Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
GALÁPAGOS<br />
NATURWUN<strong>DE</strong>R UND<br />
FORSCHUNGSPARADIES<br />
VEREIN FREUN<strong>DE</strong> <strong>DE</strong>R<br />
GALÁPAGOS INSELN SCHWEIZ
VEREIN FREUN<strong>DE</strong><br />
<strong>DE</strong>R GALÁPAGOS INSELN<br />
SCHWEIZ<br />
Dieses Buch wurde vom Verein<br />
Freunde der Galápagos Inseln<br />
Schweiz produziert, einer Non-Profit<br />
Organisation, welche Naturschutz und<br />
Forschung auf Galápagos unterstützt<br />
(www.galapagos-ch.org). Die Einnahmen<br />
vom Verkauf dieses Buches<br />
kommen Schutz- und Forschungs<br />
projekten auf den Inseln zugute.
Inseln des Feuers<br />
KARG UND DOCH VIELFÄLTIG<br />
Seite 1<br />
Besiedlung<br />
GLÜCK UND AUSSERGEWÖHNLICHE FÄHIGKEITEN<br />
Seite 13<br />
Evolution<br />
EINE KLEINE WELT FÜR SICH<br />
Seite 35<br />
Furchtlos?<br />
ZAHM UND DOCH GESTRESST<br />
Seite 57<br />
Traumhafter Forschungsort<br />
INSELN SIND WIE REAGENZGLÄSER<br />
Seite 71<br />
Naturschutz<br />
FORSCHEN UND SCHÜTZEN<br />
Seite 95<br />
Tier- und Pflanzenführer<br />
I<strong>DE</strong>NTIFIZIERUNG <strong>DE</strong>R EINHEIMISCHEN<br />
Seite 113
Inseln des Feuers<br />
Pinta<br />
Marchena<br />
Ecuador Volcano<br />
Wolf Volcano<br />
Santiago<br />
Darwin Volcano<br />
Daphne Major<br />
Fernandina<br />
Alcedo Volcano<br />
Rábida<br />
Santa Cruz<br />
Baltra<br />
Isabela<br />
Cerro Azul Volcano<br />
Pinzón<br />
Sierra Negra Volcano<br />
Santo Tomás<br />
Puerto Villamil<br />
Bellavista<br />
Puerto Ayora<br />
Santa Fé<br />
N<br />
Menschliche Siedlung<br />
iv<br />
100 km<br />
Floreana<br />
Puerto Velasco Ibarra<br />
Champion<br />
Gardner-por-<br />
Floreana
Inseln des Feuers<br />
Panama<br />
Pazifischer Ozean<br />
Kolumbien<br />
Ecuador<br />
Peru<br />
Genovesa<br />
Seymour Norte<br />
San Cristóbal<br />
Puerto Baquerizo<br />
Moreno<br />
El Progreso<br />
Española<br />
Gardner-bei-Española<br />
v
GALÁPAGOS<br />
Naturwunder und<br />
Forschungsparadies<br />
Verein Freunde der<br />
Galápagos Inseln Schweiz<br />
Prof. Dr. Lukas Keller<br />
Dr. Marianne Haffner<br />
Dr. Paquita Hoeck<br />
Ursina Koller<br />
Dr. Hendrik Hoeck<br />
Zürich, Schweiz<br />
2018
VEREIN FREUN<strong>DE</strong> <strong>DE</strong>R<br />
GALÁPAGOS INSELN SCHWEIZ<br />
Zürich<br />
Copyright 2018<br />
Lukas Keller, Marianne Haffner, Paquita Hoeck,<br />
Ursina Koller, Hendrik Hoeck<br />
Layout and Design: Brian Maiorano, Samira Schneuwly<br />
ISBN 978-3-9525238-2-7<br />
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Veröffentlichung darf in<br />
irgendeiner Form ohne die vorherige schriftliche Genehmigung des<br />
Vereins Freunde der Galápagos Inseln Schweiz reproduziert werden.<br />
Druck: DGS – Druck- u. Graphikservice GmbH, A-1220 Wien<br />
Druck mit freundlicher Unterstützung von <strong>Galapagos</strong> Pro GmbH,<br />
Telemannstrasse 20, D-60323 Frankfurt a. M., www.galapagos-pro.com
Für all jene, die zum Erhalt dieser einmaligen<br />
Inseln beitragen oder beigetragen haben.
