meinung<br />

Wir achten auf eine gute Umsetzungsquote:<br />

Würden wir für einen<br />

Kunden 20-mal anfragen, ohne<br />

dass ein Neugeschäft zustande<br />

kommt, verärgert das einen<br />

Versicherer. Wir fragen auch<br />

selten mehr als drei oder vier<br />

Anbieter an. Dadurch nehmen uns<br />

die Gesellschaften weiterhin ernst<br />

– und ein Risikoprüfer schaut sich<br />

den Vorgang vielleicht noch<br />

einmal genauer an. Oft sehen wir,<br />

dass in Voranfragen wichtige<br />

Informationen wie aussagekräftige<br />

Arztberichte oder banale<br />

Kundenangaben fehlen. Eine<br />

Makler positiven Votum kommen.<br />

Doch schon im Vorfeld können<br />

potenzielle Neukunden selbst einen<br />

Schnelltest online vornehmen – und<br />

zwar, ohne persönliche Daten anzugeben.<br />

Damit können sie sich eine unverbindliche<br />

Einschätzung einholen,<br />

inwiefern sie überhaupt die Chance<br />

auf eine Arbeitskraftabsicherung<br />

haben. Und tatsächlich scheint der<br />

Schutz für einen Interessenten mit<br />

Therapieerfahrung nicht aussichtslos<br />

zu sein: Wer innerhalb der vergangenen<br />

fünf Jahre eine Therapie<br />

in Anspruch genommen hat, wird als<br />

Nächstes gefragt, ob er wegen psychischer<br />

Beschwerden über 30 Tage<br />

krankgeschrieben war. War das nicht<br />

der Fall, fragt das System, ob es in<br />

den vergangenen drei Jahren einen<br />

stationären Klinikaufenthalt gab und<br />

ob eine Suchterkrankung vorlag. Wer<br />

die letzten drei Fragen mit „nein“ beantwortet,<br />

hat gute Voraussetzungen<br />

bei der Risikovoranfrage.<br />

»Wir sehen uns als<br />

Vorab-Risikoprüfer«<br />

Tobias Bierl, Finanzberatung Bierl<br />

Risikoprüfung ist aber keine<br />

Beschäftigungstherapie für die<br />

Prüfer, wir sollten die uns entgegengebrachte<br />

Zeit wertschätzen.<br />

Deswegen versuchen wir<br />

keine Fragen offenzulassen. Und<br />

wir sprechen offen und ehrlich mit<br />

den Interessenten: Gehen wir von<br />

einem Ausschluss psychischer<br />

Erkrankungen aus, fragen wir den<br />

Kunden, ob er damit einverstanden<br />

wäre. Wir sehen uns als<br />

Vorab-Risikoprüfer mit realistischer<br />

Erwartungshaltung. Aussichtslose<br />

Fälle reichen wir nicht<br />

ein.<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


62 | VERSICHERUNGEN Arbeitskraftabsicherung<br />

Stellt der Interessent anschließend<br />

einen verbindlichen Antrag, erhält<br />

aber dennoch eine Ablehnung, wird<br />

ihm ein Gespräch mit einer Psychologin<br />

angeboten. Allerdings nur in<br />

Einzelfällen und auf ausdrücklichen<br />

Wunsch. Die Bayerische verspricht<br />

sich davon „ergänzende Angaben, die<br />

eine nochmalige Prüfung des Risikos<br />

ermöglichen“. Die psychologische<br />

Fachkraft entscheidet nicht über die<br />

Annahme, sie soll ausschließlich eine<br />

Empfehlung geben. „Es geht vor allem<br />

darum, im Gespräch die oftmals<br />

wenig aussagekräftigen Angaben aus<br />

dem Versicherungsantrag im Dialog<br />

mit psychotherapeutischen Fachleuten<br />

weiter zu vertiefen,“ erklärt<br />

das Unternehmen. Der Informationsgewinn<br />

könne zu einem besseren<br />

Risikoprüfungsergebnis führen.<br />

»Transparenz ist extrem wichtig«<br />

Welche Auswirkungen psychische Erkrankungen auf die Risikoprüfung beim BU-Antrag haben,<br />

erklärt Michael Kowol, Abteilungsleiter Underwriting/Leistung bei der Baloise.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie können Makler Ihnen<br />

die Risikoprüfung erleichtern?<br />

Michael Kowol: Sie können vorab eine<br />

Risikoprüfung machen. Mit dem Tool<br />

Vers.Diagnose zum Beispiel können<br />

sie mit ihrem Kunden prüfen, ob es<br />

überhaupt Chancen auf eine BU gibt.<br />

In einer Voranfrage sollten Makler detailliert<br />

angeben: Wann und innerhalb<br />

welchen Zeitraums wurde der Kunde<br />

behandelt? Transparenz und Vollständigkeit<br />

sind im Anfrage- und Prüfprozess<br />

extrem wichtig.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Fehler sollten Makler<br />

unbedingt vermeiden?<br />

Kowol: Nicht empfehlenswert ist es,<br />

Kunden gleich zu einem Produkt zu<br />

beraten, also in die BU-Falle zu tappen.<br />

Oder wenn Makler einen Antrag einreichen,<br />

bevor sie eine Risikovoranfrage<br />

gestellt haben. Dann kann es nur<br />

Verlierer geben: Makler und Kunde<br />

verlieren, weil sie Zeit und Mühen<br />

investiert haben. Muss ein Versicherer<br />

einen Kunden dann ablehnen, verliert<br />

auch er, weil dadurch die Ablehnungsquote<br />

steigt.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie viele Voranfragen<br />

lehnen Sie ab?<br />

Kowol: Zu Spitzenzeiten erreichen uns<br />

täglich 200 Risikovoranfragen, darunter<br />

etwa 75 Prozent BU-Anfragen.<br />

Insgesamt müssen wir circa 15 Prozent<br />

ablehnen.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie prüfen Sie die Voranfragen?<br />

Kowol: Immer individuell, denn es gibt<br />

nicht die eine psychische Erkrankung.<br />

Wir lassen da keine Maschine drüber<br />

laufen. Individuell prüfen bedeutet<br />

auch, dass wir den Gesundheitszustand<br />

im Hinblick auf den ausgeübten<br />

Beruf checken.<br />

<strong>procontra</strong>: Bei welchen Interessenten<br />

läuten bei Ihnen die Alarmglocken?<br />

Kowol: Wer lange arbeitsunfähig war,<br />

starke Medikamente genommen und<br />

eine schwere Diagnose bekommen hat<br />

wie Schizophrenie, eine Bipolare Störung<br />

oder eine schwere Depression:<br />

bei solchen oder ähnlichen Krankheitsbildern<br />

können wir nicht gegen<br />

Berufsunfähigkeit versichern. <br />

Wir überprüfen nach drei Anhaltspunkten:<br />

1. Wie lange ist jemand<br />

aus psychischen Gründen krankgeschrieben?<br />

2. Wurden Medikamente<br />

verschrieben und genommen, und<br />

wenn ja, in welchem Zeitraum? 3. Wie<br />

oft und wie lange wurde der Kunde<br />

behandelt? Man kann zwischen einer<br />

leichten, mittleren und schweren<br />

psychischen Erkrankung unterscheiden.<br />

Natürlich kann das eine auch zum<br />

anderen werden. Ich bin selbst oft hinund<br />

hergerissen.<br />

<strong>procontra</strong>: Interessenten mit einer<br />

leichten Depression bekommen den<br />

Schutz?<br />

Kowol: Wer mit einer leichten Depression<br />

trotzdem arbeitsfähig ist, dem<br />

bieten wir einen Ausschluss an. Dann<br />

muss der Kunde entscheiden, ob er<br />

trotzdem bereit ist, die volle Prämie zu<br />

bezahlen.<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


Arbeitskraftabsicherung VERSICHERUNGEN | 63<br />

Alternativen zur BU<br />

BU-Makler Kemnitz begrüßt den<br />

bayerischen Weg zu einer höheren<br />

Absicherungsquote, weist aber auch<br />

darauf hin: „Die Bayerische will das<br />

Gespräch mit einem Therapeuten<br />

aber ausdrücklich nur Neukundinnen<br />

und Neukunden anbieten.“ Der<br />

Interessent muss also erst Kunde<br />

werden und einen verbindlichen<br />

Antrag stellen, wie die Bayerische auf<br />

Nachfrage bestätigt. „Dann dürfte<br />

diese Vorgehensweise in der Zusammenarbeit<br />

mit Versicherungsmaklern<br />

nicht klappen“, so Kemnitz. Denn<br />

Makler sollten die Anonymität ihrer<br />

Mandanten schützen. Das ist mit<br />

einem Antrag, in den Vor- und Nachname<br />

eingetragen werden müssen,<br />

aber nicht möglich.<br />

Und was passiert, wenn auch ein<br />

solches Gespräch zu keinem positiven<br />

Ergebnis führt? „Wird der Versicherer<br />

dann eigenmächtig hauseigene<br />

Notlösungen, sprich: Grundfähigkeitsversicherungen,<br />

anbieten? Oder<br />

überlässt er es dem ursprünglichen<br />

Vermittler, die Versicherbarkeit bei<br />

anderen BU-Versicherern zu prüfen?“,<br />

fragt der Experte. Tatsächlich<br />

will die Bayerische nach eigener<br />

Aussage prüfen, ob sie dann einen<br />

Vertrag mit Ausschlussklausel bzw.<br />

mit Risikozuschlag oder eine Grundfähigkeitsersicherung<br />

anbieten<br />

kann. „Durch unsere psychologische<br />

Psychotherapeutin können wir nicht<br />

auf einmal alle psychisch Erkrankten<br />

annehmen“, räumt das Unternehmen<br />

ein. Die Bayerische rechnet dennoch<br />

damit, dass die Initiative ein Erfolg<br />

wird. Wenn das Vorhaben tatsächlich<br />

eine grundlegende Veränderung der<br />

Risikoprüfung und Annahmepolitik<br />

nach sich zieht, würde das den bisherigen<br />

Trend bestätigen. Denn bei<br />

immer mehr Versicherern scheint die<br />

rigorose Ablehnungspolitik der Vergangenheit<br />

anzugehören.<br />

» Diese Vorgehensweise<br />

dürfte in der<br />

Zusammenarbeit<br />

mit Versicherungsmaklern<br />

nicht<br />

klappen.«<br />

Gerd Kemnitz<br />

Versicherungsmakler<br />

Die Entscheidung<br />

bleibt schwierig<br />

Auch die Baloise wehrt Interessenten<br />

mit Therapieerfahrung oder sogar<br />

mit einer bestehenden Erkrankung<br />

nicht mehr sofort ab. „Wer mit<br />

einer leichten Depression trotzdem<br />

arbeitsfähig ist, dem bieten wir einen<br />

Ausschluss an. Dann muss der Kunde<br />

entscheiden, ob er trotzdem bereit<br />

ist, die volle Prämie zu bezahlen“,<br />

sagt Michael Kowol, Abteilungsleiter<br />

Underwriting/Leistung bei der Baloise<br />

Weiter im Thema<br />

Psychische Vorerkrankungen sind oft auch<br />

ein Hemmnis bei der PKV-Beratung:<br />

(siehe Interview). Oft könne er zumindest<br />

eine Grundfähigkeitspolice als<br />

Alternative anbieten. Bei dem Unternehmen<br />

sehen sich geschulte Risikoprüfer<br />

jede Voranfrage individuell<br />

an. Dennoch bleibt die Entscheidung<br />

schwierig. „Ich bin selbst oft hin- und<br />

hergerissen“, gibt Kowol zu.<br />

Und immer mehr Menschen haben<br />

ja auch tatsächlich eine psychische<br />

(Vor-)Erkrankung. Andere wiederum<br />

gehen nur vorsorglich zum Therapeuten.<br />

Makler monieren häufig, die Versicherer<br />

würden außer Acht lassen,<br />

dass eine Psychotherapie präventiv<br />

vor schweren Erkrankungen schützen<br />

kann. Eine Tatsache, die sich jedoch<br />

allmählich der Branche zu erschließen<br />

scheint: „Eine erfolgreiche Therapie<br />

bedeutet in den meisten Fällen<br />

mehr Resilienz, mehr Widerstandskraft<br />

und ein geringeres Risiko für<br />

psychosomatische Erkrankungen“,<br />

so die Bayerische. Risikoprüfer Kowol<br />

sieht das ähnlich. Für Kunden sei<br />

es mittlerweile normal, zum Therapeuten<br />

zu gehen. „Aber tritt so etwas<br />

innerhalb des Abfragezeitraums auf,<br />

müssen wir das eben sehr gut prüfen.<br />

Das ist das Spannungsfeld, in dem wir<br />

agieren.“<br />

Das größte BU-Risiko – psychische<br />

Erkrankungen – zu versichern, bleibt<br />

eine Herausforderung. Es deutet sich<br />

jedoch ein grundlegender Wandel an,<br />

wenn Anbieter in Einzelfällen stärker<br />

abwägen und das einstige Tabuthema<br />

entstigmatisieren. Eine Trendwende,<br />

von der Kunden und Makler gleichermaßen<br />

profitieren könnten.<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


64 | VERSICHERUNGEN Schadenprävention<br />

Verhindern statt nur versichern<br />

Die Risikoanalyse steht jeder Lösung vor. Makler können herausstechen, wenn sie<br />

Schadentrends und Präventionsempfehlungen einbeziehen und stärker fokussieren.<br />

CF CARLA FRITZ<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Frostschäden – was in diesem Winter anders ist<br />

Feuergefahr – warum Werkzeug einen neuen Stellenwert hat<br />

Abfragesystematik – was Versicherer antreibt<br />

Risikoanalyse – wie Makler punkten können<br />

„Aktuell beschäftigen uns Frostschäden,<br />

vor allem in ungenutzten<br />

oder nur zeitweise genutzten Immobilien“,<br />

so Hans-Hermann Drews,<br />

Geschäftsführer des Instituts für<br />

Schadenverhütung und Schadenforschung<br />

(IFS). Folgen des Wintereinbruchs<br />

und nach seinen Worten<br />

typisch nach der ersten Frostperiode<br />

einer Saison. Diesmal könnten aber<br />

auch „die hohen Energiepreise und<br />

Illustration: Roman Kulon


Schadenprävention VERSICHERUNGEN | 65<br />

der Aufruf zum Energiesparen dazu<br />

beigetragen“ haben, „dass Gebäude<br />

nicht ausreichend beheizt wurden“.<br />

Für ungenutzte Gebäude komme<br />

als Alternative die Entleerung der<br />

wasserführenden Installation infrage.<br />

Vier von zehn untersuchten Leitungswasserschäden<br />

sind allerdings auf<br />

Installationsfehler zurückzuführen,<br />

„also nachweislich auf Verstöße gegen<br />

die Regeln der Technik“. Ein seit rund<br />

20 Jahren nahezu konstanter Wert.<br />

Brandgefahr gestiegen<br />

Zu einer typischen Brandgefahr im<br />

Haushalt haben sich Drews zufolge<br />

Lithium-Ionen-Akkus entwickelt.<br />

„Vom Kopfhörer bis zum Elektrofahrrad<br />

haben wir schon durchgegangene<br />

Akkus untersucht.“ Unverhältnismäßig<br />

hoch sei das Risiko jedoch nicht.<br />

Bemerkbar macht sich demnach<br />

vielmehr die gestiegene Akkuanzahl.<br />

Der gewerbliche Bereich sei hier im<br />

Übrigen gleichermaßen betroffen.<br />

„Früher wurde das Werkzeug einfach<br />

ins Regal gelegt, ohne dass davon eine<br />

Gefahr ausging.“ Heute heißt es überlegen:<br />

wo das Gerät laden und den<br />

Akku lagern – damit ein möglicher<br />

Brandausbruch frühzeitig bemerkt<br />

und schnell reagiert werden kann?<br />

Rund ein Drittel der Feuerschäden ist<br />

elektrisch bedingt. Auch das haben<br />

häuslicher und betrieblicher Bereich<br />

gemeinsam.<br />

„Die Zündquelle von der Brandlast<br />

trennen – neben Rechnern, Ladegeräten<br />

etc. keine Kartonagen und anderes<br />

Verpackungsmaterial lagern. Oder<br />

die Halle nachts stromlos schalten“,<br />

lautet häufig die erste Empfehlung<br />

von Risikoingenieur Christian Best<br />

vom Prüfinstitut VdS Schadenverhütung<br />

beim Betriebsrundgang im<br />

Rahmen einer versicherungstechnischen<br />

Risikoanalyse. 2022 standen<br />

unter anderem Logistiker, Jalousienund<br />

Küchenhersteller, ein Glashändler<br />

und eine Mälzerei auf seiner Liste.<br />

In diesem Jahr sind es viele Maschinenbauer,<br />

aber auch Spediteure und<br />

Hersteller von Medizintechnik, die<br />

er auf Risiken und Schutzniveau<br />

abklopft. Dies überwiegend im Auftrag<br />

von Versicherern, die darauf<br />

ihre Entscheidung über Neu- oder<br />

Weiterversicherung und darüber, an<br />

welchen Stellschrauben betrieblicher<br />

Sicherheit man dazu gegebenenfalls<br />

Rund<br />

1/3<br />

der Feuerschäden <br />

ist elektrisch bedingt.<br />

»Auch nach einem<br />

Cyberhack kann<br />

der Betrieb oft nicht<br />

weiter produzieren.<br />

Das ist der neue<br />

Flaschenhals.«<br />

Christian Best<br />

VdS Schadenverhütung<br />

noch drehen muss, gründen. Wer hier<br />

als Makler mitreden will, dem legt der<br />

Prüfer als Leitfaden, etwa zum Brandschutz<br />

oder zur Informationssicherheit,<br />

die entsprechenden VdS-Richtlinien<br />

nahe.<br />

Lieferketten und<br />

Kettenreaktionen<br />

Was sich nach seiner Beobachtung<br />

aufgrund zunehmender Verflechtung<br />

gerade im produzierenden Gewerbe<br />

schon länger abzeichnet, in den vergangenen<br />

zwei Jahren aber immer<br />

mehr zugespitzt hat: „Nach einem<br />

Brand übersteigen die Schadensummen<br />

durch Betriebsunterbrechung in<br />

vielen Bereichen die Versicherungswerte<br />

deutlich.“ Doch auch nach<br />

einem Cyberhack könne der Betrieb<br />

oft nicht weiter produzieren. „Das<br />

ist der neue Flaschenhals.“ Von den<br />

großen Versicherern werde die Abfragesystematik<br />

daher immer mehr<br />

differenziert und verfeinert: Wer ist<br />

Zulieferer, wer Abnehmer?<br />

Vom Makler als Begleiter – oft auch<br />

beim Rundgang – und in dieser Rolle<br />

fast unvermeidlich „zwischen Baum<br />

und Borke“ erwartet Best dabei<br />

Transparenz. „Nur so kann man die<br />

Kuh vom Eis kriegen.“ Vereinzelt<br />

kommt der Anstoß dazu auch vom<br />

Makler, noch auf der Suche nach<br />

Versicherungsschutz für seinen<br />

Gewerbekunden: Was muss er<br />

mitbringen an Prävention? Oder man<br />

will mit Expertise von außerhalb der<br />

„eigenen Analyse gegenüber dem<br />

Unternehmer mehr Nachdruck<br />

verleihen“.<br />

Weiter im Thema<br />

Akku-Dossier vom Institut für Schadenverhütung<br />

und Schadenforschung:<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


66 | VERSICHERUNGEN Vertrauensschadenversicherung<br />

Vertrauen im Büro<br />

Krisen und digitale Einfallstore fordern Schutz gegen Vertrauensschäden. Die Absicherung<br />

ist bislang marginal und liefert somit hohes Potenzial im Firmenkundengeschäft.<br />

