27_Ausgabe 2004
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Vorwort<br />
Liebe Stadtbildleser,<br />
Urlaubszeit ist auch Lesezeit.<br />
Koffer packen und ab in den Urlaub! In diesen Stunden der<br />
Erholung darf die StadtBILDlektüre nicht fehlen.<br />
Wer nicht in den Urlaub fährt und zu Hause die schönen Stunden<br />
erleben will, dem ist ein Spaziergang bei schönem Wetter durch<br />
unsere historische Stadt zu empfehlen, um neue Eindrücke zu<br />
sammeln und viel Interessantes und Neues von Görlitz zu<br />
erfahren.<br />
So entdeckte unserer Redakteur bei einem solchen Spaziergang<br />
auf der Leipziger Straße an einer Villa eine Gedenktafel, durch<br />
die an die berühmte Görlitzer Kinderärztin Dr. med. Marie-Elise<br />
Kayser erinnert wird. Marie-Elise Kayser war die Begründerin<br />
der Frauenmilchsammelstellen.<br />
Liebe Leser,<br />
das StadtBILD will auch in den nächsten <strong>Ausgabe</strong>n historische<br />
Persönlichkeiten vorstellen. Sie können dazu auch ihre Vorschläge<br />
und Hinweise per Post oder e-mail einbringen.<br />
Viele interessante Geschichten erwarten Sie in diesem Heft, u. a.<br />
beginnen wir mit der historischen Abhandlung über das Görlitzer<br />
Theater.<br />
Viel Spaß beim Lesen ihrer Urlaubslektüre wünscht die<br />
StadtBILD-Redaktion<br />
Carl-von-Ossietzky-Str. 45<br />
02826 Görlitz<br />
Tel.: 0 35 81/ 40 13 37<br />
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http://www.stadtbild-verlag.de<br />
e-Mail:info@stadtbild-verlag.de<br />
Verantwortlicher Redakteur:<br />
Dipl.Ing. E.Oertel<br />
Redaktion:<br />
Jenny Schreier<br />
Katja Baller<br />
Layout: Jenny Schreier<br />
Katja Baller<br />
Internet: Mario Förster<br />
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Funk: 0174/ 31 93 525<br />
Druck:<br />
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Auflage: 10.000 Stück<br />
Für unverlangt eingesandte Fotos<br />
und Manuskripte wird keine<br />
Haftung übernommen.<br />
Nachdruck von Anzeigen und<br />
Layouts nur mit ausdrücklicher<br />
Genehmigung des Herausgebers.<br />
Alle Artikel sind urheberrechtlich<br />
geschützt. c Juli <strong>2004</strong><br />
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4<br />
Görlitz-Stadt der Brücken Teil 1<br />
Görlitz-Stadt der Brücken Teil 1<br />
Brücken im alten Görlitz verbanden neue<br />
Stadtteile und zugleich das aufblühende<br />
Zentrum der preußischen Oberlausitz mit<br />
den Nachbarn in Schlesien, Brandenburg,<br />
Böhmen und Sachsen.<br />
Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts beherrschte<br />
die Neißebrücke unterhalb<br />
der Peterskirche den<br />
Blick auf die alte Stadt mit<br />
ihren Mauern, Toren und<br />
Türmen vom östlichen<br />
Flussufer her. Hier hinüber<br />
führte eine der bedeutendsten<br />
Handelsstraßen zwischen<br />
Ost und West. Sie war<br />
überdacht, wurde mehrmals beschädigt und<br />
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erneuert. Der Neubau nach den napoleonischen<br />
Kriegen war breiter und ohne Dach.<br />
Am östlichen Brückenzugang erhob sich<br />
die barocke Heilig-Geist-Kirche.<br />
Nach mehrfachen Beschädigun-gen der<br />
Holzbrücke, vor allem durch das<br />
Hochwasser 1897, entschloss sich die Stadt<br />
zum Bau einer Stahlbrücke wenige Meter<br />
südlich vom bisherigen Flussübergang.<br />
Dafür mussten am Westufer Gebäude der<br />
G e i ß - l e r s c h e n<br />
Tuchfabri-ken und<br />
am Ostufer die<br />
H e i l i g - G e i s t -<br />
Kirche und ein<br />
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wurde leider nur 38 Jahre alt. Der zwischen<br />
1844 und 1847 errichtete Neiße-Viadukt<br />
machte es möglich, Görlitz ab September<br />
1847 an das preußische und das sächsische<br />
Eisenbahnnetz anzuschließen.<br />
Hiesige Baufirmen schufen aus einheimischem<br />
Granit und Sandstein ein Jahrhundertwerk.<br />
Der kühne Bau zeugte weithin<br />
vom Leistungsvermögen der Stadt. Görlitz<br />
wurde zu einem der bedeutendsten Industriestandorte<br />
der preußischen Provinz<br />
Schlesien und zum Verkehrsknoten<br />
zwischen Frankfurt/Main und Breslau,<br />
Berlin und Zittau.<br />
5<br />
Bis heute blieb der Viadukt einprägsames<br />
Symbol wirtschaftlichen Fortschritts.<br />
Die neue Fußgängerbrücke beim Eisenbahn-Viadukt<br />
(1893) war vor allem Spaziergängern<br />
willkommen, die sich gern an den<br />
kurz zuvor mit Laubbäumen bepflanzten<br />
Ufern aufhielten. Da ließen sich<br />
Neiße-Fußgängerbrücke<br />
Eisenbahn-Viadukt
6<br />
Ufern aufhielten. Da ließen sich Ausflugsgaststätten<br />
an beiden Flussseiten leichter erreichen,<br />
so der Eiskeller und die Neißeinsel,<br />
das Jägerwäldchen und die Milchkuranstalt.<br />
Über die Brückengeländer blickte<br />
man gern hinunter auf Ruderkähne und<br />
Neißepartie mit Laufsteg und Viadukt<br />
Sportboote. Auch in den Wintermonaten genossen<br />
naturverbundene Städter einen Spaziergang<br />
auf schneebedeckten breiten Uferwegen.<br />
Auf der 1893 angelegten Fußgängerbrücke<br />
südlich des Eisenbahn-Viadukts überquerten<br />
sie die dünne Eisdecke der<br />
Neiße. Eltern zogen gern die<br />
Schlitten mit den Kindern durch<br />
die verschneite Flusslandschaft,<br />
fütterten Enten und wetteiferten<br />
mit den Sprösslingen im<br />
Schneeballweitwurf.<br />
Unter den über 300 Gaststätten<br />
um 1900 war das Lokal auf der<br />
Neißeinsel bei Einheimischen<br />
und Gästen besonders beliebt.<br />
Man erreichte es über einen hölzernen<br />
Steg vom Westufer und<br />
außerdem über eine Treppe von<br />
der Fußgängerbrücke beim Viadukt.<br />
Junge Paare zog es hierher<br />
zum Tanz. Familien mit Kindern<br />
hielten Ausschau nach Ruderkähnen<br />
und Faltbooten. In<br />
den 30er Jahren zauberte die<br />
elektrische Illumination abends<br />
eine festliche Stimmung.<br />
Fortsetzung folgt<br />
Holzbrücke Neißeinsel<br />
Quelle: Dr. Ernst Kretzschmar<br />
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Die Geschichte der Freimaurer in Görlitz - Teil 3<br />
Die Geschichte der Freimaurer in Görlitz - Teil 3<br />
1862 wurden die Beschlüsse für den Erwerb<br />
eines Grundstückes (3.349 m²) und<br />
den Bau eines Logenhauses gefasst.<br />
Es wurden als Bausumme und für das<br />
Grundstück 18.000 Taler und für die Einrichtung<br />
2.000 Taler veranschlagt und auch<br />
verbraucht. Unter der Leitung des Logenmitgliedes<br />
Gustav Kiessler (Baumeister<br />
und Stadtrat von Görlitz) wurde eine Baukommission<br />
gebildet. Übrigens, Kiessler<br />
baute den Görlitzern das Stadttheater und<br />
den Eisenbahnviadukt über die Neiße. Auch<br />
beim Bau des Görlitzer Bahnhofes wirkte er<br />
mit.<br />
Am 17.04.1864 wurde durch den Großmeister<br />
der Großen Loge<br />
Royal York, Schnakenburg,<br />
in Gegenwart von<br />
mehr als 250 Brüdern<br />
aus Nah und Fern das<br />
Licht eingebracht und<br />
das 100-jährige Jubelfest<br />
des Bestehens der<br />
Loge gefeiert.<br />
1868 feierten die Görlitzer<br />
Freimaurer ein mit<br />
Sicherheit nicht so oft<br />
vorkommendes Maurerjubiläum.<br />
Dr. phil. Rudolph<br />
Flössel (emeri-<br />
7<br />
tierter Prediger aus Siegersdorf am Queiß),<br />
geboren 1783, beging sein 60-jähriges Fest<br />
der Aufnahme in den Bruderbund.<br />
Am Johannistag des Jahres 1872 kam es zu<br />
einer bedeutungsvollen Neuerung. Es wurde<br />
unter maßgeblichem Beitrag der Görlitzer<br />
Brüder durch die Große Loge Royal<br />
York eine längst fällige Statutenänderung<br />
vorgenommen. Diese betraf die Durchsetzung<br />
des Humanitätsprinzips und ermöglichte<br />
die Aufnahme nicht-christlicher Brüder<br />
in die Loge. Am 20.11.1872 wurde ein<br />
jüdischer Suchender Mitglied der Loge<br />
„Zur gekrönten Schlange".<br />
Die 70-er bis zum Ende der 80-er Jahre des<br />
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8<br />
19. Jahrhunderts waren die Jahre der Juristen<br />
unter den Stuhlmeistern. Unter Eduard<br />
Strützki (Königlicher Kreisrichter von Görlitz)<br />
und August Reimann (Landgerichtsdirektor)<br />
entwickelte sich die Loge auch in<br />
quantitativer Hinsicht außerordentlich gut.<br />
So war den Unterlagen für das Jahr 1877 die<br />
Mitgliederzahl von 197 zu entnehmen.<br />
Aber auch die folgende Zeit war für die Loge<br />
sehr erfolgreich. Fleißig arbeiteten die<br />
Schlangenbrüder. Es war keine Seltenheit,<br />
dass in einem Jahr 8 Suchende und mehr<br />
aufgenommen wurden. Damit stieg aber<br />
auch die finanzielle Kraft der Loge. Das hatte<br />
natürlich auch Auswirkungen auf die Stiftungen.<br />
In den Halbjahresberichten Ende<br />
des 19. Jahrhunderts ist zu lesen, dass aus<br />
der Armenkasse und aus der Witwen- und<br />
Waisenkasse halbjährlich stets mehr als<br />
2.000 Mark ausgezahlt wurden.<br />
Und man beschäftigte sich auch mit „großen"<br />
Problemen. So mahnten die 6 Kegelklubs<br />
unserer Loge dringendst an, dass die<br />
Kegelbahn im Keller des Logenhauses wieder<br />
in einen gebrauchsfähigen Zustand versetzt<br />
wird. „Probleme" gab es offensichtlich<br />
auch mit den aus heutiger Sicht beachtlichen<br />
Weinvorräten. 300 Flaschen waren als<br />
Vorrat zu wenig.<br />
Am 26.04.1914 wurde in Gegenwart von<br />
268 Brr. aus 17 Logen das 150. Stiftungsfest<br />
gefeiert. Nach der formellen Hammerübergabe<br />
an den Zugeordneten Großmeister der<br />
Großen Loge Royal York gab dieser dem<br />
Meister vom Stuhl Hugo Feustel den Auftrag,<br />
die Leitung der Festarbeit fortzusetzen.<br />
Die Zeit der Inflation hat die Loge relativ<br />
gut überstanden. Das wurde jedenfalls mit<br />
Stolz berichtet. 1928 waren in der Mitgliederliste<br />
290 Brr. aufgeführt.<br />
Am 29.06.1930 übernahm der Görlitzer<br />
Rechtsanwalt und Notar, Dr. Alwin Glätzner<br />
den ersten Hammer der Loge von Hugo<br />
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Feustel. Ahnte er damals schon, dass er für<br />
die nächsten 6 Jahrzehnte der letzte Meister<br />
vom Stuhl sein wird?<br />
Mit einer Verbots-Verfügung der Nazis<br />
wurden alle deutschen Freimaurer gezwungen,<br />
ihre Loge aufzulösen. Deshalb haben<br />
die Görlitzer Freimaurer beschlossen, ihr<br />
Grundstück zu verschenken.<br />
Unter dem Datum <strong>27</strong>.01.1932 ist die letzte<br />
Eintragung im Buch der Beschlüsse der<br />
Meisterschaft zu lesen. Es ging um die Herabsetzung<br />
des Armenbeitrages auf 20<br />
Pfennig. Mindestens die letzten 10 Seiten<br />