Inseln des Feuers<br />
KARG UND DOCH VIELFÄLTIG<br />
Seite 1<br />
Besiedlung<br />
GLÜCK UND AUSSER-<br />
GEWÖHNLICHE FÄHIGKEITEN<br />
Seite 13<br />
Evolution<br />
EINE KLEINE WELT FÜR SICH<br />
Seite 35<br />
Furchtlos?<br />
ZAHM UND DOCH GESTRESST<br />
Seite 57
Traumhafter<br />
Forschungsort<br />
INSELN SIND WIE<br />
REAGENZGLÄSER<br />
Seite 71<br />
Naturschutz<br />
FORSCHEN UND SCHÜTZEN<br />
Seite 95<br />
Tier- und<br />
Pflanzenführer<br />
I<strong>DE</strong>NTIFIZIERUNG <strong>DE</strong>R<br />
EINHEIMISCHEN ARTEN<br />
Seite 113<br />
Anhang<br />
LITERATURVERZEICHNIS<br />
BILDNACHWEIS<br />
DANKSAGUNG<br />
REGISTER<br />
DIE AUTOREN<br />
Seite 142<br />
Seite 144<br />
Seite 146<br />
Seite 146<br />
Seite 153
Vorwort<br />
Die Galápagos-Inseln sind eine Traumdestination für viele Reisebegeisterte.<br />
Einzigartige und sonderbare Kreaturen wie Meerechsen, flugunfähige Kormorane,<br />
Riesenschildkröten oder Finken mit Schnäbeln aller Grössen und<br />
Formen haben die Inseln weltberühmt gemacht. Charles Darwin war fasziniert<br />
von den unterschiedlichen Lebensformen, die er auf dem Archipel<br />
1835 vorfand. Seine Beobachtungen auf Galápagos waren später von grosser<br />
Bedeutung für die Entwicklung seiner Evolutionstheorie. Bis heute sind die<br />
Galápagos-Inseln ein ideales ‚Freilichtlabor’ und ein Forschungstraum für<br />
unzählige Biologen, welche die Prozesse der Evolution studieren.<br />
Seit Darwins Besuch haben die Inseln grosse Veränderungen durchgemacht.<br />
Während vor ein paar Jahrzehnten vor allem Naturinteressierte<br />
den Archipel besuchten und wenige Leute dort wohnten, haben sowohl<br />
der Tourismus wie auch die Lokalbevölkerung seit den 1990er Jahren<br />
dramatisch zugenommen. Die einheimischen Tiere und Pflanzen des einst<br />
isolierten Ökosystems leiden unter eingeschleppten Arten und anderen<br />
menschenbedingten Veränderungen. Dank ausgeklügelter Naturschutzmassnahmen<br />
können einige dieser negativen Einflüsse wieder beseitigt<br />
werden. Es wird aber eine ständige Herausforderung bleiben, dieses einmalige<br />
Ökosystem zu erhalten.<br />
Jeder Galápagos-Reisende kann zum Schutz dieser schönen Inseln beitragen:<br />
befolgen Sie die Nationalpark-Regeln, reisen Sie nachhaltig, informieren<br />
Sie sich über die Einzigartigkeit der Inseln und unterstützen Sie<br />
Schutz- und Bildungsprojekte. Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass<br />
die Inseln und ihre Kreaturen international geschätzt werden und für künftige<br />
Generationen erhalten bleiben.<br />
Über dieses Buch<br />
Dieses Buch wurde von Wissenschaftlern geschrieben, die eine lange<br />
berufliche und persönliche Verbindung zu Galápagos haben. Es erklärt<br />
die Entstehungsgeschichte und Ökologie von Galápagos und erläutert,<br />
wie wissenschaftliche Erkenntnisse die eigenartigen Evolutionsgeschehnissen<br />
erklären und heute zum Schutz dieses einmaligen Ortes beitragen.<br />
Anhand ausgewählter Tier- und Pflanzenarten zeigt dieses Buch wichtige<br />
evolutionäre Prozesse auf und regt die Leser dazu an, über ökologische und<br />
verhaltensbiologische Zusammenhänge nachzudenken, wenn sie Tiere<br />
und Pflanzen betrachten. Eine Vielzahl von Fotos und Illustrationen<br />
machen das Lesen zu einer visuellen Reise durch die Kapitel und Themen.<br />