US UWE SCHMIDT-KASPAREK<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Bisherige Absicherungsquoten<br />

von Unternehmen<br />

Wofür die VSV konkret<br />

leisten kann<br />

Warum Cyberrisiko ein<br />

Entree für die VSV ist<br />

Wo Gefahrenquellen für<br />

Unternehmen liegen<br />

Kriminelle Mitarbeiter können eine<br />

Firma in den Ruin treiben. Denn<br />

Gelegenheit macht bekanntlich<br />

Diebe. Und vor allem die Mitarbeiterkriminalität<br />

dürfte in diesem Jahr<br />

neue Höhen erreichen. Grund: Viele<br />

Menschen in Deutschland müssen<br />

durch Inflation, deutlich steigende<br />

Mieten und Heizkosten mit jedem<br />

Cent rechnen. Viele werden mit<br />

ihrem Haushaltsbudget ins Minus rutschen.<br />

Und dann stehen sie vor einem<br />

Dilemma. „Denn der Mensch möchte<br />

an der Gesellschaft teilhaben. Nun<br />

kann er das aber nicht mehr, weil ihm<br />

die dafür nötigen legitimen Erwerbsmöglichkeiten<br />

fehlen“, erläutert der<br />

Kriminologe Prof. Hendrik Schneider<br />

aus Leipzig. Die meisten Menschen<br />

würden dann ihre Ansprüche herunterschrauben.<br />

Doch es gebe auch<br />

andere. Schneider: „Wenn der finanzielle<br />

Druck größer wird, steigt auch<br />

die Wahrscheinlichkeit, dass es mehr<br />

Illustration: Eleonora Mavromati


Vertrauensschadenversicherung VERSICHERUNGEN | 67<br />

Kriminalität gibt.“ Und nicht nur<br />

untere Lohngruppen, die von der Inflation<br />

stärker betroffen sind, können<br />

zu Tätern werden. Nach Einschätzung<br />

von Schneider kann ein Unternehmen<br />

auch von Führungskräften geschädigt<br />

werden. Wer Angst um seine<br />

Umsatzziele hat, könnte durchaus<br />

kriminell werden und etwa Aufträge<br />

durch Korruption „gewinnen“ oder<br />

sich Kurzarbeitergeld erschleichen.<br />

Cyberschutz on top<br />

Bei Betrug, Unterschlagung, Diebstahl<br />

oder dem Verrat von Geschäftsgeheimnissen<br />

hilft dann nur noch eine<br />

Police: die Vertrauensschadenversicherung<br />

(VSV). Sie zahlt, wenn Unternehmen<br />

Opfer von Vertrauenspersonen,<br />

sprich den eigenen Mitarbeitern,<br />

geworden sind. Auch die kriminellen<br />

Machenschaften von Zeitarbeitern<br />

oder den Mitarbeitern von Dienstleistern<br />

sind mitversichert. Mittlerweile<br />

hat sich die klassische VSV zudem<br />

zu einer kleinen Cyberpolice gewandelt.<br />

Sie leistet auch bei vorsätzlich<br />

begangenen Taten fremder Betrüger.<br />

Typische Fälle sind Warenbestellbetrug<br />

oder Fake President, wo Kriminelle<br />

als vermeintliche Chefs auftre­<br />

»Die VSV führt ein<br />

unberechtigtes<br />

Schattendasein.«<br />

Lars Nyolt,<br />

Geschäftsführer bei der VVM Voigt<br />

Versicherungsmakler GmbH<br />

ten und Mitarbeiter täuschen. Aber<br />

auch Hackerschutz bei zielgerichteten<br />

Angriffen auf die IT-Systeme ist<br />

mittlerweile über die VSV üblich. „Die<br />

VSV führt meines Erachtens ein unberechtigtes<br />

Schattendasein“, sagt der<br />

Versicherungsmakler Lars Nyolt von<br />

der VVM Voigt Versicherungsmakler<br />

GmbH aus Essen. „Denn die Police<br />

schützt die Bilanz bei unberechtigten<br />

Eingriffen in das Firmenvermögen<br />

durch Innen- oder Außentäter.“<br />

Geringe Absicherungsquote<br />

Tatsächlich ist ihre Verbreitung<br />

derzeit noch marginal. So gab es<br />

laut Gesamtverband der Deutschen<br />

Versicherungswirtschaft (GDV)<br />

2022 nur rund 55.000 Verträge in<br />

Deutschland. Umgerechnet auf die<br />

3,4 Millionen Unternehmen, die das<br />

Statistische Bundesamt aktuell zählt,<br />

liegt die Absicherungsquote gerade<br />

einmal bei 1,6 Prozent. Nun könnte<br />

die Stunde der VSV gekommen sein.<br />

Denn dass die Kriminalität bereits<br />

enorm steigt, zeigen die Schadenzahlen.<br />

So nahmen die Leistungen 2022<br />

um 35 Prozent zu und stiegen auf 217<br />

Millionen Euro. Dabei wuchsen die<br />

Beitrags einahmen im vergangenen<br />

Jahr nur um 4,5 Prozent und die Zahl<br />

der Policen um 3 Prozent. Immerhin:<br />

Die VSV wächst schon. Mit dem Argument<br />

der steigenden Kriminalität<br />

dürften nun noch mehr Unternehmer<br />

motiviert sein, sich zu schützen.<br />

Nach Einschätzung von R+V-Pressesprecher<br />

Joscha Denzer sind schon<br />

heute Unternehmen aus dem produzierenden<br />

Gewerbe sowie Handels-<br />

Betrug, Fälschung und Diebstahl<br />

Nur wenige Büro-Diebstähle werden aufgeklärt. Aufklärungsrate in Prozent<br />

58,7<br />

29,3 23,2<br />

63,3<br />

25,1<br />

95,1<br />

45,6<br />

77,6<br />

Straftaten<br />

insgesamt:<br />

5.047.860<br />

Diebstahl<br />

insgesamt:<br />

1.483.566<br />

Diebstahl in/aus<br />

Büros und<br />

Werkstätten:<br />

64.654<br />

Betrug:<br />

793.622<br />

Computerbetrug<br />

rechtswidrig<br />

erlangter<br />

Zahlungsmittel:<br />

64.663<br />

Veruntreuungen:<br />

12.213<br />

Unterschlagung:<br />

98.498<br />

Urkundenfälschung:<br />

90.799<br />

Quelle: Auszug aus der „Polizeilichen Kriminalstatistik 2021“; Bundeskriminalamt (BKA), Stand 16.02.2022<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


68 | VERSICHERUNGEN Vertrauensschadenversicherung<br />

und Dienstleistungsunternehmen<br />

für eine VSV sehr empfänglich. Dabei<br />

sind sich alle Experten einig: Die VSV<br />

ist für alle Branchen ein sinnvoller<br />

Schutz.<br />

Inhabergeführte Unternehmen<br />

im Irrglauben?!<br />

Schwer ist noch immer die Vermittlung<br />

bei inhabergeführten Unternehmen.<br />

„Hier ist der Chef oft noch der<br />

Ansicht, dass er den Betrieb im Griff<br />

gehen“, rät Sturm.<br />

Nicht ganz einfach ist die Prämienermittlung.<br />

Auf einen Vergleichsrechner<br />

können Versicherungsvermittler<br />

bei der VSV leider derzeit noch nicht<br />

zurückgreifen. Thorsten Kuhr, Chef<br />

der Bernhard Assekuranz, erläutert:<br />

„Die tatsächliche Prämie ergibt sich<br />

meist erst aus einer konkreten<br />

Risikobewertung.“ Und hier können<br />

Unternehmen ihr Risiko mindern<br />

und somit die Prämie verhandeln.<br />

»VSV liefert smarten Cyberschutz«<br />

Jens Jonen, Geschäftsführender Gesellschafter der Hansekontor West Maklergesellschaft,<br />

über Beratungsansätze und Potenzial der VSV<br />

hat und seine Mitarbeiter kennt“,<br />

sagt Makler Nyolt. Dabei bietet die<br />

VSV einen Service, der gegen kriminelle<br />

Mitarbeiter sehr wichtig ist. „Es<br />

werden häufig auch die Kosten für<br />

Detektive oder andere aufklärende<br />

Maßnahmen übernommen“, hebt<br />

Dennis Sturm von STC Versicherungsmakler<br />

hervor. „Denn wenn Mitarbeiter<br />

zu Betrugshandlungen oder einer<br />

Veruntreuung neigen, ist es wichtig,<br />

koordiniert und abgesprochen vorzu<strong>procontra</strong>:<br />

Welche Branchen sind besonders<br />

empfänglich für eine VSV?<br />

Jens Jonen: Die VSV ist eine Versicherungsdeckung,<br />

die in wirklich allen<br />

Branchen wichtig ist. Ein besonders<br />

hohes Risikopotenzial hat dabei der<br />

klassische Handel, sowohl im Bereich<br />

B2B als auch B2C.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie vermittelt man die<br />

VSV den potenziellen Kunden?<br />

Jonen: Das Entree bekommen wir<br />

heute fast immer über Cyberbetrug.<br />

Es gibt fast kein Unternehmen, das<br />

nicht in irgendeiner Weise schon mal<br />

davon betroffen war. Hier geht es oft<br />

um hohe Beträge. Die VSV hat sich<br />

zu einer smarten Absicherung gegen<br />

Cyberbetrug entwickelt. Im Gegensatz<br />

zur echten Cyberpolice, braucht<br />

man im Vorfeld keine umfangreichen<br />

Obliegenheiten zu beachten und die<br />

IT-Sicherheit zu dokumentieren. Der<br />

Antragsbogen bei der VSV umfasst<br />

nur wenige Seiten. Cyberbetrug ist in<br />

der VSV zum Hauptrisiko geworden.<br />

Gleichzeitig erläutern wir den Kunden<br />

aber auch, dass sie zusätzlich Deckung<br />

haben, wenn Mitarbeiter zu Tätern<br />

werden und das Kontrollsystem etwa<br />

für regelmäßige Diebstähle unterlaufen.<br />

Fliegt der Mitarbeiter auf, zahlt<br />

die VSV, denn beim Täter ist meist<br />

nichts mehr zu holen.<br />

<strong>procontra</strong>: Reicht die VSV oder<br />

braucht man auch eine echte Cyberpolice?<br />

Jonen: Während für den reinen,<br />

gezielten Cyberbetrug die VSV die absolut<br />

ausreichende und passende Deckung<br />

ist, benötigt man zur Absicherung<br />

einer Vielzahl weiterer Risiken,<br />

die sich aus dem gesamten IT-Bereich<br />

ergeben, eine Cyberdeckung. Etwa<br />

für den Service zur IT-Forensik, rund<br />

um Erpressung und die Betriebsunterbrechung<br />

ist eine „große“ Cyberpolice<br />

unerlässlich. Im Markt gibt es aber<br />

bereits interessante Kombi-Angebote.<br />

<strong>procontra</strong>: Mit welcher Bruttoprämie<br />

müssen Unternehmen rechnen, bei<br />

einer beispielhaften VSV mit 250.000<br />

Euro Schutz für ein Unternehmen mit<br />

100 Mitarbeitern und 15 Millionen<br />

Euro Umsatz pro Jahr?<br />

Jonen: Ein Unternehmen mit exakt<br />

diesen Parametern haben wir nicht im<br />

Bestand. Für Verträge mit 250.000-<br />

Euro-Schutz liegt die Spanne in der<br />

Regel bei 1.500 bis 2.700 Euro<br />

Jahresprämie. Je nach Branche und<br />

besonderer Risikosituation kann es<br />

auch Abweichungen geben.<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


Vertrauensschadenversicherung VERSICHERUNGEN | 69<br />

Dafür ist aus Sicht des Kriminologen<br />

Schneider eine klar kommunizierte<br />

Kultur im Umgang mit Unregelmäßigkeiten<br />

und Compliance-Vorschriften<br />

notwendig. So sollten auffällige Reisekostenabrechnungen<br />

regelmäßig hinterfragt<br />

und das Vier-Augen-Prinzip wirklich<br />

gelebt werden. „Denn konsequentes<br />

Vorgehen gegen kriminelle Mitarbeiter<br />

spricht sich im Haus schnell herum und<br />

wirkt präventiv“, weiß Schneider. Und<br />

dennoch bleibt ein Restrisiko und damit<br />

die VSV unbedingt notwendig. Denn<br />

potenzielle Täter suchen aktiv und gezielt<br />

nach Lücken im Kontrollsystem oder<br />

stoßen zufällig darauf. Schneider: „Wer<br />

zur Tat entschlossen ist und glaubt, er<br />

werde ohnehin nicht erwischt, blendet<br />

die negativen Folgen einer Entdeckung<br />

schlicht aus.“<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong><br />

1,6%<br />

der Unternehmen sind bislang erst im<br />

Bereich Vertrauensschadenversicherung<br />

abgesichert.<br />

VSV in der Beratung<br />

fokussieren?<br />

Millionen an Unternehmen<br />

ohne VSV-Schutz<br />

Gefahrenquelle „Mitarbeiter“<br />

nimmt zu.<br />

VSV kann mit Cyberpolice<br />

kombiniert werden.<br />

Mitarbeiterbetrug ist<br />

bei vielen Chefs ein Tabu.<br />

Die VSV ist kompliziert.<br />

Teure Prämien<br />

Vorgesorgt.<br />

Rückdatiert.<br />

Rückenwind.<br />

EINFACH AUF DEN PUNKT.<br />

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bei Abschluss mit Beginn <strong>01</strong>.<strong>01</strong>.<strong>2023</strong>, Laufzeit 20 Jahre,<br />

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3.472,80 €).DasentsprichteinerBeitragsersparnisvonmonatlich9,5 %.<br />

ZahlbeitragnachSofortverrechnungderÜberschussbeteiligung.Diese<br />

istfür2022und<strong>2023</strong>garantiert,nichtjedochfürdiegesamteLaufzeit.<br />

Umgerechnet auf eine Laufzeit von 20 Jahren können somit 328,80 €<br />

gespart werden. (Bitte beachten Sie, dass sich aufgrund einer Rückdatierung<br />

auf den <strong>01</strong>.12.2022 das Versicherungsende um die rückdatierten<br />

Monateverschiebt.)


70 | VERSICHERUNGEN Vermieter-Rechtsschutz<br />

Verliebt, vermietet, verärgert<br />

Die Energiekrise forciert den Bedarf an Rechtsbeistand für Vermieter. Für Makler eine<br />

Chance. Doch mit welchen Anknüpfungspunkten und gestützt auf welches Angebot?<br />

CF CARLA FRITZ<br />

Die Gaszufuhr im Sommer wegen der<br />

aktuell hohen Preise kappen und die<br />

Mieter für die Warmwasserzubereitung<br />

auf die Küche verweisen? Eine<br />

ungewöhnliche Lösung, die allerdings<br />

den Mindeststandards modernen<br />

Wohnens widerspricht. In diesem<br />

Sinne urteilte das Verwaltungsgericht<br />

in Frankfurt/Main.<br />

Genauso wenig kann es angehen,<br />

bestimmte Räume im Winter gar<br />

nicht zu beheizen und die Heizung<br />

deshalb verplomben zu lassen, wie<br />

ein Ehepaar wiederum vom Vermieter<br />

verlangte. Alle Räume müssen im<br />

Winter wenigstens auf unterer Stufe<br />

geheizt werden, um Schäden zu vermeiden,<br />

entschied das Münchener<br />

Amtsgericht.<br />

Heizen respektive die Wärmeversorgung<br />

von Immobilien avanciere<br />

zu einem Megathema, verweist der<br />

LBS-Infodienst Recht und Steuern auf<br />

eine Reihe gerichtlicher Entscheidun-<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Warum Heizen die Gerichte<br />

immer mehr beschäftigt<br />

Inwiefern Nebenkosten neues<br />

Konfliktpotenzial bergen<br />

Was der Rechtsschutzmarkt <br />

für Kleinvermieter hergibt<br />

Welcher Risikoausschluss <br />

demnächst fallen könnte<br />

gen. Nachvollziehbar. „Die Energiekrise<br />

macht sich über kurz oder lang<br />

in den Geldbeuteln aller bemerkbar“,<br />

stellt Manuel Tatura, Bereichsleiter<br />

Spartenmanagement Rechtsschutz<br />

bei der Ergo, fest. „Erhöhte Kosten für<br />

Material und Energie führen im Mietverhältnis<br />

zu höheren umlagefähigen<br />

Nebenkosten, entsprechend erhöht<br />

sich die Bruttomiete.“ Von daher<br />

erwartet er, dass „Nebenkostenabrechnungen<br />

in Zukunft mit größerer<br />

Sensibilität und Genauigkeit geprüft<br />

werden“. Sie waren auch bisher<br />

schon – neben Mietrückständen oder<br />

monierten Mängeln am Mietobjekt –<br />

der Klassiker bei Konflikten zwischen<br />

beiden Parteien. Darauf weist die KS/<br />

Auxilia hin.<br />

Viele Fragezeichen<br />

Die veränderten Rahmenbedingungen<br />

mit Strom- und Gaspreisbremse<br />

könnten dazu führen, dass<br />

Abrechnungen nicht mehr intuitiv<br />

nachvollzogen werden können, so<br />

Tatura. Rückfragebedarf oder Konfliktpotenzial<br />

könnten die Folge sein.<br />

Illustration: Roman Kulon


Vermieter-Rechtsschutz VERSICHERUNGEN | 71<br />

Auch aus der „rechtlichen Ausnahmesituation<br />

der Energiekostenzuschüsse“<br />

resultiert demnach erhöhter<br />

Beratungsbedarf. „Wer Empfänger<br />

dieses Zuschusses ist, hängt von den<br />

mietvertraglichen Vereinbarungen<br />

ab, jedoch ergeben sich auf jeden Fall<br />

Besonderheiten bei der Nebenkostenabrechnung,<br />

die potenziell streitauslösend<br />

sein können.“<br />

Was darf, was kann, was sollte man<br />

tun, was besser lassen? „Der langjährige<br />

Mieter, in Kurzarbeit, bleibt<br />

die Miete schuldig. Welche realen<br />

Schritte soll der Vermieter einleiten,<br />

damit er überhaupt ein Anrecht darauf<br />

hat, dass die Miete auch noch im<br />

Nachgang gezahlt wird?“, bezieht sich<br />

Kai Becker von Roland Rechtsschutz<br />

auf ein typisches Beispiel aus der<br />

Pandemiezeit, das aber auch in der<br />

aktuellen Misere nicht weit weg ist. In<br />

den beiden Pandemiejahren stieg die<br />

Anzahl der Anrufe bei der Roland-Anwaltshotline<br />

für eine Erstberatung im<br />

Vergleich zu den fünf Jahren davor<br />

um 35 Prozent. Für Becker ein Indiz,<br />

dass in Krisenzeiten die Rechtsunsicherheit<br />

wächst. Parallelen zur derzeitigen<br />

Situation liegen auf der Hand.<br />

Solo oder im Paket<br />

Gelegenheit für Makler, potenzielle<br />

Vermieterkundschaft anzusprechen<br />

– faktisch gegen die Uhr, mit Blick auf<br />

die meist übliche Wartezeit von drei<br />

Monaten, bis der Rechtsschutzvertrag<br />

greift: ob als sogenanntes Stand-alone-Produkt<br />

– begrenzt auf die Eigenschaft<br />

als Vermieter, gegebenenfalls<br />

mit Inkassoschutz sowie Bonitätsprüfung<br />

und in Premiumangeboten auch<br />

mit Mietausfalldeckung inklusive<br />

Wohnungsräumung. Oder als Ergänzung<br />

zum gewerblichen Rechtsschutz.<br />

Oder als Leistungsbaustein<br />

zusätzlich zum Paket Privat-, Berufs-,<br />

Verkehrs- und Immobilienrechtsschutz.<br />

Das wäre dann die Frage?<br />

13<br />

12<br />

11<br />

»Heizen ist plötzlich<br />

ein Megathema.«<br />

„Viele Kleinvermieter nehmen das<br />

Allroundpaket plus Vermieter-Rechtsschutz“,<br />

so Becker, der bei Roland<br />

Rechtsschutz das Gewerbegeschäft<br />

managt.<br />

In diese Richtung geht auch die Empfehlung<br />

von Makler Bert Heidekamp<br />

aus Berlin. In dieser Kombi sei dann<br />

auch das Wohnen für den Vermieter<br />

selbst – als Eigentümer einer Immobilie<br />

– abgedeckt.<br />

Abgebaut<br />

LBS-Infodienst<br />

Recht und Steuern<br />

Konstellationen, auf die er häufig<br />

trifft: Der Eigentümer wohnt in der<br />

einen Doppelhaushälfte und vermietet<br />

die andere oder als Erbe auch ein<br />

Zielgruppe: private Vermieter<br />

Haushalte in Deutschland, die mindestens eine Wohnung vermieteten<br />

10<br />

9,7<br />

9<br />

Angaben in %<br />

10,2<br />

2000 2005<br />

10,6<br />

2<strong>01</strong>0 2<strong>01</strong>5<br />

Einfamilienhaus. Dann steht zunehmend<br />

ein Umbau in Verbindung mit<br />

energetischer Sanierung an.<br />

Das Baurisiko für einen Kunden hat<br />

er jüngst bei der Arag eingedeckt, der<br />

„einzigen Gesellschaft, die dieses Risiko“<br />

nach seiner Kenntnis bisher versichert.<br />

Abgedeckt sind bis zu 10.000<br />

Euro pro Vertragslaufzeit. „Dieser<br />

Schutz reicht für ein Verfahren in<br />

erster Instanz bei einem Streitwert bis<br />

zu 40.000 Euro“, erklärt dazu Pressesprecher<br />

Christian Danner. In dieser<br />

Höhe seien damit 75 Prozent aller<br />

Streitigkeiten abgedeckt.<br />

Hier kündigt sich inzwischen Bewegung<br />

am Rechtsschutzmarkt an. „Die<br />

großen Ausschlüsse wie das Baurisiko<br />

werden gerade geprüft. Nicht nur bei<br />

uns, sondern auch bei Mitbewerbern“,<br />

so Kai Becker, der für sein Haus auf<br />

ein Ergebnis im Oktober dieses Jahres<br />

verweist.<br />

Weiter im<br />

Thema<br />

10,8<br />

Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft<br />

IWD-Daten über<br />

private Vermieter<br />

12,6<br />

2<strong>01</strong>9<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


BERATER<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


Vermittler<br />

steigern Umsatz<br />

und Gewinn<br />

2022 stiegen die durchschnittlichen<br />

Erträge um 17 Prozent.<br />

Die Einkommenssituation von Versicherungsund<br />

Finanzanlagenvermittlern hat sich im vergangenen<br />

Jahr leicht verbessert. Nach dem aktuellen<br />

Vermittlerbarometer des AfW stieg der<br />

durchschnittliche Gewinn pro Vermittler von<br />

64.100 Euro im Jahr 2021 auf 75.000 Euro im Jahr<br />

2022 – eine Steigerung von 17 Prozent. Ein weiteres<br />

Ergebnis der Umfrage: Mit der Vermittlung<br />

von Finanzanlagen ist aktuell offenbar mehr Geld<br />

zu verdienen als mit Versicherungen. Der durchschnittliche<br />

Gewinn eines 34f-Vermittlers lag<br />

2022 bei 80.000 Euro, bei den 34d’lern waren es<br />

64.000 Euro.<br />

Weitere Themen<br />

Interview mit den Telis-Vorständen 74<br />

So ist’s Recht 78<br />

Buch- und Veranstaltungstipps 80<br />

Strukturvertriebe: Ärger beim Systemwechsel 82<br />

Von 9 auf 8 – Folgen der ESG-Herabstufung 88<br />

Bestandskauf – was Makler beachten müssen 90<br />

pro & contra: Koppelprodukte 94<br />

Foto: emon tm


74 | BERATER Vertriebe in der Kritik<br />

»Kein Interesse, gekündigte Mitarbeiter<br />

in die Insolvenz zu treiben«<br />

<strong>procontra</strong> sprach mit den Vorständen des Telis-Strukturvertriebs Stefanie Alt und<br />

