civitas_winter_22_23 WACHSEN
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
civitasdas Magazin
KIRCHE IN DEN STADTTEILEN BUCHFORST | BUCHHEIM | MÜLHEIM
WACHSEN
Ausgabe Winter| 2022 | KOSTENLOS ZUR MITNAHME
MENSCHEN – Urbane Leinwand | Vorstellung
THEMA – Wachsen neu denken | Essay
SENIOREN – Blüten | Interview
GELEIT
IMPRESSUM
Herausgeber:
Katholische Kirchengemeinde
St. Clemens und Mauritius
Elisabeth-Breuer-Straße 46
51065 Köln
Tel.: +49 / 221 / 96 70 20
Fax.: +49 / 221 / 96 70 29 0
www.clemens-mauritius.de
Bankverbindung:
IBAN: DE47 3705 0198 0001 1924 75
BIC: COLSDE33XXX
Redaktion:
Verantwortlich: Pater Thomas Lüersmann SDB, Pfarrvikar
E-Mail: redaktion@clemens-mauritius.de
Mitglieder: Z. Barbaric, B. de Cosnac, S. Grimm, T. Laroche,
R. Linke, T. Lüersmann, H. Weiß, L. Weyand
Konzeption, Projektsteuerung:
Silke Grimm, Reinhard Linke, Thomas Lüersmann
Design, Layout und Fotografie:
Silke Grimm | www.silkegrimm.eu
Liebe Leserinnen und Leser,
wenn eine katholische Kirchengemeinde in diesen Zeiten ein Heft zum Thema „Wachsen“ veröffentlicht,
dann kann der Verdacht aufkommen, wir wollten diese – für viele Menschen beängstigende – Zeit mit
vorweihnachtlichen Geschichtchen schmücken und berechtigte Sorgen mit mehr oder weniger kitschigen
(vor-)weihnachtlichen Texten zukleistern.
Autoren dieser Ausgabe:
S. Baer-Henney, M. Barbaric, Z. Barbaric, B. Bleck, N. Bleck,
B. de Cosnac (BdC), S. Grimm, T. Laroche (TL), R. Linke,
T. Lüersmann, C. Nussbaum, W. Obermann, M. Schell,
M. Schmitt, C. Stäge, H. Weiß, L. Weyand
Lektorat:
Lisa Weyand, Helga Weiß
Titelbild + Impressum: yanadjan, Quelle: stock.adobe.com
Druck:
Cologne Print Arens, In der Lößbörde 28, 50859 Köln
Auflage: 5.000 Stück
Erscheinungsdatum: 01.12.2022
Hinweise:
Namentlich gekennzeichnete Texte geben nicht immer
die Position der Redaktion wieder. Die Redaktion behält
sich in allen Fällen redaktionelle Änderungen vor.
Spenden zur Deckung der Druckkosten werden gerne
angenommen.
Bildnachweise:
S. 6 – 9: S. Grimm, S. 10 – 11: T. Ossege, S. 12 – 13: Umfragepartner,
S. 14: Tobi ** , S. 17: ROMAN ODINTSOV ** , S. 19: vika-Kirillova ** ,
S. 20: david-alberto-carmona-coto ** , Pixabay ** , Orlando Florin
Rosu * , martin dalsgaard ** , iconcom ** , maggie-my-photo-album ** ,
Von perfectlab * , Maren Winter * , akil mazumder ** , Pixabay ** ,
vchalup * , brett-sayles ** , S. 24 – 27: S. Grimm, Geschichtswerkstatt
Köln-Mülheim, S. 28 – 30: S. Grimm, S. 32 – 33: CAJ-Schäl Sick,
S. 34 – 36: S. Grimm, S. 38 – 39: S. Grimm, S. 40 – 41: N. Bleck,
S. 42: K. Hielscher, S. 44 – 45: Hans-Jörg Nisch * , S. 46: iiierlok_
xolms * , S. 48: pixabay.com, S. 50: Stockwerk-Fotodesign * ,
S. 52: REDPIXEL * , S. 53: S. Grimm, S. 54: Volodymyr *
( * Quelle: stock.adobe.com, ** Quelle: pexels.com)
LUST
ZU HELFEN?
Wir suchen Menschen,
die bei der Verteilung
dieses Magazins mitwirken.
redaktion@clemens-mauritius.de
oder telefonisch
bei Zdenko Barbarić
(0160 / 90 64 53 61)
Ich versichere Ihnen, das ist nicht der Fall, ganz im
Gegenteil! Wenn wir in einer Zeit der ökonomischen
und ökologischen Katastrophen, in einer Zeit der
Zerrissenheit, Spaltung und Radikalisierung von
Gesellschaft und Kirche, in einer Zeit des Krieges in
Europa, in einer Zeit der ganz konkreten Verarmung
und massiven Zukunftsangst vom Wachsen sprechen,
dann tun wir das in einem gewissen Sinn aus einem
christlichen verstandenen „Trotzdem“ heraus. Wir
können vieles von dem, was uns Sorgen macht, nicht
ändern, um so wichtiger ist es, die eigene Situation realistisch
wahrzunehmen, den Mitmenschen nicht aus
dem Blick zu verlieren und – mit einem recht verstandenen
Gottvertrauen - das Not-Wendige zu tun.
Angeblich bedeutet in der chinesischen Sprache das
Wort für Krise auch Chance, dann haben wir wohl
viele Chancen, unter anderem, uns selbst und die
Mitmenschen neu zu entdecken. Die Chance, das aus
der Not geborene Wissen der älteren Menschen, um
Methoden und Tricks für schlechte Zeiten wieder
zu entdecken und für heute nutzbar zu machen. Die
Chance, die Nachbarn neu zu entdecken und Strom
und Wärme zu teilen. Die Chance, zu entdecken,
dass wir vor Gott auch klagen und schimpfen dürfen
und so zu einer tragfähigeren Gottesbeziehung zu
kommen. Vielleicht kann auch dieses Heft eine
Chance sein, andere Blickwinkel kennenzulernen
und Neues zu entdecken.
Ich möchte hier keine einzelnen Beiträge dieses Heftes
hervorheben, schließlich wünschen wir uns, dass
Sie jede Seite mit Neugierde entdecken, und jeder
Beitrag hat Ihre Aufmerksamkeit verdient. Vielleicht
darf ich stattdessen einen Wunsch an Sie, liebe
Leserinnen und Leser richten: Gerade in schwierigen
Zeiten ist es eine gute Idee, aufeinander zuzugehen
und sich gegenseitig zu unterstützen. Schon ein
freundliches Lächeln, ein netter Gruß, kann kleine
Wunder bewirken, wieviel mehr schafft ein miteinander
Anpacken, ein gegenseitiges Sorgen und füreinander
Dasein.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen und Ihren
Lieben eine erfüllende Vorweihnachtszeit und ein
gesegnetes Weihnachtsfest.