dieses Buches sind herausgetrennt worden.<br />
Am 05.04.1933 erfolgte der letzte Eintrag<br />
im Protokollbuch des Beamtenrates. Es<br />
wurde der Beschluss gefasst, das „Stiftungsfest<br />
am 23.04. und alle anderen Arbeiten<br />
zunächst ausfallen zu lassen" und das<br />
dem Logenhausverwalter Erich Spitzbarth<br />
für den entgangenen Lohn eine Entschädigung<br />
gezahlt wird.<br />
Im Anwesenheitsbuch ist unter dem 26.04.<br />
1933 vermerkt, dass 61 Mitglieder die letzte<br />
Logenversammlung durchführten.<br />
Am <strong>27</strong>.10.1934 wurde vor dem Görlitzer<br />
Notar Wedel zwischen dem Vorstand der<br />
Loge und dem Evangelischen Parochialverband<br />
Görlitz ein Vertrag geschlossen. Der §<br />
1 lautet: „Die Loge schenkt der Kirche ihr<br />
Grundstück Kahle 21 in Görlitz, die Kirche<br />
9<br />
nimmt diese Schenkung an." Am 04.10.<br />
1935 wird grundbuchmäßig die Auflassung<br />
erklärt.<br />
Nach 58 Jahren kam es wieder zu freimaurerischen<br />
Aktivitäten. Im Zusammenhang mit<br />
der Städtepartnerschaft Wiesbaden-Görlitz<br />
hielt im Dezember 1993 entsprechend eines<br />
Beschlusses der Wiesbadener Logen der damalige<br />
Meister vom Stuhl Loge „Plato zur<br />
beständigen Einigkeit", Horst Stange, in der<br />
Gaststätte „Zur Drehscheibe" einen Vortrag.<br />
Mit freimaurerischer Beständigkeit wurde<br />
von den Wiesbadener Freimaurern die Entfernung<br />
von 600 km zwischen Wiesbaden<br />
und Görlitz überwunden. Im Laufe der Jahre<br />
sind dann aus den ursprünglich maurerischen<br />
Kontakten teilweise herzliche persönliche<br />
und familiäre Verbindungen entstanden.<br />
Im September 1994 wurden in Wiesbaden<br />
die ersten 4 Görlitzer Suchenden in den<br />
Bund der Freimaurer aufgenommen.<br />
Im „Landhotel" von Markersdorf (dieses<br />
betrieb der Wiesbadener Freimaurer Bernhard<br />
v. Hüllesheim) erfolgte im Dezember<br />
1994 die Gründung des Vereins „Zur gekrönten<br />
Schlange".<br />
Fortsetzung folgt<br />
Quelle: Herr Wenske, Görlitzer Freimaurer-Loge<br />
“Zur gekrönten Schlange”<br />
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10<br />
Die Kapelle der Galgengasse von 1842<br />
Die Kapelle der Galgengasse von1842<br />
An dem steilen Ufer der Neiße unter der<br />
Rothenburger Straße, der ehemaligen Galgengasse,<br />
wo die Goldgrube lag, stand<br />
oberhalb der Straße unweit tiefer Stelle eine<br />
alte Kapelle. An sie knüpfen sich mehrere<br />
Sagen, von denen die folgende die<br />
bekannteste ist:<br />
Als Georg Emmerich aus dem heiligen<br />
Lande zurückkehrte, sandte er zwei seiner<br />
Diener voraus, seine Unterkunft<br />
in Görlitz zu melden. Einer der<br />
Diener war ein böser Mensch<br />
und fing mit dem andern, der die<br />
Kostbarkeiten seines Herren<br />
trug, Händel an. Da er aber nichts<br />
ausrichten konnte, ritt er nach<br />
Görlitz voraus, wo er sich vor<br />
dem Tore Gesicht und Hände<br />
zerkratzte, so das er aussah als<br />
sei er unter Mördern gewesen. In<br />
dieser Gestalt ging er zum<br />
Rathaus und gab an, der andere<br />
Diener habe seinen Herren<br />
geschlagen, er selbst sei von ihm<br />
blutig geschlagen und wie tot<br />
niedergefallen. Er habe sich<br />
jedoch wieder erholt und sei auf<br />
Umwegen in die Stadt gekommen.<br />
Auf diese Erzählung hin sandte<br />
der Rat Gerichtsdiener aus, die den unschuldigen<br />
Diener fingen und zur Stadt führten.<br />
Da er vor Gericht sehr erschrak und auch die<br />
Kleinodien bei sich hatte, glaubte man dem<br />
falschen Knechte und machte dem Unschuldigen<br />
kurzen Prozess, wonach er an dem<br />
Galgen hängen werden sollte. Am folgenden<br />
Tag wurde er früh morgens hinaus zum<br />
Galgen geführt.
Herr Emmerich war in dessen auch heran<br />
gekommen und als er auf die Höhe hinter<br />
Reichenbach kam, hörte er das Geläute der<br />
Görlitzer Glocken. Als er nun nach der<br />
Ursache fragte und die ganze Geschichte<br />
vernahm, gab er seinem Pferde die Sporen<br />
und jagte so schnell er konnte auf Görlitz<br />
zu. Auf der Galgengasse angekommen, wo<br />
heute die Kapelle steht, brach ihm sein<br />
Pferd unter dem Leibe zusammen. Der<br />
totgeglaubte Emmerich wurde erkannt, der<br />
unschuldige Diener, der den Strick schon<br />
um den Hals hatte, freigegeben und der<br />
falsche Ankläger statt seiner an den Galgen<br />
gehängt. Emmerich aber ließ an dieser<br />
Stelle eine Kapelle errichten, diese Geschichte<br />
auf Leinwand malen und in der<br />
Klosterkirche aufhängen. Das Bild war dort<br />
angeblich noch im Jahre 1832 zu sehen.<br />
Eine andere Sage erzählt von zwei Handwerksburschen<br />
aus Görlitz, der eine reich,<br />
der andere arm, aber beide gute Freunde,<br />
die auf Wanderschaft zogen. Nach vielen<br />
Jahren kam vom Rhein die Nachricht, das<br />
dort ein Handwerksbursche erschlagen sei,<br />
den die Beschreibung als den Reichen<br />
erkennen lies. Gleichzeitig sei ein anderer<br />
Görlitzer Handwerksbursche schnell fortgewandert.<br />
Auf diesen lenkte sich der<br />
Verdacht. Da dieser nun vorzeitig zurück<br />
13<br />
kam und auch die Uhr des Freundes bei sich<br />
trug, wurde er als dessen Mörder angesehen.<br />
Unter starker Folter wurde sodann von ihm<br />
ein Geständnis erpresst. Als der Verurteilte<br />
nun zur Richtstätte geführt wurde, kam auf<br />
eilendem Pferde der reiche Freund, der<br />
unterwegs die Kunde von dem Unglück<br />
gehört hatte, angesprengt und rettete so im<br />
letzten Augenblicke dem vermeintlichen<br />
Mörder vor dem Tode.<br />
Zur Erinnerung an diese Begebenheit und<br />
als Dankopfer für Gottes Fügung wurde<br />
dann diese Kapelle erichtete.<br />
Noch zwei weitere Bericht, der eine vom<br />
Jahre 1589, der andere vom Jahre 1671,<br />
geben andere Ursachen ihrer Errichtung an.<br />
Verschwunden ist jene alte Kapelle, als der<br />
Straßenbau das Gelände änderte.<br />
Die Kreuzigungsgruppe ist im Jahre 1852<br />
der Kapelle entnommen und in die Nische<br />
der Futtermauer unter dem Hause Rothenburger<br />
Straße 18 versetzt worden, die aber<br />
heute leider nicht mehr zu sehen ist.<br />
Quelle: Prof. Feyerabend<br />
Hier könnte die<br />
Stelle gewesen<br />
sein, wo sich einst<br />
die Kreuzigungsgruppe<br />
befand.<br />
OHG
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14<br />
Das Naturkundemuseum Teil 2<br />
Das Naturkundemuseum Teil 2<br />
Das neu erworbene Gebäude neben dem<br />
Reichenbacher Turm erhielt den Namen<br />
“Lenardhaus”. Die Naturforschende Gesellschaft<br />
nutzte den großen Saal für ihre<br />
Vorträge und weitere Räume für die Unterbringung<br />
von Teilen der Sammlung. Im Jahre<br />
1946 wurde das Haus in “Humboldthaus”<br />
umbenannt. Während<br />
des Zweiten Weltkrieges<br />
waren kaum Verluste<br />
zu beklagen und<br />
auch in den Wirren<br />
des Kriegsendes<br />
blieben<br />
glücklicherweise<br />
fast alle<br />
Sammlungen<br />
des Museums<br />
erhalten, da der<br />
sowjetische Kommandant<br />
der Stadt die<br />
Museumsgebäude von<br />
Soldaten überwachen ließ. Organisatorisch<br />
brachte das Ende des Zweiten<br />
Weltkrieges jedoch grundlegende Veränderungen.<br />
Die Naturforschende Gesellschaft<br />
wurde aufgelöst und im Februar 1946 erhielt<br />
Otto Frömelt den Auftrag, die Interessen<br />
des Naturkundemuseums wahrzunehmen.<br />
Es bildete sich ein Kuratorium, das bis<br />
zur Übernahme des Gesellschaftseigentums<br />
durch die Stadt Görlitz die Geschicke des<br />
Museums lenkte. Im Jahre 1950 wurde Dr.<br />
Traugott Schulze als hauptamtlicher Direktor<br />
eingesetzt. Jetzt war der Fortbestand des<br />
Naturkundemuseums gesichert. Schulze<br />
nutzte seine politischen und wissenschaftlichen<br />
Kontakte, um die Aufnahme<br />
des Museums in<br />
die Liste der Museen<br />
des Staatssekretariats<br />
für das<br />
H o c h - u n d<br />
Fachschulwesen<br />
zu erreic<br />
h e n , w a s<br />
1953 gelang.<br />
Damit konnte<br />
die lange Tradition<br />
der naturwissenschaftlichen<br />
For-<br />
Ausstellungsraum<br />
schung am Museum wieder<br />
aufgenommen werden.<br />
Mit dem Umbau des Hauptgebäudes wurden<br />
1954 die Läden im Erdgeschoss entfernt<br />
und das gesamte Gebäude von nun an als<br />
Museum genutzt.<br />
Zwischen 1953 und 1959 wechselte die Leitung<br />
des Museums mehrfach. Mit der Übernahme<br />
des Direktorats durch Prof. Dr. Wolf-<br />
Das Hotel im Grünen<br />
Wir organisieren für Sie:<br />
• Seminare und Schulungen<br />
• Hochzeiten, Jubiläumsfeiern jeglicher Art<br />
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Sächsische Schweiz, nach Dresden,<br />
in den Spreewald oder ins Zittauer Gebirge.<br />
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sowie für sportliche Höhepunkte<br />
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ram Dunger im Jahre 1959 entwickelte sich<br />
das Museum kontinuierlich zu einer international<br />
bedeutenden Forschungsstelle mit<br />
Spezialisierung auf die Bodenzoologie. Zur<br />
Unterbringung der wertvollen Sammlungen<br />
erwarb das Museum 1977 ein Gebäude<br />
hinter dem Humboldthaus, das heutige<br />
Reinhard-Peck-Haus. Im Zuge der Wiedervereinigung<br />
wurde das Museum im Februar<br />
1991 zum Landesmuseum des Freistaates<br />
Sachsen. Mit der Neueinrichtung der Bibliothek<br />
neben dem Hauptgebäude kam 1995<br />
ein weiteres Haus hinzu, das heute die<br />
größte naturwissenschaftliche Fachbiblio-<br />
Quelle: Staatliches Museum<br />
für Naturkunde Görlitz<br />
thek der Oberlausitz beherbergt. Seit Oktober<br />
1995 leitet Prof. Dr. Willi Xylander das<br />
Staatliche Museum für Naturkunde Görlitz.<br />
In den vergangenen Jahren profilierte sich<br />
das Museum zu einer modernen Forschungseinrichtung<br />
mit mehr als 80 Beschäftigten.<br />
Im Oktober 1999 kam das<br />
Wolfram-Dunger-Haus (Grüner Graben/<br />
Ecke Sonnenstraße) hinzu. Hier sind die bodenzoologischen<br />
und malakologischen<br />
Sammlungs- und Forschungsbereiche untergebracht.<br />
Das Naturkundemuseum am Marienplatz<br />
wurde von 1999 bis 2003 grundlegend<br />
saniert und ist seit November 2003 wieder<br />
für Besucher geöffnet.<br />
Fortsetzung folgt<br />
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Der Name Otto Müller verbindet sich mit<br />
der bisher bedeutendsten Blütezeit der<br />
Stadt Görlitz im späten 19. und frühen 20.<br />
Jahr-hundert. Vor 175 Jahren, am 3. Juni<br />
1829, wurde Otto Müller in Chemnitz<br />
