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Nr. 86 - Frühling 2023

Loire-Tal, Côte d'Azur, Versailles, Burgund, Paris, Garten, Cake aux agrumes, Kulturschock... Und viel mehr!

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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>86</strong> · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong><br />

LOIRE-TAL · CÔTE D’AZUR · VERSAILLES · BURGUND · PARIS<br />

Leonardo da Vinci<br />

Der Geist eines Genies im Loire-Tal<br />

Villa Éphrussi<br />

« La vie en rose » an der Riviera<br />

Potager du Roi<br />

Das andere Versailles:<br />

ohne Prunk und Pracht<br />

Cercle immense<br />

Auf das « weiße Gold »<br />

folgt das « grüne Gold »!<br />

Kulturschock Nächtliche Gedanken über Brot<br />

Rezept Cake aux agrumes<br />

Paris 2024 Maskottchen, die von sich reden machen …<br />

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EDITORIAL<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

sie haben es gewagt! Alle Frauen<br />

und Männer, mit denen Sie<br />

in dieser Ausgabe Bekanntschaft schließen, haben<br />

an einem bestimmten Punkt ihres Lebens, allen<br />

Widrigkeiten zum Trotz, mutig etwas gewagt.<br />

Zum Beispiel Leonardo da Vinci (1452-1519),<br />

der es wagte, mit 64 Jahren (im 16. Jh.<br />

ein noch viel bedeutenderes Alter) seine<br />

Heimat Italien zu verlassen, auf dem Rücken<br />

eines Maultiers die Alpen zu überqueren<br />

und sich auf Einladung des französischen<br />

Königs am Ufer der Loire, im Château<br />

du Clos Lucé, niederzulassen.<br />

Oder Jean-Baptiste La Quintinie<br />

(1626-1688), der es ein Jahrhundert<br />

später wagte, den angesehenen<br />

Beruf des Anwalts aufzugeben und<br />

« einfacher » Gärtner zu werden.<br />

Durch seine Leidenschaft für<br />

diesen Beruf und seine Hartnäckigkeit<br />

jedoch ein besonderer<br />

Gärtner: Er war nämlich mit der<br />

Produktion von Obst und Gemüse für<br />

die königliche Tafel betraut, und er war<br />

der erste Gärtner in Frankreich, dem es<br />

gelang, bereits Ende März Erdbeeren, im<br />

April Erbsen und im Juni Feigen zu ernten.<br />

« anders<br />

zu denken », als<br />

er sein großes Projekt<br />

für eine innovative und<br />

futuristische « ideale Stadt » entwickelte,<br />

die ganz auf die Produktion von Salz<br />

und das Wohlergehen ihrer Arbeiter ausgerichtet<br />

war: die Saline royale in Arc-et-Senans (Doubs).<br />

Oder schließlich Béatrice Éphrussi (1<strong>86</strong>4-1934), die es<br />

im 20. Jh. wagte, sich als reiche Baronin ihre Träume<br />

– ihre Kritiker sprachen von kapriziösen Einfällen – zu<br />

erfüllen. Selbst wenn sie sich dafür oft als exzentrisch<br />

bezeichnen lassen, sogar dem belgischen<br />

König die Stirn bieten und oberhalb der Riviera<br />

ein Felsplateau sprengen lassen musste, um<br />

eine Villa mit einem außergewöhnlichen<br />

Garten bauen zu können, der immer noch<br />

als einer der schönsten Frankreichs gilt.<br />

Alle diese Menschen haben im<br />

Laufe der Jahrhunderte Risiken auf<br />

sich genommen, um ihre Neugier,<br />

ihre Träume, manchmal vielleicht auch ihre<br />

« Verrücktheiten » zu befriedigen. Über alle<br />

erfahren Sie auf den folgenden Seiten mehr.<br />

Und ihre Schicksale bieten uns nicht nur<br />

heute die Gelegenheit, Frankreich auf eine<br />

ganz andere Art zu entdecken, sondern sie<br />

ermutigen uns, in ihre Fußstapfen zu treten:<br />

Lassen Sie uns etwas wagen! Was uns angeht,<br />

so sind wir mehr denn je entschlossen, weiterhin<br />

das Wagnis einzugehen, Sie zu überraschen!<br />

Viel Spaß beim Lesen!<br />

Ebenso der Architekt Claude Nicolas<br />

Ledoux (1736-1806), der es wiederum<br />

ein Jahrhundert später wagte,<br />

Titelbild: Im Park von Château du Clos Lucé in Amboise (Indre-et-<br />

Loire) sind rund 40 große durchscheinende Leinwände mit Werken<br />

von Leonardo da Vinci zwischen den Bäumen aufgehängt.<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 3


Guéwen · 96<br />

Versailles · 44<br />

Königsherzen · 88<br />

Paris · 66<br />

Amboise · 22<br />

Saint-Jean-Cap-Ferrat · 34<br />

Rezept · 92<br />

Paris · 78<br />

Arc-et-Senans · 56


Rennes<br />

44 · Versailles<br />

Tours<br />

Nantes<br />

Bordeaux<br />

Toulouse<br />

Rouen<br />

Lille<br />

66, 78 · Paris<br />

22 · Amboise<br />

56 · Arc-et-Senans<br />

Montpellier<br />

Straßburg<br />

Dijon<br />

Lyon<br />

34 · Saint-Jean-Cap-Ferrat<br />

Marseille<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

22 Château du Clos Lucé<br />

Der Geist eines Genies<br />

Im Château du Clos Lucé in Amboise verbrachte Leonardo<br />

da Vinci seine letzten Lebensjahre. Das Gebäude wurde in<br />

den vergangenen Jahren umfassend renoviert mit dem Ziel,<br />

« das Erbe von Leonardo da Vinci weiterzugeben » und sich in<br />

Frankreich als Ort zu positionieren, den alle gesehen haben<br />

sollten, die mehr über Leben und Werk des angesehenen<br />

Künstlers und Naturwissenschaftlers erfahren möchten. Eine<br />

Ambition, der die Eigentümer absolut gerecht geworden sind.<br />

34 Villa Éphrussi<br />

« La vie en rose » an der Riviera<br />

Auf einer felsigen Anhöhe zwischen Nizza und Monaco thront<br />

ein stolzes Gebäude mit rosafarbenen Mauern und einer Belle-<br />

Époque-Architektur. Es wird oft als Laune einer kapriziösen und<br />

begüterten Frau – Béatrice de Rothschild – betrachtet und ist<br />

einer der Prachtbauten, die die Côte d‘Azur sehr gut charakterisieren.<br />

Dieser nicht alltägliche Ort ist für die Öffentlichkeit<br />

zugänglich und vermittelt eine sehr anschauliche Vorstellung<br />

vom Leben der High Society an der französischen Riviera.<br />

44 Potager du Roi<br />

Das andere Versailles: ohne Prunk und Pracht<br />

In der ganzen Welt denkt man beim Namen Versailles automatisch<br />

an das prestigeträchtige Schloss Ludwigs XIV. Auf dem<br />

Gelände der Schlossanlage gibt es jedoch noch einen wesentlich<br />

diskreteren Ort: den Potager du Roi, den königlichen Küchengarten.<br />

Ein Besuch dieses Gartens ist die ideale Gelegenheit,<br />

Versailles von einer anderen Seite kennenzulernen, die einen<br />

Gegensatz zu Prunk und Pracht von Schloss und Park darstellt.<br />

56 Le Cercle immense<br />

Auf das « weiße » Gold folgt das « grüne Gold »!<br />

Die prächtige Salzmanufaktur Saline royale in Arc-et-Senans<br />

(Doubs) gehört seit 1982 zum Weltkulturerbe der UNESCO. War<br />

es bis dato die meisterhafte Industriearchitektur in Form eines<br />

Halbkreises, die ihren Ruf ausmachte, so vervollständigt seit 2022<br />

ein Landschaftsgarten das knapp 250 Jahre alte architektonische<br />

Werk zu einem riesigen Kreis, dem Cercle immense. Lesen Sie, wie<br />

es dazu kam und warum die Umgestaltung nicht ohne Risiko war.<br />

Frankreich heute<br />

66 Kulturerbe<br />

Die Französische Nationalbibliothek: ein<br />

neues Muss bei einem Parisbesuch<br />

Nach zwölfjähriger Renovierung wurde der Standort Richelieu<br />

der Bibliothèque nationale de France (BnF) im historischen<br />

Zentrum der Hauptstadt vor einiger Zeit wiedereröffnet.<br />

Besonders der erhabene Lesesaal und ein neu geschaffenes,<br />

einzigartiges Museum in der ältesten Bibliothek Frankreichs<br />

sind Programmpunkte, die Sie bei Ihrem nächsten<br />

Besuch in Paris auf keinen Fall auslassen sollten.<br />

78 Olympische Spiele Paris 2024<br />

« Phryges »: Maskottchen, die von sich reden machen …<br />

Im Rahmen der Vorbereitungen für Olympische Spiele<br />

ist die Vorstellung der Maskottchen immer ein wichtiges<br />

Ereignis. Insofern war die Spannung groß, als das Organisationskomitee<br />

der Olympischen Sommerspiele 2024<br />

in Paris Ende November zu einer Pressekonferenz einlud.<br />

Allerdings hatten die Organisatoren sicher nicht erwartet,<br />

dass die « Phryges », die beiden Maskottchen, in Frankreich<br />

umgehend für polemische Diskussionen sorgen würden …<br />

Art de vivre<br />

88 Die Herzen französischer Könige<br />

Erstaunliche Pigmente für die Malerei<br />

Man könnte denken, dass der Leichnam eines verstorbenen<br />

Königs nach dessen Tod ein « ruhiges Leben » führte. Dem war<br />

jedoch nicht immer so. Im 19. Jahrhundert nutzten mehrere<br />

Maler für ihre Kunstwerke Farben, die auf der Basis eines<br />

ganz erstaunlichen und sehr gefragten Pigments hergestellt<br />

wurden: einem Pigment aus dem Herzen von Königen! Die<br />

unglaubliche Geschichte wurde lange Zeit als Legende abgetan,<br />

ist heute jedoch wissenschaftlich nachgewiesen.<br />

92 Chantals Rezept<br />

Cake aux agrumes<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

12 On lit<br />

14 On lit en France<br />

16 On regarde<br />

18 On surfe<br />

20 On écoute<br />

84 Nachbestellungen<br />

91 Leserbriefe<br />

94 Kulturschock<br />

96 Guéwen a testé<br />

98 Impressum<br />

98 Vorschau<br />

Frankreich erleben im Internet: www.frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 5


ON EN PARLE<br />

NOTRE-DAME DE PARIS<br />

Emmanuel Macron bestätigt<br />

die Wiedereröffnung im Jahr 2024<br />

Wenn die Arbeiten weiterhin plangemäß verlaufen,<br />

wird Notre-Dame de Paris wie vorgesehen 2024 wiedereröffnet<br />

werden. Das hat der französische Staats präsident<br />

im Januar anlässlich eines offiziellen Besuchs des<br />

japanischen Premierministers Fumio Kishida in Paris<br />

auf dem Platz vor der Kathedrale bestätigt. Als Datum<br />

steht der 8. Dezember im Raum, also der Tag von Mariä<br />

Empfängnis. Das Land des japanischen Staatsgastes ist<br />

im Übrigen von einem ähnlichen Ereignis betroffen: Im<br />

Oktober 2019 wurde die Burg Shuri auf Okinawa durch<br />

einen Großbrand in weiten Teilen zerstört.<br />

BAHN<br />

Direktverbindung von Frankfurt nach Bordeaux<br />

Nach über 20 Jahren bietet die Deutsche Bahn in Kooperation<br />

mit der französischen Bahn SNCF im Sommer wieder eine<br />

Direktverbindung von Frankfurt/Main nach Bordeaux<br />

an. Der moderne TGV-Duplex startet jeweils am<br />

Samstagmorgen um 6.56 Uhr in Frankfurt und<br />

erreicht Bordeaux um 14.35 Uhr, also in weniger<br />

als acht Stunden. Um 15.58 Uhr geht es von<br />

Bordeaux wieder Richtung Osten, die Ankunft<br />

in Frankfurt ist um 23.51 Uhr. Zwischenhalte<br />

in Deutschland sind Mannheim und<br />

Karlsruhe. Tickets können ab Anfang Februar<br />

für 69,90 € gebucht werden. Der einzige<br />

Wermutstropfen: Die Verbindung ist derzeit nur<br />

vom 8. Juli bis 26. August <strong>2023</strong> geplant.<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


KINO<br />

Der meistbesuchte Kinosaal der Welt liegt in Paris<br />

Man könnte denken, das Kino mit den meisten verkauften<br />

Eintrittstickets läge in China, den Vereinigten Staaten<br />

oder in Indien. Doch dem ist nicht so. Mit 2,22 Millionen<br />

Zuschauern im Jahr 2022 liegt das Pariser UGC Ciné<br />

Cité im Viertel Les Halles (I. Arrondissement) auf dem<br />

Spitzenplatz der internationalen Rangliste Comscore. Es<br />

wurde 1995 eröffnet und ist das einzige der 2000 französischen<br />

Kinos, dessen 27 Multiplexsäle von 9 Uhr morgens bis 0.30 Uhr<br />

nachts geöffnet sind. Das scheint Kinofreunde anzuziehen.<br />

Uhr<br />

GEBURTSANZEIGE<br />

Im Bioparc kamen zwei Löwenbabys zur Welt!<br />

Im Herbst 2018 stellten wir Ihnen den wunderschönen<br />

Bioparc in Doué-la-Fontaine in der Nähe von Saumur<br />

(Maine-et-Loire) vor, der sich durch einen sehr respektvollen<br />

Umgang mit den Tieren auszeichnet und für den Schutz<br />

bedrohter Arten einsetzt. Auf dem riesigen Gelände leben<br />

die Tiere in « Gehegen », die in den Muschelsandstein eines<br />

ehemaligen Steinbruchs gehauen sind (siehe unseren Artikel<br />

Eine faszinierende Reise ins Land der Troglodyten, Ausgabe<br />

<strong>Nr</strong>. 68). Nachdem bereits im Juli 2021 ein Löwenbaby zur<br />

Welt kam, haben die beiden Löwen des Bioparcs, Esma<br />

und Baz, vor Kurzem ihre Meute durch zwei weitere –<br />

eine Seltenheit in Gefangenschaft – liebenswerte Babys<br />

vergrößert. Bembea und Nguvu – die Namen bedeuten in der<br />

in Ostafrika verbreiteten Sprache Suaheli « Kämpfernatur »<br />

beziehungsweise « Stärke » – sind bei guter Gesundheit, was<br />

nicht nur ihre Eltern freut, sondern auch die Pfleger. Diese<br />

sehen sich durch das freudige Ereignis in ihrem Einsatz für<br />

bedrohte Tierarten bestärkt.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 7


ON EN PARLE<br />

VERLAG<br />

Bestseller des französischen Buchhandels 2022<br />

Die Rangliste der 100 meistverkauften Bücher in Frankreich, die jährlich von Livres Hebdo und GFK erstellt<br />

wird, ist « die » Referenz in diesem Bereich. 2022 hatte dabei – nach Astérix et le Griffon (Asterix und<br />

der Greif) im Jahr 2021 – erneut ein Comic die Nase vorn: Le monde sans fin (Welt ohne Ende) von Marc<br />

Jancovici und Christophe Blain. Auf den folgenden Plätzen gibt es keine große Überraschung, liegen<br />

doch immer dieselben Namen auf den Spitzenplätzen der französischsprachigen Literatur: L’affaire<br />

Alaska Sanders (Die Affäre Alaska Sanders) von Joël Dicker, Le grand monde: les années glorieuses von<br />

Pierre Lemaitre und Angélique von Guillaume Musso. Auf Platz fünf folgt Giuliano Da Empoli, dessen Mage<br />

du Kremlin (Der Magier im Kreml, siehe Lesetipp in der Rubrik On lit) zwar nicht mit dem Prix Goncourt<br />

ausgezeichnet wurde, dafür jedoch offensichtlich zum literarischen Coup de cœur der Franzosen wurde.<br />

Das Buch ist ein echtes Phänomen und liegt im Hinblick auf die Verkaufszahlen weit vor dem Preisträger<br />

des renommierten Literaturpreises: Vivre vite von Brigitte Giraud erscheint erst auf dem 28. Platz dieser<br />

Rangliste, während die Taschenbuchausgabe des Goncourt-Preisträgers 2020, L’anomalie (Die Anomalie)<br />

von Hervé le Tellier bei den Lesern nach wie vor gut ankommt und auf Platz 11 rangiert.<br />

GELD<br />

Schluss mit Bargeld in Frankreich?<br />

Offensichtlich zahlen Franzosen immer seltener in bar. Es scheint so, als würde<br />

Bargeld ganz allmählich aus der französischen Handelslandschaft verschwinden.<br />

Dafür spricht auch der Rückgang der Geldautomaten: Gab es 2020 noch 48 831<br />

davon, so waren es Anfang <strong>2023</strong> nur noch 47 853, und die Entwicklung scheint<br />

sich seit einigen Monaten eher zu beschleunigen. Global macht Bargeld heute nur<br />

noch 25 % der Zahlungsmittel in Frankreich aus (gegenüber 51 % in Deutschland,<br />

58 % in Österreich oder sogar 62 % in Griechenland), und ein Ende dieses<br />

Trends ist nicht abzusehen. Franzosen lieben offensichtlich die technologischen<br />

Neuerungen in diesem Bereich, denn von Januar bis Ende November 2022<br />

bezahlten die Franzosen Waren und Dienstleistungen im Wert von 7 Milliarden<br />

Euro kontaktlos, 2018 waren es nur 2 Milliarden gewesen.<br />

8 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


MARSEILLE<br />

Museum der Kirche Notre-Dame de la Garde öffnet wieder<br />

Das kleine, 2013 eröffnete Museum Notre-Dame de la Garde präsentiert die<br />

Geschichte der Pilgerfahrten zur berühmten Bonne Mère im Laufe<br />

der Jahrhunderte, die Ursprünge der heiligen<br />

Stätte sowie den Wiederaufbau der Kirche<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts. 2019 wurde<br />

das Museum geschlossen, seit Kurzem ist<br />

es wieder zugänglich. Mit einer 350 m²<br />

großen, neu gestalteten Ausstellungsfläche<br />

will es nun noch besser die enge<br />

Bindung der Einwohner von Marseille<br />

zu diesem symbolträchtigen Gebäude<br />

aufzeigen. Künftig soll es pro Jahr zwei<br />

Themenausstellungen geben, eine im<br />

Sommer, die andere am Jahresende.<br />

Die diesjährige Ausstellung in den<br />

Sommermonaten ist unter anderem dem<br />

Turiner Grabtuch gewidmet. Informationen:<br />

https://notredamedelagarde.marseille.fr/<br />

KONSUM<br />

Fast Food: Einweggeschirr gehört (beinahe) der Vergangenheit an<br />

Das Gesetz war lange erwartet worden. Nun ist es in Kraft und macht Frankreich in diesem Punkt zu<br />

einem Pionier in Europa: Im Hexagon ist seit dem 1. Januar <strong>2023</strong> Einweggeschirr im Bereich Fast Food<br />

offiziell verboten, und zwar für alle Mahlzeiten, die vor Ort verzehrt werden. Mit dieser Maßnahme sollen<br />

pro Jahr 150 000 Tonnen Abfall vermieden werden. Betroffen sind rund 6 Milliarden Mahlzeiten, die in<br />

den 40 000 Filialen der großen Ketten in Frankreich serviert werden. Die neue Regelung gilt auch für<br />

Einrichtungen wie Kantinen in Schulen, Krankenhäusern, Unternehmen usw. und stellt einen<br />

neuen Schritt zur Abschaffung von Wegwerfgegenständen aus Plastik dar. Bereits 2020<br />

hat Frankreich mit dem Loi anti-gaspillage derartigen Artikeln den Kampf angesagt,<br />

bis 2040 sollen sie ganz der Vergangenheit angehören. In einem ersten Schritt<br />

wurden bereits Strohhalme und Einwegbestecke aus diesem Material verboten.<br />

McDonald‘s serviert in Frankreich den Gästen in seinen Restaurants die Getränke nun<br />

in neuen Bechern, die zwar ebenfalls aus Kunststoff sind, aber gespült und damit<br />

wiederverwendet werden können. Pommes werden jetzt in originellen, ebenfalls<br />

wiederverwendbaren Behältern aus rotem Plastik serviert, deren Design an die<br />

typischen roten Pommes-Verpackungen aus Karton erinnert und die bereits ein<br />

beliebtes Objekt für skrupellose Sammler geworden sind. In allen Restaurants<br />

wurden demzufolge neue Spülmaschinen installiert. Kleineren Betrieben<br />

gewährt die Regierung derzeit noch eine gewisse Schonfrist für die Umstellung,<br />

längerfristig gehört Einweggeschirr in Fast-Food-Restaurants im Hexagon jedoch<br />

definitiv der Vergangenheit an!<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 9


ON EN PARLE<br />

SCHULFERIEN<br />

Ferienkalender bis 2026 bekanntgegeben<br />

In einem Land, in dem der Tourismus 8 % des BIP und<br />

mehr als zwei Millionen Arbeitsplätze ausmacht, wird<br />

die Publizierung der Ferientermine immer mit Spannung<br />

erwartet, da diese einschneidende Auswirkungen<br />

haben. Die Festlegung des Ferienkalenders obliegt im<br />

Hexagon traditionell dem Bildungsminister, der nach<br />

einer Konzertation mit Verantwortlichen aus Bildung<br />

und Wirtschaft die Daten bestimmt und veröffentlicht.<br />

Die Termine gelten dann für alle Schulen im Land, wobei<br />

das Territorium in drei Zonen (A, B und C) eingeteilt<br />

ist. Für Korsika, die Überseedepartements und<br />

-Gebietskörperschaften gelten Sonderbestimmungen. Die<br />

Ferien im Winter (die sogenannten Vacances de février) und<br />

im Frühjahr (Vacances de Pâques) finden in den drei Zonen<br />

zeitversetzt statt, sodass sich die gesamte Ferienzeit über<br />

einen längeren Zeitraum erstreckt. Die Vorgehensweise hat<br />

sich bewährt, da sich auf diese Weise Hin- und Rückreisen<br />

zum und vom Urlaubsort nicht so sehr ballen, was die<br />

Situation auf den Straßen und in öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

entzerrt. Auch der Tourismussektor profitiert während eines<br />

längeren Zeitraums vom Zustrom der Urlauber. Aktuell gab es<br />

eine große Neuerung: Bei der jüngsten Veröffentlichung des<br />

offiziellen Kalenders hat das Bildungsministerium erstmals<br />

die Ferien nicht nur für das kommende Schuljahr, sondern<br />

bereits bis zum Schuljahr 2025-2026 bekannt gegeben!<br />

Sie finden nachfolgend die Ferienkalender<br />

für das laufende (2022-<strong>2023</strong>)<br />

und das kommende<br />

Schuljahr (<strong>2023</strong>-2024). Die<br />

folgenden Jahre finden<br />

Sie auf der Website<br />

des Ministeriums:<br />

www.education.<br />

gouv.fr/calendrierscolaire-100148<br />

FERIENKALENDER FÜR DAS LAUFENDE SCHULJAHR (2022-<strong>2023</strong>)<br />

ZONE A ZONE B ZONE C<br />

Besançon, Bordeaux, Clermont-<br />

Ferrand, Dijon, Grenoble,<br />

Limoges, Lyon, Poitiers<br />

Aix-Marseille, Amiens, Lille, Nancy-Metz,<br />

Nantes, Nizza, Normandie, Orléans-<br />

Tours, Reims, Rennes, Straßburg<br />

Créteil, Montpellier, Paris,<br />

Toulouse, Versailles<br />

Winterferien<br />

Letzter Schultag: Sa., 4. Februar <strong>2023</strong><br />

Schulbeginn: Mo., 20. Februar <strong>2023</strong><br />

Letzter Schultag: Sa., 11. Februar <strong>2023</strong><br />

Schulbeginn: Mo., 27. Februar <strong>2023</strong><br />

Letzter Schultag: Sa., 18. Februar <strong>2023</strong><br />

Schulbeginn: Mo., 6. März <strong>2023</strong><br />

<strong>Frühling</strong>sferien<br />

Letzter Schultag: Sa., 8. April <strong>2023</strong><br />

Schulbeginn: Mo., 24. April <strong>2023</strong><br />

Letzter Schultag: Sa., 15. April <strong>2023</strong><br />

Schulbeginn: Di., 2. Mai <strong>2023</strong><br />

Letzter Schultag: Sa., 22. April <strong>2023</strong><br />

Schulbeginn: Di., 9. Mai <strong>2023</strong><br />

Sommerferien<br />

Letzter Schultag: Sa., 8. Juli <strong>2023</strong><br />

Fr., 19. Mai <strong>2023</strong> und Sa., 20. Mai <strong>2023</strong> sind Ferientage.<br />

FERIENKALENDER <strong>2023</strong>-2024<br />

ZONE A ZONE B ZONE C<br />

Besançon, Bordeaux, Clermont-<br />

Ferrand, Dijon, Grenoble,<br />

Limoges, Lyon, Poitiers<br />

Aix-Marseille, Amiens, Lille, Nancy-Metz,<br />

Nantes, Nizza, Normandie, Orléans-<br />

Tours, Reims, Rennes, Straßburg<br />

Créteil, Montpellier, Paris,<br />

Toulouse, Versailles<br />

Schulbeginn Mo., 4. September <strong>2023</strong><br />

Herbstferien<br />

Letzter Schultag: Sa., 21. Oktober <strong>2023</strong><br />

Schulbeginn: Mo., 6. November <strong>2023</strong><br />

Weihnachtsferien<br />

Letzter Schultag: Sa., 23. Dezember<br />

<strong>2023</strong><br />

Schulbeginn: Mo., 8. Januar 2024<br />

Winterferien<br />

Letzter Schultag: Sa., 17. Februar 2024<br />

Schulbeginn: Mo., 4. März 2024<br />

Letzter Schultag: Sa.,24. Februar 2024<br />

Schulbeginn: Mo., 11. März 2024<br />

Letzter Schultag: Sa., 10. Februar 2024<br />

Schulbeginn: Mo., 26. Februar 2024<br />

<strong>Frühling</strong>sferien<br />

Letzter Schultag: Sa., 13. April 2024<br />

Schulbeginn: Mo., 29. April 2024<br />

Letzter Schultag: Sa., 20. April 2024<br />

Schulbeginn: Mo., 6. Mai 2024<br />

Letzter Schultag: Sa., 6. April 2024<br />

Schulbeginn: Mo., 22. April 2024<br />

Sommerferien<br />

Letzter Schultag: Sa., 6. Juli 2024<br />

Fr., 10. Mai 2024 und Sa., 11. Mai 2024 sind Ferientage.<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


VERBESSERUNGEN FÜR DIE « NUTZUNG DER NATUR »<br />

Regierung lehnt Jagdverbot am Sonntag ab<br />

In den letzten Monaten nahmen in Frankreich Jagdunfälle<br />

stark zu. Dies betrifft vor allem die Wochenenden, an denen<br />

sich laut einem aktuellen Bericht des Senats 70 % al ler<br />

Unfälle ereignen. Das Institut Français de l’Opinion Publique<br />

(IFOP) veröffentlichte im Dezember 2022 eine offi ziel le<br />

Untersuchung, nach der 79 % der Franzosen « die Ein richtung<br />

des jagdfreien Sonntags » wünschen. Ange sichts der<br />

starken Opposition der Jagdvereinigungen in den De partements<br />

beschloss die französische Regierung trotz dieser<br />

Entwicklung, ein solches Jagdverbot nicht zu ver hängen.<br />

Allerdings wurde für Jäger nun eine sogenannte « Promillegrenze<br />

» eingeführt, wie sie seit Langem im Straßenverkehr<br />

existiert. Ab einem Wert von 0,5 g Alkohol pro Liter Blut dürfen<br />

Jäger nun kein Gewehr mehr benutzen. Darüber hinaus hat<br />

man erkannt, dass sich im Bereich der Fortbildung dringend<br />

etwas ändern muss: Seit 1975 ist es im Hexagon zwar Pflicht,<br />

einen Jagdschein zu erwerben, wofür eine theoretische<br />

und praktische Ausbildung mit anschließender Prüfung<br />

ab sol viert werden muss. Der Jagdschein erneuert sich<br />

durch das Zahlen des Jahresbeitrags jedoch automatisch.<br />

Ältere Jäger, die bereits vor 1975 jagten, haben in vielen<br />

Fällen niemals eine Ausbildung durchlaufen. Bislang ist<br />

in diesem Bereich lediglich alle zehn Jahre eine Schulung<br />

im Bereich Sicherheit vorgeschrieben, wobei diese nur<br />

aus theoretischem Unterricht besteht und keine Prüfung<br />

einschließt. Das bestehende System erscheint der Regierung<br />

daher ungenügend, sodass eine Änderung geplant ist, nach<br />

der « bis 2025 die Hälfte der Jäger und bis 2029 alle Jäger eine<br />

entsprechende Ausbildung durchlaufen haben müssen ».<br />

Diese Verpflichtungen scheinen die Franzosen nicht zu be ruhigen,<br />

zumal sie erst durch die Ankündigungen erfahren haben,<br />

wie ungenügend die derzeitigen Regelungen sind. Die letzte<br />

Maßnahme der Regierung betrifft die Information der anderen<br />

« Nutzer der Natur »: Ab Herbst <strong>2023</strong> soll es eine « Applikation<br />

für Smartphones » geben, in der « die Gebiete und Uhrzeiten<br />

aufgeführt sind, in denen nicht gejagt wird ». Das Pro blem<br />

dabei: Die Jäger selbst müssen die aktuellen Daten in die<br />

Applikation einpflegen, und viele von ihnen nutzen gar kein<br />

Smartphone oder haben bereits angekündigt, dass sie sich<br />

nicht um diese « administrative Aufgabe » küm mern wollen.<br />

Offensichtlich wird das Jagen in Frankreich noch lange für<br />

Streitigkeiten sorgen …<br />

BEVÖLKERUNG<br />

68 Millionen Einwohner<br />

in Frankreich<br />

Laut den aktuellen Bevölkerungszahl<br />

en, die das Institut National de<br />

la Statistique et des Études Économiques<br />

(INSEE) veröffentlichte, hatte<br />

Frank reich am 1. Januar <strong>2023</strong> offiziell<br />

68 Millionen Einwohner. Dies<br />

entspricht zwar einer Erhöhung von<br />

0,3 % gegenüber 2021, doch laut den<br />

Analysten von INSEE täuschen die<br />

Zahlen: « Die Anzahl der Geburten<br />

ist 2022 gegenüber dem Vorjahr<br />

um 2,6 % gesunken, dazu kommt<br />

eine höhere Anzahl an Todesfällen<br />

(46 000 mehr als 2021) aufgrund der<br />

anhaltenden Coronaviruspandemie<br />

und einer späten Grippewelle. »<br />

Die Geburtenrate sank 2022 auf 1,8<br />

Kinder pro Frau, gegenüber 1,84<br />

im Jahr 2021. Einer der wenigen<br />

positiven Punkte der Jahresbilanz<br />

ist die gestiegene Anzahl an<br />

Eheschließungen und eingetragenen<br />

Lebenspartnerschaften (PACS): 2022<br />

wurde 244 000 Ehen geschlossen<br />

(220 000 im Jahr 2021), davon<br />

7000 zwischen Menschen gleichen<br />

Geschlechts.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 11


ON LIT<br />

ROMAN<br />

TAGEBUCH<br />

Blitzlichter - Aus den<br />

Tagebüchern der Brüder<br />

Goncourt<br />

Edmond<br />

und Jules de<br />

Goncourt,<br />

ausgewählt<br />

und aus<br />

dem Französischen<br />

übertragen<br />

von Anita<br />

Albus, Gilani<br />

Berlin, 352<br />

Seiten, 25 €,<br />

ISBN 978-<br />

3<strong>86</strong>9712819.<br />

Die einander sehr eng verbundenen<br />

Brüder Edmond (1822-1896) und<br />

Jules (1830-1870) de Goncourt,<br />

Initiatoren und Namensgeber<br />

des berühmtesten der jährlich<br />

verliehenen Literarturpreise<br />

Frankreichs, führten 50 Jahre lang<br />

gemeinsam Tagebuch. Im Journal<br />

des frères Goncourt hielten sie Tag<br />

für Tag ihre Beobachtungen der<br />

damaligen Gesellschaft und der<br />

Menschen in ihrem Umfeld peinlich<br />

genau schriftlich fest. Das Tagebuch<br />

stellt eine der beeindruckendsten<br />

Beschreibungen Frankreichs<br />

im 19. Jahrhundert dar. Die oft<br />

gnadenlosen Porträts von Größen<br />

wie Baudelaire (« Der Kopf eines<br />

Verrückten, die Stimme wie eine<br />

Klinge ») oder Sarah Bernhardt (« die<br />

Wohnungseinrichtung in plump<br />

orientalischem Geschmack »), denen<br />

man in diesem Buch begegnet,<br />

illustrieren das Pariser Leben und die<br />

Mentalität jener Zeit sehr treffend.<br />

Fesselnd!<br />

KRIMI<br />

Liebes Arschloch<br />

Virginie Despentes, Originaltitel: Cher connard, aus<br />

dem Französischen von Ina Kronenberger und Tatjana<br />

Michaelis, Kiepenheuer & Witsch, 336 Seiten, 24 €,<br />

ISBN 978-3462004991.<br />

Virginie Despentes ist seit ihrem 2006<br />

erschienenen Werk King Kong Théorie eine viel<br />

beachtete weibliche Stimme der französischen<br />

Gegenwartsliteratur. Sie hat bereits umfassend<br />

bewiesen, dass sie ebenfalls ein ausgeprägtes Talent für die<br />

Beobachtung der französischen Gesellschaft besitzt. Wie es der<br />

Zufall will, erscheint zeitgleich mit dem Tagebuch der Brüder<br />

Goncourt ihr neuestes Buch. Bereits der Titel Liebes Arschloch des<br />

2022 in Frankreich erschienenen und dort sehr erfolgreichen Buches<br />

weist darauf hin, dass sie ihre Beobachtungen direkt und pointiert<br />

wiedergibt. Sie hat dabei erneut ein Thema aufgegriffen, das ihr<br />

am Herzen liegt, nämlich die Tatsache, dass zwischen Menschen,<br />

die vordergründig keine Gemeinsamkeiten haben, Freundschaft<br />

entstehen kann. Hinter dem reißerischen Titel verbirgt sich ein<br />

Roman, der von großer Menschlichkeit und viel Zärtlichkeit zeugt<br />

und in gewisser Weise tröstlich ist!<br />

Stille Sainte-Victoire<br />

Ein Provence-Krimi mit Capitaine Roger Blanc<br />

Cay Rademacher, Dumont, 400 Seiten, 17 €, ISBN 978-3832181871.<br />

Ab 17. Mai <strong>2023</strong> im Buchhandel.<br />

Krimis deutscher Autoren, die in Frankreich spielen, sind<br />

inzwischen so zahlreich, dass sie nahezu eine eigene<br />

Literaturgattung darstellen könnten. Franzosen, die über<br />

entsprechende Deutschkenntnisse verfügen und die Bücher<br />

lesen, finden es rätselhaft warum diese in Deutschland derart erfolgreich sind.<br />

Aus französischer Sicht sind die Krimis mit einer Abfolge von Klischees über das<br />

vermeintliche Vie à la française gespickt, in denen sich unsere Nachbarn in der Regel<br />

nicht wiedererkennen. Dennoch gibt es unter der Vielzahl dieser Bücher einige, die<br />

besonders gelungen sind, da die Autoren Frankreich gut kennen. Einer von ihnen<br />

ist zweifellos Cay Rademacher. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von Salon-de-<br />

Provence (Bouches-du-Rhône), ist also durchaus legitimiert, über die Provence zu<br />

schreiben. Das tut er mit Talent und Gewissenhaftigkeit und wird dafür mit Erfolg<br />

belohnt, denn die Reihe dieser « Provence-Krimis » umfasst bereits zehn Fälle. 2022<br />

erschien die Nummer neun mit dem Titel Geheimnisvolle Garrigue, Fall Nummer zehn,<br />

um den es hier geht, ist ab Mai im Handel erhältlich. Darin begegnet man wiederum<br />

Capitaine Roger Blanc, der diesmal das Rätsel um einen Mord lösen muss, der sich im<br />

Umfeld des berühmten Gebirges Sainte-Victoire zugetragen hat. Wer kennt ihn nicht,<br />

den Berg, den Cézanne so gerne in seinen Bildern verewigte? Ein schöneres Dekor für<br />

die Handlung, die – das merkt man sofort – wieder ausgesprochen gut konstruiert ist,<br />

kann man sich kaum vorstellen!<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


Diese Bücher haben uns gefallen und wir haben Sie Ihnen bei Erscheinen in Frankreich vorgestellt.<br />

Nun wurden sie übersetzt und sind im deutschen Buchhandel erhältlich.<br />

ROMAN<br />

Der Magier im Kreml<br />

AUTOBIOGRAFISCHER ROMAN<br />

Der junge Mann<br />

Annie Ernaux, Originaltitel: Le jeune homme, aus<br />

dem Französischen von Sonja Finck, Suhrkamp,<br />

48 Seiten, 15 €, ISBN 978-3518431108.<br />

Wie im Buch Das Ereignis (L’évènement), für<br />

das Annie Ernaux 2022 den Nobelpreis für<br />

Literatur erhielt, gibt die Autorin auch in ihrem<br />

aktuellsten Buch sehr persönliche Dinge<br />

über sich preis. Und wiederum gelingt es<br />

ihr, uns durch die Magie ihrer Worte und ihr<br />

Talent in Bann zu ziehen, indem sie uns ihre<br />

Geschichte so erzählt, dass sie letztendlich<br />

allgemeingültig ist. Diesmal in Form eines sehr<br />

kurzen (knapp 50 Seiten), aber ausgesprochen<br />

treffenden Romans. Mit viel Takt und Gefühl,<br />

aber auch humorvoll und aufrichtig, erzählt<br />

Annie Ernaux von einer Liebesbeziehung,<br />

die sie im Alter von 54 Jahren mit einem 30<br />

Jahre jüngeren Mann hatte. Mit einem jungen<br />

Mann, der ihr Leben zutiefst prägte und<br />

der, wie sie es so passend ausdrückte, ihr<br />

Ouvreur du temps, ihr « Zeitöffner » war. Wie<br />

sie im Buch brillant erläutert, wurde ihr durch<br />

diese Beziehung auch die Bedeutung des<br />

Schreibens bewusst: Ob man nun liebt, um<br />

zu schreiben, oder<br />

schreibt, um<br />

zu lieben: Das<br />

Leben hält viele<br />

Überraschungen<br />

bereit, die wir, so<br />

die Schriftstellerin,<br />

ergreifen sollten.<br />

Erfreulich und<br />

lehrreich!<br />

Giuliano Da Empoli, Originaltitel:<br />

Le mage du Kremlin, übersetzt<br />

von Michaela Messner, C.H.Beck,<br />

230 Seiten, 25 €, ISBN 978-<br />

3406799938. Ab 16. Februar<br />

<strong>2023</strong> im Buchhandel erhältlich.<br />

Ein fesselndes Buch,<br />

das zudem von nahezu<br />

irritierender Aktualität ist,<br />

obwohl es der Autor bereits<br />

im Januar 2021 beendete,<br />

also ein Jahr vor der russischen Invasion in die<br />

Ukraine. Giuliano Da Empoli lässt uns hinter die<br />

Kulissen der Macht im Kreml blicken, indem er vom<br />

aufschlussreichen Aufstieg von Vadim Baranov<br />

erzählt, dem « Magier im Kreml ». Diese fiktive Person<br />

lehnt sich sehr stark an Wladislaw Surkow an, einen<br />

der engsten Berater Putins, der entscheidend dazu<br />

beigetragen hat, dass dieser an die Macht gelangen<br />

konnte. Der geheimnisvolle Mann, ein regelrechter<br />

russischer « Machiavelli », arbeitete ursprünglich<br />

in der Welt des Theaters und des Fernsehens und<br />

verschwand 2020 urplötzlich von der politischen<br />

Bühne. Der Autor beschreibt diese Person über<br />

dessen fiktives Double Vadim Baranov, der dem<br />

Erzähler des Romans seine Geschichte anvertraut.<br />

Es ist eine spannende Art, uns das Russland unserer<br />

Zeit nahezubringen: die Art und Weise, wie der Kreml<br />

organisiert ist, wer dort die Fäden zieht und welche<br />

Vorstellungen Putin von der Welt hat. « Dieser Roman<br />

wird von konkreten Ereignissen und Personen<br />

inspiriert, für die sich der Autor ein Privatleben erdacht<br />

und denen er Äußerungen in den Mund gelegt hat.<br />

Es handelt sich dennoch um eine wahre russische<br />

Geschichte. » Eine unerwartete Art, die Begegnung<br />

zwischen Aktualität und Literatur herzustellen. Das<br />

Buch wurde nur ganz knapp im « Rennen » um den<br />

Prix Goncourt 2022 geschlagen, verkauft sich aber<br />

wesentlich erfolgreicher als das ausgezeichnete Buch<br />

Vivre vite von Brigitte Giraud.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 13