Für die Redaktion
Pater Thomas Lüersmann SDB
Pfarrvikar
3
INHALT
03
GELEIT
06 – 09
AKTUELLES
# ZusammenFinden
Gespräch mit
Frau Schulz &
Herrn Heilmann
10 – 11
URBANE
LEINWAND
SeiLeise
Streetart im Veedel
18 – 21
BILDSTRECKE
Wachsen
22 – 23
BUCHVOR-
STELLUNGEN
Zeit zum Lesen
24 – 27
KULTUR
Wurzeln
Gespräch mit
Herrn Bach
44 – 45
CRASHKURS
KIRCHE
Die Heiligen drei Könige
Eine Herleitung
46 – 47
RÜCKMELDUNG
Ihr Impuls zählt
Austausch
48 – 49
TERMINE
Weihnachten + Neujahr
THEMA FAMILIE JUGEND SENIOREN GOTTESDIENST TRAUER CARITAS
KONTAKTE
12 – 13
THEMA
Zeit zum Nachdenken
Umfrage
14 – 17
THEMA
Wachsen neu denken ...
Essay von Carola Nussbaum
& Thomas Lüersmann,
Vikar
28 – 31
FAMILIE
Wachstum
Gespräch mit
Familie Nickel
INHALT
32 – 33
JUGEND
Wir wachsen
Vorstellung
CAJ-Schäl Sick
34 – 35
SENIOREN
Blüten
Gespräch mit
Frau Klefisch
36 – 37
GOTTESDIENST
Sonntag in Clemens
Vorstellung
Gottesdienst mal anders
38 – 39
TRAUER
Erinnern
Projektvorstellung
Kunstworkshop
40 – 41
CARITAS
Zeit zu Helfen
Projektvorstellung
Buchentstehung
42 – 43
EHRENAMT
Wir sind Kirche
Domstürmerkonzert
Gespräch mit
Frau Müller-Platz
50 – 52
KONTAKTE
ADRESSEN
Gemeinde, Soziales
Informationen
53
WIR STELLEN VOR
Friedhofsgärtnerei
Vanessa Wesseling
Vorstellung
54
NACHGEDACHT
Wir verabschieden uns
Schlussworte
5
AKTUELLES
Ein Anfang für die neue Kirchengemeinde wäre ja,
sich schon mal zu ”beschnuppern”. Die Gremienvertreter
der beiden Gemeinden haben sich ja auch
schon getroffen. Wie war denn da so Ihr Eindruck
- oder wenn Sie nicht persönlich dabei sein konnten -
die Rückmeldungen, die Sie erreicht haben?
A.S.: Erfreulicherweise hat mich viel positives
Feedback erreicht. Sei es von dem Treffen der PGR-
Vorstände, von der Pfarrversammlung im August oder
auch von Spontanbesuchen Einzelner bei Pfarrfesten
u. a. Veranstaltungen. Es war ein aufeinander Zugehen,
interessiert sein, zugewandt sein. Berichten, was es für
Strukturen und Bereiche in der eigenen Gemeinde
gibt und erfahren, ob und wie das in der anderen Gemeinde
vorhanden ist. Es wurden viele Ähnlichkeiten
dabei entdeckt und als angenehm empfunden.
neue Herausforderungen auf die ”Kirchturmgemeinden”
zu. Haben Sie denn als lokale Repräsentanz der
Gemeinde hierfür schon Ideen oder gar Konzepte
bereit oder in Arbeit?
A.S.: Ein aktuelles Projekt dazu ist das Angebot
„Sonntagabend in Clemens“. Zwischen Mai und September
gestalten kleine Teams von Ehrenamtlichen
und /oder Hauptamtlichen die abendliche Gebetszeit
um 18.30 Uhr auf unterschiedliche, kreative Weise.
Das ist z. B. ein Evensong, ein frei gestalteter Wortgottesdienst,
Bibliolog, Kunst-und-Glaube-Gespräche oder
auch eine Eucharistiefeier. Ziel ist es, Alternativen zum
klassischen, von Hauptamtlichen geleiteten Gottesdienst
zu entwickeln, die ansprechen und bewegen.
Ideen auszuprobieren ist dabei herzlich willkommen.
#ZusammenFinden
Im Gespräch mit Frau Schulz und Herrn Heilmann
Es wird langsam ernst mit der nächsten Fusion für die Kirchengemeinden St. Hubertus
und Mariä Geburt / St. Clemens und St. Mauritius. Die Gremien beider Gemeinden haben
dem Vorschlag des Erzbistums zugestimmt. Damit wird es wohl so sein, dass diese Fusion
vom Erzbistum dann irgendwann verkündet wird. Wie wird die neue Kirchengemeinde
dann wohl heißen und wann und wie werden wichtige Fragen wie Personal, Kirchen und
Gemeinderäumlichkeiten, Finanzen und Gremien geklärt werden? Neben diesen zentralen
Fragen wollen wir an dieser Stelle die folgende Frage stellen: Was kommt auf die
engagierten Kräfte in den Ortsteilen (Ortsausschüsse, Gemeindevertretung vor Ort) zu?
Zu diesem Punkten haben wir mit zwei Gremienmitgliedern gesprochen. Angelika Schulz
(A.S.) vom Ortsausschuss Mülheim der Kirchengemeinde St. Clemens und Mauritius und
Armin Heilmann (A.H.) aus der Gemeindevertretung vor Ort (GvO) St. Bruder Klaus der
Kirchengemeinde St. Hubertus und Mariä Geburt haben sich unseren Fragen gestellt.
A.H.: Positiv – eigentlich haben wir eh keine Chance
auf etwas anderes, und mein Eindruck war: Et kütt
wie et kütt. Ich war etwas überrascht, dass keiner der
Anwesenden eine grundsätzliche Ablehnung erklärte.
Hier hatte ich mehr Ängste erwartet. Es gab zwar
einige Wortmeldungen, aber ich hatte erwartet, dass
diese energischer vorgetragen werden.
Frage an A.S.: Frau Schulz, beschäftigt sich denn Ihr
Ortsausschuss schon mit der neuerlichen Fusion?