Martin Pöll über Pflichten von Vertrieb und Mitarbeitern während der Kündigungsfrist,<br />

Provisionsstopps und ein (un)nötiges Einkommenskonstrukt im Strukturvertrieb.<br />

MH MATTHIAS HUNDT<br />

Zahlreiche Strukturvertriebler<br />

wandten sich in den vergangenen<br />

Monaten an die <strong>procontra</strong>-Redaktion<br />

und beklagten den Umgang mit ihnen,<br />

sobald sie ihre Kündigung ausgesprochen<br />

haben. Zentraler Punkt ist eine<br />

Provisionssperre, die Option darauf<br />

ist vertraglich aber festgeschrieben.<br />

Die Telis-Vorstände erklären das<br />

Prozedere und auch, welchen Eigenanteil<br />

Mitarbeiter an ausbleibenden<br />

Provisionen haben.<br />

<strong>procontra</strong>: Was erwarten Sie während<br />

der Kündigungsfrist von Ihren scheidenden<br />

Mitarbeitern?<br />

Stefanie Alt: Im Mittelpunkt steht<br />

die ordnungsgemäße Betreuung der<br />

Mandanten bis zum Ablauf der Kündigungsfrist.<br />

Wir erwarten auch, dass<br />

keine anderen Mitarbeiter für ein<br />

neues Unternehmen angeworben oder<br />

Mandanten mitgenommen werden, um<br />

sie dann mit neuen Verträgen eindecken<br />

zu können. Bei strukturierten und<br />

systematisierten Umdeckungen ganzer<br />

Bestände verlaufen diese, unabhängig<br />

von wettbewerbsrechtlichen Fragen, oft<br />

zum Nachteil der Mandanten.<br />

<strong>procontra</strong>: Konnten Sie dieses Verhalten<br />

in allen Fällen feststellen?<br />

Alt: Der Großteil verhält sich vertragsgerecht.<br />

Natürlich kommt es auch<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Umgang mit Provisionen<br />

während der Kündigung<br />

Funktion des Einheitensystems<br />

im Vertrieb<br />

vor, dass die Betreuung während der<br />

Kündigungsfrist vernachlässigt wird.<br />

Entweder weil sich der Mitarbeiter nicht<br />

mehr zuständig fühlt oder weil er sich<br />

bereits neu orientiert.<br />

<strong>procontra</strong>: Was sind Ihre Pflichten?<br />

Martin Pöll: Wir müssen unsere Abrechnung<br />

aufrechterhalten sowie das<br />

technische System, damit der Vermittler<br />

die gewünschte Betreuung weiter ge<strong>procontra</strong><br />

1 | <strong>2023</strong>


Vertriebe in der Kritik BERATER | 75<br />

währleisten kann.<br />

<strong>procontra</strong>: Das heißt, sie zahlen bestehende<br />

Provisionsansprüche weiterhin<br />

so aus, als befände sich der Mitarbeiter<br />

nicht in einer Kündigungsfrist?!<br />

Pöll: Der Handelsvertretervertrag gibt<br />

uns während der Kündigungsfrist die<br />

Möglichkeit, das Stornoreservekonto<br />

des Mitarbeiters erst auf 100 Prozent<br />

aufzufüllen, bevor Provisionen ausgezahlt<br />

werden müssen. Das dient dazu,<br />

das Stornorisiko zunächst vollständig<br />

abzudecken.<br />

<strong>procontra</strong>: Das heißt, laufende Einkünfte<br />

werden erst mal gestoppt?<br />

Pöll: Nein. Das wäre nur der Fall, wenn<br />

die Stornoabsicherung bislang zu<br />

niedrig war. In vielen Fällen muss diese<br />

Option gar nicht gezogen werden. Vielmehr<br />

ist dies abhängig von der Qualität<br />

des Geschäfts. Eine niedrige Stornoquote<br />

bedeutet in der Regel eine hohe Absicherung,<br />

die eine sofortige Auszahlung<br />

von Provisionsansprüchen erlaubt.<br />

<strong>procontra</strong>: Es heißt von ehemaligen<br />

Mitarbeitern, diese Option sei eher die<br />

Regel als eine Ausnahme und werde<br />

auch dann gezogen, wenn Qualitätskennziffern<br />

des Mitarbeiters sehr positiv<br />

waren. Wie ist das zu erklären?<br />

Pöll: Es geht bei der Entscheidung<br />

um mehr als nur die Qualitätskennziffern.<br />

Es ist auch nicht gesagt, dass<br />

die 100-prozentige Sicherheit verlangt<br />

wird, wenn ein Mitarbeiter kündigt. Mir<br />

liegt jede Kündigung persönlich vor. Ich<br />

schaue mir dann die Stornoabsicherung,<br />

Servicequote und weitere Faktoren des<br />

Mitarbeiters an, und erst dann entscheide<br />

ich individuell, ob die Stornoabsicherung<br />

auf 100 Prozent überhaupt<br />

eingestellt wird.<br />

<strong>procontra</strong>: In Zusammenhang mit einer<br />

langen Kündigungsfrist entstehen Existenznöte,<br />

wenn kein Geld fließt.<br />

Pöll: Auch dieses Szenario lässt sich,<br />

zum Beispiel über einen Aufhebungsvertrag<br />

oder in Form einer anderen<br />

Sicherheit, vermeiden. Hier stehe ich<br />

immer für ein Gespräch bereit, um nach<br />

Lösungen im Sinne beider Parteien zu<br />

suchen. Da es teilweise auch offene<br />

Forderungen gegenüber dem gekündigten<br />

Mitarbeiter gibt, habe ich gar kein<br />

wirtschaftliches Interesse, dem Mitarbeiter<br />

die Liquidität abzudrehen oder<br />

ihn in die Privatinsolvenz zu treiben.<br />

<strong>procontra</strong>: Dennoch fehlt in der Kündigungsfrist<br />

oft das laufende Einkommen.<br />

Pöll: In der Praxis liegt die Ursache für<br />

den Wegfall laufender Einnahmen meist<br />

beim Mitarbeiter selbst. Nämlich dann,<br />

wenn kein Neugeschäft mehr mit den<br />

Mandanten bei uns generiert und damit<br />

»Wir sperren kein<br />

System nur<br />

aufgrund einer<br />

Kündigung.«<br />

auch keine neuen Provisionsansprüche<br />

mehr erworben werden. Oft wird<br />

bereits in der Kündigungsfrist neues<br />

Geschäft über das zukünftige Unternehmen<br />

eingereicht.<br />

Das wird auch von Blindpool-Kon strukten,<br />

die Nummern zum Einreichen<br />

von Geschäft zur Verfügung stellen,<br />

ermöglicht. Teilweise unter erheblicher<br />

Verschleierung der Herkunft der Registrierungsnummern<br />

nach 34d.<br />

<strong>procontra</strong>: Das Einkommen Ihrer Vertreter<br />

setzt sich aus einem Konstrukt<br />

vieler Einzelkomponenten zusammen.<br />

Ist diese Komplexität nötig?<br />

Pöll: Es ist in der Tat eine komplexe<br />

Thematik. Doch im Grunde sind die<br />

einzelnen Positionen jeweils Anreize, in<br />

bestimmten Bereichen aktiv zu werden<br />

bzw. zu bleiben. Wer seine Mandanten<br />

nach unseren Ansprüchen betreut,<br />

erhält beispielsweise einen Qualitätsbonus.<br />

Wer viel Umsatz schreibt, profitiert<br />

von den Abschlussprovisionen, und wer<br />

den Ausbau seiner Struktur vorantreibt,<br />

erhält in der Regel eben mehr Differenzprovisionen.<br />

<strong>procontra</strong>: Dienen die Umrechnung<br />

in Einheiten und die Kleinteiligkeit von<br />

Einkommensbausteinen nicht vielmehr<br />

dazu, die Vergleichbarkeit mit anderen<br />

Vertriebswegen zu verhindern? Zum<br />

Beispiel zu jenen, die nach Promille<br />

vergüten?<br />

Pöll: Nein. Ein Promillesystem kann eine<br />

Differenzprovision, wie wir sie anbieten,<br />

nicht darstellen. Wenn ich jedoch die<br />

Vergütung auf Euro pro Einheit normiere,<br />

kann ich diese Provisionen zwischen<br />

einem Berater und seiner Führungskraft<br />

abbilden.<br />

<strong>procontra</strong>: Das ginge doch auch mit<br />

einem Promillewert.<br />

Pöll: Dann können Sie aber keinen<br />

Karriereplan darstellen. Vermittelt ein<br />

Berater eine bestimmte Anzahl von<br />

Einheiten über einen bestimmten Zeitraum,<br />

steigt er in der Karrierestufe auf.<br />

Dazu benötigen wir ein System, das<br />

die Messung der Leistungen erlaubt.<br />

Das Einheitensystem wurde auch nicht<br />

geschaffen, um zu verschleiern – das<br />

Einheitenprinzip existiert schon viel<br />

länger als das Promillesystem.<br />

<strong>procontra</strong>: Höhere Provisionen im Maklervertrieb<br />

nennen viele Strukturvertriebler<br />

als Grund für ihre Kündigung.<br />

Wie sehen Sie diesen Vergleich, wenn<br />

Sie statt der marktmöglichen 45 oder<br />

mehr Promille, zum Beispiel im Leben-<br />

Geschäft, nur 15 bieten?<br />

Pöll: Dieser Vergleich hinkt gewaltig.<br />

Richtig ist, dass viele unserer Berater<br />

zunächst im Nebenberuf starten und<br />

mit großem Aufwand durch die Betreuung<br />

im Außendienst sowie unsere<br />

Ausbildungsakademie zum Unternehmensberater<br />

für den privaten Haushalt<br />

ausgebildet werden. Natürlich können<br />

diese Menschen nicht schon zu Beginn<br />

die gleiche Vergütung bekommen, die<br />

ein Unternehmensberater mit ent-<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


76 | BERATER Vertriebe in der Kritik<br />

»Ein Promillesystem<br />

kann eine Differenzprovision,<br />

wie wir<br />

sie anbieten, nicht<br />

darstellen.«<br />

sprechender Berufserfahrung erhält.<br />

Schon allein deshalb, da die Erlaubnis<br />

zur Vermittlung nach Paragraf 34d<br />

GewO zu Beginn fehlt, die Beratung<br />

nicht durch ihn selbst durchgeführt wird<br />

und die Investition der Führungskraft<br />

in die Ausbildung geschützt werden<br />

muss. Addiert man die verschiedenen<br />

Einkommenskomponenten zusammen,<br />

dann sind die Abschlussprovisionen bei<br />

erfahrenen Beratern weit höher und in<br />

etwa auf dem Niveau, das Sie erwähnt<br />

haben. Dabei sind die Verdienstmöglichkeiten<br />

gar nicht ausschlaggebend,<br />

sondern vielmehr die Möglichkeiten, Gewinn<br />

zu erzielen. Also eine Betrachtung<br />

nach <strong>Ausgabe</strong>n und Kosten. Unterm<br />

Strich, behaupte ich, bleibt in unserem<br />

Vertriebsweg mehr übrig als bei vielen<br />

anderen Marktteilnehmern, da wir die<br />

<strong>Ausgabe</strong>nseite gering halten können.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche gewinnschmälernden<br />

<strong>Ausgabe</strong>n meinen Sie? Maklerpools<br />

bieten Partnern oft ein kostenfreies<br />

Dienstleistungspaket.<br />

Pöll: Das mag sein. Doch ist es genauso<br />

umfangreich und effizienzsteigernd,<br />

wie wir es zur Verfügung stellen? Nicht<br />

nur das bloße Vorhandensein von<br />

Technik, sondern deren Quantität und<br />

Qualität sollten miteinander verglichen<br />

werden. Da bin ich der Meinung, dass<br />

unsere Dienstleistungen die geringeren<br />

Abschlussprovisionen im Vergleich zum<br />

freien Vertrieb überkompensieren, sodass<br />

bei gleichem Geschäft bei uns am<br />

Ende ein höherer Gewinn herauskommt.<br />

<strong>procontra</strong>: Auch Sie erheben Gebühren:<br />

für die Nutzung Ihres Beratungssystems,<br />

für Nachbearbeitungen, für die<br />

Aufbereitung von Ablaufterminen, Bürokostenzuschuss<br />

oder auch für Veranstaltungen,<br />

die besucht werden müssen.<br />

Das schmälert auch den Gewinn Ihrer<br />

Handelsvertreter.<br />

Pöll: Es gibt bei uns keine kostenpflichtigen<br />

Veranstaltungen, die besucht<br />

werden müssen. Wer das erzählt,<br />

sagt die Unwahrheit. Es gibt darüber<br />

hinaus einige wenige Gebühren, die für<br />

lizenzpflichtige EDV-Systeme, die bei<br />

entsprechender Nutzung weiterbelastet<br />

werden. Auch hier ist die Qualität<br />

der Software, die unsere Berater zur<br />

Verfügung gestellt bekommen, unserer<br />

Meinung nach nicht vergleichbar mit<br />

Systemen, die komplett kostenfrei verfügbar<br />

sind.<br />

<strong>procontra</strong>: Die Aufregung um die Wechselbewegungen<br />

hat sicherlich auch ein<br />

Reflektieren bewirkt. Welche Ansätze<br />

haben Sie erkannt, um Beratern Ihre<br />

Vorteile noch klarer zu vermitteln?<br />

Alt: Als Schwäche haben wir unsere<br />

Kommunikation identifiziert. Wir wollen<br />

zukünftig klarer herausstellen, welche<br />

Vorteile der Systemvertrieb auch<br />

gegenüber der freien Maklerschaft hat.<br />

Hier sehen wir unsere technische und<br />

systemische Unterstützung in der<br />

Beratung als großen Trumpf, ebenso die<br />

Verdienstmöglichkeiten und die<br />

Gemeinschaft, die in der Struktur gelebt<br />

wird.<br />

Weiter im Thema<br />

Das gesamte Interview auf<br />

<strong>procontra</strong>-online<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


Klartext to go...<br />

Der Podcast für alle 34er. Mit handverlesenen Expertentalks<br />

aus der Finanz- & Versicherungsbranche.<br />

Jeden zweiten Donnerstag, überall wo es Podcasts gibt.<br />

https://letscast.fm/sites/profino-podcast-dc9d8003/index<br />

Reinhören auf<br />

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78 | SO IST‘S RECHT <br />

So ist‘s Recht<br />

Relevante Urteile, die Makler kennen sollten<br />

AW ANNE MAREILE WALTER<br />

bAV<br />

Betriebsrente als<br />

Einmalzahlung?<br />

Muss der Arbeitgeber die bAV als<br />

monatliche Rente oder Einmalzahlung<br />

gewähren? Kurz vor dem Ruhestand<br />

bekam eine Krankenpflegerin von ihrer<br />

Kasse die Mitteilung: Man behalte sich<br />

vor, statt einer laufenden Rente eine<br />

einmalige Kapitalabfindung zu bezahlen.<br />

Die Frau schickte das Geld zurück<br />

und wurde von ihrem Arbeitgeber<br />

verklagt. Zur Kapitalabfindung sei dieser<br />

aber nicht berechtigt, entschieden die<br />

Richter. Dies sei nur die U-Kasse, die<br />

davon keinen Gebrauch gemacht hatte.<br />

LAG Düsseldorf, 12 Sa 1068/21<br />

Haftpflicht<br />

Haftet der Hufschmied für<br />

ein lahmendes Pferd?<br />

Muss ein Hufschmied für die Behandlungskosten<br />

eines lahmenden Pferdes<br />

haften? 33.670 Euro hatte eine Pferdebesitzerin<br />

für eine Behandlung in der<br />

Tierklinik zu bezahlen. Ihr Pferd war<br />

durch einen im Huf steckenden Nagel<br />

stark verletzt worden, kurz zuvor war es<br />

bei einem Hufschmied gewesen. Da die<br />

Klägerin aber nicht beweisen konnte,<br />

dass der Schmied seine Schutzpflicht<br />

tatsächlich verletzt hatte, blieb sie am<br />

Ende auf den Klinikkosten sitzen.<br />

Landgericht Koblenz, 3 O 80/21<br />

BSV-Urteil<br />

Betriebsschließungspolice greift bei Lockdown<br />

Der Bundesgerichtshof hat sich ein weiteres Mal mit dem Thema Betriebsschließungsversicherung<br />

befasst. Anders als bei seinem Urteil im<br />

vergangenen Jahr entschied der BGH nun, dass Corona von der Betriebsschließungsversicherung<br />

umfasst sein kann. Dabei komme es auf die exakte<br />

Formulierung der Versicherungsbedingungen an. Im konkreten Fall, in dem es<br />

um einen Hotelier aus Niedersachsen ging, war den AGB nicht eindeutig zu<br />

entnehmen, ob die Version des Infektionsschutzgesetzes bei Abschluss des<br />

Vertrages oder bei Eintritt des Schadens maßgeblich war. Im Falle der Uneindeutigkeit<br />

gelte die für den Kunden günstigere Version, urteilten die Richter.<br />

Bundesgerichtshof, IV ZR 465/21<br />

»Wir freuen uns, dass wir durch alle Instanzen<br />

die Interessen der Versicherten durchsetzen<br />

konnten. Corona-bedingte Schließungen<br />

können doch von der BSV gedeckt sein.«<br />

Dr. Mark Wilhelm, Rechtsanwalt<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


„Ich investiere in den<br />

TSO Active Property III,<br />

weil ich bei dessen Wertschöpfungsmodell<br />

direkt<br />

partizipiere.“<br />

Immobilieninvestments im Südosten der USA<br />

Der TSO Active Property III investiert strategisch in Gewerbeimmobilien in einer der<br />

wachstumsstärksten Regionen der USA: dem Südosten. Das breit diversifizierte Portfolio<br />

bietet optimale Chancen, von Sachwertinvestitionen im gewerblichen Sektor zu profitieren.<br />

TSO verfolgt dabei einen erprobten und erfolgreichen Wertsteigerungsansatz. Ein starkes<br />

Netzwerk, regionale Präsenz und umfangreiche Erfahrung ermöglichen es Anlegern, seit<br />

2006 am Unternehmenserfolg teilzuhaben. Inflationsschutz, Investition in den US-Dollar und<br />

umfangreiches Co-Investment durch TSO runden das Angebot ab. Machen Sie sich ein Bild<br />

unserer Immobilien und fordern Sie unsere Portfolioübersicht an!<br />

www.tso-europe.de/anlageprodukte<br />

HINWEIS: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Ein vollständiger<br />

Verkaufsprospekt sowie das Vermögensanlagen-Informationsblatt werden bei der TSO Active Property III, LP, 1170 Peachtree Street, Suite 2000, Atlanta, Georgia 30309,<br />

USA und bei der TSO Capital Advisors GmbH, Taunusanlage 11, 60329 Frankfurt am Main, Deutschland zur kostenlosen <strong>Ausgabe</strong> bereitgehalten und sind auf der Internetseite<br />

www.tso-europe.de veröffentlicht.