ON LIT EN FRANCE<br />

Unsere Auswahl an Büchern, über die man<br />

zurzeit in Frankreich spricht<br />

ROMAN/REISEABENTEUER<br />

Roman fleuve<br />

Philibert Humm, Équateurs, 288 Seiten, 19 €,<br />

ISBN 978-2382842096.<br />

Bereits wenn man die Widmung « Für meinen Onkel Agathe » auf der<br />

ersten Seite des Buches liest, wird klar, dass man im Verlauf der Lektüre<br />

wohl öfter ins Schmunzeln kommen wird. Bei dem offiziell als « Roman »<br />

bezeichneten Buch handelt es sich im Grunde genommen um einen<br />

Reisebericht. Aber einen Bericht über eine ganz besondere Reise. Der<br />

Autor, Philibert Humm, ein dreißigjähriger Pariser, reiste nämlich mit<br />

zwei Kameraden auf der Seine von Paris nach Le Havre (Seine-Maritime).<br />

Dazu benutzten sie jedoch ein mehr als dürftiges und nicht gerade<br />

den gültigen Vorschriften entsprechendes Wasserfahrzeug: ein Kanu.<br />

Noch dazu ein Kanu, das eigentlich nur für zwei Personen vorgesehen<br />

ist. Die drei verwegenen und fröhlichen Abenteurer hatten es insofern<br />

« verbessert », als dass sie es mit einem Mast aus einer Vorhangstange<br />

und einem Segel aus einem Duschvorhang ausstatteten … Es ist klar,<br />

dass es sich bei der « Kreuzfahrt » um ein mehr als gewagtes Abenteuer<br />

handelt. Ein Abenteuer, das vor allem für Lacher sorgt! Philibert Humm<br />

parodiert vortrefflich den Stil von Abenteuergeschichten. Dadurch gelingt<br />

es ihm, den Leser nicht nur für dieses « Heldenepos » zu begeistern,<br />

sondern er bringt sie auch mit seinem Humor und seiner Selbstironie<br />

zum Schmunzeln und sehr oft zum Lachen. Ein Buch, das seinesgleichen<br />

sucht und das in einer Zeit, in der die französische Literatur eher sehr<br />

seriöse Themen behandelt, mehr als willkommen ist. Vor allem ist es<br />

schön geschrieben, in einem unkonventionellen und lebendigen Stil, der<br />

offenbar bei den Lesern sehr gut ankommt. Roman fleuve wurde nicht nur<br />

bereits mit dem renommierten französischen Literaturpreis Prix Interallié<br />

ausgezeichnet, sondern das Werk gehört zudem seit einigen Monaten,<br />

nicht zuletzt dank einer starken Mund-zu-Mund-Propaganda, zu den<br />

Bestsellern im Buchhandel. Ohne Einschränkungen zu empfehlen!<br />

Themen: Abenteuer, Reisebericht, Parodie, Humor,<br />

Selbstironie, Seine, Boot, Debütroman<br />

ROMAN<br />

Un chien à ma table<br />

Claudie Hunzinger, Grasset, 288 Seiten,<br />

20,90 €, ISBN 978-2246831624.<br />

Ein abgelegenes Haus in den Wäldern<br />

der Vogesen. Dort wohnt ein äußerst<br />

verliebtes älteres Paar, zwei Menschen,<br />

die unterschiedlicher nicht sein<br />

könnten: Sophie ist Romanautorin, sie<br />

liebt die Natur und Spaziergänge im<br />

Wald. Ihr Partner Grieg schläft tagsüber<br />

und liest in der Nacht. Das Leben der<br />

beiden ist nicht trübsinnig, aber im<br />

Tagesablauf spiegelt sich ihr Alter wider,<br />

die Tage sind monoton, irgendwo<br />

fehlt allem der Sinn. Als eines Abends<br />

plötzlich eine junge Hündin in üblem<br />

Zustand vor dem Haus auftaucht,<br />

sorgt das für Freude, macht Mut, an<br />

die Zukunft zu glauben. Es wirft das<br />

Leben des Paares über den Haufen. Eine<br />

regelrechte Ode an das Leben, die Natur<br />

und an einen wiedergefunden Glauben<br />

an die Menschlichkeit, die<br />

mit dem Prix Femina 2022<br />

ausgezeichnet wurde.<br />

Unglaublich tröstlich!<br />

Themen: Roman, Hund,<br />

Liebe, Paar, Frau, Alter, Natur,<br />

Wald, Vogesen, Menschlichkeit,<br />

Umwelt, Hoffnung<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


ROMAN<br />

ROMAN<br />

Clara lit Proust<br />

Stéphane Carlier, Gallimard, 1<strong>86</strong> Seiten, 18,50 €,<br />

ISBN 978-2072991301.<br />

Stéphane Carlier hegt eine Passion für die Werke von Marcel Proust<br />

(1871-1922), denen der Ruf nachhängt, schwierig zu lesen und einer<br />

bestimmten Kategorie von « Bücherwürmern » vorbehalten zu sein.<br />

Das brachte ihn auf die Idee, diesen heiteren und angenehm zu<br />

lesenden Roman zu schreiben. Darin begegnet man Clara, einer<br />

jungen Friseurin in einem kleinen, anspruchslosen Friseursalon in der<br />

Provinz. Als eines Tages ein Kunde ein Buch von Proust vergisst, stellt<br />

das ihr Leben auf den Kopf. Nach der Lektüre ist man frohen Mutes<br />

und hat unweigerlich Lust, selbst in das Werk Prousts einzutauchen.<br />

Damit hat Stéphane Carlier sein Ziel zweifelsfrei erreicht!<br />

L’île haute<br />

Themen: Literatur, Proust, Friseursalon, Kraft des Lesens, Emanzipation<br />

Valentine Goby, Actes Sud, 278 Seiten, 21,50 €,<br />

ISBN 978-2330168117.<br />

Dieses wunderschöne Buch ist der 15. Roman, den Valentine Goby<br />

in 20 Jahren veröffentlicht. Es erzählt die Geschichte des 12-jährigen<br />

Vadim, der in Paris lebt, aber von seinen Eltern in ein Dorf in den<br />

französischen Alpen geschickt wird. Offiziell, um sein Asthma zu<br />

behandeln, in Wirklichkeit, um dort Unterschlupf zu finden. Vadim<br />

ist Jude, und wir befinden uns mitten im Zweiten Weltkrieg. Es ist die<br />

erste Begegnung eines Stadtkindes mit den<br />

Bergen. Und nicht mit irgendwelchen Bergen:<br />

« richtige » Berge, Hochgebirge, die Region<br />

um Chamonix und den Mont-Blanc, an<br />

der Grenze zur Schweiz. Das Klima<br />

dort ist extrem rau, die Menschen<br />

einfach. Vadim ist zunächst<br />

verloren, eingeschüchtert,<br />

erfreut sich aber immer<br />

mehr an dieser zunächst<br />

beängstigenden Natur, die<br />

immer tröstlicher wird, je<br />

besser er sie kennt. Schön und<br />

unglaublich gut geschrieben.<br />

Sehr bewegend!<br />

Themen: Kindheit, Zweiter<br />

Weltkrieg, Jude, Natur, erste<br />

Erfahrungen, Landschaft,<br />

Gebirge, Alpen<br />

Sie möchten Ihren französischen Freunden<br />

ein deutsches Buch empfehlen, das kürzlich<br />

auch in Frankreich erschienen ist? Hier<br />

kommt unser derzeitiger Coup de cœur:<br />

ROMAN<br />

Roman d’un berger<br />

Ernst Wiechert, aus dem<br />

Deutschen von Sylvaine<br />

Duclos, Originaltitel:<br />

Hirtennovelle (1935), Éditions du<br />

Typhon, 120 Seiten, 15,90 €,<br />

ISBN 978-2490501229.<br />

Ernst Wiechert ist zwar ein bedeutender<br />

deutscher Schriftsteller, einer der<br />

meistgelesenen zu Beginn der 1930er-<br />

Jahre, in Frankreich war er dennoch bis vor<br />

einigen Monaten quasi unbekannt. Das lag<br />

daran, dass bis dahin keines seiner Werke in<br />

französischer Sprache veröffentlicht worden<br />

war. Bis der kleine, ideenreiche Verlag aus<br />

Marseille Éditions du Typhon beschloss,<br />

diesen Roman d’un berger zu publizieren.<br />

Mit Poesie, Zärtlichkeit und Menschlichkeit,<br />

die niemanden unberührt lassen, erzählt<br />

Wiechert, wie der sechsjährige Sohn eines<br />

Waldarbeiters in einem ostpreußischen<br />

Dorf den tragischen Tod seines Vaters mit<br />

ansehen muss. Dieser wird von dem Baum<br />

erschlagen, den er gerade gefällt hat. Das<br />

Buch beschreibt, wie das Kind mithilfe der<br />

Natur, seiner eigenen Stärke und einem<br />

tiefen Respekt vor allem Lebenden das<br />

Drama überwindet und erwachsen wird. Hat<br />

man das an anderer Stelle erwähnte Buch<br />

L’île haute gelesen, stellt man unweigerlich<br />

eine Verbindung zwischen den beiden<br />

Geschichten her, denn obwohl die eine<br />

in Frankreich, die andere in Deutschland<br />

spielt, handeln beide unter anderem von<br />

Kindheit, Natur und ersten Erfahrungen. Das<br />

Vorwort für diese Übersetzung des schönen<br />

Roman d’un berger schrieb der erfolgreiche<br />

französische Schriftsteller Franck Bouysse,<br />

der selbst bereits rund ein Dutzend Romane<br />

verfasste.<br />

Themen: Kindheit, Krieg, Dreißigerjahre, Natur,<br />

Berge, Schäfer, Freundschaft, erste Erfahrungen<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 15


ON REGARDE<br />

KRIMI<br />

TRAGIKOMÖDIE/ROMANZE<br />

Tagebuch einer Pariser Affäre<br />

Die Handlung des Films erscheint<br />

auf den ersten Blick sehr klassisch:<br />

Eine alleinerziehende Mutter und<br />

ein verheirateter Mann beginnen<br />

eine Liebesbeziehung. Also ein<br />

« Ehebruch à la française », sagt man<br />

sich. Die ausgesprochen einfallsreiche<br />

Inszenierung und die großartigen<br />

Schauspieler verwandeln diese a priori banale Story jedoch in die<br />

fesselnde Chronik einer Romanze und machen aus dem Film ein<br />

regelrechtes Highlight. Kinoerlebnis, das glücklich macht!<br />

Tagebuch einer Pariser Affäre • Frankreich, 2022, 100 min •<br />

Originaltitel: Chronique d’une liaison passagère • Ein Film von<br />

Emmanuel Mouret, mit Sandrine Kiberlain, Vincent Macaigne,<br />

Georgia Scalliet, Maxence Tual u. a. • Ab 23. März <strong>2023</strong> im Kino.<br />

HISTORISCHER ABENTEUERFILM (FILM)<br />

Die drei Musketiere: D’Artagnan<br />

Neben Asterix & Obelix von Guillaume Canet (siehe<br />

unten) gehört diese von François Civil inszenierte<br />

Version der drei Musketiere zu den meisterwarteten<br />

Filmstarts <strong>2023</strong> in Frankreich. Neun Monate<br />

Vorbereitung und acht Monate Drehzeit waren<br />

notwendig, damit dieser französische Blockbuster,<br />

der ausschließlich in Frankreich und fast zu 100 % in<br />

natürlichen Kulissen gedreht wurde, uns erneut in die<br />

berühmten und verrückten Abenteuer der Helden von<br />

Alexandre Dumas dem Älteren (1802-1970) mitnehmen<br />

kann. Nach über dreißig Filmadaptationen für Kino<br />

und TV ist die Neuverfilmung des literarischen<br />

Werkes absolut gelungen, was bereits alleine als<br />

Erfolg angesehen werden kann. Auch wenn man<br />

sich manchmal gegen das Gefühl einer leichten<br />

Übertreibung nicht wehren kann,<br />

lässt man sich gerne von der<br />

Handlung mitreißen!<br />

Maigret<br />

Der belgische Autor Georges Simenon<br />

(1903-1989) gilt als « Papst » des<br />

französischsprachigen Krimis. Mit der<br />

gelungenen Adaptation von Maigret<br />

et la jeune morte aus dem Jahr 1954<br />

erweist Patrice Leconte dem berühmten<br />

französischen Kommissar die Ehre. Eine<br />

schlichte Inszenierung und wunderschöne<br />

Bilder setzen das Werk des Schriftstellers<br />

ins beste Licht, während Gérard Depardieu<br />

mit seiner Schauspielkunst die Person<br />

Maigrets auf berührende Weise verkörpert.<br />

Es ist mehr als « nur » ein Krimi, denn es<br />

geht darüber hinaus um den Verlust eines<br />

Kindes, zudem lässt der Film fast wehmütig<br />

in eine Zeit zurückblicken, in der man solche<br />

Untersuchungen ohne Handy, Computer<br />

und DNA-Analyse machte …<br />

Maigret • Frankreich, 2022, 88 min • Originaltitel:<br />

Maigret • Ein Film von Patrice Leconte mit<br />

Gérard Depardieu, Jade Labeste, Mélanie<br />

Bernier u. a. • Ab 30. März <strong>2023</strong> im Kino.<br />

Die drei Musketiere: D’Artagnan •<br />

Frankreich 2022, 121 min • Originaltitel:<br />

Les Trois Mousquetaires: D’Artagnan<br />

• Ein Film von François Civil, mit Vincent<br />

Cassel, François Civil, Romain Duris, Eva<br />

Green, Pio Marmaï u. a. •<br />

Ab 13. April <strong>2023</strong> im Kino.<br />

ABENTEUER/KOMÖDIE (FILM)<br />

Asterix & Obelix im Reich der Mitte<br />

Die berühmten Figuren von René Goscinny (1926-<br />

1977) und Albert Uderzo (1927-2020), die beiden<br />

Gallier Asterix und Obelix, begeben sich diesmal<br />

nach China, um im Jahr 50 v. Chr. der chinesischen<br />

Kaiserin und ihrer Tochter zu Hilfe zu eilen. Da es<br />

Cäsar und seine starke Armee ebenfalls dorthin<br />

zieht, findet das Abenteuer also im Reich der Mitte<br />

statt. Die Realverfilmung des Abenteuers von<br />

Asterix und Obelix basiert erstmals – von Zeichentrickfilmen abgesehen – nicht<br />

auf einem Comic, sondern auf einer ganz neuen Handlung. Ausgedacht haben<br />

sich diese Philippe Mechelen und Julien Hervé, die als Co-Autoren bereits für<br />

erfolgreiche französische Filme und Komödien (z. B. Les Tuches) verantwortlich<br />

zeichnen. Dieser Asterix-Kinofilm ist also anders, was unter anderem auch an<br />

der eigenständigen Ausdrucksweise und dem schrägen Humor deutlich wird.<br />

Das Budget ist ebenfalls bemerkenswert, denn mit 65 Millionen Euro ist es<br />

eines der höchsten Budgets des französischen Films. Auf jeden Fall können<br />

sich Klein und Groß auf ein schönes Kinoerlebnis freuen!<br />

Asterix & Obelix im Reich der Mitte • Frankreich 2022, 114 min • Originaltitel:<br />

Astérix et Obélix: l’Empire du milieu • Ein Film von Guillaume Canet,<br />

mit Guillaume Canet, Gilles Lellouche, Marion Cotillard, Vincent Cassel,<br />

Pierre Richard, Zlatan Ibrahimovic u. a. • Ab 18. Mai <strong>2023</strong> im Kino.<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


SCHWERPUNKT<br />

50. Todestag Picasso<br />

Anlässlich des 50. Todestags<br />

des großen spanischen<br />

Künstlers am 8. April <strong>2023</strong><br />

präsentiert ARTE am 2. April einen Tag zu Ehren Pablo<br />

Picassos. Zahlreiche Dokumentationen und zwei<br />

Spielfilme zeigen Etappen aus Picassos Leben. Auch auf<br />

seine Zeit in Frankreich wird dabei Bezug genommen.<br />

„Der Minotaurus, das bin ich! Picasso und die Stiere“<br />

untersucht die Obsession des Künstlers mit Stieren -<br />

u. a. in Paris, in Nîmes und in Arles. Anschließend<br />

bietet die „Soirée Gustavo Dudamel im Palais Garnier“<br />

großartige musikalische Unterhaltung und eine<br />

einzigartige Mischung verschiedener Rythmen unter<br />

der Leitung des venezolanischen Dirigenten.<br />

Die Dokumentation „Picasso ohne Legenden“<br />

beleuchtet am Abend Picassos Zeit in Paris, die zu<br />

den einschneidendsten seines Lebens gehörte.<br />

Der Minotaurus, das bin ich! Picasso und die Stiere<br />

Dokumentation von Hilka Sinning, 2022, 52 Min.<br />

Sonntag, 2. April <strong>2023</strong> um 16.50 Uhr. Online<br />

verfügbar vom 2. April bis 1. Juli <strong>2023</strong>.<br />

Ein Abend mit Gustavo Dudamel<br />

in der Pariser Oper<br />

Konzert mit Martina Russomanno (Sopran), Margarita<br />

Polonskaya (Sopran), Marine Chagnon (Mezzosopran),<br />

Thomas Ricart (Tenor), Andres Cascante (Tenor),<br />

Alejandro Baliñas (Bass). Auf ARTE Concert steht das<br />

gesamte Konzert (95 Min.) zum Abruf bereit. Im TV wird<br />

eine gekürzte Fassung (43 Min.) gezeigt.<br />

Picasso ohne Legenden<br />

Sonntag, 2. April <strong>2023</strong> um 17.40 Uhr. Online<br />

verfügbar ab sofort bis 24. Januar 2024.<br />

Dokumentation von Manuelle Blanc, 2022, 52 Min.<br />

Sonntag, 2. April <strong>2023</strong> um 22.50 Uhr. Online<br />

verfügbar vom 26. März bis 2. Mai <strong>2023</strong>.<br />

Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />

Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />

Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />

3-TEILIGE DOKUMENTATIONSREIHE<br />

Notre-Dame, die Jahrhundertbaustelle<br />

Am 15. April 2019 verwüstet ein Feuer die berühmte Kathedrale<br />

Notre-Dame in Paris. Doch schon am nächsten Tag wird<br />

entschieden: Die Kathedrale soll originalgetreu wieder<br />

aufgebaut werden. Für Archäologen, Kunsthistoriker, Glas-, Holzund<br />

Metallhandwerker, aber auch Bauingenieure und Akustiker<br />

beginnt ein gigantisches Projekt und ergreifendes Abenteuer.<br />

Mit Hilfe modernster Technik erforschen sie die Kathedrale bis<br />

ins Mark, untersuchen Gewölbe und Fundamente und dringen in<br />

Räume vor, die über acht Jahrhunderte lang verborgen blieben.<br />

Stein für Stein erschließen sie sich die Handgriffe und Techniken<br />

der einstigen Erbauer - und damit wichtige Schlüssel für den<br />

Wiederaufbau der Kathedrale.<br />

Dokumentarfilm von Vincent Amouroux,<br />

2022, 3 x 52 Min. Samstag, 4. März<br />

<strong>2023</strong> ab 20.15 Uhr. Online verfügbar<br />

vom 25. Februar bis 2. Mai <strong>2023</strong>.<br />

SPIELFILM<br />

Der doppelte<br />

Alfred<br />

Alexandre, ein<br />

deklassierter Arbeitsloser, hat zwei Monate Zeit,<br />

um seiner Frau zu beweisen, dass er für seine<br />

Familie sorgen kann. Da wäre nur ein Problem:<br />

Das Start-up-Unternehmen, das ihn probeweise<br />

einstellen will, hat das Dogma: «Keine Kinder!»,<br />

und Séverine, seine zukünftige Vorgesetzte, ist<br />

eine «Killerin» mit eruptivem Charakter. Um die<br />

Stelle zu bekommen, muss Alexandre also ein<br />

doppeltes Spiel spielen…<br />

Spielfilm von Bruno Podalydès, mit Bruno<br />

und Denis Podalydès, Sandrine Kiberlain,<br />

Yann Frisch, Luana Bajrami u. a., 2021, 92 Min.<br />

Mittwoch, 10. Mai <strong>2023</strong> um 20:15 Uhr. Online<br />

verfügbar vom 10. Mai bis 17. Mai <strong>2023</strong>.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 17


ON SURFE<br />

WOHNEN<br />

NACHHALTIGER TOURISMUS<br />

Eine übersichtliche<br />

Plattform für umweltbewusstes<br />

Reisen<br />

Anne Chené hatte lange Zeit<br />

eine führende Position in der<br />

Baubranche inne und war sowohl privat als auch aus beruflichen Gründen<br />

viel auf Reisen. Da ihr der Umweltschutz sehr am Herzen liegt, musste<br />

sie immer wieder feststellen, dass es schwierig, wenn nicht unmöglich<br />

ist, Reisen und Umweltbewusstsein unter einen Hut zu bringen. 2019<br />

beschloss sie daher gemeinsam mit ihrem Partner Clément, ein innovatives<br />

Angebot zu kreieren: eine Internetplattform für umweltbewusste Reiseund<br />

Unterkunftsmöglichkeiten. Das Ziel: Reisenden dabei helfen, Natur<br />

und Umwelt maximal zu schützen. So entstand Ethik&Trips, eine Website,<br />

die mehr als « nur » ein Verzeichnis ist. Ökologisch ausgerichtete Hotels,<br />

Ökolodges und umweltbewusst orientierte Unterkünfte im weitesten<br />

Sinne – nicht nur in Frankreich, sondern auch in anderen europäischen<br />

und außereuropäischen Ländern – sind dort in sehr übersichtlicher<br />

Form gelistet. Doch darüber hinaus fördert die Plattform auch den<br />

Austausch untereinander: Die Nutzer sind aufgefordert, über ihre<br />

Erfahrungen zu berichten, Unterkünfte vorzuschlagen, Tipps in Sachen<br />

umweltbewusstes Reisen zu teilen, kurz, anderen den nachhaltigen<br />

Tourismus nahezubringen. Derzeit existiert die Website in einer noch<br />

verbesserungsfähigen Betaversion in französischer und englischer<br />

Sprache. Dennoch findet man auf ihr bereits viele nützliche Adressen, vor<br />

allem in Frankreich. Wir unterstützen auf jeden Fall diese Philosophie des<br />

Reisens und diese sinnvolle Initiative!<br />

www.ethik-and-trips.com<br />

Übersicht über die<br />

Mietpreise in Frankreich<br />

Für alle, die auf der Suche nach<br />

einer Mietunterkunft im Hexagon<br />

sind, bietet diese erstmals auf<br />

nationaler Ebene publizierte Übersicht<br />

wertvolle Informationen: Das<br />

Wohnungsbauministerium veröffentlicht<br />

neuerdings eine « Mietpreiskarte »,<br />

auf der die Quadratmeterpreise für<br />

Wohnraum verschiedener Kategorien<br />

(Wohnung mit 1-2, 3 oder mehr<br />

Zimmern, Einfamilienhaus) verzeichnet<br />

sind. Die Karte wird auf der Basis<br />

konkreter lokaler Mietangebote (inkl.<br />

Nebenkosten) erstellt und soll nach<br />

derzeitigem Stand einmal pro Jahr (im<br />

dritten Quartal) aktualisiert werden.<br />

www.ecologie.gouv.fr/carte-des-loyers<br />

KONSUM<br />

Die besten Produzenten regionaler Produkte in Frankreich ausfindig machen<br />

Jedes Jahr im Februar findet unter<br />

der Leitung des französischen<br />

Landwirtschaftsministeriums im Rahmen<br />

der Internationalen Landwirtschaftsmesse<br />

Salon International d’Agriculture in<br />

Paris ein großer Wettbewerb für<br />

landwirtschaftliche Erzeugnisse statt: der<br />

Concours Général Agricole. Der Ursprung<br />

des Wettbewerbs geht auf das Jahr<br />

1870 zurück, und wir haben ihm in einer<br />

unserer ersten Ausgaben einen Artikel<br />

gewidmet (Lebensmittelwettbewerb: Und<br />

der Gewinner ist …!, Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 4). Im Rahmen des<br />

Concours Général Agricole werden in vier Hauptkategorien<br />

(Tiere, Produkte, Wein, Berufsanfänger) begehrte Gold-, Silberund<br />

Bronze-Medaillen verliehen. Die Organisatoren hatten<br />

nun die hervorragende Idee, eine bereits bestehende App<br />

vollkommen zu überarbeiten. Jetzt findet man nicht nur alle<br />

mit Medaillen ausgezeichneten Produkte und Produzenten,<br />

sondern kann auch ganz unkompliziert nach verschiedenen<br />

Kriterien suchen: Produktkategorie (Obst und Gemüse, Öl,<br />

Milchprodukte, Fleisch, Wurstwaren, Käse, Wein …), Label (Bio,<br />

AOC, IGP), Herkunftsbezeichnung. Auf einer interaktiven Karte<br />

ist zudem die Suche nach einem bestimmten Herkunftsort<br />

möglich. Mithilfe der Geolokalisierung kann man bei einem<br />

Aufenthalt in Frankreich schnell herausfinden, welche<br />

derart ausgezeichneten Produzenten und Produkte es in der<br />

Umgebung gibt. Es ist sogar möglich, nach dem Kriterium<br />

zu suchen, ob ein Hersteller seine Produkte direkt vor Ort<br />

oder online vertreibt. Das sollte selbst die anspruchsvollsten<br />

Feinschmecker zufriedenstellen!<br />

APP Concours Général Agricole (kostenlos)<br />

18 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


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Diese Bestellung kann innerhalb von 14 Tagen beim Aboservice schriftlich ohne<br />

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ON ÉCOUTE<br />

KLASSIK<br />

Hambourg 1700<br />

Eugénie Lefebvre (Sopran), Lucile Richardot (Alt), Etienne Bazola (Bariton), ActeSix, künstlerische Leitung<br />

Samuel Hengebaert, 31 Titel, 60 Minuten, Oktav, <strong>2023</strong>, 19,90 €.<br />

2020 gründeten die beiden befreundeten Musiker Samuel<br />

Hengebaert und Ronan Khalil das neuartige Projekt ActeSix,<br />

um mit den herkömmlichen Normen der Musik – vor allem der<br />

klassischen – zu brechen. Hinter ActeSix steht ein Kollektiv von<br />

Musikern, Tänzern, Sängern, Komponisten und Regisseuren,<br />

das sich zum Ziel gesetzt hat, neuartige Musikveranstaltungen<br />

zu kreieren, von Barock bis zeitgenössisch. Seitdem tritt<br />

die Truppe erfolgreich in unterschiedlichen Besetzungen<br />

in Konzertsälen und auf Festivals auf. Doch damit nicht<br />

genug. Die beiden Initiatoren besitzen offensichtlich<br />

unternehmerischen Geist und sind nun auch in die<br />

Musikproduktion eingestiegen, indem sie ihr eigenes Label<br />

namens Octav gründeten, mit dem sie auch in Zukunft in<br />

Sachen künstlerische Kreation unabhängig bleiben wollen.<br />

Nun ist das erste Album erschienen, das uns in der Redaktion<br />

von Frankreich erleben ganz besonders gut gefallen hat. Die<br />

Musik soll, so Samuel Hengebaert, in Form einer « imaginären<br />

Oper » die « künstlerische Euphorie der<br />

kosmopolitischen Stadt Hamburg »<br />

würdigen: In Hamburg wurde 1678 mit Zustimmung<br />

der politischen und religiösen Machthaber das erste – und<br />

lange Zeit auf deutschem Boden einzige – öffentliche,<br />

wirtschaftlich organisierte Opernhaus gegründet. Und das<br />

im lutherischen Deutschland, wo man a priori diesem neuen<br />

Musikgenre gegenüber misstrauisch war. Die rund 30 Stücke<br />

auf der CD stammen von so unterschiedlichen Komponisten<br />

wie Händel, Telemann, Sartorio, Graupner oder Steffani und<br />

rekonstruieren die Anfänge der Hamburger Oper um 1700.<br />

Abgesehen von den hervorragenden Interpreten erfährt man<br />

auf spannende Weise, dass man an der Oper am Gänsemarkt<br />

erstmals die Zweisprachigkeit praktizierte, da zum großen<br />

Vergnügen der Zuschauer sowohl auf Deutsch als auch auf<br />

Italienisch gesungen wurde. Eine verzaubernde und lehrreiche<br />

CD!<br />

FRANZÖSISCHES CHANSON<br />

FRANZÖSISCHES CHANSON – MUSICAL<br />

Aile-P<br />

Zazie, 8 Titel, 28 Minuten, 6&7, 2022, 12,99 €.<br />

Für ihren Künstlernamen ließ sich die als Isabelle<br />

de Truchis de Varenne geborene Musikerin von der<br />

Hauptfigur des 1959 erschienenen Romans Zazie dans le<br />

métro von Raymond Queneau (1903-1976) inspirieren. Ihr Geburtsname<br />

steht dagegen für eine Welt, in der kleine Mädchen brav knicksen – was<br />

bei ihr zunächst nicht anders war –, von der sie sich jedoch gelöst hat.<br />

Musik war für Zazie schon immer ein Teil des Lebens, im Elternhaus hörte<br />

man vor allem klassische Musik und Chansonniers wie Brel und Brassens.<br />

Mit drei Jahren begann Zazie auf Wunsch der Eltern Geigenunterricht zu<br />

nehmen, mit vier Jahren schrieb sie ihr erstes Chanson. Nach zehn Jahren<br />

als Model (sie ging beispielsweise für Chanel und Yves Saint-Laurent über<br />

den Laufsteg) und in der Werbung (die Stimme der Primavera-Erdbeeren<br />

von Haribo in der französischen Werbung, das ist sie!), brachte sie 1992 ihr<br />

erstes Album Je, Tu, Ils heraus. Es folgte ein Erfolg auf den anderen. Seit<br />

2015 begleitet sie als Coach junge Talente in der französischen Show The<br />

Voice. Engagiert wie immer und mit der ihr eigenen Beobachtungsgabe für<br />

die Welt um uns herum, brachte Zazie nun mit knapp 60 ihr elftes Album<br />

heraus, ein Album, ganz nach unserem Geschmack: « Ich kann diese Welt<br />

nicht mehr auf Bildern sehen », sagt sie uns im Titel Couleur. Begleitet<br />

von der beschwingten Musik dieses Stücks setzt sie jedoch fort: « Da<br />

die Musik aber anscheinend die Sitten veredelt, schicke ich dir einige<br />

Noten, die aus der Tiefe meines Herzens kommen … » Zazie in großer<br />

Form, empört, aber zugleich liebevoll und ermutigend. Eine « der »<br />

Stimmen des französischen Chansons!<br />

La Comédie-Française chante<br />

Serge Gainsbourg<br />

Kollektiv, 25 Titel, 56 Minuten, Alpha, <strong>2023</strong>,<br />

17,99 €.<br />

Rebecca Marder, Yoann Gasiorowski, Benjamin<br />

Lavernhe, Noam Morgensztern, Sébastien<br />

Pouderoux und Stéphane Varupenne sind junge<br />

Schauspieler und gehören dem Ensemble<br />

der Comédie-Française an. Die renommierte<br />

Institution, die 1680 gegründet wurde, ist das<br />

einzige Nationaltheater Frankreichs mit einem<br />

festen Ensemble. Mehr als 30 Jahre nach<br />

dem Tod von Serge Gainsbourg (1928-1991)<br />

haben die sechs Freunde das Musiktheater<br />

Les Serge (Gainsbourg point barre) kreiert<br />

und dem großen Künstler damit eine sehr<br />

moderne Hommage erwiesen. Das Stück war<br />

in Frankreich ein voller Erfolg. Diese CD enthält<br />

Titel des Musicals, durch die man die schönsten<br />

Texte und Chansons von Gainsbourg auf neue,<br />

manchmal humorvolle und<br />

verwirrende, jedoch<br />

immer respektvolle Art<br />

entdeckt. Zweifellos<br />

hätte der Künstler das<br />

Album geliebt!<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


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UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire / Indre-et-Loire<br />

22 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


Léonardo da Vinci<br />

Der Geist eines Genies im Loire-Tal<br />

Das Château du Clos Lucé in Amboise (Indre-et-Loire) zählt nicht gerade zu<br />

den bekanntesten Schlössern an der Loire. Denjenigen, die sich ein wenig<br />

für die Region und ihre imposanten Gebäude interessieren, sei jedoch ein<br />

Besuch ans Herz gelegt, zumal dort eines der größten Genies aller Zeiten<br />

seine letzten Lebensjahre verbrachte: Leonardo da Vinci (1452-1519).<br />

Das Gebäude befindet sich zwar in Privatbesitz, ist jedoch seit 1954 für die<br />

Öffentlichkeit zugänglich. In den letzten Jahren wurde es umfassend renoviert<br />

mit dem Ziel, « das Erbe von Leonardo da Vinci weiterzugeben » und<br />

sich in Frankreich als Ort zu positionieren, den alle gesehen haben sollten,<br />

die mehr über Leben und Werk des angesehenen Künstlers und Naturwissenschaftlers<br />

erfahren möchten. Eine Ambition, der die Eigentümer absolut<br />

gerecht geworden sind.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 23


UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire / Indre-et-Loire<br />

In der großen Familie der Loire-Schlösser sitzen nicht<br />

alle im selben Boot: Die Glücklicheren unter ihnen genießen<br />

alleine aufgrund ihrer Architektur einen internationalen<br />

Ruf. Wer von uns ist denn nicht bereits beim<br />

Anblick von Schlössern wie Chambord (Loir-et-Cher),<br />

Chenonceau oder Azay-le-Rideau (beide Indre-et-Loire)<br />

fasziniert? Andere dagegen haben zwar ein wesentlich « bescheideneres<br />

» Äußeres, können sich aber ebenfalls zu den<br />

vom Schicksal Begünstigten zählen, deren Renommee weit<br />

über die Grenzen des Hexagons hinausreicht, wenngleich<br />

dafür ganz andere Dinge als die Architektur eine Rolle<br />

spielen. Das kann zum Beispiel die Literatur sein, wie im<br />

Fall von Château d‘Ussé (Indre-et-Loire). Das Schloss<br />

steht unter dem « dringenden Verdacht », einen der größten<br />

französischen Autoren des 17. Jahrhunderts, Charles<br />

Perrault (1628-1703), inspiriert zu haben, dessen Märchen<br />

noch heute die Fantasie vieler Kinder anregen. Château<br />

d‘Ussé gilt nach wie vor als das Schloss des Märchens La<br />

Belle au Bois dormant, worauf wiederum das deutsche Märchen<br />

« Dornröschen » zurückgeht. Auch Château de Cheverny<br />

(Loir-et-Cher) würde heutzutage vermutlich nicht<br />

eine so beeindruckend hohe Zahl an Besuchern anziehen,<br />

Vorherige Doppelseite: Auf Clos Lucé kann man nicht nur im Schloss mehr über Leonardo da Vinci erfahren, sondern auch im Park,<br />

wo Maschinen zu sehen sind, die er erfunden hat (im Bild Leonardos Flugschraube, die als Erfindung des Helikopters gilt).<br />

Unten: Luftbild von Amboise und der Loire; die Stadt wird vom Château royal dominiert.<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


wenn es dem Zeichner Hergé (1907-1983) nicht als Vorlage<br />

für sein berühmtes « Schloss Mühlenhof » gedient hätte<br />

und so in der großen « Tim-und-Struppi-Familie » auf der<br />

ganzen Welt bekannt geworden wäre. In der kleinen Stadt<br />

Amboise, rund 20 Kilometer östlich von Tours an der Loire<br />

gelegen und bereits für das Château royal – den Palast der<br />

französischen Könige in der Renaissance – bekannt, findet<br />

man einen weiteren Feudalsitz, dem ebenfalls ein besonderes<br />

Schicksal dazu verholfen hat, dass er heute in aller<br />

Munde ist: Château du Clos Lucé. In diesem Fall ist es<br />

weder die Architektur noch ein literarisches Werk oder<br />

eine historische Begebenheit, welche die Menschen zum<br />

Besuch animieren. Sie kommen vielmehr wegen eines bedeutenden<br />

Italieners, der als eine der Geistesgrößen der<br />

Menschheit gilt: Leonardo da Vinci.<br />

Fehlende Anerkennung<br />

Als Leonardo 1516 nach Amboise kam, war er bereits<br />

– zumindest aus damaliger Sicht – ein alter Mann. Er war<br />

64 Jahre alt, hatte also seine Karriere bereits hinter sich.<br />

Insofern war es nicht unbedingt zu erwarten, dass er sich<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 25


UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire / Indre-et-Loire<br />

mit einem Maultier aufmachen würde, um von Italien aus die Alpen zu<br />

überqueren. Doch genau das tat er! Begleitet wurde er dabei von einem<br />

ergebenen Diener sowie von zwei Liebhabern – offiziell seine « Anhänger<br />

» –: Gian Giacomo Caprotti (1480-1524) genannt Salai (vom italienischen<br />

Wort Saladino, der kleine Teufel) und Francesco Melzi (1491-<br />

1570), dem er später seine wertvollen Archive vermachte. Bereits seit<br />

einigen Jahren hielt es Leonardo nicht mehr in Italien. Schließlich war<br />

er sich seiner ungeheuren Begabung wohl bewusst, die er bereits durch<br />

die Vielzahl seiner Ideen, Projekte und Werke umfassend unter Beweis<br />

gestellt hatte. In Italien ließ das jedoch die Menschen gleichgültig:<br />

nicht nur seine Auftraggeber und Mäzene – die für die Finanzierung<br />

seiner Arbeiten unerlässlich waren –, sondern auch die wichtigsten<br />

Machthaber des Landes – angefangen vom einflussreichsten, nämlich<br />

dem Papst. Vergebens hatte er während eines dreijährigen Aufenthalts<br />

in Rom gehofft, die Aufmerksamkeit von Leo X. (mit bürgerlichem<br />

Namen Giovanni de Medici, 1475-1521) zu erregen. Obwohl er unter<br />

dem Schutz von dessen Bruder Giuliano de Medici (1479-1516) stand<br />

– dessen Funktion man heute quasi als « Kulturminister » bezeichnen<br />

würde – vertraute man Leonardo lediglich Projekte an, die weit<br />

unter seinen Fähigkeiten lagen: große Reitställe, eine Maschine, um<br />

Münzen zu prägen … Nichts, was den legitimen Schaffensdrang eines<br />

Gelehrten befriedigt hätte, vom Ego eines Genies ganz abgesehen!<br />

Als würde das noch nicht genügen, musste der – wie man ihm manchmal<br />

schmerzlich zu verstehen gab – « alte » Leonardo in den Jahren<br />

1510-1515 mit ansehen, wie in seinem Heimatland jüngere Künstler<br />

der italienischen Renaissance immer erfolgreicher wurden und viel<br />

von sich reden machten: der dreißigjährige Raffael (1483-1520) und<br />

der vierzigjährige Michelangelo (1475-1564) … Es gab zwar mehrere<br />

italienische Prinzen, die im Laufe der Jahre da Vincis Dienste in Anspruch<br />

nahmen und seine Talente als Architekt, Maler, Ingenieur und<br />

Kartograf anerkannten, dennoch war Leonardo klar, dass er vonseiten<br />

der höchsten Gewalt, des Papstes, niemals die Anerkennung erhalten<br />

würde, die er erwartete. Und dass die jüngeren Konkurrenten ihm das<br />

Leben nicht erleichtern würden …<br />

Hoffnung jenseits der Alpen<br />

Es schien Leonardo, als stünden die Dinge jenseits der Alpen, in<br />

Frankreich, anders. Dieses Gefühl hatte er bereits seit einigen Jahren,<br />

denn 1507 hatte ihn König Ludwig XII. (1462-1515) bezüglich der<br />

Umwandlung des mittelalterlichen Schlosses in Blois (Loir-et-Cher)<br />

zurate gezogen. Bei der Gelegenheit hatte dieser Leonardo sogar offiziell<br />

zum « Hofmaler und ordentlichen Ingenieur » ernannt, eine Anerkennung,<br />

die den Italiener sehr berührt hatte. Doch letzten Endes<br />

war es der Nachfolger Ludwigs XII., der 1515 mit zwanzig Jahren zum<br />

König von Frankreich gekrönte Franz I. (1494-1547), der Leonardo<br />

da Vinci davon überzeugte, Italien den Rücken zu kehren und sich in<br />

Frankreich niederzulassen. Kurz nach der Krönung im Jahr 1515 erzielten<br />

die französischen Truppen in Marignano einen glänzenden Sieg<br />

über die Italiener. Insofern war Franz I. in einer starken Position. Als<br />

in Bologna ein Treffen zwischen dem französischen König und dem<br />

Papst stattfinden sollte, um die Friedensbedingungen auszuhandeln,<br />

verlangte Franz I., dass der Papst in Begleitung von Leonardo da Vinci<br />

komme, wovon dieser sich selbstverständlich geehrt fühlte. Auf jeden<br />

Fall soll der französische König die Gelegenheit genutzt und Leonardo<br />

mehr oder wenig diskret eingeladen haben, nach Frankreich umzusie-<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


Beim Besuch des komplett renovierten Schlosses kann man sich gut<br />

vorstellen, wie Leonardo lebte und arbeitete. Besonders in seinem<br />

Atelier herrscht noch die Atmosphäre der damaligen Zeit.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 27


UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire / Indre-et-Loire<br />

deln. Da Vinci war davon angetan, zögerte aber noch. Als dann einige<br />

Monate später sein Förderer Giuliano de Medici starb, gab es für ihn<br />

keinen Grund mehr, in Italien zu bleiben. So beschloss Leonardo mit<br />

64 Jahren, die Einladung Franz I. anzunehmen, auf dem Rücken eines<br />

Maultiers die Alpen zu überqueren und sich in Amboise, am Ufer der<br />

Loire, niederzulassen.<br />

Das späte Glück eines Genies<br />

Franz I. hatte Amboise als Wohnort nicht von ungefähr vorgeschlagen.<br />

Wie bereits einige seiner Vorgänger beliebte es der König, sich mit<br />

seinem Gefolge dort regelmäßig in einem prachtvollen Palast oberhalb<br />

der Loire aufzuhalten. Um seinen Gast materiell abzusichern, überließ<br />

ihm der junge König gleich bei der Ankunft Château de Cloux (das<br />

heutige Château du Clos Lucé), das in Sichtweite des Palais royal lag.<br />

Im Schloss mit einem würdevollen Park sollte der italienische Künstler<br />

und Wissenschaftler Ruhe und Komfort finden. Da die Entfernung<br />

zwischen den beiden Anwesen nur 400 m betrug, konnte Franz I.<br />

Leonardo regelmäßig aufsuchen. Zwischen den beiden entwickelten<br />

sich schnell freundschaftliche Bande. Auch wenn sie bislang niemals<br />

bewiesen werden konnte, so hält sich doch hartnäckig die Legende, dass<br />

die beiden Schlösser mit einem unterirdischen Gang verbunden waren,<br />

sodass sich die Männer ganz unkompliziert und diskret treffen konnten.<br />

Abgesehen von der fürstlichen Unterkunft verlieh Franz I. da Vinci<br />

offiziell den Titel « Erster Maler, Architekt und Ingenieur des Königs »<br />

und stattete ihn mit einer jährlichen Pension von 1000 Goldtalern aus.<br />

Mit dem für die damalige Zeit kolossalen Betrag hatte dieser endlich<br />

ausgesorgt. Zum ersten Mal in seinem Leben konnte er sich nun ohne<br />

Geldsorgen der Forschung und der Malerei widmen. Hier fand er seine<br />

innere Ruhe wieder. Auch wenn er sich zur Verfügung von Franz I.<br />

halten musste, wenn dieser mit seinem Hof in Amboise residierte – was<br />

er im Übrigen gerne tat, da er die Gesellschaft des jungen Monarchen<br />

schätzte – konnte er in der übrigen Zeit in Frieden leben.<br />

Ein « Kloster » für die Kreation<br />

Leonardos Schlafzimmer, wo der geniale Denker am 2.<br />

Mai 1519 starb, ist vermutlich der bewegendste aller<br />

Räume. Von hier aus blickt man auf das Château royal.<br />

Auf Clos Lucé fand Leonardo also den optimalen Rahmen<br />

für seine Arbeit. Diesem Umstand trägt im<br />

Übrigen die Besichtigung des Schlosses heute<br />

Rechnung. Die Renovierung war zwar nicht<br />

ohne polemische Diskussionen abgegangen,<br />

da man sich gewisse Freiheiten gegenüber<br />

den drakonischen Vorschriften der<br />

Architekten der Bâtiments de France<br />

(die « oberste Instanz » in Frankreich,<br />

wenn es um die Renovierung<br />

denkmalgeschützter Gebäude geht)<br />

nahm. Doch das war notwendig, um<br />

ein Museumskonzept entwickeln zu<br />

können, das in der breiten Öffentlichkeit<br />

verstanden wird. Und das<br />

Ergebnis ist überzeugend. Man hat<br />

sofort das angenehme Gefühl, sich<br />

in einem « schützenden Kokon »<br />

zu befinden, in einem « Kloster »,<br />

abgeschnitten vom Lärm der Stadt.<br />

28 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 29


UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire / Indre-et-Loire<br />

Die überschaubare Größe von Clos Lucé steht in Kontrast<br />

zum beeindruckenden Königspalast in der Nähe, und die<br />

Räume erwecken sofort die Vorstellung von einem angenehmen<br />

Leben mit allem Komfort. Man versteht, dass<br />

Leonardo sich hier offensichtlich wohlfühlte. Von den<br />

vielen Räumen, die man besichtigen kann, ist Leonardos<br />

Zimmer das berührendste. Hier verbrachte der berühmte<br />

Mann seine drei letzten Lebensjahre, hier starb er 1519<br />

im Alter von 67 Jahren. Die jüngste Renovierung verleiht<br />

dem Raum allerdings – trotz der erkennbar sehr qualitativen<br />

Arbeit – eine etwas zu « moderne » Note, vor allem<br />

die unseres Erachtens zu grelle Beleuchtung. Dennoch<br />

stellt man sich unweigerlich mit einer gewissen Emotion<br />

vor, dass Leonardo an den Wänden dieses Raumes wahrscheinlich<br />

drei seiner bedeutendsten Gemälde hängen<br />

hatte: Anna selbdritt, Johannes der Täufer und die Mona<br />

Lisa. Alle drei hatte er, sorgfältig verstaut, auf seiner Reise<br />

über die Alpen mit sich geführt. Auch im weiteren Verlauf<br />

des Besuchs kommt man unweigerlich ins Träumen, wenn<br />

man Räume wie das Atelier, die Bibliothek oder das Arbeitszimmer<br />

Leonardos entdeckt, die alle mit unzähligen<br />

Objekten und Instrumenten dekoriert sind, die er erfunden<br />

oder gezeichnet hat. Es ist offensichtlich, dass seinerzeit<br />

alle Anstrengungen unternommen worden waren,<br />

dass das italienische Genie unter optimalen Bedingungen<br />

arbeiten konnte. Beeindruckend auch der Salle du conseil:<br />

In diesem nahezu « königlichen » Empfangsraum konnte<br />

da Vinci nicht nur große Namen des Königreichs würdig<br />

begrüßen, sondern auch die immer zahlreicheren Botschafter<br />

aus dem Ausland, die ihm einen Besuch abstatteten.<br />

Und natürlich bei vielen Gelegenheiten seinen Freund<br />

und Mäzen, Franz I. Am Ende führt die Besichtigung<br />

noch in die Räume, die für das alltägliche Leben wichtig<br />

waren, allen voran die Küche: Sie war das Reich von<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


Vorhergehende und diese Seiten: In den Bäumen des Parks sind etwa 40 durchscheinende, mit Werken des Meisters<br />

bedruckte Leinwände aufgehängt, und man kann zahlreiche von Leonardo konstruierte Maschinen und Installationen<br />

entdecken. Auf diese Weise erfährt man mehr über den Ingenieur, Visionär, Maler und Architekten.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 31


UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire / Indre-et-Loire<br />

In seinem Atelier arbeitete Leonardo an zahlreichen Projekten und Aufträgen des Königs, unter anderem an der<br />

« idealen Stadt » Romorantin, die die Hauptstadt des französischen Königreichs werden sollte.<br />

Mathurine, Leonardos fester Köchin, der er als Zeichen<br />

seiner Freundschaft und Anerkennung testamentarisch<br />

seinen Mantel vermachte, ein eigentlich bescheidenes<br />

Kleidungsstück aus schwarzem Tuch und Leder, an dem<br />

er selbst allerdings sehr hing.<br />

Vorgefertigte Häuser für den Königshof<br />

Die klug konzipierte Besichtigung von Clos Lucé<br />

beschränkt sich nicht darauf, das komfortable und durchdachte<br />

Umfeld nachzustellen, das Leonardo in Amboise<br />

genoss, sie legt darüber hinaus Zeugnis von der unglaublichen<br />

Neugier und den Fähigkeiten ab, welche die Basis<br />

für sein lebenslanges Schaffen waren. Im Verlauf des<br />

ausgesprochen lohnenswerten Spaziergangs durch den<br />

Schlosspark und die diversen Gebäude wird deutlich, wie<br />

universell die Kenntnisse von da Vinci waren: Mal erweist<br />

er sich als Botaniker oder Spezialist für Anatomie, mal als<br />

Bauingenieur oder Wissenschaftler, dann wieder als Architekt<br />

oder Maler. Man entdeckt unterschiedlichste Maschinen<br />

und Kreationen, die perfekt rekonstruiert wurden<br />

und die vielen Facetten seiner Genialität aufzeigen. Damit<br />

ist den Verantwortlichen von Clos Lucé zweifellos ein großer<br />

Wurf gelungen. Die Vorgehensweise ist umso bemerkenswerter,<br />

als dass sie viel mehr als nur die Arbeiten vor<br />

Augen führt, die Leonardo während seines relativ kurzen<br />

Aufenthalts am Ende seines Lebens in Amboise realisierte.<br />

In jener Zeit war der berühmte alternde Mann bereits von<br />

der Krankheit gezeichnet, sein rechter Arm war sogar gelähmt<br />

– zum Glück war er Linkshänder! –, und er kreierte<br />

nur wenige Dinge auf Clos Lucé. Franz I. nahm ihm das<br />

niemals übel, denn er war bereits überglücklich, denjenigen,<br />

den er von Zeit zu Zeit zärtlich « mein Vater » nannte,<br />

an seiner Seite zu wissen. Doch selbst in erschöpftem<br />

Zustand war Leonardo auf Clos Lucé kein Müßiggänger.<br />

Bei Weitem nicht. Die Enttäuschungen, die er in Italien<br />

erlebt hatte, waren Vergangenheit, in Frankreich konnte er<br />

nun, mit sich und der Welt im Reinen, seinen Interessen<br />

nachgehen, forschen, malen und zeichnen. Letzteres war<br />

buchstäblich eine Leidenschaft: Beim Besuch von Clos<br />

Lucé erfährt man, dass da Vinci im Grunde genommen<br />

nur wenig Bilder malte (schätzungsweise dreißig), dass er<br />

dagegen auf 8000 Blättern in seinen Manuskripten mehr<br />

als 100 000 Zeichnungen und Skizzen hinterließ, die<br />

« Kodices », die heute in den größten Museen der Welt<br />

zu sehen sind. Vor allem wollte Leonardo von Amboise<br />

aus – und für seinen Freund Franz I. – dazu beitragen, die<br />

damalige Gesellschaft weiterzubringen. In diesem Sinne<br />

präsentierte er dem König so grandiose Projekte wie umfassende<br />

wasserbauliche Eingriffe, um die Einzugsgebiete<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


Calais Dunke<br />

von Loire, Saône und Rhône zu verbinden, oder das noch<br />

kolossalere Projekt für die Schaffung einer « neuen idealen<br />

Stadt », welche das « Aushängeschild der französischen Renaissance<br />

» werden sollte. Manchmal waren es auch vom<br />

Ausmaß her bescheidenere und einfacher umzusetzende,<br />

aber durchaus sehr einfallsreiche Pläne, wie die der « vorgefertigten<br />

Häuser »: Dabei handelte es sich um demontierbare,<br />

transportable Konstruktionen, die dazu dienen soll-<br />

Reiseinfos & Lesetipps<br />

Cherbourg-<br />

Octeville<br />

Eintritt 18 €, bis 18 Jahre A84/E401 12,50 €.<br />

Kinder unter 7 Jahren haben freien<br />

Lannion<br />

DinardSaint-Malo<br />

Amboise …<br />

Eintritt. Familienpauschale Avranchesab 49 € (2<br />

… Berlin 1273 km N12/E50 … Hamburg 1115 km Erwachsene und 2 Kinder).<br />

N176/E401 Mont-Saint-Michel<br />

Brest … Köln 709 km … Frankfurt Saint-Brieuc 796 km<br />

N12/E50<br />

… München 987 km … Wien 1389 km Parkmöglichkeit: A84 Die Rue du Clos Lucé,<br />

… Zürich 750 km … Paris 225 km die zum Schloss führt, ist sehr eng,<br />

N164<br />

Ile de Sein … Tours 25 km<br />

daher ist es nicht möglich, direkt vor<br />

dem Schlosseingang zu parken. 300 m<br />

Die beiden Quimper<br />

Pointe<br />

nächstgelegenen D768 Flughäfen, unterhalb des Haupteingangs befindet<br />

Rennes<br />

du Raz die aus dem deutschsprachigen Raum sich ein kostenpflichtiger Parkplatz.<br />

N165/E60<br />

N24<br />

direkt angeflogen werden, sind Paris- Achtung: Sollte der Weg hinauf zum<br />

Orly (217 km) und Paris-Charles-de-<br />

Lorient<br />

Schloss zu Fuß zu beschwerlich<br />

Gaulle (251 km).<br />

sein, kann man sich vor dem Schloss<br />

Vannes<br />

absetzen lassen (Kurzzeitparkplatz<br />

N165/E60<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof ist vorhanden). Zwischen April und<br />

Quiberon<br />

Tours-Saint-Pierre-des-Corps (24 km). August ist, je nach Besucherzustrom, Angers<br />

ein zweiter Eingang<br />

A11/E60<br />

La Baule<br />

gegenüber dem<br />

Château du Clos Lucé<br />

Parkplatz geöffnet, durch den man<br />

St. Nazaire<br />

2, rue du Clos Lucé<br />

direkt zu einem Nantes zweiten Ticketverkauf<br />

37400 Amboise<br />

und in den Schlosspark gelangt.<br />

A87<br />

Telefon: +33 (0)2 47 57 00 73<br />

Clisson<br />

Cholet<br />

Für Radfahrer: Der Radweg Loire<br />

https://vinci-closluce.com<br />

à Vélo führt durch A83 Amboise. Beim<br />

Haupteingang Les Sablesd’Olonne<br />

für Räder sowie<br />

befinden sich eine<br />

Täglich geöffnet (außer 25. Dezember Abstellmöglichkeit<br />

und 1. Januar): Januar 10-18 Uhr,<br />

Schließfächer.<br />

Februar-Juni und September-Oktober<br />

A83<br />

9-19 Uhr, Juli-August 9-20 Uhr,<br />

Hunde dürfen mitgeführt werden. Im<br />

Saint-Sigismond<br />

November-Dezember 9-18 Uhr.<br />

Park herrscht Leinenpflicht, im Schloss<br />

N11/E601<br />

Niort<br />

Poitiers muss der Hund getragen werden.<br />

Insofern ist es besser, nur in Begleitung<br />

eines kleineren Hundes zu kommen …<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 80<br />

Ausgabe La Rochelle <strong>Nr</strong>. 59<br />

E5/A10<br />

Château de Chenonceau:<br />

Tours, frischer Wind im Loiretal (25 km entfernt)<br />

florale Kunst im Schloss (13<br />

Ist Tours – eine Stadt die lange Zeit diskret aufgetreten ist und<br />

E602/A837<br />

km entfernt)<br />

nicht viele Touristen angezogen hat – vielleicht gerade dabei,<br />

Unter den berühmten Loire-<br />

sich in Sachen Attraktivität Bordeaux anzunähern? Limoges Ganz nach<br />

Schlössern gibt es<br />

dem Vorbild ihrer «großen Schwester» in der Region<br />

eines, das sich aus der<br />

Aquitaine Angoulême ist Tours seit einigen Jahren ebenfalls im<br />

Masse hervorhebt:<br />

Begriff, sich unablässig zu erneuern und umzugestalten:<br />

Chenonceau. Es ist<br />

Es gibt hier eine der modernsten Straßenbahnen<br />

das einzige Schloss,<br />

Montalivet<br />

Frankreichs, belebte Fußgängerzonen, nicht alltägliche<br />

das eigene Floristen<br />

Besichtigungsmöglichkeiten, eine Fülle einladender Bars<br />

Tulle<br />

angestellt hat. Tag für<br />

und Restaurants, Open-Air-Konzerte, Périgueux gemütliche Brive-la-Gaillarde<br />

Lokale<br />

Tag kreiert der Leiter dieses Ateliers grandiose am Flussufer ... Es weht eindeutig ein frischer Wind! Und die Dynamik von Tours<br />

A89/E70 Le Pescher<br />

Kompositionen, mit denen er die 19 Räume macht dabei nicht an den E5/A10 Stadtgrenzen halt, in gewisser Souillac Weise sur hat die ganze Saillac<br />

des Schlosses verschönert und den Besuchern Region Centre-Val de Loire durch sie neuen Schwung Dordogne<br />

erhalten. Genug Gründe<br />

Le Porge<br />

dadurch einzigartige Eindrücke verschafft.<br />

also für Neugierige, Bordeaux sich in Tours auf Entdeckungsreise zu begeben!<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

Payrac Rocamadour<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER Cap-Ferret UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 84.<br />

N13<br />

Saint-Lô<br />

A52/E72<br />

Caen<br />

A11/E501<br />

A13/E46<br />

A28/E402<br />

A28/E502<br />

A<strong>86</strong>/E60<br />

Le Mans<br />

Tours<br />

A10/E5<br />

A13/E5<br />

Evreux<br />

Dreux<br />

Chartres<br />

A11/E50<br />

Blois<br />

A10/E5-E60<br />

Amboise<br />

A20/E9<br />

Boulogne<br />

ten, den damals sehr reiselustigen Königshof schnell und<br />

einfach überall zu beherbergen … Genug also, um das Interesse<br />

des Königs zu wecken, und – über 500 Jahre später<br />

– unser Interesse als bescheidene Besucher von Clos Lucé:<br />

Absolut jeder, egal ob Kind, Jugendlicher oder Erwachsener,<br />

ob Wissenschaftler oder interessierter Laie, findet hier<br />

genug, um seinen Wissensdurst zu befriedigen und sich ein<br />

Bild davon zu machen, welch genialer Kopf Leonardo da<br />

Vinci war. In diesem Punkt ist das Château du Clos Lucé<br />

ein echter Erfolg. Innerhalb nur weniger Jahre seit der Renovierung<br />

und dem Bau neuer Gebäude im Park hat sich<br />

das Schloss in der Tat zu einem Ort entwickelt, der ein<br />

Muss für alle ist, die sich für das Werk des großen Leonardos<br />

interessieren. Dabei war das Unterfangen gewagt,<br />

der Erfolg zunächst keinesfalls sicher. Aber angesichts der<br />

Besucher, die heute mit Le A29/E44 strahlenden Havre Gesichtern und den<br />

A131 Jumièges<br />

Köpfen voller Eindrücke HonfleurClos Lucé verlassen, Rouen kann man<br />

sagen, dass es geglückt ist.<br />

A20/E9<br />

A10/E5<br />

A85<br />

Amiens<br />

A16<br />

PARIS<br />

Versailles<br />

Chambord<br />

Cheverny<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 33<br />

Orléans<br />

A71/E9<br />

Bourges<br />

A<br />

A71/E11<br />

Montluço<br />

Mimizan


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Alpes-Maritimes<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


Villa<br />

Éphrussi<br />

« La vie en rose »<br />

an der Riviera<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 35


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Alpes-Maritimes<br />

Die Villa Éphrussi mit ihrem sieben Hektar großen Garten liegt in idealer Lage auf der<br />

Anhöhe von Cap Ferrat und gilt als architektonisches Juwel der Riviera.<br />

Auf einer felsigen Anhöhe etwa zehn Kilometer<br />

von Nizza und Monaco entfernt, thront ein<br />

stolzes Gebäude mit rosafarbenen Mauern und<br />

einer Belle-Époque-Architektur: die Villa Éphrussi<br />

de Rothschild. Zwischen 1907 und 1912 erbaut,<br />

beeindruckt sie mit ihren zahlreichen üppig dekorierten<br />

Salons, Boudoirs, Höfen und terrassenförmig<br />

angelegten opulenten Gärten noch heute<br />

die Besucher und bringt diese zum Träumen. Das<br />

Gebäude, das oft als Laune einer kapriziösen und<br />

begüterten Frau – Béatrice de Rothschild – betrachtet<br />

wird, hat nichts von seinem Charme eingebüßt<br />

und ist einer der Prachtbauten, die die<br />

Côte d‘Azur sehr gut charakterisieren. Bemerkenswert<br />

und äußerst selten ist dabei, dass dieser<br />

nicht alltägliche Ort seit 1937 für die Öffentlichkeit<br />

zugänglich ist und eine sehr anschauliche<br />

Vorstellung vom Leben der High Society an<br />

der französischen Riviera vermittelt.<br />

Wer kommt bei dem Wort « Riviera » nicht unweigerlich<br />

ins Träumen? Wer denkt dabei nicht sofort<br />

an ein unvergleichbares Klima, Licht, eine<br />

üppige, fast tropische Vegetation, wunderschöne Landschaften?<br />

Oder auch, machen wir uns nichts vor, an die<br />

vielen unbeschreiblichen Anwesen? Eine Landzunge, deren<br />

bescheidene Größe ihrer Berühmtheit keinen Abbruch<br />

tut, illustriert das besonders gut: Cap Ferrat. Hier, etwa auf<br />

halbem Weg zwischen Nizza und Monaco, direkt neben<br />

der bekannten Baie des Anges, rissen sich ab dem 19. Jahrhundert<br />

gekrönte Häupter und die Reichsten der Reichen<br />

aus der ganzen Welt um die wenigen zum Verkauf stehenden<br />

Grundstücke, um dort dann von renommierten Architekten<br />

Traumvillen bauen zu lassen, die von Gärten umgeben<br />

waren, deren üppige Bepflanzung kaum zu übertreffen<br />

war. Es sei denn, von dem Geheimnis, das um sie gemacht<br />

wurde. Stellvertretend für all diese Gebäude ist die Villa<br />

Éphrussi in Saint-Jean-Cap-Ferrat ein herausragendes<br />

Beispiel, das man unbedingt gesehen haben sollte.<br />

« Architektonisches Musterbeispiel » für die einen, « bonbonfarbener<br />

Palast », der den Villen in Hollywood in nichts<br />

nachsteht, für die anderen. Eines ist jedoch sicher: Die Vil-<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


la Éphrussi lässt nicht gleichgültig. Seit mehr als 100 Jahren<br />

steht sie in ihrer makellosen Farbe da – genauso rosa,<br />

wie das Mittelmeer blau ist. Inzwischen gehört sie dem renommierten<br />

Institut de France und kann glücklicherweise<br />

besichtigt werden. Bei einem Besuch von Palast und Gärten<br />

wird deutlich, dass dieses Anwesen eines der besten<br />

Symbole für die architektonischen Ausschweifungen der<br />

damaligen Zeit an der Riviera ist.<br />

Ein Vermächtnis von<br />

700 Millionen Euro<br />

Die Villa gilt vor allem als Traum – einige würden<br />

sagen, als Laune – einer Frau mit einem nicht alltäglichen<br />

Schicksal: Béatrice Éphrussi (1<strong>86</strong>4-1934), geborene<br />

Charlotte Béatrix de Rothschild. Der Name Rothschild<br />

stand für eine der reichsten Familien Europas,<br />

für international renommierte Bankiers, die gleichzeitig<br />

eine Passion für das Sammeln von Kunstwerken hegten.<br />

In dieser Familie verlebte die kleine Béatrice eine sorglose<br />

und glückliche Kindheit. Liebevoll umhegt wuchs<br />

sie zwischen noblen Pariser Vierteln und dem riesigen<br />

Château de Ferrières (Seine-et-Marne) auf, umgeben<br />

von den Sammlerstücken ihrer Eltern und – in Ferrières<br />

– von den Bäumen und Alleen eines der größten<br />

Parks à l'anglaise in Frankreich (125 Hektar). Doch<br />

plötzlich änderte sich der Lauf ihres Schicksals. 1883,<br />

mit noch nicht einmal 20 Jahren, heiratete Béatrice den<br />

russischstämmigen Finanzier Maurice Éphrussi (1849-<br />

1916). Er war ein Freund der Familie und 15 Jahre älter<br />

als sie. Obwohl Maurice ebenfalls einer Familie großer<br />

Kunstmäzene und besonnener Sammler entstammte,<br />

teilte er die Vorliebe seiner jungen Frau für die Kunst<br />

absolut nicht, sondern bevorzugte stattdessen Pferde<br />

und Glücksspiel. Schnell war klar, dass die Verbindung<br />

unter keinem glücklichen Stern stand, umso mehr, als<br />

Béatrice unter einer Genitaltuberkulose litt und keine<br />

Kinder bekommen konnte. 1904 trennte sich das Paar.<br />

Da eine Scheidung damals in der Gesellschaft sehr<br />

schlecht aufgenommen wurde, beschloss Béatrice, den<br />

Namen Éphrussi beizubehalten. Als ihr Vater ein Jahr<br />

später starb, erbte sie gemeinsam mit ihrem Bruder ein<br />

ungeheures Vermögen, das heute auf rund 700 Millionen<br />

Euro geschätzt wird.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 37


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Alpes-Maritimes<br />

Der zentrale Garten vor der Villa wurde auf Wunsch der Baronin Éphrussi in Form eines Schiffes angelegt.<br />

Er besitzt Kaskaden und Wasserbecken und endet am « Bug » mit dem Temple d‘amour.<br />

Dem belgischen König<br />

die Stirn bieten<br />

Die junge Erbin entdeckte Cap Ferrat, zu einer Zeit,<br />

als die Côte d’Azur für die bessere Gesellschaft ein äußerst<br />

beliebter Urlaubsort war. Sie unterlag dem Zauber<br />

der schönen Natur und entdeckte an der schmalsten Stelle<br />

der Halbinsel einige benachbarte abschüssige Parzellen,<br />

die zusammen ein sieben Hektar großes Grundstück<br />

ergaben. Der Boden war felsig und nackt, nichts wuchs<br />

dort, sodass sich bis dato niemand für das Grundstück interessiert<br />

hatte. Zumindest fast niemand, denn urplötzlich<br />

wollte ein prestigeträchtiger Nachbar, Léopold II., seines<br />

Zeichens König von Belgien, das Terrain ebenfalls erwerben,<br />

um sein Anwesen zu vergrößern. Doch Béatrice<br />

bot dem Monarchen die Stirn und überbot systematisch<br />

dessen Kaufangebote. König hin oder her, sie ließ sich<br />

nicht einschüchtern, und ihre Hartnäckigkeit zahlte sich<br />

schließlich aus: Sie erhielt den Zuschlag, das Grundstück<br />

gehörte ihr! Nun begannen kolossale Arbeiten, die fünf<br />

Jahre (1907-1912) dauern sollten. Die Zeit war notwendig,<br />

um nicht nur ein beeindruckendes Gebäude zu errichten,<br />

sondern auch einen Garten, der seinesgleichen sucht und<br />

als einer der schönsten nicht nur der Region, sondern von<br />

ganz Frankreich gilt.<br />

Ein Schiff und Mützen<br />

mit roten Quasten<br />

Béatrice wusste genau, wie das Ergebnis aussehen sollte.<br />

Und das Ergebnis sollte grandios sein. Allerdings hatte<br />

sie Mühe, einen Architekten zu finden, der in der Lage<br />

war, ihren meist sehr anspruchsvollen Anweisungen Folge<br />

zu leisten. Erschwerend kam hinzu, dass diese sich häufig<br />

änderten. Nach neun unglaublich präzisen Modellen fiel<br />

die Entscheidung: Marcel Auburtin (1872-1926) zeichnete<br />

die Pläne und realisierte die Fundamente, während<br />

der für den Bau zahlreicher Villen an der Côte d’Azur bekannte<br />

Aaron Messiah (1858-1940) für den größten Teil<br />

der Arbeiten – vor allem für das Mauerwerk und die dekorativen<br />

Elemente – zuständig war. Zunächst waren jedoch<br />

sehr aufwendige Vorbereitungen nötig – man sprengte,<br />

ebnete ein, nivellierte –, um dem steinigen Grundstück<br />

eine ganz bestimmte Form zu geben. Béatrice war zuvor<br />

auf dem Dampfer Île-de-France der Schifffahrtsgesellschaft<br />

Société Générale des Transports Maritimes (S.G.T.M)<br />

gereist und hatte diese Kreuzfahrt in denkwürdiger Erinnerung<br />

behalten. Nun wollte die junge Frau eine Villa<br />

bauen lassen, die Île-de-France heißen und in einem<br />

Garten stehen sollte, der die Form eines Schiffes hat. Aus<br />

ihrem zukünftigen Haus konnte sie auf beiden Seiten aufs<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 39


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Alpes-Maritimes<br />

Meer hinaussehen, und sie wollte sich ganz einfach vorstellen<br />

können, sie befände sich auf einer der Brücken<br />

des von ihr so geschätzten Dampfers. Die Aufgabe der<br />

Architekten und Landschaftsgestalter war es nun, diese<br />

Meisterleistung zu vollbringen! Später ging die exzentrische<br />

Baronin sogar so weit, Statisten zu engagieren, die<br />

Mützen mit roten Pompons trugen und in den Gärten<br />

umherwandelten …<br />

Eine Abfolge<br />

verschiedenster Gärten<br />

Bei der Gartengestaltung unterschied sich die junge<br />

Frau grundlegend von den anderen begüterten Hausbesitzern<br />

an der Riviera. Obwohl damals ausgedehnte<br />

italienische Gärten en vogue waren, beschloss Béatrice,<br />

eine Abfolge kleinerer Gärten zu kreieren, die alle<br />

ihren eigenen Stil hatten. Wie für den Bau der Villa<br />

beauftragte sie dafür Spezialisten von Rang, beispielsweise<br />

den in Europa und den Vereinigten Staaten sehr<br />

beliebten Gartenarchitekten Harold Peto (1854-1933).<br />

Nach umfangreichen Arbeiten entstand allmählich der<br />

erste dieser Gärten, ein Jardin à la française, der durch<br />

seine Größe und Lage die anderen dominiert. Er liegt<br />

in der Verlängerung der Villa und bietet einen einmalig<br />

schönen Blick auf einen Temple d‘amour, der nach dem<br />

Vorbild des Trianon-Tempels von Schloss Versailles<br />

(Yvelines) errichtet wurde. Der Garten beeindruckt<br />

nach wie vor durch seine faszinierende Aussicht und die<br />

aufeinanderfolgenden Bassins und Wasserfontänen. Die<br />

eigentliche Überraschung erlebt der Besucher jedoch –<br />

und genau das war die Absicht von Béatrice –, wenn er<br />

die anderen Themengärten entdeckt, die sich in ihrer<br />

Diversität ergänzen. Man durchquert nicht weniger als<br />

neun Traumgärten – einer erstaunlicher als der andere –,<br />

deren Charme man sich nur unschwer entziehen kann:<br />

Jardin de Sèvres, Jardin espagnol (spanischer Garten), Jardin<br />

à la française (französischer Garten), Jardin florentin<br />

(florentinischer Garten), Jardin lapidaire (Steingarten),<br />

Jardin japonais (japanischer Garten), Jardin provençal<br />

(provenzalischer Garten) und Jardin exotique (exotischer<br />

Garten), nicht zu vergessen den wunderschönen Rosengarten<br />

mit seinem sechseckigen Tempel ganz am Ende<br />

des Parks, direkt oberhalb des Meeres. Alle diese Gärten<br />

sind heute mit dem Label Jardin remarquable de France<br />

ausgezeichnet.<br />

Der große Salon (rechts) ist der prunkvollste der vielen Salons der Villa. Er ist ein perfektes Beispiel für den Stil<br />

des 18. Jahrhunderts. Die Wandvertäfelung stammt aus dem Hotel Crillon in Paris. Der Patio (unten) lehnt sich an<br />

den italienischen Renaissancestil an. Hier empfing die Baronin ihre Besucher und gab Empfänge.<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


Eine Vorliebe für<br />

kleinste Details<br />

Auch bei der Konstruktion und Ausstattung der Villa<br />

hatte Béatrice ganz präzise Vorstellungen. Und selbstverständlich<br />

kam es nicht infrage, das zu machen, was<br />

man überall sah. Weit gefehlt! Die junge Frau ließ sich<br />

zwar vom italienischen Renaissancestil und dem französischen<br />

Stil des 18. Jahrhunderts inspirieren, allerdings<br />

« auf ihre Art ». Aus allem, was sie besichtigte, aus Büchern,<br />

die sie las, aus ihren Erinnerungen oder aus den<br />

unzähligen Hinweisen ihrer Berater pickte sie sich etwas<br />

heraus. Besonders angetan hatten es ihr dabei kleinste<br />

Details: Diese Ornate an der Decke sollten denjenigen<br />

ähnlich sein, die sie in einer Kirche in Venedig gesehen<br />

hatte; diese Farbe musste mit jener identisch sein, die ihr<br />

in einem Mailänder Palast aufgefallen war; diese Täfelung<br />

musste diejenige in einem berühmten Pariser Hotel<br />

imitieren … Die Vorgaben häuften sich, oftmals waren<br />

sie für die Architekten und Dekorateure nur schwer<br />

umzusetzen. Zumal die Patronne häufig ihre Meinung<br />

änderte. Und darüber hinaus nicht aufhörte, nach neuen<br />

Ideen zu suchen. Man erzählt sich, dass sie sogar mit<br />

großem Aufwand Werke aus ganz Europa mit dem Zug<br />

kommen ließ und dann ungeduldig zum nahe gelegenen<br />

Bahnhof von Beaulieu-sur-Mer fuhr, um direkt auf dem<br />

Bahnsteig die Objekte auszuwählen, die ihr gefielen.<br />

Zwei Affen und eine Manguste<br />

Man kann sich vorstellen, dass die Baronin nicht<br />

unbemerkt blieb. Das lag zum einen bereits an ihrer<br />

Kleidung. Nach Aussage ihrer Cousine Elisabeth de<br />

Gramont (1875-1954) sah sie immer so aus, als würde sie<br />

« auf einen Ball gehen ». Immer trug sie rosafarbene Kleidungsstücke<br />

– vor allem Kleider. Rosa war ihre Lieblingsfarbe,<br />

wie man an der Fassade ihrer Villa unschwer<br />

erkennen kann. Béatrice besaß zudem eine – vorsichtig<br />

ausgedrückt – ausgefallene Persönlichkeit: « anders » und<br />

« anspruchsvoll », sagten die einen, « exzentrisch » und<br />

« kapriziös », meinten die anderen. Wie in vielen Dingen<br />

war es eine Frage des Standpunkts. So war die Baronin<br />

zum Beispiel dafür bekannt, immer zwei Affen und eine<br />

Manguste um sich zu haben, die auf einem eleganten und<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 41


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d’Azur / Alpes-Maritimes<br />

Eingang in das<br />

Anwesen<br />

Gartenplan<br />

Rosengarten<br />

Exotischer<br />

Garten<br />

Provenzalischer<br />

Garten<br />

Japanischer<br />

Garten<br />

Steingarten<br />

Florentinischer<br />

Garten<br />

Französischer<br />

Garten<br />

maßgefertigten Sitzmöbel im Louis-XVI-<br />

Stil schliefen … Es ist klar, dass man auf<br />

diese Weise nicht in der Masse verschwinden<br />

konnte. Aber waren ihre reichen Nachbarn<br />

der Riviera zur damaligen Zeit wirklich so<br />

anders? Es ist schwierig, zwischen « echten<br />

Extravaganzen » der Baronin und anderen<br />

Überlieferungen zu unterscheiden, die eher<br />

der Eifersucht geschuldet waren, die man ihr<br />

gegenüber unweigerlich hegte. Sicher ist, dass<br />

ihr Wesen von ihrer Vorliebe für Erlesenes –<br />

die aufgrund ihres Reichtums offensichtlich<br />

keine Grenzen kannte – geprägt war.<br />

Die meisten der legendären Wohnsitze<br />

an der französischen Riviera, befinden sich<br />

in Privatbesitz und wechseln immer wieder<br />

für teures Geld den Besitzer. Die Villa<br />

Éphrussi ist dagegen eine der wenigen, die<br />

man besichtigen kann. Dabei entdeckt man<br />

eine Abfolge von Salons und Gemächern,<br />

wobei wirklich alles, vom Büro bis zum<br />

Schlafzimmer, vom kleinsten Gang bis zum<br />

Innenhof, hinreißend schön und bis ins<br />

kleinste Detail durchdacht ist. Am Ende sagt<br />

man sich, dass die Baronin wohl ganz und<br />

gar nicht dem Klischee einer oberflächlichen<br />

« Barbiepuppe der Belle Époque » entsprach,<br />

sondern eine Kunstliebhaberin war, die einer<br />

wahren Leidenschaft nachging. Ihr Ziel war<br />

es nicht, eine Villa caprice zu bauen, sondern<br />

sich ihren Traum zu erfüllen. Und das tat sie<br />

mit vollem Engagement. Ein Jahr, bevor sie<br />

am 7. April 1934 an der Folgen einer Tuberkulose<br />

starb, vermachte sie großzügig ihre<br />

Villa dem Institut de France, sodass wir heute<br />

von diesem « bonbonfarbenen Palast » profitieren<br />

können. Merci Béatrice!<br />

Spanischer<br />

Garten<br />

Aussichtspunkt<br />

Ruhezone<br />

Eingang<br />

in die Villa<br />

Sèvres-Garten<br />

Restaurant – Salon de thé<br />

Buchhandlung – Shop<br />

Beginn des<br />

Gartenrundgangs<br />

S<br />

Musikalische Wasserspiele<br />

(alle 20 Minuten)<br />

0 15m<br />

E<br />

N<br />

O<br />

Toiletten<br />

Parkplatz<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


Limoges<br />

Reiseinfos und Lesetipps<br />

gueux<br />

Tulle<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

/E70 Le Pescher<br />

Saint-Jean-Cap-Ferrat …<br />

Souillac sur … Berlin 1347 Saillac km … Hamburg 1420 km<br />

Dordogne … Köln 1138 km … Frankfurt Aurillac 975 km<br />

-Canéda<br />

… München 805 km … Wien 1129 km<br />

Payrac … Zürich Rocamadour<br />

592 km … Paris 939 km<br />

… Monaco A20/E9 11 km … Nizza 9 km<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der aus<br />

dem deutschsprachigen Raum direkt<br />

angeflogen wird, ist Nizza-Côte d’Azur<br />

(16 km).<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof liegt<br />

in Nizza (9 km).<br />

Villa et jardins Éphrussi de Rothschild<br />

1, avenue Éphrussi de Rothschild<br />

Toulouse<br />

06230 Saint-Jean-Cap-Ferrat<br />

Telefon: +33 (0)4 93 01 33 09<br />

www.villa-ephrussi.com<br />

A89/E70<br />

A81/E80<br />

Limoux<br />

Normaltarif 16 €, Senioren (> 65 Jahre)<br />

15 €, 7 – 25 Jahre 11 €, Familientarif Orange (2<br />

Erwachsene und 2 Kinder) 45 €.<br />

Eintrittstickets gibt es direkt A9/E15 vor Ort<br />

A75/E11<br />

oder online auf der Website der Villa Avignon<br />

Saint-Guilhemle-Désert<br />

ausgedruckt werden, es A54/E805 reicht der<br />

Éphrussi. Onlinetickets Nîmes müssen nicht<br />

A7/E15<br />

Lodève Nachweis auf dem Smartphone.<br />

Arles<br />

Montpellier<br />

Tiere A9/E15 sind weder in der Villa noch im<br />

Park zugelassen.<br />

A55<br />

Bézier<br />

In der Villa Éphrussi gibt es<br />

Schließfächer, allerdings nur für<br />

kleinere Taschen.<br />

Clermont-<br />

Ferrand<br />

A75/E11<br />

le Mont-Dore<br />

Narbonne<br />

Puy de Dôme<br />

A72/E70<br />

Lyon<br />

St.-Etienne<br />

Öffnungszeiten:<br />

A49/E713<br />

1. Februar bis 31. Oktober 10 – 18<br />

Uhr (Juli und August bis Valence 19 Uhr);<br />

1. November bis 31. Januar unter<br />

Crest<br />

der Woche 14 – 18 Uhr, an den<br />

Wochenenden und in den Schulferien<br />

A7/E15<br />

10 – 18 Uhr. Letzter Einlass 30 Minuten<br />

vor Schließung.<br />

A43/E70<br />

Die<br />

Apt<br />

Chambéry<br />

Grenoble<br />

Aix-en-<br />

Provence<br />

Gap<br />

A51/E712<br />

A8/E80<br />

A52<br />

Marseille<br />

A50<br />

Toulon<br />

A57<br />

Italien<br />

France<br />

Cannes<br />

A8/E80<br />

Nice<br />

Torino<br />

Saint-<br />

Jean-<br />

Cap-<br />

Ferrat<br />

Andorra<br />

France<br />

Perpignan<br />

Céret<br />

Spanien<br />

A9/E15<br />

AP7/E15<br />

Collioure<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 35<br />

Eze, wo die Berge<br />

ins Meer fallen (9 km<br />

entfernt)<br />

Von den vielen Bergdörfern<br />

im Hinterland der<br />

Côte d'Azur ist Eze das<br />

wahrscheinlich spektakulärste.<br />

Zwischen Nizza<br />

und Monaco gelegen, zieht<br />

sich der Ort vom Mittelmeer<br />

die Hänge hinauf, bis zu<br />

einer Höhe von 675 Metern.<br />

Neben einzigartigen<br />

Panoramablicken und<br />

schmucken Gassen lockt<br />

zudem ein sehenswerter<br />

Kakteengarten. Alles<br />

reichlich Gründe, um Eze<br />

einen Besuch abzustatten.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 32<br />