Der Ortsausschuss Mülheim plant Aktionen recht
zeitnah. Es gab im zweiten Halbjahr dieses Jahres nach
der Coronazwangspause erfreulicherweise wieder
diverse Veranstaltungen wie z. B. das Domstürmerkonzert,
verschiedene Ernte-Dank-Feiern, Kunst-
Ausstellungen in St. Clemens. Der Adventbasar wird
dieses Jahr wieder stattfinden und ist in Vorbereitung.
Konkrete Aktionen im Hinblick auf die Fusion sind
bis Jahresende nicht geplant.
Frage an A.H: Herr Heilmann, jetzt dieselbe Frage an Sie.
Wir sind schon länger dran. Glücklicherweise haben
wir Zuwachs bekommen in unserer GvO, der schon
in der ersten Sitzung das Thema aufgebracht hat. Das
war ein rechtzeitiger Tritt in den Hintern.
Gibt es denn schon Rückmeldungen von Gemeindemitgliedern
zu der Fusion?
A.H.: Aktuell sind wir „Ältere“ ja noch im Urlaub,
die leider den größten Anteil unsere verbliebenen
Gläubigen ausmachen. Die Rückmeldungen, welche
ich bekommen habe, waren positiv. Eher war eine
geringe freudige Erwartung zu spüren.
A.S.: Hmm… außerhalb der Gremienmitglieder? …
nein, da habe ich bislang wenig zur Fusion gehört.
Mit dem ”Pastoralen Zukunftsweg”, der jetzt unter
#ZusammenFinden fortgeführt wird, kommen ja ganz
„Es war ein aufeinander
Zugehen, interessiert sein,
zugewandt sein.“
A.H.: Siehe vorherige Frage. Wir haben schon eine
mobile Eingreiftruppe, die sich bereits mehrmals getroffen
hat. Diese hatte ja auch das Treffen vorbereitet
und durchgeführt.
Mal ganz persönlich gefragt: Das Erzbistum setzt bei
seinen Vorstellungen der zukünftigen Kirche immer
stärker auf das Ehrenamt. Wie geht es Ihnen damit?
A.S.: Ehrenamt ist eine tolle Sache. Die Frage ist,
wofür und welchen zeitlichen Umfang die Aufgabe
hat. Ist die Aufgabe wirklich auf Dauer neben einem
8-Std.-Tag, ohne zu Lasten der Gesundheit zu gehen,
zu leisten? Und wer kann und möchte sie ausführen?
Ich denke, ja, es gibt Laien, die in Teilen die Arbeit
von Hauptamtlichen, auch Gottesdienste, ebenfalls
gut ausfüllen könnten. Eine Umfrage in der Gemeinde,
wer sich da was vorstellen kann, wäre bestimmt
eine interessante Sache.
6 7
AKUTELLES
Ein anderer Aspekt ist für mich die Frage nach der
Qualifizierung. Das Erzbistum selber spricht davon,
dass Seelsorger idealerweise gut ausgebildet sein sollen.
Doch wie steht es bisher mit der Ausbildung von
Ehrenamtlichen, die seelsorgerische Aufgaben übernehmen?
Da braucht es meiner Meinung nach noch weiterund
tiefergehende Angebote vom Erzbistum.
A.H.: Tja, wenn ich meine Ruhe habe und die Verantwortung
– die ich schließlich im Ehrenamt ausübe –
dann auch tatsächlich übergebe, bin ich voll dabei.
Wie erleben Sie denn das aktuelle Gemeindeleben,
und sehen Sie in den kommenden Veränderungen
eher eine Chance für die Gemeinde oder eher eine
Bedrohung?
A.H.: Für mich ganz klar positiv, dadurch, das die
sicher irgendwann von oben den kompletten Überblick
verlieren werden, haben wir doch viel mehr
Spielraum. Hier können wir zunächst sicher mal
experimentieren und dann warten, ob wir das dann
wieder einstellen müssen. Wir werden vielleicht das 3.
Dorf der Gallier. Das erste ist in den Comics, das 2.
Die Bruder-Klaus-Siedlung (BKS) und dann wir.
A.S.: Mir gefällt das aktuelle Gemeindeleben (mal abgesehen
von allem, was die Pandemie so mit sich gebracht
hat). Manche Angebote gibt es an jedem Kirchturm unserer
großen Gemeinde und andere nur an einem Ort. So
gibt es bspw. verschiedene Osterfeiern, die an einem Ort
familiengerecht gefeiert werden, einmal klassisch und
einmal experimentell. So ist es eine Mischung aus „wir
sind eine Gemeinde“ und trotzdem an jedem Kirchort
auch noch „individuell“.
Den Zusammenschluss der Gemeinden sehe ich durchaus
als Chance. Die Chance, mit vielen dazukommenden
Christen lebendige Kirche vor Ort neu zu gestalten und
zu leben. Vieles wird bleiben … und bei anderem bin ich
zuversichtlich, dass wir kreative Lösungen finden oder
vielleicht auch ganz neue Wege entwickeln können.
Gibt es etwas, von dem Sie sagen würden, dass Sie es
für Ihre zukünftige Arbeit auf jeden Fall brauchen?
A.S.: Na ja, brauchen ... Was ich für hilfreich und
wichtig halte, ist der Wille und die Bereitschaft, in herausfordernder
Zeit eine gute Lösung für alle erarbeiten
zu wollen. … ein Miteinander statt eines Gegeneinander.
Aus anderen Kölner Gemeinden wurde mir von
Zwietracht und einem Gegeneinander im Zusammenfindungsprozess
berichtet, und ich freue mich, dass es
hier bislang anders war.
A.H.: Weiss nicht so recht, aktuell ist ja noch alles am
Anfang. Mal sehen, wie sich das entwickelt. Ich war
am Anfang eher materialistisch gepolt, da ich dachte,
was haben die anderen, was wir auch gut gebrauchen
können.
Jetzt ist ja bald Weihnachten. Was würden Sie sich
denn – in Bezug auf ihre verantwortungsvolle Arbeit
in ihrer Gemeinde – wünschen?
A.S.: Dass wir so weitermachen wie wir begonnen haben.
Aufeinander zugehen – dem Anderen zuhören – mit Vertrauen,
dass „anders“ auch „gut“ sein kann – und so miteinander
die bestmögliche Lösung für beide Gemeinden
finden – das wünsche ich mir und uns für die Zukunft.
A.H.: Ordentlich Segen von Oben, und damit meine
ich von „ganz“ oben, nicht ein Abnicken oder gutmütiges
Wohlwollen von unserem Oberlehrer. Ach ja,
und dann noch für mich das rote Feuerwehrauto, was
ich Weihnachten 1970 nicht bekommen habe. Wie
lange soll das denn noch dauern?