80 | BERATER Weiterbildung<br />

»Die PKV ist stabil,<br />

aber wir stagnieren»<br />

Stefan Reker vom PKV-Verband spricht mit profino Klartext<br />

über den jetzigen Stand und die Potenziale der PKV.<br />

profino: Hand aufs Herz – boomt oder<br />

kriselt die PKV?<br />

Stefan Reker: Sowohl als auch. Die PKV<br />

ist stabil, auch in der Vollversicherung.<br />

Aber es ist richtig, wir stagnieren. In den<br />

letzten zehn Jahren haben wir einen<br />

Verlust von circa 2 Prozent der Vollversicherten,<br />

doch wir gewinnen jedes Jahr<br />

auch circa 3 Millionen Neukunden dazu.<br />

Allerdings altert unsere Gesellschaft<br />

und es gibt weniger Nachwuchs. Daher<br />

kann auch weniger verkauft werden.<br />

Das führt dazu, dass wir stagnieren. Wir<br />

hatten im letzten Jahr einen leichten<br />

Rückgang an Vollversicherten. In den<br />

Zusatzversicherungen wiederum gibt es<br />

ein starkes Wachstum.<br />

profino: In welchen Bereichen sehen<br />

Sie das größte Potenzial?<br />

Reker: In der betrieblichen Krankenversicherung.<br />

Das ist noch ein relativ<br />

Abonnieren Sie den profino-Podcast,<br />

um keine Folgen zu verpassen!<br />

»Wenn wir die<br />

Pflegeversicherung<br />

so weiterlaufen<br />

lassen, läuft sie<br />

gegen die Wand.«<br />

Das Interview ist ein Auszug aus der<br />

18. Folge des profino-Podcasts „Wenn man so<br />

vorsorgt, kommt man vor Lachen nicht in den<br />

Schlaf“ mit Stefan Reker<br />

vom PKV-Verband. Wie es<br />

weitergeht, können Sie auf<br />

Podcast-Plattformen wie<br />

Spotify, Apple- oder Google-<br />

Podcast hören:<br />

junges Produkt, aber man sieht hier ein<br />

enormes Wachstum. Die Unternehmen,<br />

die für ihre Belegschaft eine betriebliche<br />

Krankenversicherung abgeschlossen<br />

haben, sind letztes Jahr um fast<br />

40 Prozent gestiegen und die Zahl der<br />

versicherten Personen sogar um 54<br />

Prozent.<br />

profino: Von betrieblicher Seite gibt es<br />

ja auch eine Pflegeversicherung. Wie<br />

beurteilen Sie hier das Potenzial?<br />

Reker: Wenn wir die Pflegeversicherung<br />

so weiterlaufen lassen wie bisher,<br />

läuft sie gegen die Wand. Sie ist so<br />

nicht finanzierbar bei einer alternden<br />

Gesellschaft, aber noch ist genug Zeit<br />

um vorzusorgen. Das Thema Pflege<br />

schiebt man gern nach hinten. Statistisch<br />

gesehen trifft es einen auch erst<br />

im hohen Alter. Deshalb ist es schwerer,<br />

jüngeren Menschen so ein Produkt zu<br />

verkaufen. Deshalb ist der Hebel einer<br />

betrieblichen, kollektiven Absicherung<br />

so wichtig.<br />

profino: Möchten Menschen wirklich<br />

noch in die PKV wechseln?<br />

Reker: Wir wissen aus Umfragen, dass<br />

etwa 20 Prozent der gesetzlich Krankenversicherten<br />

lieber in die private<br />

Krankenversicherung wechseln würden.<br />

Das wären zwölf Millionen potenzielle<br />

Kunden für die PKV.<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


Weiterbildung BERATER | 81<br />

Buchtipps<br />

Lesenswertes für Makler<br />

Klick mich, wenn<br />

du mich findest<br />

FinanzBuch Verlag<br />

Der Praxisratgeber wendet sich an kleine und mittlere<br />

Unternehmen, Soloselbstständige und Start-ups<br />

und definiert die einzelnen Schritte auf dem Weg in<br />

die erfolgreiche Web-Sichtbarkeit. Er erläutert die<br />

verfügbaren Kanäle, erklärt relevante Fachbegriffe<br />

des Onlinemarketings und räumt mit zahlreichen<br />

Missverständnissen und Legenden auf. In sieben<br />

Kapiteln gibt er Tipps zur Schärfung des unternehmerischen<br />

Profils, entschleiert die Absicht hinter<br />

dem Google-Algorithmus und hilft bei der Erstellung<br />

einer Content-Strategie<br />

sowie beim Verfassen<br />

überzeugender Texte.<br />

Der Leser erfährt, welche<br />

„Bordmittel“ für die<br />

Suchmaschinenoptimierung<br />

zur Verfügung<br />

stehen – und wann<br />

es sich lohnt, externe<br />

Spezialisten zu beauftragen.<br />

Chefsache Metaverse<br />

campus Verlag<br />

Im Oktober 2021 verkündete der Facebook-<br />

Konzern seine Umbenennung in „Meta“.<br />

Was zunächst wie eine simple Namensänderung<br />

klang, könnte das gesamte Internet<br />

revolutionieren. Das Unternehmen investiert<br />

Milliarden in das Metaverse. Und der<br />

Rest der Technologiebranche – von Apple<br />

bis Microsoft – zieht mit.<br />

In diesem Buch geben Julia Finkeissen und<br />

Thomas R. Köhler mit ihrer Expertise für neue Technologien Einblick<br />

in die wichtigsten Bausteine des Metaverse und des Web3. Sie liefern<br />

konkrete Handlungsempfehlungen für Unternehmen und beschreiben<br />

die neuen Chancen und Risiken des Metaverse und der zugrunde<br />

liegenden Technologien – ohne falschen Hype und immer mit Blick auf<br />

Nutzen und Anwendungspotenziale.<br />

Die Zukunft des Kundenservice<br />

ist grün!<br />

campus Verlag<br />

Die Energiepreise explodieren. Gleichzeitig<br />

erwarten Kunden, dass Unternehmen<br />

nachhaltig agieren. Das stellt diese vor die<br />

große Herausforderung, auf die Kosten zu<br />

schauen, ohne dabei die Erwartungen ihrer<br />

Geschäftspartner zu vernachlässigen.<br />

Die Schlussfolgerung des Autors: Nur der<br />

grüne Kundenservice hat Zukunft.<br />

Peter Weidling holt die Unternehmen bei ihrer doppelten Herausforderung<br />

ab. Er zeigt Lösungsansätze und Best Practices zum nachhaltigen<br />

Wirtschaften für Dienstleistungsunternehmen – zum Beispiel<br />

wie der Service weitergedacht und mit innovativen Ideen verbessert<br />

werden kann. Gleichzeitig macht er Vorschläge, wie sich mehr Umsatz<br />

generieren lässt, um damit Kosten für nachhaltiges Wirtschaften zu<br />

kompensieren.<br />

Termine,<br />

Termine<br />

Ist die Biometrie mittlerweile<br />

„austrainiert“<br />

und <strong>2023</strong> wird eher ein<br />

Jahr der Entwicklungs-<br />

Schrittchen als der<br />

Sprünge?<br />

Die Antworten gibt’s<br />

ab 1. März bei profino.<br />

Wann Was Wo<br />

28.02.23 Tagung „Inflation“ profino<br />

<strong>01</strong>.03.23 Start Biometrie-Kongress profino<br />

09.03.23 MMM-Messe München<br />

21.03.23 vfm Know-how-Börse Würzburg<br />

21.-22.03.23 Messekongress Schadenmanagement & Assistance Leipzig<br />

07.-23.03.23 DEMV-Roadshow bundesweit<br />

05.04.23 Start Investment & Fonds Kongress profino<br />

14.04.23 <strong>procontra</strong>-<strong>Ausgabe</strong> 02/23 im Briefkasten<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


82 | BERATER Vertriebe in der Kritik<br />

Ärger beim Systemwechsel<br />

Strukturvertriebler beklagen den Umgang mit ihnen bei Ausspruch einer Kündigung.<br />

Dabei scheinen die Details ihrer Verträge den wenigsten vollends bewusst zu sein.<br />

MH MATTHIAS HUNDT<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Erfahrungen<br />

ehemaliger Strukkis<br />

Gründe für eine Provisionssperre<br />

nach Kündigung<br />

Fallstricke bei Aufhebungsverträgen<br />

Das Verhältnis zwischen Strukturvertrieben<br />

und dem freien Maklervertrieb<br />

ist zunehmend angespannt und<br />

emotional aufgeladen. Ehemalige<br />

Strukturvertriebler beklagen die Hürden<br />

bei einem Ausstieg, die Vertriebe<br />

wettern gegen Fremdgeschäft und<br />

Abwerbungsaktivitäten am Markt. In<br />

den Gesprächen mit (ehemaligen)<br />

Strukturvertrieblern bzw. Handelsvertretern<br />

wird klar: Es fehlt oftmals an<br />

Wissen, worauf man sich eingelassen<br />

hat, als man sich vertraglich einem<br />

Strukturvertrieb anschloss.<br />

<strong>procontra</strong> recherchiert seit Längerem<br />

zu den Wechselbewegungen und<br />

-gründen von Strukturvertrieblern. In<br />

den vergangenen Monaten erreichten<br />

die Redaktion zudem zahlreiche Zuschriften,<br />

in denen Handelsvertreter<br />

von Strukturvertrieben den Umgang<br />

mit ihnen beklagten, sobald sie ihre<br />

Kündigung eingereicht hatten. Im<br />

Kern geht es um eine Provisionssperre,<br />

ausgelöst durch eine Art „Henne-<br />

Ei-Problematik“, bei der sich beide<br />

Seiten im Recht sehen. Doch der<br />

Reihe nach.<br />

Illustration: Roman Kulon


Vertriebe in der Kritik BERATER | 83<br />

Presseanfrage provoziert Anwaltskanzlei<br />

Über eine erste formelle Presseanfrage an verschiedene<br />

Strukturvertriebe wurden zunächst<br />

die Dauer der Kündigungsfristen und die Handhabe<br />

von Provisionszahlungen und Stornohaftung<br />

während der Kündigungsfrist erfragt. Schon<br />

bei diesen einfachen Formfragen fielen die<br />

Reaktionen sehr unterschiedlich aus: Die DVAG<br />

und tecis antworteten sachlich und umfänglich,<br />

Bonnfinanz reagierte auch auf Nachfrage gar<br />

nicht, OVB erkundigte sich nach den Beweggründen<br />

für die Anfrage und verzichtete anschließend<br />

auf eine Antwort.<br />

Bei der Telis kam die Antwort direkt aus der Anwaltskanzlei.<br />

Ungefragt schickte diese zusätzlich<br />

eine Korrespondenz zwischen Telis und Fonds<br />

Finanz sowie eine einstweilige Verfügung (EV)<br />

gegenüber einem ehemaligen Mitarbeiter/einer<br />

ehemaligen Mitarbeiterin zur Kenntnis mit. Ein<br />

Novum für die Redaktion.<br />

Ferner wurden in einem fünfseitigen Schreiben<br />

zwar die Formfragen beantwortet, jedoch auch<br />

die journalistische Intention angezweifelt. Der<br />

Grund unserer Presseanfrage sei „kein die Öffentlichkeit<br />

und noch nicht einmal die Verkehrskreise<br />

der Handelsvertreter oder Makler aktuell<br />

beschäftigendes Thema“ und „die Themen Kündigungsfristen,<br />

Handhabung der Provisionszahlungen<br />

und der Stornoreserve wären auch keine,<br />

die uns persönlich eingefallen wären“, hieß es.<br />

Natürlich tangieren diese Themengebiete und<br />

Entwicklungen der Vertriebswege die <strong>procontra</strong>-<br />

Fachredaktion tagtäglich.<br />

Die Reaktion zeigte vielmehr, wie sehr es hinter<br />

den Kulissen brodelt. Der Vollständigkeit halber<br />

sei erwähnt, dass sich die Telis-Vorstände Stefanie<br />

Alt und Martin Pöll für die Art und Weise der<br />

Reaktion ihrer Anwaltskanzlei bei der <strong>procontra</strong>-<br />

Redaktion persönlich entschuldigten.<br />

Unwissenheit bei (Quer-)Einsteigern<br />

Strukturvertriebe wie Telis, tecis, DVAG oder<br />

auch OVB gewinnen häufig Quereinsteiger,<br />

die bislang kaum Berührungspunkte mit den<br />

Rechten und Pflichten eines Handelsvertreters<br />

hatten. Motiviert durch ein Einsteiger-Seminar<br />

mit Tschaka-Tschaka-Ambiente wird oft voreilig<br />

ein Vertrag unterschrieben, ohne sich vorab mit<br />

den Details – vor allem im Falle einer späteren<br />

Trennung – auseinanderzusetzen. Das führt<br />

zwangsläufig zu Konflikten.<br />

Stefan Erken (Name durch Redaktion geändert)<br />

war so ein Quereinsteiger. Bei der Telis kletterte<br />

er innerhalb kurzer Zeit auf die dritte Stufe des<br />

Kanzleimanagers. „Strukturvertriebe finde ich<br />

vom System her super. Gerade der Start in die<br />

Selbstständigkeit ist dank der Führungskraft sehr<br />

einfach. Die Aus- und Weiterbildungen sind inhaltlich<br />

hochwertig und vernünftig geregelt. Dafür<br />

gibt man am Anfang eben den Großteil seiner<br />

verdienten Provision ab. Das finde ich sogar noch<br />

halbwegs vertretbar“, lobt Erken das System.<br />

Doch nach dem Start kam die Erkenntnis:<br />

„Schon nach kurzer Zeit habe ich komplett eigenständig<br />

gearbeitet und mich gefragt, warum<br />

ein Großteil des Umsatzes noch an die Stufen<br />

über mich fließen. Teilweise verdienen Leute an<br />

meinem Geschäft, die noch nicht einmal wissen,<br />

wer ich bin.“ Darauf hatte Erken keine Lust mehr<br />

und kündigte. Heute weiß er: Der eigene Umsatz<br />

füttert auch die Struktur darüber. So funktioniert<br />

Strukturvertrieb, und das bedeutet vor allem für<br />

die erste Stufe: viel Arbeit, wenig Ertrag.<br />

Kurz nach seiner Kündigung bekam Erken dann<br />

ein Schreiben der besagten Anwaltskanzlei der<br />

Telis. Der <strong>procontra</strong>-Redaktion wurden solche<br />

Schreiben von mehreren ehemaligen Mitarbeitern<br />

vorgelegt. Darin wurde vorbehaltlich, unter<br />

Anerkennung des Kündigungswunsches, erinnert:<br />

»Teilweise verdienen Leute an meinem<br />

Geschäft, die noch nicht einmal<br />

wissen, wer ich bin.«<br />

Merke:<br />

Stefan Erken (Name geändert)<br />

Ex-Strukturvertriebler<br />

Von der Courtage des vermittelten Geschäfts bekommt der<br />

Handelsvertreter nur einen bestimmten Teil. Der Rest geht<br />

an die höheren Karrierestufen in der Struktur.<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


84 | BERATER Vertriebe in der Kritik<br />

(...) Sofern Ihnen nunmehr durch Dritte in Aussicht<br />

gestellt wird, dass Sie noch während der<br />

laufenden Kündigungsfrist keine Tätigkeit mehr für<br />

die Telis Finanz Vermittlung AG erbringen sollen,<br />

sondern stattdessen über Decknummern anderer<br />

Vermittler bei anderen Gesellschaften Geschäfte<br />

einreichen sollen, ist dies – sicherlich auch nach<br />

Ihrem Verständnis – offensichtlich rechtswidrig.<br />

Dies kann aber zu einer Gefährdung der eigenen<br />

wirtschaftlichen Existenz führen, da derartige<br />

Fremdvermittlungstätigkeiten regelmäßig, früher<br />

oder später in gerichtlichen Verfahren oder bei<br />

Hausdurchsuchungen durch die Staatanwaltschaft<br />

nachgewiesen werden. (...)<br />

»Ich entscheide individuell,<br />

ob die Stornoabsicherung auf<br />

100 Prozent eingestellt wird.«<br />

Martin Pöll,<br />

Vorstand Telis Finanz<br />

Laut Handelsvertretervertrag ist es untersagt,<br />

während der Beschäftigungsdauer – also auch<br />

während der Kündigungsfrist – Geschäft anderweitig<br />

einzureichen. Doch trotz dieser Vertragsgrundlage<br />

und der Erinnerung durch das<br />

Anwaltsschreiben halten sich nicht alle Mitarbeiter<br />

daran, wie auch Erken bestätigt: „Nicht alle<br />

Mitarbeiter verlassen den Betrieb vertragsgemäß<br />

und sauber.“ Er selbst habe während seiner Zeit<br />

nie Fremdgeschäft eingereicht. Seine Kündigungsfrist<br />

betrug auch nur drei Monate. <strong>procontra</strong><br />

liegen Fälle vor, in denen die Kündigungsfrist<br />

jedoch bis zu 24 Monate beträgt (zum Beispiel<br />

DVAG, Swiss Life Select). Fließen während einer<br />

so langen Frist weniger oder auch gar keine<br />

Provisionen, entstehen ernsthafte Existenznöte.<br />

Doch wie kann es dazu überhaupt kommen?<br />

Provisionssperre – Ausnahme oder Regel?<br />

Ein Passus im Handelsvertretervertrag erlaubt<br />

es den Vertrieben, während der Kündigungsfrist<br />

von weiteren Provisionsvorschüssen abzusehen.<br />

Beispielsweise heißt es dazu im Handelsvertretervertrag<br />

der Telis unter den allgemeinen Provisionsbedingungen:<br />

„Im Zeitraum zwischen Ausspruch und Wirksamwerden<br />

einer Kündigung ist Telis berechtigt, von<br />

der weiteren Bevorschussung von Provisionen<br />

abzusehen und eine Sicherheiten-Quote von<br />

100 % (auch für noch offene Provisionen) festzulegen.“<br />

Auch die OVB bestätigt, dass nach Zugang einer<br />

ordentlichen Kündigung von einem automatischen<br />

auf einen nicht automatischen Auszahlungsprozess<br />

umgestellt wird. „Diese Umstellung<br />

ist erforderlich, weil sich unter Umständen eine<br />

veränderte Risikolage vor allem für die Frage<br />

der Bevorschussung der Abschlussprovisionen<br />

ergibt“, begründet eine Sprecherin der OVB. Im<br />

Anschluss erfolge eine individuelle Einschätzung<br />

der Risikosituation des scheidenden Mitarbeiters.<br />

Im Klartext: Wird diese Option gezogen, werden<br />

erst mal keine Abschlussprovisionen mehr ausgezahlt,<br />

bis die gewünschte Sicherheiten-Quote<br />

erfüllt ist. Vielen sind diese vertragliche Option<br />

und die Faktoren, die diese Entscheidung beeinflussen,<br />

nicht bekannt. Kommt es dann zum<br />

Provisionsstopp, entstehen vor allem bei langen<br />

Kündigungsfristen Existenznöte. So berichten es<br />

mehrere Strukturvertriebler, die sich teilweise<br />

noch in der Kündigungsfrist befinden, gegenüber<br />

<strong>procontra</strong>. „Mit meiner Kündigung wurden<br />

Merke:<br />

Während der gesamten Beschäftigungsdauer<br />

(inklusive Kündigungsfrist) ist es Handelsvertretern<br />

untersagt, Geschäft selbst oder<br />

über Dritte anderweitig einzureichen. Wer<br />

hier zuwiderhandelt, begeht Vertragsbruch<br />

und riskiert hohe Geldstrafen.<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


