FINE - Das Festivalmagazin
Magazin zum 26. Rheingau Gourmet & Wein Festival
Magazin zum 26. Rheingau Gourmet & Wein Festival
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ZURÜCK<br />
ZUR NATUR<br />
DIE MAISON RUINART HAT SICH FÜR IHRE JAHRGANGS-<br />
CHAMPAGNER VOM GÄNGIGEN KRONKORKEN BEI DER<br />
FLASCHENREIFUNG VERABSCHIEDET: NACH AUSFÜHRLICHEN<br />
VERSUCHEN SCHWÖRT DER KELLERMEISTER BEI DEN<br />
LANGEN LAGERZEITEN AUF ERSTKLASSIGEN NATURKORK<br />
Von BIRTE JANTZEN<br />
Fotos ARNE LANDWEHR<br />
Die gotische Kathedrale Notre-Dame de Reims thront stolz im Herzen der Hauptstadt der Champagne. Wie<br />
auf ihrer reich geschmückten Fassade sind das Weltliche und das Geistliche in der Geschichte der Region<br />
untrennbar verwoben. So trägt das Haus Ruinart den Familiennamen eines einflussreichen Benediktinermönchs:<br />
Dom Thierry Ruinart (1657 – 1709), Zeitgenosse von Dom Pérignon, war ein brillanter Theologe und<br />
Historiker. In der Champagne aufgewachsen, wurde er als junger Gelehrter nach Paris beordert, verkehrte<br />
dort am königlichen Hof und konnte die aufkeimende Begeisterung für die Weine seiner Heimat beobachten.<br />
Es gab Rebberge im Familienbesitz, und damit war es nur eine Frage der Zeit, wann die geschäftlich versierten<br />
Verwandten des Mönchs sich mit dem Thema auseinandersetzten. 1728 erhielt die Champagner-<br />
Region offziell die Erlaubnis, ihre Weine direkt in Flaschen abzufüllen, und nur ein Jahr später legte Dom<br />
Ruinarts Neffe Nicolas den Grundstein für das heute legendäre Champagnerhaus, das erste seiner Art. Im<br />
Jahr 1987 ging es nach einer Übergangsphase an LVMH über.<br />
Weitblickend erstand Nicolas Ruinart ein paar Jahre<br />
nach der Gründung des Hauses einen Teil der unter<br />
der Stadt gelegenen gallorömischen Stollen, um<br />
dort die Weine reifen zu lassen und zu lagern. Die im vierten<br />
Jahrhundert nach Christus bei Kerzenlicht in den Kreidefelsen<br />
gehauenen Gänge muten zum Teil wie weiße Kathedralen an<br />
und strahlen eine meditative Gelassenheit aus, die auch Dom<br />
Ruinart hätte gefallen können.<br />
Frédéric Panaiotis, seit 2007 Kellermeister von Ruinart,<br />
weiß diese Ruhe ebenfalls zu schätzen: »<strong>Das</strong> größte Privileg<br />
meines Berufs ist die Zeit. Und nichts verkörpert die Zeit besser<br />
als der Champagner.« <strong>Das</strong> triff besonders auf den äußerst<br />
begehrten Jahrgangschampagner Dom Ruinart zu, benannt<br />
nach dem illustren Vorfahren. Zehn Jahre reift er in der Frische<br />
der unterirdischen Gänge, bis er degorgiert und welttauglich<br />
gemacht wird. Über den Stil des Hauses hinaus spiegelt der<br />
30 <strong>FINE</strong> DAS FESTIVALMAGAZIN | CHAMPAGNE CHAMPAGNE | <strong>FINE</strong> DAS FESTIVALMAGAZIN<br />
31