geboren. Seine Lehrzeit führte ihn nach<br />
Halle. 1852 gründete er seine Firma in<br />
Chemnitz. Er spezialisierte sich auf die<br />
Herstellung von Schirmseide (Gloria-Seide<br />
aus Kammgarn und Seide) und von<br />
Futterstoffen. Das Un-ternehmen gehörte<br />
bald zu den führenden dieser Branche in<br />
Europa und exportierte in alle Weltteile.<br />
1866 entstand die Weberei in Seidenberg,<br />
1873 folgte dort eine Färberei. 1880 kam<br />
eine Weberei in Ebersdorf in Böhmen<br />
hinzu, die 1892 um eine Färberei ergänzt<br />
wurde.<br />
1880 übersiedelte die Familie Müller nach<br />
Görlitz, Schützenstraße 7. Kontor und<br />
Lager kamen ebenfalls hierher, und<br />
1889 wurde links neben dem<br />
Wohnhaus das neue Geschäfts- und<br />
Lagerhaus in Betrieb genommen.<br />
1883 wurde Otto Müller<br />
preußischer Staatsbürger. In<br />
diesen Jahrzehnten stür-mischen<br />
wirtschaftlichen Auf-schwungs<br />
war Otto Müller eine der<br />
bedeutendsten und erfolgreichsten<br />
Unternehmerpersön-lichkeiten in<br />
Görlitz. Aus der glücklichen Ehe mit<br />
Elisabeth Wagner (1838-1913) gingen fünf<br />
Söhne und drei Töchter hervor.<br />
Leben<br />
wie<br />
Gott<br />
in<br />
Sachsen.<br />
Otto Müller
der Firma, Otto jun. in Görlitz, Richard in<br />
Seidenberg.<br />
Otto Müller war nicht nur angesehener<br />
Unternehmer und vorbildlicher Familienvater.<br />
Er übernahm auch zahlreiche Ehrenämter,<br />
um sich für das Vaterland, für die<br />
Stadt und für seine Berufskollegen<br />
einzusetzen. Bereits 1883 war er Mitglied<br />
der Handelskammer. 1886 berief man ihn in<br />
das Komitee der Schlesischen Musikfeste.<br />
1889 wählten ihn seine Mitbürger in das<br />
Stadtverordneten-Kollegium, dem er 18<br />
Jahre lang angehörte. 1901 erhielt er das<br />
Amt eines Handelsrichters. Seine Verdienste<br />
um das Gemeinwohl fanden vielseitige<br />
Anerkennung. Der Ernennung zum<br />
Kommerzienrat 1893 folgte 1902 die<br />
Verleihung des Titels Geheimer Kommerzienrat.<br />
Roter-Adler-Orden IV. Klasse<br />
Stadtbibliothek Jochmannstr. um 1925<br />
17<br />
Lesesaal der Stadtbibliothek<br />
(1905) und Wilhelm-Orden (1906) waren<br />
die höchsten Ehrungen durch Kaiser und<br />
König Wilhelm II.. Ebenfalls 1906 wählten<br />
ihn die Stadtverordneten zum Ehrenbürger<br />
der Stadt Görlitz, und 1907 folgte die Straßenbenennung<br />
Otto-Müller-Straße, die zwischen<br />
der Struvestraße und dem Firmensitz<br />
und Wohnhaus des Geehrten lag. Einen beträchtlichen<br />
Teil seines Vermögens stiftete<br />
Otto Müller für kulturelle und soziale Vorhaben<br />
in der Stadt. Zeugnisse dieser Wohltätigkeit<br />
blieben bis heute sichtbar und<br />
wirksam. Durch Stiftungen förderte er den<br />
Bau der Lutherkirche und die Ausstattung<br />
des Kaiser-Friedrich-Museums (Ruhmeshalle).<br />
Für die städtischen Parkanlagen<br />
kaufte er den Südpark (heute zwischen<br />
Louis-Braille-Straße und Feuerlöschgerätewerk),<br />
der später seinen Namen erhielt.<br />
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18<br />
Vor allem mit den Stiftungen für Bau und<br />
Ausstattung der Städtischen Volksbücherei<br />
und Lesehalle an der Jochmannstraße<br />
(heute Stadtbibliothek), eingeweiht 1907,<br />
errichtete er sich ein bleibendes Denkmal.<br />
Nach seinem Wunsch sollte damit vor allem<br />
den Industriearbeitern, den bürgerlichen<br />
Mittelschichten und der Jugend der Zugang<br />
zu guter Literatur erleichtert werden. Noch<br />
heute findet dieser formschöne und zweckmäßige<br />
Jugendstilbau seine Bewunderer.<br />
Mit weiteren Zuwendungen unterstützte<br />
Otto Müller notleidende Kaufmannswitwen,<br />
Ferienkolonien armer Kinder, das<br />
Frauenheim sowie den Gustav-Adolf-<br />
Verein, den Verein der Musikfreude und den<br />
Kunstverein der Lausitz. Seine Mitarbeit,<br />
zumeist in leitenden Positionen, widmete er<br />
dem Militärverein, dem Verband reisender<br />
Kaufleute, dem Kunstverein und dem<br />
Kunstgewerbeverein, dem Verkehrsverein<br />
(Ehrenvorsitzender) und dem Schwimmverein<br />
1906. Als glaubenstreuer evangelischer<br />
Christ wirkte er im Gustav-Adolf-<br />
Verein und im Vorstand des Bezirksvereins<br />
Frauenkirche. Otto Müller starb am<br />
26.April 1908 in Görlitz. Sein Grab findet<br />
man auf dem städtischen Friedhof, Spuren<br />
seines Wirkens jedoch überall in unserem<br />
Alltag. Es war ein Leben aller Ehren wert.<br />
Dr .Ernst Kretzschmar<br />
Grabanlage von Otto Müller<br />
auf dem Städtischen Friedhof
Bruno Willenberg<br />
Bruno Willenberg<br />
Der letzte schlesische Blasebalgbauer in Görlitz<br />
geb. 18.11.1872, gest. 18.07.1945<br />
“<br />
Oberlausitzer Tagespost”<br />
vom 25./<br />
26. Februar 1939:<br />
“Frischer Ledergeruch umfing den Besucher,<br />
der die saubere Werkstatt des Blasebalgbauers<br />
betrat. Allerhand Werkzeug lag<br />
auf den Tischen oder hing an den Wänden.<br />
Der alte Meister legte gerade einen fertigen<br />
Blasebalg aus den Händen, als wir eintraten.<br />
“Was wollen Sie denn?” meinte er, wobei<br />
ein wehmütiger Zug über sein Gesicht<br />
glitt, “das ist doch ein sterbendes Handwerk.<br />
Vor Jahren gab es in Breslau noch einen<br />
Blasebalgbauer, aber jetzt bin ich in<br />
Schlesien der einzige.” Wieviel Blasebalgbauer<br />
es noch in Deutschland gibt, konnte<br />
er nicht sagen; aber mehr wie ein halbes<br />
Dutzend sind es bestimmt nicht. Wie so viele<br />
Handwerke, vererbte sich auch das handwerkliche<br />
Herstellen von Blasebälgen innerhalb<br />
der Familie fort. So hatte schon der<br />
Vater des letzten Blasebalgbauers, der in<br />
der Nikolaistraße seine Werkstatt hat, dieses<br />
Handwerk ausgeübt. Ist denn das Blasebalgbauen<br />
überhaupt als selbständiges<br />
Handwerk zu werten? Diese Frage könnte<br />
19<br />
b e i m L a i e n<br />
auftauchen, nicht<br />
aber bei dem, der<br />
sich einmal der Mühe unterzogen hat, einen<br />
Blasebalg-bauer bei seiner Arbeit zu<br />
besuchen.<br />
Unser Meister fertigt die Blasebälge - es<br />
handelt sich zumeist um Tretbeläge für<br />
Goldarbeiter und Zahntechniker - aus rohem<br />
Material selbst an. Aus dem Holz<br />
schneidet er sich die passenden Bretter zurecht,<br />
aus dem rohen Eisen schmiedet und<br />
feilt er die Scharniere und Beschläge. Es ist<br />
also nicht so, wie man vielleicht denken<br />
könnte, dass der Blasebalgbauer die einzelnen<br />
hierzu erforderlichen Bestandteile bezieht<br />
und sie dann nur zusammensetzt. Eine<br />
ganz besondere Behandlung macht der eigentliche<br />
Balg, das Leder durch. Aus einem<br />
Stück Kernleder werden zunächst die erforderlichen<br />
Teile geschnitten. Das Zurichten<br />
dieser Teile erfordert besondere Sorgfalt.<br />
Sie müssen fest und doch weich sein, damit<br />
sie sich beim Auf- und Zugehen des Blasebalges<br />
in die richtigen Falten legen. Ehe sich<br />
nun dieses kernfeste Leder den vorgeschriebenen<br />
Falten fügt, muss es gewaltig in<br />
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20<br />
innen gehenden Falten sich nach außen<br />
drücken. Der Balg besteht aus einem einzigen<br />
Lederstück und ist nicht aus einzelnen<br />
Teilen in den Falten zusammengefügt. So<br />
ein Blasebalg ähnelt bekanntlich einer<br />
Ziehharmonika. Bei seiner Benutzung weiten<br />
sich die Falten und legen sich wieder zusammen.<br />
Es sind schon so viele Handwerke<br />
der Entwicklung zum Opfer gefallen.<br />
Auch das des Blasebalgbauers<br />
Nikolaistr. 3<br />
wird mit der jetzigen Generation aussterben.<br />
Es lernt niemand mehr dieses Handwerk.<br />
Wozu auch? Es werden ja keine Blasebälge<br />
mehr gebraucht mit Ausnahme der<br />
Tretbälge, die unser Meister noch anfertigt.<br />
Und auch hier ist es eine Frage der Zeit, ob<br />
nicht die Entwicklung auch die letzten der<br />
sich noch im Gebrauch<br />
befindlichen Bälge übrigmacht.<br />
Ja, das war<br />
noch eine gute Zeit für<br />
das Handwerk, in der<br />
eine Schmiede ohne<br />
den bekannten großen<br />
Blasebalg nicht denkbar<br />
war. Wenn auch die<br />
Schmiede sich noch des<br />
alten vorhandenen Blasebalges<br />
bedienen, so<br />
wird sich heute kein<br />
Schmied mehr einen<br />
neuen Blasebalg bauen<br />
lassen, denn wie überall, erfolgt auch hier<br />
das Anblasen des Feuers elektrisch oder auf<br />
andere mechanische Art und Weise. Auch<br />
die Blasebälge, die früher in den Buchdrukkereien<br />
zum Ausblasen der Setzkästen verwendet<br />
wurden, sind längst überholt. So ist<br />
heute von dem vielseitigen Handwerkszweig<br />
des Blasebalgbauers nur ein winziger<br />
Teil übriggeblieben. Und dieser letzte Teil
ist kaum imstande, seinen Mann zu ernähren.<br />
Man kann es verstehen, dass es einen<br />
alten Meister, der sein Handwerk liebt, traurig<br />
stimmt, wenn er sieht, dass Technik und<br />
Erfindung seinen Beruf zernagen. Aber wir<br />
stehen nun einmal mit beiden Füßen in der<br />
Welt und wissen, dass Entwicklung Fortschritt<br />
bedeutet. So bedauerlich es auch ist,<br />
dass das Lebenslicht des Blasebalgbauerhandwerks<br />
nur noch ganz leise aufflackert<br />
und kurz vor dem<br />
Verlöschen steht, so<br />
sind sentimentale<br />
A n w a n d l u n g e n<br />
nicht am Platze. Wir<br />
alle müssen lernen,<br />
immer und immer.<br />
Die Zeit, in der wir<br />
leben, erfordert es.<br />
Auch unser Blasebalgbauer<br />
hätte gern<br />
umgelernt. Aber wenn man stark auf die<br />
Siebzig zugeht, ist ein Umlernen schlecht<br />
möglich. Wir wünschen ihm, dass es ihm<br />
vergönnt sein möge, als der Letzte seines<br />
Berufs in unserer Heimatprovinz noch viele<br />
Jahre in seiner stillen Werkstatt sein ihm<br />
lieb gewordenes Handwerk auszuüben.”<br />
Seine Befürchtungen, dass sein Handwerk<br />
aussterben wird und das die diversen Blase-<br />
21<br />
Handwerk und der Industrie verschwinden<br />
und durch elektrisch betriebene Gebläse ersetzt<br />
werden, bestätigt sich zunächst nicht.<br />
Bruno Willenbergs Neffe, Walter Schulz,<br />
damals wohnhaft in Leipzig, übernimmt<br />
von 1945 bis 1947 die Firma und die Geschäftsleitung,<br />
bis er sie am 14.07.1947 an<br />
Klara Willenberg, Bruno Willenbergs Ehefrau,<br />
übergibt. Sie führt das Geschäft bis<br />
1948 - wie aus der aufgefundenen Korrespondenz<br />
zu entnehmen<br />
war. So konnte<br />
eine umfangreiche<br />
Adressenliste zus<br />
a m m e n g e s t e l l t<br />
werden von Werken,<br />