Vertriebe in der Kritik BERATER | 85<br />

»In allen Fällen, die uns vorliegen, wurde<br />

eine Provisionssperre eingerichtet.«<br />

Provisionszahlungen eingestellt und meine<br />

Zugänge zum Beratungsrechner und E-Mail-Postfach<br />

gesperrt“, klagt beispielsweise ein Ex-OVBler<br />

gegenüber <strong>procontra</strong>, der laut eigenen Angaben<br />

2<strong>01</strong>7 bei der OVB einstieg. Im Mai 2021 reichte<br />

er seine Kündigung ein, Vertragsende war dann<br />

erst der 31. Dezember 2022. Der Option auf einen<br />

„nicht automatisierten Auszahlungsprozess“<br />

nach Kündigung und dessen Bedingungen war<br />

auch er sich nicht ausreichend bewusst. „Rund<br />

eineinhalb Jahre musste ich private Reserven<br />

aufbrauchen, um über die Runden zu kommen“,<br />

so der ehemalige Strukturvertriebler.<br />

Doch was sind die Entscheidungsgrundlagen für<br />

die Option auf eine Provisionssperre, und wie oft<br />

wird sie gezogen? Eher selten, meint zumindest<br />

Telis-Vorstand Pöll: „Mir liegt jede Kündigung<br />

persönlich vor. Ich schaue mir dann bestimmte<br />

Qualitätskennziffern und weitere Faktoren des<br />

Mitarbeiters an und entscheide individuell, ob<br />

die Stornoabsicherung auf 100 Prozent überhaupt<br />

eingestellt wird“, erklärt er und ergänzt:<br />

„Wer gutes Geschäft macht, ist von dieser Option<br />

kaum betroffen.“ Doch Rechtsanwalt Daniel Berger<br />

von der Kanzlei Wirth Rechtsanwälte sieht<br />

darin eher die Regel als eine Ausnahme. „Aktuell<br />

betreue ich über 50 ehemalige Telisianer. In allen<br />

Fällen, wo uns bereits Unterlagen zur Abrechnung<br />

vorliegen – das sind mittlerweile rund 30 –,<br />

wurde eine Provisionssperre eingerichtet. Ich<br />

gehe davon aus, dass es in den restlichen Fällen<br />

ebenfalls der Fall sein wird.“<br />

Die Gretchenfrage hierbei: Wann wird die Option<br />

auf eine Provisionssperre gezogen? Hier schieben<br />

sich die Parteien den schwarzen Peter zu, was die<br />

erwähnte „Henne-Ei-Problematik“ erzeugt. Provisionsvorschüsse<br />

und Stornoreserven werden<br />

unter Berücksichtigung des Neugeschäfts und<br />

der Stornoquoten des Handelsvertreters kalkuliert.<br />

Flattert die Kündigung ins Haus, schaut<br />

der Vorstand ganz genau auf diese Entwicklung<br />

und befragt mitunter die jeweilige Führungskraft<br />

zum Mitarbeiter. So können auch subjektive<br />

Einschätzungen zum Tragen kommen. Die Praxis<br />

zeige dann oft, dass der scheidende Mitarbeiter<br />

seine Neugeschäftsaktivitäten bereits einige Zeit<br />

vor seiner Kündigung zurückgefahren hat. Steigt<br />

dann auch noch die Stornoquote (durch eventuelle<br />

Umdeckungen über Dritte), dann verschlechtert<br />

sich die Risikolage. So die Sicht der Vertriebe.<br />

Die Argumentation von Vertrieblern in der<br />

Kündigungsphase hingegen: „Warum soll ich<br />

noch Neugeschäft einreichen, wenn ich gar keine<br />

Provisionen mehr bekomme?“ Oder: „Wie soll ich<br />

Neugeschäft generieren, wenn mir der Zugang<br />

zum Beratungssystem gesperrt wurde?“ Auch<br />

hier beobachtet Anwalt Berger bei den betreuten<br />

Telisianern: „Wesentliche Funktionen des<br />

Telis-Online-Systems werden gesperrt. Betroffen<br />

sind insbesondere auch solche Funktionen, die<br />

der Mitarbeiter zur Ausübung seiner Handelsvertretertätigkeit<br />

benötigt.“ Eine Aussage mit<br />

Sprengkraft – wenn sie für alle Strukturvertriebler<br />

während der Kündigungsphase gölte. Telis-<br />

Vorstand Pöll versichert hingegen im Interview<br />

mit <strong>procontra</strong> (siehe Seite 74): „Wenn jemand<br />

kündigt, gewährleisten wir ein System, das die<br />

ordnungsgemäße Betreuung der Mandanten<br />

und die Generierung von Neugeschäft jederzeit<br />

ermöglicht.“ Auch die OVB bestreitet, dass<br />

Mitarbeiter ab dem Zeitpunkt ihrer Kündigung<br />

eingeschränkt würden: „Es gibt keinen Prozess,<br />

Zugänge zu unseren Systemen zu sperren,<br />

Merke:<br />

Daniel Berger,<br />

Rechtsanwalt, Wirth Rechtsanwälte<br />

Während der Kündigungsfrist ist der Vertrieb mitunter berechtigt,<br />

von einer weiteren Bevorschussung der Abschlussprovisionen, auch<br />

aus subjektiven Gründen, abzusehen.<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


86 | BERATER Vertriebe in der Kritik<br />

»In Aufhebungsverträgen werden<br />

oft unwissentlich Vereinbarungen<br />

unterschrieben, die nachteilig<br />

für Mitarbeiter sind.«<br />

Stephan Michaelis<br />

Rechtsanwalt, Kanzlei Michaelis<br />

nachdem das Vertragsverhältnis mit einer<br />

Finanzvermittlerin oder einem Finanzvermittler<br />

ordentlich gekündigt worden ist“, so eine Sprecherin.<br />

Das sehen ehemalige Mitarbeiter anders.<br />

Ein weiterer ehemaliger OVBler, der selbst fast<br />

20 Jahre im Vertrieb tätig war, meint gegenüber<br />

<strong>procontra</strong>: „Es ist schon eher die Regel als eine<br />

Ausnahme, dass nach der Kündigung alle Konten<br />

und Zugänge (Provision, E-Mail, Beratungssoftware)<br />

gesperrt werden.“<br />

Es steht Aussage gegen Aussage. Was allerdings<br />

bleibt: Beide Seiten haben sich in ein echtes<br />

Dilemma manövriert, in dem sich fehlendes<br />

Neugeschäft und Provisionssperre gegenseitig<br />

verstärken. Scheidende Handelsvertreter müssen<br />

sich angesichts der bestehenden Option auf Provisionssperre<br />

die Frage gefallen lassen, wie sie –<br />

auch schon unmittelbar vor ihrer offiziellen Kündigung<br />

– agiert haben. Wurde Neugeschäft im<br />

gewohnten Umfang erzielt oder bis zur Aufnahme<br />

der neuen Tätigkeit „aufgespart“? Hat sich<br />

die Stornoquote nachteilig entwickelt – auch weil<br />

bereits Umdeckungen über Dritte stattfanden? In<br />

jedem Fall müssen sich Handelsvertreter darüber<br />

im Klaren sein, dass ihre Einkommenssituation<br />

während der Kündigungsfrist im Zweifel von der<br />

Entscheidung eines Vorstands abhängt, der dabei<br />

auch subjektive Kriterien ansetzen kann.<br />

Obacht bei Aufhebungs verträgen<br />

In den Fällen, die sich an <strong>procontra</strong> wandten,<br />

sind die Fronten verhärtet. Ex-Telisianer Erken<br />

war vom Provisionsstopp ebenfalls betroffen.<br />

Bei seiner Kündigungsfrist von drei Monaten<br />

ließ sich das noch aussitzen. Felix Hansen (Name<br />

durch Redaktion geändert) ist Handelsvertreter<br />

bei Swiss Life Select und muss noch bis 2024<br />

warten, um „endlich frei zu sein“, wie er sagt.<br />

Seine Kündigungsfrist beträgt satte 24 Monate.<br />

Dieser Zeitraum lässt sich finanziell nicht mehr<br />

so leicht überbrücken. Für viele Handelsvertreter<br />

steigt mit einer langen Frist die Verlockung, bzw.<br />

sie sehen sich aufgrund der Provisionssperre<br />

gezwungen, Geschäft doch über Dritte einzureichen.<br />

Unabhängig vom Auslöser – es wäre<br />

Vertragsbruch. Diesen will Hansen nicht begehen<br />

und den Zeitraum stattdessen mit privaten<br />

Reserven überbrücken.<br />

Wenn lange Kündigungsfristen nicht ausgesessen<br />

werden können oder wollen, könnte ein<br />

Aufhebungsvertrag die „schnelle Lösung“ für<br />

ein vorzeitiges Ende sein. Von einer voreiligen<br />

Unterzeichnung ist jedoch abzuraten. <strong>procontra</strong><br />

sprach dazu mit Rechtsanwalt Stephan Michaelis<br />

von der Hamburger Kanzlei Michaelis Rechtsanwälte,<br />

der in seiner Laufbahn viele ehemalige<br />

Strukturvertriebler bei einem Ausstieg begleitet<br />

hat. Er empfiehlt, die genauen Formulierungen<br />

eines Aufhebungsvertrages prüfen zu lassen.<br />

Vor allem was ein anschließendes Wettbewerbsverbot,<br />

eine Karenzentschädigung bzw. einen<br />

Ausgleichsanspruch betrifft. Hier würden oft<br />

unwissentlich Vereinbarungen unterschrieben,<br />

die im Anschluss nachteilig für den ehemaligen<br />

Mitarbeiter sind.<br />

Kein Anspruch auf Karenzentschädigung<br />

Sein Kollege Berger wird konkreter und bewertet<br />

die ihm bekannten Aufhebungsverträge der Telis<br />

als einseitig und unangemessen: „Der Vertrag<br />

sieht ein nachvertragliches Wettbewerbsverbot<br />

ohne Karenzentschädigung vor. Der Telis-Mitarbeiter<br />

darf dann zwei Jahre lang keine Telis-Kunden<br />

‚anfassen‘. Hierfür sieht das Gesetz eigentlich<br />

eine Karenzentschädigung für den Handelsvertreter<br />

nach Paragraf 90a HGB vor, welche jedoch<br />

in dem Telis-Aufhebungsvertrag umgangen<br />

wird.“ Entscheidend dafür ist das unter „§1 – Ver-<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


Vertriebe in der Kritik BERATER | 87<br />

tragsaufhebung“ genannte Datum, zu dem der<br />

Vertrag enden soll. Unterzeichnet eine der beiden<br />

Parteien erst nach diesem Datum, gilt der Vertrag<br />

als „rückwirkend“ aufgehoben und der gesetzliche<br />

Anspruch auf Karenzentschädigung entsteht<br />

nicht. Telis-Vorständin Stefanie Alt dazu: „Eine<br />

Pflicht zur Zahlung einer Karenzentschädigung<br />

nach dem Paragrafen 90a HGB entsteht bei einer<br />

rückwirkenden Aufhebung oder einer Regelung<br />

gleichzeitig mit dem Aufhebungsvertrag nicht.“<br />

Merke:<br />

Bei einer rückwirkenden Auflösung des<br />

Handelsvertreterverhältnisses erlischt der<br />

gesetzliche Anspruch auf Karenzentschädigung<br />

bei einem Wettbewerbsverbot.<br />

<strong>procontra</strong> liegt ein Exemplar eines Aufhebungsvertrages<br />

der Telis vor. Darin steht außerdem,<br />

dass frei werdende Beträge aus der Stornoreserve<br />

nur auf Anforderung ausgezahlt werden („§3<br />

– Auszahlung Stornoreserve“). Der ehemalige<br />

Mitarbeiter muss also seine Ansprüche über die<br />

Jahre selbst im Blick behalten und jedes Mal<br />

aktiv eine fällig werdende Auszahlung anfordern,<br />

andernfalls verbleibt das Geld bei der Telis, wie<br />

Vorständin Alt bestätigt. Sie begründet: „Aufgrund<br />

der langen Stornofristen haben sich in der<br />

Vergangenheit erhebliche Probleme bei der Auszahlung<br />

der Beträge ergeben, insbesondere dann,<br />

wenn sich die Daten des ehemaligen Mitarbeiters<br />

verändert haben.“<br />

Auch hier kann man wieder argumentieren, dass<br />

es eine Vereinbarung ist, die beide Seiten einvernehmlich<br />

unterzeichnen. Doch sind solche<br />

juristischen Feinheiten und die finanziellen<br />

Konsequenzen nicht jedem Handelsvertreter<br />

bewusst. Als solcher sollte man sich unbedingt<br />

Rechtsbeistand holen, bevor man einen Aufhebungsvertrag<br />

unterzeichnet.<br />

Gesamtpaket entscheidend<br />

Der Wettbewerb um gute Finanzberater wird<br />

anhalten. Erfreulicherweise finden auch immer<br />

mehr junge Menschen den Weg in die Finanzberatung.<br />

Ihnen ist nahezulegen, sich mit den<br />

vertraglichen Begebenheiten vorab intensiver<br />

auseinanderzusetzen und sich selbst zu befähigen,<br />

den für sie passenden Vertriebsweg zu<br />

wählen. Sie sollten sich über die genannten Themen<br />

und Vertragsdetails genau informieren und<br />

sowohl Poolchefs als auch Führungskräften und<br />

Vertriebsvorständen vorab grundlegende Fragen<br />

stellen, bevor sie sich für ein System entscheiden:<br />

Ist eine kostenfreie Ausbildung an eine zeitliche<br />

Bindung an das Unternehmen geknüpft? Unter<br />

welchen Umständen sind finanzielle Zuwendungen<br />

aus Start-Programmen oder jährliche<br />

Sonderzahlungen zurückzuzahlen? Wie verhält<br />

es sich mit einem Bürokostenzuschuss (während<br />

der Kündigungsfrist)? Welche Leistungen<br />

müssen erbracht werden, um ein bestimmtes<br />

Provisions- oder Courtageniveau zu erhalten?<br />

Wovon sind Kündigungsfristen abhängig? Wem<br />

gehören die Kunden? Wo kann man sich unternehmerisch<br />

entfalten?<br />

Beim Wettbewerb um Vermittler sollten sich die<br />

Beteiligten auf die Darstellung eigener Stärken<br />

beschränken. Andernfalls schaden die Scharmützel<br />

weiter dem Image eines Berufsbildes, das<br />

beim allgemeinen Ansehen ohnehin um jeden<br />

Vertrauenspunkt beim Kunden kämpfen muss.<br />

Langfristig werden Beraterinnen und Berater<br />

einem attraktiven und zeitgemäßen Gesamtpaket<br />

folgen. Die Bewertung dafür ist abhängig vom<br />

Typ Mensch und nicht pauschal vom System. Die<br />

steigende Transparenz über die Vor- und Nachteile<br />

einzelner Vertriebswege regt hoffentlich auch<br />

dazu an, sich mit den eigenen Baustellen auseinanderzusetzen<br />

und Missstände zu beseitigen.<br />

Das würde das Arbeitsumfeld von Vertretern und<br />

Maklern gleichermaßen verbessern, was in einer<br />

besseren Finanzberatung für Kunden münden<br />

könnte. Und dieses Ziel dürften alle Beteiligten<br />

gleichermaßen verfolgen.<br />

Weiter im Thema<br />

Alles zur Serie Vertriebe in<br />

der Kritik unter:<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


88 | BERATER Nachhaltigkeit<br />

Eine Frage der Etikette<br />

Erst sind Asset-Manager vorgeprescht, jetzt entfernen sie die höchste ESG-Kennzeichnung<br />

der EU von ihren Produkten. Verärgerte Kunden zwingen Berater zum Handeln.<br />

ST STEFAN TERLIESNER<br />

Zahlreiche Anleger sorgen sich, ein<br />

Opfer von Grünfärberei geworden zu<br />

sein. Den Frust kriegen jetzt oft die<br />

Vermittler ab. Diese sollten – auch<br />

um Haftungsrisiken zu minimieren<br />

– Anpassungen im Kundenportfolio<br />

vornehmen. Mitunter wünschte ein<br />

Klient einen „dunkelgrünen“ Fonds,<br />

hat aber einen „hellgrünen“ bekommen.<br />

Von dunkel zu hell<br />

Denn gegen Ende des vergangenen<br />

Jahres stuften Vermögensverwalter<br />

reihenweise Artikel-9-Fonds zurück<br />

zu Artikel-8-Fonds. Die Klassifizierung<br />

erfolgt durch die EU-Offenlegungsverordnung,<br />

in der englischen Abkürzung<br />

kurz SFDR genannt. „Dunkelgrüne“<br />

Artikel-9-Fonds verfolgen<br />

ein nachhaltiges Anlageziel, während<br />

„hellgrüne“ Artikel-8-Fonds nur ökologische<br />

und soziale Aspekte bei der<br />

Auswahl von Aktien und Anleihen berücksichtigen.<br />

Daneben gibt es noch<br />

die Artikel-6-Klasse für Fonds, die in<br />

keine der beiden Nachhaltigkeitsklas-<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Fondshäuser etikettieren aktuell ESG-Fonds um,<br />