Nizza, <strong>Frühling</strong>s gefühle einer Diva<br />

(9 km entfernt)<br />

Dank ihrer privilegierten Lage ist Nizza<br />

eine der ersten Städte Frankreichs, die<br />

sich aus der Winterkälte verabschiedet<br />

und den <strong>Frühling</strong> begrüßt. Der Ende<br />

Februar stattfindende Karneval,<br />

bei dem die Einwohner die Nächte<br />

zum Tag machen und untereinander<br />

Blumenschlachten organisieren,<br />

symbolisiert den Beginn der<br />

schönen Jahreszeit. Wenn die noch<br />

schüchterne <strong>Frühling</strong>ssonne die<br />

Straßen in ein verheißungsvolles<br />

Licht hüllt, ergeben sich ungewohnte<br />

Perspektiven in einer Stadt, die wie<br />

eine Diva mit zunehmendem Alter<br />

ihre Reize nicht verliert. Eine Reise in<br />

Bildern.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 74: Iles de Lérins, jenseits<br />

des « roten Teppichs » von Cannes (42 km<br />

entfernt)<br />

Spricht man von Cannes, fallen einem zunächst<br />

das Film festival, die berühmte Croisette,<br />

Palmen, Grandhotels und Luxusboutiquen<br />

ein. Doch allem « Bling-Bling » zum Trotz<br />

kann man die Stadt nicht nur auf dieses Bild<br />

reduzieren. Gerade einmal eine Viertelstunde<br />

mit dem Schiff entfernt liegen in der Bucht<br />

von Cannes die Îles de Lérins. Sie stellen einen<br />

erstaunlichen Kontrast dar: Hier gibt es keine<br />

Pailletten und kein Blitzlichtgewitter, alles<br />

strahlt Ruhe aus. Es ist die ideale Umgebung für<br />

friedliche Spaziergänge im Schatten von Pinien<br />

und hundertjährigen Olivenbäumen, zwischen<br />

Reben begleitet vom Gesang der Zikaden. Ein<br />

unvergessliches Intermezzo zum « Wahnsinn »<br />

des Kontinents, bei dem man « das andere<br />

Gesicht » von Cannes entdeckt!<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 84.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 43


UNTERWEGS IN FRANKREICH Île-de-France / Yvelines<br />

Potager du Roi<br />

Das andere Versailles - ohne Prunk und Pracht<br />

In der ganzen Welt denkt man beim Namen Versailles automatisch<br />

an das bekannte Schloss, den prestigeträchtigen<br />

Prachtbau, der den Ruhm Ludwigs XIV. (1638-1715), auch<br />

bekannt als der « Sonnenkönig », symbolisiert. Dieser Palast<br />

der Superlative (2300 Räume, mehr als 7000 Möbel<br />

und rund ebenso viele Gemälde, über 3000 Skulpturen,<br />

mehr als 400 Lüster, rund 150 Pendeluhren) zählt im<br />

Durchschnitt pro Jahr knapp acht Millionen Besucher. Die<br />

meisten von ihnen erforschen bei dieser Gelegenheit auch<br />

– zumindest zum Teil – die nicht weniger spektakulären<br />

Außenanlagen des Schlosses (800 Hektar, 350 000 Bäume,<br />

620 Wasserfontänen, 55 Brunnen und Bassins …). Die Besucher<br />

verlassen Versailles hingerissen und mit glänzenden<br />

Augen. Nur wenige wissen, dass es dort, über den<br />

ganzen Glanz und die verschwenderische Fülle hinaus, einen<br />

wesentlich diskreteren Ort gibt, den man so nicht erwartet<br />

hätte und der ganz besondere Überraschungen bereithält:<br />

den Potager du Roi, den königlichen Küchengarten.<br />

Kreiert wurde er 1678, um die Tafel Ludwigs XIV. mit<br />

Obst und Gemüse zu versorgen, und er wird heute noch<br />

bewirtschaftet. Fast 350 Jahre lang hat sich hier Know-how<br />

angesammelt, eine wertvolle Ressource, die gerne weitergegeben<br />

wird. Ein Besuch dieses Gartens ist die ideale Gelegenheit,<br />

Versailles von einer anderen Seite kennenzulernen,<br />

die einen Gegensatz zu Prunk und Pracht von Schloss<br />

und Park darstellt.<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 45


UNTERWEGS IN FRANKREICH Île-de-France / Yvelines<br />

Als Jean-Baptiste La Quintinie (vorhergehende Seite) von 1678 bis<br />

1683 den Potager du Roi anlegte, musste er zunächst ein großes<br />

Sumpfgebiet in der Nähe von Schloss Versailles trockenlegen. Die<br />

Anordnung der quadratischen Gärten folgt einem exakten Plan.<br />

Rue du Maréchal Joffre <strong>Nr</strong>. 10 in Versailles. Jeden Dienstag ab<br />

17.30 Uhr herrscht hier ein reges Kommen und Gehen, das nicht<br />

unbemerkt bleibt. Das gilt vor allem bei schönem Wetter. Es ist<br />

ein ruhiges Viertel, das direkt an den Schlosspark grenzt. Die Menschen,<br />

die hier ein und aus gehen, kennen sich offenbar gut aus. Sie durchqueren<br />

das imposante Tor mit leeren Taschen, die, wenn sie einige Zeit<br />

später wieder herauskommen, prall mit Obst und Gemüse gefüllt sind.<br />

Unter diesen Frauen und Männern befinden sich auch zahlreiche junge<br />

Leute, der Kleidung nach Studenten. Die Szene wäre an sich nicht ungewöhnlich,<br />

wenn sich an der genannten Adresse ein Supermarkt, ein<br />

Lebensmittel- oder ein Gemüsegeschäft befände. Das Erstaunliche ist<br />

jedoch, dass sich hinter dem imposanten Eingang und den hohen Mauern<br />

eine Hochschule verbirgt: die École Nationale Supérieure de Paysage<br />

(ENSP). Etwas klarer wird das Ganze allerdings, wenn man das Schild<br />

liest, das am Eingang hängt: Le Potager du Roi.<br />

Vierzig Tonnen Obst und Gemüse pro Jahr<br />

Hinter diesen hohen Mauern werden jedes Jahr 15 Tonnen Obst<br />

und 25 Tonnen Gemüse produziert. Dabei handelt es sich nicht<br />

um « irgendwelche » Mauern, sondern sie sind – wie der Obst- und<br />

Gemüsegarten, den sie einschließen – seit 1926 als Monument historique<br />

klassifiziert; darüber hinaus sind sie integraler Bestandteil der<br />

Parkanlage von Versailles, die zusammen mit dem Schloss auf der<br />

Liste des Weltkulturerbes der UNESCO steht. Obwohl der bemerkenswerte<br />

Ort, den diese Mauern umgeben, in der Öffentlichkeit<br />

(sowohl in Frankreich als auch im Ausland) relativ unbekannt ist,<br />

ist er auf seine Art ein Teil der französischen Geschichte. Das hat<br />

seinen Grund: Der Küchengarten mit einer Ausdehnung von immerhin<br />

neun Hektar wurde 1678 auf Wunsch von König Ludwig XIV.<br />

angelegt und bringt seitdem Obst und Gemüse hervor, das eines<br />

königlichen Gartens durchaus würdig ist. Generationen von Frauen<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 47


UNTERWEGS IN FRANKREICH Île-de-France / Yvelines<br />

und Männern widmeten ihm im Verlauf seiner langen<br />

Geschichte besondere Aufmerksamkeit und verschafften<br />

ihm mit ihrem Engagement einen herausragenden<br />

Status unter vergleichbaren Gärten im Land. Um seine<br />

Bedeutung besser zu verstehen, muss man sich etwas<br />

mit seiner Geschichte und der des benachbarten Schlosses<br />

befassen …<br />

Es mangelt an Platz<br />

Als Ludwig XIV. Château de Versailles schuf, tat er<br />

das, um seine Macht sowohl im In- als auch im Ausland<br />

zu festigen. Da er nicht nur auf sein eigenes Ansehen<br />

bedacht war, sondern auch auf das seines Reiches, beauftragte<br />

er für die Realisierung seines gigantischen Projektes<br />

die besten Spezialisten ihres Fachs, unter anderem<br />

den Architekten Louis Le Vau (1612-1670), den Bildhauer<br />

und Dekorateur Charles Le Brun (1619-1690) und den<br />

Gartenarchitekten André Le Nôtre (1613-1700). Die drei<br />

Kapazitäten verwandelten das bestehende Schlösschen<br />

mit seinem bescheidenen Park in die grandiose Anlage,<br />

die wir heute kennen. Ludwig XIV. schätzte aber auch<br />

gutes Essen und wusste nur zu gut, dass Nahrungsmittel<br />

– und im weitesten Sinne die Tischkultur – nicht nur lebenswichtig<br />

waren, sondern durchaus ein politisches und<br />

diplomatisches Werkzeug darstellen konnten, das man<br />

klugerweise nicht vernachlässigen durfte. Seiner Ansicht<br />

nach reichte es nicht aus, zu essen, man musste gut essen.<br />

Was die Produkte anging, war dafür selbstverständlich<br />

das Beste gerade gut genug. In der damaligen Zeit besaß<br />

nahezu jedes Schloss in Frankreich – egal ob königlich<br />

oder nicht – einen eigenen Küchengarten, der frische<br />

Produkte lieferte, um den König beziehungsweise den<br />

Schlossbesitzer, dessen Familie, gegebenenfalls sogar<br />

einen Teil des Hofes zu verköstigen. Auch in diesem Bereich<br />

wollte Ludwig XIV. für Versailles nur die Dienste<br />

von Meistern ihres Fachs in Anspruch nehmen. Er hatte<br />

von einem gewissen Jean-Baptiste La Quintinie (1626-<br />

1688) gehört, seines Zeichens Anwalt in der Charente,<br />

der eine Leidenschaft für Gärten und Agrarwissenschaft<br />

Die Aufgabe von Jean-Baptiste La Quintinie, Nahrung zu produzieren und sich innovativ zu zeigen, hat nichts von ihrer<br />

Aktualität verloren. Nach wie vor wird in den Gärten hochwertiges Obst und Gemüse produziert (und vor Ort verkauft).<br />

Auch die Innovation ist durch die Entwicklung von immer umweltbewussteren Techniken nach wie vor präsent.<br />

48 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


hegte und vor allem ein hervorragender<br />

Kenner von Obst- und Gemüsegärten geworden<br />

war. 1667 bestellte er ihn nach Versailles<br />

und trug ihm auf, sein Schloss mit<br />

Obst und Gemüse bester Qualität zu versorgen.<br />

La Quintinie ließ sich daraufhin in<br />

Versailles nieder, bewirtschaftete mit seinen<br />

Gärtnern die diversen bestehenden Gärten<br />

und wurde der ihm übertragenen Aufgabe<br />

überaus gut gerecht. Als leidenschaftlicher<br />

Botaniker kreierte er neue Sorten und<br />

steigerte die Produktion. Im Bereich des<br />

Obstbaumschnitts entwickelte er sich zu<br />

einem wahren Könner. 1670 ernannte ihn<br />

der König offiziell zum « Direktor der Obstund<br />

Gemüsegärten der Königshäuser », ein<br />

Amt, das extra für La Quintinie geschaffen<br />

worden war. Die Passion für die Arbeit war<br />

das eine, die Rahmenbedingungen das andere:<br />

Angesichts der Tatsache, dass der Hof<br />

in Versailles – und damit die Anzahl der zu<br />

stopfenden Münder – im Laufe der Jahre<br />

stetig wuchs, reichte der Platz im bestehenden<br />

Küchengarten irgendwann nicht mehr<br />

aus. La Quintinie sprach daraufhin mit<br />

dem König, der so zufrieden mit der Arbeit<br />

seines Direktors war, dass er umgehend die<br />

Schaffung eines neuen, größeren Gartens in<br />

Auftrag gab. Die Arbeiten für den Potager<br />

du Roi dauerten von 1678 bis 1683. Ludwig<br />

XIV. scheute dafür keine Kosten und Mühen<br />

und ließ sogar mit großem Aufwand ein<br />

sumpfiges Gebiet am Rande des Schlosses<br />

trockenlegen.<br />

Erdbeeren Ende März, Erbsen<br />

im April und Feigen im Juni<br />

Das Ergebnis dieser Erweiterung war<br />

grandios. Und so unglaublich es auch erscheint:<br />

Obwohl seine Kreation knapp 350<br />

Jahre zurückliegt, unterschied sich der Potager<br />

du Roi letzten Endes nur wenig von<br />

dem Garten, wie wir ihn heute kennen, in<br />

dem man einmal pro Woche Obst und Gemüse<br />

kaufen kann, das von einem zehnköpfigen<br />

Gärtnerteam geduldig und mit großer<br />

Sorgfalt kultiviert wird. Aus dem einst « königlichen<br />

Küchengarten » ist also ein « republikanischer<br />

» geworden, der keinem König,<br />

sondern der École Nationale Supérieure de<br />

Paysage untersteht, deren Studenten ihre<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 49


UNTERWEGS IN FRANKREICH Île-de-France / Yvelines<br />

Pro Jahr werden im Potager du Roi im Durchschnitt 15 Tonnen Obst und 25 Tonnen Gemüse produziert.<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


Ausbildung dort absolvieren. Seit 1991 ist der Potager du<br />

Roi öffentlich zugänglich. Das Erstaunliche: Die Architektur<br />

des Gartens entspricht nach wie vor dem initialen<br />

Konzept. Im Zentrum liegt das Grand Carré, das aus 16<br />

quadratischen Gemüsebeeten besteht, die um ein Bassin<br />

herum angeordnet und von Sträuchern umgeben sind.<br />

Rund um das Grand Carré, von hohen Mauern verborgen,<br />

liegen 29 geschlossene Gärten mit Obstbäumen<br />

(entweder freistehend oder an Spalieren), Gemüse und<br />

Kleinobst. Dass diese Architektur niemals verändert<br />

wurde, liegt nicht daran, dass man den ursprünglichen<br />

Ansatz von La Quintinie beibehalten wollte, sondern<br />

daran, dass dieser sich bewährt hat. Durch exzellente<br />

Beobachtungen und einen ausgeprägten Sinn für Experimente<br />

war dem Meister des Gartens eine optimale<br />

Anordnung von quadratischen Beeten und kleinen<br />

Gärten gelungen. Die Mauern schützen die Kulturen<br />

nicht nur vor Wind und Wetter, sondern sie speichern<br />

auch die Wärme und geben diese dann wieder ab, was<br />

bei bestimmten Früchten zu einem beschleunigten Reifeprozess<br />

führt. Insofern entwickelte sich La Quintinie<br />

zum eigenen Stolz und zur Freude (und Gaumenfreude)<br />

des Königs zu einem echten Wegbereiter in der Kultivierung<br />

von Frühobst und -gemüse. Durch Versuche<br />

fand er beispielsweise schnell heraus, dass es durch<br />

den Einsatz von frischem Mist aus den nahe gelegenen<br />

königlichen Pferdeställen, durch eine Veränderung der<br />

Ausrichtung oder durch Schutzdächer und Glocken<br />

aus Glas möglich war, das Wachstum einer bestimmten<br />

Frucht beziehungsweise eines bestimmten Gemüses zu<br />

beschleunigen. Auf diese Weise konnte der König oftmals<br />

seine Gäste beeindrucken, indem er an seiner Tafel<br />

bereits Ende März vollreife Erdbeeren, im April Erbsen<br />

und im Juni Feigen auftragen ließ. Für Letztere hegte<br />

der Souverän im Übrigen eine wahre Leidenschaft, weshalb<br />

La Quintinie nicht weniger als 700 Feigenbäume<br />

im königlichen Garten pflanzte.<br />

Experimentieren, die DNA des Gartens<br />

La Quintinie war zwar der Erste aber bei Weitem nicht<br />

der Einzige, der im Laufe der Jahrhunderte im Potager du<br />

Roi experimentierte, dadurch Entdeckungen machte und<br />

diese zu Techniken weiterentwickelte, die in der Hortikultur<br />

heute noch aktuell sind. So konnte zum Beispiel ab<br />

1735 dank des Baus von Gewächshäusern Ananas angebaut<br />

werden. Während der Französischen Revolution gab es bis<br />

zu 800 Ananasstauden im königlichen Garten und bis 1935<br />

erntete man diese Früchte dort! Im Laufe der Geschichte<br />

des Potager du Roi wurden viele Arbeiten publiziert, die<br />

ein Zeugnis davon ablegen, welchen wertvollen Beitrag<br />

bestimmte Versuche zu Weiterentwicklung des Gartenbaus<br />

geleistet haben: Dazu gehören Erkenntnisse über Obstbaumkrankheiten<br />

und deren Behandlung im Jahr 1811 oder<br />

über den Kartoffelkäfer im Jahr 1875. Die beeindruckendste<br />

Feststellung ist jedoch – davon kann man sich bei einem<br />

Besuch im « Küchengarten des Königs » überzeugen – dass<br />

diese Experimentierfreude auch heute noch vorhanden ist.<br />

Wenn Sie mit einem der Gärtner ein Gespräch über ein bestimmtes<br />

Thema beginnen, spüren Sie sofort, dass die Freude<br />

am Ausprobieren, an Versuchen, durch die sich der Garten<br />

schon immer ausgezeichnet hat, heute immer noch, und<br />

vielleicht mehr denn je, Teil seiner DNA ist: Sowohl die<br />

Gärtner selbst als auch die Studenten sind für Themen wie<br />

Umwelt, Biodiversität und ökonomischen Wasserverbrauch<br />

sehr sensibilisiert. Alle scheinen vom Bestreben besessen<br />

zu sein, die Natur besser zu verstehen und das wertvolle<br />

Umfeld, in dem sie arbeiten, zu schützen. Darüber hinaus<br />

setzen sich alle dafür ein, das Wissen, das sich im Laufe<br />

der Jahrhunderte angesammelt hat, weiterzugeben, sei es<br />

im Rahmen von Führungen, in Kursen oder durch individuelle<br />

Tipps für die Besucher. Ohne Frage: La Quintinie<br />

wäre glücklich zu sehen, dass es heute zwar keinen König<br />

mehr gibt, aber der « Gemüsegarten des Königs » von seiner<br />

Aktualität absolut nichts verloren hat!<br />

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Page • Nouvelle-Calédonie 3<br />

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in France<br />

ACTUALITÉ<br />

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É C O N O M I E<br />

ENVIRONNEMENT<br />

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| Photo : Getty Images<br />

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Le minitel, ancêtre de<br />

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Lire l’article en pages 10 et 11<br />

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• Quand l’inflation menace<br />

la • Protection baguette française des oiseaux : en<br />

France, • Protection la chasse des à oiseaux la glu a du : en<br />

Pages<br />

France,<br />

4–5<br />

plomb dans la l’aile chasse à la glu a du<br />

Page<br />

plomb<br />

4<br />

dans l’aile<br />

Page 4<br />

• Vaulx-en-Velin: après<br />

les flammes, les braises de<br />

la • Violences colère policières : en<br />

banlieue, • Violences « il faut policières que l’État : en<br />

• Un<br />

banlieue,<br />

milliard de<br />

« il<br />

jeunes<br />

faut l’État<br />

1 À CHACUN<br />

reconnaisse que quelque<br />

ses priorités.<br />

menacés<br />

reconnaisse<br />

de surdité<br />

chose ne va pas que » quelque Au-delà de l’exercice convenu auquel<br />

il s’est livré samedi soir [le<br />

chose ne va pas »<br />

Page 6<br />

Pages<br />

Page<br />

6–7<br />

31 décembre] en adressant ses<br />

6<br />

vœux aux Français, Emmanuel<br />

Macron avait un message essentiel<br />

: confirmer la nécessité à ses<br />

• Sciences : Emmanuelle<br />

• Coup Charpentier, • Sciences de frein : chercheuse<br />

au Emmanuelle<br />

commerce yeux d’engager rapidement la<br />

des dans Charpentier, requins les pas de chercheuse<br />

Marie Curie réforme des retraites. Elle sera<br />

Page • Afrique<br />

dans 8 les<br />

francophone<br />

pas de Marie<br />

:<br />

Curie présentée Michel le Houellebecq 10 janvier. Le le sujet 26 juillet 2019 à Salzbourg, où il fut récompensé du Grand prix<br />

Michel Houellebecq le 26 juillet 2019 à Salzbourg, où il fut récompensé du Grand prix<br />

à Ouidah, • Afrique au francophone Bénin, sur les : est d’État évidemment autrichien. très En important, France comme à l’étranger, Houellebecq est considéré comme un auteur<br />

d’État autrichien. En France comme à l’étranger, Houellebecq est considéré comme un auteur<br />

traces à Ouidah, des esclaves au Bénin, sur les et culte. clivant. Mais Nous ses prises aurons de très position vite controversées peuvent déranger. | Photo : Picture Alliance<br />

culte. Mais ses prises de position controversées peuvent déranger. | Photo : Picture Alliance<br />

ces des esclaves l’occasion d’y revenir. Mais comment<br />

ne pas s’alarmer d’entamer<br />

an»:<br />

de chemise,<br />

S O C I É T É<br />

SOCIÉTÉ<br />

SOCIÉTÉ<br />

f FRANÇAIS FACILE f f FR f A<br />

F<br />

N<br />

R<br />

Ç<br />

A<br />

A<br />

NÇ<br />

I S<br />

A<br />

FAC<br />

IS FAC<br />

I LE I<br />

f<br />

L E f C U LT U R E<br />

| Photo : Getty Images<br />

ÉDITORIAL<br />

Les vœux d’Emmanuel Macron,<br />

une nouvelle occasion ratée<br />

pour le climat<br />

UTION<br />

| Photo : Getty Images<br />

| Photo : Getty Images<br />

les thèmes les plus importants<br />

d’un les écrivain thèmes les capital plus ». importants Michel<br />

Houellebecq d’un écrivain assure capital que ». ce Michel sera<br />

le Houellebecq dernier « Interventions assure que » : ce « Je sera<br />

ne le promets dernier pas « Interventions absolument » : de « Je<br />

cesser ne promets de penser, pas mais absolument au moins de<br />

de cesser de de penser, communiquer mais au mes moins<br />

pensées de cesser et mes de communiquer opinions au public,<br />

pensées hors cas et mes d’urgence opinions morale au pu-<br />

mes<br />

grave blic, hors – par cas exemple d’urgence une légalisation<br />

grave – de par l’euthanasie exemple une (je léga-<br />

ne<br />

morale<br />

pense lisation pas de qu’il l’euthanasie s’en présente (je ne<br />

d’autres, pense pas dans qu’il le temps s’en qui présente me<br />

reste d’autres, à vivre) dans », écrit-il le temps sur qui la me<br />

quatrième reste à de vivre) couverture. », écrit-il sur la<br />

aux 3 effets quatrième Cette spectaculaires anthologie de couverture. de » non- et<br />

cette fiction 3 « bataille Cette est une » anthologie de espèce la transition de fourretout.<br />

fiction Houellebecq que est « une nous espèce devons y parle ga-<br />

fourre-<br />

du<br />

de nonécologiqugner<br />

cinéma tout. ». De muet, nouvelles Houellebecq de l’absurdité mesures y parle gouvernementaletrice,<br />

cinéma de Neil muet, entrent Young, de l’absurdité en de vigueur Philippe créa-<br />

créa-du<br />

en Murray ce trice, début de et janvier, d’Emmanuel Neil Young, de l’instauration<br />

(il des Murray les zones aime et tous à d’Emmanuel faibles trois), émissions Carrère de la<br />

de Carrère Philippe<br />

à l’incitation lecture, (il les du aime au positivisme, tous covoiturage les trois), de en l’affaire<br />

lecture, par Vincent la du lutte positivisme, Lambert contre les et pas-<br />

donc de l’af-<br />

de la<br />

passant<br />

soires de faire l’euthanasie thermiques. Vincent Mais (il Lambert est une contre), nouvelle<br />

de de l’islam, fois, l’euthanasie le chef de Trump, de l’État (il de est a Prévert, raté contre),<br />

et donc<br />

avec de de ses Zemmour, l’islam, vœux l’occasion de de Trump, l’Union de de nous Prévert, européenne<br />

de Zemmour, (il qu’il déteste), allait de du l’Union faire féminisme de euro-<br />

convaincre<br />

(idem), enjeux péenne climatiques de (il la déteste), liberté la du priorité d’expresur),<br />

féminisme<br />

d’expres-<br />

Comment ne pas s’alarmer<br />

Il n’y a aucun d’entamer ce nouvel an<br />

doute : Il je n’y suis a l’écrivain aucun en bras de chemise,<br />

doute d’une : je époque suis l’écrivain sans frissonner ?<br />

d’une nihiliste. époque<br />

nihiliste.<br />

Michel Houellebecq,<br />

« Interventions Michel Houellebecq, 2020 »<br />

« Interventions 2020 »<br />

| Photo : Getty Images/AFP/Robyn Beck<br />

Le journaliste Paul Quinio


UNTERWEGS IN FRANKREICH Île-de-France / Yvelines<br />

Der Potager du Roi wurde 1926 als Monument historique klassifiziert und kann seit 1991 besichtigt werden.<br />

Jahr für Jahr spazieren durchschnittlich 50 000 Menschen durch diesen Küchengarten.<br />

Doppelinterview<br />

Stéphanie de Courtois ist Kunsthistorikerin<br />

und unterrichtet an der École nationale<br />

supérieure d’architecture in Versailles. Von<br />

1996 bis 2006 war sie für die Erhaltung des<br />

« königlichen Küchengartens » verantwortlich.<br />

Sie ist Autorin des Buches Le Potager du Roi.<br />

Antoine Jacobsohn ist stellvertretender Leiter<br />

der École Nationale Supérieure de Paysage<br />

und kümmert sich in dieser Funktion um den<br />

« königlichen Küchengarten ». Er ist Autor des<br />

Buches Le Potager du Roi: Dialogues avec la<br />

Quintinie.<br />

Stéphanie de Courtois, Antoine Jacobsohn, durch ihre Berufe<br />

scheint der « königliche Küchengarten » für Sie beide keine<br />

Geheimnisse mehr zu haben. Liest man jedoch Ihre Veröffentlichungen,<br />

hat man den Eindruck, dass er nach wie vor für<br />

Überraschungen sorgt. Wie nehmen Sie ihn wahr?<br />

Stéphanie de Courtois: Sie haben recht. Obwohl ich<br />

viele Jahre im Garten gearbeitet habe, überrascht er mich<br />

noch immer jedes Mal, wenn ich dort bin. Es ist ein ganz<br />

besonderer Ort mit einer historischen, einer wissenschaftlichen<br />

und einer zutiefst menschlichen Komponente.<br />

Mich fasziniert vor allem das Licht, genauer gesagt, das<br />

Spiel von Licht und Schatten, das durch die Mauern noch<br />

verstärkt wird, die das Grand Carré in alle vier Himmelsrichtungen<br />

begrenzen. Gerade dieser Punkt ist meines<br />

Erachtens ein konkretes Beispiel für eines der wichtigen<br />

Merkmale des Küchengartens, nämlich das Experimentieren.<br />

Es wurde immer experimentiert, vor allem, um die<br />

Fähigkeit der Sonne zu begreifen, mit der diese Helligkeit<br />

und Wärme ausstrahlt. Schon immer experimentierte<br />

man hier mit dem Raum, mit diesem riesigen Carré, um<br />

alle seine Stärken zu nutzen. Wie bei allen Versuchen gab<br />

und gibt es dabei gewisse Mysterien und Überraschungen.<br />

Antoine Jacobsohn: Für mich ist der Potager ein unglaublicher<br />

Ort, der eine Fülle von Gefühlen freisetzt, ein<br />

Ort voller Kontraste und Antagonismen. Vor allem, weil er<br />

groß und zugleich klein ist. Neun Hektar, das ist riesig für<br />

einen Küchengarten. Aber im Verhältnis zum ganzen Park<br />

von Versailles oder gar zur Erde ist das am Ende gar nichts.<br />

Der Garten fordert uns auf, bescheiden zu sein. Das mag<br />

überraschen, vor allem, wenn man gerade das prunkvolle<br />

Schloss nebenan besichtigt hat. Aber glauben Sie mir, das<br />

tut ungeheuer gut! Meiner Ansicht nach ist es auch ein Ort,<br />

an dem sich das Gewöhnliche und das Außergewöhnliche<br />

begegnen: So gibt es wohl kaum etwas Banaleres als eine<br />

Frucht. Doch was kann diese banale Frucht uns bei näherem<br />

Hinsehen nicht alles lehren: über uns, über unsere Fähigkeit<br />

logische Schlüsse zu ziehen, über die Natur, die Welt um<br />

uns herum! Durch seine Geschichte fordert uns der Potager<br />

auf, nachzudenken und uns dadurch weiterzuentwickeln.<br />

In welcher Beziehung stellt ein Besuch des Gartens eine Ergänzung<br />

zur Besichtigung des Schlosses von Versailles und seines<br />

Parks dar?<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 53


UNTERWEGS IN FRANKREICH Île-de-France / Yvelines<br />

Für viele Bewohner von Versailles stellt der Potager du Roi, der nun mitten in der Stadt liegt, eine willkommene grüne Oase dar.<br />

Stéphanie de Courtois:<br />

Schloss und Park wurden<br />

kreiert, um zu beeindrucken.<br />

In gewisser Weise<br />

verlieren wir uns in ihnen.<br />

Der « königliche Gemüsegarten<br />

» dagegen ist ein intimer<br />

und gastfreundlicher<br />

Ort. Man erfasst seinen<br />

Raum schnell. Ich stelle<br />

immer wieder fest, dass es<br />

ein Ort ist, der die Menschen<br />

verbindet. Sie lieben<br />

es, sich dort zu treffen,<br />

gemeinsam zu diskutieren.<br />

Die Gärtner erleben das<br />

jeden Tag aufs Neue: Oft<br />

werden sie von den Besuchern<br />

angesprochen, man<br />

stellt ihnen Fragen, bittet<br />

sie um Ratschläge. Man<br />

fühlt sich wohl, vermutlich<br />

wohler als im Schloss mit all seiner Pracht.<br />

Lesetipps<br />

Antoine Jacobsohn (Text)<br />

und Alexandre Petzold<br />

(Fotos), Le Potager du<br />

Roi: Dialogues avec La<br />

Quintinie, Koedition<br />

ENSP/Édition Art Lys, 120<br />

Seiten, 19 €, 2017, ISBN<br />

978-2711873012.<br />

Antoine Jacobsohn: Ich muss dir absolut zustimmen,<br />

Stéphanie, in diesem Küchengarten fühlt man sich wohl!<br />

Erst gestern war ich mit Studenten dort. Einer von ihnen<br />

sah mich an und fragte mich: « Aber wie schafft man es,<br />

diesen Ort wieder zu verlassen? » Er hat recht. Es ist, als<br />

Stéphanie de Courtois,<br />

Le Potager du Roi,<br />

Koedition ENSP/Actes<br />

Sud, 72 Seiten, dritte<br />

Auflage, <strong>2023</strong>, 15 €,<br />

ISBN 978-2330176051.<br />

Erscheint im April <strong>2023</strong>.<br />

ob jeder das Bedürfnis hätte, zu bleiben.<br />

Das heißt nicht, dass dort alles<br />

einfach ist: Einen Gemüsegarten zu<br />

kultivieren, noch dazu einen solchen<br />

Gemüsegarten, das ist verdammt<br />

viel Arbeit! Aber es ist nicht zu verleugnen,<br />

dass man sich dort wohlfühlt.<br />

Der Besuch ist interessant, auf<br />

eine ganz andere Art als die Besichtigung<br />

von Schloss und Park.<br />

Den Begriff « königlicher Küchengarten<br />

» gibt es nicht nur in Frankreich.<br />

Was genau macht den Potager du Roi<br />

in Versailles so besonders?<br />

Antoine Jacobsohn: Zum einen,<br />

dass er niemals aufgegeben<br />

wurde. Auf die eine oder andere<br />

Art wurde er immer bewirtschaftet.<br />

Das ist bereits ein wichtiges Merkmal.<br />

Zudem wurden die beiden<br />

ursprünglichen Aufgaben – produzieren<br />

und ausbilden – in seiner ganzen Geschichte<br />

kontinuierlich fortgeführt. Diese doppelte Funktion<br />

als Nahrungsquelle und Lehrobjekt, ist nach wie vor<br />

aktuell. Und heute ist sie durch die Präsenz der Hochschule<br />

auf dem Gelände und durch die Einbeziehung<br />

des Gartens in den Unterricht noch konkreter, denn die<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


Studenten führen im Rahmen ihres Studiums Projekte<br />

und Versuche durch.<br />

Stéphanie de Courtois: Andere « königliche Küchengärten<br />

» haben vor allem eine historische Bedeutung.<br />

Dieser hier ist meines Erachtens ein Musterbeispiel für die<br />

Herausforderungen, denen sich ein Garten stellen muss.<br />

Und die Präsenz der Hochschule und der Studenten vor<br />

Reiseinfos & Lesetipps<br />

Ort ist, abgesehen vom Potager selbst, etwas sehr Wertvolles!<br />

Das ist sowohl ein Garten in einer Schule als auch<br />

eine Schule in einem Garten. Kann man es noch besser<br />

Calais Dunkerque<br />

haben?<br />

Stéphanie de Courtois, Antoine Jacobsohn, Boulognevielen Dank für Roubaix das<br />

Gespräch.<br />

Lille<br />

Gen<br />

PARIS<br />

Lannion Le Potager du Roi DinardSaint-Malo<br />

Avranches Auf dem Gelände des Gemüsegartens<br />

A28/E402<br />

10, rue du Maréchal Joffre<br />

befindet sich auch ein Shop der École<br />

Versailles<br />

Dreux<br />

N12/E50<br />

78000 Versailles<br />

N176/E401 Mont-Saint-Michel Nationale Supérieure de Paysage.<br />

Saint-Brieuc<br />

Telefon: +33 N12/E50 (0)1 39 24 63 24<br />

Dort finden Sie eine breite Auswahl<br />

A6/E15<br />

A84<br />

an Büchern über Garten, Ökologie,<br />

A5/E54<br />

Alençon<br />

Chartres<br />

N164 www.potager-du-roi.fr<br />

Land schaften (über 800 Bücher und<br />

Zeitschriften) sowie eine Reihe von<br />

A11/E50<br />

Quimper<br />

Produkten aus Erzeugnissen des<br />

D768<br />

April bis Oktober: Dienstag bis Sonntag Rennes Gemüsegartens (Säfte, Gewürze, Konfi<br />

türen, Honig, Saucen, pflanzliche<br />

A10/E5<br />

Sens<br />

N165/E60 10 – 18 Uhr N24<br />

November & Dezember: Dienstag bis Kosmetik …). Viele originelle Le Mans Ideen für<br />

Orléans<br />

Lorient Freitag 10 – 18 Uhr, Samstag 10 – 13 Uhr Souvenirs oder Geschenke!<br />

A11/E501<br />

A28/E502<br />

A10/E5-E60<br />

Auxerre<br />

Januar Vannes bis März: Dienstag bis Freitag<br />

10 – 18 UhrN165/E60<br />

Hunde sind im Potager du Roi nicht<br />

Blois<br />

Quiberon<br />

zugelassen.<br />

Chambord<br />

Angers<br />

Eintritt 5 €, ermäßigt 3 €. In den<br />

A11/E60<br />

Cheverny<br />

Monaten November La Baulebis März gilt<br />

A<strong>86</strong>/E60<br />

Tours Chenonceau A71/E9<br />

generell der ermäßigte St. Preis. Nazaire<br />

A85<br />

Nantes<br />

A87<br />

Monts A10/E5<br />

Bourges<br />

Clisson<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 27<br />

Cholet<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 83<br />

Versailles, das eigentümliche A83<br />

Bergerie nationale de Rambouillet, der Krieg der<br />

A20/E9<br />

Paradies der Marie-Antoinette<br />

Schafe (33 km entfernt)<br />

A71/E11<br />

Les Sablesd’Olonne<br />

man die Dinge nur<br />

In einer abgelegenen Ecke des Parks von Schloss<br />

Manchmal muss<br />

mit anderen Augen betrachten, um<br />

Rambouillet liegt eine ganz besondere Schäferei, die<br />

in ihnen Unbekanntes<br />

A83zu<br />

Poitiers ehemals « königliche Schäferei ». Sie befindet<br />

entdecken. Auch bei einer<br />

sich in Gebäuden aus dem 18. Jahrhundert.<br />

Saint-Sigismond<br />

Berühmtheit wie dem Schloss<br />

Erstaunlicherweise ist sie selbst bei Franzosen<br />

von Versailles ist das N11/E601 so.<br />

Niort<br />

relativ unbekannt, obwohl sie unter Montluçon anderem<br />

Unzählige Male beschrieben,<br />

einen regelrechten Schatz besitzt: eine Herde<br />

La Rochelle<br />

besucht und fotografiert, E5/A10<br />

mit Merinoschafen, die sich dadurch auszeichnen,<br />

dass sie niemals gekreuzt wurden.<br />

A71/E11<br />

ist es darum nicht weniger<br />

möglich, bei einem<br />

E602/A837<br />

Genetisch entsprechen diese Tiere exakt denen,<br />

Spaziergang der anderen die der spanische König 17<strong>86</strong> Frankreich schenkt. Die Schafe wurden Clermont-<br />

Art ein ganz neues Versailles zu erfahren. Folgen gegen alle Wechselfälle der Geschichte Limoges des Landes sorgsam beschützt Ferrand<br />

Sie mir auf den Spuren einer Königin, die so ganz und stellen heute einen einzigartigen und sorgsam umhegten Tierbestand<br />

A89/E70 Puy de Dô<br />

Angoulême<br />

anders war als alle anderen... Marie-Antoinette. dar, der seinesgleichen auf dem Globus sucht.<br />

A75/E11<br />

le Mont-Dore<br />

Versailles …<br />

… Berlin 1068 km … Hamburg 919 km<br />

… Köln 504 km … Frankfurt 596 km<br />

… München 854 km … Wien 1261 km<br />

… Zürich 600 km … Paris 21 km<br />

Cherbourg-<br />

Octeville<br />

Die nächstgelegenen Flughäfen, die aus<br />

dem deutschsprachigen Raum direkt<br />

angeflogen werden, sind Paris-Orly<br />

(23 km) und Paris-Charles-de-Gaulle<br />

(45 km).<br />

Die nächstgelegenen TGV-Bahnhöfe<br />

sind Massy-TGV (18 km) und Paris-<br />

Montparnasse (18 km).<br />

Die Parkplatzsuche ist in Versail les<br />

nicht immer einfach. Die nächst gele<br />

genen Park möglichkeiten sind das<br />

Park haus Cathédrale (Zufahrt über<br />

die Rue du Général Leclerc) sowie die<br />

Avenue de Sceaux (in der Nähe des<br />

Gare RER Versailles-Rive Gauche). Am<br />

Wochen ende kann man direkt am Potager<br />

du Roi parken (3 €/Tag).<br />

Le A29/E44 Havre<br />

A131<br />

Honfleur<br />

Jeden Dienstag von 17.30 – 19.00 Uhr<br />

N13<br />

werden im Gewächshaus Caen A13/E46 der Stu denten<br />

Saint-Lô (Serre des étudiants) frisches Obst<br />

und Gemüse verkauft (solange der<br />

Vor rat reicht).<br />

A84/E401<br />

A13/E5<br />

A16<br />

A1/E15-E19<br />

Rouen<br />

Amiens<br />

INFORMATIONEN ZUR Montalivet BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 84.<br />

Evreux<br />

Arras<br />

A4/E50<br />

Le Porge<br />

E5/A10<br />

Périgueux<br />

A89/E70<br />

Souillac sur<br />

Dordogne<br />

Le Pescher<br />

Tulle<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 55<br />

Saillac<br />

Aurillac


UNTERWEGS IN FRANKREICH / Bourgogne-Franche-Comté / Doubs<br />

Cercle<br />

Auf das « weiße Gold » folgt das<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


immense<br />

« grüne Gold »!<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 57


UNTERWEGS IN FRANKREICH / Bourgogne-Franche-Comté / Doubs<br />

Vorhergehende Doppelseite: Der « historische » Halbkreis mit den Gebäuden wurde nun durch den vom Gartenarchitekten<br />

Gilles Clément konzipierten Landschaftsgarten zu einem riesigen Kreis, dem Cercle immense, vervollständigt. Diesen<br />

Begriff verwendete im Übrigen bereits der Architekt der Saline Royale, Claude Nicolas Ledoux (1736-1806).<br />