Firmen und Betrieben,<br />
von Genossenschaften<br />
und Personen,<br />
mit denen die<br />
Bruno und Klara Willenberg<br />
Willenbergs in Verbindung<br />
standen. Nachfragen nach verschiedenen<br />
Blasebalgtypen, zahlreiche<br />
Aufträge, die Probleme der Nachkriegszeit,<br />
wie Materialsorgen, Materialbeschaffung<br />
und Zuteilungsschwierigkeiten bilden den<br />
Inhalt der aufgefundenen Schreiben. Ab<br />
1948 gibt es keine weiteren Informationen<br />
über die Firma Bruno Willenberg und Nachfolgerbälge<br />
durch den Fortschritt völlig aus dem Quelle: Zirkel Görlitzer Heimatforscher e. V.<br />
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22<br />
Biographie von Gisela Welp<br />
Biographie von Gisela Welp<br />
Gisela Welp ist in Görlitz geboren und trat<br />
auf verschiedene Weise in die Öffentlichkeit<br />
- mit Federzeichnungen aus ihrer Heimat<br />
und der weiten Welt, mit Aquarellen,<br />
mit Batik-Arbeiten sowie Farb-Dia-Serien<br />
und Vorträgen.<br />
Schon im Gymnasium wandte sie sich mit<br />
besonderer Vorliebe der Natur, vor allem<br />
der Botanik und der Malerei zu. Sie hatte<br />
das besondere Glück, die Kunsterzieher<br />
Otto Engelhardt-Kyffhäuser und Herbert<br />
von Hoerner zu haben, die ihre Liebe zur<br />
Malerei weckten. 1946 wurde sie von den<br />
polnischen Autoritäten ausgewiesen, und<br />
es verschlug sie nach Schleswig-Holstein.<br />
Durch ihre Heirat kam sie 1954 nach Recklinghausen,<br />
das ihr zur zweiten Heimat wurde,<br />
und wo sie sich sehr wohl fühlt.<br />
Ihr stetes Anliegen ist es, auch den Recklinghäuser<br />
Bürgern die Schönheit ihrer Heimat<br />
näher zu bringen. Ein Bewunderer ihrer<br />
Kunst sagt: “Es sind Klänge der Sehnsucht,<br />
und die Bilder drücken die Liebe zur Heimat<br />
aus.”<br />
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23<br />
schen Osten aus. Neben ihren heimatlichen<br />
Bildern locken immer wieder Motive aus<br />
fernen Ländern, die sie auch gern bereist.<br />
Anlässlich ihrer Bilderausstellung in Recklinghausen<br />
konnte man den versuchten und<br />
geglückten Brückenschlag von der angestammten<br />
zur neuen Heimat erkennen.<br />
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Trotz ihrer Familie, 3 Söhne, und vieler Ehrenämter<br />
- sie reichen vom Vorsitz des<br />
Recklinghäuser Schlesier-Vereins bis hin<br />
zur Bezirksvorsitzenden von Münster -<br />
bleibt ihr noch Zeit für kleine schriftstellerische<br />
Arbeiten. Sie sucht und findet kulturelle<br />
und historische Parallelen von der Heimat<br />
bis hin nach Recklinghausen. U. a. arbeitete<br />
sie aus dem Vestischen Archiv die<br />
interessanten geschichtlichen Beziehungen<br />
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24<br />
Görlitz schreibt Friedensfahrtgeschichte II<br />
Görlitz schreibt Friedensfahrtgeschichte II<br />
Im ersten Teil unserer Görlitzer Friedensfahrtgeschichte<br />
endeten wir mit dem Sieg fahrer zum Duschen in das Freisebad und<br />
Transport mit Pendelbussen für die Renn-<br />
der Radsportlegende Täve Schur, 1956. danach ins Hotel.<br />
Weitere Etappensieger in Görlitz: Zum Abendessen ging es erneut mit Pendelbussen<br />
in die Stadthalle.<br />
•1957 Butzen/Belgien<br />
•1958 + 1963 Kapitonow/UdSSR Kurzfristig wurde Görlitz in die 57. Internationale<br />
Friedensfahrt mit einbezogen. Am<br />
•1971 Czechowski/Polen<br />
•1973 Thomas Huschke/DDR<br />
12. Mai <strong>2004</strong> war unsere Stadt Startort zur<br />
Um im Organisationsbüro die notwendigen fünften Etappe nach Wroclaw/Polen. Die<br />
Vorbereitungen zu den Rennen mit zu Stadt Görlitz hatte ohne zu zögern ihre Unterstützung<br />
zugesagt. Ursprünglich, sollten<br />
treffen, wurde unter anderem auch ich vom<br />
Görlitzer Maschinenbau entsprechend von die Radsportler in Bischofswerda starten.<br />
der Arbeit freigestellt.<br />
1973 war Görlitz letztmals Etappenziel und<br />
danach lediglich Durchfahrtsort, so auch im<br />
Jahre 2000 mit Etappenziel in Zgorzelec,wo<br />
sich Danilo Hondo/Team Telekom<br />
bare Friedens-<br />
Unverwechsel-<br />
den Tagessieg holte.<br />
fahrt: 1957 in<br />
Das Görlitz als Etappenort nicht mehr<br />
Görlitz lieh sich<br />
berücksichtigt wurde, hatte nicht an den<br />
der Däne Martin<br />
Zuschauern gelegen. Selbst als das Ziel<br />
Paulsen nach<br />
vom Obermarkt in das Stadion der Freundschaft<br />
verlegt wurde, war die Begeisterung<br />
zerhand das Rad<br />
einer Panne kur-<br />
sehr groß. Die Rennfahrer waren noch nicht<br />
einer Zuschauerin<br />
und fuhr<br />
einmal gestartet, da war das Stadion bereits<br />
voll besetzt. Auch die Hotels wurden<br />
damit über die<br />
regelrecht umlagert und man bekommt heut<br />
Ziellinie<br />
noch eine Gänsehaut, wenn man in den<br />
Erinnerungen schwelgt.<br />
Viel zu zeitaufwendig und stressig ging der<br />
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Aufgrund von Bauarbeiten wäre die Tagesstrecke<br />
auf rund <strong>27</strong>0 km ange-wach-sen.<br />
Der Ehrenstart wurde auf dem Obermarkt<br />
vollzogen und 200m vor dem Grenzübergang<br />
zu Polen erfolgte der “Scharfe Start”.<br />
Aber die Tradition des Radsportes ist äusserst<br />
vielschichtig. So trugen die Post-Radsportler<br />
in diesem Jahr am 20.Juni <strong>2004</strong> das<br />
69. tradtionelle Radrennen “Rund um die<br />
Landeskrone” aus.<br />
Ein Vereinsmitglied der Postsportler, der<br />
sehbehinderte Görlitzer Bernd Helwig will<br />
in diesem Jahr bei den Paralympics in Athen<br />
starten.<br />
In den Disziplinen 200-Meter-Sprint, 1000-<br />
Meter-Einzelzeit-fahren<br />
und 4000-Meter-<br />
Verfolgung brachte<br />
dieses “Blinde Verständnis”<br />
die Deutschen<br />
Vizemeistertitel.<br />
Der Lohn dieses<br />
überraschenden Erfolges:<br />
die Nominierung<br />
für die Nationalmannschaft<br />
und damit auch<br />
die Welttitelkämpfe.<br />
Vorausschauend auf<br />
das Jahr 2005 stehen<br />
zwei Jubiläen bevor:<br />
100 Jahre Radsport<br />
i<br />
25<br />
n Görlitz und die 70. Austragung “Rund<br />
um die Landeskrone”mit Durchführung<br />
einer Deutschen Meisterschaft.<br />
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26<br />
100 Jahre Fechten in Görlitz - Teil 2<br />
100 Jahre Fechten in Görlitz - Teil 2<br />
Als sich 1920 ein neuer Fechtkreis mit den<br />
Fechtern “Lamprecht” aus Magdeburg und<br />
“Heinrich” aus Mittweida bildete, ging es<br />
wieder voran.<br />
Lamprecht übernahm die Florettabteilung,<br />
Heinrich den leichten und den schweren Säbel.<br />
1921 nahmen die Görlitzer Fechter<br />
erstmals an einem Turnier teil. Es gab eine<br />
herbe Pleite und man merkte, das man noch<br />
viel üben müsste. Aus diesem Grund nahm<br />
man Kontakt nach Bautzen und Dresden<br />
auf, um gemeinsam zu Fechten. Das harte<br />
Der ATB 1847<br />
Görlitz stellte<br />
e i n e M a n n -<br />
schaft, die sich<br />
Training lohnte sich. 1924 errang Heinrich<br />
im Sonnwend- Waffengang in Dresden den<br />
ersten Sieg für einen Görlitzer Fechter.<br />
Durch verschiedene Turnierteilnahmen und<br />
spezielle Kurse verbesserte sich die Technik<br />
der Abteilung und brachte neue Anregungen.<br />
Das Jahr 1926 brachte Differenzen mit der<br />
Kreisleitung, und so durften die Görlitzer<br />
Fechter ein Jahr lang an keinem Görlitzer<br />
Turnier teilnehmen. Diese Zeit nutzte man<br />
zur Weiterbildung. 19<strong>27</strong> bis 1928 erkämpfte<br />
sich die Fechtabteilung<br />
die<br />
führende Stellung<br />
in Schlesien.<br />
Sie setzten<br />
ihren Siegeszug<br />
um 1930 in der<br />
Region weiter<br />
fort. 1935 wurde<br />
um den Wanderpreis<br />
des<br />
TCG - Breslau<br />
gefochten.<br />
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028<strong>27</strong> Görlitz
is ins Finale kämpfte und dort den Sieg gegen<br />
den ATB - Breslau einfuhr. Heinrich,<br />
John und Hartwig waren die drei Fechter,<br />
welche wieder einmal bewiesen, das der<br />
Görlitzer Fechtsport boomte.<br />
In den darauf folgenden Jahren wurde der<br />
ATB 1847 weiter ausgebaut und stand nun<br />
vor seiner schwierigsten Aufgabe, den Erhalt<br />
des Vereins. Nach verlorenem Krieg<br />
beschlossen die Besatzungsmächte 1945<br />
den Fechtsport zu verbieten, da es den Deutschen<br />
nicht mehr erlaubt wurde, Waffen zu<br />
besitzen bzw. zu gebrauchen. Leider fiel<br />
auch der Fechtsport unter diese Regelung.<br />
Der Verein wurde aufgelöst.<br />
1953 wurde das Gesetz des Waffenverbots<br />
von der Sowjetischen Besatzungsmacht<br />
aufgehoben und so war es Heinrich<br />
möglich, den Verein unter dem Namen FSG<br />
Aufbau Görlitz (Fachschulsportgemeinschaft<br />
der Baufachschule Görlitz) neu zu<br />
gründen. In den 50ér Jahren fanden etliche<br />
Meisterschaften auf Bezirksebene aber<br />
auch DDR Meisterschaften statt.<br />
1955 übernahm Herr Heinrich die<br />
Sektionsleitung des Vereins. Weiterhin<br />
wurde 1955 der Verein in die BSG<br />
(Betriebssportgemeinschaft) Aufbau Mitte<br />
umgewandelt. Am 12.03 1958 verstarb der<br />
Urvater des Vereins Herr Heinrich. Seine<br />
Frau übernahm für kurze Zeit die Sektions-<br />
<strong>27</strong><br />
leitung. Ab 1953 , wurde in verschiedenen<br />
Turnhallen der Stadt trainiert. Von 1953 bis<br />
1967 im Tivoli. 1968 wurde das TZ Fechten<br />
gegründet. Dieses Trainingszentrum war<br />
ein Bestandteil des Leistungssportes der<br />
DDR für Kinder und Jugendliche. Mit der<br />
Gründung des TZ zog die Fechtabteilung in<br />
die Aula der damaligen Lessingschule auf<br />
der Carl-von-Ossietzky Straße.<br />
Anschließend, von 1975 bis 1981 in der<br />
Volltuchhalle und ab dem Jahr 1981 bis zum<br />
heutigen Tag zog der Verein nach Königshufen<br />
in die Turnhalle der heutigen 11.<br />
Grundschule.<br />
1978 fanden in der Stadthalle die DDR - Juniorenmeisterschaften<br />
statt, welche großen<br />
Zulauf hatten.<br />
Endlich war der Görlitzer Fechtsport wieder<br />
das, was er vor dem Krieg einmal war. Ein<br />
Verein, der trotz schlimmer Niederlagen<br />
und dem drohenden Aus immer wieder zu<br />
neuem Leben erwachte. Erfolge ließen<br />
nicht auf sich warten. Die Görlitzer Fechter<br />
belegten regelmäßig vordere Plätze bei den<br />
Turnieren im damaligen Bezirk Dresden<br />
und bei den DDR - Meisterschaften. Die<br />
Delegierung von Sportlern zur Kinder - und<br />
Jugendsportschule Dresden gehörte ebenfalls<br />
dazu. -Ende-<br />
Quelle: Fechtsportverein Görlitz e.V.