was Handlungsbedarf auslöst.<br />

Anpassungsbedarf im Kundenportfolio erkennen<br />

Einschätzung der eigenen Haftungsrisiken<br />

Anfang <strong>2023</strong> in Kraft getretene ESG-Regulierung<br />

sen gehören. Alle Fonds verfolgen zusätzlich<br />

ein finanzielles Ziel, was nicht<br />

in Vergessenheit geraten sollte.<br />

Zu den Anbietern, die Fonds zurückgestuft<br />

haben, gehören große Adressen<br />

wie Amundi, BlackRock, BNP<br />

Paribas Asset Management, Deka,<br />

DWS und die Allianz-Tochter Pimco.<br />

Insgesamt sei bisher ein Volumen<br />

von mehr als 140 Milliarden Euro<br />

betroffen, ist in der Branche zu vernehmen.<br />

Alle begründen den Schritt<br />

mit Widersprüchen und Unklarheiten<br />

Illustration: Roman Kulon


Nachhaltigkeit BERATER | 89<br />

in der Interpretation des Regelwerks<br />

der EU für nachhaltiges Investieren,<br />

also dem Komplex aus Offenlegungsverordnung,<br />

Taxonomie-Verordnung<br />

und den entsprechenden MiFID-II-<br />

Vorgaben. So sagt ein Sprecher der<br />

DekaBank auf Anfrage: „Die Umklassifizierung<br />

erfolgte aufgrund inzwischen<br />

konkretisierter Rechtsakte<br />

sowie Verlautbarungen und Rückmeldungen<br />

der Aufsichtsbehörden.“ Und<br />

weiter: „Die Anlagestrategie der Fonds<br />

ist unverändert.“<br />

Details liegen jetzt vor<br />

Tatsächlich wurden die technischen<br />

Standards der SFDR erst im April<br />

2022 verabschiedet und traten zum<br />

1. Januar <strong>2023</strong> in Kraft. Sie verlangen<br />

von Fondsanbietern, in vorvertraglichen<br />

Dokumenten und regelmäßigen<br />

Berichten mehr Nachhaltigkeitsinformationen<br />

offenzulegen. „Im<br />

Vorfeld hatten einige Manager die<br />

Klassifizierung ihrer Fonds überprüft<br />

und Artikel-9-Produkte auf Artikel 8<br />

herabgestuft“, hat der Fondsdatenanbieter<br />

Morningstar festgestellt. Im<br />

Verlauf des Jahres könnten andere<br />

nachhaltige Fonds aufgrund strengerer<br />

Vorschriften herabgestuft werden.<br />

Daher würden die Marktteilnehmer<br />

weiterhin „in einem unsicheren und<br />

sich schnell entwickelnden regulatorischen<br />

Umfeld agieren müssen“.<br />

Hinzu kommt das Gezerre einiger<br />

EU-Staaten um den Status von Erdgas<br />

und Atomkraft. Beide gelten unter bestimmten<br />

Bedingungen inzwischen<br />

als nachhaltige Energieträger. Auch<br />

deswegen musste die Offenlegungsverordnung<br />

aktualisiert werden,<br />

erklärt Mikkel Bates vom Fondsdatenanbieter<br />

FE fundinfo in einem Fachartikel.<br />

Noch immer in Geduld üben<br />

müssten sich die Akteure auch bei<br />

den Definitionen zu den vier weiteren<br />

Umweltzielen der Taxonomie-Verordnung.<br />

Eigentlich sollten sie ab <strong>2023</strong><br />

»Die Herabstufung<br />

betrifft nur die<br />

Produktebene.«<br />

Daniel Berger, Rechtsanwalt<br />

in der Kanzlei Wirth Rechtsanwälte<br />

gelten. Allerdings umfassten allein<br />

die Anhänge der ersten beiden Ziele –<br />

diese gelten seit Anfang 2022 – schon<br />

500 Seiten. „Daher dauert es für die<br />

nächsten vier wahrscheinlich länger<br />

als erwartet“, so Regulierungsspezialist<br />

Bates.<br />

Warten auf die Kommission<br />

Zudem wartet die Branche auf Quoten<br />

der EU-Kommission dafür, wann<br />

ein Fonds den Begriff „nachhaltig“<br />

bzw. „ESG“ im Namen tragen darf. Bis<br />

Ende Februar laufen hierzu Konsultationen.<br />

Kurz danach wird eine<br />

Entscheidung erwartet – oder eben<br />

auch später.<br />

Fragt sich, warum Fondsgesellschaften<br />

in diesem unsicheren Umfeld<br />

überhaupt Produkte als Artikel-<br />

9-Fonds eingestuft haben. Die Anbieter<br />

wollten die ESG-Eigenschaften<br />

ihrer Fonds fördern, meint Bates. In<br />

etlichen Fällen ist das schiefgegangen,<br />

wie die Umklassifizierungen<br />

belegen. Ein Haftungsproblem für<br />

Vermittler sieht Daniel Berger, Anwalt<br />

bei Wirth Rechtsanwälte, aber nicht.<br />

„Die Herabstufung betrifft nur die<br />

Produktebene“, betont er. Auch andere<br />

Fachleute heben hervor, dass für<br />

die Fondseinstufung die jeweiligen<br />

Anbieter verantwortlich sind.<br />

Gleichwohl herrscht im Markt viel<br />

Verunsicherung. Experten zufolge<br />

ist für eine Haftung relevant, ob sich<br />

die Anlagestrategie geändert hat, ein<br />

Fonds ab August 2022 fälschlich als<br />

nachhaltig eingestuft wurde oder mit<br />

Artikel 9 geworben wurde bzw. eine<br />

solche Einstufung Gegenstand eines<br />

Beratungsgesprächs war.<br />

Frank Ulbricht, Vorstand beim<br />

Maklerpool BCA, empfiehlt Beratern<br />

generell proaktiv auf Kunden zuzugehen.<br />

Auch Tim Bröning, Mitglied der<br />

Geschäftsleitung bei Fonds Finanz,<br />

sagt: „Zu einer guten Kundenbeziehung<br />

gehört der transparente<br />

Umgang mit Fonds-Herabstufungen.<br />

Berater sollten ihren betroffenen<br />

Kunden die Entstehungsgeschichte<br />

der Offenlegungsverordnung und die<br />

Relevanz der Abstufungen transparent<br />

erklären können.“<br />

Sollen Makler aktiv zu ESG beraten?<br />

Viele Kunden haben eine<br />

Präferenz für Nachhaltigkeit.<br />

Eine frühe Positionierung<br />

verschafft Wettbewerbsvorteile.<br />

Wer gut sucht, findet auch<br />

„echte“ Artikel-9-Fonds.<br />

Fehlende Standards und<br />

Definitionen sorgen für<br />

Unsicherheit.<br />

Das Angebot an Artikel-<br />

9-Produkten ist noch zu<br />

klein.<br />

Die Gefahr eines Reputationsschadens<br />

besteht.<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


90 | BERATER Bestandskäufe<br />

Komm, wir kaufen einen Bestand!<br />

Makler mit Wachstumsfantasien überlegen immer häufiger, selbst Bestände zu übernehmen.<br />

Das bringt Vorteile für Kunden und die eigene Region, aber auch Fallstricke mit sich.<br />

FB FLORIAN BURGHARDT<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Welche Vorteile Bestandskäufe für Makler haben<br />

Wie kaufwillige Makler an Bestände kommen<br />

Tipps für Verhandlungen<br />

Fallstricke, die es zu beachten gilt<br />

72 Kundenbestände von Versicherungsmaklern<br />

hat die Policen Direkt Gruppe im Jahr 2022<br />

übernommen. Sie bringen dem Unternehmen<br />

eine jährliche Bestandscourtage von knapp vier<br />

Millionen Euro. Im Vorjahr kamen schon etwa<br />

50 Bestände mit rund zwei Millionen Euro dazu.<br />

Ein gutes Geschäft, besonders wenn man die<br />

Vertragsdichte der Kunden anschließend noch<br />

Illustration: Eleonora Mavromati


Bestandskäufe BERATER | 91<br />

ausbaut. Das weiß man nicht nur bei Policen<br />

Direkt. Auch das Interesse von Maklerpools wie<br />

JDC und Fonds Finanz wächst stetig, Bestände<br />

selbst zu übernehmen, um sie zum Beispiel an<br />

sehr erfolgreiche Partner weiterzugeben. Damit<br />

einher gehen Aspekte wie eine Konsolidierung<br />

von Beständen und eine zumindest tendenziell<br />

zentralisierte Betreuung der Kunden.<br />

Kontakt entstand über Maklerbetreuer<br />

Das sieht Robert Peukert kritisch. Der Makler aus<br />

Jena möchte das Thema Bestandsnachfolge nicht<br />

allein den großen Firmen überlassen. Er glaubt,<br />

dass es für die Kunden, aber auch für die Vermittler,<br />

die Versicherungsbranche und nicht zuletzt<br />

die deutsche Wirtschaft sinnvoll ist, wenn die Betreuung<br />

und Beratung von Kunden bei persönlichen<br />

Ansprechpartnern in der Region bleiben<br />

(siehe dazu „Maklers Meinung“). „Wir haben im<br />

vergangenen Jahr einen Bestand aus 100 großen<br />

Gewerbekunden und rund 600 Privatkunden<br />

hier bei uns in Thüringen gekauft“, erzählt der<br />

Geschäftsführer der Lieblingsmakler GmbH<br />

& Co. KG. Die Entscheidung fiel, weil Peukert<br />

mittlerweile ein zehnköpfiges Team beschäftigt<br />

und deshalb einen Großteil seiner Zeit für Personal-<br />

und Unternehmensführung aufbringen<br />

muss. Gleichzeitig war seine eigene Vermittlungstätigkeit<br />

wichtig für den Gesamtumsatz des<br />

Unternehmens. „Ein Geschäftspartner brachte<br />

mich schließlich auf die Idee, uns durch einen<br />

Bestandskauf wiederkehrende Einnahmen zu<br />

sichern, wodurch ich mich selbst fast vollständig<br />

aus der Produktion herausnehmen kann“, erklärt<br />

Peukert.<br />

Im Herbst 2021 informierte er einige Maklerbetreuer<br />

von Versicherern über sein Vorhaben. Aus<br />

seiner Sicht könnten diese am besten einschätzen,<br />

bei welchen Kollegen sich das Karriereende<br />

bzw. ein Verkauf abzeichneten. Im Dezember<br />

erhielt er von ihnen dann den Kontakt zu einem<br />

Makler aus einer kleinen Stadt, etwa eineinhalb<br />

Stunden Autofahrt von seinem Büro in Jena<br />

entfernt. Die Eckdaten hörten sich gut an, und<br />

so beschlossen Peukert und sein Team auf der<br />

gemeinsamen Jahresauftaktveranstaltung, dass<br />

sie 2022 einen Bestand kaufen wollen. Bereits am<br />

11. Januar hatte er den ersten Termin mit dem<br />

Verkäufer. „Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden,<br />

was mir sehr wichtig war. Ich hätte niemals<br />

einen Bestand von einem Makler gekauft,<br />

mit dem ich nicht ‚grün‘ bin“, sagt der Lieblingsmakler-Chef.<br />

Sechsstelliger Kaufpreis<br />

Eine Woche lang bastelte er anschließend an<br />

Finanzierung und Konzept des Kaufs. Denn auf<br />

der <strong>Ausgabe</strong>nseite gibt es, laut Peukert, mehr zu<br />

beachten als nur den Kaufpreis (siehe Grafik).<br />

Dazu kommt, dass auch die Bank ihre Zusage<br />

geben muss. Bereits vor ein paar Jahren hatte der<br />

Jenaer Makler einen kleineren Bestand für einen<br />

mittleren fünfstelligen Betrag gekauft, den er in<br />

mehreren Etappen aus laufenden Einnahmen<br />

bezahlte. Doch diesmal lag der Kaufpreis im<br />

»Manche Makler verzichten teil weise<br />

auf richtig große Beträge.«<br />

Andreas Grimm, <br />

Resultate Institut<br />

Kostenpositionen beim Bestandskauf<br />

Kredit für den Kaufpreis<br />

Übernommenes Personal des Verkäufers<br />

Miete und Nebenkosten für neuen Standort<br />

Eigener Produktionsausfall während des <br />

Übergabeprozess<br />

Einarbeitungskosten der Mitarbeiter<br />

Kosten für Vertragsmigration/Digitalisierung<br />

Homepage und Ausstattung des neuen Standorts<br />

Foto: Christoph Vohler


92 | BERATER Bestandskäufe<br />

Da größere Bestandskäufe<br />

fast immer kreditfinanziert<br />

sind, wollen die Verkäufer<br />

oft frühzeitig eine Bestätigung<br />

von der Bank des<br />

Interessenten sehen.<br />

Maklers Meinung<br />

»Regionale Käufe wirken<br />

Umdeckungen entgegen«<br />

Robert Peukert,<br />

Lieblingsmakler GmbH & Co. KG<br />

Ich finde es wichtig, dass gute junge Berater in ihrer Heimat<br />

bleiben, zum Beispiel ganz konkret hier, im Osten Deutschlands.<br />

Da es viele alte Vermittler gibt, werden in den nächsten Jahren<br />

viele hochwertige Kundenbestände frei, von deren Betreuung<br />

und Optimierung man gut leben kann. Häufig sind auch die<br />

Kunden schon etwas älter und wünschen sich weiterhin<br />

persönlichen Kontakt vor Ort statt Callcenter und Online-Serviceportale.<br />

Berater aus der Region kennen die Gepflogenheiten<br />

vor Ort, was die Nachfolge kundenseitig erleichtert. Zudem lässt<br />

sich das Wissen der alten Vermittler persönlich besser aufsaugen<br />

als per remote. Mit den Maklern bleiben und wachsen<br />

Arbeitsplätze sowie Kaufkraft und Infrastruktur in der Region.<br />

Und nicht zuletzt bremst das Zusammenhalten von Beständen<br />

deren Zerschlagung und damit verbundene ruckhafte Umdeckungen.<br />

Das dürften auch die Versicherer befürworten.<br />

sechsstelligen Bereich und musste kreditfinanziert<br />

werden. „Die Verkäufer wollen zu Recht<br />

zeitnah sehen, ob man sich den Preis überhaupt<br />

leisten kann. Erst dann wollen sie sich komplett<br />

öffnen und Zeit in den Deal stecken. Der Bestand<br />

dieses Maklers war zuvor schon drei Mal kurz vor<br />

dem Verkauf gescheitert, unter anderem weil der<br />

Interessent keinen ausreichenden Kredit bekam“,<br />

weiß Peukert.<br />

Nachdem dies geklärt war, schickte er dem<br />

Makler eine Videopräsentation, in der er genau<br />

erläuterte, wie er auf Fünfjahressicht mit dem<br />

Bestand arbeiten will. Nach ein paar weiteren<br />

Gesprächen hatten die beiden Ende Februar die<br />

Vertragsmodalitäten geklärt, und einen Monat<br />

später wurde der Kaufpreis überwiesen. Der Verkäufer,<br />

der anonym bleiben möchte, hat dabei<br />

laut Peukert einen „fairen Preis“ aufgerufen,<br />

den der Käufer konkret nicht beziffern möchte.<br />

„Er sagte mir, er wolle auch in zehn Jahren noch<br />

durch seine Stadt laufen können und dort auf<br />

ehemalige Kunden treffen, die mit ihm und<br />

seinem Nachfolger zufrieden sind. Das sei ihm<br />

wichtiger, als den höchstmöglichen Kaufpreis zu<br />

erzielen“, berichtet der Jenaer Makler.<br />

Bestandskäufer stehen Schlange<br />

Beweggründe, die auch Andreas Grimm kennt.<br />

Mit seinem Resultate Institut ist er auf die Vermittlung<br />

von und Beratung zu Bestandsverkäufen<br />

spezialisiert und hat, laut eigener Aussage,<br />

bereits über 500 solcher Deals begleitet. „Wir<br />

betreuen einerseits Verkäufer, die rein preisgetrieben<br />

sind und nach einem langen Berufsleben<br />

einfach den Wert ihres Lebenswerks ausbezahlt<br />

haben möchten. Anderen ist es wichtig, dass<br />

Kunden und Mitarbeiter in ‚guten regionalen<br />

Händen‘ bleiben, sie verzichten dafür teilweise<br />

auf richtig große Beträge“, so Grimm. Er könne<br />

alle diese Ziele gut nachvollziehen und wolle sich<br />

kein Urteil darüber erlauben. In seinen aktuellen<br />

Projekten erziele er in der Regel das 3,2- bis<br />

4,8-Fache der Bestandscourtage als Kaufpreis.<br />

Deutlich mehr als in Peukerts Fall. Manche lägen<br />

sogar noch höher. Das hängt offenbar mit der,<br />

laut Grimm, in den letzten Jahren signifikant<br />

gestiegenen Nachfrage zusammen. Seine Datenbank<br />

an kaufwilligen Maklern sei mittlerweile<br />

sehr groß und habe eine Kaufkraft von rund 350<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


Bestandskäufe BERATER | 93<br />

Millionen Euro versammelt, die in Bestandskäufe<br />

fließen wollen.<br />

Doch auch nach Abschluss des Deals kann ein<br />

Bestand für den Käufer teuer werden. „Geschäftsmodelle,<br />

die auf Neugeschäft ausgelegt<br />

sind, müssen entsprechend fortgeführt werden“,<br />

weiß Grimm. Hat der neue Makler aber nicht die<br />

nötigen Kapazitäten dafür geschaffen, führe dies<br />

unweigerlich zu Kapitalvernichtung.<br />

Gewinnzone erreichen<br />

Alle Kunden anschreiben und die Gewerbekunden<br />

persönlich kennenlernen, die Papierdaten<br />

des alten Maklers digitalisieren und dessen<br />

übernommenes Personal einarbeiten: Die<br />

Lieblingsmakler aus Jena hatten sich dafür mit<br />

rund sechs Monaten genügend Zeit eingeplant.<br />

„In die Gewinnzone werde ich mit dem Deal aber<br />

erst in diesem Jahr kommen“, verrät Peukert. In<br />

den nächsten Monaten will er alle Baustellen<br />

beseitigt haben, um sich erneut voll konzentrieren<br />

zu können. Denn für Anfang 2024 hat er<br />

bereits den nächsten Bestandskauf im Auge.<br />

Expansion durch Bestandskäufe?<br />

Steigerung und Sicherung<br />

der Einnahmen<br />

Mehr Zeit für <br />

Führungsaufgaben<br />

Bestandsausbau birgt <br />

zusätzlichen Umsatz.<br />

Preisgetriebene Verkäufer<br />

„versalzen“ den Deal.<br />

Kundenkontakt und Digitalisierung<br />

fressen <br />

viel Zeit.<br />

Eigene Kapazitäten <br />

passen nicht immer <br />

zum übernommenen <br />

Geschäftsmodell.<br />

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94 | BERATER Koppelprodukte in der Kritik<br />

Rententarife mit BUZ –<br />

eine sinnvolle Kombi?<br />

In einer Studie stellte der Bund der Versicherten (BdV) kürzlich Rententarifen mit BUZ ein<br />

schlechtes Zeugnis aus. Constantin Papaspyratos, Chefökonom beim BdV und Mitautor<br />

der Studie, und ifa-Geschäftsführer Prof. Dr. Jochen Ruß beziehen dazu nun Position.<br />

pro<br />

Die Antwort auf diese Frage ist eigentlich<br />

langweilig: Koppelprodukte<br />

(insbesondere die Koppelung von<br />

Berufsunfähigkeitsschutz mit einer<br />

Basisrente) sind für manche Verbraucher<br />

sinnvoll, für andere hingegen<br />

nicht.<br />

Mit der Frage, für welche Verbraucher<br />

diese Produkte sinnvoll sein können,<br />

hatte sich das ifa bereits im November<br />

2020 beschäftigt. Wir haben<br />

zahlreiche Vertragskonstellationen<br />

analysiert und kamen zu dem Urteil,<br />

dass die gekoppelte Variante zwar in<br />

einigen qualitativen Kriterien (insbesondere<br />

in Bezug auf Flexibilität)<br />

Nachteile aufweist, dass aber umgekehrt<br />

die gekoppelte Variante für eine<br />

große Gruppe von Verbrauchern in<br />

den quantitativen (also rein finanziellen)<br />

Kriterien vorteilhaft ist. Sowohl<br />

die Frage, wie relevant die Nachteile<br />

in den qualitativen Kriterien sind, als<br />

auch die Frage, wie groß ein eventueller<br />

Vorteil in den quantitativen<br />

Kriterien ist, hängen stark von der<br />

individuellen Situation des Verbrauchers<br />

ab. Daher war unser Gesamtfazit<br />

ausgewogen: „Der Vorteil in den<br />

»Koppelprodukte<br />

sind für manche<br />

Verbraucher sinnvoll,<br />

für andere<br />

hingegen nicht.«<br />

Prof. Dr. Jochen Ruß,<br />

Geschäftsführer des Instituts für<br />

Finanz- und Aktuarwissenschaften<br />

(ifa)<br />

quantitativen Kriterien kann für manche<br />

Verbraucher ein gutes Argument<br />

darstellen, die geringere Flexibilität<br />

der gekoppelten Variante in Kauf zu<br />

nehmen. Eine pauschale Ablehnung<br />

dieser Variante verbietet sich somit<br />

genauso wie eine pauschale Aussage,<br />

dass diese Variante immer die bessere<br />

Wahl sei.“ Wir sind immer noch der<br />

Überzeugung, dass diese Studie eine<br />

wichtige Orientierungshilfe für Verbraucher<br />

darstellt.<br />

Der Bund der Versicherten (BdV)<br />

hat nun im Oktober 2022 pauschal<br />

behauptet, dass Koppelprodukte stets<br />

nachteilig für Verbraucher seien. Eine<br />

Studie, die das belegen soll, weist<br />

allerdings einen fundamentalen<br />

fachlichen Fehler auf: Die Autoren<br />

unterstellen nämlich, dass bei der<br />

von ihnen favorisierten entkoppelten<br />

Produktvariante für die Rentenversicherung<br />

in 40 Jahren die Konditionen<br />

eines heute (!) 67-Jährigen vorherrschen,<br />

während bei der gekoppelten<br />

Variante in 40 Jahren diejenigen Konditionen<br />

vorherrschen, die man heute<br />

unter der vorsichtigen Annahme<br />

eines Anstiegs der Lebenserwartung<br />

für das Jahr 2062 erwartet. Durch diese<br />

Inkonsistenz wird die entkoppelte<br />

Variante viel besser dargestellt, als sie<br />

tatsächlich ist. Bereits die Korrektur<br />

dieses Fehlers verändert das in der<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


