OBERNEULAND_03_2023_ePaper_230223
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Apropos Geschichte. Ja, es ist durchaus ein beeindruckendes<br />
Erlebnis, dermaßen alte Bäume wie die<br />
historischen Uralt-Eichen des Hasbruchs zu sehen –<br />
und sie auf sich wirken zu lassen. Es ist, als trete einem<br />
die Geschichte der Region gegenüber, sie kommt einem<br />
plötzlich ganz nah, sie ist buchstäblich gegenwärtig. Was<br />
hat er alles zu erzählen, so ein alter Baum mit seinen<br />
Furchen und Falten vergangener Zeiten. Ein Erlebnis,<br />
das erdet und uns zeigt, wo auch wir verwurzelt sind –<br />
hier, im Norden. Hier können wir es spüren.<br />
Diese alten Eichen, sie haben – wie soll man es<br />
sagen? – ja: Persönlichkeit. Da ist es nur konsequent,<br />
dass man ihnen auch Namen gegeben hat. Die alten<br />
Bäume im Hasbruch, sie tragen beispielsweise Namen<br />
wie „Friederikeneiche“ und „Amalieneiche“,<br />
„Georg-Marien-Eiche“ und, ja, „Dicke Eiche“.<br />
Nehmen wir die „Friederikeneiche“, die als Naturdenkmal<br />
im westlichen Teil des Hasbruchs am<br />
Friederikenpadd liegt, was ja ebenfalls eine konsequente<br />
Namensgebung ist. Der Friederikenpadd, vom Ausgangspunkt<br />
unseres Rundwegs an der Revierförsterei<br />
gut zu erreichen, liegt zwischen der Liebesallee und dem<br />
Hohenbökener Weg. Hier erhebt sie sich, die<br />
„Friederikeneiche“ – mit einem Stammumfang von<br />
8,11 Metern und einem Brusthöhenumfang von<br />
7,81 Metern. Wie gesagt: eindrucksvoll.<br />
Wie alt mag sie sein, die „Friederikeneiche“? Zu<br />
dieser Frage gibt es unterschiedliche Annahmen. 600 bis<br />
700 Jahre, sagen manche Baumfachleute. Anderen<br />
Friederike, 1820 geboren, heiratete einen entfernten<br />
Verwandten von George Washington.<br />
Und während die jungen Frauen hinauszogen in die<br />
weite Welt, blieben die nach ihnen benannten Eichen<br />
natürlich dort, wo sie hingehören – und wo sie uns<br />
heute begegnen auf unserem Rundwanderweg durch<br />
den Wunderwald Hasbruch: Liebesallee, Grüner Weg,<br />
Dicke-Baum-Weg, Klingenberg-Teich, Krummer Weg,<br />
Aussichtsturm, Jagdhütte, Jagdhüttenweg, Charlottenweg,<br />
Hohenbökener Weg. Oder umgekehrt. Wie auch<br />
immer: Hier, im Wald, da gilt eindeutig, dass der Weg<br />
das Ziel ist! Text: Claudia Kuzaj, Fotos: Moritz Kuzaj<br />
Diese alten Eichen,<br />
sie haben – wie soll man<br />
es sagen? – ja: Persönlichkeit.<br />
Quellen zufolge wird das Alter der „Friederikeneiche“<br />
sogar auf 1.200 Jahre geschätzt, was sie zur ältesten<br />
heute lebenden Eiche im Hasbruch und obendrein zu<br />
einer der ältesten Eichen in Deutschland überhaupt<br />
machen würde. Stolz steht sie da und bewahrt das<br />
Geheimnis ihres wahren Alters…<br />
Stolz steht sie da? Das schon, ihr Wuchs wirkt dabei<br />
ein wenig eigenwillig, sie verzweigt sich schon in ungefähr<br />
einem Meter Höhe. Fachleute erklären ihren<br />
Wuchs mit einer historischen Art der Viehhaltung, der<br />
Waldweide; auch Hutewald genannt. Das Vieh wurde in<br />
den Wald getrieben, um sich hier Futter zu suchen, es<br />
ernährte sich zum Beispiel vom Laub heruntergeschnittener<br />
oder eben durch Verbiss abgetrennter Äste.<br />
Dies verschaffte Bäumen mehr Licht, gerade für Waldverhältnisse.<br />
Zudem konnten die Menschen sich im<br />
Hutewald aufwendige Rodungsarbeiten sparen, das<br />
erledigten die Tiere.<br />
Ihren Namen übrigens hat die „Friederikeneiche“ –<br />
genau wie die im Jahr 1982 umgestürzte „Amalieneiche“<br />
im beginnenden 19. Jahrhundert bekommen.<br />
Beide Bäume wurden nach den Töchtern des Großherzogs<br />
Paul Friedrich August von Oldenburg (1783 bis<br />
1853) benannt. Amalie von Oldenburg, Jahrgang 1818,<br />
heiratete später König Otto I. von Griechenland.<br />
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