28<br />
Im Blickpunkt: Friedrich Naumann<br />
Im Blickpunkt: Friedrich Naumann<br />
Schulleiter am Gymnasium Annenschule<br />
Red.: Welche für sie wichtige Daten würden<br />
Sie in einem kurzen Lebenslauf nennen?<br />
F. N.: Ich wurde 1955 in Herrnhut geboren<br />
und besuchte dann die Schule in meinem<br />
Wohnort Großhennersdorf. Mein Abitur<br />
legte ich in Zittau ab. Nach dem Grundwehrdienst<br />
ging ich zum Studium nach<br />
Dresden an die Pädagogische Hochschule,<br />
an der ich 1980 mein Diplom im Fach Mathematik<br />
geschrieben habe. Somit besitze<br />
ich die Lehrbefähigung für Mathematik und<br />
Physik. Im selben Jahr begann ich an der<br />
damaligen Polytechnischen Oberschule<br />
Herrnhut meine Arbeit als Lehrer. Bis 1990<br />
war ich auch als Klassenlehrer eingesetzt.<br />
Nach der Wende fungierte ich 1 Jahr als<br />
stellvertretender Schulleiter. Anschließend<br />
bewarb ich mich an dem neu gegründeten<br />
Gymnasium in Herrnhut als Schulleiter.<br />
Dieses leitete ich von 1992 bis 2003. Seit<br />
August letzten Jahres bin ich Schulleiter am<br />
Gymnasium Annenschule und soll dann<br />
auch das Gymnasium übernehmen, welches<br />
nach der Fusion der beiden Gymnasium<br />
Augustum und Annenschule entsteht.<br />
Privat zu sagen wäre noch, dass ich seit<br />
1978 verheiratet bin und 3 Kinder habe.<br />
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Das<br />
Familienhotel<br />
im Herzen der<br />
Görlitzer Altstadt<br />
Red.: Welche Eindrücke haben Sie von der<br />
Zusammenarbeit zwischen polnischen<br />
und deutschen Schülern? Sehen sie Probleme<br />
dieser Zusammenarbeit, z. B. die<br />
Sprachbarriere?<br />
F. N.: Meiner Meinung nach ist die Zusammenarbeit<br />
zwischen polnischen und deutschen<br />
Schülern abhängig davon, wie lange<br />
man sich kennt. Besonders deutlich wird<br />
dies, wenn ich in die binationalen Klassen<br />
hineinschaue. Auch in den 11. und 12. Klassen,<br />
wo polnische Schüler integriert sind, ist<br />
dies festzustellen. Zu Beginn des Schuljahres,<br />
wenn neue Schüler hinzukommen, ist<br />
die Gruppenbildung deutlich zu erkennen.<br />
Die Kinder und Jugendlichen finden sich<br />
entsprechend ihrer Nationalität zusammen<br />
und sprechen vorerst wenig miteinander<br />
über die nationalen Grenzen hinaus. Mit zunehmender<br />
Zeit lernen sie sich natürlich<br />
besser kennen. Ich habe eigentlich das Gefühl,<br />
dass es z. B. in den 12. Klassen zwischen<br />
den polnischen und deutschen Schülern<br />
sehr harmonisch zugeht, so dass man<br />
kaum spürt, wer welcher Nationalität angehört.<br />
So wird mit dem besser Kennenlernen<br />
und dem Bilden von Freundschaften die Zusammenarbeit<br />
auch wesentlich besser. Wo-
ei natürlich auch das eine oder andere oft<br />
auf der Strecke bleibt, weil sowohl die deutschen<br />
und natürlich auch die polnischen<br />
Schüler an Schulzeiten gebunden sind. Zumal<br />
die Kommunikation zwischen den<br />
Schülern im Unterricht natürlich unerwünscht<br />
ist, beschränkt sich die Zeit der tatsächlichen<br />
Zusammenarbeit auf die Pausen<br />
bzw. vor und nach dem Unterricht.<br />
Wenn sich die Schüler wieder in ihren Heimatorten<br />
befinden, entsteht gewissermaßen<br />
eine räumliche Barriere, die oft nur mit Hilfe<br />
der Eltern überwindbar ist. Ein Problem<br />
der Zusammenarbeit ist natürlich die<br />
Sprachbarriere. Die Sprache ist ein sehr<br />
wichtiges Mittel der Kommunikation,<br />
schließlich ist es nicht möglich zusammen<br />
zu arbeiten, wenn man nicht miteinander<br />
sprechen kann.<br />
Red.: Welche Erfahrungen haben sie mit<br />
polnischen Lehrern gemacht?<br />
F. N.: Ich habe bisher nur gute Erfahrungen<br />
mit polnischen Lehrern gemacht. Sie geben<br />
sich große Mühe mit dem etwas anderen<br />
Schulsystem klarzukommen, sich zu integrieren,<br />
Aufgaben im Kollegium wahrzunehmen<br />
und engagieren sich auch für die<br />
Schüler. Auf Grund der Besonderheit des<br />
binationalen Bildungsganges wird von den<br />
Lehrern viel mehr Engagement als üblich<br />
abverlangt. Es sind eine Reihe von zusätzli-<br />
29<br />
chen Materialen zu beschaffen. Für das<br />
Funktionieren des Schulbetriebes ist es auch<br />
sehr wichtig, dass man Kollegen hat, die<br />
sich im Schulbetrieb gut genug auskennen,<br />
um besonders zwischen den polnischen<br />
Eltern und der Schule vermitteln um Probleme<br />
deutlich machen zu können. Meiner<br />
Meinung nach wird diese ganze komplexe<br />
Aufgaben von den Kollegen sehr gut und<br />
engagiert wahrgenommen.<br />
Red.: Ist für Sie die Kulturhauptstadt<br />
2010 zu werden erreichbar?<br />
F. N.: Ich denke, wenn die finanziellen<br />
Probleme von Görlitz gelöst werden können,<br />
ist mit dem Engagement der Bürgerschaft<br />
und vieler Institutionen bis hin zur<br />
Stadtverwaltung, der Titel Kulturhauptstadt<br />
2010 ein erreichbares Ziel.<br />
Das Interview führten Anne Vater und Sabrina Cichy,<br />
Schülerinnen des Annengymnasiums<br />
Annengymnasium<br />
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30<br />
Geschichte des Görlitzer Theaters<br />
Geschichte des Görlitzer Theaters<br />
Am 2. Oktober 1851 hob sich im neu errichteten<br />
Stadttheater erstmals der Vorhang vor<br />
dem Festpublikum. Im Jahr 2001 feierte das<br />
Theater 150-jähriges Jubiläum.<br />
1849 kamen konkrete Vorschläge für den<br />
Neubau eines Theaters im Magistrat und in<br />
der Stadtverordnetenversammlung zur Diskussion.<br />
Allerdings war dem die Schließung<br />
der alten Bühne im Hof des “vollbierigen<br />
Brauhofes mit Brau- und Schankgerechtigkeit”<br />
Neißstraße 26 vorausgegangen.<br />
Die theaterfreudige Bürgerschaft von<br />
Görlitz hatte<br />
sich 1820 in<br />
diesem Haus<br />
einen Theatersaal<br />
eingerichtet,<br />
der mit<br />
Rücksicht auf<br />
die Sicherheit<br />
der Besucher<br />
und Darsteller<br />
jedoch 1847<br />
g e s c h l o s s e n<br />
werden musste. In den folgenden Wintern<br />
wurde der Verlust des Theaters besonders<br />
fühlbar. Die Stadt zählte damals rund<br />
18.900 Einwohner und war durch Kabinettsbefehl<br />
in die Reihe der “großen Städte”<br />
erhoben worden. Andere Provinzstädte be-<br />
saßen schon längst ihr Theater. So machte<br />
Stadtrat Köhler 1849 mit Finanzplan und<br />
Architektenentwurf einen Vorschlag zum<br />
Bau eines eigenen Stadttheaters in der<br />
Stadtverordnetenversammlung. Langwierige<br />
Finanzierungsdiskussionen ließen die<br />
Vermutung aufkommen, dass es wohl mit<br />
dem Bau des Theaters doch nichts werden<br />
würde. Anfang des Jahres 1850 wurden<br />
neue Baupläne auf den Tisch des Rates gelegt.<br />
Im März 1850 wurde das Projekt von<br />
“Herrn Maurermeister Kießler” angenommen.<br />
Alte Ansicht des Stadttheaters (Bühnenseite) Als Baugelände<br />
bot sich der seit<br />
1846 Demianiplatz<br />
genannte<br />
Rademarkt vor<br />
der niedergerissenen<br />
westlichen<br />
Stadtmauer<br />
an. Am 1. Juni<br />
1850 wurde<br />
der Grundstein<br />
gelegt, am 2. Juli des Folgejahres das Gebäude<br />
an die Stadt Görlitz, die forthin Eigentümerin<br />
sein sollte, übergeben und am 2.<br />
Oktober 1851 das Theater feierlich eröffnet.<br />
Also wurde nicht 150 Jahre “Theater Görlitz”<br />
gefeiert, sondern der 150. Geburtstag<br />
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des Gebäudes. Görlitzer Theatergeschichte<br />
fängt jedoch viel früher an und liest sich wie<br />
ein historischer Roman mit vielen schillernden<br />
Figuren, tragischen und komischen<br />
Episoden, Höhen und Tiefen, Glanzpunkten<br />
und Krisen. Ein Musentempel, der im<br />
Sinne der Aufklärung zur moralischen Anstalt<br />
wurde. Musische und theatralische<br />
Schaustellung gab es bereits vor Jahrhunderten.<br />
Vom Jahr 1442 stammt die wohl erste<br />
Kunde einer Theateraufführung, bei der<br />
es sich um ein Fastnachtspiel gehandelt haben<br />
soll. Auch Passionsspiele hatten im 14.<br />
und 15. Jahrhundert ihre Blütezeit. Bald<br />
wurden auch “Comoedien” auf dem Marktplatz<br />
wiedergegeben.<br />
Kirchenfeste, aber auch Hochzeiten<br />
angesehener Bürger wurden<br />
zum Anlass genommen, Theaterstücke<br />
aufzuführen. Der<br />
Saal des Salzhauses auf dem<br />
Obermarkt konnte auch für<br />
Theateraufführungen<br />
genutzt werden. Die<br />
T h e a t e r p r o g r a m m e<br />
zeigten Werke des schlesischen<br />
Barockdichters<br />
Andreas Gryphius ebenso<br />
wie Schauspiele von<br />
Gottsched, Gellert, Lessing<br />
und später Schiller.<br />
31<br />
1769 ging zum Beispiel Lessings “Minna<br />
von Barnhelm” über die Bretter des Görlitzer<br />
Salzhauses und im März 1823 wurde<br />
Webers “Freischütz” den Görlitzern geboten.<br />
Folgend war somit, dass sich die Görlitzer<br />
zunächst das Schauspielhaus in der<br />
Neißstraße bauten und nach dessen Schließung<br />
das Görlitzer Stadttheater. Es war offensichtlich<br />
nicht nur für die über 800 Besucher<br />
des Hauses, die am 2. Oktober 1851<br />
die Einweihungspremiere miterleben konnten,<br />
eine erhebende Situation und ein neues<br />
Lebensgefühl zu wissen, dass man<br />
Aktuelle Ansicht des Görlitzer Theaters<br />
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nun über ein geräumiges und würdiges<br />
Stadttheater verfügte, das anreisenden<br />
Schauspielertruppen gute Auftrittsbedingungen<br />
bieten und einen amüsanten oder<br />
anregenden Theaterabend garantieren<br />
könnte.<br />
Bis in die 20er Jahre hinein war das Theater<br />
an einen privaten Unternehmer verpachtet,<br />
die damals übliche Form des Theaterbetrie-<br />
Deckenansicht<br />
bes. Dies änderte sich 1923, als die zunehmend<br />
schwierige wirtschaftliche Situation<br />
viele Theaterunternehmer an den Rand des<br />
Bankrotts trieb. Das Theater ist der Form<br />
nach in die städtische Verwaltung übergegangen,<br />
und der bisherige Pächter, Direktor<br />
Eberhardt, leitet es als städtischer Intendant.<br />
Im selben Jahr wurde dann auch der Umbau<br />
mit der Modernisierung des Bühnenhauses<br />
und der Erweiterung des Zuschauerraumes<br />
vorgenommen. Der geplante Bauabschnitt<br />
zum Anbau einer Seitenbühne und einer<br />
Probebühne konnte aufgrund der 1929 einsetzenden<br />
Weltwirtschaftskrise nicht verwirklicht<br />
werden.<br />
Nachdem das Theater 1933 von den Nationalsozialisten<br />
den “Ehrentitel” “Deutsches<br />
Grenzlandtheater erhalten hatte, gestaltete<br />
man es 1939 vollständig um.<br />
Auch während des 2. Weltkrieges spielte<br />