Koppelprodukte in der Kritik BERATER | 95<br />

BdV-Studie vermittelte Bild völlig.<br />

Darüber hinaus ist die vom BdV verwendete<br />

Methodik gar nicht geeignet,<br />

die Frage zu beantworten, ob die Koppelung<br />

per se sinnvoll ist oder nicht.<br />

Details können in unserer Stellungnahme<br />

zur BdV-Studie nachgelesen<br />

werden.<br />

Unterm Strich bleibt: Koppelprodukte<br />

sind weder pauschal schlecht (wie der<br />

BdV behauptet) noch pauschal gut<br />

(was nach meinem Kenntnisstand<br />

niemand behauptet hat). Sie sind<br />

vielmehr für manche Verbraucher<br />

geeignet und für andere nicht.<br />

contra<br />

Alterssicherung einerseits und<br />

Arbeitskraftsicherung andererseits<br />

sind zwei unterschiedliche Bedarfe.<br />

Dauerhafter Arbeitskraftverlust (zum<br />

Beispiel Berufsunfähigkeit) kann den<br />

Lebensstandard in Gegenwart und Zukunft<br />

gleichermaßen gefährden – vor<br />

allem dann, wenn eingeschränktes<br />

Erwerbseinkommen dauerhaft auch<br />

die Alterssicherung gefährdet.<br />

Ist das der Fall, dann ergibt sich für<br />

Menschen im erwerbsfähigen Alter,<br />

dass die Arbeitskraftsicherung gegenüber<br />

der Alterssicherung prioritär<br />

sein sollte.<br />

Entsprechend dieser Priorisierung<br />

gilt es zunächst, den für den konkreten<br />

Einzelfall bestmöglichen<br />

Versicherungsschutz zu ermitteln.<br />

Anbieterunabhängige Spezialisten<br />

(zum Beispiel Versicherungsberater)<br />

können über Risikovoranfragen und<br />

eine hinreichende Zahl von auf dem<br />

Markt angebotenen den individuell<br />

bestmöglichen Vertrag ermitteln.<br />

Es ist nicht zielführend, den individuell<br />

bestmöglichen Vertrag als<br />

BUZ-Rente zu einer kapitalbildenden<br />

Versicherung zu wählen, unter<br />

Inkaufnahme (beispielhaft) eingeschränkter<br />

Möglichkeiten:<br />

- bei der Auswahl der Kapitalanlage<br />

(ETF-Auswahl etc.)<br />

- zur unabhängigen/getrennten<br />

Dynamisierung der beiden Sicherungs-<br />

und Vorsorgeformen (unter<br />

zusätzlicher Inkaufnahme der Ko-<br />

»Die Bedarfe an<br />

Alters- und Arbeitskraftsicherung<br />

können sich über<br />

die Zeit unabhängig<br />

voneinander<br />

entwickeln.«<br />

Constantin Papaspyratos,<br />

Chefökonom beim Bund der<br />

Versicherten (BdV)<br />

hortenbesteuerung für die BU-Rente<br />

in Schicht 1)<br />

- zur Weiterführung des BU-Schutzes<br />

auch bei einer gewollten oder ungewollten<br />

Änderung der Altersvorsorgestrategie.<br />

Vor allem in Schicht 1, bei<br />

Beitragsreduzierung oder Kapitalauszahlung<br />

bei Änderung der familiären<br />

oder steuerlichen Situation, beruflicher<br />

Umorientierung, wirtschaftlicher<br />

Überforderung, Immobilienerwerb,<br />

Wegzug ins Ausland.<br />

Entkoppelte Lösungen ermöglichen<br />

eine Alters- und Arbeitskraftsicherung<br />

ohne diese Einschränkungen.<br />

Diese beiden Bedarfe können sich<br />

über die Zeit unabhängig voneinander<br />

entwickeln. Koppelprodukte, die<br />

bei Bedarfsänderungen gegenüber<br />

selbstständigen Verträgen nachteilig<br />

sind, sind keine bedarfsgerechte<br />

Alternative. Ist es darüber hinaus<br />

zielführend, sich für eine bedarfsorientierte<br />

Lebensstandardsicherung<br />

auf eine Steuerwette über mehrere<br />

Jahrzehnte einzulassen?<br />

Bei einem individuell vorteilhaften<br />

Verlauf der nachgelagerten Besteuerung<br />

in Schicht 1 kann die Möglichkeit<br />

bestehen, eine steuerinduzierte<br />

„Überrendite“ zu erzielen – und zwar<br />

dann, wenn das Ziel der Lebensstandardsicherung<br />

verfehlt wird und<br />

damit in der Rentenphase ein<br />

deutlich niedrigerer persönlicher<br />

Steuersatz angesetzt werden kann als<br />

in der Ansparphase.<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


SACHWERTE<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


Neues Förderprogramm<br />

für<br />

Neubauten<br />

Klimabewusste Bauherren erhalten<br />

ab 1. März verbilligte Kredite.<br />

Mit einem neuen Förderprogramm will der Bund<br />

klimafreundlich errichtete Neubauten fördern.<br />

Dabei solle erstmals der „Lebenszyklus“ eines<br />

Gebäudes in den Blick genommen werden, teilte<br />

das Bauministerium mit. Förderfähig sind sowohl<br />

Neubauten als auch der Ersterwerb neu errichteter<br />

klimafreundlicher und energieeffizienter<br />

Wohn- und Nichtwohngebäude. Diese müssen<br />

spezifische Grenzwerte für die Treibhausgas-<br />

Emissionen im Lebenszyklus unterschreiten und<br />

den energetischen Standard eines Effizienzhauses<br />

40 vorweisen. Ist das der Fall, sind verbilligte<br />

Kredite bis zu einer Summe von 100.000 Euro<br />

möglich. Das Förderprogramm startet am 1. März.<br />

Weitere Themen<br />

Interview: Anreize für Immobilienerwerb 98<br />

Private Equity & Impact-Investments 100<br />

Immobilien: (Ver)Erben wird teurer 104<br />

Foto: NiseriN


98 | SACHWERTE Wohneigentum<br />

»Die Entsparung der Immobilie<br />

muss verbessert werden«<br />

Prof. Steffen Sebastian, stellvertretender Geschäftsführer des IREBS Instituts für Immobilienwirtschaft,<br />

über knappen Wohnraum und nötige Anreize für den Immobilienerwerb<br />

ST STEFAN TERLIESNER<br />

<strong>procontra</strong>: Führt die Zinswende zum<br />

Preiskollaps bei Wohnimmobilien in<br />

Deutschland?<br />

Steffen Sebastian: Die seit mehr als<br />

einem Jahrzehnt anhaltende Immobilien-Idylle<br />

scheint zu Ende zu gehen. So<br />

fielen etwa die Preise für Eigentumswohnungen<br />

im Dezember im Vorjahresvergleich<br />

um durchschnittlich 4 Prozent.<br />

Trotzdem kann nur von einer Delle<br />

gesprochen werden: Die Immobilienpreise<br />

haben sich binnen zehn Jahren<br />

etwa verdoppelt, selbst ein kräftiger<br />

Preissturz um 20 Prozent in diesem Jahr<br />

würde nur das Niveau von 2020 bedeuten.<br />

Preisstabilisierend wirkt, dass die<br />

Immobilientransaktionen zurückgehen;<br />

viele Eigentümer haben sich Niedrigzinsen<br />

über 10 oder 15 Jahre gesichert<br />

und haben keinen Druck, Immobilien zu<br />

sinkenden Kursen zu verkaufen.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie verläuft die Entwicklung<br />

im Detail?<br />

Sebastian: In Städten mit Angebotsknappheit<br />

und starkem Zuzug wird der<br />

Preisrückgang eher gering ausfallen;<br />

in guten Lagen könnten Preise sogar<br />

weiter steigen. In strukturschwächeren<br />

Regionen, in denen es nicht ausreichend<br />

Arbeitsangebote für einkommensstarke<br />

Facharbeiter und Familien gibt, werden<br />

die Werteinbußen größer ausfallen.<br />

Zudem scheint der Neubau aufgrund<br />

gestiegener Baukosten preisstabiler<br />

zu sein als der Bestand. Angesichts<br />

einer hartnäckig hohen Nachfrage nach<br />

Wohnraum verstärken die höheren<br />

Kosten die Angebotsknappheit, denn<br />

viele baureife Projekte werden deshalb<br />

nicht realisiert.<br />

<strong>procontra</strong>: Beim Neubau ist sogar von<br />

einer Stornierungswelle die Rede.<br />

Sebastian: So ist es. Dieses Jahr<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Entwicklung von Wohnimmobilienpreisen<br />

in Deutschland<br />

Situation am Mietenmarkt<br />

Tipps für Kapitalanleger<br />

Foto: Christian Buck


Wohneigentum SACHWERTE | 99<br />

dürften laut Branchenkennern 245.000<br />

Wohnungen fertiggestellt werden, gut<br />

12 Prozent weniger als letztes Jahr.<br />

Damit würde das Ziel der Bundesregierung<br />

von jährlich 400.000 neuen<br />

Einheiten erneut deutlich verfehlt.<br />

<strong>procontra</strong>: Gleichzeitig sieht die Immobilienwirtschaft<br />

sich mit strengeren<br />

Nachhaltigkeitsanforderungen konfrontiert.<br />

Wie wirkt das auf die Preisentwicklung?<br />

Sebastian: Die Preisdifferenz zwischen<br />

energetisch sanierten und unsanierten<br />

Immobilien vergrößert sich. Das knappe<br />

Angebot stützt die Preise von Neubauten<br />

und energetisch saniertem Bestand.<br />

Auf nicht energetisch sanierte Gebäude<br />

dürfte dies nur zum Teil zutreffen.<br />

<strong>procontra</strong>: Ein knappes Wohnraumangebot<br />

treibt typischerweise die Mieten<br />

in die Höhe. Was erwarten Sie hier auf<br />

mittlere Sicht?<br />

Sebastian: Genauer gesagt, führt ein<br />

knappes Wohnraumangebot bei hoher<br />

Nachfrage zu höheren Mietpreisen. Und<br />

die Nachfrage ist durch Migrationsbewegungen<br />

nach Deutschland noch<br />

gestiegen. Andererseits ist die Kaufkraft<br />

vieler Haushalte aufgrund der Inflation<br />

gesunken. Das begrenzt die Möglichkeit,<br />

immer höhere Mieten zu bezahlen. Eine<br />

Mietexplosion ist unwahrscheinlich,<br />

zumal diverse Regulierungen – etwa<br />

die Mietpreisbremse in Städten mit<br />

angespanntem Wohnungsmarkt – einen<br />

Anstieg der Mieten stark beschränken.<br />

Unterm Strich sind weitere Mietsteigerungen<br />

sehr wahrscheinlich.<br />

<strong>procontra</strong>: Was bedeuten all die Einflüsse<br />

auf den Immobilienmarkt für<br />

Kapitalanleger?<br />

Sebastian: Kapitalanleger müssen<br />

Investments in den Immobilienmarkt<br />

vor dem Hintergrund gestiegener Zinsen<br />

neu bewerten. Überhöhte Preise, die<br />

während der Niedrigzinsphase gerechtfertigt<br />

waren, beinhalten ein hohes<br />

Potenzial für Verluste. Gleichzeitig<br />

sind die Renditen alternativer Anlagen<br />

deutlich gestiegen. Wer beispielsweise<br />

für Nominalanlagen 3 Prozent Zinsen<br />

erhält, sollte sich gut überlegen, welche<br />

Renditen bei illiquiden und riskanten<br />

Immobilienanlagen erforderlich sind.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Bedeutung haben<br />

Immobilien für die private Altersvorsorge?<br />

Sebastian: Immobilien bleiben ein<br />

wichtiger Baustein für die private<br />

Altersvorsorge. Eigennutzer können sich<br />

im Alter bei geringerem Rentenniveau<br />

Mietzahlungen sparen, Vermieter<br />

können sich durch Mieteinnahmen ihre<br />

Rente aufbessern. Trotzdem bleibt die<br />

»Die Preisdifferenz<br />

zwischen energetisch<br />

sanierten<br />

und unsanierten<br />

Immobilien<br />

vergrößert sich.«<br />

direkte Anlage auf vermögende Menschen<br />

beschränkt, zumal zukünftige Anforderungen,<br />

wie etwa die erwähnten<br />

energetischen Sanierungen, Eigentümer<br />

stark belasten werden. Für weniger Vermögende<br />

verbleibt die Möglichkeit der<br />

indirekten Immobilienanlage.<br />

<strong>procontra</strong>: Zu welcher Variante der indirekten<br />

Immobilienanlage raten Sie?<br />

Sebastian: Ich rate trotz der nicht<br />

geringen Kosten zu offenen Immobilienfonds.<br />

Diese weisen gegenüber<br />

geschlossenen Immobilienfonds eine<br />

höhere Liquidität aufgrund geringerer<br />

Transaktionskosten und besserer Handelbarkeit<br />

auf. Außerdem reduzieren<br />

offene Fonds durch eine vergleichsweise<br />

höhere Anzahl von Immobilien und<br />

Strukturierungen das Anlagerisiko. Eine<br />

Alternative sind Immobilienaktien. Die<br />

Liquidität ist deutlich besser, allerdings<br />

kommt hier das Börsenrisiko hinzu.<br />

Generell ist Vorsicht geboten: Auch<br />

die beste Rechtsform ändert nicht die<br />

Tatsache, dass es sich bei Immobilieninvestitionen<br />

um grundsätzlich riskante<br />

Anlagen handelt. Diversifikation ist das<br />

Wichtigste. Also am besten mehrere<br />

Immobilienfonds und in jedem Fall mehrere<br />

Immobilienaktien.<br />

<strong>procontra</strong>: Der Staat fördert den Immobilienerwerb<br />

durch etliche Maßnahmen.<br />

Dennoch besitzen im internationalen<br />

Vergleich wenige Menschen eine Immobilie.<br />

Woran liegt das?<br />

Sebastian: Während die öffentliche<br />

Hand den Immobilienerwerb auf<br />

der einen Seite fördert, ist sie auf<br />

der anderen Seite einer der größten<br />

Kostentreiber. So verteuern staatliche<br />

Bauvorgaben sowie hohe Nebenkosten,<br />

insbesondere die Grunderwerbssteuer,<br />

den Immobilienerwerb.<br />

Aber auch hohe Gebühren für Notare,<br />

deren Gebühren gesetzlich festgelegt<br />

werden und für die Wettbewerb qua Regulierungen<br />

nicht existiert, erschweren<br />

die Eigentumsbildung. Weiteres Potenzial<br />

sehe ich auch in der Regulierung der<br />

Maklerkosten.<br />

<strong>procontra</strong>: Haben viele Menschen nicht<br />

einfach zu wenig Eigenkapital?<br />

Sebastian: Eigenkapital verbessert die<br />

Finanzierungskonditionen immer; und<br />

oft ist es knapp, ja. Daher bedarf es<br />

auch einer besseren Förderung in der<br />

Ansparphase. So könnten etwa staatliche<br />

Finanzierungsbürgschaften das<br />

Problem des knappen Eigenkapitals<br />

lösen und die Eigentumsquote erhöhen.<br />

Vor allem aber auch die Entsparung der<br />

Immobilie, um Liquidität im Alter zu<br />

generieren, muss verbessert werden.<br />

Die derzeit am Markt zu findenden<br />

Modelle zum Teilverkauf sind größtenteils<br />

unseriös. Stattdessen könnten<br />

verbraucherfreundliche Umkehr-Hypotheken<br />

oder Leibrentenmodelle<br />

staatlich gefördert werden.<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


100 | SACHWERTE Neue Regeln im Steuerrecht<br />

Nix zu verschenken<br />

Vererben ist seit <strong>2023</strong> teurer geworden. Lässt sich die höhere Besteuerung umgehen?<br />

Was Vermittler Immobilienbesitzern jetzt raten können<br />

AW ANNE MAREILE WALTER<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Neues Steuergesetz<br />

zwingt Immobilienbesitzer<br />

zum Handeln.<br />

Wie hoch die neue<br />

Steuerlast ausfällt<br />

Wie Erbschaftssteuer<br />

eingespart werden<br />

kann<br />

Ein Einfamilienhaus in Wiesbaden,<br />

ein 700 Quadratmeter großes Grundstück,<br />

eine Wohnfläche von 135<br />

Qua drat me tern und eine „mittlere<br />

Ausstattung“. 63.534 Euro – auf diese<br />

Summe belief sich die Erbschaftssteuer<br />

vor <strong>2023</strong>. Mit Beginn des neuen<br />

Jahres hat sich die Situation geändert:<br />

Fast um das Doppelte, auf knapp<br />

100.000 Euro, hat sich die Steuerlast<br />

für diese Immobilie erhöht. Eine<br />

Summe, die nicht jeder Erbe ohne<br />

Weiteres aus dem Ärmel schütteln<br />

dürfte. Ende vergangenen Jahres hat<br />

der Bund ein neues Steuergesetz verabschiedet.<br />

Darin enthalten ist auch<br />

eine „Anpassung der Vorschriften<br />

der Grundbesitzbewertung“, nach<br />

der ab <strong>2023</strong> der Wert von Eigentumswohnungen<br />

und Häusern im Erb-<br />

oder Schenkungsfall neu berechnet<br />

werden muss.<br />

20 bis 30 Prozent höhere<br />

Steuern erwartet<br />

Das Prozedere im Einzelnen: Wird<br />

eine Immobilie vererbt, prüft das<br />

Finanzamt zunächst, ob Vergleichs-<br />

Illustration: Eleonora Mavromati


Neue Regeln im Steuerrecht SACHWERTE | 1<strong>01</strong><br />

werte aus Verkäufen in der Umgebung<br />

vorliegen. Ist das nicht der Fall,<br />

wird der Wert der Immobilie anhand<br />

des Sachwert- oder des Ertragswertverfahrens<br />

ermittelt. In beiden Verfahren<br />

gibt es mit dem neuen Gesetz<br />

wesentliche Änderungen. Der Eigentümerverband<br />

Haus & Grund rechnet<br />

mit einem Anstieg der Steuersätze<br />

um 20 bis 30 Prozent.<br />

Wie sollen Berater auf die Gesetzesänderung<br />

reagieren? Welche Empfehlung<br />

können sie Eigenheim-Besitzern<br />

geben, die an ihre Kinder oder Enkelkinder<br />

vererben wollen? Lässt sich die<br />

steuerliche Mehrbelastung umgehen,<br />

und wenn ja, wie?<br />

Schenkung als<br />

psychologisches Problem<br />

„Was man jetzt nicht machen sollte,<br />

ist: in Panik zu verfallen“, sagt Fachanwalt<br />

Paul Grötsch vom Deutschen<br />

Forum für Erbrecht und ergänzt: „Es<br />

bleiben noch genügend Möglichkeiten,<br />

um eine Erbschaft steuergünstig<br />

zu gestalten.“ Sein Tipp an Immobilienbesitzer:<br />

das Eigenheim bereits<br />

zu Lebzeiten auf die Erben umschreiben<br />

und dabei ein Nießbrauchrecht<br />

vereinbaren. So werden keine Erbschaftssteuern<br />

fällig und die Immobilie<br />

kann weiterhin bewohnt werden.<br />

„Ob eine Umschreibung des Eigenheims<br />

sinnvoll ist, hängt allerdings<br />

stark von der individuellen Vermögenssituation<br />

ab“, erklärt Grötsch<br />

weiter.<br />

Ratsam sei dies, wenn der Immobilienwert<br />

die gesetzlichen Freibeträge<br />

übersteigt. Doch selbst dann berge<br />

diese Methode auch ein Risiko: „Eine<br />

Schenkung kann auch zum psychologischen<br />

Problem und belastend<br />

werden“, führt der Fachanwalt weiter<br />

aus. „Beispielsweise wenn man sich<br />

plötzlich nicht mehr so gut mit den<br />

Kindern versteht.“<br />

Möglich sei es auch, ein Haus in<br />

Das neue Steuergesetz<br />

Gesamtnutzungsdauer für <br />

bestimmte Gebäudearten wurde<br />

von 70 auf 80 Jahre verlängert<br />

Neue Nutzungsdauer mindert <br />

den Alterswert, der Restwert <br />

steigt dadurch<br />

Änderung des Sachwertfaktors <br />

auf 1,3 bis 1,5. Bisher: je nach <br />

Region und Immobilie 0,9 bis 1,1<br />

Neu eingeführt: Regionalwertfaktor,<br />

wird in boomenden Regionen<br />

bei der Berechnung hinzugezogen<br />

»Der richtige Weg ist<br />

nicht die Rückkehr<br />

zum alten Bewertungsrecht,<br />

sondern<br />

eine Erhöhung der<br />

Freibeträge.«<br />

Michael Tommaso<br />

Rechtsanwalt und Steuerberater<br />

Long Story short<br />

mehreren Tranchen zu verschenken.<br />

Die gesetzlichen Freibeträge liegen<br />

bei 400.000 Euro und besitzen eine<br />

Gültigkeit von zehn Jahren. Daher<br />

kann eine Immobilie im Wert von<br />

800.000 Euro auch in einem Abstand<br />

von zehn Jahren in zwei Anteilen<br />

von jeweils 400.000 Euro verschenkt<br />

werden.<br />

Eine Methode, um zu einer geringeren<br />

Wertermittlung als das Finanzamt<br />

zu kommen, kann auch die Beauftragung<br />

eines Gutachters sein. Wie<br />

Sibylle Barent, Leiterin der Steuer-<br />

und Finanzpolitik beim Eigentümerverband<br />

Haus & Grund, erklärt, sei<br />

das aber nur bedingt Erfolg versprechend.<br />

„Ein Gutachten lohnt sich<br />

meist nur, wenn es Besonderheiten<br />

bezüglich der Lage oder der Nutzbarkeit<br />

der Immobilie gibt.“<br />

Hans-Joachim Beck, Rechtsberater<br />

beim Immobilienverband IVD, vertritt<br />

eine ähnliche Sichtweise. Der<br />

Einsatz eines Gutachters helfe nicht<br />

viel weiter, sagt er. Denn: „Mit der<br />

Gesetzesänderung hat sich die Wertermittlung<br />

der Immobilie jetzt stärker<br />

an die tatsächlichen Verkehrswerte<br />

angenähert.“ Das sei weder ungerecht,<br />

noch könne man sich darüber<br />

beschweren.<br />

Rechtsanwalt und Steuerberater<br />

Michael Tommaso von der Kanzlei<br />

Noerr sieht das Defizit der Gesetzesänderung<br />

eher an anderer Stelle: „Die<br />

Politik sollte parallel auch die Freibeträge<br />

erhöhen. Das wäre der richtige<br />

Weg, nicht die Rückkehr zum alten<br />

Bewertungsrecht.“<br />

Statt Vererben Schenkung zu Lebzeiten unter Nießbrauchvorbehalt<br />

Bei Überschreiten der Freibeträge Schenkung in mehreren Tranchen<br />

Gesetzesänderung vollzieht Anpassung an den Markt.<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