Ein mit Fotos illustrierter Pflanzen- und Tierführer zeigt zudem die entlang<br />
Touristenpfaden am häufigsten zu beobachtenden Arten.<br />
Dieses Buch ergänzt die ortsspezifischen Informationen, welche Reisende<br />
während einer geführten Tour auf den Inseln erhalten. Es gibt den<br />
Besuchern einen grösseren Überblick über das Naturwunder Galápagos<br />
und eignet sich hervorragend als Reisevorbereitung oder ganz einfach als<br />
eine virtuelle Tour zu den Inseln.<br />
xiii
Inseln des Feuers<br />
xiv
Inseln des Feuers<br />
KARG UND DOCH VIELFÄLTIG<br />
Inseln des Feuers<br />
V<br />
ulkanausbrüche schufen die Galápagos-Inseln und gestalten sie noch<br />
heute. Mitten aus dem Meer heraus – und vollkommen isoliert –<br />
entstanden vor relativ <strong>kurz</strong>er Zeit neue, leere Lebensräume für<br />
Pflanzen und Tiere. Die Inseln befinden sich auf dem Äquator und somit in<br />
der tropischen Region. Das Klima zeigt jedoch starke jahreszeitliche Schwankungen,<br />
weil warme und kalte Meeresströmungen aufeinander treffen und<br />
Wechselwirkungen erzeugen. Vor allem ist es äusserst trocken. Deshalb<br />
überwiegen Pflanzen, die an Trockenheit angepasst sind. Doch je höher<br />
eine Insel, umso mehr verschiedene Pflanzengesellschaften kommen vor.<br />
1
Inseln des Feuers<br />
Vulkaninseln<br />
Der Galápagos-Archipel befindet sich völlig isoliert mitten im Pazifischen<br />
Ozean, rund 960 km vom südamerikanischen Festland entfernt. Er besteht<br />
aus 19 grösseren Inseln (grösser als 1 km 2 ) und vielen kleineren Inseln,<br />
sowie aus zahlreichen winzigen Inseln und Felsen. Sie verteilen sich über<br />
120'000 km 2 im Meer und ergeben zusammengerechnet eine Landfläche<br />
von rund 8'000 km 2 .<br />
Die Galápagos-Inseln sind durch Vulkantätigkeit entstanden. Noch<br />
heute sind einzelne Vulkane auf Isabela und Fernandina aktiv. Die ganz<br />
im Westen gelegene Insel Fernandina ist das vulkanisch aktive Zentrum.<br />
Hier befindet sich tief im Erdinnern eine Magmablase aus geschmolzenem<br />
Gestein. Dieser «Hotspot» ist der Ursprung der Galápagos-Inseln.<br />
Junge Inseln in Bewegung<br />
Die Galápagos-Inseln sitzen auf der so genannten Nazca-Platte. Mit der<br />
Nazca-Platte bewegen sich die Inseln jährlich etwa 6 cm auf Südamerika<br />
zu. Dabei bleibt der «Hotspot» – der Entstehungsort von Vulkaninseln –<br />
immer am selben Ort.<br />
Die heutigen Galápagos-Inseln sind zwischen 35'000 und 4 Mio. Jahre<br />
alt. Bis zu 2'500 m unter dem Meeresspiegel liegen zudem versunkene Inseln,<br />
die etwa 5–14 Mio. Jahre alt sein dürften.<br />
Bei einzelnen der heutigen Tierarten lassen Hinweise darauf schliessen,<br />
dass ihre Vorfahren älter sind als 3–4 Mio. Jahre. Es ist gut möglich, dass<br />
auf den heute versunkenen Inseln schon Evolution stattgefunden hat, als<br />
sie noch aus dem Meer ragten.<br />
Entstehung einer Inselkette<br />
Nazca<br />
Platte<br />
Die heisse Magma<br />
dringt in Ritzen<br />
und Spalten der<br />
Nazca-Platte ein<br />
und bildet nahe<br />
der Oberfläche<br />
Magmakammern.<br />
2<br />
Unter der Hitze der<br />
Magma schmilzt das<br />
Oberflächengestein<br />
und ein Vulkan<br />
bricht auf dem<br />
Meeresgrund aus.<br />
Mit jedem Vulkanausbruch vergrössert die<br />
austretende Lavaschicht den Vulkan, bis er<br />
eines Tages aus dem Meer herausragt: Eine<br />
neue Insel ist entstanden.