das Görlitzer Theater mit Volldampf weiter.<br />
In der 92. Spielzeit 1943/44 spielten 16<br />
Schauspieler, 15 Sänger, 21 Chormitglieder,<br />
8 Tänzer und 38 Orchestermusiker an 324<br />
Tagen insgesamt 419 Vorstellungen, davon<br />
auch einige in den Abstecherorten Lauban,<br />
Niesky, Weißwasser und Rothenburg. Kurze<br />
Zeit später wurde das Theater bis auf weiteres<br />
geschlossen. Das hieß Kriegseinsatz<br />
für die Künstler, Stellungsbau und Einsatz<br />
in der Industrie. Nur wenige Theater hatten<br />
den Krieg überstanden. Das Görlitzer Haus<br />
war einsatzbereit, und so konnte bereits am<br />
10. Juni 1945 das Theater seine Pforten wieder<br />
öffnen. In den folgenden Jahren hielt der<br />
Besucheransturm auf das Theater an und<br />
hatte Ende der 40er Jahre einen nicht zu<br />
übertreffenden Höchststand erreicht.<br />
Fortsetzung folgt Quelle: Theater Görlitz<br />
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Aus der Geschichte der Görlitzer Straßenbahnen<br />
Teil VI<br />
Außer den schon in der letzten <strong>Ausgabe</strong> erwähnten<br />
Verdunklungsmaßnahmen, gab es<br />
noch weitere Veränderungen. Die Innenlampen<br />
erhielten Blechschirme und die<br />
Nummernlaternen blau leuchtende Glühlampen.<br />
Auch die so genannten Kurvenlampen<br />
wurden verdunkelt, indem man die<br />
roten Birnen am oberen und unteren Rand<br />
dunkelgrün strich. So wurden sie bis zum<br />
Ausfall auch nach dem Krieg noch weiter<br />
verwendet.<br />
Der Betrieb der Görlitzer Straßenbahn endete<br />
mit dem 08.05.1945. An diesem Tag<br />
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33<br />
ßenbahnlinie nachgedacht wird.<br />
Mitte der 20er Jahre wich die grün/<br />
beigefarbene Lackierung an den<br />
Personenfahrzeugen<br />
einem einheitlich<br />
b e i g e f a r b e n e m ,<br />
beinahe gelbem Anstrich.<br />
Lediglich<br />
der bekannte<br />
Schriftzug unt<br />
e r h a l b d e r<br />
Scheuerleisten<br />
wurde noch eine<br />
zeitlang verwendet.<br />
In jerückten<br />
keine Fahrzeuge mehr aus. Auch<br />
wenn sich die Schäden an Fahrzeugen und<br />
Anlagen im Vergleich zu den meisten anderen<br />
deutschen Städten in Grenzen hielten,<br />
wirkten diese bei Kriegsende infolge mehrjähriger<br />
kriegsbedingter Vernachlässigung<br />
heruntergekommen. Letztendlich bedeutete<br />
der Verlust der Gebiete östlich der Neiße für<br />
die Streckenteile zwischen Stadthalle und<br />
Moys das Aus für noch immer unbestimmte<br />
Zeiten, auch wenn auf deutscher - wie auch<br />
polnischer Seite über eine<br />
grenzüberschreitende Stra-<br />
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34<br />
ner Zeit machte sich dringend eine Erneuerung<br />
des Wagenparks erforderlich. Mit<br />
den Aufträgen WA 10108, 10133, 10163<br />
und 10175 kam es zur Lieferung von insgesamt<br />
sechzehn zweiachsigen Triebwagen<br />
durch die WUMAG im Zeitraum vom<br />
09.02.1926 bis 08.08.1928 an die Görlitzer<br />
Straßenbahn zu einem Stückpreis von 11<br />
bis 20 Tausend Reichsmark pro Wagen je<br />
nach Ausstattung, die durchaus verschieden<br />
waren. Diese Fahrzeuge sind in die<br />
Nummern-reihen 33II-35II, 36II, 37, 38,<br />
28II-32II und 23II-<strong>27</strong>II in der Reihenfolge<br />
der Aufträge eingegliedert worden. Die<br />
beiden zuletzt gebauten Serien hatten ein<br />
kompakteres Fahrgestell, drei der 19<strong>27</strong><br />
gebauten Wagen verfügten über Plüschauflagen<br />
auf den Holzsitzen. Die fünf Triebwagen<br />
des Baujahres 1928 hatten drehbare<br />
Stirnfenster. Der Achsabstand betrug 2800<br />
mm bei einer Gesamtlänge von 9250 mm,<br />
den Antrieb besorgten zwei Fahrmotoren<br />
der AEG- Bauart USL 253a mit je 33,5 kW<br />
bei 780 Umdrehungen pro Minute. 20 Sitzund<br />
28 Stehplätze waren vorhanden. Die<br />
Fahrschalter vom Typ FB 3, Sp. 41 hatten<br />
ursprünglich ihre Nullstellung frontal in<br />
Fahrtrichtung, sind aber bis zum Kriegsende<br />
mit Ausnahme des Wagens 38 - bei dem<br />
dies erst mehrere Jahre danach erfolgte -<br />
den anderen Wagentypen angeglichen worden<br />
(Drehung um ca. 1/8 Runde nach links).<br />
Dieser Wagentyp, der in ähnlicher Bauweise<br />
in kleinen Serien auch für die Straßenbahn<br />
Frankfurt/Oder (hier auch als Anhänger)<br />
und die Kirnitzschtalbahn gebaut worden<br />
ist, wurde für die Görlitzer Straßenbahn<br />
in den folgenden fünf Jahrzehnten zu einer<br />
wahren Legende bis die letzten drei Vertreter<br />
von ihnen, die Nummern 23II, 25II und<br />
35II (letztere mit einem bereits 1925 gebauten<br />
Fahrgestell), am 06. Februar 1979<br />
aus dem Personenverkehr ausschieden. Dabei<br />
mussten sie sich in der Mehrzahl nur relativ<br />
geringfügige Umbauten gefallen lassen,<br />
u. a. 1933/34 den Einbau von einem<br />
mittig unter dem mittleren Stirnfenster angebrachtem<br />
Scheinwerfer, Ecklaterne für<br />
die Liniennummer und Schilderquader auf<br />
dem Dach über den Stirnseiten, Kletterpuffer<br />
sowie Albertkupplungen an den Wagenenden<br />
und natürlich Kurvenlampen an den<br />
Seitenwänden, die erst viele Jahre später als<br />
Blinker funktionierten. Nur kurze Zeit danach<br />
erhielten alle Wagen auch die bis zum<br />
Schluss vorhandenen Doppelschiebetüren<br />
an den Einstiegen anstelle der bis dahin vorhandenen<br />
Umsetztüren Dresdener Bauart.<br />
1928/29 sind insgesamt fünfzehn Triebwagen<br />
der Erstausstattung der Elektrischen<br />
(Bj. 1897/99) in eigener Werkstatt modernisiert<br />
worden und erhielten verlängerte (vor-<br />
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der Bauart AEG U 104 (2x33 kW<br />
bei 620 Umdrehungen pro Minute). Zehn<br />
dieser in die Nummernreihe 8II bis 22II eingefügten<br />
Wagen erhielten 1935/36 neue<br />
Laufgestelle Nieskyer Bauart (was diesen<br />
die Bezeichnung C&U-Wagen einbrachte)<br />
und sind zu dieser Zeit ähnlich den WUM<br />
AG-Wagen umgebaut worden, auch wenn<br />
sie stets gedrungener und ein wenig unbeholfen<br />
wirkten und deshalb oft auch als<br />
“Puppenstuben” bezeichnet worden sind.<br />
Die übrigen fünf dienten kurze Zeit später<br />
(der Umbau zog sich infolge des Krieges<br />
bis 1944 hin) als Anhänger 41 III bis<br />
35<br />
45 III bis 1958 im Personenverkehr. Die<br />
Blender an den Stirnseiten unterhalb der<br />
Frontscheibe haben sie jedenfalls noch erhalten,<br />
erkennbar an der dafür erforderlichen<br />
Bohrung in den Stirnblechen, nunmehr<br />
lediglich durch ein Blech abgedeckt. Das<br />
blieb auch so bis zur Aussonderung dieser<br />
nicht sehr beliebten Anhänger.<br />
Die meisten der nicht modernisierten Wagen<br />
aus der Anfangszeit der elektrischen<br />
Straßenbahn wurden ab 1926 beginnend in<br />
Beiwagen umgebaut und ersetzten hier nach<br />
und nach die ehemaligen Pferdebahnanhänger.<br />
Fortsetzung folgt<br />
Quelle: Andreas Riedel, Wiesbaden<br />
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Essen wir uns krank? - Gesunde Ernährung -<br />
ein wichtiger Baustein für unsere Gesundheit Teil 2<br />
Aber was kann ich denn nun konkretes für<br />
meine Gesundheit tun?<br />
Beim Studium der verschiedensten Quellen<br />
kritallisieren sich drei Faktoren immer wieder<br />
heraus: die Entspannung, die Bewegung<br />
und die Ernährung. Das ist keine Erkenntnis<br />
der Neuzeit: bereits im Mittelalter<br />
kannte man Stress. Voltaire (1694 - 1778)<br />
formulierte es so: "In der ersten Hälfte unseres<br />
Lebens ruinieren wir unsere Gesundheit,<br />
um an Geld zu kommen. Und in der<br />
zweiten Hälfte geben wir das Geld dafür<br />
aus, um unsere Gesundheit wiederzuerlangen."<br />
Auch Pfarrer Sebastian Kneipp<br />
(1821-1897) stellte seine Heilmethoden auf<br />
fünf Säulen, wobei neben der Phyto - und<br />
der Hydrotherapie (die er von einem unserer<br />
schlesischen Landsleute, nämlich von<br />
Dr. Johann Siegmund Hahn, Practicus in<br />
Schweidnitz/Schlesien, heute Swidnica, ins<br />
bayerische Bad Wörishofen importiert hat)<br />
auch die Entspannung, die Bewegung und<br />
die Ernährung eine tragende Rolle spielen<br />
und noch heute in der nach ihm benannten<br />
Kneipp- Kur praktiziert werden. Heutzutage<br />
finden sich in zahlreichen Veröffentlichungen<br />
der allgemeinen und Fachpresse<br />
Gesundheit und Wellness für alt & jung<br />
• Gesichtsfaltenkorrektur<br />
• Cellulite - Kein Problem<br />
• Sauerstofftherapie<br />
• Ernährungsberatung für jedes Alter<br />
reichlich Hinweise, besonders auch auf die<br />
Rolle der Ernährung: Im Ernährungsbereich<br />
der Deutschen Gesellschaft für Ernährung<br />
2000 findet sich der Satz: "Ernährungsmitbedingte<br />
Krankheiten sind in einem Industrieland<br />
wie Deutschland eine Reihe<br />
chronischer Erkrankungen, die in Zusammenhang<br />
mit den ungünstigen Ernährungsgewohnheiten<br />
und einer unkritischen Auswahl<br />
von Lebensmitteln stehen. Die Beziehung<br />
zwischen bestimmten Kostformen<br />
und dem Auftreten von Herz- Kreislauf-<br />
Krankheiten, einigen häufigen Krebskrankheiten,<br />
Diabetes mellitus usw. sind in epidemiologischen<br />
Studien weltweit immer wieder<br />
belegt worden." Welche aktuelle Bedeutung<br />
diese Feststellung hat, zeigt eine Prognose<br />
über das Auftreten der Zuckerkrankheit.<br />
Diese besagt, dass im Jahre 2010 mit<br />
10Millionen Diabetikern in Deutschland<br />
gerechnet wird. Weiterhin wird festgestellt:<br />
“Wenn bei Prävention und Therapie des metabolischen<br />
Syndroms (zu dem u.a. der Diabetes<br />
mellitus gehört d. V.) keine deutlichen<br />
Fortschritte gemacht werden, steht zu befürchten,<br />
dass die jüngere Generation wegen<br />
ihrer Lebensgewohnheiten nicht mehr<br />
Dr. med. Poguntke • Blumenstraße 2 • 02826 Görlitz<br />
Tel.: 03 58 1 / 40 34 47 • Fax: 03 58 1 / 41 30 00<br />
www.dr-poguntke.de
Gibt es die Möglichkeit bei der Krankenkasse<br />
eine Haushaltshilfe zu beantragen.<br />
Danach können Versicherte, denen die<br />
Weiterführung des Haushaltes aus Krankheitsgründen<br />
nicht möglich ist, eine Haushaltshilfe<br />
erhalten, wenn im Haushalt ein<br />
Kind unter 12 Jahren lebt, und der Haushalt<br />
nicht von jemand anderem weitergeführt<br />
werden kann.<br />
Dauer und Umfang müssen mit der<br />
jeweiligen Krankenkasse abgesprochen<br />
werden, die Anträge gibt es bei der<br />
Krankenkasse.<br />
Wir informieren Sie gern über diese<br />
Möglichkeit; die Ihnen eine wirksame Hilfe<br />
sein kann und neben dem Haushalt auch<br />
die Kinderbetreuung sichert.
