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Treptow-Köpenick

Die jährlich erscheinenden Journale 55 plus der Berliner Stadtbezirke bieten Informationen und Reportagen für die Generationen über 55 – im Bereich Kultur und Geschichte, Gesundheit und Sport, zu kreativen Angeboten, Reisen und Wohnmöglichkeiten. Sie liegen zur kostenfreien Mitnahme in öffentlichen Einrichtungen des Bezirkes aus.

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KULTUR & GESCHICHTE(N)<br />

16<br />

Wir treffen die Vorstandsvorsitzende des Tagebuch- und Erinnerungsarchiv e. V.<br />

Über einen Verein, der Geschichte(n) bewahrt<br />

Wenn man Dr. Sabine Musial<br />

(Foto) gegenübersitzt,<br />

könnte man meinen, sie hätte<br />

ihr Leben lang nichts anderes<br />

gemacht als alte Briefe<br />

und Tagebücher zu lesen, in<br />

die Leben und Geschichten<br />

anderer Menschen einzutauchen<br />

und sie vor dem Vergessen zu bewahren. Sie<br />

schlägt Mappen und Schatullen auf und weiß bei<br />

jedem Zettel, den sie daraus entnimmt, zu erzählen,<br />

welche Geschichte er enthält.<br />

Dabei trat die Kinderärztin erst 2020, kurz vor ihrem<br />

Renteneintritt, dem Tagebuch- und Erinnerungsarchiv<br />

(TEA) im Bürgerhaus Altglienicke bei.<br />

Interessiert an Geschichte ist sie seit ihrer Kindheit.<br />

Da wollte sie Archäologin werden. Doch ihr<br />

Lehrer erinnerte sie daran, dass sie in der DDR<br />

nicht reisen und zu Ausgrabungen würde fahren<br />

können.<br />

Nun gibt es die DDR nicht mehr und Musial kann<br />

sich immerhin mit Sütterlinschriften und Zeitzeugen<br />

beschäftigen. Sie macht Führungen durchs<br />

TEA-Archiv und organisiert Veranstaltungen. Ohne<br />

ihre Kolleg:innen wäre das alles nicht möglich,<br />

sagt sie. Jeder stehe für den anderen ein.<br />

© privat<br />

Als sie in den Verein kam, lagerten 180 Ordner<br />

mit alten Dokumenten in Kellerräumen. Musial<br />

schlug einen neuen Ansatz für die Arbeit des TEA<br />

vor, was ihr flugs den Posten als Vorstandsvorsitzende<br />

einbrachte. Sie holten die Ordner aus den<br />

Kellern, sichteten und digitalisierten sie. Mithilfe<br />

von deutschlandweiten Flyer-Aktionen riefen sie<br />

Menschen dazu auf, weitere Tagebücher, (Feldpost)briefe,<br />

Fotos, Urkunden und vieles mehr<br />

dem TEA zur Verfügung zu stellen.<br />

„Im Grunde arbeiten wir genauso wie alle anderen<br />

Archive“, sagt Musial. Seltene Fördergelder<br />

ermöglichten dem ehrenamtlich tätigen Verein<br />

Archivkartons, PCs und gute Scanner anzuschaffen<br />

– alles, was man benötigt, um diesen Dokumenten<br />

gerecht zu werden.<br />

Musial sagt, auch die Beschaffenheit der Dokumente<br />

erzähle eine eigene Geschichte. Die einen<br />

wurden in Vitrinen aufbewahrt, bei anderen sehe<br />

man, wie oft sie gelesen wurden.<br />

„Andere können sich gern um die Schätze von<br />

Goethe kümmern, mir sind die Schätze von Menschen,<br />

die keine Berühmtheiten waren, lieber“,<br />

sagt sie. Und sie ruft Zeitzeugen dazu auf, sich<br />

bei ihr zu melden. Auch erzählte Geschichten<br />

könnten sonst verloren gehen. Von Dokumenten,<br />

die man dem TEA übergibt, bekommt man eine<br />

digitale Kopie. Beim Sichten und Übertragen von<br />

Material kann der Verein helfen.<br />

MARLEN PELNY<br />

• Tagebuch- und Erinnerungsarchiv e. V.<br />

Bürgerhaus Altglienicke<br />

Ortolfstraße 182, 12524 Berlin<br />

Besichtigungen nur nach Absprache<br />

unter: Tel. 65322275<br />

www.tea-berlin.de<br />

Originaldokumente aus dem Tagebuchund<br />

Erinnerungsarchiv<br />

© Sabine Musial

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