Frau Schultz Herr Heilmann, herzlichen Dank, dass
Sie uns einen Einblick in ihre Gedanken und Ihre
Arbeit zum aktuellen Thema #ZusammenFinden
gewährt haben.
Dieses Interview führte Reinhard Linke
UNSERE NEUE PASTORALASSISTENTIN
STELLT SICH VOR ...
Hallo! Mein Name ist Carola Nussbaum, ich bin 29 Jahre
alt und seit September 2022 als Pastoralassistentin bei
Ihnen in der Pfarrgemeinde St. Clemens und Mauritius
eingesetzt. Aber wie kommt es eigentlich, dass eine
junge Frau wie ich heute für Kirche arbeiten will?
Tatsächlich habe ich bereits als Jugendliche begonnen,
Feuer für Gott zu fangen. Einen zentralen Schlüsselmoment
in meiner Glaubensbiographie erlebte ich mit
17 Jahren bei einem Auslandsaufenthalt in Chile, als
ich fern der Heimat die Erfahrung machte, dass die
Beziehung zu Gott die eine Konstante ist, die mich trägt,
wenn alles andere wegbricht. Ein weiterer Schlüsselmoment
war eine Reise zum Weltjugendtag nach
Madrid, wo ich mich anstecken ließ von der Freude des
Glaubens. In meinem Herzen entstand eine „Sehnsucht
nach mehr“. So entschloss ich mich nach dem Abitur
9 Monate in einer internationalen Akademie für Musik
und Evangelisation zu verbringen, um Gott und den
christlichen Glauben besser kennenzulernen.
Im Anschluss an dieses Jahr entschied ich mich
schließlich, das Theologiestudium an der Universität
Bonn aufzunehmen. Doch auch die Psychologie, die
mich stets sehr interessiert hatte, ließ mich nicht los,
sodass ich in der Mitte meines Studiums begann,
zusätzlich eine vierjährige Weiterbildung in psychologischer
Beratung in Osnabrück zu absolvieren.
Mein Herz brennt für die Menschen und für Gott,
von dem ich zutiefst glaube, dass er kein ferner Gott,
sondern wirklich ein lebendiger Gott mitten unter den
Menschen ist, der all unsere Freude, Hoffnung, Sehnsucht,
aber auch unser Leid kennt, der mit uns mitfühlt,
uns durch schwierige Zeiten hindurchträgt und der uns
Zukunft und Hoffnung schenkt. Dieser Gott und Seine
Botschaft haben mich begeistert, für sie möchte ich
meine Zeit investieren – deswegen bin ich hier!
Ich freue mich, Sie kennenzulernen und mit Ihnen
gemeinsam weiter nach diesem unglaublich faszinierenden
Gott zu suchen!
Ihre Carola Nussbaum
UNSER NEUER KAPLAN STELLT SICH VOR …
„Hin und wieder zurück“ – so lautet der Titel von
Bilbo Beutlins Buch in dem Fantasy Epos von J.R.R.
Tolkien Der Herr Der Ringe. Dort beschreibt der
Hobbit Bilbo Beutlin, wie er sein heimeliges Zuhause
verlässt, zu großen Abenteuern aufbricht, um am
Ende der Geschichte wieder die Reise nach Hause
anzutreten. Auch wenn ich in den letzten Jahren kein
großes Abenteuer bewältigen musste, so kam mir
dieser Titel in den Sinn, als ich erfahren habe, dass
ich Kaplan bei Ihnen in St. Clemens und Mauritius
werden darf. Schon bis 2018 war ich für meine
Ausbildung in in Köln-Longerich unterwegs. Anschließend
ging es für vier Jahren nach Düsseldorf in die
Stadtteile Derendorf und Pempelfort. Das waren für
mich wichtige und gute Jahre. Die Zeit in Düsseldorf
hat mir, dessen Bezugsstadt immer Köln gewesen ist,
den Horizont sehr erweitert und mich dort wunderbare
Erfahrungen sammeln lassen.
Nun also darf ich wieder zurück nach Köln und das,
ohne die Rheinseite zu wechseln. Auch wenn ich in
Bonn geboren wurde, ist es auch die Rheinseite, auf der
ich meine Kinder- und Jugendzeit verbrachte. Diese,
meine Heimat, liegt in Windeck an der Sieg, eine ländliche
und beschauliche Gemeinde am Rande des Rheinlands.
Von dort habe ich mich nach dem Abitur zum
Studium nach Bonn und München aufgemacht. Nach
dem Studium wurde ich 2017 während meiner Ausbildungszeit
in Köln-Longerich zum Priester geweiht.
Ich freue mich auf die Zeit hier bei Ihnen in Mülheim,
Buchheim und Buchforst und möchte hier gerne
auch ein wenig von dem zeigen, was mich selbst
begeistert: Eine Kirche, die trotz all der Widrigkeiten
und berechtigen Anfragen, für diesen Jesus steht, für
den das Wort „Ausgrenzung“ ein Fremdwort ist. Eine
Kirche, deren Eckpfeiler nicht aus Geboten und Verboten,
sondern aus Offenheit und Toleranz besteht.
Vielleicht muss dafür so Manches anders gedacht
werden. Aber ich freue mich, diesen Pfad gemeinsam
mit Ihnen zu bestreiten.
Es grüßt Sie herzlich – Michael Schmitt
8 9
MENSCHEN IM VEEDEL
Urbane
Leinwand
SEILEISE – STREETART IM VEEDEL
SeiLeise ist ein Kölner Street Art-Künstler. Mit seinen farbenfrohen Paste-Ups hat er dem
Grau der Großstädte den Kampf angesagt und kommentiert das aktuelle Zeitgeschehen;
teils spielerisch, teils mit explizit sozialkritischem Bezug. Gleichzeitig gilt seiLeise als
Pionier des Reverse Graffiti.
Alte Gemäuer, Industriebrache,
historische Orte, atmosphärische
Inseln mitten im lauten Treiben
der Stadt. Ein aufmerksamer
Blick, die Freude am Entdecken.
Was bedeutet Streetart für dich?
Streetart beschreibt für mich eine
Ausdrucksform im öffentlichen
Kontext. Streetart bietet die
Möglichkeit, den Aufmerksamkeitsscherpunkt
im öffentlichen
Raum zu verschieben, Räume zu
erschließen, aufzuwerten, oder
auch zu diskreditieren.