so alt werden kann, wie ihre Eltern” (aus:<br />
MMW - Forschr. Med. 20-<strong>2004</strong> 146.Jg.).<br />
In einer ganzheitsmedizinischen Darstellung<br />
wird die Krankheit als Spitze eines<br />
Eisberges gesehen, die aus dem Wasser<br />
schaut. Darunter jedoch sind eine Menge<br />
anderer Einflüsse verborgen: Belastungen,<br />
Mangelzustände, Umwelteinflüsse, Konstitutionen<br />
und Lebensweise. Und bei letzterer<br />
spielt eben auch neben<br />
Strahlung und Bewegung<br />
die Ernährung eine<br />
entscheidende Rolle. Vitamine,<br />
Obst, Gemüse,<br />
Fisch...Sie kennen sicher<br />
auch zahlreiche Darstellungen<br />
dazu: allen gemeinsam<br />
ist zunächst einmal<br />
reichlich Flüssigkeit,<br />
dazu viel Obst und Gemüse,<br />
Getreide, Brot. Etwas<br />
sparsamer sollten wir<br />
schon mit tierischen Fetten<br />
umgehen und erst<br />
recht mit Butter, Margarine,<br />
Zucker und Öl. Soweit<br />
die Theorie. Die Praxis<br />
sieht schon ganz anders<br />
aus. Wie wäre es denn mit einem Hot Dog<br />
z.B., natürlich mit Pommes und Ketchup.<br />
Und dazu eine Cola. Und zum Nachtisch<br />
39<br />
vielleicht noch ein Stück Schwarzwälder<br />
Kirschtorte. Dann tut Ihnen der Bauch weh?<br />
Und vielleicht auch noch nachts? Dann hätte<br />
vielleicht der Kollege vom kassenärztlichen<br />
Notdienst im Hausbesuch noch einen<br />
“Säureblocker” in seinem Bereitschaftskoffer,<br />
damit Sie ungestört mit einem kühlen<br />
Bierchen nachspülen können... Sie, lieber<br />
Leser sagen nun sicher: “Ich ernähre mich<br />
aber nicht so!” - dann sage<br />
ich nur herzlichen Glückwunsch!<br />
Gehen Sie aber<br />
mal auf einen Schulhof<br />
oder zu einem Volksfest,<br />
dann könnten Sie die Liste<br />
sogar noch erweitern!<br />
Und auch die Episode mit<br />
dem Notdienst soll schon<br />
vorgekommen sein ... Warum<br />
tun wir das? Wir essen<br />
heute in erster Linie,<br />
um uns schnell satt zu essen,<br />
nicht um uns gesund<br />
zu ernähren. Das heißt<br />
zum einen, wir nehmen<br />
uns zum Essen keine Zeit,<br />
denn wir leben in einer<br />
reizüberfluteten Gesellschaft,<br />
und dazu brauchen wir zum anderen<br />
hochkalorische “Snacks”, denn die machen<br />
uns schnell satt und zufrieden. Quelle: Dr. Tietz
40<br />
Als im Mai 1921 die Baude auf dem alten<br />
Hutberg abgerissen wurde, endete damit die<br />
nur 18 Jahre währende Geschichte dieses<br />
Ausflugslokals. Aus diesem Anlass soll an<br />
die Hutbergbaude erinnert werden. Auf seiner<br />
Versammlung in Barthels Restaurant<br />
am 30.3.1903 beschloss der Verein zur Verschönerung<br />
der Stadt Ostritz, auf dem von<br />
der Stadt Ostritz kurz vorher erworbenen<br />
Terrain auf dem alten Hutberg eine geräumige<br />
Baude aus Fachwerk zu errichten. Bereits<br />
2 Monate später, am <strong>27</strong>. Mai, erfolgte<br />
die feierliche Grundsteinlegung. Der Ostritzer<br />
Baumeister Robert Kamprad legte sich<br />
mit seinen Mitarbeitern sehr ins Zeug, und<br />
innerhalb von 9 Wochen nahm die Baude<br />
Die Hutbergbaude in Ostritz<br />
Die Hutbergbaude in Ostritz<br />
Gestalt an. Der weithin sichtbare Bau, mit<br />
zwei Türmen versehen, bot für über 100 Personen<br />
Raum und war ausreichend mit Buffet-<br />
und Küchenräumen versehen. Zur Finanzierung<br />
der veranschlagten Kosten von<br />
3500 RM wurden neben Eigenmitteln und<br />
Beträgen aus Überschüssen auch Aktien<br />
(Anteilscheine) zum Nennwert von 10 RM<br />
pro Stück ausgegeben. Mehr als 160 dieser<br />
Aktien wurden von Ostritzer Bürgern gezeichnet.<br />
Zur Auszahlung incl. Verzinsung<br />
wurden jährlich je nach Kassenlage des Vereins<br />
mehrere dieser Anteilscheine ausgelost,<br />
wobei manche Eigentümer bis nach<br />
dem 1. Weltkrieg warten mussten. Am<br />
Sonntag, den 2. August 1903, konnte die<br />
-Anzeige-
41<br />
neue Baude feierlich eingeweiht werden.<br />
Unter großer Beteiligung der Ostritzer<br />
übergab der Baumeister Kamprad die Baude<br />
an den Vorsitzenden des Verschönerungsvereins,<br />
Kaufmann Wittig. Anschließend<br />
vergnügten sich die Anwesenden bei<br />
Speis und Trank und den Belustigungen<br />
rund um die Baude, wie Scheibenschießen<br />
und einem Konzert der Schützenkapelle.<br />
Zur Bewirtschaftung verpachtete der Verein<br />
das neue Lokal. Erster Pächter wurde der<br />
Schützenhauspächter Hennig. Von April bis<br />
September war das Ausflugsziel für Besucher<br />
geöffnet, meist am Wochenende, bei<br />
schönem Wetter auch wochentags. Auch<br />
Silvesterfeiern fanden hier statt. Im Sommer<br />
1905 wurde das Haus durch Anlage eines<br />
Kellers mit darüber liegender Stube<br />
noch vergrößert. In den folgenden Jahren<br />
betrieben die Baude der Wirt vom Ratskeller<br />
Arthur Schröbler (1905 - 1908), der Inhaber<br />
von Stadt Dresden Karl Wolf (1909 -<br />
1911), Julius Neumann (1912 - 1916) und<br />
ab 1917 noch einmal Arthur Schröbler. Jedoch<br />
zeigte sich nach einigen guten Anfangsjahren,<br />
dass die Besucherzahl nicht<br />
den Vorstellungen entsprach. Dies schlug<br />
sich in den Pachtpreisen nieder, die hinter<br />
den Erwartungen zurückblieben. Es gab<br />
Jahre, in denen kein Gebot einging und erst<br />
durch Nachverhandlungen ein Pächter gefunden<br />
wurde. Die wirtschaftlich schwierigen<br />
Jahre des Ersten Weltkrieges taten ein<br />
übriges. Hinzu kam, dass Jugendliche und<br />
Angetrunkene immer wieder Einbrüche und<br />
Beschädigungen in der abgelegenen Baude<br />
verübten. Im Jahre 1918 beschloss der Verschönerungsverein,<br />
sein Sorgenkind zu verkaufen.<br />
Ein entsprechendes Angebot der<br />
Provinz Westpreußen, die am Hutberg mit<br />
dem Basaltabbau beginnen wollten, lag vor.<br />
Durch den nahen Steinbruch wäre die Nutzung<br />
ohnehin erschwert worden. Also<br />
stimmten die Vereinsmitglieder zu, ihre inzwischen<br />
zum Sorgenkind gewordene Baude<br />
für 5000 RM an die Provinz Westpreußen<br />
zu veräußern. Damit konnten die letzten Anteilscheine<br />
endlich zur Auszahlung gelangen.<br />
Der neue Besitzer nutzte das Gebäude<br />
fortan als Arbeiteraufenthaltsraum und<br />
Kantine. Das Engagement der Provinz<br />
Westpreußen war nur von kurzer Dauer,<br />
denn schon 2 Jahre später zog sie sich von<br />
dem Vorhaben zurück. Die nun leer stehende<br />
Baude kaufte der Gastwirt von Stadt<br />
Dresden, Karl Wolf, und begann im Frühjahr<br />
1921 mit dem Abriss. Das Material<br />
wurde für den Erweiterungsbau des Saales<br />
von Stadt Dresden verwendet. Damit war<br />
vor nunmehr 80 Jahren nach 18jährigem<br />
Bestand das Schicksal der Baude besiegelt.<br />
Quelle: Oberlausitzer Rundschau 1903 - 1921<br />
Mit dem Denkmalschutz eng verbunden!<br />
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42<br />
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Hotel zum Firstenstein<br />
Das familien- und kinderfreundliche<br />
Hotel am Rande der Königshainer Berge<br />
Das Hotel befindet sich in einer landschaftlich<br />
reizvollen Gegend. Kennzeichnend<br />
sind dafür die Königshainer Berglandschaft<br />
und der üppige Nadel- und Laubwald. Der<br />
Hochstein und der Königsberg sind mit 411<br />
m die höchste Erhebung des kleinsten Gebirge<br />
Deutschlands.<br />
Bei klarem Wetter ist vom Hochstein ein<br />
weiter Ausblick<br />
bis ins Riesengebirge<br />
möglich.<br />
Seit September<br />
1992<br />
wurde ein Natur-<br />
und Steinbruchlehrpfad,<br />
der inmitten des<br />
hundertjährigen<br />
L a n d s c h a f t -<br />
schutzgebietes<br />
der Königshainer<br />
Berge liegt,<br />
angelegt. Charakteristisch sind dafür stillgelegte<br />
Steinbrüche, die entlang des Pfades<br />
liegen und Zeuge für die jahrhundertalte<br />
Geschichte der harten Steinbrucharbeit der<br />
Oberlausitz sind. Die Abtragung der damals<br />
zahlreichen Felsen begann schon im 16.<br />
Jahrhundert. Der Steinabbau im Firstensteinbruch<br />
wurde 1975/76 beendet.<br />
Eine weitere Besonderheit ist, das man neben<br />
der üblichen Tierwelt auch Mufflons<br />
beobachten kann. Diese wurden 1965 aus<br />
dem Ostharz zu uns übergesiedelt.<br />
Das Hotel zum Firstenstein hat eine lange<br />
historische Tradition.<br />
1896 er-<br />
Der Gasthof um 1900 unter<br />
Betreibung der Familie Mischke<br />
baute die Familie<br />
Mühle dieses<br />
Haus und betrieb<br />
es als Gasthaus.<br />
Um 1900<br />
war die Familie<br />
Mischke Eigentümer<br />
und Betreiber<br />
dieses<br />
Gasthofes. Die<br />
Besitzer wechselten<br />
ca. 10<br />
Mal. 1959 verkaufte der ehemalige Eigentümer<br />
und Betreiber Büchner die gastronomische<br />
Einrichtung an den Konsum. Mit dem<br />
neuen Eigentümer und Betreiber wurde die<br />
Gaststätte “Zum Firstenstein” umbenannt.
