Treptow-Köpenick

KULTUR & GESCHICHTE(N)
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Holger Franks Stück im KungerKiezTheater
Zum Teufel mit der Jugend
Zwei Frauen, gespielt von Ramona Olasz und Katrin
Heinau, in verschiedenen Lebensaltern wollen
mit ihren Koffern nicht dem Wegweiser „Zum
Alter“ folgen, nicht von der Jugend lassen. Eine
alte Frau mit Kopftuch, humpelnd, will nicht auf
den Tipp eines Kindes hören, den Stein aus dem
Schuh zu nehmen. Zuletzt, als
das Kind verschwunden ist, löst
sie doch den Schuh. Der große
Stein fällt unter dem Gelächter
der Zuschauer heraus.
Eine junge Ukrainerin mit Kopftuch,
die sich zu der alten Frau
setzt, bedankt sich für den geschenkten
Apfel und sagt: „Bei
uns zu Hause sind die Äpfel vergiftet.“
Sie meint die Tschernobyl-Katastrophe.
„Wir haben die
Wahl. Entweder essen wir den
vergifteten Apfel oder wir verhungern.“
Im KungerKiez-Theater spielt Ramona
Olasz Johanna Schopenhauer
hinter einem Goldrahmen,
die einen Brief an ihren Sohn
Arthur vorliest, aus dem hervorgeht, dass sie
nicht mit ihm zusammenleben will. Kinder sind
also auch nicht unbedingt im Alter ein Trost.
Großer Beifall für diese Szene!
Dem Schild „Zum Jenseits“ nähert sich eine junge
Frau, die glaubt, dass sie tot sei, aber die Lippen
sind noch ganz warm. Die junge Frau wollte
Selbstmord begehen, erzählt von ihrem Burnout.
Der Engel schickt sie zurück zur Erde.
Ein Lebensengel steht müde neben dem Krankenbett
eines Patienten, der künstlich am Leben
erhalten wird, während der Todesengel darauf
wartet, dass der Sterbende loslassen kann. Der
Sterbende erinnert sich an seine nicht genug
gelebte Jugend. Sehr beeindruckend!
Eine Operndiva lässt sich auf eine Schönheits-
Operation ein, um ihren Liebhaber zu halten.
Dieser liegt ihr dann wieder zu Füßen. Sie füttert
ihn mit Bauchspeck, den er, als er noch jung
und arm war, gern aß. Dann teilt sie ihm mit,
dass es ihr Bauchspeck war, den der Chirurg ihr
Die Darstellerinnen Katrin Heinau und Ramona Olasz
überzeugten das Publikum mit großer Spielfreude
abgeschnitten hat. Makaber! Eine Tour d‘ Horizon
über das Altern, sehr facettenreich. Fazit des
Stückes: Egal, ob und wie man alt ist, das Leben
lohnt sich!
REINHILD PAARMANN
Das KungerKiezTheater (KKT) ist ein Berliner Off-
Theater, das sein Zuhause und seinen Ursprung in
der Gemeinwesenarbeit hat. Es ist - am 1. Juli 2007
als Projekt gegründet - aus der KungerKiezInitiative
e. V. hervorgegangen und begreift sich bis heute
nicht nur als Theater, sondern auch als Teil des
Gemeinwesens. Seit dem 1. Januar 2022 besitzt das
Haus im Park Center Treptow zum ersten Mal eine
eigene Spielstätte. Damit ergeben sich völlig neue
Möglichkeiten und auch neue Herausforderungen.
www.theater.kungerkiez.de
© Lily Roggemann