Die prächtige Salzmanufaktur Saline royale in<br />

Arc-et-Senans (Doubs) gehört seit 1982 zum<br />

Weltkulturerbe der UNESCO. War es bis dato die<br />

meisterhafte Industriearchitektur in Form eines<br />

Halbkreises, die ihren Ruf ausmachte, so vervollständigt<br />

seit 2022 ein Landschaftsgarten das<br />

knapp 250 Jahre alte architektonische Werk zu<br />

einem riesigen Kreis, dem Cercle immense. Dadurch<br />

erhielt der Ort ein neues Erscheinungsbild<br />

ganz im Geist der heutigen Zeit. Nach dem « weißen<br />

Gold » steht nun das « grüne Gold » im Mittelpunkt,<br />

und die Königliche Saline hat sich damit<br />

zu einer internationalen Referenz in Sachen Gartengestaltung<br />

im 21. Jahrhundert entwickelt.<br />

Um eine solche Entscheidung zu treffen, braucht es<br />

Mut, viel Mut! Der Fall ist in seiner Art nahezu<br />

einzigartig. Als die öffentliche Einrichtung, die für<br />

das Management der Saline royale in Arc-et-Senans zuständig<br />

ist, 2019 einen internationalen Wettbewerb ausschreibt,<br />

um die Saline in einen großen Garten zu verwandeln,<br />

ist den Verantwortlichen sehr wohl bewusst, dass sie<br />

damit ein großes Risiko eingehen: das Risiko, die Kritik<br />

einer ehrwürdigen Organisation hervorzurufen. Das Risiko,<br />

im schlimmsten Fall das kostbare Label zu verlieren.<br />

Denn die Beteiligten in Arc-et-Senans wissen genau, dass<br />

ein einmal klassifizierter Ort alles daransetzen sollte, « intakt<br />

» zu bleiben, sichtbare Veränderungen zu vermeiden.<br />

Und doch. Die Entscheidungsträger der Saline royale wollen<br />

sich offensichtlich nicht in einen « goldenen Käfig »<br />

einsperren lassen und wagen das nahezu Unvorstellbare:<br />

Zum ersten Mal beabsichtigt eine UNESCO-Stätte, eine<br />

radikale Transformation einzuleiten. Dabei ist man durchaus<br />

zuversichtlich, denn man weiß, dass das Projekt, so<br />

« verrückt » es auch sein mag, die Kriterien respektiert, die<br />

zur Aufnahme in die Weltkulturerbeliste geführt haben.<br />

Und dass dieses Projekt an die Geschichte des Ortes und<br />

an die Pläne des genialen Visionärs Claude Nicolas<br />

Ledoux (1736-1806) anknüpft. Vor allem aber zielt das<br />

Vorhaben, einen riesigen kreisförmigen Landschaftsgarten<br />

zu kreieren, darauf ab, zukünftigen Generationen so grundlegende<br />

Werte wie den Respekt vor der Tier- und Pflanzenwelt<br />

zu vermitteln. In Zeiten von Globalisierung und<br />

Klimawandel ein lobenswerter Entschluss!<br />

Von der Industriearchitektur zum<br />

Refugium der Biodiversität<br />

Das Team, das als Sieger aus dem Wettbewerb hervorgeht,<br />

besteht nicht nur aus Landschaftsgestaltern und<br />

Architekten, sondern auch aus Ökologen und sogar einem<br />

Philosophen. Federführend ist jedoch der bekannte französische<br />

Gärtner, Gartenbauingenieur und Landschaftsarchitekt<br />

Gilles Clément, der bereits mehrere Konzepte entwickelte,<br />

die die Geschichte der Gartengestaltung prägen,<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 59


UNTERWEGS IN FRANKREICH / Bourgogne-Franche-Comté / Doubs<br />

Einige der Gärten des Cercle immense spielen mit Licht und Farben. So kann man zum Beispiel im Jardin du temps (oben) einschätzen, wie intensiv<br />

das Blau des Himmels ist. In anderen stehen sich Mineralien und Pflanzen gegenüber (unten); sie erscheinen wie ein « Landschaftslabor ».<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


zum Beispiel den Jardin en mouvement, den « Garten in Bewegung », den Jardin<br />

planétaire, den « planetarischen Garten » und die Tiers Paysage, die « dritte Landschaft<br />

». Der Vorschlag ist auf der einen Seite einschneidend, auf der anderen Seite<br />

aber unglaublich eng mit der Geschichte der Saline verknüpft: Er sieht vor, den<br />

berühmten von Ledoux konzipierten halbkreisförmigen Gebäudekomplex – mit<br />

einem zweiten Halbkreis derselben Größe zu ergänzen, der jedoch aus Vegetation<br />

besteht. Die beiden Halbkreise zusammen bilden einen riesigen Kreis, den Cercle<br />

immense. Hinter dem Plan, den Ort tiefgreifend zu verändern, steht ein zentraler<br />

Gedanke: die Industriearchitektur von Ledoux durch ein Refugium der Biodiversität<br />

zu ergänzen. Und dieser Ansatz ist letzten Endes gar nicht so weit von der<br />

ursprünglichen Idee des berühmten Architekten entfernt …<br />

Château de<br />

COURBAN<br />

Hôtel, Restaurant & Spa ****<br />

Ein visionärer, aber unerfüllter Traum<br />

Ledoux hatte für die zwischen 1775 und 1779 erbaute Königliche Saline<br />

große Pläne. Für ihn, der als regelrechter Utopist des 18. Jahrhunderts galt,<br />

stand die Saline im Zentrum eines umfassenden Projektes für eine innovative,<br />

futuristische « ideale Stadt ». Diese Stadt hatte einerseits eine industrielle Funktion<br />

– in der Saline das « weiße Gold » der damaligen Zeit zu produzieren, denn<br />

Frankreich gehörte zu den großen Salzproduzenten in Europa –, sollte aber andererseits<br />

auch den Bewohnern für die damalige Zeit ungewöhnliche Annehmlichkeiten<br />

bieten. Der Architekt sah nicht nur komfortable Unterkünfte für die<br />

Arbeiter, Büros für die Verwaltung, Lagerungsmöglichkeiten und Pferdeställe<br />

vor, sondern auch – eine Premiere in Sachen Industriearchitektur – Nutzgärten.<br />

Voller Elan hatte er sogar ein Rathaus, eine Kirche, einen Tempel, einen Justizpalast<br />

und vieles mehr geplant. Im Prinzip skizzierte Ledoux einen Traum, mit<br />

dem er, auch wenn es ein weitgehend utopischer Traum war, König Ludwig XV.<br />

(1710-1774) für sich einnehmen konnte. Allerdings zu spät, denn dieser starb,<br />

bevor der Traum Wirklichkeit werden konnte. Am Ende wurde lediglich der<br />

« industrielle » Teil der Saline realisiert, der Teil, den die königliche Macht als<br />

unbedingt notwendig erachtete.<br />

Ein riesiger Kreis, der verbindet<br />

2019, also rund 240 Jahre später, analysiert Gilles Clément mit seinem Team<br />

die Originalpläne von Ledoux. Mit im Boot sind vor allem Vincent Mayot und<br />

Leïla Toussaint, zwei seiner ehemaligen Studenten der École nationale supérieure<br />

du paysage (ENSP) in Versailles (dieselbe, die für den Potager du Roi verantwortlich<br />

ist, über den Sie in dieser Ausgabe an anderer Stelle mehr erfahren). Sie<br />

begreifen, dass der visionäre Architekt ursprünglich geplant hatte, sein Projekt<br />

um einen großen Kreis herum auszurichten. Im 2022 veröffentlichten Buch Un<br />

cercle immense (siehe Lesetipps) erläutert Gilles Clément: « Der Unterschied besteht<br />

darin, dass wir mit dem zusätzlichen Halbkreis eine grundlegend andere<br />

Vision umsetzen als Ledoux: Was für ihn das « weiße Gold » war, also das Salz,<br />

ist für uns das « grüne Gold », also die Natur, der wertvolle Schatz, den wir<br />

bewahren müssen, die Botschaft, die übermittelt werden muss. Dadurch, dass<br />

unser Konzept die Form des Kreises aufnimmt, ist die Verbindung hergestellt. »<br />

Für die Kreateure des Cercle immense repräsentiert der bestehende Teil demnach<br />

die industrielle Vergangenheit der Saline, während der neu geschaffene Teil<br />

für den Schutz alles Lebendigen und für biologische Vielfalt steht. Die beiden<br />

Halbkreise, die zusammen einen ganzen Kreis bilden, verbinden die Gegensätze<br />

und sollen, so Gilles Clément, « Mensch und Natur einander annähern ». Der<br />

geniale Ansatz knüpft damit voll und ganz an die Geschichte und die Philosophie<br />

des Ortes an und eliminiert das Risiko, die Klassifizierung der UNESCO<br />

zu gefährden. Gleichzeitig wird die Königliche Saline zu einem Ort, der sich<br />

den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts stellt.<br />

Ein Hauch von<br />

weiter Welt<br />

zwischen Burgund<br />

und Champagne<br />

Wellnessbereich (300 m 2 )<br />

mit Schwimmbad, Sauna,<br />

Dampfbad und Whirlpool.<br />

Angebot an Massagen und<br />

Pflege unter der Marke Nuxe.<br />

Feinschmeckerrestaurant<br />

mit 1 Michelin-Stern<br />

Menüs ab 79 €. Zimmer ab 179 €.<br />

Zwischen Troyes, Dijon und Chablis<br />

7, rue du Lavoir · 21520 Courban<br />

Telefon: + 33 (0)3 80 93 78 69<br />

www.chateaudecourban.com


UNTERWEGS IN FRANKREICH / Bourgogne-Franche-Comté / Doubs<br />

Gärten in Bewegung und ein<br />

poetischer Spaziergang<br />

2021 wird damit begonnen, die Idee für den Cercle<br />

immense zu realisieren, im Juni 2022 ist er fertiggestellt.<br />

Durch den ausgedehnten Landschaftsgarten vergrößert<br />

sich die zu besichtigende Fläche der Saline royale um<br />

fünf Hektar. Besucher der Saline können neben dem architektonischen<br />

Kulturerbe nach Belieben und völlig frei<br />

durch über 30 verschiedene Gärten streifen, die innerhalb<br />

und außerhalb dieses Cercle immense liegen: Die Jardins<br />

en mouvement sind zwölf Gärten, die im ursprünglichen<br />

Halbkreis hinter den Gebäuden liegen und auf der Idee<br />

des « Gartens in Bewegung » von Gilles Clément basieren.<br />

Die zehn dauerhaft angelegten Jardins thématiques,<br />

die Themengärten, liegen im neu geschaffenen Halbkreis<br />

und sind der Vermittlung von Wissen gewidmet (Farben<br />

und Gerüche, medizinische Pflanzen, alte Getreidesorten,<br />

Permakultur …). Bei den Jardins du Festival handelt<br />

es sich um elf ephemere Gärten, die ebenfalls im neuen<br />

Halbkreis liegen. Sie werden jedes Jahr von Gartenbaustudenten<br />

als « Landschaftslabor » gestaltet und sind von Juni<br />

bis Oktober geöffnet. Auf zwei Spazierwegen entlang des<br />

Cercle immense kann der Besucher schließlich auf poetische<br />

Weise in das Werk von Ledoux eintauchen (Promenade<br />

poétique) oder sich mit der vielfältigen Welt der<br />

Obstbäume mit ihren duftenden Blüten und wohlschmeckenden<br />

Früchten vertraut machen (Promenade comestible).<br />

Die Besichtigung des Außenbereichs der Königlichen Saline<br />

bietet also nun ganz neue Möglichkeiten: Alleine dort<br />

kann man mindestens einen halben Tag verbringen. Am<br />

Ende des Besuchs ist jedem klar, was Gilles Clément unter<br />

dem hoffnungsvollen Gedanken eines « planetarischen<br />

Gartens » versteht, in dem sich jeder bewusst ist, wie<br />

wichtig das Wissen über alles Lebendige ist. Betrachtet<br />

man die historischen Gebäude, die so harmonisch durch<br />

die neuen Gärten ergänzt wurden, dann sagt man sich,<br />

dass dies vielleicht nicht der « idealen Stadt » entspricht,<br />

wie Ledoux sie sich vorstellte, aber dessen Vision durchaus<br />

nahekommt. Die Transformation der ehemaligen Salzmanufaktur<br />

ist zweifellos gelungen. Sie knüpft voll und ganz<br />

an die Vergangenheit an. Es ist eine sehr schöne und mit<br />

Sicherheit sinnvolle Verwandlung!<br />

Interview<br />

Denis Duquet, Chefgärtner der Saline<br />

royale und verantwortlich für das jährliche<br />

Gartenfestival.<br />

Denis Duquet, mit der Kreation des Cercle<br />

immense, hat sich die Saline royale von<br />

einem « klassischen » Kulturgut in einen Ort<br />

verwandelt, der inspiriert, an dem Biodiversität ein zentrales<br />

Thema ist. Es ist ein Ort, der zur Suche nach Lösungswegen<br />

angesichts der klimatischen Herausforderungen beiträgt. Was<br />

meinen Sie zu dieser Entwicklung?<br />

Sie ist spektakulär. Was für eine Entwicklung! Sie<br />

zeigt, dass nichts unveränderlich ist. Wissen Sie, als ich<br />

vor rund dreißig Jahren meine Ausbildung im Bereich<br />

Landwirtschaft und Gartenbau absolvierte, lehrte man<br />

uns Stunde um Stunde alles über Krankheiten und deren<br />

Bekämpfung. Wie man « Schädlinge tötet ». Alles schien<br />

sich nur darum zu drehen. Später, mit etwas Abstand, ist<br />

mir klar geworden, dass man uns im Grunde genommen<br />

lehrte, wie Gilles Clément es so schön ausdrückte, « das<br />

Leben zu töten ». Obwohl ich diese Lehre nicht verstand,<br />

hatte ich keine andere Wahl, denn so bildete man zukünftige<br />

Gärtner damals aus. Als ich 2014 zur Königlichen<br />

Saline kam, begann man gerade, sich einem umweltverträglicheren<br />

Ansatz zuzuwenden und die Behandlung mit<br />

Pflanzenschutzmitteln einzustellen. Doch es war nicht<br />

leicht, diese Botschaft zu vermitteln. Manchmal reichte<br />

es aus, dass ein Mitglied des Verwaltungsrats der Saline<br />

einen wilden Löwenzahn auf einem der Wege sprießen<br />

sah und schon warf man uns vor, durch den Verzicht auf<br />

Spritzmittel würde sich das Unkraut offensichtlich wieder<br />

ausbreiten. Sie können mir glauben, dass ich mir damals<br />

nicht vorstellen konnte, dass die Saline eines Tages ein<br />

Musterbeispiel in puncto Biodiversität sein würde!<br />

Wie haben Sie die Ankunft von Gilles Clément im Jahr 2019<br />

erlebt?<br />

Auch das war für mich zunächst unvorstellbar gewesen.<br />

Dazu muss man wissen, dass Gilles Clément zu<br />

meiner Studienzeit in aller Munde war. Die meisten<br />

meiner Studienkollegen hielten ihn für einen Außenseiter.<br />

Einen Mann, der immer, wie er es selbst nannte, vom<br />

« Lebendigen » sprach. Die wichtigste Eigenschaft eines<br />

Gärtners war für ihn die Fähigkeit, dieses « Lebendige »<br />

zu beobachten, um die Pflanzen zu verstehen. Doch das<br />

« Lebendige » rief bei jungen Landschaftsgestaltern keine<br />

Begeisterung hervor. Die meisten wollten vor allem so<br />

schnell wie möglich die Konzepte umsetzen, die man in<br />

der Schule gelernt hatte, ohne durch die Beobachtung der<br />

Natur als Ganzes « Zeit zu verlieren ». Von dieser Vorstellung<br />

habe ich mich relativ früh abgewendet, für mich war<br />

Gilles Clément ein Vorbild geworden. Plötzlich zu erfahren,<br />

dass ich mit ihm arbeiten konnte, war für mich daher<br />

eine große Freude und wahrlich eine Ehre!<br />

Wie ging er vor?<br />

Er war sich selbst treu. Er kam in die Saline, verbrachte<br />

viel Zeit damit, den Ort zu beobachten, zu sehen, was<br />

natürlich wuchs. Er bevorzugte einen umweltbewussten<br />

Ansatz: Das Projekt für den Cercle immense sah nicht vor,<br />

Tausende aus aller Welt importierte Gewächse zu pflanzen<br />

und dann mit möglichst viel Dünger und chemischen<br />

Pflanzenschutzmitteln hochzuzüchten. Wenn man ihm<br />

zusah, merkte man sofort, dass für ihn der respektvolle<br />

Umgang mit der Natur und eine langfristig ausgerichtete<br />

Vorgehensweise prioritär waren. Er war nicht, wie viele<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


Arbeiten für die Anlage des Landschaftsgartens,<br />

der Teil des heutigen Cercle immense ist.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 63


UNTERWEGS IN FRANKREICH / Bourgogne-Franche-Comté / Doubs<br />

In Zeiten des Klimawandels engagiert sich die Saline für den Schutz der Tier- und Pflanzenwelt und stellt sich damit<br />

einer großen Herausforderung unserer Zeit. Durch die Anlage des Cercle immense ist ein regelrechtes Refugium für<br />

Biodiversität entstanden, vor allem für Vögel. Einige der Gärten, unter anderem der hier abgebildete Küchengarten,<br />

wurden von der Ligue pour la protection des oiseaux LPO, der Vogelschutzliga, als Refuge LPO eingestuft.<br />

andere, allein vom Streben nach Ästhetik angetrieben.<br />

Wichtig für ihn war die biologische Vielfalt. Ich verhehle<br />

nicht, dass mich das unglaublich gefreut hat!<br />

Ganz konkret: Wie steht es heute um die Biodiversität in der<br />

Saline?<br />

Sie ist überall. Wir verwenden kein einziges chemisches<br />

Produkt mehr, alles was wir tun ist dem Bestreben<br />

unterworfen, die Biodiversität zu fördern. Das verblüffendste<br />

Beispiel für mich ist die zentrale Wiese im neuen<br />

Halbkreis. Sie ist heute mit wilden Möhren übersät.<br />

Durch eine richtige, rücksichtsvolle Bodenbearbeitung<br />

haben diese sich wieder ausgebreitet. Die unzähligen<br />

weißen Blüten bieten nicht nur ein prächtiges Bild, sondern<br />

sind auch für die Flora und Fauna in der Umgebung<br />

nützlich: In dieser Wiese leben heute eine unglaubliche<br />

Anzahl von Insekten, darunter wertvolle Bestäuber, kleine<br />

Nagetiere und Hasen. Und 800 Fledermäuse, die in den<br />

Gebäuden der Saline nisten – die größte Kolonie Frankreichs<br />

–, haben ihre wahre Freude daran. Es ist unglaublich<br />

schön, wenn sie bei Einbruch der Dämmerung alle<br />

gemeinsam fliegen!<br />

Man merkt Ihnen an, wie sehr Sie das berührt …<br />

Ja, das stimmt. Es ist wirklich berührend. Man sagt<br />

sich, dass die Natur da ist und dass es manchmal nicht<br />

viel braucht, um sie wieder zu stimulieren. Dadurch erhält<br />

unser Beruf wirklich einen Sinn! Eigentlich könnte man<br />

sich die Frage stellen, worin der Sinn liegt, in einem großen<br />

Kreis, auf einer Fläche von einigen Hektar, sich so für<br />

Biodiversität einzusetzen, während im Amazonasgebiet<br />

jede Woche Tausende Hektar gerodet werden … Aber<br />

für mich liegt der Sinn darin, diese Erfahrung an die Besucher<br />

weiterzugeben, sie aufzufordern, sich Fragen über<br />

die Natur zu stellen. Und wenn es gelingt, bei ihnen das<br />

Bedürfnis zu wecken, bei sich zu Hause dann ihrerseits<br />

die Natur zu schützen, und sei es nur auf einem Quadratmeter,<br />

dann schließt sich der Kreis.<br />

Denis Duquet, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />

Lesetipps<br />

Un cercle immense: Gilles Clé ment, Vincent<br />

Mayot et Leïla Tous saint à la Saline royale,<br />

Kol lektiv werk, Koedition Éditions du Pa trimoine/Saline<br />

royale d’Arc-et-Senans, 128<br />

Seiten, 28 €, 2022, ISBN 9782757708026.<br />

Das wun derschön illustrierte Buch richtet<br />

sich be son ders an Liebhaber von Gärten<br />

und Archi tektur. Es erzählt die Geschichte<br />

des Fes tivals und präsentiert den Cercle<br />

immense und die Gärten in Form bislang un ver öffentlichter,<br />

sehr lebendiger Gespräche zwischen dem Gartengestalter<br />

Gilles Clément und dem Planer der ersten<br />

Auflagen des Gartenfestivals, Bruno Marmiroli.<br />

Mehrere Werke von Gilles Clément wurden übersetzt und<br />

sind in deutscher Sprache erhältlich, unter anderem bei<br />

Matthes & Seitz (Die Weisheit des Gärtners, 2017; Gärten,<br />

Landschaft und das Genie der Natur, 2015), bei Sukultur<br />

(Gärten des Widerstands, 2022) und bei Anton Schulz<br />

(Manifest der dritten Landschaft, 2007).<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


l<br />

13<br />

ô<br />

5/A10<br />

Caen<br />

A131<br />

Honfleur<br />

A13/E46<br />

Jumièges<br />

Rouen<br />

A13/E5<br />

Evreux<br />

PARIS<br />

A28/E402<br />

Versailles<br />

Arc-et-Senans … Dreux<br />

royale sowie in die Gärten des Cercle<br />

… Berlin 1020 km … Hamburg 970 km immense. Außerdem erhält man für den<br />

… Köln 590 km … Frankfurt 483 km A6/E15 Rundgang ein Tablet mit Erläuterungen<br />

… München 577 km … Wien 987 km in deutscher<br />

A5/E54<br />

A26/E17<br />

Alençon<br />

Chartres<br />

Sprache.<br />

… Zürich 287 km … Paris 400 km<br />

Troyes<br />

… Dijon 83 km … A11/E50 Besançon 35 km Innerhalb<br />

<br />

der UNESCO-<br />

Welterbestätte Saline royale gibt es<br />

Die nächstgelegenen Flughäfen,<br />

A10/E5<br />

Sens<br />

die<br />

ein ausgezeichnetes 3-Sterne-Hotel.<br />

aus dem deutschsprachigen Raum<br />

Es befindet sich in den ehemaligen<br />

Le Mansdirekt angeflogen werden, sind Lyon- Orléans Arbeiterwohnungen, dem Wärterhaus<br />

A11/E501 Saint-Exupéry (193 km) und Basel-<br />

sowie dem Verwaltungsgebäude, wo<br />

A28/E502<br />

Mühlhausen (196 km).<br />

die Salzsteuer eingezogen Auxerre wurde. Die<br />

Blois<br />

Gebäude wurden komplett renoviert<br />

Chambord<br />

Der nächstgelegene A10/E5-E60TGV-Bahnhof<br />

und sind modern ausgestattet. A6/E15 Es<br />

Angers<br />

befindet sich in Mouchard (8 Cheverny km).<br />

gibt diverse Zimmerkategorien (vom<br />

VézelayAvallon<br />

A<strong>86</strong>/E60<br />

Tours Chenonceau<br />

A71/E9 Einzel- bis zum Familienzimmer). Preis<br />

Saline royale d’Arc-et-Senans A85<br />

ab 88 € pro Nacht. Ein sehr gutes<br />

Monts Grande Rue<br />

Restaurant ist ebenfalls vor Ort. Kurz:<br />

A10/E5<br />

25610 Arc-et-Senans<br />

Bourges ein hervorragendes Preis-Leistungs-<br />

Telefon: +33 (0)3 81 54 45 00<br />

Verhältnis und ein wunderschöner Ort!<br />

Informationen und Reservierung: www.<br />

A20/E9<br />

www.salineroyale.com<br />

A71/E11 salineroyale.com/hotel-restaurant/<br />

hotel/<br />

Sigismond<br />

Niort<br />

Reiseinfos & Lesetipps<br />

November – März: 10 – 12 Uhr<br />

Poitiersund 14 – 17 Uhr<br />

April – Juni und September – Oktober:<br />

9 – 18 Uhr<br />

Juli – August: 9 – 19 Uhr<br />

Eintritt 14 €, ermäßigt 10,50 €. Kinder<br />

unter 6 Jahren haben freien Eintritt.<br />

Familienticket 41 € (2 Erwachsene + 2<br />

Kinder).<br />

Der Ticketpreis berechtigt Limogeszum Eintritt<br />

in die Gebäude der Saline<br />

A16<br />

Kostenloser Parkplatz.<br />

In den Außenbereichen sind Hunde<br />

willkommen (Leinenpflicht).<br />

Montluçon Der gesamte Ort ist für Menschen mit<br />

eingeschränkter Mobilität zugänglich.<br />

Wir raten Ihnen, im Sommer in der<br />

A71/E11<br />

heißen Tageszeit für die Besichtigung<br />

der Gärten eine Kopfbedeckung<br />

mitzunehmen, Clermont- da einige Bereiche<br />

A72/E70in der<br />

prallen Ferrand Sonne liegen.<br />

France<br />

A9/E15<br />

A4/E50<br />

A26/E17<br />

Epernay<br />

Reims<br />

A38<br />

A6/E15<br />

A4/E50<br />

A31/E17-E21<br />

A31/E21-E23<br />

A4<br />

Metz Sarreguemine<br />

A31/E21-E23<br />

Nancy<br />

France<br />

Besançon<br />

Angoulême<br />

Lyon<br />

A89/E70 Puy de Dôme<br />

A75/E11<br />

A43/E70<br />

Chambéry<br />

le Mont-Dore<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 7<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 67<br />

Ausgabe St.-Etienne <strong>Nr</strong>. 43<br />

Salz des Lebens: die<br />

Salins-les-<br />

Maison de Louis Pasteur: ein Dorn<br />

königliche Sa line<br />

Bains: Salz, das<br />

im Fokus der Wissenschaft (16 km<br />

Tulle<br />

Périgueux von Arc-et-Senans<br />

Grenoble<br />

Brive-la-Gaillarde weiße Gold<br />

entfernt)<br />

A49/E713<br />

A89/E70 Die Le königliche<br />

sur Saline Saillac<br />

eine<br />

Einwohnern, einem regio nal-<br />

Pescher<br />

prägt<br />

Arbois ist mit knapp 4000<br />

E5/A10<br />

Souillac Briançon<br />

Dordogne von Arc-et-<br />

Valence<br />

Aurillac ganze<br />

typischen Kirch turm, Dä chern mit<br />

Senans in<br />

Region<br />

braunen Zie geln,<br />

Crest<br />

Dieeinem schönen<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

Payrac der Nä he von Rocamadour<br />

(16 km<br />

Markt platz mit Arkaden und<br />

52/E72<br />

Be sançon A20/E9 in<br />

entfernt)<br />

ersten Blick ein ruhiges un schein-<br />

A7/E15 Wein bergen Saillans im Umland auf Gap den<br />

der Franche-<br />

Comté ist eines der erst en<br />

Salz war schon immer ein<br />

bares Dorf im Jura. Doch dieser Ein druck täuscht.<br />

großen Projekte in dus tri el ler<br />

wichtiges Lebens mittel.<br />

Denn Arbois hat einen Forscher her vor ge bracht,<br />

Architektur des 18. Jahr hunderts.<br />

Im Laufe der Jahrhunderte<br />

dem Frankreich und die Welt viel verdankt: Louis<br />

Erbaut wurde sie vom<br />

wurde es auch zu einer<br />

Pasteur, der berühmteste Orange französische Biologe und<br />

visionären Architekten Claude-<br />

politischen und ökonomischen Chemiker, der einen Großteil seines Lebens in A51/E712 dem<br />

Nicolas Ledoux in den Jahren<br />

Ware, die der Besteuerung<br />

Ort verbrachte und A9/E15 dort abseits des hauptstädtischen<br />

e<br />

1775 bis 1779. Sie sollte den<br />

unterworfen war. Salinen<br />

A75/E11<br />

Wissenschaftsbetriebs sein Avignon privates Apt Labor einrichtete.<br />

neu en Anforderungen der<br />

stellen heute ein historisches Saint-Guilhemle-Désert<br />

über Gärungsprozesse A54/E805und entwickelte seine<br />

In Arbois gewann Nîmes Pasteur entscheidende Erkenntnisse<br />

Zeit ent sprechen und eine<br />

und kulturelles Erbe erster<br />

A7/E15<br />

moderne, rationale und hierar<br />

chische Organisation der<br />

Weltkulturerbe klassifiziert Montpellier eine seiner wichtigsten Leistungen. Provence Die Maison<br />

Güte dar, sind oft sogar als Lodève Keimtheorie sowie einen Impfstoff<br />

Arles<br />

Aix-en- gegen Tollwut,<br />

Toulouse<br />

Ar beit ermöglichen. Heute<br />

und werden zudem immer<br />

A9/E15 de Louis Pasteur erinnert heute an diesen großen<br />

A8/E80<br />

zählt die Saline zum UNESCO<br />

mehr zu einem touristischen<br />

A55<br />

Bézier Wissenschaftler, der Arbois vor dem Schicksal A52<br />

u<br />

Weltkulturerbe.<br />

Anziehungspunkt.<br />

bewahrt hat, ein Dorf wie jedes andere zu sein.<br />

Marseille<br />

Narbonne<br />

A50<br />

Toulon<br />

A57<br />

A81/E80<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG Limoux DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 84.<br />

Flavigny<br />

Beaune<br />

Cluny<br />

Dijon<br />

Chalon-sur-Saône<br />

Arc-et-Senans<br />

Genève<br />

Annecy<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 65<br />

Saarb<br />

A4/E2<br />

Belfort<br />

A36/E60<br />

Lausanne<br />

S<br />

Ita<br />

Fran<br />

C<br />

A8/<br />

Ca<br />

Andorra<br />

Perpignan<br />

Collioure


FRANKREICH HEUTE Kulturerbe<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 67


FRANKREICH HEUTE Kulturerbe<br />

Nach zwölfjähriger Renovierung und<br />

Kosten in Höhe von 261 Millionen<br />

Euro wurde der Standort Richelieu<br />

der Bibliothèque nationale de France<br />

(BnF) im historischen Zentrum der<br />

Hauptstadt vor einiger Zeit wiedereröffnet.<br />

Anders als in der Vergangenheit,<br />

ist der Ort, der lange Zeit nur Forschern<br />

vorbehalten war, nun für jedermann<br />

zugänglich. Besonders der erhabene<br />

Lesesaal und ein neu geschaffenes,<br />

einzigartiges Museum in der<br />

ältesten Bibliothek Frankreichs sind<br />

damit Programmpunkte, die Sie bei<br />

Ihrem nächsten Besuch in Paris auf<br />

keinen Fall auslassen sollten.<br />

Diese Adresse in Paris sollten Sie sich merken: Rue Vivienne <strong>Nr</strong>.<br />

5. Seit einigen Monaten wird sie in Gesprächen immer wieder<br />

erwähnt und als guter Tipp weitergegeben – und das nicht nur<br />

unter Parisern selbst, sondern auch unter Touristen. Da kommt unweigerlich<br />

Neugier auf, zumal diese Straße in einem der reizvollsten Viertel<br />

der Hauptstadt liegt, das zum Flanieren geradezu einlädt. Dort kann<br />

man sich einfach treiben lassen, ohne ein bestimmtes Ziel zu haben: So<br />

schlendert man beispielsweise vom Place de la Concorde in weniger als<br />

einer Viertelstunde zum Jardin des Tuileries oder von den Seine-Quais<br />

zum Louvre mit seiner berühmten Pyramide. Vielleicht genießt man<br />

auch die ruhige Atmosphäre im Garten des Palais Royal gleich neben<br />

der Comédie-Française und bummelt dann in einer der zahlreichen<br />

Einkaufspassagen durch die Geschäfte mit ihrem so herrlich nostalgischen<br />

Flair.<br />

Ein Abt mit einem liederlichen Lebenswandel<br />

Der « historische » Eingang des Gebäudes, das an der eingangs erwähnten<br />

Adresse steht, befand sich vor den jüngst beendeten Renovierungsarbeiten<br />

in der Rue de Richelieu <strong>Nr</strong>. 58. Doch abgesehen von seltenen<br />

Ausnahmen, war lediglich ein sehr kleiner Kreis von Forschern<br />

und Spezialisten berechtigt, es zu betreten. Und das nicht ohne Grund.<br />

Hinter der Tür in der Rue de Richelieu <strong>Nr</strong>. 58 – beziehungsweise hinter<br />

dem neuen « offiziellen » Eingang in der Rue Vivienne <strong>Nr</strong>. 5 – lagert<br />

seit langer Zeit ein großer Teil der französischen Geschichte, ein regelrechter<br />

Schatz. Genauer gesagt, seit mehr als drei Jahrhunderten, denn<br />

damals wurde der Abt Bignon (1662-1743) zum offiziellen Bibliothekar<br />

König Ludwigs XV. (1710-1774) ernannt. Die geistliche Karriere des<br />

Abtes hatte aufgrund seines gelinde gesagt liederlichen Lebenswandels<br />

(er lebte ganz offen in wilder Ehe und hatte eine Tochter) ein jähes<br />

Ende gefunden. 1721 beschloss der Abt, in der Rue de Richelieu, im<br />

Hôtel de Nevers, die sogenannte Bibliothèque royale einzurichten. Das<br />

Gebäude liegt im Übrigen neben dem Hôtel Tubeuf, wo Kardinal de<br />

Mazarin (1602-1661) bereits seit 1649 bedeutende Büchersammlungen<br />

deponiert hatte. Die Grundlage für diese Sammlungen hatte König<br />

Franz I. (1494-1547) 1537 mit der Schaffung des Dépôt légal gelegt.<br />

Dadurch verpflichtete er die Druckereien im Königreich, ein Exemplar<br />

jedes publizierten Buches der Bibliothek des Königs zu übergeben.<br />

Auf diese Weise sollten Werke ausfindig gemacht werden, die es wert<br />

waren, der Nachwelt überliefert zu werden, vor allem aber wollte man<br />

überwachen, ob Ideologien verbreitet wurden, die dem Königreich gefährlich<br />

werden konnten.<br />

Das offizielle Gedächtnis des Landes<br />

Eines der sichtbarsten Zeichen für die Neugestaltung<br />

des historischen Standorts Richelieu ist die<br />

monumentale Ehrentreppe. Die moderne<br />

Konstruktion aus Metall war eine Zeit lang umstritten.<br />

Heute wird sie jedoch sehr geschätzt. Die alte Treppe<br />

wurde abgebaut und wird im Depot aufbewahrt.<br />

So entstand die Bibliothèque royale, die im Laufe von Jahrhunderten,<br />

Bräuchen und Gesetzgebungen zur Bibliothèque nationale und damit<br />

zum « offiziellen Gedächtnis » des Landes wurde. Noch heute erhält die<br />

Bibliothèque nationale de France (BnF) im Rahmen des Pflichtexemplargesetzes<br />

offiziell ein Exemplar von « Dokumenten jeglicher Natur, die<br />

in Frankreich gedruckt, nach Frankreich importiert oder dort verbreitet<br />

werden ». Im Laufe der Zeit passte sich das Dépôt légal darüber hinaus an<br />

die Entwicklung von Gesellschaft und Technologie an und deckt heute<br />

einen viel weiter gesteckten Rahmen ab. Es gilt nicht mehr nur für « Bücher<br />

und Zeitschriften », sondern auch für « kartografisches Material,<br />

Noten mit handschriftlichen Bemerkungen des Komponisten, grafische<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 69


FRANKREICH HEUTE Kulturerbe<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 71


FRANKREICH HEUTE Kulturerbe<br />

und fotografische Dokumente, Tondokumente, Videos,<br />

Multimediadokumente » und seit 2006 sogar für « Websites<br />

und andere digitale Dokumente, wie Software und Datenbanken<br />

». Es ist also gut nachvollziehbar, dass es sich dabei<br />

um eine kolossale Menge an Dokumenten handelt, die man<br />

nicht nur lagern, sondern auch in Empfang nehmen, erfassen,<br />

konservieren und zugänglich machen muss. Und genau<br />

darum ging es seit Jahrhunderten und geht es noch heute in<br />

der Rue Vivienne <strong>Nr</strong>. 5 …<br />

Die ewige Suche nach Platz<br />

Nach der Einrichtung der Bibliothèque royale im Jahr 1721<br />

im Hôtel de Nevers dauerte es daher nicht sehr lange, bis der<br />

Platz für die Lagerung aller erhaltenen Dokumente nicht<br />

mehr ausreichte. Im Laufe der Jahrhunderte kaufte zunächst<br />

die königliche Macht, dann der Staat immer wieder und oft<br />

unter Zeitdruck angrenzende Gebäude aus den verschiedensten<br />

Epochen und stellte diese der Bibliothek zur Verfügung.<br />

Renovierungs- und Erweiterungsarbeiten wurden durchgeführt,<br />

jedoch alles, ohne richtiges Gesamtkonzept. Insofern<br />

ist die Geschichte der Nationalbibliothek vor allem durch<br />

eine immerwährende Suche nach Raum geprägt, denn der<br />

Bestand vergrößerte sich aufgrund des Dépôt légal stetig. Die<br />

Tatsache, dass die Bibliothek mitten im historischen Zentrum<br />

von Paris liegt – der Ort wird Site Richelieu genannt–,<br />

vereinfachte die Angelegenheit nicht. Das Viertel gehört<br />

zu den teuersten Gegenden der Hauptstadt, die meisten<br />

Gebäude sind als Monuments historiques klassifiziert, Denkmalschutz<br />

ist demzufolge oberste Prämisse. Insofern sind<br />

Erweiterungsarbeiten weder nach unten, noch in die Höhe<br />

möglich. Irgendwann führte der unaufhörlich steigende<br />

Platzmangel schließlich zu einem neuen Ansatz: Anstatt um<br />

jeden Preis vor Ort vergrößern zu wollen, wurde die Auslagerung<br />

eines Teils der Archive dieses wertvollen Gedächtnisses<br />

an einen anderen Standort in Betracht gezogen. 1998<br />

wurde schließlich der ultramoderne Site François-Mitterand<br />

im XIII. Arrondissement, am gegenüberliegenden Ufer der<br />

Seine, eingeweiht, der inzwischen einen großen Teil des Bestandes<br />

aufgenommen hat. Dank dieses neuen Ortes konnte<br />

der historische Standort Richelieu ein wenig « aufatmen » und<br />

umgestaltet werden. Erstmals in seiner langen Geschichte<br />

war es möglich, ein Konzept für den gesamten Komplex zu<br />

entwickeln.<br />

58 000 m² im Herzen von Paris<br />

Zunächst wurde eine klare Aufteilung der Sammlungen<br />

auf die Räumlichkeiten zu beiden Seiten der Seine vorgenommen:<br />

Am Standort François-Mitterand werden Drucksachen<br />

und audiovisuelle Dokumente aufbewahrt, während<br />

die « Spezialsammlungen » (Manuskripte, Zeichnungen,<br />

Fotografien, Karten und Pläne, Münzen und Medaillen …)<br />

in den veralteten Räumlichkeiten in der Rue de Richelieu<br />

verblieben. Das sind immerhin noch rund 20 Millionen der<br />

insgesamt über 40 Millionen Dokumente, die in den Archiven<br />

der BnF lagern. Nach der Aufteilung war es endlich<br />

möglich, den Standort Richelieu kritisch unter die Lupe<br />

zu nehmen und eine Renovierung in Erwägung zu ziehen.<br />

Während die architektonischen Eingriffe der Vergangenheit<br />

vor allem darauf abgezielt hatten, den Raum zu verdichten,<br />

um neue Flächen zu schaffen, sollte das geplante Projekt das<br />

Gegenteil bewirken: lichten und präsentieren, für das Publikum<br />

öffnen, einen lebendigen Raum entstehen lassen. Offen<br />

zur Stadt hin, mit lichtdurchfluteten Galerien, Lesesälen,<br />

Garten, Buchhandlung, Café, Museum und Ausstellungsflächen.<br />

Damit sich die Menschen der Pracht dieses außergewöhnlichen<br />

historischen Ortes bewusst werden können,<br />

der trotz der riesigen Ausdehnung von immerhin 58 000 m²<br />

lange Zeit « verborgen » war.<br />

Architektonischer Wagemut<br />

Die groß angelegte Renovierung gehört zu den bedeutendsten<br />

Arbeiten, die der französische Staat in den<br />

letzten Jahren in Auftrag gab. Um die Dienstleistungen<br />

für Wissenschaftler in dieser Zeit aufrecht zu erhalten<br />

und die Bibliothek nicht vollständig zu schließen, wurde<br />

sie in zwei Etappen durchgeführt: In der ersten Phase<br />

(2010-2016) renovierte man die Räumlichkeiten entlang<br />

der Rue de Richelieu. Die zweite Phase (2017-2022) betraf<br />

den Gebäudeteil entlang der Rue Vivienne und damit<br />

eine Fläche von knapp 28 000 m². Darunter befinden sich<br />

zahlreiche symbolträchtige Bereiche der Bibliothek, beispielsweise<br />

der prächtige Salle ovale, die Galerie Mansart<br />

und die Galerie Mazarin. Nach fünf Jahren Planung und<br />

zwölf Jahren konkreter Umbauarbeiten öffnete am 17.<br />

September 2022 ein komplett verwandelter Site Richelieu<br />

seine Pforten für die Öffentlichkeit. Die erste Neuerung<br />

besteht bereits darin, dass man den Komplex nun über<br />

die Rue Vivienne betritt. Kaum hat man die Schwelle<br />

übertreten, befindet man sich zur großen Überraschung<br />

in einem 1900 m² großen Garten, der eine richtiggehende<br />

grüne Oase des Friedens darstellt – eine Seltenheit in diesem<br />

Viertel – und ausschließlich mit Arten bestückt ist,<br />

die eine symbolische Verbindung mit dem Verlagswesen<br />

im weitesten Sinne haben (Papyrus, Hanfpalme …). Doch<br />

in erster Linie sind die Besucher von der Architektur des<br />

Gebäudekomplexes verblüfft, dessen einzelne Räume<br />

durch die Renovierung nun viel besser zur Geltung kommen.<br />

Wie wagemutig die Architekten dabei vorgingen,<br />

zeigt sich beispielsweise in der Grand hall, wo die ehemalige<br />

Treppe, welche die Wissenschaftler früher nahmen,<br />

durch eine Wendeltreppe aus Stahl und Aluminium in einem<br />

hypermodernen Design ersetzt wurde, oder am Steg<br />

aus Stahl und Glas, der nun die Halle mit dem Richelieu-<br />

Der 20 Meter hohe ovale Saal mit der gläsernen Decke (vorhergehende Doppelseite) wird auch Paradis ovale genannt; er ist eines<br />

der Herzstücke des Gebäudekomplexes. Seit der Renovierung steht der Lesesaal mit 20 000 frei einsehbaren Büchern allen offen.<br />