Warum und weshalb, dazu gibt es zwei Versionen.<br />
Fürsten, Grafen und andere Adlige<br />
waren im Arbeiter- und Bauernstaat verpönt<br />
und waren Reaktionäre. Deshalb kam es zu<br />
dieser Umbenennung. Dazu gibt es aber<br />
noch eine andere Episode. Ein Malergehilfe<br />
der eine Werbeschrift an der Gaststätte anbrachte,<br />
machte aus Fürstenstein Firstenstein.<br />
1994 wurde die Familie Hauffe neuer Eigentümer<br />
und Betreiber. Nach der vollständigen<br />
Erneuerung des Saales wurde 1995<br />
das Hotel neugebaut. Das Hotel hat 23 moderne<br />
Gästezimmer und eine gemütliche<br />
Gaststätte mit Vereinszimmer. Die Gaumenfreunde<br />
erwarten sächsische<br />
und schlesische Spezialitäten.<br />
Für die Jüngsten<br />
gibt es einen Kinderspielplatz.<br />
Für den angenehmen<br />
Aufenthalt steht ein eigener<br />
Parkplatz und ein Biergarten<br />
im Grünen zur Verfügung.<br />
Große Beliebtheit bei den<br />
Gästen und Königshainer<br />
Einwohnern haben die monatlich<br />
stattfindenen literarischen<br />
Abende.<br />
Die Gruppe MTS, Jochen<br />
Petersdorf vom Eulenspiegel,<br />
Veronika Fischer und<br />
Berggasthof<br />
43<br />
Franziska Trögner u. v. a. traten hier auf und<br />
begeisterten das Publikum. Bekannte Persönlichkeiten<br />
wie u. a. Günther von Bismarck<br />
und Fußballstar Michael Ballack<br />
konnten als Gäste des Hauses begrüßt werden.<br />
Sebastian Hauffe, der 12jährige Sohn des<br />
Hoteliers, erinnert sich noch gern an Michael<br />
Ballack. Die Großeltern des Fußballstars<br />
feierten ihre Goldene Hochzeit im Hotel<br />
Firstenstein. Der absolute Höhepunkt für<br />
Sohn Sebastian war ein kleines Fußballmatch<br />
mit Michael Ballack im Hof des Hotels<br />
und das anschließende persönliche Autogramm.<br />
Aktuelle Ansicht des Hotels<br />
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Dorfstraße 146<br />
02829 Königshain<br />
Tel.: 03 58 26 / 60 116<br />
Fax: 03 58 26 / 60 114<br />
Inh. M.Mertsch/Hauffe GbR<br />
Öffnungszeiten:<br />
Dienstag<br />
Ruhetag<br />
täglich<br />
11 - 18 Uhr<br />
Familienfeiern<br />
nach<br />
Vereinbarung
44<br />
Das Revier Görlitz - Zittau nach der Braunkohle Teil III<br />
Das Revier Görlitz - Zittau nach der Braunkohle Teil III<br />
Eine kleine Ausstellung in der unteren Etage,<br />
gestaltet durch den Verein “Oberlausitzer<br />
Bergleute”, zeigt die Entwicklungsgeschichte<br />
des Hochbunkers. Eine Tasse Kaffee<br />
und ein Stückchen Kuchen runden den<br />
schönen Aufenthalt in dem historischen Gebäude<br />
ab. An der dem See abgewendeten<br />
Seite werfe ich noch schnell einen Blick auf<br />
die Bungalowsiedlung, die im Baustil der<br />
Oberlausitzer Umgebindehäuser gerade im<br />
Entstehen ist. Meine Fahrt geht weiter und<br />
ich nähere mich dem Schönauer-Berzdorfer<br />
Strand. Zuvor macht mich Xylit noch auf<br />
den FKK-Strand aufmerksam, den lasse ich<br />
mir nicht entgehen, denn eine Abkühlung<br />
habe ich verdient und ein Handtuch habe<br />
ich mir vorsorglich eingepackt. So erholt<br />
geht es auf die Berzdorfer Höhen zu, hier<br />
steigt der Radweg etwas an, da der Uferbereich<br />
dem Biosphärenreservat vorbehalten<br />
ist und dieses so umfahren wird. Unterwegs<br />
macht der golfspielende Xylit noch auf den<br />
18 Loch Golfplatz aufmerksam, den lasse<br />
ich aber heute noch aus. Das Biosphärenreservat<br />
ist für Naturfreunde ein einmaliges<br />
Erlebnis. Am Aussichtspunkt auf der “Loreley”<br />
mache ich Halt und informiere mich an<br />
den aufgestellten Tafeln über die hier vorkommende<br />
Vielfalt der Tier- und Pflanzen-<br />
welt. Viele Tiere haben sich wieder eingefunden<br />
und seltene Pflanzen genießen hier<br />
den Schutz der unberührten Natur. Wer die<br />
nötige Zeit und Ruhe mitbringt kann auch<br />
das eine oder andere selbst erspähen. Hier<br />
kann man die Seele so richtig baumeln lassen.<br />
Für mich geht es weiter, vorbei an Jauernick-Buschbach<br />
und Klein-Neundorf, am<br />
Ufer hoffen die Angler auf einen guten Fang<br />
oder versuchen es vom Boot aus. Oberhalb<br />
des Campingplatzes bleibe ich stehen und<br />
betrachte die herrliche Anlage, die mit allen<br />
Einrichtungen den gehobenen Ansprüchen<br />
gerecht wird und auf dem auch im Winter<br />
ein reges Treiben herrscht. Xylit macht<br />
mich auf die Möglichkeit aufmerksam, einen<br />
Abstecher auf die Nordhalde zu machen.<br />
Das Ausflugszentrum ist allemal einen<br />
Besuch wert. Neben einer gemütlichen<br />
Gaststätte mit einem schattigen Biergarten<br />
finden wir hier eine Pension und jede Menge<br />
Spiel- und Sportmöglichkeiten. Auch die<br />
Aussicht ins Reich des Rübezahl und das<br />
Zittauer Gebirge ist einen Abstecher wert.<br />
Ich bleibe aber unterhalb der Halde und radle<br />
durch den voll belegten Görlitzer Strand<br />
meinem Ausgangspunkt entgegen.<br />
Es war eine schöne immer wieder erlebnisreiche<br />
Runde die ich gedreht habe, keines-<br />
-Anzeige-<br />
ausitzer Rekord-Briketts<br />
1a - Ware
45<br />
falls war sie einsam, viele Wanderer, Skater,<br />
Radfahrer und auch Rollstuhlfahrer begleiten<br />
mit einem freundlichen Hallo meinen<br />
Weg. Reiter hoch zu Ross kreuzten auf gesonderten<br />
Reitwegen meinen Pfad. Ein bunt<br />
durcheinander gewürfeltes Völkchen hat<br />
sich den See erobert,<br />
bietet er doch für jeden<br />
etwas. Ich habe<br />
noch lange nicht alles<br />
entdeckt und hoffe,<br />
dass ich noch viele Tage<br />
und Jahre der Ruhe<br />
und Entspannung hier<br />
verbringen kann. Vor<br />
allem werde ich meinen<br />
Enkeln ein guter<br />
Geschichtenerzähler<br />
vor Ort sein. Vielen<br />
Menschen gibt der<br />
See wieder Arbeit und<br />
Brot, die mit ihrer<br />
Umsicht und Freundlichkeit<br />
die Besucher<br />
zum Wiederkommen<br />
einladen.<br />
Ein Traum, nur eine<br />
Vision? Ja noch ist es eine, bis zu ihrer Verwirklichung<br />
muss noch viel Wasser aus der<br />
Pließnitz und der Neiße in den Tagebau fließen<br />
ehe er zum See geworden ist. Aber das<br />
Erleben Sie den neuen Opel Vectra Caravan<br />
bei einer persönlichen Probefahrt!<br />
Wasser fließt ständig, in der Menge abhängig<br />
vom Wetter und der See wird voll und<br />
voller. Für alle Verantwortungsträger ist es<br />
höchste Zeit, Entscheidungen zu treffen, die<br />
aus der Planungsphase eine Entstehungsphase<br />
werden lassen.<br />
Das heißt, wir brauchen eine Entwicklungsbzw.<br />
Betreibergesellschaft, die das Sagen<br />
hat und die notwendigen Investoren heranbringt,<br />
mit deren Hilfe und deren Geld das<br />
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46<br />
Erlebnis Berzdorfer See verwirklicht werden<br />
kann. Denn die Kassen der Kommunen<br />
sind den Anforderungen, die das Erlebnis<br />
Berzdorfer See an sie stellt, in der<br />
jetzigen Zeit nicht gewachsen.<br />
Bitte, Väter der<br />
Kommunen, handelt<br />
schnell und unbürokratisch<br />
über alles trennende<br />
hinweg.<br />
Der Verein “Oberlausitzer<br />
Bergleute” e. V. geht davon<br />
aus, dass der Name Berzdorfer<br />
See erhalten bleibt<br />
und wir werden alles in unserer<br />
Macht stehende tun,<br />
den Bekanntheitsgrad unseres<br />
Sees weiter zu erhöhen.<br />
Unser Maskottchen,<br />
der Xylit, von dem wir hoffen,<br />
dass er eines Tages<br />
auch das Maskottchen des<br />
Sees wird, soll uns dabei<br />
helfen, denn er ist ein<br />
Alleskönner.<br />
Heute noch Visionen,<br />
in fünf oder sechs Jahren<br />
werde ich wieder in Deutsch-<br />
Ossig stehen und werde mit dem<br />
Fahrrad auf Erkundung gehen und<br />
mich von der Wirklichkeit überzeu-<br />
gen. Ich bin mir sicher, dass wir dann auf<br />
unser Tourismus-, Naherholungs-<br />
und Feriengebiet<br />
stolz sein werden,<br />
obwohl es auch<br />
dann noch vieles zu verbessern<br />
geben wird.<br />
Am Ende sollen die Worte<br />
Johann Wolfgang von<br />
Goethe stehen:<br />
“Es tue ein jeder, auch der geringst,<br />
dasjenige, was er in seinem<br />
Kreise zur Förderung des<br />
Bergwerkes tun kann, so wird es<br />
gewiss gut stehen. ..... Die Stärke<br />
des Unternehmens sorgt für<br />
Bewegung und Nahrung und<br />
macht die Gegenden stärker.”<br />
Beziehen wir die Worte auch auf<br />
die Zeit nach dem Braunkohlenbergbau<br />
und handeln wir in<br />
diesem Sinne.<br />
Glückauf<br />
-Ende-<br />
Quelle: Verein “Oberlausitzer<br />
Bergleute” e. V.<br />
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