102 | SACHWERTE Private Equity<br />

Investments mit Wirkung<br />

Aus der Greenwashing-Debatte erhebt sich eine Assetklasse, die dank der ELTIF-Reform<br />

für Privatanleger attraktiver wird. Welchen Impact Private Equity dabei ausüben kann<br />

ST STEFAN TERLIESNER<br />

Illustration: Roman Kulon


Private Equity SACHWERTE | 103<br />

Kapital fließt vor allem in Private Equity<br />

Impact-Investitionsvolumen der fünf größten Anlageklassen<br />

45 16 16 10 8 5<br />

Private Equity Public Equity Private Debt Real Estate Public Debt Sonstige<br />

Angaben in % Quelle: Bundesinitiative Impact Investing, Marktstudie 2022<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Hintergründe zu Impact Private Equity<br />

Warum sich der Markt nun Privatanlegern öffnet<br />

In welche Sachwertefonds aktuell investiert werden kann<br />

Welche EU-Vorgaben ab August <strong>2023</strong> gelten<br />

Wirkungsvolles Investieren ist auf dem Vormarsch.<br />

Das belegt die Bundesinitiative Impact<br />

Investing in ihrer aktuellen Marktstudie für<br />

Deutschland. Die befragten Vermögensverwalter<br />

und -eigentümer deklarierten ein Volumen an<br />

Impact-Assets von insgesamt 38,9 Milliarden<br />

Euro. Die dabei favorisierte Assetklasse: Private<br />

Equity! 71 Prozent nutzen sie für ihre Impact<br />

Investments. Auch bei den Investitionsvolumina<br />

ist der Anteil privaten Beteiligungskapitals mit<br />

45 Prozent höher als bei anderen Anlageklassen<br />

(siehe Grafik).<br />

Direkt in Windparks<br />

Das heißt: Vor allem mit Eigenkapitalbeteiligungen<br />

an Windkraftanlagen, Solarparks oder<br />

Pflegeheimen wollen die Investoren neben einer<br />

finanziellen Rendite eine positive Wirkung auf<br />

Umwelt oder Gesellschaft erzielen. Eine solche<br />

Beteiligung erfolgt typischerweise direkt oder<br />

über geschlossene Fonds. Im Vergleich zu den<br />

weit mehr als eine Billion Euro Vermögen in offenen<br />

Publikumfonds ist das Impact-Volumen zwar<br />

klein. Laut der Studie erwarten die Investoren<br />

aber eine besonders dynamische Entwicklung im<br />

Private-Equity-Segment.<br />

Das sieht auch Andrea Vathje von Scope Fund<br />

Analysis so: „Von den umfangreichen staatlichen<br />

Investitionsprogrammen in der EU und in den<br />

71 %<br />

der Impact-Investoren setzen auf Private Equity.<br />

USA könnten neben Infrastruktur- auch Impact-<br />

Private-Equity-Investments profitieren.“ „Allerdings“,<br />

ergänzt die Analystin, „ist die Einstufung<br />

als Impact-Fonds für Fondsgesellschaften alles<br />

andere als trivial – vor allem aufgrund der unsicheren<br />

Datenlage im ESG-Kontext.“ Tatsächlich<br />

zeigen die aktuellen Zurückstufungen „dunkelgrüner“<br />

Artikel-9-Fonds – die sogenannten Im-<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


104 | SACHWERTE Private Equity<br />

pact-Fonds – in „hellgrüne“ Artikel-<br />

8-Fonds eine große Verunsicherung<br />

bei den Anbietern (siehe dazu Beitrag<br />

auf Seite 88).<br />

Kilowattstunden sind messbar<br />

Hiervon betroffen sind allerdings fast<br />

ausschließlich offene Aktieninvestmentfonds.<br />

Auch deshalb wenden<br />

sich bisher vor allem institutionelle<br />

Investoren der Anlageklasse Private<br />

Equity zu. Ein wichtiger Grund dafür<br />

liegt darin, dass deren Nachhaltigkeitswirkung<br />

vergleichsweise gut<br />

messbar und dem jeweiligen Objekt<br />

»Es wird genug Investmentchancen geben«<br />

Timo Werner, Fondsmanager des klimaVest der Commerz Real<br />

<strong>procontra</strong>: Wie entwickelt sich der<br />

Portfolioaufbau des klimaVest?<br />

Timo Werner: Der Aufbau läuft sehr<br />

gut. Zwei Jahre nach dem Start haben<br />

wir kürzlich beim Fondsvolumen die<br />

erste Milliarde erreicht. Inzwischen<br />

umfasst das Portfolio bereits 33 operative<br />

Wind- und Solarparks und zehn<br />

Projektentwicklungen in fünf Ländern.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie funktioniert der Vertrieb?<br />

Werner: Der Vertrieb erfolgt über<br />

Kreditinstitute und zugelassene freie<br />

Vermittler. Ein Teil der Verwaltungsvergütung<br />

kann als Vertriebsfolgeprovision<br />

an den Vertriebspartner weitergereicht<br />

werden.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Rendite peilen Sie<br />

an und wie erzielt der Fonds Erträge?<br />

Werner: Für <strong>2023</strong> streben wir eine<br />

Zielrendite von 3,5 bis 4,5 Prozent<br />

nach BVI-Methode an. Der Fonds<br />

investiert in Erneuerbare-Energien-<br />

Anlagen und erzielt seine Erträge<br />

durch die Vermarktung des erzeugten<br />

Stroms unter anderem über staatliche<br />

Einspeisevergütung sowie langfristige<br />

Abnahmeverträge mit großen Stromverbrauchern.<br />

Ein Teil der Erträge<br />

wird für Zukäufe verwendet. Zudem<br />

sind regelmäßige Ausschüttungen fest<br />

geplant.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie messen Sie die Wirkung<br />

der Fonds-Investments?<br />

Werner: Beim Impact-Ziel sind die<br />

Menge des produzierten klimaneutralen<br />

Stroms und – daraus abgeleitet<br />

– die im Vergleich zum herkömmlichen<br />

Strommix vermiedenen CO 2<br />

-Emissionen<br />

entscheidend. Im Fondsgeschäftsjahr<br />

2021/2022 haben unsere<br />

Bestandsanlagen insgesamt 661 Gigawattstunden<br />

Ökostrom erzeugt. Das<br />

entspricht dem Strombedarf von mehr<br />

als 200.000 Haushalten und einer<br />

rechnerischen Vermeidung von rund<br />

195.000 Tonnen CO 2<br />

.<br />

<strong>procontra</strong>: Der Fonds ist ein sogenannter<br />

ELTIF. Weil das Konzept bei<br />

Privatanlegern nicht richtig zog, hat<br />

der EU-Gesetzgeber ELTIF jetzt reformiert.<br />

Was ändert sich dadurch für<br />

Ihren Fonds?<br />

Werner: Die aus unserer Sicht entscheidende<br />

Änderung ist, dass die<br />

Mindestanlagesumme von 10.000<br />

Euro gestrichen werden soll – damit<br />

können wir den Fonds für eine deutlich<br />

größere Zahl an Anlegern öffnen.<br />

<strong>procontra</strong>: Rechnen Sie durch die EL-<br />

TIF-Reform mit mehr Konkurrenz auf<br />

dem Markt für offene Impact-Sachwertefonds?<br />

Werner: Ja, davon gehen wir aus.<br />

Konkurrenz belebt das Geschäft. Mit<br />

klimaVest haben wir gezeigt, dass sich<br />

der ELTIF hervorragend für offene<br />

Impact-Sachwertefonds eignet. Dank<br />

unseres Vorsprungs haben wir bereits<br />

ein breites Portfolio und fühlen uns<br />

gegenüber dem Wettbewerb gut aufgestellt.<br />

<strong>procontra</strong>: Wird es in Zukunft noch<br />

genug Investitionsobjekte für Impact<br />

Investments geben?<br />

Werner: Klimakrise und Ukrainekrieg<br />

haben den Druck auf die europäische<br />

Energiepolitik nochmals erhöht: Ohne<br />

massiven Ausbau der erneuerbaren<br />

Energieträger kann die Energiewende<br />

nicht gelingen. Wir sind zuversichtlich,<br />

dass es langfristig mehr als genug<br />

Investment-Opportunitäten geben<br />

wird.<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


Private Equity SACHWERTE | 105<br />

oder Projekt zurechenbar ist. Beispiele<br />

für eine messbare Wirkung sind<br />

erzeugter Ökostrom in Kilowattstunden,<br />

gereinigtes Wasser in Liter, die<br />

Menge an recyceltem Abfall und die<br />

Anzahl an gebauten Pflegeheimen.<br />

Weitere generelle Vorteile von Private-<br />

Equity kommen hinzu. Weil die Sachwerte<br />

nicht an der Börse notieren,<br />

gibt es keine heftigen Wertschwankungen.<br />

Gleichzeitig fordern Anleger<br />

für diese Illiquidität einen Risikoausgleich,<br />

sprich: Die Rendite von Private<br />

Equity ist in der Regel höher. Dem<br />

steht der Nachteil gegenüber, dass<br />

das Kapital oft zehn Jahre gebunden<br />

ist. Investiert werden sollten also nur<br />

Gelder, die während der Anlagedauer<br />

nicht benötigt werden.<br />

Mindestanlagesumme als<br />

Hemmnis<br />

Für Privatanleger ist das Produktangebot<br />

noch überschaubar. Um Fonds<br />

in der Zeichnungsphase zu finden,<br />

bietet sich eine Recherche auf beteiligungsfinder.de<br />

oder naturfinanz.de<br />

an. Aktuell können sich Anleger zum<br />

Beispiel beim Ökorenta Erneuerbare<br />

Energien 14 engagieren, ein alternativer<br />

Investmentfonds mit einer<br />

Laufzeit von elf Jahren. Mit mindestens<br />

10.000 Euro müssen Anleger in<br />

die unternehmerische Beteiligung<br />

einsteigen. Das Geld soll insbesondere<br />

in Wind- und Solarparks fließen. Der<br />

Anbieter lockt mit einer erwarteten<br />

Gesamtausschüttung von rund 158<br />

Prozent, also einschließlich des Kapitaleinsatzes<br />

und vor Steuern.<br />

Eine weitere Investmentmöglichkeit<br />

ist der HEP Solar Green Energy<br />

Impact Fund 1. Der Fonds investiert<br />

nur in Photovoltaikanlagen in der EU,<br />

Nordamerika und Japan. Bei einer<br />

Laufzeit von sechs Jahren stellt der<br />

Anbieter eine Rendite von 5 Prozent<br />

pro Jahr in Aussicht. Ab 5.000 Euro<br />

Kapitaleinsatz sind Privatanleger<br />

»Die Einstufung<br />

als Impact-Fonds<br />

ist alles andere<br />

als trivial.«<br />

Andrea Vathje, Senior Representative<br />

bei Scope Fund Analysis<br />

dabei. Insgesamt 80 Millionen Euro<br />

Eigenkapital will der Fondsinitiator<br />

einsammeln. Solche geschlossenen<br />

Beteiligungen sind allerdings riskant.<br />

Im schlimmsten Fall droht ein Totalverlust.<br />

Darauf müssen Vermittler<br />

ihre Kunden hinweisen.<br />

Schwung durch ELTIF-Reform<br />

Interessant für Vermittler mit 34f-Zulassung<br />

ist auch der Sachwertefonds<br />

klimaVest von Commerz Real (siehe<br />

Interview). Hierbei handelt es sich um<br />

einen offenen Sachwertefonds. Die<br />

Anteile können börsentäglich zum<br />

Nettoinventarwert zurückgegeben<br />

werden. Empfohlen wird aber eine<br />

Anlagedauer von mindestens fünf<br />

Jahren. Der Fonds folgt dem Konzept<br />

des European Longterm Investment<br />

Fund (ELTIF), mit dem die EU privates<br />

Private Equity ist ein<br />

Wachstumssegment.<br />

Lohnt die Vermittlung<br />

von Private-Equity-Fonds?<br />

Die ESG-Wirkung eines<br />

Investments ist gut messbar.<br />

Ab August dürften neue<br />

Produkte an den Start gehen.<br />

Kapital in langfristige Projekte lenken<br />

möchte – und der Bau und Betrieb<br />

von Windkraftanlagen, Solarparks<br />

und anderen „grünen“ Energieerzeugungskapazitäten<br />

gehören ausdrücklich<br />

dazu.<br />

Um generell den Zugang zu erleichtern,<br />

hat der EU-Gesetzgeber die<br />

ELTIF-Verordnung überarbeitet. Zum<br />

Beispiel wird die Mindestanlagesumme<br />

von bisher 10.000 Euro komplett<br />

gestrichen. Die Reform, die voraussichtlich<br />

im August <strong>2023</strong> in Kraft tritt,<br />

macht das Produkt für die Masse der<br />

Bürger attraktiv. Dann können Millionen<br />

Anleger die Energiewende aktiv<br />

unterstützen.<br />

Union Investment nimmt neuen<br />

Anlauf<br />

Große Fondshäuser stehen bereits in<br />

den Startlöchern. Auf Anfrage sagte<br />

zum Beispiel ein Sprecher von Union<br />

Investment: „Wir arbeiten an einem<br />

neuen Konzept.“ Mitte 2022 hatte die<br />

Fondsgesellschaft den Start eines<br />

ELTIF-Sachwertefonds noch abgesagt.<br />

Wahrscheinlich werden im Spätsommer<br />

etliche neue Impact-Sachwertefonds<br />

zum Vertrieb zugelassen. Das<br />

ist eine Chance auch für Finanzanlagenberater.<br />

Sie sollten sich mit dem<br />

Thema vertraut machen.<br />

Noch hat privates Beteiligungskapital<br />

ein schlechtes Image.<br />

Notwendig ist eine Zulassung<br />

als 34f-Vermittler.<br />

Investments in erneuerbare<br />

Energien unterliegen<br />

politischen Risiken.<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


106 | PRIVAT GEFRAGT <br />

»Ich würde gern mal<br />

mit dem Papst tauschen«<br />

Stephen Voss,<br />

Vorstand Marketing & Vertrieb bei Neodigital<br />

Zum Frühstück gibt es bei mir<br />

Red Bull (ich mag keinen Kaffee und<br />

frühstücke selten).<br />

Die Homeoffice-Kultur<br />

empfinde ich als<br />

bereichernd, man bekommt mehr mit<br />

von der Familie (ob man will oder nicht).<br />

Diese neue Kompetenz habe ich mir<br />

(Corona-bedingt) angeeignet:<br />

Warenannahme der Lieferdienste für<br />

die Bestellungen meiner Kinder inklusive<br />

Rückversand.<br />

Meine wahre Leidenschaft ist<br />

Bewegung. Sport, aber auch Mobilität,<br />

am besten Sport und Mobilität = Fahrrad.<br />

Meine Freizeit verbringe ich<br />

am liebsten mit<br />

Fahrradfahren. Dabei kann man in<br />

kurzer Zeit viel Abstand gewinnen.<br />

Mein erstes Geld habe ich verdient als<br />

Technischer Mitarbeiter in der PC-<br />

Konfiguration für VOBIS Computer.<br />

Deshalb war mir die Digitalisierung<br />

von Vertriebs- und Versicherungsprozessen<br />

schon vor der Pandemie<br />

wichtig:<br />

weil mit Digitalisierung und Automation<br />

das Produkt transparenter, aber auch<br />

schneller wird, bei deutlich geringeren<br />

Fehlern.<br />

Meine aktuelle Buch- oder<br />

Hörbuchempfehlung:<br />

„BR24 – Aus Wissenschaft und Technik“<br />

erklärt, was wirklich wichtig ist und was<br />

dahintersteckt.<br />

Am meisten Überwindung kostet mich<br />

den Keller aufzuräumen.<br />

Ich würde gern mal einen Tag lang<br />

tauschen mit …, um dann Folgendes<br />

zu tun:<br />

Jahrgang 1974, 1 Ehefrau (die beste),<br />

3 Kinder (alle toll),<br />

2 Hunde und 3 Chinchillas<br />

Ihre Meinung bitte<br />

Schulfach Digitales & Finanzen<br />

Datenschutz und Digitalisierung<br />

können Hand in Hand<br />

gehen.<br />

Kfz-Versicherungen sollten hinsichtlich<br />

Prävention überarbeitet<br />

werden.<br />

dem Papst. Einen Tag den Vatikan verstehen,<br />

um zu sehen, ob man da nicht<br />

mehr machen kann für die Menschheit.<br />

Ich bin weder Katholik noch besonders<br />

fromm. Aber Kirche als Struktur und mit<br />

der Geschichte von zwei Jahrtausenden<br />

ist extrem spannend.<br />

Wahrer Luxus ist für mich<br />

in den Tag hineinzuleben, ohne den<br />

Druck, den nächsten Termin schon<br />

wieder im Kopf zu haben.<br />

Meine nächste Reise geht<br />

in die Berge.<br />

Meine erste Tat zu Beginn eines<br />

Arbeitstages:<br />

E-Mail-Postkorb sichten, sortieren, gegebenenfalls<br />

leeren.<br />

Die Musik drehe ich lauter bei<br />

Faithless – „God Is a DJ“ oder „Insomnia“,<br />

Reel 2 Reel – „I like to move it“<br />

„Pay how you drive“ ist meiner<br />

Meinung nach der Kfz-Tarif von<br />

morgen, weil<br />

darüber Fahrer/-innen bzw. Flotten, die<br />

vorher wegen fehlender Risikodaten<br />

dazu gar nicht in der Lage waren, in den<br />

Genuss von günstigen Tarifen kommen<br />

können.<br />

Der größte Missstand in der Finanzund<br />

Versicherungsbranche ist,<br />

dass wir uns in Deutschland für echte<br />

Innovation immer am Ausland orientieren,<br />

obwohl wir genug Raum für eigene<br />

Ideen, eigenes Talent haben, das wir<br />

dann auch „exportieren“ könnten.<br />

… so könnte der Missstand behoben<br />

werden:<br />

Die Rahmenbedingungen für neue<br />

Innovation müssen besser genutzt<br />

werden, um eigenes Talent zu fördern,<br />

damit einher geht eine Wirtschaftskultur,<br />

die, kontrolliert, Risiken auch zulässt.<br />

<strong>procontra</strong> 1 | <strong>2023</strong>


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Katja Briones-Schulz<br />

Mitglied des Vorstands<br />

Der Gesundheitspartner im Einkommensschutz:<br />

vertrieb.nuernberger.de/eks4future<br />

Personen- und Funktionsbezeichnungen stehen<br />

für alle Geschlechter gleichermaßen.

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