Leseprobe "Der finale Weg"
Jede dieser zwölf Erzählungen ist ein Lockruf, sich auf das Unerklärliche einzulassen, fremdes Terrain zu betreten und Bedrohungen standzuhalten. Der Lohn ist ein wah-rer Hagelsturm an Beweisen für das Credo von Jorge Luis Borges: Nichts ist wie es scheint! Der finale Weg führt zu konkreten und metaphysischen Abgründen, vor denen der Leser seiner eigenen Seelenstärke überlassen bleibt. Alltägliche Situationen eskalie-ren ins Surreale, Dämonen lauern in fiktiven Unterwasserwelten, in Fragmenten des Vietnamkrieges, in Alpträumen und in den Seelen russischer Literaten auf einem To-tenschiff. Und allgegenwärtig verfolgt einen die Frage, wo sie eigentlich verläuft, die Grenze zwischen Normalität und Wahnsinn – und ob es sie überhaupt gibt. Eine Antwort darauf kann nicht gegeben, sie muss selbst erfahren werden. Der finale Weg liefert den nötigen Anreiz, sich an diese mentale Front vorzuwagen und jede Norma-lität anzuzweifeln. Link zum Buch bei AMAZON: https://www.amazon.de/dp/B08SH41XLN
Jede dieser zwölf Erzählungen ist ein Lockruf, sich auf das Unerklärliche einzulassen, fremdes Terrain zu betreten und Bedrohungen standzuhalten. Der Lohn ist ein wah-rer Hagelsturm an Beweisen für das Credo von Jorge Luis Borges: Nichts ist wie es scheint!
Der finale Weg führt zu konkreten und metaphysischen Abgründen, vor denen der Leser seiner eigenen Seelenstärke überlassen bleibt. Alltägliche Situationen eskalie-ren ins Surreale, Dämonen lauern in fiktiven Unterwasserwelten, in Fragmenten des Vietnamkrieges, in Alpträumen und in den Seelen russischer Literaten auf einem To-tenschiff. Und allgegenwärtig verfolgt einen die Frage, wo sie eigentlich verläuft, die Grenze zwischen Normalität und Wahnsinn – und ob es sie überhaupt gibt. Eine Antwort darauf kann nicht gegeben, sie muss selbst erfahren werden. Der finale Weg liefert den nötigen Anreiz, sich an diese mentale Front vorzuwagen und jede Norma-lität anzuzweifeln.
Link zum Buch bei AMAZON: https://www.amazon.de/dp/B08SH41XLN
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Sauerstofflaschen auf den Rücken zu schnallen, erzählte Charly, vor
etwa zwei Wochen wäre genau hier im Nadelöhr ein Tauchboot verunglückt.
Wrackteile wären erst nach Tagen angespült worden, an einem
weit entfernten Strand. Von den Tauchern und dem Bootsführer
fehlte jede Spur, es gäbe auch keine Hoffnung mehr. „Hier draußen
gibt es Haie und Muränen. Vielleicht findet ihr da unten ja noch Teile
der Ausrüstung, Knochen oder Zeug, das die Fische wieder ausgespuckt
haben.“
„Schluss damit!“ fuhr Uwe dazwischen. „Alles klar zum Abtauchen!
Klaus geht als Erster, dann einer nach dem anderen, ich als Letzter.
Wir treffen uns unten, viel Spaß! Masken auf und los!“
Cole zog sich die Brille übers Gesicht, biss auf Gummi, atmete Sauerstoff
und ließ sich rücklings über den Bootsrand kippen. Schnell zog
ihn sein Bleigürtel tief unter Wasser, er griff nach der abwärts führenden
Leine und folgte den Knoten nach unten, den anderen Körpern
hinterher. Doch kaum hatte er seinen Atemrhythmus gefunden,
kam ihm von unten etwas entgegen, ein Taucher, einer der Schüler,
der vermutlich Panik bekommen hatte und zurück an die Oberfläche
strampelte. Cole wich aus, wurde aber trotzdem von einer Flosse
an der Maske getroffen, Wasser drang ein, in Nase und Augen, und
er musste das Ding freiblasen. Leine loslassen, Rückenlage, Wasser
überall, dann blasen, bloß keine Panik. Es funktionierte, er konnte
wieder sehen, fand zur Leine zurück. Ohrenschmerzen mahnten zum
regelmäßigen Druckausgleich. Fähnchen an der Leine zeigten die Tiefe,
er war bei 15 Metern, allmählich wurde es dunkler, von unten stiegen
Luftblasen auf, dort mussten schon die anderen sein. Cole zog sich
weiter hinab, nächster Druckausgleich bei 20 Metern, immer noch
kein Grund in Sicht, nur Dunkelheit. Wie mochte es sich anfühlen, für
immer hier unten zu bleiben? Dann sah er die 25-Meter-Marke, unter
ihm zeichneten sich Konturen ab, manche davon bewegten sich.
Der Boden kam in Sicht, gar nicht so dunkel wie vermutet, da waren
Felsformationen, Turbulenzen in Richtung Riff. Und zur anderen Seite,
abfallend in noch größere Tiefen, Sand und einzelne Korallenstöcke
in grellen Farben. 30 Meter, Cole war unten, neben schwarzen
Fächerkorallen, die größer waren als er selbst, umgeben von einem
Schwarm bunter Fische, die ihn neugierig musterten. Er fühlte sich
augenblicklich wohl hier unten, fast heimisch. Abseits sammelten
21