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Magazin zum 26. Rheingau Gourmet & Wein Festival
Magazin zum 26. Rheingau Gourmet & Wein Festival
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Ein weiteres Mal präsentiert sich das Weinland Portugal auf der großen<br />
Rheingau Gourmet & Wein Festival-Verkostung im Kloster Eberbach.<br />
12 Erzeuger, darunter renommierte Spitzenbetriebe ebenso wie viel<br />
versprechende Aufsteiger, geben einen Eindruck von der großartigen<br />
Bandbreite portugiesischer Weine.<br />
Portugal ist eines der vielseitigsten<br />
Weinländer der Welt, und auch<br />
eines der erfolgreichsten. Während<br />
andere wichtige Weinbaunationen<br />
beispielsweise in der Pandemie zurückstecken<br />
mussten, baute Portugal den Export<br />
seiner Qualitätswein aus und konnte<br />
um fast fünf Prozent zulegen. Dies kommt<br />
nicht von ungefähr. <strong>Das</strong> Land verfügt über<br />
ein enormes Portfolio an Weintypen, unter<br />
denen zwei der international bekanntesten<br />
Stilweine hervorstechen, die selbst<br />
absoluten Weinlaien ein Begriff sind. Die<br />
Rede ist natürlich von Port und Vinho<br />
Verde, deren Bedeutung als Botschafter<br />
des portugiesischen Weins gar nicht hoch<br />
genug einzuschätzen ist. Diese beiden<br />
Schwergewichte haben die Bühne bereitet<br />
für eine Weinszene, wie sie individueller<br />
kaum vorstellbar ist. Die knapp 850 km<br />
lange Küstenlinie prägt den Weinbau fast<br />
im gesamten Land, und die kühlenden<br />
Witterungseinflüsse des Atlantiks werden<br />
heute als der große Trumpf des portugiesischen<br />
Weinbaus gewertet. Dies ermöglicht<br />
dem kleinen Land am Westende Europas<br />
ausgesprochen kontrastreich zu arbeiten.<br />
Die milden Temperaturen jenseits des 42.<br />
Breitengrads einerseits und der feuchtigkeitsspendende<br />
Atlantik andererseits<br />
schaffen ein Kaleidoskop an Mikroklima-<br />
Terroirs, die ihresgleichen suchen. Im<br />
Zusammenspiel mit einer enormen Bandbreite<br />
an meist mit auffallender Frische<br />
gesegneten<br />
heimischen Sorten gelingt<br />
den portugiesischen Erzeugern das<br />
Kunststück, Individualität und eingängige<br />
Attraktivität miteinander zu verschmelzen.<br />
Spricht man über portugiesischen Wein,<br />
dann sollte zu allererst darauf hingewiesen<br />
werden, dass den Weißweinen ein<br />
ähnlicher Stellenwert zugewiesen werden<br />
muss, wie den roten Qualitäten. Die schon<br />
angemerkte relative Kühle vieler portugiesischer<br />
Terroirs erlaubt die Bereitung<br />
exzellenter weißer Gewächse. Neben den<br />
klassischen leicht moussierenden Vinhos<br />
Verdes entstehen im Nordwesten auch<br />
deutlich festere weiße Gewächse auf der<br />
Basis der Alvarinho-Traube, die inzwischen<br />
völlig zurecht Weltruf erlangt hat. Die Sorte<br />
ist in ihrer Komplexität ebenso von Frucht<br />
wie von imposanter Säurefrische geprägt<br />
und glänzt zudem noch als großer Bodeninterpret.<br />
Die Weine werden in der Regel als<br />
frischer und jugendlicher Typ ausgelegt,<br />
können aber auch mit einem langen Hefelager<br />
ausgestattet werden. Somit entstehen<br />
immer mehr Alvarinhos mit gutem Reifepotenzial.<br />
Neben Alvarinho spielen sowohl<br />
Loureiro als auch Avesso eine wichtige<br />
Rolle in der Vinho Verde Produktion.<br />
Weltklasse am Douro<br />
Im Norden des Landes mündet auch einer<br />
der wichtigsten Weinflüsse Europas in den<br />
Atlantik. Folgt man ihm stromaufwärts,<br />
dann gelangt man nach zwei Stunden in<br />
das berühmte Tal des Douros, Heimat des<br />
berühmten Portweins. Auch wenn der Port<br />
die Historie bestimmt, sorgen doch in zunehmendem<br />
Maße die nicht alkoholverstärkten<br />