Nach zwölfjähriger Renovierung (rechte Seite) erstrahlt der Ort in neuem Glanz und hat sein Angebot für die Besucher unter<br />

anderem durch ein Museum erweitert, in dem man Schätze aus dem Bestand der BNF entdecken kann (Folgeseiten).<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 73


FRANKREICH HEUTE Kulturerbe<br />

74 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 75


FRANKREICH HEUTE Kulturerbe<br />

Flügel verbindet. Überall lassen große Fensterfronten Licht herein,<br />

sodass die Räume nicht nur großzügig wirken, sondern sich<br />

regelrecht zur Stadt hin öffnen.<br />

Kostüme digital anprobieren<br />

Abgesehen davon symbolisiert der ebenfalls lichtdurchflutete<br />

ovale Lesesaal die Öffnung des Standorts Richelieu für das Publikum<br />

am besten. Das architektonische Schmuckstück stammt<br />

vom Ende des 19. Jahrhunderts und war bislang ausschließlich<br />

Historikern vorbehalten, kaum ein Pariser hatte den Raum jemals<br />

gesehen. Heute ist er öffentlich zugänglich, und das sogar kostenlos.<br />

Im Salle ovale sind 20 000 Werke frei einsehbar, darunter<br />

unzählige Comics, was den Saal zur größten Comic-Bibliothek<br />

des Landes macht. Doch der ovale Saal ist mehr als nur ein Lesesaal,<br />

denn er ist als Ort für Besichtigungen und Entdeckungen<br />

konzipiert, der mit innovativer Technologie ausgestattet ist: So<br />

kann man sich beispielsweise dank der erweiterten Realität damit<br />

amüsieren, Bühnenkostüme digital anzuprobieren. Zu den<br />

schönsten Bereichen des Standorts Richelieu gehört neben der<br />

vollständig renovierten Galerie Mazarin, die im Herzen des ehemaligen<br />

Palais du Cardinal liegt und mit barocken Fresken geschmückt<br />

ist, das neue, hochkarätig bestückte Museum der Nationalbibliothek.<br />

Die Ausstellung von knapp 900 Werken aus den<br />

Sammlungen der BnF gibt einen Überblick über den Umfang der<br />

Bibliotheksbestände. Dazu gehören sehr seltene Exemplare wie<br />

Werke von Rembrandt bis Picasso sowie Originalmanuskripte<br />

von berühmten Schriftstellern oder Komponisten. Tritt man also<br />

über die Schwelle der Rue Vivienne <strong>Nr</strong>. 5 in Paris, ist das wie eine<br />

Einladung, sich in einer der bestbestückten Bibliotheken der Welt<br />

auf eine unerwartete Reise durch die französische Geschichte zu<br />

begeben. Darüber hinaus macht man die lehrreiche Entdeckung,<br />

dass es den Franzosen gelungen ist, den Ort, der einen großen<br />

Teil ihres « Gedächtnisses » beherbergt, neu zu gestalten und an<br />

die Erfordernisse unserer Zeit anzupassen. Die Renovierung und<br />

Öffnung des Site Richelieu der Bibliothèque nationale de France war<br />

ein gewagtes Projekt. Offensichtlich ist es mehr als gelungen!<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


Für alle, die noch tiefer einsteigen möchten<br />

Lesetipps: Die beiden interessanten Werke stammen<br />

aus dem Verlagsprogramm der Nationalbibliothek.<br />

- Histoire de la Bibliothèque nationale de France,<br />

Autorenkollektiv unter der Leitung von Bruno Blasselle<br />

und Gennaro Toscano, 2022, 564 Seiten, 39 €, ISNB<br />

978-2717728972.<br />

Das ganz aktuelle Buch gibt einen<br />

Überblick über die Geschichte der BnF<br />

von ihren Anfängen bis zu den jüngsten Arbeiten am<br />

Standort Richelieu.<br />

- Richelieu, quatre siècles d’histoire architecturale au<br />

cœur de Paris, Autorenkollektiv unter der Leitung von<br />

Aurélien Conraux, Anne-Sophie Haquin und Christine<br />

Mengin, 2017, 298 Seiten, 49 €, ISBN 978-2717725650.<br />

Dieses Buch ist zwar etwas älter, konzentriert sich jedoch auf<br />

den Standort Richelieu und präsentiert diesen Teil der BnF<br />

äußerst umfassend und reich bebildert mit über 200 Abbildungen<br />

(Originalpläne, aufgrund von historischen Zeugnissen<br />

nachgebildete Pläne, Fotografien …).<br />

Surftipp: Neugierige können auf der Website<br />

Gallica in mehr als 9 Millionen Dokumenten<br />

stöbern, die die BnF dort kostenlos publiziert.<br />

Calais Dunkerque<br />

Diese gut strukturierte Fundgrube an<br />

Informationen wird regelmäßig aktualisiert.<br />

Und die gute Nachricht: Es gibt sogar eine<br />

Boulogne<br />

deutsche Version (https://gallica.bnf.fr/<br />

accueil/de/content/accueil-de)<br />

Roubaix<br />

Lille<br />

Gen<br />

Reiseinfos & Lesetipps<br />

Arras<br />

Paris …<br />

Zusätzliche Informationen: https://<br />

… Berlin 1054 km … Hamburg 872 km salleovale.bnf.fr/.<br />

… Köln 470 km … Frankfurt 569 km Museum: Das Museum befindet<br />

Amiens<br />

… München 817 km … Wien 1405 km sich in der Galerie Mazarin. Eintritt<br />

A1/E15-E19<br />

… Zürich 584 km<br />

Cherbourg- 10 €, ermäßigt 8 €. Achtung: Da<br />

Octeville bestimmte Exponate sehr fragil sind,<br />

Die beiden Pariser Flughafen Orly (16 werden die Ausstellungsobjekte<br />

km) und Charles de Gaulle (25 km)<br />

im Wechsel gezeigt und Le A29/E44<br />

alle Havre vier<br />

A131<br />

werden aus dem deutschsprachigen Monate ausgetauscht. Honfleur Während Jumièges des<br />

Rouen<br />

Raum direkt angeflogen.<br />

Wechsels ist das Museum für circa<br />

N13<br />

zehn Tage geschlossen. Caen A13/E46 Die nächsten<br />

www.bnf.fr/fr/la-bnf-richelieu<br />

Schließungen Saint-Lô sind im Mai und<br />

A13/E5<br />

A16<br />

September <strong>2023</strong> vorgesehen.<br />

Evreux<br />

Bibliothèque<br />

<br />

nationale de France<br />

Sonderausstellungen: Die<br />

A4/E50<br />

A84/E401<br />

Site Richelieu<br />

Eintrittstickets für die beiden<br />

PARIS<br />

Lannion 5, rue Vivienne DinardSaint-Malo<br />

Sonderausstellungen kosten ebenfalls<br />

Avranches<br />

A28/E402<br />

75002 Paris<br />

10 € pro Ausstellung, ermäßigt 8 €.<br />

Versailles<br />

Dreux<br />

N12/E50Telefon: +33 (0)1 53 79 49 49<br />

Das Ausstellungsprogramm ist auf der<br />

N176/E401 Mont-Saint-Michel<br />

Saint-Brieuc<br />

N12/E50<br />

Website einsehbar: www.bnf.fr/fr/labnf-richelieu.<br />

A5/E54<br />

A6/E15<br />

Besichtigt man die BnF als « Tourist », A84<br />

sind die interessantesten Bereiche<br />

Die Tickets für Museum Alençon<br />

Chartres<br />

N164<br />

und<br />

der ovale Lesesaal, das Museum<br />

Ausstellungen können entweder<br />

A11/E50<br />

und die Galerie Mansart, in der<br />

vor Ort oder auf der Website der<br />

Quimper<br />

Sonderausstellungen D768<br />

stattfinden. Rennes Alle BnF gekauft werden. Im zweiten Fall<br />

A10/E5<br />

Sens<br />

N165/E60 drei Bereiche sind von Dienstag bis<br />

entfällt die Wartezeit am Eingang.<br />

N24<br />

Sonntag geöffnet. Öffnungszeiten: 10 - http://bnf.tickeasy.com/fr-FR/accueil.<br />

Le Mans<br />

Orléans<br />

Lorient 18 Uhr, dienstags bis 20 Uhr.<br />

Es gibt diverse Kombitickets A11/E501 für<br />

Salle Vannes ovale: Der Zutritt zum<br />

beide Ausstellungen, für A28/E502 Museum &<br />

A10/E5-E60<br />

Auxerre<br />

bemerkenswerten N165/E60 Lesesaal ist<br />

Ausstellung …<br />

Blois<br />

Quiberon kostenlos.<br />

Chambord<br />

Angers<br />

A11/E60<br />

Cheverny<br />

La Baule<br />

Vé<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 60<br />

A<strong>86</strong>/E60<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. Tours 57Chenonceau<br />

A71/E9<br />

St. Nazaire<br />

A85<br />

Saint-Germain-des-Près: Nantes mehr als ein<br />

Musée d’Histoire de la Médecine: ein ungewöhnliches<br />

A87<br />

Viertel, die Seele von Paris ? (2,1 km<br />

Monts Museum A10/E5 im Herzen der Haupstadt (2,2 Bourges km entfernt)<br />

entfernt)<br />

Clisson<br />

Mitten im Quartier Latin befindet sich hinter den Mauern<br />

Cholet<br />

Saint-Germain-des-Prés gehört<br />

der ehemaligen medizinischen Fakultät eines der<br />

neben dem Eiffelturm, A83 Montmartre<br />

verkanntesten und A20/E9 ungewöhnlichsten Museen<br />

und den Champs-Élysées A71/E11<br />

Les Sablesd’Olonne<br />

Orten in Paris. Das Viertel<br />

Zeiten Ludwigs XV. zu pädagogischen Zwecken<br />

zu den<br />

von Paris. Es wurde im 18. Jahrhundert zu<br />

legendären<br />

war jahrelang ein beliebter Treffpunkt<br />

eingerichtet und zeichnet mit seinen Sammlungen<br />

von Intellektuellen, Künstlern A83 und<br />

Poitiers – die zu den ältesten Europas zählen – die<br />

Politikern und wurde lange Zeit als die intellektuelle Saint-Sigismond<br />

Seele<br />

Geschichte der Medizin vom Alten Ägypten<br />

der Hauptstadt betrachtet. Was ist von diesem Mythos<br />

bis ins 19. Jahrhundert nach. Ein Besuch dieses originellen und<br />

N11/E601<br />

heute noch übriggeblieben? Wie sieht die Realität in Niort sympathischen Museums abseits der ausgetretenen Montluçon Touristenpfade<br />

diesem Viertel aus?<br />

La Rochelle wartet mit einigen Überraschungen auf.<br />

E5/A10<br />

A71/E11<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 84.<br />

E602/A837<br />

Clermont-<br />

Limoges<br />

Ferrand<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> A89/E70 <strong>2023</strong> · 77 Puy de Dô<br />

Angoulême<br />

A75/E11<br />

le Mont-Dore


FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />

Olympische Spiele Paris 2024<br />

« Phryges »: Maskottchen, die von sich reden machen …<br />

Im Rahmen der<br />

Vorbereitungen<br />

für<br />

Olympische<br />

Spiele ist die Vorstellung<br />

der Maskottchen<br />

immer ein<br />

wichtiges Ereignis.<br />

Insofern war die Spannung<br />

groß, als das Organisationskomitee<br />

der Olympischen<br />

Sommerspiele 2024 in<br />

Paris Ende November zu einer Pressekonferenz<br />

einlud. Allerdings hatten sich die Organisatoren<br />

nicht vorgestellt, dass die Phryges, die<br />

beiden Maskottchen, in Frankreich umgehend für<br />

polemische Diskussionen sorgen würden – und<br />

das gleich aus mehreren Gründen …<br />

Manchmal<br />

hat<br />

m a n<br />

den Eindruck, die<br />

Franzosen lieben<br />

es, sich das Leben<br />

schwer zu machen.<br />

Die Vorstellung der<br />

beiden Maskottchen für<br />

die Olympischen und Paralympischen<br />

Spiele 2024 in<br />

Paris ist ein Beispiel für ein<br />

Ereignis, das im November 2022<br />

im ganzen Land umgehend zu hitzigen<br />

Debatten führte. Im Vorfeld hatte man Bilder<br />

wie den gallischen Hahn, die Nationalfigur der Marianne,<br />

den Eiffelturm oder – um der Fantasie freien Lauf<br />

zu lassen – die typische flache Mütze, das Béret vor Augen.<br />

Auch an ein Baguette dachten vielleicht einige, zumal dieses<br />

gerade als immaterielles Kulturerbe der UNESCO ausgezeichnet<br />

worden war. Sinnbilder also, die man auf der<br />

ganzen Welt intuitiv mit Frankreich in Verbindung gebracht<br />

hätte. Doch so einfach machte sich das Organisationskomitee<br />

die Sache nicht, denn zur allgemeinen Überraschung<br />

hatte man sich für keines der erwähnten Symbole<br />

entschieden. Nach den beiden von Mangas inspirierten<br />

Figuren der Olympischen Spiele 2020 in Tokio, Miraitowa<br />

und Someity, werden die Olympischen beziehungsweise<br />

Paralympischen Spiele 2024 in Paris von zwei namenlosen,<br />

tomatenroten « Zipfelmützen » – sogenannten Phryges –<br />

mit lebhaften Augen und einem fröhlichen Lächeln repräsentiert,<br />

die weder Mensch noch Tier ähneln. Da die Form<br />

nicht sofort bestimmte Assoziationen hervorrief, schob das<br />

Olympische Komitee umgehend die Erklärung hinterher,<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


dass diese an die Jakobinermütze erinnern soll, die in Frankreich<br />

gut bekannt ist und sowohl für die Französische<br />

Republik als auch für die Französische Revolution von<br />

1789 steht. Die Maskottchen haben also einen Bezug zur<br />

französischen Geschichte, was jedoch bei ihrem Anblick<br />

nicht zwangsläufig ins Auge sticht …<br />

Zwischen Geschichte und<br />

französischem Humor<br />

Angesichts des offenkundigen Erstaunens der anwesenden<br />

Journalisten – besonders der Auslandskorrespondenten<br />

– wurde den Organisatoren schnell klar,<br />

dass dieser Bezug nicht offensichtlich war, sodass sie<br />

mit einer wohl in weiser Voraussicht vorbereiteten Argumentation<br />

aufwarteten: « Die Jakobinermütze ist für<br />

Franzosen heute eine Referenz: als Sinnbild für die Freiheit<br />

in der Kunst, als Symbol für die Republik in den<br />

französischen Rathäusern, wo die Statue der mit einer<br />

solchen Mütze bekleideten Marianne zu sehen ist, auf<br />

Alltagsgegenständen wie Briefmarken und<br />

Münzen sowie in Schulbüchern. »<br />

Um die Anwesenden dann mit<br />

einer Prise Humor vollends<br />

zu überzeugen, zeigten<br />

die Organisatoren der<br />

Olympischen Spiele<br />

2024 den Journalisten<br />

Bilder mit kindlich<br />

anmutenden,<br />

sympathischen<br />

Montagen, die<br />

« beweisen »<br />

sollen, dass die<br />

beiden Maskottchen<br />

nicht für die<br />

Spiele erfunden wurden, sondern schon Tausende Jahre<br />

alt sind: Erst kürzlich sei man in den Höhlen von Lascaux<br />

(Dordogne) auf Spuren von ihnen gestoßen und auf<br />

dem berühmten Bild « Die Freiheit führt das Volk » von<br />

Eugène Delacroix aus dem Jahr 1830 seien sie ebenfalls<br />

zu sehen. Das rief bei den Journalisten Schmunzeln hervor,<br />

was letztendlich das Ziel der Pressekonferenz war.<br />

Doch was steckt eigentlich genau hinter der Jakobinermütze,<br />

dem Bonnet phrygien, wie man in Frankreich sagt?<br />

Sicher, dabei handelt es sich in der Tat um die Mütze,<br />

die als eines der Symbole der Französischen Revolution<br />

gilt, und die offizielle Kopfbedeckung der Nationalfigur<br />

Marianne ist. Andererseits erinnerten Historiker umgehend<br />

daran, dass sie keine « französische Erfindung » ist.<br />

Bereits der Name verweist auf die Phrygier, ein indogermanisches<br />

Volk, das um 1200 v. Chr. auf dem Gebiet der<br />

heutigen Türkei lebte. Eine Kopfbedeckung derselben<br />

Form wurde im alten Rom von freigelassenen Sklaven<br />

als Zeichen der Emanzipation getragen und später, um<br />

1770, auch von Amerikanern während ihrer Revolution.<br />

Ob es den Franzosen gefällt oder nicht,<br />

die beiden Maskottchen haben also<br />

bei Weitem keinen französischen<br />

Ursprung. Oder war man sich<br />

dessen bewusst, und die internationalen<br />

Wurzeln sollen<br />

eine bewusste Anspielung<br />

auf die Universalität der<br />

Olympischen Spiele<br />

sein? Allerdings haben<br />

die Organisatoren der<br />

Pariser Spiele 2024<br />

diesen Punkt in ihrer<br />

Argumentation<br />

mit keinem Wort<br />

erwähnt …<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 79


FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />

Eine « republikanische und<br />

revolutionäre » Note<br />

« Wir wollen, dass diese Maskottchen den französischen<br />

Geist verkörpern », erklärten die Verantwortlichen<br />

dagegen auf poetische und in gewisser Weise hochtrabende<br />

Art. Zusammen mit der im Herbst 2022 präsentierten<br />

offiziellen Marathonstrecke der Olympiade 2024<br />

ist damit unschwer die Absicht zu erkennen, den Spielen<br />

eine französische, « republikanische » und « revolutionäre »<br />

Note zu verleihen. Allerdings erfordert das volle Verständnis<br />

dessen zunächst einen Blick in die Geschichtsbücher.<br />

« Am 5. Oktober 1789 », so erinnerten die Organisatoren,<br />

« versammelten sich zwischen 5000 und 7000 Frauen aus<br />

Vorstädten vor dem Pariser Rathaus und forderten Mehl,<br />

da es daran mangelte und die Herstellung von Brot in der<br />

Hauptstadt daher gefährdet war, sodass die Menschen<br />

hungern mussten. Das aufgebrachte Volk beschloss, nach<br />

Versailles zu marschieren, um den nach wie vor dort residierenden<br />

König Ludwig XVI. zu holen. Beim Anblick<br />

des Königs auf dem Balkon von Schloss Versailles forderten<br />

die Frauen Maßnahmen, um die drohende Hungersnot<br />

in Paris zu bekämpfen und skandierten ‹den König<br />

nach Paris!›. Sie kehrten schließlich mit dem Souverän,<br />

der Königin und deren Kindern nach Paris zurück […]<br />

Der Marsch hatte geschichtsträchtige Folgen, denn der<br />

König unterzeichnete daraufhin die Erklärung der Menschen-<br />

und Bürgerrechte, deren Ratifizierung er bis dato<br />

verweigert hatte. Der Marsch der Frauen war also ein<br />

bestimmendes Ereignis in der Französischen Revolution,<br />

welchem der offizielle Marathon von Paris 2024 insofern<br />

eine echte Hommage erweist. » Durch die Festlegung des<br />

Marathonparcours auf den Spuren des « Brotmarsches » der<br />

Pariser Frauen und mit den Phryges beziehen die Organisatoren<br />

also Symbole der französischen Geschichte – vor<br />

allem der Revolution von 1789 – in die Sommerspiele 2024<br />

mit ein und übernehmen damit eindeutig eine politische<br />

Haltung. Es ist nicht das erste Mal, dass der internationale<br />

Sportwettkampf durch starke nationale Symbole repräsentiert<br />

wird. Die Griechen kreierten für die Spiele 2004 in<br />

Athen die beiden Maskottchen Phevos und Athena, die in<br />

ihrer Mythologie für Stärke und Freiheit stehen. Die Wahl<br />

im Rahmen von Paris 2024 scheint jedoch eher ein nahezu<br />

« intellektuell » inspiriertes Konzept zu sein, wie es nur die<br />

Franzosen entwickeln können. Denn objektiv gesehen, wer<br />

außer Franzosen (und auch von diesen vermutlich nur eine<br />

Minderheit) ist wirklich in der Lage, in den beiden Maskottchen<br />

spontan die Jakobinermütze der Französischen<br />

Revolution zu erkennen? Von diesem Punkt einmal abgesehen<br />

kam es für die Organisatoren aber noch schlimmer,<br />

denn im Hexagon entstand nach der Präsentation eine<br />

ganz andere Diskussion. Eine Diskussion, die sich auf die<br />

Form der beiden Phryges als solche bezieht …<br />

Eine etwas frivole Jakobinermütze<br />

« Man muss immerhin zugeben, dass diese Maskottchen<br />

an eine Klitoris erinnern … », hieß es nämlich, kaum<br />

dass die beiden Figuren öffentlich vorgestellt waren. War<br />

es zunächst unter vorgehaltener Hand, fanden Presse und<br />

soziale Netzwerke schnell Spaß daran, sich über diesen<br />

Aspekt lustig zu machen. Vor allem die Äußerungen des<br />

Journalisten Quentin Girard wurden umfassend geteilt<br />

und prägten sich ein. Dieser hatte sich in einer Kolumne<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


Darstellung von geplanten Veranstaltungen und Wettkämpfen der Olympischen Spiele 2024 auf der Seine und an deren Ufern.<br />

in der Zeitung Libération humorvoll hinter die Entscheidung<br />

der Organisatoren der Olympischen Sommerspiele<br />

2024 gestellt: « Die offiziellen Maskottchen der Spiele in<br />

Paris symbolisieren zwar die Jakobinermütze der Marianne<br />

», schrieb der Journalist, « doch viele von uns sehen<br />

noch etwas anderes in ihnen: eine Klitoris. Und das ist<br />

eine gute Nachricht. […] Ganz Rot und ganz herzig.<br />

Anatomisch gesehen scheint es, als hätten wir endlich alle<br />

begriffen, wie so etwas aussieht … Das verspricht heitere<br />

Spiele. Politisch gesehen ist es durchaus nicht unerfreulich,<br />

dass sich Paris vom ewigen phallischen Eiffelturm<br />

löst. Ersetzen wir endlich seine stachelige Spitze durch<br />

eine revolutionäre, feministische und eindeutig kollektivere<br />

Darstellung der Hauptstadt. » So gesehen, stechen die<br />

französischen Maskottchen in der Tat aus dem Reigen der<br />

kleinen sympathischen Äffchen, gutmütigen Pandabären,<br />

liebenswerten Bibern und freundlich blickenden Waschbären<br />

heraus, welche die vorausgegangenen Ausgaben der<br />

Olympischen Spiele repräsentierten. Offen bleibt die Frage,<br />

ob die ganze Welt für diese etwas « frivole » Vision der<br />

französischen Maskottchen empfänglich ist …<br />

Plüschfiguren, die mehrheitlich<br />

in China produziert werden<br />

Doch es gibt noch einen weiteren und weitaus ernster<br />

zu nehmenden Punkt, in dem die Maskottchen Polemik<br />

hervorrufen: ihre Herstellung. Es hat sich herausgestellt,<br />

dass der Großteil dieser Plüschfiguren mit ihrem so französischen<br />

Hintergrund nicht in Frankreich, sondern in<br />

China produziert wird, was Regierung und Verfechter<br />

von Made in France verständlicherweise sofort auf die<br />

Barrikaden brachte. Ursprünglich wollte das bretonische<br />

Unternehmen Doudou & Compagnie von den bestellten<br />

2 Millionen Figuren lediglich 200 000 im Hexagon herstellen.<br />

Und auch das nur teilweise, ist man versucht zu<br />

sagen, denn zusammengesetzt, genäht und ausgestopft<br />

werden sie zwar auf französischem Boden, das Rohmaterial<br />

und die anderen Teile stammen jedoch aus China.<br />

Angesichts der Entrüstung, die diese Information auslöste,<br />

machte die Regierung Druck und das französische<br />

Unternehmen hat inzwischen angekündigt, nun 500 000<br />

Phryges in der Bretagne produzieren zu wollen, jedoch nach<br />

wie vor nicht das dafür notwendige Material. Damit seien<br />

jedoch die Produktionskapazitäten vor Ort ausgeschöpft,<br />

die verbleibenden 1,5 Millionen Maskottchen, also immerhin<br />

75 % der Gesamtmenge, würden in den chinesischen<br />

Produktionsanlagen des bretonischen Unternehmens<br />

hergestellt. Diese Zahlen zeigen, dass die französische<br />

Spielzeugindustrie nicht in der Lage ist, derartige Mengen<br />

in relativ kurzen Zeiträumen « ohne chinesische Unterstützung<br />

» zu produzieren, ein wunder Punkt, den die Organisatoren<br />

der Olympischen Spiele 2024 damit ungewollt ins<br />

medienpolitische Rampenlicht gerückt haben. Im Dezember<br />

2022 machte im Übrigen urplötzlich die Information<br />

Schlagzeilen, dass das Budget für die Ausrichtung der<br />

Olympischen Spiele um 10 %, von 3,98 Milliarden Euro<br />

auf 4,38 Milliarden Euro steigen wird. Es bleibt zu vermuten,<br />

dass die Sommerspiele 2024 in Frankreich weiterhin<br />

von sich reden machen werden …<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 81


Der « Marathon für alle »,<br />

eine Neuheit der Spiele 2024<br />

Die Stadt Paris will sich anlässlich der Olympischen Spiele<br />

2024 bei einem legendären Wettbewerb, dem Marathon,<br />

innovativ zeigen: Zum ersten Mal in der Geschichte der<br />

Spiele werden « öffentliche » Laufwettbewerbe veranstaltet,<br />

darunter ein « Marathon für alle ». Auf diese Weise sollen<br />

möglichst viele Menschen die Möglichkeit bekommen, das<br />

« Abenteuer Olympische Spiele » hautnah mitzuerleben und<br />

auf demselben Parcours wie die olympischen Athleten zu<br />

laufen. Der Marathon steht Menschen ab 20 Jahren offen.<br />

Gestartet wird wie beim offiziellen Marathon vor dem Pariser<br />

Rathaus (I. Arrondissement), die Ziellinie befindet sich vor<br />

dem Invalidendom (VII. Arron disse ment). Die Strecke über<br />

die vorgeschriebenen 42,195 Kilometer führt von Paris nach<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


Versailles (Yvelines) und wieder zurück, dabei passiert sie<br />

einige der schönsten Monumente im Großraum Paris. Der<br />

Parcours verläuft auf der historischen Strecke des sogenannten<br />

« Brotmarsches »: Am 5. Oktober 1789 marschierten mehrere<br />

Tausend Frauen von Paris nach Versailles, um den König<br />

und seine Familie in die Hauptstadt zu holen, die von einer<br />

Hungersnot heimgesucht wurde. Eine kürzere Laufstrecke führt<br />

auf einem 10 km langem Parcours durch die Pariser Innenstadt.<br />

Für die Teilnehmer stehen genau 20 024 Rückennummern<br />

zu Verfügung. Um eine davon zu ergattern, findet 2024 eine<br />

Auslosung unter allen im Club Paris 2024 registrierten und<br />

qualifizierten Mitgliedern statt. Für die Qualifizierung benötigt<br />

man 100 000 Punkte, die durch sportliche Aktivitäten und<br />

Ratespiele erworben werden. Informationen und (kostenlose)<br />

Registrierung auf https://club.paris2024.org/fr/marathon.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 83


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8<br />

9<br />

7<br />

12<br />

Reisethemen,<br />

nach Regionen<br />

geordnet:<br />

Landesweite Themen<br />

6<br />

11<br />

1 2<br />

3<br />

10<br />

13<br />

5<br />

14<br />

16<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Astrotourismous – Die beste 85<br />

Sicht aufs Sternenzelt<br />

Natur – Die schönsten Bäume 82<br />

Frankreichs<br />

Winterliche Illuminationen – 81<br />

Der Faszinierende Zauber der<br />

Lichterstädte<br />

Freizeitparks: Familienerlebnisse 79<br />

in Frankreich<br />

Radtourismus – von der Bretagne 77<br />

bis an die belgische Grenze<br />

Die schönsten Küstenwege 67<br />

Fahrradrouten – Die schönsten 59<br />

Strecken entlang der Küsten<br />

Weihnachtsmärkte – Wo geht es 57<br />

noch authentisch zu?<br />

Winterurlaub – Romantische<br />

Skistationen anstatt Bettenburgen 57<br />

Wellness in den Bergen – Nach 43<br />

dem Sport die Erholung<br />

10 Ideen… – …für Ferien am Meer 40<br />

1 Paris <strong>Nr</strong>.<br />

Paris – Streit um die Schönheit 83<br />

der Stadt<br />

Delacroix in Saint-Sulpice – Das 76<br />

Werk eines ganzen Lebens<br />

Städteplanung – Champs-<br />

75<br />

Élysées: eine Aufforderung zum<br />

Träumen?<br />

Coup de cœur – Die<br />

65<br />

Straßenbuchhändler an den<br />

Seine-Quais in Paris<br />

Saint-Germain-des-Prés: Mehr 60<br />

als ein Viertel, die Seele von Paris?<br />

Le Train Bleu – Ist das legendäre 58<br />

Restaurant noch immer einen<br />

Besuch wert ?<br />

Musée d‘Histoire de la Médecine 57<br />

– ein ungewöhnliches Museum im<br />

Herzen der Hauptstadt<br />

Le Bon Marché – Eine Pariser 41<br />

Institution feiert ihren 160.<br />

Geburtstag<br />

Hôtel des Invalides – Ein kleines 38<br />

Militär-Versailles mitten in Paris<br />

Avenue des Champs-Elysées 36<br />

– Wie steht es um den Glanz des<br />

Prachtboulevards?<br />

HOTELS<br />

La Lanterne – Paris 76<br />

Le Narcisse Blanc – Paris 62<br />

4<br />

15<br />

17<br />

18<br />

2 Pariser Umland <strong>Nr</strong>.<br />

Yvelines – Bergerie nationale de 83<br />

Rambouillet, der Krieg der Schafe<br />

Ecouen – Ein Museum für die 50<br />

Renaissance<br />

HOTELS<br />

Hôtel Paradiso – Paris 79<br />

3 Norden & Champagne <strong>Nr</strong>.<br />

Hauts-de-France / Nord-Pasde-Calais<br />

– Nordfrankreich:<br />

84<br />

vom Kohlerevier zum beliebten<br />

Tourismusziel<br />

Hauts-de-France / Grand-Est 81<br />

/ Belgien – Gärten des Friedens,<br />

zwischen Erinnerung und Blick in<br />

die Zukunft<br />

Hauts-de-France / Pas-de-Calais 80<br />

– Boulogne-sur-Mer: Jeder hat das<br />

Recht auf etwas schönes !<br />

Hauts-de-France –<br />

79<br />

Hortillonnages von Amiens:<br />

von einer Verrückten Idee zum<br />

jährlichen Ereignis<br />

Hauts-de-France – Compiègne: 78<br />

musikalische Waldbäder und ein<br />

Einhorn<br />

Hauts-de-France – La Coupole: 77<br />

von der Vergangenheit in die<br />

Zukunft<br />

Hauts-de-France – Familistère de 64<br />

Guise,von «Versailles für Arbeiter»<br />

zum bewohnten Museum<br />

Baie de Somme – Eine<br />

63<br />

beeindruckende Reise (Teil 2):<br />

Le parc du Marquenterre<br />

Baie de Somme – Eine<br />

62<br />

beeindruckende Reise (Teil 1): die<br />

Abbaye de Saint-Riquier<br />

Nordfrankreich – Auf den Spuren 59<br />

eines großen französischen<br />

Architekten<br />

Marais Audomarois – Ein<br />

58<br />

Sumpfgebiet für Kenner<br />

Pays de Condé – Eine<br />

43<br />

Bergbaugegend erfindet sich neu<br />

Marne – In der Heimat des<br />

40<br />

Champagners<br />

10 Ideen… für Nord-Pas-de-Calais 38<br />

Arras & Douai – Riesen für den 36<br />

Kleinen<br />

HOTELS<br />

Le Domaine de la Chartreuse – 57<br />

Gosnay<br />

Pasino – Saint-Amand-les-Eaux 43<br />

4 Elsass & Lothringen <strong>Nr</strong>.<br />

Elsass / Bas-Rhin – Baumwipfelpfad:<br />

ein ganz neue Art, das<br />

Elsass zu entdecken<br />

Elsass / Grand Est – Das<br />

Geheimnis des fehlenden Turms<br />

der Kathedrale von Straßburg<br />

Elsass / Grand Est – Mit dem<br />

Hausboot 100% elektrisch durchs<br />

Elsass<br />

Elsass – Kaysersberg,eines der<br />

Lieblingsdörfer der Franzosen<br />

Vogesen – Eine Fotoausstellung<br />

unter freiem Himmel im Herzen<br />

der Vogesen<br />

Grand-Est – Mondial Air Ballons,<br />

der poetische Aufstieg von 456<br />

Heißluftballons<br />

Grand-Est – Graufthal,das Elsass<br />

zur Zeit der Streichhölzer<br />

80<br />

76<br />

74<br />

69<br />

68<br />

65<br />

64<br />

Kirrwiller – 520 Einwohner<br />

62<br />

und die drittgrößte Music Hall<br />

Frankreichs<br />

Weihnachtskugeln aus<br />

61<br />

Meisenthal – nicht nur Kugeln,<br />

sondern Objekte voller Sinn<br />

Château de Lunéville – Wie 52<br />

Phoenix aus der Asche<br />

Musée Lalique – Eine Hommage 43<br />

an die Glasmacherkunst<br />

10 Ideen… für ein Wochenende 41<br />

im Elsass<br />

Haut-Koenigsbourg – Ein<br />

40<br />

wahrhaft deutsch-französisches<br />

Kulturerbe<br />

Bitche – Das zweite Leben einer 38<br />

Zitadelle<br />

Neufchef & Aumetz – Das stolze 36<br />

Erbe der lothringischen Kumpel<br />

HOTELS<br />

Le Chambard – Kaysersberg 69<br />

Grand Hôtel & Spa Gérardmer – 68<br />

Gérardmer<br />

La Cheneaudière – Colroy-la- 61<br />

Roche<br />

La Clairière Bio- & Spa-Hotel – 38<br />

La Petite-Pierre<br />

5 Burgund & Jura <strong>Nr</strong>.<br />

Yonne – Guédelon: Sie haben ihre<br />

Burg gebaut!<br />

Territoire de Belfort – die Stärke<br />

der Kleinen<br />

Côte d'Or – Am Tag als… 11. Juli<br />

2020: Die Stadt Dijon erhielt den<br />

"Trauerden <strong>Nr</strong>.17" zurück.<br />

Territoire de Belfort – Land-Art:<br />

Saype, von Belfort in die weite<br />

Welt<br />

Saône-et-Loire – Ein "essbarer"<br />

Wald<br />

Aufbruchstimmung in den<br />

französischen Thermalbädern<br />

Kirschen – das rote Gold einer<br />

Region<br />

Burgund – Eine Rundfahrt zum<br />

Auftanken!<br />

Châteauneuf-en-Auxois: Die<br />

Verbindung von Kulturerbe,<br />

Modernität und Lebendigkeit<br />

«Unsere Vorfahren, die Gallier»:<br />

Eine Reise ins Land von Asterix<br />

Morvan – Eine Geschichte von<br />

Ammen und Pflegekindern<br />

Jura – Weihnachten im Jura: vom<br />

Rosenkranz zum Spielzeugland<br />

Haute-Saône – Notre-Damedu-Haut<br />

in Ronchamp: eine<br />

Rechenaufgabe für Le Corbusier<br />

Ostfrankreich – Vorreiter bei der<br />

Abschaffung der Sklaverei<br />

Jura – Salins-les-Bains: Salz,<br />

das weiße Gold prägt eine ganze<br />

Region<br />

Belfort – Die wiederentdeckte<br />

Genialität eines Künstlers<br />

Bourgogne-Franche-Comté –<br />

Alésia, Auf den Spuren der Gallier<br />

Route des Grands Crus – Die<br />

Champs-Elysées von Burgund<br />

Montbéliard – 30 Jahre<br />

Lumières de Noël<br />

Maison de Louis Pasteur – Ein<br />

Dorf im Fokus der Wissenschaft<br />

Peugeot-Museum – Mehr als ein<br />

Automobilmuseum<br />

HOTELS<br />

Château Sainte-Sabine – Sainte-<br />

Sabine<br />

84<br />

83<br />

83<br />

82<br />

78<br />

77<br />

76<br />

75<br />

74<br />

73<br />

71<br />

69<br />

69<br />

68<br />

67<br />

64<br />

63<br />

61<br />

61<br />

43<br />

39<br />

74<br />

Relais Bernard Loiseau –<br />

Seaulieu<br />

71<br />

6 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Coup de Cœur –<br />

Die Miniaturwohnung Micr'Home<br />

in Nantes<br />

85<br />

Pays de la Loire / Sarthe –<br />

84<br />

Abbaye de l'Epau: Eine Oase<br />

der Harmonie im Dienste der<br />

Fotografie<br />

Centre - Val de Loire / Loir-et- 83<br />

Cher – Monmousseau, wenn Loire-<br />

Schlösser Weinkeller illuminieren<br />

Centre - Val de Loire – Die<br />

82<br />

Route de la Rose im Loiret: eine<br />

faszinierende Rundreise durch die<br />

duftende Welt der Rosen<br />

Pays de la Loire / Maine et Loire 81<br />

– Fontevraud, eine Abtei, die ihrer<br />

Zeit schon immer voraus war<br />

Pays de la Loire / Mayenne – 80<br />

Musée Robert Tatin: verwirrende<br />

Riesen und Wunderwerke<br />

Centre-Val-de Loire / Indre-et- 80<br />

Loir – Château de Chenonceau:<br />

florale Kunst im Schloss<br />

Pays de la Loire – Doué-en-Anjou: 78<br />

im Reich der Blumenkönigin<br />

Pays de la Loire – La Chartresur-le-Loir:<br />

das Dorf der<br />

77<br />

Antiquitätenhändler<br />

Centre - Val de Loire – Chaumontsur-Loire:<br />

die positive Dynamik<br />

76<br />

der Gärten<br />

Pays de la Loire – Saint-Florentle-Vieil:<br />

Die kulturelle Revanche<br />

74<br />

eines kleinen Dorfes an der Loire<br />

Centre - Val de Loire – Richelieu: 73<br />

«das schönste Dorf des<br />

Universums!»<br />

Loire-Tal – Eine faszinierende 68<br />

Reise ins Land der Troglodyten<br />

Chédigny – ein Dorf wird zum 65<br />

Garten<br />

La grange de Meslay: Von der 60<br />

Holzkathedrale zum Musiktempel<br />

Tours – Frischer Wind im Loiretal 59<br />

Chambord – Mehr als nur ein 58<br />

beeindruckendes Schloss<br />

Cheverny – Das Schloss von Tim 43<br />

und Struppi<br />

Ballonfahrt übers Loire-Tal – 38<br />

Bitte zeichne mir ein Schloss<br />

Blois – Ein Schloss der<br />

36<br />

Geheimnisse und Intrigen<br />

HOTELS<br />

7 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />

Manche – Mont Saint-Michel, die 83<br />

Geheimnisse des Gefängnisbergs<br />

Normandie – Biennale La Forêt 74<br />

Monumentale: Wenn Kunst den<br />

Wald verschönert<br />

Normandie – Villa «Les Rhumbs» 73<br />

in Granville: Wo für Christian Dior<br />

alles gegann<br />

Normandie – An Bord der Marité 71<br />

von Granville zu den Chausey-<br />

Inseln<br />

Le Havre – 500 Jahre, das will 62<br />

gefeiert werden !<br />

Genuss – Die AOC der Normandie 39<br />

HOTELS<br />

Domaine de la Corniche –<br />

36<br />

Rolleboise


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8 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />

Leuchtürme und Leuchtfeuer – 77<br />

im Westen etwas neues!<br />

Finistère – Eine Reise zu Pflanzen 76<br />

aus aller Welt<br />

Morbihan – Am Tag als… 26 August 76<br />

1934… die Kinder aus dem Bagno<br />

auf Belle-Île-en-Mer Flüchten<br />

Finistère – Pont-Aven:<br />

75<br />

inspirierende Bretagne!<br />

Pays bigouden: die Bretagne in 73<br />

konzentrierter Form<br />

Belle-île-en-Mer – Unsere Coups 70<br />

de cœur für die größte bretonische<br />

Insel<br />

Côtes d’Armor – La Vallée des 63<br />

Saints, die bretonische Osterinsel<br />

Brest und Roscoff – Mehr als nur 62<br />

zwei Gärten<br />

Bretagne – Umfriedete<br />

61<br />

Pfarrbezirke<br />

Ile d’Ouessant – Eine Insel voller 58<br />

Leben<br />

Genuss – Die AOC der Bretagne 40<br />

Abbaye de Daoulas – Kloster der 39<br />

Kultur und der Heilpflanzen<br />

HOTELS<br />

Château de Sable – Porspoder 58<br />

9 Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Nouvelle-Aquitaine / Gironde 84<br />

– Pont de pierre: Bordeaux feiert<br />

seine älteste Brücke<br />

Pont de pierre: Bordeaux feiert 82<br />

seine älteste Brücke<br />

Nouvelle-Aquitaine / Charente- 82<br />

Maritime – Brouage, die Zitadelle<br />

der geplatzten Träume<br />

Nouvelle-Aquitaine / Deux- 79<br />

Sèvres – Pougne-Hérisson: der<br />

Nabel der Welt<br />

Nouvelle-Aquitaine – Talmontsur-Gironde:<br />

zwischen Himmel<br />

75<br />

und Fluss am Ende der Welt<br />

Coup de cœur – Carrelets:<br />

74<br />

poetische Fischerhütten aus einer<br />

anderen Zeit<br />

Baskenland – Château d’Abbadia, 71<br />

eine Inspiration für den<br />

Wiederaufbau von Notre-Dame ?<br />

Atlantiküste – Ein Paradies für 67<br />

Naturismus<br />

Nouvelle-Aquitaine – Die<br />

64<br />

Metamorphose von Bordeaux,<br />

Eine Zwischenbilanz<br />

Coup de cœur – Die Eiche im 63<br />

Taubenschlag von Pouzay<br />

Bordeaux 60<br />

Bordeaux – Bordeaux 2.0 46<br />

Ile d’Oléron, Ile de Ré, Ile<br />

46<br />

Madame, Ile d’Aix, Fort Boyard –<br />

Reif für die Insel(n)<br />

Wein – Ein asiatischer Winzer im 46<br />

Bordelais<br />

Klöster – Abteien, die sogar 40<br />

Kinder begeistern<br />

Marais Poitevin – Die grünen 38<br />

Kanäle des Marais Poitevin<br />

Likör – Angélique de Niort, Likor 38<br />

aus einer Heilpflanze<br />

Gironde – Wie Vauban eine<br />

36<br />

Flussmündung abriegelte<br />

HOTELS<br />

Hôtel de Sèze – Bordeaux 64<br />

Hôtel Napoléon – Ile d’Aix 46<br />

10 Auvergne & Limousin <strong>Nr</strong>.<br />

Auvergne / Haute-Loire – Le 81<br />

Chambon-sur-Lignon, ein<br />

beispielhaftes Stück Frankreich<br />

Corrèze – Das Gefühl, in der 68<br />

Inkastadt Machu Micchu zu sein<br />

Nouvelle-Aquitaine – Les Pans 63<br />

de Travassac, eine Spektakuläre<br />

Reise in das Land des Schiefers<br />

Genuss – Die AOC der Auvergne 38<br />

HOTELS<br />

Domaine Saint Estève – Millau 53<br />

11 Périgord & Midi-<br />

Pyrénées<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Périgord – Château des Milandes 82<br />

"Mein Leben, das ist Joséphine!"<br />

Vallée de la Dordogne: Wo man 60<br />

« wie Gott in Frankreich lebt »<br />

Airbus-Fabrik – Zu Besuch bei 46<br />

Airbus in Toulouse<br />

Gouffre de Padirac – Der<br />

44<br />

Erdmitte ein Stückchen<br />

näherkommen<br />

Pastell – Das blaue Gold 43<br />

HOTELS<br />

Chateau de la Treyne – Lacave, 60<br />

Vallée de la Dordogne<br />

Grand Hôtel Le Turenne –<br />

47<br />

Beaulieu-sur-Dordogne<br />

12 Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />

Le Train Jaune – Ein Zug als<br />

Wahrzeichen<br />

13 Languedoc-<br />

Roussillon<br />

45<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Okzitanien / Gard & Hérault – 85<br />

Canal du Rhône à Sète: Der "kleine<br />

Bruder" des Canal du Midi<br />

Okzitanien / Pyrénées-<br />

83<br />

Orientales – Céret: ein Künstlerdorf<br />

zwischen Bergen und Meer<br />

Weintourismus – Domaine<br />

81<br />

Riberach, es lebe die<br />

Entschleunigung!<br />

Hérault – Brassens & Sète, les 80<br />

Copains d'abord<br />

Aude – Die große Höhle von 65<br />

Cabrespine, ein unterirdisches<br />

Abenteuer<br />

Occitanie – Assignan,Das<br />

64<br />

unglaubliche Schicksal eines<br />

französischen Dorfes<br />

Sigean: das Reservat der<br />

60<br />

glücklichen Tiere<br />

Languedoc-Roussillon –<br />

59<br />

Überraschende Mittelmeerregion<br />

Carcassonne – Imponierende 57<br />

Festungsstadt des Mittelalters<br />

Côte Vermeille – Paulilles, wenn 57<br />

die Hölle zum Paradies wird<br />

Saint-Guilhem-le-Désert – Wenn 47<br />

ein Krieger zum Klosterbruder<br />

wird<br />

Stadtentwicklung – Montpellier, 47<br />

ein Synonym für Dynamik<br />

HOTELS<br />

Domaine Riberach - Bélesta 81<br />

14 Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Drôme – Die Schönheit der Dorfer 83<br />

Lyon – Rendezvous in der Rue du 64<br />

Premier-Film<br />

Drôme – Wandern auf den Spuren 62<br />

der Hugenotten<br />

Lyon – Die Metamorphose<br />

61<br />

eines Arbeiterviertels in ein<br />

Freilichtmuseum<br />

Lyon – Eine Stadt gewinnt ihre 59<br />

Flussufer zurück<br />

Montélimar & Umgebung – Eine 46<br />

Reise zwischen gestern und<br />

morgen<br />

Tradition – Guignol, kleine Helden 43<br />

aus Lyon<br />

Wein – Clairette de Die 42<br />

Grignan – Im Land der schönen 40<br />

Briefe: eine Reise nach Grignan<br />

Wein – Lirac, das « mediterranste » 40<br />

Weinanbaugebiet im Rhône-Tal<br />

Jardin Zen d’Erik Borja – Auf 39<br />

der Suche nach dem verlorenen<br />

Garten<br />

Gastronomie – Michel Chabran, 39<br />

der Luxus der Simplizität<br />

Genuss – L’O Provençale: Olivenöl 36<br />

aus Nyons<br />

HOTELS<br />

Manoir de la Roseraie – Grignan 40<br />

15 Alpen <strong>Nr</strong>.<br />

Ain – Pays de Gex: Den Altag hinter<br />

sich lassen!<br />

Alpen – La Grande Odyssée<br />

Savoie-Mont-Blanc – Blaue Augen,<br />

weißes Fell und Hundegebell<br />

Auvergne-Rhône-Alpes – La<br />

Grange au Lac: wie im inneren<br />

eines Cellos<br />

Auvergne-Rhône-Alpes: Evian:<br />

das Gedächtnis des Wassers<br />

HOTELS<br />

Jiva Hill Resort – im Herzen des<br />

Pays de Gex, zwischen Mont Blanc<br />

und den Bergen des Jura<br />

85<br />

81<br />

77<br />

71<br />

85<br />

16 Provence <strong>Nr</strong>.<br />

Provence-Alpes-Côte d'Azur 79<br />

– Abbaye de Montmajour: eine<br />

Reise durch die Vergangenheit der<br />

Provence<br />

Provence-Alpes-Côte d'Azur 78<br />

– Crotte Cosquer: unglaublische<br />

Höhlenmalereien in den<br />

Calanques von Marseille<br />

Provence-Alpes-Côte d’Azur – 75<br />

Château La Coste: ein Hauch<br />

von Verrücktheit zwischen<br />

provenzalischen Reben<br />

Porquerolles – Villa Carmignac: 73<br />

Große Kunst auf einer kleinen Insel<br />

Provence – Coup de cœur: le 71<br />

Moulin de Daudet, Fontvieille<br />

Camargue – Tanzende Flamingos 69<br />

in der Camargue<br />

Provence – Lavendel: eine<br />

67<br />

überraschende deutschfranzösische<br />

Geschichte.<br />

Provence – Mit Giono auf dem 67<br />

Berg der Schäfer<br />

Fontaine-de-Vaucluse – Die 58<br />

berühmteste Quelle Frankreichs<br />

Umwelt – Lavendel der Provence 46<br />

in Gefahr<br />

10 Ideen… für die Provence 39<br />

HOTELS<br />

B Design & Spa – Le Paradou 39<br />

Attrap’Rêves – Allauch 33<br />

17 Côte d’Azur <strong>Nr</strong>.<br />

Côte d'Azur – Die Magie eines<br />

mimosengelben und azurblauen<br />

Winters<br />

Saint-Tropez – Gemälde versus<br />

Realität<br />

Île de Port-Cros: von<br />

Schriftstellern, Naturschutz und<br />

einer zerrissenen Hose<br />

Paul Ricard – zwei Inseln, ein<br />

Schicksal<br />

Iles de Lérins, jenseits des «roten<br />

Teppichs» von Cannes<br />

Provence-Alpes-Côte-d’Azur<br />

– Géoparc de Haute-Provence,<br />

eine erstaunliche Reise in die<br />

Vergangenheit der Erde<br />

Hyères – eine authentische Ecke<br />

am Mittelmeer<br />

Bormes-les-Mimosas – Wo<br />

Blumen wie Königinnen verehrt<br />

werden<br />

Ile de Port-Cros – Kleine<br />

Trauminsel im Mittelmeer<br />

Domaine du Rayol – Die<br />

Geschichte eines ungewöhnlichen<br />

Parks<br />

Nizza – <strong>Frühling</strong>sgefühle einer<br />

Diva<br />

HOTELS<br />

La Bonne Etape – Château-<br />

Arnoux-Saint-Auban<br />

81<br />

81<br />

79<br />

75<br />

74<br />

65<br />

63<br />

39<br />

38<br />

36<br />

32<br />

65<br />

18 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />

Genuss – Die AOC Korsikas 43<br />

Überseegebiete<br />

(DOM/TOM)<br />

Französisch-Guayana – Natur,<br />

Geschichte, Raumfahrt<br />

Weitere Themen<br />

Chantals Rezepte<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

37<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

SUPPEN<br />

Potage d'hiver au chou-fleur et 81<br />

aux épices<br />

Gaspacho de tomates et fraises 46<br />

Gaspacho de tomate 40<br />

Velouté de laitue 38<br />

VORSPEISEN<br />

Soufflé d'été au basilic 79<br />

QUICHES & TARTES<br />

Tarte Tatin aux endives 80<br />

Tarte Tatin aux pommes et au 74<br />

camembert<br />

Tarte d’automne aux champignons 60<br />

et à la farine de châtaignes<br />

Quiche Lorraine 33<br />

GRATINS, AUFLÄUFE & TOASTS<br />

Camembert rôti au four 57<br />

FLEISCHGERICHTE<br />

Poulet fermier basse température 62<br />

à l’ail<br />

Rôti de porc aux pruneaux 59<br />

Coq au vin 43<br />

FISCHGERICHTE<br />

Poêlée de Saint-Jacques au cidre 73<br />

Encornets à la Sétoise 69<br />

Blanquette de saumon 65<br />

Millefeuille de crabe au saumon 63<br />

fumé<br />

Sole meunière 61<br />

FONDUES UND SAUCEN<br />

Die echte hausgemachte<br />

68<br />

Mayonnaise<br />

DESSERTS<br />

La crème caramel au beurre salé 84<br />

La tarte aux myrtilles 83<br />

La crème catalane 78<br />

La tarte au chocolat 77<br />

Le Mont-blanc 76<br />

Le Gâteau basque 71<br />

Le Far Breton 64<br />

Profiteroles au chocolat chaud 58<br />

Crème brûlée à la fleur d’oranger 39<br />

GEBÄCK<br />

Le gâteau aux noix 85<br />

La Madeleine de Proust 82<br />

La Tarte Bourdaloue 67<br />

GETRÄNKE<br />

Liqueur d’estragon 36<br />

Weine & Alkoholika<br />

Wein – Wein aus der Loire-Tal:<br />

Brühmte Schlösser und ihre Weine<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

85<br />

Wein – "Wir brauchen einen 84<br />

anderen, einen wirkungsvolleren<br />

Weibau"<br />

Weintourismus – Domaine<br />

81<br />

Riberach, es lebe die<br />

Entschleunigung!<br />

Spirituosen – Der Cointreau 79<br />

Wein – Château La Coste: ein 76<br />

Versuchslabor für den Weinau von<br />

morgen ?<br />

Spirituosen – Sapinette: ein Likör 74<br />

aus Tannennadeln<br />

Wein – Das Weinbaugebiet Bandol 73<br />

Spirituosen – Roderich Dühr, ein 65<br />

Deutscher, der Cognac im Blut hat<br />

Wein/Portrait – Glucklich wie 64<br />

Sabine und Jörg in Frankreich<br />

Wein – Crémant, ein kleiner<br />

63<br />

Schaumwein mausert sich


Wein – Der elsässische Winzer<br />

Jean-Paul Schmitt ist seinen<br />

Reben näher denn je<br />

Alkoholische Getränke –<br />

Frankreich, das neue Eldorado für<br />

Bierliebhaber<br />

Wein – Der neue Trend beim<br />

Aperitif à la française<br />

Wein – Warum wird Wein nicht<br />

grundsätzlich im Holzfass<br />

gelagert?<br />

Champagner – Was Sie schon<br />

immer über Champagner wissen<br />

wollten<br />

Peter Kwok – Ein asiatischer<br />

Winzer im Bordelais<br />

Picon – « Un Picon-Bière, s’il vous<br />

plaît »<br />

Bier – Schattendasein oder<br />

Geheimtipp?<br />

Lirac – Das « mediterranste »<br />

Weinanbaugebiet im Rhône-Tal<br />

Wein & Gesundheit – Vive le vin!<br />

Vive la santé!<br />

Angélique de Niort – Likor aus<br />

einer Heilpflanze<br />

Cognac – Eine ungewöhnliche<br />

Erfolgsgeschichte<br />

Genuss<br />

61<br />

60<br />

59<br />

58<br />

57<br />

46<br />

43<br />

40<br />

40<br />

39<br />

38<br />

36<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Gastronomie – Jacques Bockel: 77<br />

ein Elsässer «provoziert» die Welt<br />

der Schokolade<br />

Genuss – Bouchot-Muscheln: 69<br />

der Rolls-Royce unter den<br />

französischen Muscheln<br />

Gastronomie – Kaviar von der 65<br />

französischen Atlantikküste,<br />

der neue Star<br />

Gilles Choukroun – Ein<br />

62<br />

Sternekoch, der die Pariser an den<br />

Flughafen zieht<br />

Gastronomie – Wenn ein junger 61<br />

Koch einen Michelin-Stern erhält<br />

Spitzengastronomie – Fabian 53<br />

Feldmann, ein deutscher<br />

Sternekoch im Land der<br />

Feinschmecker<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 46<br />

Burgunds<br />

Trüffel – Schwarze Diamanten 44<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 43<br />

Korsikas<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 40<br />

der Bretagne<br />

Gastronomie – Michel Chabran, 39<br />

der Luxus der Simplizität<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 39<br />

der Normandie<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 38<br />

der Auvergne<br />

L’O Provençale – Olivenöl aus 36<br />

Nyons<br />

Politik & Wirtschaft<br />

Kulturerbe & Wissenschaft<br />

– Notre-Dame de Paris: Mit der<br />

Vergangenheit die Zukunft bauen<br />

Tourismus – Hotels: die Reform<br />

des französischen Sterne-Systems<br />

Landwirtschaft – Hurra, in<br />

Frankreich ist es gelungen, die<br />

begehrten weißen Trüffel zu<br />

züchten!<br />

Wirtschaft – Discounter: Wenn<br />

Deutschland Frankreich erobert<br />

Wirtschaft – Die Revision<br />

der Gebietsgrenzen der<br />

AOC Champagne: ein neuer<br />

Goldrausch?<br />

Wirtschaft – Frankreich-<br />

Deutschland: der Krieg der<br />

Gummibärchen ist erklärt!<br />

Initiative – Die deutschfranzösische<br />

Freundschaft: welch<br />

eine Energie!<br />

Politik – Präsidentschaftswahlen<br />

2017, Präsidiale Orte<br />

Wirtschaft – Atomkraft in<br />

Frankreich: der Niedergang eines<br />

Systems, das sich zu sicher fühlte<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

9<br />

83<br />

79<br />

78<br />

73<br />

69<br />

65<br />

63<br />

59<br />

Hochschulpolitik – Teaching in<br />

English? Oh mon Dieu!<br />

Umwelt – Lavendel der Provence<br />

in Gefahr<br />

Gregor Gysi – Der Linken-Politiker<br />

und Frankreich<br />

Medien – Die politische<br />

Ausrichtung französischer Medien<br />

Tourismus – Hauptsache<br />

außergewöhnlich<br />

Volksabstimmungen –<br />

Modethema im Wahlkampf<br />

Fünf Jahre Sarkozy – Zeit für eine<br />

Bilanz<br />

Umweltschutz –<br />

Kettensägenmassaker am<br />

Welterbe Canal du Midi<br />

Gesellschaft & Alltag<br />

Gesellschaft – Bayeux:<br />

Eine Stadt engagiert sich für<br />

Kriegsberichterstatter<br />

Kulturerbe – Fotografieren im<br />

Auftrag des Staates: die Mission<br />

photographique hat nichts von<br />

ihrer Aktualität verloren<br />

Restaurierung – Notre-Dame de<br />

Paris: umstrittene Neugestaltung<br />

des Innenraums<br />

Am Tag als… 3 Juni 1895… "Die<br />

Bürger von Calais" eingeweiht<br />

wurden<br />

Geschichte – Auvergne / Haute-<br />

Loire Le Chambon-sur-Lignon, ein<br />

beispielhaftes Stück Frankreich<br />

Ce qui fait débat – Bordeaux:<br />

das Erwachen einer gar nicht so<br />

schlummernden Vergangenheit<br />

Geschichte – Sanary-sur-Mer:<br />

die "Hauptstadt der deutschen<br />

Literatur im Exil"<br />

Ce qui fait débat – Soll man<br />

die Basilika Sacré-cœur in Paris<br />

schützen oder abreißen ?<br />

Geschichte – 150 Jahre Pariser<br />

Kommune: ein zwiespältiger<br />

Geburtstag für die Franzosen<br />

Gesellschaft – "Wie ich als<br />

Buchhändlerin die aktuelle<br />

Gesundheitkrise in Frankreich<br />

erlebe"<br />

Am Tag als… der Leichnam des<br />

Unbekannten Soldaten am Arc de<br />

Triomphe bestattet wurde<br />

Gesellschaft – Wo ist eigentlich<br />

das gute französische Brot<br />

geblieben?<br />

Gesellschaft – Lotto: Glücksspiel<br />

in Frankreich zur Rettung des<br />

Kulturerbes<br />

Geschichte – Koch und Pasteur:<br />

eine konstruktive Rivalität als<br />

Hoffnungsträger<br />

Kulturschock – Die Königin von<br />

Arles<br />

Geschichte – Montaigne: Ist die<br />

«Grabgeschichte» bald gelöst?<br />

Gesellschaft – Literaturszene: das<br />

Ende eines zu langen Schweigens<br />

Geschichte – Heinz Stahlschmidt,<br />

der Deutsche, der den Hafen von<br />

Bordeaux rettete<br />

Gesellschaft – Der unglaubliche<br />

Streit im das Erbe von Saint-<br />

Exupéry<br />

Interview – Serie «Quand on aime<br />

la France» (2)<br />

René Martin, der französische<br />

Steve Jobs der Musik<br />

Interview – Serie «Quand on aime<br />

la France»<br />

Roger Diederen, Direktor der<br />

Kunsthalle München<br />

Ernährung – Vorsicht vor<br />

triploiden Austern!<br />

Gesellschaft – Le Mondial la<br />

Marseillaise à pétanque, der<br />

größte Boule-Wettkampf der Welt<br />

Geschichte – Tromelin, Die Insel<br />

der vergessenen Sklaven<br />

Yacine Aït Kaci – Der Vater von<br />

Elyx, des Botschafters der guten<br />

Laune<br />

46<br />

46<br />

43<br />

40<br />

40<br />

39<br />

38<br />

36<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

84<br />

82<br />

82<br />

81<br />

81<br />

80<br />

80<br />

79<br />

79<br />

79<br />

77<br />

76<br />

76<br />

75<br />

74<br />

74<br />

74<br />

71<br />

69<br />

69<br />

68<br />

67<br />

63<br />

63<br />

62<br />

David Ken – Der Fotograf, der das<br />

Glück fotografiert<br />

Verkehr – Paris: das Tauziehen um<br />

die Umwandlung des Seine-Ufers<br />

in eine Fußgängerzone geht weiter<br />

Geschichte: Die Johnnies, die<br />

Lieblingsfranzosen der Engländer<br />

Frauen und Männer, die sich<br />

für die deutsch-französische<br />

Freundschaft einsetzen:<br />

Barbara Barberon-Zimmermann,<br />

Mitbegründerin des deutschfranzösischen<br />

Kulturfestivals<br />

arabesques<br />

Brexit: Wie denken Briten, die in<br />

Frankreich leben, darüber?<br />

Fußball – Euro 2016: 10 Stadien<br />

warten auf die Fussballfans<br />

Integration – die Schwächen des<br />

französischen Systems<br />

Erfolgsgeschichten aus<br />

Frankreich –<br />

Denis Mollat, der Buchhändler 2.0<br />

Geschichte – 300. Todestag<br />

von Ludwig XIV. in Versailles:<br />

Begräbnisrituale leben länger als<br />

Könige<br />

Gesellschaft – Hinter den<br />

Kulissen des CROSS Corsen.<br />

Erinnerungskultur – Passen<br />

Gedenken und Tourismus<br />

zusammen?<br />

EU-Hauptstadtjahre: 2013 –<br />

Nantes und Marseille werden<br />

europäische Hauptstädte<br />

Winterschlussverkauf – Der<br />

andere Wintersport<br />

Simone Hérault – Die Stimme<br />

Frankreichs<br />

Berühmtheiten – Die 100<br />

bekanntesten Franzosen<br />

Frankreichbild – Frankreichs<br />

Image in der Welt<br />

Académie Française – Die<br />

Unsterblichen, die 40 Wächter der<br />

französischen Sprache<br />

Der Präfekt – Lebendes Symbol<br />

des Zentralismus<br />

Tourismus – Trends für den<br />

Winterurlaub 2011/12<br />

Gardienne – Félisa, Gardienne<br />

in Paris<br />

Kunst & Kultur<br />

Kultur: "Immersive Austellungen":<br />

Die Zukunft der französischen<br />

Museen?<br />

Kultur / Serie – Pablo Picasso (Teil<br />

2): "Ist Picasso nicht der Künstler,<br />

der mit Frauen Porblemen hatte?"<br />

Kultur / Serie – Pablo Picasso (Teil<br />

1): Der Ausslände, den Frankreich<br />

nicht akeptieren wollte<br />

Kultur – Rosa Bonheur: Eine<br />

grandiose Künstlerin und eine<br />

beeindruckende Frau<br />

Literatur – Michel Houellebecq:<br />

der Porträtist des Hexagons<br />

Kultur – Die andere Seite von<br />

Victor Hugo: der Zeichner<br />

Interview – "Der Doppelgänger":<br />

30 Jahre deutschsprachige<br />

Literatur in Frankreich<br />

Kultutrerbe – Der Wandteppich<br />

von Bayeux soll wieder in altem<br />

Glanz erstrahlen<br />

Kultur / Comic (5) – Interview:<br />

Richard Malka, Anwalt und<br />

Comicautor<br />

Ungewöhnliche Geschichten aus<br />

Frankreich –<br />

Alexandre Dumas: Wie der Vater,<br />

so der Sohn<br />

Kultur / Comic (4) – Cent mille<br />

ans: Bure ou le scandale enfoui des<br />

déchets nucléaires<br />

Portrait - Jean-Yves de Groote,<br />

Herausgeber von Ecoute<br />

Enthüllung –Das Geheimnis um<br />

Van Goghs letztes Bild gelüftet<br />

Preise – Tyll Peters: ein junger<br />

Deutscher erhält Preis von Charlie<br />

Hebdo<br />

62<br />

61<br />

60<br />

60<br />

60<br />

59<br />

58<br />

58<br />

57<br />

57<br />

52<br />

43<br />

43<br />

40<br />

39<br />

39<br />

39<br />

38<br />

36<br />

36<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

85<br />

85<br />

84<br />

84<br />

82<br />

81<br />

81<br />

80<br />

79<br />

78<br />

78<br />

77<br />

77<br />

76<br />

Kultur / Comic (3/3) – Marco Rizzo<br />

und Lelio Bonaccorso – À bord de<br />

l’Aquarius<br />

Kultur / Comic (2/3) – Inès Léraud<br />

und Pierre Van Hove: Algues<br />

vertes, l’histoire interdite<br />

Kultur / Comic (1/3) – Nora<br />

Krug: Heimat, ein deutsches<br />

Familienalbum<br />

Kultur – Amüsante Geschichten<br />

rund um die französische<br />

Nationalhymne «La Marseillaise»<br />

Kultur – Festival de Piano de La<br />

Roque d’Anthéron<br />

Geschichte – Der Neandertaler:<br />

Unser Urahn erhält ein neues<br />

Image<br />

Portrait – Auf den Spuren von<br />

Jacques Prévert<br />

Sprache – Aussprache,<br />

Kartografie eines Systems à la<br />

française<br />

Kultur – 1977-2017: Centre<br />

Pompidou, 40 Jahre und immer<br />

noch überraschend<br />

Musik: Das unglaubliche<br />

Vermächtnis von Maurice Ravel<br />

Götz Alsmann – Götz Alsmann<br />

in Paris<br />

Museen – Frankreichs Museen auf<br />

der Überholspur<br />

ST-ART – Eine Kunstmesse<br />

zwischen den Welten<br />

Lebensart<br />

Guéwen a testé – … Y-Brush,<br />

die innovative Zahnbürste, mit<br />

der man seine Zähne in nur 10<br />

Sekunden putzt<br />

Produkte – Der Film "Le Père Noël<br />

est une ordure"<br />

73<br />

72<br />

71<br />

68<br />

67<br />

67<br />

64<br />

64<br />

61<br />

60<br />

46<br />

45<br />

38<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

85<br />

85<br />

Produkte – Terre de Sommières: 84<br />

Ein Pulver, das Wunder bewirkt<br />

Guéwen a testé… Was ist ein 83<br />

"Trou normand"?<br />

Produkte – Louit Frères, der 83<br />

beseondere Senf in kleinen Fass<br />

Produkte – "Der<br />

82<br />

Geschichtenerzähler" Lunii<br />

Produkte – Chanel <strong>Nr</strong>.5: ein 81<br />

Mythos wird 100 Jahre alt<br />

Was ist aus Ihnen geworden ? 80<br />

Zurück an die Côte d'Or<br />

Produkte – Meteor: die größte der 80<br />

kleinen Brauereien Frankreichs<br />

Produkte – Briefkästen für<br />

79<br />

Frankreichliebhaber "Made in<br />

Alsace"<br />

Produkte – Parapluie de<br />

78<br />

Cherbourg<br />

Produkte – Die Künstlerfarben 77<br />

Lefranc Bourgeois<br />

Produkte – Das gelbe Oelzeug von 76<br />

Guy Cotten<br />

Produkte – La Hulotte, «das 74<br />

meistgelesene Magazin im<br />

Tierbau»<br />

Produkte – Les Herbes de<br />

71<br />

Provence<br />

Produkte – Le Livre de Poche: 69<br />

eine kulturelle Revolution<br />

Produkte – Châteldon:<br />

68<br />

der Champagner unter den<br />

französischen Mineralwässern<br />

Produkte – Revolution in Sachen 67<br />

Aperitif!<br />

Produkte – Die Zitronenpresse 65<br />

aus Glas von Luminarc<br />

Produkte – La Pléiade 64<br />

Produkte – Das Salz La Baleine 63<br />

Produkte – Das Papier d’Arménie 62<br />

Produkte – Der gelbe Briefkasten 61<br />

der Post<br />

Produkte – Der Bistrostuhl<br />

60<br />

« Drucker »: zeitlos und pariserisch<br />

Produkte – Bol à prénom 59<br />

Produkte – Eau de Javel 58<br />

Produkte – Sophie la girafe 57<br />

Guignol – Kleine Helden aus Lyon 43


ART DE VIVRE Kunst<br />

Die Herzen französischer Könige<br />

Erstaunliche Pigmente für die Malerei<br />

Man könnte denken, dass der Leichnam eines<br />

verstorbenen Königs nach dessen Tod ein<br />

« ruhiges Leben » führte. Dem war jedoch nicht<br />

immer so. Im 19. Jahrhundert nutzten mehrere<br />

Maler für ihre Kunstwerke Farben, die auf der Basis<br />

eines ganz erstaunlichen und sehr gefragten<br />

Pigments hergestellt wurden: einem Pigment<br />

aus dem Herzen von Königen! Es ist eine unglaubliche<br />

Geschichte, die lange Zeit als Legende<br />

abgetan wurde, heute jedoch wissenschaftlich<br />

nachgewiesen ist.<br />

Als der « Sonnenkönig » Ludwig XIV. (1638-1715)<br />

am 1. September 1715 nach seiner mehr als<br />

72-jährigen Regentschaft in Versailles (Yvelines)<br />

starb, konnte sich niemand vorstellen, dass seinen sterblichen<br />

Überresten ein unfassbares Schicksal widerfahren<br />

sollte. Dieses Schicksal wollte es unter anderem, dass ein<br />

Teil seines Herzens auf unglaubliche Weise in einem Gemälde<br />

« verarbeitet » wurde, eine Vorstellung, die einem<br />

kalte Schauer über den Rücken laufen lässt. Das Bild, um<br />

das es geht, ist trotz seiner erstaunlichen Geschichte relativ<br />

unbekannt und befindet sich heute im Musée Tavet-Delacour<br />

in Pontoise (Val-d’Oise). Erstellt wurde das Gemälde<br />

mit dem Titel Paysage au Moulin, besser bekannt als Vue de<br />

Caen, um 1810 von Alexandre Pau de Saint-Martin (1751-<br />

1820). Wenn Sie nun denken, das Ganze sei ein Scherz,<br />

dann irren Sie sich. Aktuelle Untersuchungen mit Mikro-<br />

88 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


skopen der neuesten Generation konnten nicht nur die<br />

Präsenz menschlichen Gewebes auf dem Bild nachweisen,<br />

sondern auch Spuren einer Infektion, die durch einen Keim<br />

ausgelöst wird, der oft bei Diabetikern vorkommt. Und<br />

Ludwig XIV. litt in den Jahren vor seinem Tod an genau<br />

dieser Krankheit, vermutlich ist er an ihr gestorben. Und<br />

denken Sie auch nicht, dass diese Praxis allein dem Sonnenkönig<br />

vorbehalten war: Dem Herzen seines Nachfolgers,<br />

Ludwig XV. (1710-1774), widerfuhr dasselbe Schicksal,<br />

ebenso wie zahlreichen anderen Frauen und Männern<br />

des Königshofes. Um den Hintergrund dieser, gelinde gesagt,<br />

seltsamen « künstlerischen » Vorgehensweise zu verstehen,<br />

muss man sich etwas mit dem Alten Ägypten und<br />

der Französischen Revolution beschäftigen.<br />

Trennung von Eingeweiden und Körper<br />

Ab dem 14. Jahrhundert wollte es die Tradition, dass<br />

beim Tod eines Mitglieds der königlichen Familie dessen<br />

Eingeweide umgehend aus dem Leichnam entnommen<br />

wurden, um die Verwesung der Organe zu verhindern.<br />

Man verwandelte sie in wertvolle Reliquien und übergab<br />

diese in den meisten Fällen an Religionsgemeinschaften,<br />

mit dem Auftrag, sie pietätvoll aufzubewahren. So wurden<br />

beispielsweise die Herzen von Ludwig XIII. (1601-<br />

1643) und seinem Sohn Ludwig XIV. in der Kirche<br />

Saint-Paul-Saint-Louis im Zentrum von Paris (im<br />

heutigen Marais-Viertel) verwahrt, während diejenigen<br />

anderer Familienmitglieder als Reliquien in<br />

der Chapelle Sainte-Anne des ehemaligen königlichen<br />

Konvents Val-de-Grâce im V. Arrondissement<br />

der Hauptstadt ihre – vermeintlich – letzte<br />

Ruhestätte fanden. Was die eigentlichen<br />

sterblichen Überreste der Königsfamilie<br />

angeht, so wollte es der Brauch, dass sie<br />

in die fünf Kilometer nördlich von Paris<br />

liegende Basilika Saint-Denis (Seine-Saint-<br />

Denis) überführt wurden, die als Nekropole der<br />

französischen Könige gilt (siehe Frankreich erleben <strong>Nr</strong>.<br />

33: Saint-Denis, Ruhestätte der Könige).<br />

Ludwig XIV. kam nicht zur Ruhe<br />

waren dabei die Organe der Königshäupter. Diese wurden<br />

als erste ausfindig gemacht und gingen im herrschenden<br />

Wahnsinn unter, sofern sie nicht an die Meistbietenden<br />

verkauft wurden. Das Blei der Särge wurde verwendet,<br />

um Kugeln herzustellen, die Reliquienschreine zu Medaillen<br />

eingeschmolzen …<br />

Ein Architekt mit Geschäftssinn<br />

Ein Mann, der heute verständlicherweise in Vergessenheit<br />

geraten ist, spielte in den unruhigen Zeiten eine<br />

wichtige Rolle bei den Plünderungen dieser besonderen<br />

Art: Louis François Petit-Radel (1739-1818). Der Zeichner<br />

und Architekt hatte sich angesichts der herrschenden<br />

Umstände entschieden, sein architektonisches Wissen<br />

nicht in den Dienst der Konstruktion, sondern des Demolierens<br />

zu stellen. Dafür entwickelte er eine effiziente<br />

Methode, mit der man, seinen eigenen Worten nach,<br />

« eine gotische Kirche in zehn Minuten niederreißen<br />

kann ». Das war etwas, was der Zerstörungswut einiger<br />

Revolutionäre voll und ganz entgegenkam. So erinnert die<br />

französische Geschichte heute daran, dass dieser seltsame<br />

Insofern hätte Ludwig XIV. nach seinem Tod bis<br />

in alle Ewigkeit in Frieden ruhen können – wenngleich<br />

« aufgeteilt » auf Paris und Saint-Denis –, wenn es nicht<br />

durch die Französische Revolution zu umfassenden<br />

gesellschaftlichen Umwälzungen gekommen wäre.<br />

Ab 1790 galt es in Frankreich, Symbole der Monarchie<br />

prioritär zu zerstören, da die Revolutionäre so<br />

schnell wie möglich alle Spuren dieses Herrschaftssystems<br />

vernichten wollten. Das begann mit den<br />

sterblichen Überresten der Monarchen, die man damals<br />

abgrundtief hasste. Die Kirchen, in denen sich<br />

königliche Leichname befanden, wurden unweigerlich<br />

geplündert und geschändet. Am begehrtesten


ART DE VIVRE Kunst<br />

Architekt unter anderem im März 1792 die Kirche Saint-<br />

Jean-en-Grève zerstörte. Von dem prachtvollen Bauwerk,<br />

das heute in der Nähe des Pariser Rathauses (IV. Arrondissement)<br />

stehen würde, wäre es nicht dem Erdboden<br />

gleich gemacht worden, zeugen daher nur noch Bilder<br />

aus der damaligen Zeit. 1793 bekam das oberste Organ<br />

der Revolutionsregierung – das Comité de salut public, der<br />

sogenannte Wohlfahrtsausschuss – Wind von der « heldenhaften<br />

Zerstörung » königlicher Symbole und Bauten<br />

des Louis François Petit-Radel. Es wurde daher beschlossen,<br />

diesen nicht nur mit der Vernichtung der Herzen<br />

von Ludwig XIII. und Ludwig XIV. zu beauftragen,<br />

sondern gleich noch mit rund 40 weiteren Herzen von<br />

Prinzessinnen und Prinzen, die in der Chapelle<br />

Sainte-Anne der Abtei Val-de-Grâce ruhten.<br />

Petit-Radel fühlte sich zweifellos von<br />

der Übertragung dieser Aufgabe geehrt<br />

und nahm diese an, wobei er trotz aller<br />

Dankbarkeit seinen Geschäftssinn nicht<br />

verlor. Er ließ zwar die Reliquienschreine<br />

öffnen, nicht jedoch die Herzen zerstören<br />

– vor allem nicht die bedeutendsten<br />

unter ihnen, nämlich die Herzen von<br />

Ludwig XIII. und Ludwig XIV. –, denn er<br />

gedachte, sie zu verkaufen …<br />

Ein schändliches, aber<br />

gefragtes Pigment<br />

Um das Interesse dieser seltsamen und düsteren Transaktion<br />

nachvollziehen zu können, muss man wissen, dass<br />

in der damaligen Zeit in der Kunst ein bestimmtes Braun-<br />

Pigment sehr gefragt war: Mumienbraun, auch Mumia<br />

genannt. Dieses bei Künstlern sehr beliebte braun-rote<br />

Pigment, das der Farbe Sepia ähnelt, wurde auf der Basis<br />

einer Rezeptur aus dem Orient hergestellt. In Malerkreisen<br />

war man sich damals einig, dass diese Substanz<br />

vermischt mit Öl eine außergewöhnliche Lasur ergab,<br />

mit der man besondere Glanz- und Transparenzeffekte<br />

auf Gemälden erzeugen konnte. Das nicht unbedeutende<br />

Problem lag jedoch darin, dass das Pigment nur sehr<br />

schwer zu beschaffen und folglich entsprechend teuer war.<br />

Und das aus gutem Grund: Es wurde nämlich aus Harzen<br />

und « einbalsamierten Körpern » hergestellt, vor allem aus<br />

Herzen. Solche menschlichen Überreste waren verständlicherweise<br />

rar und daher wertvoll. Bevor die durch Napoleons<br />

Feldzüge ausgelöste Begeisterung für alles Ägyptische<br />

nach Frankreich schwappte, wurden diese Mumien<br />

meist direkt aus Ägypten importiert und dann zu Pulver<br />

zermahlen. Dieser « Produktionsprozess » war nicht nur<br />

sehr abstoßend, sondern für die Maler, die an solchen Pigmenten<br />

interessiert waren, auch sehr teuer. Insofern war<br />

Louis François Petit-Radel schnell klar, welch fruchtbaren<br />

Handel er mit den Herzen treiben konnte, mit deren<br />

Vernichtung ihn die Revolutionäre beauftragt hatten. Er<br />

behielt etwa 15 der mumifizierten Herzen – darunter die<br />

beiden wertvollsten – für sich und verkaufte diese für teures<br />

Geld an befreundete Maler: an den bereits erwähnten<br />

Alexandre Pau de Saint-Martin sowie an Martin Drölling<br />

(1752-1817). Die beiden Künstler fühlten sich geehrt und<br />

begannen sogleich, die königlichen Überreste in ihren<br />

Bildern zu « verarbeiten ».<br />

Ein « sparsamer » Maler<br />

Martin Drölling war mit Abstand derjenige, der sich<br />

am meisten für Petit-Radels Vorschlag interessierte. Der<br />

aus dem Elsass stammende Künstler kaufte 12 oder 13<br />

Herzen (je nach Quelle), darunter diejenigen von Anne<br />

von Österreich (1601-1666), Maria-Theresia<br />

von Spanien (1726-1746) sowie<br />

mehrerer französischer Königinnen.<br />

Überlieferungen zufolge verkaufte er<br />

selbst wiederum kleine Stücke der<br />

wertvollen Reliquien weiter und gewann<br />

dann aus dem Rest das gesuchte<br />

Pigment nach der unglaublichen Rezeptur.<br />

Heute weiß man, dass von den<br />

zahlreichen Werken, die er in der Folge<br />

malte, die Gemälde Intérieur d’une cuisine –<br />

Musée du Louvre, Paris (Sully-Flügel, 2. Stock,<br />

Saal 938) –, Le marchand forain – Musée de la Chartreuse,<br />

Douai (Nord) – und La maîtresse d’école – ein<br />

heute verschwundenes Bild – mit Farben gemalt wurden,<br />

die Pigmente aus den königlichen Herzen enthielten.<br />

Pau de Saint Martin seinerseits kaufte weniger Herzen,<br />

dafür aber die wertvollsten, nämlich die Herzen von<br />

Ludwig XIII. und Ludwig XIV. Letzteres soll angeblich<br />

sehr groß gewesen sein. Im Gegensatz zu Drölling zeigte<br />

er sich bei deren Verwendung viel « sparsamer ». Man<br />

vermutet inzwischen, dass der Maler das Herz Ludwigs<br />

XIII. gar nicht und dasjenige Ludwigs XIV. nur teilweise<br />

verwendete. Offensichtlich war das aber immer noch<br />

genug, sodass auf dem von ihm gemalten Bild Paysage<br />

au Moulin, genannt Vue de Caen, « königliche Pigmente »<br />

nachgewiesen werden konnten. Als er in der Zeit der Restauration<br />

dann merkte, dass sich « der Wind dreht », gab er<br />

die beiden Reliquien – oder zumindest das, was von ihnen<br />

noch übrig war – an den neuen König Ludwig XVIII.<br />

(1755-1824) zurück, um so gleichzeitig für die zweifelhafte<br />

Verwendung der königlichen Reliquie um Verzeihung<br />

zu bitten. Der Souverän war offensichtlich angesichts der<br />

teilweisen Verwertung der Reliquien seiner Vorgänger<br />

nicht nachtragend und schenkte Pau de Saint-Martin als<br />

Dank für die Geste eine goldene Tabaksdose. Die Reste<br />

der beiden wertvollen Herzen wurden sicher verwahrt<br />

und ruhen heute in Frieden in der Basilika Saint-Denis.<br />

Die Gemälde, die mit den seltsamen Farben auf der Basis<br />

königlicher Überreste gemalt wurden, zählen dagegen zu<br />

einem der eigenartigsten Kapitel der französischen Kunstgeschichte,<br />

von dem selbst viele Franzosen keine Ahnung<br />

haben …<br />

90 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


Leserbriefe<br />

Liebes Team von Frankreich erleben,<br />

Liebe Redaktion,<br />

eine Anmerkung zum Artikel über den Wiederaufbau von Notre-Dame im Novemberheft:<br />

