139_Ausgabe Februar 2015

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Schlesische Nach 25 Jahren fast vergessen Tradition – Kriegsflüchtlinge aus Schlesien, Obermarkt, Anfang 1945 Die Geschichte bestätigt, daß lange erzwungene Tabus im eigenen Geschichtsbild deutlich sichtbar gebrochen werden, sobald politische Zwänge sich lockern. So war es auch nach dem ereignisreichen Herbst 1989, als in kurzer Folge viele Fragen und Aktivitäten zum Thema „Görlitz und Schlesien“ auftraten. „Görlitz war nie schlesisch“ – heißt es gar noch heute. Es ist schon eine Alltagserfahrung, daß man „nie Nie sagen“ sollte. Seit es den geographischen und politischen Begriff „Oberlausitz“ überhaupt gibt, bestand keine starre Trennung zu den südlichen, nördlichen oder östlichen Nachbarn. Schon im späten anzeige 4 Geschichte

Görlitzer Bekenntnis zur schlesischen Vergangenheit Schlesische Tradition Mittelalter und der frühen Neuzeit unterhielt Görlitz rege wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen nach Schlesien. Zeitweise waren Oberlausitz und Schlesien gar unter der gleichen habsburgischen Landesherrschaft. Persönlichkeiten aus der Oberlausitz wie Trotzendorf, Böhme oder Lessing wirkten auch in Schlesien. Andererseits gab es auch Feindschaft, etwa während der Kriege 1813/1815 und 1866. Nach der Reichsgründung 1871 wurden die Beziehungen bald entkrampft. Wie man die Trennung in eine sächsische und eine preußische Oberlausitz nach den Beschlüssen des Wiener Kongresses 1815 auch empfinden mag, wurde die östliche Oberlausitz durch die Eingliederung in die preußische Provinz Schlesien staatsrechtlich „schlesisch“, für 130 Jahre. Zumindest in den letzten Jahren erlebten mehrere Generationen nichts Anderes. Die großen christlichen Konfessionen waren ihren schlesischen Landeskirchen zugeordnet. Die staatliche Schulaufsicht unterstand dem Regierungsbezirk Liegnitz. Die Schulkinder bezogen ihre regionale Identität aus der „Schlesischen Fibel“. Die Garnisonen zwischen 1830 und 1945 gehörten zu schlesischen Divisionen, die Sportvereine zu schlesischen Verbänden. Man wählte Vertreter in den schlesischen Provinziallandtag. Die regionalen politischen Parteiorganisationen waren ebenfalls schlesischen Vorständen zugeordnet. So erlebte man sich im Alltag auch selbst in allen Lebensaltern als Bestandteil der Provinz Schlesien. Als Oberlausitz verstand man mehr das Gebiet zwischen Löbau und Zittau. Es ist auch übertrieben, daß der Sechsstädtebund von 1346 die Oberlausitz auf Dauer eng verbunden habe. Es gab auch Konkurrenzkämpfe. Mit der Erbteilung durch die brandenburgischen Askanier 1268 waren die Länder Bautzen und Görlitz entstanden, die wohl in der Praxis bis heute blieben. Nach dem Ende des II. Weltkrieges waren etwa 40 Prozent der Görlitzer Bevölkerung Flüchtlinge und Vertriebene aus den Ostprovinzen, darunter viele aus Breslau und anderen schlesischen Städten und Dörfern. Die Familien bewahrten IVH IMMOBILIENVERWALTUNG Hoffmann Verwaltung und Vermietung von Immobilien anzeige Marienplatz 2 • 02826 Görlitz Telefon: 03581 / 41 10 92 Telefax: 03581 / 41 10 90 Geschichte e-mail: office@iv-hoffmann.de Internet: www.iv-hoffmann.de 5

Görlitzer Bekenntnis zur schlesischen Vergangenheit<br />

Schlesische Tradition<br />

Mittelalter und der frühen Neuzeit unterhielt<br />

Görlitz rege wirtschaftliche und<br />

kulturelle Beziehungen nach Schlesien.<br />

Zeitweise waren Oberlausitz und Schlesien<br />

gar unter der gleichen habsburgischen<br />

Landesherrschaft. Persönlichkeiten<br />

aus der Oberlausitz wie Trotzendorf,<br />

Böhme oder Lessing wirkten auch in<br />

Schlesien. Andererseits gab es auch<br />

Feindschaft, etwa während der Kriege<br />

1813/1815 und 1866. Nach der Reichsgründung<br />

1871 wurden die Beziehungen<br />

bald entkrampft. Wie man die Trennung<br />

in eine sächsische und eine preußische<br />

Oberlausitz nach den Beschlüssen des<br />

Wiener Kongresses 1815 auch empfinden<br />

mag, wurde die östliche Oberlausitz<br />

durch die Eingliederung in die preußische<br />

Provinz Schlesien staatsrechtlich<br />

„schlesisch“, für 130 Jahre. Zumindest<br />

in den letzten Jahren erlebten mehrere<br />

Generationen nichts Anderes. Die großen<br />

christlichen Konfessionen waren<br />

ihren schlesischen Landeskirchen zugeordnet.<br />

Die staatliche Schulaufsicht<br />

unterstand dem Regierungsbezirk Liegnitz.<br />

Die Schulkinder bezogen ihre regionale<br />

Identität aus der „Schlesischen<br />

Fibel“. Die Garnisonen zwischen 1830<br />

und 1945 gehörten zu schlesischen Divisionen,<br />

die Sportvereine zu schlesischen<br />

Verbänden. Man wählte Vertreter<br />

in den schlesischen Provinziallandtag.<br />

Die regionalen politischen Parteiorganisationen<br />

waren ebenfalls schlesischen<br />

Vorständen zugeordnet. So erlebte man<br />

sich im Alltag auch selbst in allen Lebensaltern<br />

als Bestandteil der Provinz<br />

Schlesien. Als Oberlausitz verstand man<br />

mehr das Gebiet zwischen Löbau und<br />

Zittau. Es ist auch übertrieben, daß der<br />

Sechsstädtebund von 1346 die Oberlausitz<br />

auf Dauer eng verbunden habe. Es<br />

gab auch Konkurrenzkämpfe. Mit der<br />

Erbteilung durch die brandenburgischen<br />

Askanier 1268 waren die Länder Bautzen<br />

und Görlitz entstanden, die wohl in<br />

der Praxis bis heute blieben. Nach dem<br />

Ende des II. Weltkrieges waren etwa<br />

40 Prozent der Görlitzer Bevölkerung<br />

Flüchtlinge und Vertriebene aus den<br />

Ostprovinzen, darunter viele aus Breslau<br />

und anderen schlesischen Städten<br />

und Dörfern. Die Familien bewahrten<br />

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