Weiß- und die Rotweine für Wirbel in der<br />
internationalen Weinpresse. Denn obwohl<br />
die Gewächse durchaus konzentriert daherkommen,<br />
bewahrt sie doch ihre außerordentlich<br />
komplexe Mineralität vor einer<br />
ermüdenden Behäbigkeit. Der Douro und<br />
seine neue Generation an Weinen sind ein<br />
Phänomen, genauso wie die unvergleichbare<br />
Weinlandschaft am portugiesischen<br />
Oberlauf des Flusses, die nicht nur als größtes<br />
Steillagengebiet, sondern auch als wichtigste<br />
Schiefer-Appellation der Welt gilt.<br />
Königin Baga<br />
Doch zurück zum Atlantik. Nur wenige<br />
Kilometer südlich von Porto breitet sich eine<br />
eher unscheinbare DOP namens Bairrada<br />
aus. Doch Vorsicht! Diese Appellation hat es<br />
in sich. Zum einen ist dort Portugals exzellente<br />
Schaumweinproduktion beheimatet,<br />
zum anderen entstehen in diesen leicht hügeligen<br />
Weingärten nur wenige Kilometer<br />
östlich des Ozeans einige der langlebigsten<br />
Tintos Südeuropas. Möglich macht es die<br />
Baga, eine spätreifende, mit viel straffem<br />
Tannin und subtiler Säure ausgestattete<br />
rote Sorte, die für eine explosive Energie am<br />
Gaumen steht und damit zu einer der Favoritinnen<br />
der internationalen Sommelier-Szene<br />
avanciert ist. Finesse, Frische und Tiefe<br />
fügen sich zu einem höchst eigenständigen<br />
Gesamtbild zusammen, welches sich gerade<br />
bei Tisch in puncto Speisebegleitung als ungemein<br />
anpassungsfähig präsentiert. Baga<br />
ist Kult, ob sortenrein oder im Blend, und<br />
die auf Baga-Basis bereiteten Gewächse befinden<br />
sich gerade so weit abseits des Mainstreams,<br />
so dass sie Winelovers wie Profis<br />
gleichermaßen begeistern.<br />
Zwischen Gebirge und Ozean<br />
Portugals Weinbau kann auch mit Hochland<br />
umgehen, dies beweist schon seit vielen<br />
Jahrzehnten ein Anbaugebiet, welches wie<br />
kein anderes für Frucht, Harmonie und Eleganz<br />
steht. Der Dão ist nach einem eher unscheinbaren<br />
Fluss benannt und gilt als Heimat<br />
der Touriga Nacional. Für viele Kenner<br />
ist die rote Traube das rote Aushängeschild<br />
des Landes. Mit ihrer satten Geschmeidigkeit<br />
bildet sie die Grundlage für zahlreiche<br />
Dão-Kreationen, begleitet von einem ganzen<br />
Füllhorn weiterer hochwertiger Trauben.<br />
Die roten Dãos ebenso wie die aus Encruzado<br />
und Malvasía bereiteten Weißweine haben<br />
sich schon immer als hervorragende Essensbegleiter<br />
hervorgetan und gelten als der Inbegriff<br />
von zeitloser Klassik in bester Manier.<br />
Lissabon –<br />
eine Weinhauptstadt erster Güte<br />
Die portugiesische Kapitale hat viele Identitäten,<br />
von denen indes eine oft nicht so richtig<br />
wahrgenommen wird. Sie fungiert in gewisser<br />
Weise auch als Weinhauptstadt des Landes<br />
mit gleich drei großen Anbaugebieten vor<br />
ihren Toren, die sie von ebenso vielen Seiten<br />
einschließen. Im Norden erstreckt sich mit<br />
dem Anbaugebiet Lisboa eine äußerst vielseitige,<br />
von frischen und zugänglichen Gewächsen<br />
geprägte Weingegend. Der Süden<br />
hingegen mit der Weinregion Península de<br />
Sétubal markiert dann den Beginn der wärmeren<br />
Terroirs des Landes mit würzigen Tintos<br />
und aufsehenerregenden Moscatel-Gewächsen.<br />
Und dann, last not least, der großartige<br />
Alentejo, Wiege des modernen Wein-<br />
Portugals und sicherlich eine der attraktivsten<br />
Weinreise-Destinationen Südeuropas. Endlose<br />
Korkeichenwälder, römische Baudenkmäler<br />
und spektakuläre Kellereien, deren<br />
Gewächse mit ihrer Kombination aus Reife,<br />
Frucht und Mineralität einen ganz eigenen<br />
internationalen Flair entwickelt haben.