Da Streetart nach meiner Interpretation
unautorisiert stattfindet,
was mich als Urheber zur
einzigen Istanz macht, bedeutet
es für mich, frei und unabhängig
von Instititionen oder sonstigen
Beschränkungen (abgesehen von
meinen persönlichen Moralvorstellungen)
agieren zu können.
Aus der urbanen Mauer als
Untergrund wächst ein Motiv,
Schritt für Schritt nimmt es immer
mehr Gestalt an – es wächst
und zeigt sich dem Auge des Betrachters.
Erzähl uns ein wenig
zu diesen Arbeiten aus deinem
Portfolio …
Den Urbanen Raum als Leinwand
habe ich über die Reverse Graffiti
Technik für mich entdeckt.
Reverse Graffitis werden durch
Anwendung von Schablonen, so
wie Sandstrahlern oder Wasser-
Hochdruckreiniger geschaffen.
Die Technik zeichnet sich besonders
dadurch aus, dass Bilder nicht
durch den Auftrag von Farbe,
sondern durch partielle Entfernung
von Verschmutzungen auf
verunreinigten Wänden entstehen.
Nach meinem Empfinden fügen
sich diese sehr reduzierten Bilder
entsprechned dem Urbanen
Kontext ein, dass sie fast aus der
Warnehmung eines vorbei streifenden
Passanten verschwinden.
Da die Bilder auf Verunreigungen
angewiesen sind, finden die
Arbeiten fast ausschließlich an
unbeachteten Orten statt, denen
so ein Sinn und Aufmerksamkeit
geschenkt werden, die ihnen vorher
nicht zuteil wurden.
Reverse Graffiti beschreibt dabei
nur einen Aspekt meiner Arbeit.
Neue Bauten, neue Wohnungen,
neue Menschen – unsere Veedel
wächst – unser Veedel verändert
sich. Was magst du besonders
und wie verbindet deine Streetarttour
die Veedel miteinander?
Ich freue mich, verbunden mit
einer Erwartungshaltung an die
Zukunft zu beobachten, dass Mülheim
einen Wandel erfährt.
Während kulturelles Leben aus
vielen gentrifizierten Stadtteilen
abwandert, besteht im sich anbahnenden
Prozess, mit etwas Engagement
die Möglickeit, den Weg mit
zu gestalten.
Die Streetart-Tour ist als kulturelles
Angebot zu Beginn der Pandemie
geschaffen worden und erfreut
bisweilen nicht nur Mülheimer
Mitbürger, sondern nun in erster
Linie Menschen, für die Mülheim
ein unbekannter Stattteil abseits
der etablierten Touristenrouten
ist.
Dabei muss sich dieses geschichtsträchtige
und vielseitige Viertel
nicht verstecken, nicht selten
erreicht mich das Feedback, dass
Besucher vor allem ein Viertel für
sich neu entdeckt haben, das für sie
vorher volkommen unbekannt war.
Unter dieser Prämisse ist die
Streetart-Tour nicht nur gut für
das Viertel und mich, sondern
das Viertel vor allem gut für die
Bildersuche.
Ich bedanke mich herzlich für das
Gespräch.
Dieses Interview führte
Silke Grimm
"SEILEISE"
TIM OSSEGE
"Ich bin freischaffender Künstler,
arbeite unter dem Namen
seiLeise und bin ein überzeugter
Teil Mülheims.
Durch die Charakeristik der
Streetart fühle ich mich mit
Mülheim nicht nur verbunden,
der Stadtteil ist unter anderem
auch meine Leinwand."
STREETART-TOUR –
EIN RECHTSRHEINISCHER
SPAZIERGANG
Wer sich die neusten Arbeiten
aus dem SeiLeise-Portfolio
anschauen möchte, findet
hier weitere Informationen zur
Streeetart-Tour:
www.seileise.com/guide
Die Redaktions wünscht
viel Freude
10 11
THEMA
ZEIT ZUM NAC HDENKEN
WACHSEN – WAS VERBINDEN SIE DAMIT?
„Wachsen hat viele Dimensionen, von Katzen über einen Friedhof bis Brasilien, von
Sakramenten bis zu Menschen gibt es viele Möglichkeiten, über das Thema nachzudenken.
Wir haben einige Menschen dazu befragt, lassen Sie sich von den Antworten überraschen!“
M. ALLISAT
KÖLN-MÜLHEIM
A. YILDIRIM
KÖLN-BUCHFORST
P. H. WEIERSTRASS
KÖLN-MÜLHEIM
M. LAUTER
KÖLN-MÜLHEIM
H. THIEMANN
KÖLN-MÜLHEIM
C. ANIOL
KÖLN-DÜNNWALD
H.J. STENDENBACH
MUDERSBACH
E. VON STÜLPNAGEL
KÖLN-EHRENFELD
Wachsen im Glauben
ist mir wichtig. Vor zehn
Jahren bin ich in Sankt
Pantaleon in die katholische
Kirche aufgenommen
worden und erlebe seitdem
ein stetiges Wachsen im
Glauben durch Begegnungen
mit Menschen, die für
mich wegweisend sind.
Besonders das Sakrament
der Beichte schafft Raum
für das Loslassen von alten
Gewohnheiten, Raum für
Wachstum!
Seit fast 28 Jahren arbeite
ich nun schon auf diesem
Friedhof in der Sonderburger
Straße. Ich kenne fast
alle Pflanzen hier. Ich mag
es, sie über das ganze Jahr
hinweg zu beobachten.
Eine meiner Lieblingspflanzen
heißt Akuba – dies ist
eine buchsartige Pfanze,
die über das Jahr verteilt
nur ein wenig wächst. Im
Sommer wie im Winter
behält sie ihr leuchtendes
Grün, dies finde ich sehr
schön.
Wird unsere Kirche wieder
wachsen? Eine Antwort fand
ich in einem Pfarrbrief: „Der
Mangel an Gläubigen, Geld
und Personal zwingt uns zu
gewaltigen Veränderungen!“
Unterschrift: Hirtenwort aus
dem Jahr 1871. Seither bin
ich, mit einem Blick in die Kirchengeschichte
der letzten
150 Jahre, überzeugt, dass
auch wir wieder ein neues
Wachstum erleben werden
– Zeitpunkt leider unklar.
So wie mein Ordensgründer
Johannes Bosco glaube ich,
dass Vertrauen auf Gottes
Wirken und die Fürsprache
Mariens, Helferin der
Christen, uns die wichtigen
Ideen für die Gestaltung der
Zukunft schenken werden.