Es gibt eine Wanderausstellung, die ein französisches Start-up zusammen mit den<br />

Restauratoren entwickelt hat. Mittels Tablet geht man auf eine virtuelle Reise vom<br />

Bau bis zum Wiederaufbau. Ganz toll gemacht. Zurzeit befindet sich die Ausstellung<br />

im Großen Garten in Dresden. Darauf sollten Sie unbedingt noch hinweisen.<br />

Mit freundlichem Gruß<br />

Ullrich Seyffert<br />

Redaktion:<br />

Lieber Herr Seyffert,<br />

Ihre Nachricht beweist einmal mehr, dass die Gemeinschaft der Leser von Frankreich<br />

erleben eine wertvolle Informationsquelle darstellt. Vielen Dank, dass auch Sie Ihr Wissen<br />

solidarisch mit den anderen Lesern teilen. Wir haben das Unternehmen Histovery kontaktiert,<br />

das hinter dieser Ausstellung steht. Das vor neun Jahren gegründete Unternehmen will<br />

mit Hilfe von Spitzentechnologie Kulturgüter ins rechte Licht setzen. Sie haben bei Ihrem<br />

Besuch sicherlich das wichtigste Tool, das sogenannte HistoPad kennengelernt, das für ganz<br />

neuartige Besichtigungserlebnisse sorgt. Das HistoPad wird bereits in rund 20 bedeutenden<br />

Monumenten und Museen in Frankreich eingesetzt, unter anderem in der Saline royale in<br />

Arc-et-Senans. Die Ausstellung « Notre-Dame de Paris, Weltreise einer Kathedrale », von der<br />

Sie sprechen, verbindet die Szenografie vor Ort mit erweiterter Realität. Auf diese Weise<br />

unternimmt der Besucher auf noch nie dagewesene Art eine immersive und interaktive<br />

Reise durch die Geschichte der Kathedrale von ihrem Bau im 12. Jahrhundert bis zum<br />

derzeitigen Wiederaufbau nach dem Brand 2019. Die Ausstellung war als Vorpremiere im<br />

Französischen Pavillon anlässlich der Weltausstellung 2021 in Dubai zu sehen, 2022 dann in<br />

Paris, Washington, Shanghai und Dresden (bis Anfang Januar <strong>2023</strong>) und soll bis zum Ende<br />

der derzeitigen Rekonstruktion in weiteren Ländern der Erde Station machen. Derzeit ist sie<br />

in New Orleans zu sehen (bis 1. März <strong>2023</strong>), die folgenden Ausstellungsorte werden nach und<br />

nach auf der Website angekündigt: https://notredameexpo.com/de/expositions.html.<br />

Ich möchte mich an dieser Stelle als<br />

Leserin der ersten Stunde für die<br />

interessanten Informationen und<br />

Artikel Ihres Magazins bedanken.<br />

Besonders gefallen hat mir der<br />

Bericht über Château des Milandes<br />

in der Frühjahrs-Ausgabe. Unser<br />

letzter Frankreich-Urlaub im Herbst<br />

führte uns zum wiederholten Male<br />

ins Périgord. Dort besuchten wir<br />

schon diverse Schlösser, auf Grund<br />

Ihres tollen Artikels nun endlich auch<br />

Milandes. Wir waren total begeistert,<br />

es war ein absolutes Highlight am<br />

Ende unseres Urlaubs. Hier stimmte<br />

einfach alles. Super organisiert,<br />

sehr gepflegt, funktionierende<br />

Audioguides (oft nicht der Fall), ein<br />

ganz tolles Konzept. Chapeau an<br />

Madame de Labarre! Man hatte das<br />

Gefühl, während der Besichtigung<br />

von Josephine Baker begleitet zu<br />

werden. Wir waren sehr berührt<br />

und beeindruckt. Auch der Park<br />

ist traumhaft schön. Ich habe<br />

schon unzählige Schlösser in<br />

Frankreich besucht, aber dieses ist<br />

etwas ganz Besonderes. Ich kann<br />

nur jedem empfehlen, der das<br />

Périgord besucht, sich Milandes<br />

auf jeden Fall anzuschauen.<br />

Viele Grüße aus Hannover<br />

Constanze Witten<br />

Redaktion:<br />

Liebe Frau Witten,<br />

Liebe Redaktion,<br />

wir beziehen das Magazin Frankreich erleben seit Beginn im Abonnement und<br />

freuen uns immer noch auf jedes Heft! Wir würden uns aber wünschen, dass das<br />

Departement Loire (meine Frau kommt von dort) auch einmal Thema sein könnte.<br />

Vielleicht könnte man in einer neuen Serie jedes Departement (von 01 Ain bis …)<br />

vorstellen. Das wäre eventuell auch interessant! Ansonsten machen Sie weiter so!<br />

Beste Grüße<br />

Familie Kluge<br />

Redaktion:<br />

Liebe Familie Kluge,<br />

Sie haben vollkommen recht, dass das Departement Loire eine Reise wert ist! Und ob es<br />

sich nun um die Region um Roanne, um Saint-Etienne, um Forez (den Namen kann man,<br />

wie Sie als Insider sicher wissen, mit oder ohne « z » aussprechen) oder um die Gegend<br />

rund um den Berg Pilat handelt: Wir haben dieser Region wirklich schon lange keinen<br />

Artikel mehr gewidmet! Doch das wird sich bald ändern, versprochen! Was allerdings Ihren<br />

Vorschlag angeht, die 101 französischen Departements (von 01 Ain bis … 976 Mayotte) im<br />

Rahmen einer Serie vorzustellen, so möchten wir unsere « spontanere » Vorgehensweise<br />

beibehalten, von der wir glauben, dass sie unsere Leser eher überraschen kann.<br />

Ihre Nachricht freut uns sehr, denn wie<br />

Sie vermutlich beim Lesen unseres<br />

Artikels (Château des Milandes:<br />

« Mein Leben, das ist Joséphine! »,<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 82) gespürt haben, hat<br />

auch uns der Besuch dort besonders<br />

bewegt. Wie stimmen Ihnen zu, dass<br />

es ein unglaublich schöner Ort ist,<br />

da sowohl Schloss als auch Park<br />

wunderbar renoviert wurden und<br />

perfekt instandgehalten werden. Aber<br />

vor allem die einfallsreiche Art, wie<br />

diese private Stätte ihrer früheren<br />

Bewohnerin Joséphine Baker die<br />

Ehre erweist, ist bemerkenswert.<br />

Mit der Veröffentlichung des<br />

Artikels wollten wir die beispiellose<br />

Entschlossenheit und den Mut der<br />

heutigen Eigentümerin des Ortes,<br />

Angélique de Labarre, unterstützen,<br />

da diese quasi « allein gegen alle »<br />

für ihn kämpfte. Wir werden ihr auf<br />

jeden Fall das Lob weiterleiten!<br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder Anregungen?<br />

Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />

Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de ·<br />

Per Brief: Frankreich erleben – Leserbriefe · Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux · Frankreich<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 91


ART DE VIVRE Rezept<br />

Als ich entdeckte, dass ein Artikel in dieser Ausgabe dem Château<br />

du Clos Lucé gewidmet ist, fiel mir ein, dass ich vor einiger Zeit das<br />

benachbarte Schloss Château Gaillard besichtigt hatte. Bei dieser<br />

Gelegenheit erfuhr ich, dass der berühmte italienische Gärtner und<br />

Landschaftsgestalter Pacello Mazzarotta (1453-1534) – der den<br />

Spitznamen « Leonardo der Gärten » trug – hier die erste königliche<br />

Orangerie Frankreichs kreierte. Das war bereits einige Jahre, bevor<br />

Leonardo da Vinci nach Amboise kam. Bei der Erinnerung daran<br />

kam mir die Idee, Ihnen heute als Anspielung und Hommage auf die<br />

beiden berühmten Italiener dieses einfache Rezept für ein köstliches<br />

Dessert vorzustellen. Mir persönlich schmeckt der Cake aux agrumes<br />

auch besonders gut zu einer Tasse Tee. Im Übrigen habe ich<br />

in der Redaktion von Château Gaillard erzählt und ich glaube, Sie<br />

werden in Kürze mehr über dieses Schloss erfahren ... Bon appétit!<br />

Cake aux agrumes<br />

Für 8 Personen · Kuchen: Zubereitungszeit: 20 Min. – Backzeit: 35 Min. – Marinieren: 1 Std.<br />

Kandierte Zitrusfrüchte: Zubereitungszeit: 10 Min. – Kochzeit: 2 Std. – Trocknen: 24 Std.<br />

92 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


Zutaten:<br />

Kandierte Früchte für den Cake<br />

(selbstverständlich können Sie diese<br />

auch fertig im Handel kaufen)<br />

2 bis 3 Orangen oder 4 Zitronen<br />

oder 4 Clementinen nach<br />

Wahl (unbehandelt)<br />

1/2 Liter Wasser<br />

500 g Zucker<br />

Cake<br />

200 g klein geschnittene<br />

kandierte Zitrusfrüchte<br />

+ 1 oder 2 Scheiben<br />

zum Dekorieren<br />

3 Eier<br />

250 g Mehl<br />

120 g Zucker<br />

150 g zerlassene Butter<br />

Ca. 1 dl Grand Marnier<br />

1/2 Päckchen Backpulver<br />

Eine Prise Salz<br />

Zubereitung:<br />

Kandierte Früchte<br />

abbürsten<br />

• Zitrusfrüchte unter Wasser gut<br />

und in gleichmäßige<br />

Scheiben (5-8 mm) schneiden.<br />

• Wasser und Zucker in einem<br />

Topf zum Kochen bringen.<br />

Sobald sich der Zucker aufgelöst<br />

hat, ist der Sirup fertig.<br />

• Temperatur herunterschalten: Der<br />

Sirup darf nicht karamellisieren.<br />

Die Temperatur muss immer unterhalb<br />

des Siedepunkts bleiben, es<br />

dürfen also keine Bläschen aufsteigen.<br />

Die in Scheiben geschnittenen<br />

Zitrusfrüchte in den Topf geben<br />

und zwei Stunden kochen lassen.<br />

Ein Tipp: Seien Sie geduldig,<br />

verlängern Sie lieber die Kochzeit,<br />

als die Temperatur zu erhöhen.<br />

• Wenn die Scheiben kandiert<br />

sind, auf einem Gitter abtropfen<br />

und anschließend 24<br />

Stunden trocknen lassen.<br />

Cake<br />

• Kandierte Früchte in kleine<br />

Stücke schneiden, in eine Schüssel<br />

geben und Grand Marnier<br />

darüber geben, bis sie bedeckt<br />

sind. 1 Std. marinieren lassen.<br />

• Ofen auf 180° C<br />

vorheizen (Umluft).<br />

• In einer Schüssel Zucker, zerlassene<br />

Butter und eine Prise Salz<br />

zu einer glatten Creme rühren.<br />

Nach und nach drei Eier, Mehl,<br />

die abgetropften kandierten<br />

Früchte, 3 EL Grand Marnier<br />

und am Schluss das Backpulver<br />

einrühren. Alles gut verrühren.<br />

• Teig in eine gebutterte und bemehlte<br />

Kastenform geben und in den<br />

heißen Ofen schieben. 10 Minuten<br />

bei 180 Grad backen, dann die<br />

Temperatur auf 150 Grad reduzieren<br />

und weitere 30 Minuten backen.<br />

Durch eine längere Backzeit bei<br />

niedriger Temperatur wird der Cake<br />

saftiger. Gegebenenfalls die Oberfläche<br />

des Cakes mit Alufolie abdecken,<br />

damit er nicht zu dunkel wird.<br />

• Cake abkühlen lassen und<br />

aus der Form nehmen.<br />

• Vor dem Servieren mit 1 oder 2<br />

ganzen Scheiben der kandierten<br />

Früchte dekorieren. Ein Tipp:<br />

Oberfläche des Cakes mit dem<br />

restlichen Sirup bestreichen,<br />

dann wird er schön glänzend.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 93


KULTURSCHOCK<br />

Von:<br />

An:<br />

Chantal<br />

Dorothea & Ernst<br />

Cc:<br />

Betreff: Nächtliche Gedanken<br />

Liebe Dorothea, lieber Ernst,<br />

ihr findet es sicher seltsam, dass ich euch, meinen<br />

deutschen Nachbarn, mitten in der Nacht eine Mail<br />

schreibe, anstatt morgen früh einfach die paar Meter<br />

durch den Wald zu laufen und euch bei einer Tasse<br />

Kaffee alles zu erzählen. Schließlich schadet ein<br />

bisschen Bewegung niemals! Aber vielleicht gehen<br />

auch euch manchmal bestimmte Gedanken durch den<br />

Kopf, die ihr gleich loswerden wollt. Vielleicht aus<br />

Angst, bis zum Morgen alles vergessen zu haben …<br />

Gerade muss ich unaufhörlich an einen Satz denken,<br />

den ihr mir schon oft gesagt habt, seit ihr von<br />

Deutschland nach Frankreich umgezogen seid: « Brot<br />

ist wirklich etwas Besonderes für euch Franzosen! » Wie<br />

oft haben wir uns darüber schon unterhalten! Deshalb<br />

sehe ich euch vor meinem geistigen Auge schmunzeln,<br />

wenn ihr diese Nachricht lest: « Es ist wieder so weit.<br />

Chantal ist wieder bei ihrem Lieblingsthema ‹ Brot ›<br />

angelangt », denkt ihr jetzt sicher. Und es stimmt<br />

tatsächlich! Mir ist nämlich heute klar geworden, dass<br />

ihr mit eurer Aussage schon immer recht hattet, Brot<br />

ist für uns Franzosen wirklich etwas Besonderes!<br />

Der heutige Tag ist das beste Beispiel dafür. Kaum<br />

hatte der Wecker geklingelt, war das Thema Brot bereits<br />

präsent. Die Hauptnachricht in der beliebten Morgensendung<br />

auf dem Radiosender France Inter handelte<br />

davon: Wie die anderen rund vier Millionen Zuhörer<br />

erfuhr ich, dass « die 33 000 Bäcker in Frankreich<br />

demnächst einen Brief vom Wirtschaftsminister Bruno<br />

le Maire erhalten würden ». Bei diesen Worten fragte<br />

ich mich unwillkürlich, ob das Ministerium diesen<br />

Brief wohl angesichts seines hohen Stellenwerts mit<br />

dem derzeit so viel diskutierten neuen Posttarif e-Lettre<br />

rouge verschicken würde? Doch schnell schob ich diesen<br />

Gedanken beiseite, um mich wieder auf die scheinbar<br />

so wichtige Information zu konzentrieren. Dabei hörte<br />

ich, dass der Minister sich in seinem Schreiben nicht<br />

an die französischen Bäcker wendet, um diesen für ihr<br />

gutes Baguette oder den ausgezeichneten Dreikönigskuchen<br />

zu danken, den er vielleicht gerade gegessen<br />

hat. Nein, er will ihnen gute Nachrichten ankündigen:<br />

Die Regierung plant, demnächst eine Reihe von Maßnahmen<br />

umzusetzen, die den Bäckern dabei helfen<br />

sollen, « die Energiekrise und den damit verbundenen<br />

Höhenflug der Energiekosten zu bewältigen ». Nach der<br />

Ankündigung äußerten sich mehrere « Spezialisten » für<br />

Konsum und Politik zum Thema. Alle waren sich darin<br />

einig, dass die Regierung gut daran tut, die Notlage der<br />

Bäcker ernst zu nehmen. Ihrer Ansicht nach ist die Lage<br />

wirklich besorgniserregend. Sie führten unter anderem<br />

aus, dass eine starke Erhöhung der Brotpreise von den<br />

Franzosen nicht akzeptiert würde, sondern vermutlich<br />

einen weiteren Anlass für Demonstrationen böte.<br />

Dass die Preise für Gas, Öl, Strom, Nudeln, Obst und<br />

Gemüse steigen, ist ja gerade noch zu verkraften, damit<br />

kommt man irgendwie zurecht. Anders beim geliebten<br />

Baguette: « Finger weg von meinem Brot! », würden wir<br />

Franzosen nach Ansicht dieser Experten sofort rufen …<br />

Als sich dann etwas später der köstliche Geruch von<br />

getoastetem Brot in meiner Küche ausbreitete, schaltete<br />

ich den Fernseher ein, um wie üblich während des<br />

Frühstücks meine Lieblingsnachrichtensendung anzusehen.<br />

Ihr werdet es nicht glauben, schon wieder war<br />

Brot das zentrale Thema! Das ministerielle Schreiben<br />

sorgte augenscheinlich für Schlagzeilen! Diesmal war<br />

es allerdings eher eine « historische Betrachtung ». In<br />

einer Reihe von Reportagen für diese « Sondersendung »<br />

wurde die so besondere Beziehung zwischen den<br />

Franzosen und ihrem Brot unter die Lupe genommen.<br />

Ein Journalist zitierte sogar den berühmten Satz, den<br />

Marie-Antoinette seinerzeit völlig naiv und unangepasst<br />

vom Balkon des Königspalastes in Versailles aus rief, als<br />

das ausgehungerte Volk vor dem Palast demonstrierte:<br />

« Wenn sie kein Brot mehr haben, dann sollen sie halt<br />

Brioche essen! » Offensichtlich hatte die gute Frau ja<br />

überhaupt nichts von der Realität und dem Alltag ihrer<br />

Untertanen verstanden. Damit huldigte Marie-Antoinette<br />

zwar ihrem Bäcker und ihrer Lieblingsbrioche, die<br />

es allerdings dem Volk nicht vergönnt war zu kosten …<br />

94 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


Aber danach war das Brot aus meinem Tagesablauf noch<br />

immer nicht verschwunden. Als die Briefträgerin mir<br />

gegen Mittag die Zeitung brachte, war auf der Titelseite<br />

doch tatsächlich ein Foto von Emmanuel Macron abgebildet,<br />

der stolz ein Baguette in der Hand hält. Darunter<br />

titelte die Libération mit dem ihr eigenen Humor: Colère<br />

des boulangers. Quoi qu’il en croûte. Ich sagte mir sofort,<br />

dass ich euch das zeigen muss. Ich habe die Seite gleich<br />

eingescannt, ihr findet sie als Anhang dieser Mail.<br />

Als Ausländer muss man die französische Sprache<br />

schon relativ gut beherrschen, um das Wortspiel zwischen<br />

quoi qu‘il en coûte – dem Leitmotiv von Macron<br />

während der Coronapandemie, als er Unternehmen<br />

und Bürgern in Frankreich Unterstützung versprach,<br />

« koste es, was es wolle » – und dem französischen<br />

Wort croûte, also der Brotkruste, zu verstehen. Und,<br />

habt ihr es auf Anhieb verstanden? Wenn ja, bravo!<br />

Nachdem sich also das Brot schon so wiederholt in<br />

meinen Tagesablauf eingeschlichen hatte, konnte ich<br />

nachmittags dem Wunsch nicht widerstehen, ein wenig<br />

in meinen Büchern über die Verwendung dieses Wortes<br />

in der französischen Sprache zu recherchieren. Es ist<br />

erstaunlich, wie viele Ausdrücke ich dabei gefunden<br />

habe! Ob man nun viel Arbeit hat (avoir du pain sur<br />

la planche), sein Geld im Schweiße seines Angesichts<br />

verdienen muss (gagner sa pain à la sueur de son front),<br />

für einen Apfel und ein Ei arbeitet (travailler pour une<br />

bouchée de pain), etwas verweigert, weil es den Prinzipien<br />

widerspricht (ne pas manger de ce pain-là), feststellt,<br />

dass etwas weggeht, wie warme Semmeln (se vendre<br />

comme des petits pains) oder ob sich etwas unendlich<br />

in die Länge zieht (long comme un jour sans pain): In<br />

Frankreich ist Brot omnipräsent! Ich hoffe, dieser<br />

« kleine Exkurs » hat euch nicht zu sehr gelangweilt!<br />

in der Tat eine sehr enge Beziehung zu Brot. Ich glaube<br />

sogar insgeheim, dass wir es über alle Maßen lieben.<br />

Es scheint so, als würden Bäckereien und Brot unser<br />

tägliches Leben bestimmen. Ist nicht bereits « Brot<br />

holen gehen » eine der ersten Verantwortungen, die<br />

wir unseren Kindern übertragen? Also ja, wir lieben<br />

unser Brot und unsere Bäcker. Vielleicht, weil es<br />

etwas Beständiges ist: Schließlich ist Brot eines der<br />

letzten handwerklichen Produkte, das sich alle leisten<br />

können. Und glücklicherweise gibt es immer noch<br />

in – fast – jedem französischen Dorf eine Bäckerei, in<br />

der morgens in aller Frühe ein Mann oder eine Frau<br />

steht – denn es gibt auch viele Bäckerinnen – und für<br />

die Kunden Brot backt. Das verbindet zwangsläufig!<br />

Auf jeden Fall kündige ich euch schon mal<br />

an: Morgen früh – oder für euch heute früh<br />

– komme ich mit Brot vorbei … und mit Croissants!<br />

Setzt schon mal den Kaffee auf!<br />

Chantal<br />

Um diesen Tag abzuschließen, an dem Brot so allgegenwärtig<br />

war, muss ich euch, liebe Dorothea und lieber<br />

Ernst, zugestehen, dass ihr schon immer recht hattet:<br />

Brot ist wirklich etwas Besonderes für uns Franzosen!<br />

Nicht nur, dass wir es gerne essen – wobei ihr beiden<br />

uns da mittlerweile ja in nichts nachsteht –, wir haben<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 95


GUÉWEN A TESTÉ<br />

… « e-Lettre rouge », das neue<br />

Angebot der französischen Post<br />

Was ist die « Timbre rouge »?<br />

Der Name spricht für sich, denn es handelt sich dabei<br />

schlicht und ergreifend um eine rote Briefmarke. Sie<br />

hat eine lange Vergangenheit und für die Franzosen war<br />

dies immer eine « Premium-Briefmarke ». Die erste rote<br />

Briefmarke wurde in Frankreich im Jahr 1849 ausgegeben.<br />

Man nannte sie damals 1 Franc<br />

vermillon, und sie war die teuerste Briefmarke<br />

der französischen Post. Parallel<br />

dazu gab es die Timbre noir für einfache<br />

und leichte Briefe, sowie die Timbre<br />

orange für schwerere Briefsendungen. Die<br />

Timbre rouge trug das Bildnis von Cérès,<br />

der römischen Göttin der Landwirtschaft,<br />

und war für Schreiben mit einem noch<br />

höheren Gewicht bestimmt. Cérès war<br />

darüber hinaus auch das Wahrzeichen der Französischen<br />

Republik. Die Briefmarke wurde allerdings<br />

schnell aus dem Verkehr gezogen, da sie bei<br />

schlechten Lichtbedingungen – die offensichtlich<br />

in den Postämtern herrschten – leicht mit ihrer<br />

« orangefarbenen Schwester » verwechselt wurde.<br />

Auch Postboten und Briefversender hatten sich über die<br />

Verwechslungsgefahr beklagt. 1851 wurden die letzten<br />

Lagerbestände – 112 400 Exemplare – vernichtet. Heute ist<br />

die erste französische Timbre rouge bei Philatelisten äußerst<br />

begehrt: Für ein neues Exemplar werden Beträge von<br />

95 000 € und mehr bezahlt, abgestempelt hat eine solche<br />

Briefmarke immerhin noch einen Wert von über 20 000 €!<br />

Wieso ist die « rote Briefmarke »<br />

in den Köpfen der Franzosen<br />

immer noch präsent?<br />

1851 verschwand die Timbre rouge zwar in<br />

der Tat, tauchte jedoch während des Ersten<br />

Weltkriegs wieder auf, als die französische<br />

Post eine Briefmarke in roter Farbe verkaufte<br />

und einen Teil des Erlöses an das<br />

Rote Kreuz überwies. Richtig bedeutend<br />

wurde die rote Marke dann ab 1969: Die Post gab damals<br />

eine neue Timbre rouge mit dem Bildnis der Marianne<br />

heraus, die für das Frankieren des sogenannten Lettre<br />

prioritaire bestimmt war, der innerhalb von 24 Stunden<br />

den Empfänger erreichen sollte, während die bereits<br />

existierende Timbre vert – auf der ebenfalls die Marianne<br />

abgebildet ist – für weniger dringende Sendungen verwendet<br />

wurde. So entwickelte sich die Farbe Rot für die<br />

Franzosen zum Synonym für dringende Briefe und die<br />

Marke wurde schnell ein echter « Renner ». 2021 wurden<br />

noch 320 Millionen Exemplare von ihr gedruckt.<br />

Was hat sich ab dem 1. Januar <strong>2023</strong> geändert?<br />

Seit Anfang dieses Jahres werden in Frankreich keine<br />

roten Marken mehr auf einen Brief geklebt! Im Bestreben,<br />

« den Bedürfnissen der Kunden besser gerecht zu werden »<br />

und « den ökologischen Fußabdruck der Postdienstleistungen<br />

zu verbessern », wurden diverse Änderungen<br />

im Tarifsystem der Briefsendungen beschlossen. Dazu<br />

gehört die Umwandlung der klassischen « roten<br />

Briefmarke » in eine « Hybridvariante », die<br />

sogenannte e-Timbre rouge, mit der in Zukunft<br />

ein ganz neues Produkt, nämlich der e-Lettre<br />

rouge frankiert wird. Dahinter steht die erstaunliche<br />

Idee, durch die Verbindung von digitalen<br />

und physischen Leistungen die Zustellung<br />

eines Briefes am Folgetag zu garantieren. Eine<br />

« Weltpremiere », so die französische Post.<br />

Welche Bedeutung hat<br />

der « e-Lettre rouge »?<br />

Konkret können Postkunden in Frankreich<br />

nun zwischen vier Tarifen wählen:<br />

e-Lettre rouge (1,49 €), für dringende Sendungen, die<br />

am Folgetag zugestellt werden; Lettre verte (1,16 €),<br />

für normale Sendungen, die innerhalb von drei Tagen<br />

beim Empfänger ankommen; Lettre turquoise service<br />

plus (ab 2,95 €), für wichtige Dokumente mit<br />

Sendungsverfolgung, die innerhalb<br />

von 48 Stunden zugestellt werden;<br />

Lettre recommandée (4,83 €), das Einschreiben,<br />

für sehr wichtige Briefe, die<br />

den Empfänger innerhalb von drei Tagen<br />

erreichen, und für die man einen juristisch<br />

anerkannten Zustellungsnachweis erhält.<br />

Der neue e-Lettre rouge ist also<br />

in Frankreich ab sofort die einzige<br />

Möglichkeit, ein Schriftstück zu versenden,<br />

das den Empfänger am Folgetag erreicht.<br />

Wie funktioniert dieses neue Angebot genau?<br />

Hinter dem neuartigen « Hybridversand » steht eine pfiffige<br />

Idee, bei der sowohl der Kunde als auch die Post gefragt<br />

96 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


sind. Der Kunde selbst sendet den Brief zunächst auf<br />

elektronischem Weg an die Post via deren Website.<br />

Alternativ kann der Brief auch von einem Selbstbedienungsterminal<br />

im Postamt gesendet werden. Dies muss<br />

vor 20 Uhr erfolgen, damit das Schreiben am Folgetag<br />

beim Empfänger ist. Die Post wiederum druckt den<br />

erhaltenen Brief in einem Druckzentrum in der Nähe<br />

des Empfängers aus, verpackt ihn in einen Umschlag<br />

und stellt ihn am Folgetag des Onlineversands zu.<br />

Worin besteht das Interesse?<br />

Das neue Angebot soll dem Kunden eine Zustellung<br />

innerhalb von 24 Stunden garantieren, was bei der<br />

herkömmlichen Timbre rouge schon lange nicht mehr<br />

gewährleistet war. Derartig frankierte Sendungen kamen<br />

in der Regel erst am zweiten Tag nach dem Versand<br />

an. Die Post verspricht sich von dieser Dienstleistung<br />

eine Reduzierung der Distributionskosten und rühmt<br />

sich mit einer « ökologischeren » Zustellung, die, so das<br />

Unternehmen, den ökologischen Fußabdruck des Postdienstes<br />

verbessern soll. Gleichzeitig verkauft die Post<br />

das Produkt nun teurer, da der Preis von 1,43 € für die<br />

rote Briefmarke auf 1,49 € für den « roten E-Brief » stieg.<br />

Wie wird das Angebot aufgenommen?<br />

Auch wenn es noch etwas früh ist, um den Nutzen und<br />

vor allem die Effizienz des als « ultra-prioritär » präsentierten<br />

e-Lettre rouge zu beurteilen, haben Konsumentenvereinigungen<br />

bereits in den ersten Januartagen ihre<br />

Zweifel daran geäußert, ob die Entwicklung tatsächlich<br />

sinnvoll ist. Abgesehen vom Preisargument wird vor<br />

allem die Abwicklung als zu kompliziert eingestuft,<br />

vor allem für Menschen, die nicht sehr versiert im Umgang<br />

mit dem Computer sind. Die Vertraulichkeit der<br />

übermittelten Informationen ist ein weiterer Punkt, der<br />

angezweifelt wird, obwohl das öffentliche Unternehmen<br />

beteuert, dass alle notwendigen Vorkehrungen getroffen<br />

seien, um diese zu gewährleisten. Vor allem aber prangern<br />

die Verbände an, dass sich durch diese Neuerung<br />

die Postdienstleistung insgesamt verschlechtert. Denn im<br />

Rahmen der Reform wurde klammheimlich die garantierte<br />

Zustellfrist für die beliebteste der Briefmarken, die<br />

Timbre vert, verlängert:<br />

Die « nicht prioritäre »<br />

Zustellung dauert nun<br />

drei statt wie bisher<br />

zwei Tage. Ärgerlich<br />

für die französische<br />

Post, dass diese Fristverlängerung<br />

für die<br />

günstigste Versandart<br />

von Schriftstücken<br />

trotz der Diskussionen<br />

um das neue<br />

Angebot nicht,<br />

wie vermutlich<br />

erhofft, unbemerkt<br />

geblieben<br />

ist …<br />

Lassen Sie sich von<br />

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Liebe Leserinnen und Leser,<br />

Gehen auch Sie abseits der ausgetretenen Pfade auf<br />

eine Entdeckungsreise durch Frankreich und abonnieren<br />

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2005 ganz von Menschen kreiert wird, die in Frankreich<br />

leben, für nur<br />

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Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong> · 97<br />

www.frankreicherleben.de


IMPRESSUM/VORSCHAU<br />

Impressum<br />

Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren<br />

und Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen<br />

Mitarbeiter zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine<br />

einzelnen Personen am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern findet<br />

die Nennung im Impressum statt.<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

info@frankreicherleben.de · www.frankreicherleben.de<br />

Abonnentenbetreuung & Heftbestellungen:<br />

AVZ GmbH<br />

Storkower Straße 127a · 10407 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 / 42 80 40 40<br />

Fax: +49 (0)30 / 42 80 40 42<br />

abo@frankreicherleben.de<br />

ISSN: 1<strong>86</strong>1-4256<br />

Gründer des Magazins: Jean-Charles Albert und Markus Harnau<br />

Herausgeber: Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Sabine Beck, Guéwen Brown, Chantal Cobac, Martine<br />

Doucet, Laurent Fournerie, Alain Lardière, Ina Muñoz, Annaïs Quetsub, Gérard<br />

Rival, Serge Robin, Sabine Schmitt<br />

Layout: Ajc Presse<br />

Gültige Anzeigenpreisliste: 23/<strong>2023</strong><br />

Druck: westermann DRUCK | pva,<br />

Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig<br />

Die nächste Ausgabe von Frankreich erleben (<strong>Nr</strong>. 87 – Sommer<br />

<strong>2023</strong>) erhalten Sie ab dem 16. Mai im Zeitschriftenhandel. Sollten<br />

Sie allerdings zu den treuen Abonnenten gehören, dann steckt sie<br />

bereits eine Woche früher bei Ihnen im Briefkasten. Am 16. Mai<br />

können wir uns an ein Paar erinnern, das sich genau 253 Jahre zuvor,<br />

im Jahr 1770, das offizielle Jawort gab: Damals heiratete die nur 14<br />

Jahre alte Österreicherin Marie-Antoinette (1755-1793) den mit 15<br />

Jahren nur unwesentlich älteren Franzosen Ludwig XVI. (1754-1793).<br />

Vermutlich hätten die beiden gerne unser Magazin gelesen, um<br />

etwas mehr über die Kultur des anderen zu erfahren.<br />

Bis es so weit ist, erhalten Sie wie immer auf dieser letzten Seite<br />

einige spielerische Hinweise auf Themen der nächsten Ausgabe.<br />

Zunächst drei Fotos:<br />

Vetrieb:<br />

DMV DER MEDIENVERTIEB GmbH & Co. KG. · Meßberg 1 · 200<strong>86</strong> Hamburg<br />

Tel: +49 (0)40 3019 1800<br />

Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt<br />

zusammen gestellt. Eine Gewährleistung für die Rich tig keit und Vollständigkeit<br />

kann jedoch nicht über nom men wer den. Der Verlag übernimmt keine Haftung<br />

für un ver langte Ein sen dun gen. Die Redaktion behält sich die Kür zung und<br />

Bearbeitung von Leserbriefen vor. Es gelten die Geschäfts bedingungen des<br />

Verlags. Beiträge, Fotos und gra fische Dar stel lungen sind ur he ber rechtlich<br />

geschützt. Nach druck, auch aus zugs weise, Ver viel fäl ti gung auf foto mechanischen<br />

und anderen Wegen sowie Nutz ung auf Da ten trägern bedürfen der<br />

schrift lichen Zustimmung des Verlags.<br />

Frankreich erleben erscheint alle drei Monate und ist im gut sortierten<br />

Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg<br />

und Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.<br />

Einzelpreise im Handel: 6,90 € (D), 7,60 € (A), 11,90 CHF (CH),<br />

8,10 € (F/L/B/NL), 8,10 € (I)<br />

Abonnement (Preise pro Jahr): 24,90 € (D), 26,90 € (A),<br />

39,90 CHF (CH), alle anderen Länder: 32,90 €<br />

Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich,<br />

die gesetzliche Mehrwertsteuer.<br />

© <strong>2023</strong> Ajc Presse, Bordeaux<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts, oben nach<br />

unten): Titel: Jc Albert, Ajc Presse • S.3: Serge Robin, Ajc Presse • S.4: Charles<br />

de Valroger, Ecole Nationale Supérieure de Paysage (ENSP); Pixabay;<br />

Serge Robin, Ajc Presse; Elie Ludwig, Bibliothèque Nationale de France<br />

(BnF); Nicole Cobac, Ajc Presse; Eric Spiller, Culturespaces; Paris 2024, DR;<br />

Thomas Jacquot, Saline royale d’Arc-et-Senans • S.6: Pixabay • S.7: Pixabay;<br />

E. Flautre, Bioparc de Doué-la-Fontaine • S. 8-11: Cédric Brown, Ajc Presse;<br />

Pixabay • S.14: Theo Saffroy, Editions des Equateurs; Marc Guénard, Editions<br />

Grasset; Claire Deweggis, Gallimard; Actes Sud, DR; Editions du Typhon, DR<br />

• S.16: DR • S.17: Arte, DR • S.18-20: DR • S.22-32: Serge Robin & Cédric Brown,<br />

Ajc Presse • S.34-42: Eric Spiller & Sophie Lloyd, Culturespaces • S.44-54:<br />

Charles de Valroger, ENSP • S.56-57: Thomas Jacquot, Saline royale d’Arcet-Senans<br />

• S.58: Yoan Jeudy, Sosuite photographie, Saline royale d’Arcet-Senans<br />

• S.59: Vents du futur, Saline royale d’Arc-et-Senans • S.60: Yoan<br />

Jeudy, Sosuite photographie, Saline royale d’Arc-et-Senans • S.62-64: Yoan<br />

Jeudy, Sosuite photographie, Saline royale d’Arc-et-Senan • S. 66-67: Elie<br />

Ludwig, BnF • S.68: Laurent Julliand, Contexte-BnF • S.69: Guillaume Murat,<br />

BnF • S.70-73: Jean-Christophe Ballot, BnF-Oppic • S.74-75: Guillaume<br />

Murat, BnF • S.76: Guillaume Murat, BnF; Laurent Julliand, Agence Contextes<br />

- BnF • S.78-83: Paris 2024, DR; Floria Hulleu, Paris 2024 • S.88-90: Pixabay •<br />

S. 92-93: Nicole Cobac, Ajc Presse • S.95: Libération, DR • S.98: Serge Robin,<br />

Ajc Presse; DR.<br />

Anschließend drei Hinweise, von denen jeder eine Verbindung zu<br />

einem der Fotos hat:<br />

• Ich bin eines der ältesten traditionellen Feste in Frankreich: <strong>2023</strong><br />

werde ich zum 279. Mal gefeiert. Ich finde auf dem Wasser, und<br />

zwar auf den Kanälen des Ortes statt, der auch « Venedig des<br />

Languedoc » genannt wird. Den Einwohnern biete ich gleichzeitig<br />

die Gelegenheit für eine sportlich-fröhliche Hommage an Saint-<br />

Louis, den Schutzpatron der Stadt.<br />

• Ich bin ein kleines Dorf inmitten der Weinberge des Beaujolais.<br />

Besser bekannt bin ich unter meinen Spitznamen, der<br />

entscheidend zu meiner Berühmtheit beigetragen hat. Den<br />

Spitznamen erhielt ich durch einen sehr beliebten, humorvollsatirischen<br />

Roman, der 1934 publiziert und millionenfach auf<br />

der ganzen Welt verkauft wurde. In dem Roman geht es um eine<br />

lustige Geschichte, nämlich darum, wie das Vorhaben, ein Pissoir zu<br />

installieren, meine Bewohner entzweite.<br />

• Ich bin das Schloss, das Chantal zu einem Rezept inspirierte und<br />

das dafür verantwortlich ist, dass eine farbige Frucht auf dem Tisch<br />

der französischen Könige Einzug hielt.<br />

Haben Sie alles erraten? Dann können Sie die Antworten überprüfen,<br />

indem Sie die folgenden Begriffe vervollständigen:<br />

L _ S J _ _ T _ S _ _ _ E _ E<br />

C _ _ _ H _ _ _ R _ E<br />

_ _ Â _ _ _ U<br />

_ _ I _ _ _ R _<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 87 - Sommer <strong>2023</strong><br />

Erscheint am 16. Mai <strong>2023</strong><br />

98 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2023</strong>


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Sie genießen eine atemberaubende Aussicht über das weite Tal des Naturparks Lubéron,<br />

nach Gordes, auf die Monts de Vaucluse und den Mont Ventoux. Allein dieser atemberaubende<br />

Panoramablick ist unbezahlbar! Außerdem erreichen Sie in nur wenigen<br />

Minuten zu Fuß den Dorfkern von Roussillon mit seinen Geschäften und Restaurants<br />

und bekommen trotzdem wegen der geschützten Lage der Villa nichts vom Trubel im<br />

Ort mit. Die provenzalische Architektur und die Einrichtung im modernen Design bilden<br />

eine gekonnte Symbiose, die Sie so schnell nicht ein zweites Mal in der Provence finden<br />

werden. Der beheizte Infinity-Pool und 2.600 qm große Garten sind Garant für einen<br />

erholsamen Urlaub. Die Villa verfügt über Platz für bis zu zehn Personen, doch durch<br />

den modularen Grundriss fühlt man sich aber auch zu zweit oder viert nicht zu einsam.<br />

www.provence-living.fr

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