Inseln des Feuers<br />
Die Erdkruste und der obere Teil des Erdmantels (Lithosphäre) bestehen aus so genannten<br />
Platten, sieben grossen und vielen kleinen, die mehr oder weniger beweglich sind. Auf<br />
den grossen befinden sich die Kontinente wie Südamerika, Afrika, Eurasien. Auf kleineren<br />
Platten sitzen Inseln, wie zum Beispiel die Galápagos-Inseln auf der Nazca-Platte.<br />
Unter den Platten sind die Temperaturen derart hoch, dass Gestein teilweise schmilzt.<br />
Magma heisst diese unterirdische Gesteinsschmelze. Sobald sie aus der Erdoberfläche<br />
hervortritt, wird sie Lava genannt.<br />
Nazca<br />
Platte<br />
HS<br />
HS<br />
Die Nazca-Platte<br />
verschiebt<br />
sich über dem<br />
stationären «Hotspot»<br />
(HS), der<br />
Magmablase.<br />
Auf seiner Reise mit der<br />
Nazca-Platte verliert der<br />
Vulkan mit der Zeit die<br />
Verbindung zur Magmablase<br />
und erlischt.<br />
Über der Magmablase<br />
entsteht ein neuer<br />
Vulkan.<br />
Hauptsächlich durch<br />
Wind und Wetter abgetragen,<br />
wird die alte<br />
Insel kleiner und kleiner,<br />
bis sie schliesslich wieder<br />
unter der Meeresoberfläche<br />
verschwindet.<br />
3
Inseln des Feuers<br />
Inselalter und Vulkanausbrüche<br />
Vor < 0.5 Mio<br />
Jahren entstanden<br />
approx.<br />
1150<br />
2018<br />
2015<br />
1813<br />
1993<br />
1928<br />
1991<br />
Zwischen 1–2.5 Mio<br />
Jahren entstanden<br />
1906<br />
Santiago<br />
Vor > 2.5 Mio<br />
Jahren entstanden<br />
Hotspot mit Magmablase<br />
Aktiver Vulkan (letzter Vulkanausbruch)<br />
Versunkene Inseln<br />
Bewegungsrichtung der Nazca-Platte<br />
Isabela<br />
2018<br />
2008<br />
Santa<br />
Cruz<br />
San Cristóbal<br />
Floreana<br />
Española<br />
N<br />
Die Nazca-Platte verschiebt sich Richtung Südosten über den «Hotspot», den Entstehungsort<br />
der Vulkaninseln. Die ältesten Inseln mit den niedrigsten Erhebungen befinden sich im<br />
Südosten des Archipels, die jüngsten Inseln mit den höchsten Vulkanen im Nordwesten. Auf<br />
Isabela und Fernandina sind heute noch Vulkane aktiv. Die letzten Vulkanausbrüche fanden<br />
2008 (Vulkan Cerro Azul auf Isabela), 2009 (La Cumbre auf Fernandina), 2015 (Vulkan Wolf<br />
auf Isabela) und 2018 (Sierra Negra auf Isabela und La Cumbre auf Fernandina) statt.<br />
4
Inseln des Feuers<br />
1968 senkte sich der Kraterboden des Vulkans «La Cumbre» auf Fernandina um 350 m. Seit 1988<br />
bildet sich im Norden des Kraters ein See. (Punktierte Linie = Kraterbodenhöhe vor 1968)<br />
«…soweit das Auge reichte, sahen wir nichts als raue Lavafelder, deren fliessende Oberfläche<br />