Als Ende 2018 eine
angst-aggressive Katze
namens Feli bei mir einzog,
lernte ich schnell, dass
Zwischenfälle bei ihr zu
Erschrecken und Panik und
Angriffen führen konnten
und es dann Tage dauerte,
bis Feli wieder zur Ruhe
kam. Inzwischen haben wir
beide dazugelernt, ich kann
mit meinen eigenen Stimmungen
besser umgehen,
und Feli ist viel gelassener
geworden, wir sind also
beide gewachsen. Wenn
wir uns auf Tiere einlassen,
dann bietet es die Chance,
gegenseitiges Vertrauen zu
lernen bzw. zu fördern.
Als Priester erlebe und
begleite ich das Wachsen
und Erwachsenwerden der
Menschen, ganz besonders
in den prägenden
Lebensphasen. In den
Sakramenten von Taufe,
Erstkommunion, Firmung
und Heirat zeigt sich die
Begleitung Gottes auf
unserem Lebensweg, er
hilft uns, im Leben und im
Glauben zu wachsen. Dies
gilt auch, wenn wir am
Ende dieses Lebens über
unser Dasein hinaus auf
Gott selbst hin wachsen
und damit das Ziel allen
Wachsens erreichen.
Wachsen bedeutet für
mich, meinen drei Kindern
beim Wachsen zusehen
zu dürfen und meinen Teil
bestmöglich dazu beizutragen.
Außerdem bedeutet
wachsen für mich, Herausforderungen
und Aufgaben,
wie die Bachelorarbeit
meines Soziale Arbeit
Studiums, anzugehen und
zu versuchen sie zu meistern.
Jede Erfahrung, jeder
Mensch, den ich kennenlernen
durfte, ließ meine
Persönlichkeit wachsen
und machte mich zu der
Frau, die ich jetzt bin.
Ich wandere durch den Laubwald
und bemerke überall
das Sterben. Blätter fallen zu
Boden, Blumen und Gräser
verwelken, verfaulen, Bäume
fallen um und verrotten.
Insekten und Vögel ziehen
sich zurück. Ich spüre in mich
hinein. Was passiert wirklich
um mich herum? Ich schaue,
höre und fühle noch einmal
neu. In den abgestorbenen
Bäumen und Baumstämmen
leben Maden, Würmer, Käfer.
Es entsteht neues Leben, sie
wachsen und verbreiten sich,
bereit für ein neues Leben.
So viel Wachstum um mich
herum, ich muß es nur erkennen.
Frohgelaunt wandere ich
weiter, genieße den Wald.
Das Thema wachsen
verbindet mich sehr mit
meiner Kindheit. Ich bin
auf einer Farm in Brasilien
aufgewachsen, und dies
hat mich sehr geprägt. Die
Natur war für mich immer
die Orientierung für mein
Leben. Sie hat mich viel
gelehrt, und ich bin durch
sie gewachsen. Alles was
mich heute ausmacht ist
mit der Natur verbunden.
Ich liebe es, mit den Händen
in der Erde zu graben,
Bmx-Trails zu buddeln oder
Pflanzen in den Boden zu
setzen. Das ist mein Leben.
12 13
THEMA
„Wachsen neu denken oder warum Veränderung auch Chance bedeutet.“
Liebe Leserinnen, liebe Leser, wenn Sie vor einiger
Zeit eine Zeitschrift mit dem Thema „Wachsen“ in
Händen gehalten hätten, dann wären Ihnen vielleicht
Gedanken an Pflanzen und Gärten gekommen. Mittlerweile
wächst so Einiges, und leider handelt es sich
dabei nicht nur um Bäume oder Gemüse.
Es wächst die Angst vor Krieg, Energieknappheit,
Inflation, Krankheit und Klimawandel; alles Ängste,
die ja nicht einer wilden Fantasie entspringen,
sondern sehr reale Ursachen haben. Bei allem
Gottvertrauen wäre es zu einfach, nach dem Motto
„Der liebe Gott wird es schon richten“ zu leben, wir
sollten schon genauer hinschauen, wie die Situation
tatsächlich ist und was wir tun können.
Lassen Sie mich mit einem Beispiel beginnen: Das
Erzbistum Köln hat allen Gemeinden empfohlen, in
diesem Winter die Kirchen nicht zu heizen. Unsere
Pfarrei kann es sich auch schlicht nicht leisten, alle
Kirchen warm zu halten. Das ist zwar ärgerlich,
aber nicht zu ändern, also müssen wir mit der
Situation umgehen. Als zelebrierender Priester bin
ich bei der Messe aktiv, also nicht sonderlich von
der Kälte betroffen, ganz anders sieht das bei den
Gottesdienstteilnehmer*innen aus, die weitgehend
stillsitzen bzw. -stehen. Vielleicht ist es sinnvoll,
neben dem warmen Mantel auch eine Decke für die
Beine mitzubringen, vielleicht sind auch Handschuhe
während der Messe eine gute Idee, vielleicht finden
Sie Taschenwärmer für Sie passender. Ich habe mir
erlaubt, für St. Mauritius in diesem Winter mit der
Tradition zu brechen, dass Männer in der Kirche
keine Kopfbedeckung tragen; gerade, wenn die Haarpracht
nachlässt, kann eine Mütze sehr hilfreich sein.
Wir können nicht die große Politik zum Frieden
bewegen, wir können nicht die Probleme dieses
Landes lösen, aber wir können mit den Herausforderungen
umgehen, und wir können versuchen, daran
zu wachsen.
Wenn – wie ich in den letzten Tagen höre bzw. lese
– Familien wählen müssen, ob sie heizen oder essen,
wenn insbesondere ältere Menschen fürchten, dass sie
ihr Haus bzw. ihre Wohnung verkaufen müssen, weil
sie die Gasrechnung nicht bezahlen können, dann ist
das empörend, und der Ruf nach dem Staat (also den
Steuerzahlern) liegt nahe. Vielleicht müssen wir aber
auch Wege finden, mit der Situation umzugehen?
Vielleicht müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass
viele Gewissheiten ins Wanken geraten, vielleicht
müssen wir uns gezwungenermaßen ganz neu orientieren?
Vielleicht müssen wir unsere Erwartungen
und Perspektiven, unsere Pläne und Hoffnungen
überdenken? Kann Wachsen vielleicht auch bedeuten,
sich einer unangenehmen Realität zu stellen?
Auch hier zwei Beispiele:
Seit einiger Zeit erwecken sog. „Tiny Houses“ (sehr
kleine, oft transportable Häuser) großes Interesse.