hart geworden schien, derweil der Wind sie kräuselte. Auf halber Höhe an der<br />
steilen Südostseite der Insel lodert ein Vulkan Tag und Nacht; und am Strand spuckt ein<br />
Krater unaufhörlich Lava aus, die das Meer in unglaublicher Weise zum Brodeln bringt.»<br />
So beschrieb Kapitän Lord George Anson Byron 1825 einen Vulkanausbruch, als er vor<br />
Fernandina ankerte, um auf dem langen Weg zu den Sandwich-Inseln (Hawaii-Inseln) im<br />
Nordpazifik einen Halt einzulegen.<br />
5
Inseln des Feuers<br />
Klima<br />
Untypisch: tropische Inseln mit trockenem Klima<br />
Das trockene Klima auf Galápagos ist absolut untypisch für die tropische<br />
Zone. Ebenso untypisch ist eine warme Zeit von Januar bis Mai mit heftigen,<br />
regelmässigen Regenschauern, und eine kühle, äusserst trockene Zeit<br />
von Juni bis Dezember mit wenig Regen in den Niederungen. Grund dafür<br />
sind Meeresströmungen, die hier im Pazifischen Ozean aufeinander treffen<br />
und Wechselwirkungen erzeugen. Zwei Strömungen bringen kaltes<br />
Wasser: Der Perustrom (Humboldtstrom) aus der Antarktis und der<br />
Äquatoriale Gegenstrom (Cromwellstrom) aus grosser Tiefe im Westen.<br />
Zusammen prägen sie die kühle, trockene Jahreszeit. Der Panamastrom<br />
führt tropisch-warmes Wasser von Mittelamerika herbei und prägt die<br />
warme Jahreszeit. Der wenige Regen in der Trockenzeit ist ein Nieselregen,<br />
Garúa genannt, der sich meist um die Mittagszeit auflöst.<br />
Nordäquatorialer Gegenstrom<br />
Panamastrom<br />
Äquatoriale<br />
Unterströmung<br />
Südäquatorialer Strom<br />
Ecuador<br />
Humboldtstrom<br />
Perustrom<br />
6<br />
«El Niño»: Segen und Fluch zugleich<br />
Unregelmässig, doch etwa alle 3–6 Jahre, erzeugen stark veränderte Strömungsverhältnisse<br />
eine viel wärmere und regenreichere Zeit, «El Niño»<br />
genannt. «El Niño» ist spanisch für «Christkind», weil diese Erscheinung<br />
um die Weihnachtszeit am stärksten ist. «El Niño» hat zwei Gesichter: An<br />
Land führt der starke Regen zu Verhältnissen wie im Schlaraffenland. Im<br />
Meer und in Küstennähe hat er schlimme Auswirkungen. Seevögel leiden<br />
an Nahrungsmangel und ihre Brutplätze können durch den ansteigenden<br />
Meeresspiegel überschwemmt werden, wie auch die Eiablage-Plätze der<br />
Meeresschildkröten und der Meerleguane. 1982/83 erwärmte sich das Meer<br />
derart, dass die grünen Algen, von denen sich Meerleguane hauptsächlich<br />
ernähren, weitgehend abstarben und die Populationen dieser Tiere dramatisch<br />
zusammenbrachen. Es gibt auch sehr kalte und trockene Zeiten,<br />
«La Niña» genannt.
Inseln des Feuers<br />
Die Insel Daphne Major in einem nassen («El Niño») und einem trockenen Jahr.<br />
Grössere Pflanzenvielfalt auf hohen Inseln<br />
Die meisten Inseln sind nicht hoch. Auf ihnen herrscht ein äusserst<br />
trockenes Klima, und es kommen nur an Trockenheit angepasste Pflanzen<br />
vor. Auf den hohen Inseln hingegen gibt es bis zu fünf Zonen mit<br />
verschiedenen Pflanzengesellschaften, die sich darin unterscheiden, dass<br />
sie mehr oder weniger Wasser brauchen.<br />
Je höher es geht, desto kälter wird es. Die angestauten Wolken kühlen ab<br />
und es regnet häufiger. Daher wachsen in höheren Zonen mehr Pflanzen,<br />
die Feuchtigkeit lieben. Auf ganz hohen Inseln gibt es allerdings über den<br />
Wolken nochmals eine Trockenzone.<br />
7
Die Autoren<br />
Lukas Keller ist Professor für Evolutionsbiologie<br />
und Direktor des Zoologischen Museums<br />
der Universität Zürich. Während vieler<br />
Jahre studierte er Evolution und Inzucht bei<br />
Darwinfinken und Spottdrosseln. Seit 2014 ist<br />
er Präsident des Vereins Freunde der Galápagos<br />
Inseln Schweiz (Swiss Association of friends of<br />
the Galápagos Islands, SAFGI).<br />
Marianne Haffner lehrte Biologie und betrieb<br />
Forschung an der Universität Zürich, bevor<br />
sie Leiterin des Zoologischen Museums der<br />
Universität Zürich wurde. Sie war 2012 massgeblich<br />
an der Entwicklung und Realisierung<br />
einer Galápagos-Ausstellung für das Zoologische<br />
Museum beteiligt.<br />
Anhang<br />
Paquita Hoeck verbrachte ihre ersten Lebensjahre<br />
auf Galápagos, als ihr Vater dort Direktor<br />
der Charles Darwin Forschungsstation<br />
war. Sie kehrte nach Galápagos zurück, um als<br />
Doktorandin die genetischen Eigenheiten von<br />
Spottdrosseln auf vielen verschiedenen Inseln<br />
zu studieren. Seit 2015 ist Paquita Geschäftsführerin<br />
der SAFGI.<br />
Ursina Koller arbeitete als Lehrerin und<br />
Biologin, bevor sie Leiterin der Museumspädagogik<br />
am Zoologischen Museum der Universität<br />
Zürich wurde. Ihre Beteiligung an einer<br />
Galápagos-Ausstellung und eine Reise zu den<br />
Inseln erweckten ihre Begeisterung für den<br />
Archipel und veranlassten sie dazu, Vorstandsmitglied<br />
der SAFGI zu werden.<br />
Hendrik Hoeck ist Biologe und ehemaliger<br />
Direktor der Charles Darwin Forschungsstation<br />
auf der Insel Santa Cruz auf Galápagos. Er<br />
ist Gründer der SAFGI und seit über 30 Jahren<br />
an Naturschutzbemühungen auf Galápagos<br />
beteiligt. Als Touristenführer leitete er zahlreiche<br />
Reisen zu den Inseln.<br />
153
Pinta (Abingdon)<br />
59 km 2 , Heimatinsel von<br />
«Lonesome George», nicht<br />
besuchbar<br />
Isabela (Albermarle)<br />
ca. 4700 km 2 , sechs Vulkane, bewohnt<br />
Mangroven, Scalesien, Säulenkaktus<br />
Kormoran, Flamingo, Riesenschildkröten,<br />
Landleguan<br />
Santiago (James)<br />
577 km 2 , Salzseekrater, Pahoehoe Lava<br />
Mangroven, gelbe Cordie, Balsambaum<br />
Seebär, Galápagos-Bussard, Rote<br />
Klippenkrabbe<br />
Fernandina (Narborough)<br />
638 km 2 , jüngste Insel, aktivster Vulkan<br />
Lavakaktus, Mangroven, Salzbusch<br />
Kormoran, Pinguin, Meerleguan<br />
N<br />
Menschliche Siedlung<br />
Rábida (Jervis)<br />
5 km 2 , roter Sandstrand<br />
Balsambaum, Baumopuntie, Croton, Schwarze Mangrove<br />