Zunächst ging es wohl eher um Konsumverzicht,
vielleicht auch um eine gewisse Unabhängigkeit, aber
auch um die Besinnung auf das Wesentliche. Das sehr
sparsame Raumangebot zwingt zur Beschränkung
auf das wirklich Notwendige und die Preisgestaltung
lässt den Traum vom eigenen (sehr kleines) Haus
vielleicht realistischer werden. Kann Wachsen vielleicht
auch kleiner werden bedeuten?
Auch die Idee des Selbermachens findet immer mehr
Freunde. Vom Schneidern über das Einkochen bis
zum Seifesieden spannt sich ein kaum überschaubarer
Bogen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Vom
Spaß an der Sache über den Wunsch nach naturnahen
Produkten bis zur notwendigen Sparsamkeit.
Hinzu kommt die Diskussion mit Gleichgesinnten,
der Austausch von erprobten Ideen und einfach neuen
Sozialkontakten. Kann Wachsen auch bedeuten,
die eigenen Talente und Fähigkeiten (neu) zu entdecken
und zu nutzen?
Wenn Sie – wie ich – einer Generation angehören,
für die der Atomkrieg ein durchaus realistisches
Szenario war, dann erinnern Sie sich bestimmt,
wie der Großteil der Menschen mit der Bedrohung
umgegangen ist. Wir sind zur Schule oder zur Arbeit
gegangen, haben gefeiert und getrauert, alles mit dem
Wissen um die Sirenensignale, die bei einem ABC-
Alarm ausgelöst würden. Vielleicht war es zum Teil
Ignoranz, vielleicht war es aber auch zum Teil Stärke
im Angesicht einer überwältigenden Bedrohung, die
uns leben, lachen und lieben ließ.
Ein anderes „altbekanntes“ Thema, das heute aktueller
denn je ist: Globaler Temperaturanstieg, schmelzendes
Polareis, immer mehr Kohlendioxid in der
Atmosphäre – die Klimakrise lässt sich anhand vieler
besorgniserregender Daten beschreiben. Schlagzeilen
wie „Ganze Regionen der Erde könnten laut einem
UN-Bericht in wenigen Jahrzehnten unbewohnbar
sein, sollten die Folgen des Klimawandels nicht
abgemildert werden. Bis Ende des Jahrhunderts
werde Hitze demnach so viele Tote fordern wie
Krebs.“ machen Angst. Hitze, Flutkatastrophen,
Umweltverschmutzung, vom Aussterben bedrohte
Tiere. Erschreckend – besorgniserregend – ökologische
Krisenstimmung – oder ist sie doch irgendwie
schon „Normalität“? Haben wir uns an das Thema
gewöhnt? Berührt das Thema noch? Wenn ich überlege,
wo ich zuletzt über die Schönheit der Natur
gestaunt habe, fallen mir imposante Sonnenaufgangsoder
Untergangsszenen, die kreative filigrane Schönheit
einer Blume oder aber auch majestätische Bergkulissen
ein, wo Kuhglockengebimmel, summende
Bienen, aber auch steile gefährliche Abhänge den
Atem rauben. Und es gibt noch so viel mehr Staunenswertes
auf unserem Planeten Erde. Wir kennen
sie alle: diese Naturmomente voller Staunen. Aber
dann gibt es auch die anderen Momente: Beispielsweise
war ich dieses Jahr erschüttert, als die Bäume
bereits im Sommer ihre Blätter verloren. Doch was
auf den ersten Moment erschrecken mag, entpuppt
sich auf den zweiten Blick als eine sehr clevere Überlebenstaktik:
Aufgrund der Hitze und des Wassermangels
ergreifen die Bäume Schutzmaßnahmen,
indem sie sich von ihrem Blattwerk trennen, um ihre
Ressourcen zu schonen. Die Bäume haben sich also
in dieser Krisenzeit der Hitze und des Wassermangels
angepasst und eine Überlebensstrategie gefunden.
„Kann Wachsen auch bedeuten,
die eigenen Talente und
Fähigkeiten (neu)
zu entdecken und zu nutzen?“
Kann Krise also auch Chance sein, etwas Neues zu
lernen? Fest steht: Die alten Strukturen ökologischen
Handelns sind nicht zukunftstauglich. Unser Planet
Erde brennt. Dieser Status Quo darf uns nicht kalt
lassen, wenn wir ihn lieben und das Staunenswerte
schützen wollen. Es braucht Veränderung!
Welche Impulse und Töne bringt nun eigentlich der
christliche Glaube in diese etwas depressive Stimmung
zu Ökologie und Klimawandel ein? Kann sich
die Molltonlage wieder in Dur verwandeln? Haben
wir noch Grund zu hoffen?
Im letzten Buch der Bibel, im Buch der Offenbarung,
heißt es: „Dann sah ich einen neuen Himmel
und eine neue Erde […] Er, der auf dem Thron saß,
sprach: Seht, ich mache alles neu.“ (Offb. 21,1.5.6).
Gott macht alles neu? Hier geht es nicht um magisches
14 15
THEMA
Denken und das Schwingen eines Zauberstabs. Doch
wie kann Gott verheißen, dass er alles neu macht?
Gott als der Schöpfer aller Dinge hat seine Schöpfung
mit Freiheit und Eigenkausalität ausgestattet. Und
Gott verbeugt sich vor der Freiheit des Menschen.
Gott handelt nicht an uns, ohne unser Mittun oder
ohne unser Ja. Doch der Dialog mit unserem Schöpfer
kann zum Katalysator für neues Leben, neues Denken
und Handeln werden. „Lasst euch verwandeln, durch
die Erneuerung des Denkens“ heißt es im Römerbrief
(Röm, 12,2). Äußerlich sichtbares Handeln ist stets
Ausdruck von innerer Einstellung. Alles Äußere ist
also Ausdruck von Innerem. Zunächst kommt es also
auf das „Innen“ auf das „Denken“ an.
Wie wird das Denken erneuert? Es braucht einen Impuls,
der mich irritiert, der etwas in mir in Bewegung
bringt und verändert, wie beispielsweise den Moment,
in dem ich erschüttert bin, dass die Bäume im
Hochsommer ihre Blätter verlieren. Einen Moment,
in dem ich mich wirklich anrühren und berühren
lasse. Auch Krisen können solche Ausgangsimpulse
für Veränderung und Verwandlung darstellen,
wenn auch in der Regel zunächst eher unliebsamer
Art. Doch schließlich kann Krise zur Chance für
eine Neuorientierung, für eine Erneuerung des
Denkens werden. Vielleicht beginne ich, nachdem
ich die trockenen Wiesen und herbstlichen Bäume
im Hochsommer mit Erschrecken wahrgenommen
habe, sparsamer mit Wasser umzugehen. Vielleicht
beginne ich angesichts der steigenden Preise mein
Konsumverhalten zu überprüfen, erlange eine neue
Wertschätzung für das, was ich einkaufe. Vielleicht
lerne ich mit weniger zufrieden zu sein und das, was
ich habe, wieder neu zu „genießen“ und zu „verkosten“.