Seelöwe, Darwinfinken, Flamingo, Bahamaente<br />
Pinzón (Duncan)<br />
18 km 2 , nicht besuchbar<br />
50 km
Anhang<br />
Marchena (Bindloe)<br />
130 km 2 , nicht besuchbar<br />
Genovesa (Tower)<br />
14 km 2 , alter Schildvulkan<br />
Balsambaum, Croton, gelbe Cordie<br />
Gabelschwanzmöwe, Fregattvögel, Rotfusstölpel,<br />
Sumpfohreule<br />
Bartolomé (Bartholomew)<br />
1.2 km 2 , eindrückliche Vulkanstrukturen, Pinnacle Rock<br />
Mangroven, Tiquilia, Lavakaktus<br />
Pinguin, Riffhaie, Rochen<br />
Santa Cruz (Indefatigable)<br />
986 km 2 , bewohnt, Lavatunnel<br />
Mangroven, Scalesie, Baumopuntie<br />
Riesenschildkröten, Darwinfinken, Rochen,<br />
Haie<br />
Seymour Norte (North Seymour)<br />
1.9 km 2 , Lava-Plateau<br />
Balsambaum, Parkinsonie, Baumopuntie, Croton<br />
Tölpel, Fregattvögel, Land- und Meerleguan<br />
Floreana (Charles, Santa María)<br />
173 km 2 , erste bewohnte Insel, Post Office Bay<br />
Scalesien, Balsambaum, Croton<br />
Meerleguan, Darwinfinken, Flamingo, Meeresschildkröten<br />
Daphne Mayor (Daphne Major)<br />
0.3 km 2 , nicht besuchbar<br />
Bekannt für Darwinfinken-Forschung<br />
Baltra (South Seymour)<br />
26 km 2 , Flughafen<br />
Wiederangesiedelte Landleguane, Darwinfinken<br />
Plaza Sur (-)<br />
0.13 km 2 , Lava-Plateau<br />
Sesuvie, Baumopuntie<br />
Landleguan, Rotschnabel-Tropikvogel, Gabelschwanzmöwe<br />
Santa Fé (Barrington)<br />
24 km 2<br />
Baumopuntie, Balsambaum, Salzbusch<br />
Landleguan, Seelöwe, Reisratte,<br />
Galápagostaube<br />
San Cristóbal (Chatham)<br />
557 km 2 , bewohnt<br />
Mangroven, Säulenkaktus, gelbe Cordie<br />
Riesenschildkröte, Fregattvögel, Seelöwe<br />
Española (Hood)<br />
60 km 2 , alte, flache Insel, Blasloch<br />
Parkinsonie, Mesquite-Strauch, Salzbusch<br />
Seelöwe, Albatross, Tölpel, Spottdrossel<br />
155
VEREIN FREUN<strong>DE</strong><br />
<strong>DE</strong>R GALÁPAGOS INSELN<br />
SCHWEIZ<br />
Unterstützen auch Sie Forschung<br />
und Naturschutz auf Galápagos.<br />
Werden Sie Mitglied:<br />
www.galapagos-ch.org
EIN EINZIGARTIGES, MERKWÜRDIGES PARADIES<br />
Die Galápagos-Inseln sind eine Traumdestination, wie es sie<br />
sonst nirgendwo auf dieser Erde gibt. Dieses Buch beschreibt die<br />
Evolution und Besonderheiten dieses einzigartigen Archipels, von<br />
der Entstehung der vulkanischen Inseln bis hin zu deren Besiedlung<br />
durch Pflanzen, Tiere und neuerdings auch durch den Menschen.<br />
Wieso sind die grössten Landtiere Reptilien und wieso gibt es so<br />
wenige Säugetierarten auf Galápagos? Wieso findet man so viele der<br />
Arten nur hier? Und wieso flüchten Blaufusstölpel und Landleguane<br />
nicht, wenn wir ihnen nahe kommen? Diese und viele weitere<br />
interessante Fragen werden in 6 verschiedenen Kapiteln beantwortet.<br />
Das Buch wurde von Wissenschaftlern geschrieben, die auf<br />
Galápagos gearbeitet und gelebt haben. Sie erklären den Lesern,<br />
wie sehr die Inseln zu unserem allgemeinen Verständnis für<br />
Evolutionsprozesse beigetragen haben. Über 330 farbige Fotos<br />
und andere Illustrationen führen den Leser auf eine visuelle Reise<br />
und zeigen, wie wichtig Forschungserkenntnisse für den Schutz<br />
der Inseln sind. Ausserdem hilft ein Pflanzen- und Tierführer am<br />
Ende des Buches, mehr als 125 der meist beobachteten Arten zu<br />
identifizieren.