Wenn wir angeregt durch eine Krisenerfahrung
unser Denken erneuern und davon ausgehend unser
Handeln verändern, kann sich eine neue Kultur etablieren.
Wir können beispielsweise wieder neu eine
Kultur der Dankbarkeit und des wertschätzenden
Konsumverhaltens einüben, bspw. auf eine klimaschonende
und energiesparende Lebensweise achten,
regionale und saisonale Lebensmittel nutzen. Durch
unseren kleinen Beitrag können wir Verantwortung
übernehmen und so mit und an der Krise wachsen.
Neues Denken – neues Handeln, damit „alles neu“
werden kann. Lassen wir uns innerlich erneuern und
staunen wir über die „Wunder neuen Lebens“ aus der
Krise heraus: Denn selbst nach einem zerstörerischen
Waldbrand kann sich der Wald wieder regenerieren –
es braucht nur viel Zeit und Geduld!
Jeder von uns steht an einem anderen Ort, hat
einen anderen Beruf, andere Gaben und Talente.
Wir können nur einen kleinen Beitrag leisten, aber
diesen Beitrag kann uns keiner abnehmen, hier sind
wir unvertretbar und können wiederum andere
„anstecken“ wie eine Greta Thunberg, die Bewegung
„fridays for future“, die aus dem Boden sprießenden
„Unverpackt“-Läden, um nur ein paar hoffnungsvolle
Beispiele zu nennen.
Übernehmen wir also Verantwortung in dem
Bereich, der uns anvertraut ist, erneuern wir unser
Denken und unser Handeln, wachsen wir an Herausforderungen
und Krisen und stecken wir einander
mit Hoffnung und Zuversicht an! Dann kann mit
der Zeit wirklich „alles neu“ werden!
Text: Carola Nussbaum und Thomas Lüersmann
CAROLA NUSSBAUM, geboren 1993, ist Theologin,
psychologische Beraterin und seit September 2022 Pastoralassistentin
in St. Clemens und Mauritius.
THOMAS LÜERSMANN SDB, geboren 1964, Theologe,
Sozialpädagoge und Philosoph, ist seit 2019 als
Pfarrvikar Mitglied des Pastoralteams.
Jetzt mag man vielleicht fragen – aber was bringt es,
wenn einer oder zwei sich verändern, ihr Denken
und Handeln erneuern? Sie können immer noch
nicht die Welt retten.
16 17
BILDSTRECKE
WACHSEN
Wenn wir über Wachstum sprechen, kommen jedem von uns wahrscheinlich ganz
unterschiedliche Bilder in den Sinn. Ein paar Begriffe, die quasi auf der Hand liegen:
Wirtschaftswachstum, Kinder wachsen zu Erwachsenen heran, Pflanzen wachsen,
Sorgen, Nöte und (Zukunfts-)Ängste wachsen, und in naher Zukunft wächst wohl unsere
Kirchengemeinde. Unsere Gesellschaft ist auf Wachstum ausgelegt, und dieses kommt
derzeit durch die aktuellen politischen Verwerfungen an seine Grenzen, dabei hatten wir
uns so schön an das Wohlstandswachstum gewöhnt. Das Wissen der Menschheit wächst
rasant, nur manchmal scheint es so, als könnten wir nicht wirklich etwas damit anfangen.
Was aber ist uns persönlich wichtig, was soll wachsen?
Das Sparkonto, das Vermögen, die Größe des
Autos, die eigene Familie, die Anzahl der Freunde,
unser Glaube, um nur einige Begriffe zu nennen?
Der oder die eine oder andere ”hört das Gras wachsen”,
wenn es sich um kommende Ereignisse handelt.
Manchmal wachsen wir auch über uns hinaus, wenn
es der sportliche Ehrgeiz erfordert oder auch eine
schwierige Lebenssituation. Ideen reifen in uns und
wachsen zu konkreten Projekten heran. Veränderungen
fordern uns heraus zu wachsen. Dazu das
folgende Zitat: „Veränderungen. Wir mögen sie
nicht. Wir haben Angst davor. Aber wir können sie
nicht aufhalten. Entweder passen wir uns den Veränderungen
an oder wir bleiben zurück. Es tut weh zu
wachsen. Wer sagt, er wäre nicht so, der lügt. Aber
die Wahrheit ist, je mehr sich Dinge verändern, umso
mehr gleichen sie sich. Und manchmal - manchmal
ist Veränderung etwas Gutes. Und manchmal ist
Veränderung alles.” (Meredith Grey)
Ab und zu ist es für uns hilfreich, inne zu halten und
die eigene Haltung zu ”Wachstum” zu reflektieren. Was
ist uns wichtig, und setzen wir die richtigen Prioritäten?
Lassen sie sich von den Bildern gefangen nehmen
und vielleicht inspirieren, um den Begriff ”wachsen”
in seiner Vielfalt wahrzunehmen.
Text: Reinhard Linke
18 19
BILDSTRECKE
20 21
BUCHVORSTELLUNGEN
ZEIT ZUM LES EN
Sie können die von uns
vorgestellten Bücher
in unserer kath. Bücherei
ausleihen.
VIEL FREUDE.
Ein Kind wächst. Ein Erwachsener auch. Wenn er gut ist, wächst er über sich hinaus. Ein
Unternehmen wächst; eine Idee auch. Familien, aber auch Dinge und Glieder wachsen
zusammen. Die Wirtschaft sucht permanentes Wachstum. Eine Bibliothek wächst mit
der Anzahl der Bücher, die wir in sie hineinstellen. Bücher, die von all diesem Wachsen
handeln. Etwa jenes der Katalanin "Die Zeit, die vor uns liegt". Es thematisiert die kurze
verbleibende Zukunft, die die Helden für ein Zusammenwachsen nutzen sollten. Ein
Kinderbuch zeigt, wie man auch etwas angeblich Verhasstes lieben lernt durch ein Hineinwachsen.
– Notwendige Grenzen des Wachstums zeigt uns der US-Psychologe Kenneth
J. Gergen. Schon Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhundert warnte er vor Übersättigung.
Wie nachhaltiges Wachstum geht bzw. gehen sollte, lehrt uns spielerisch das Gesellschaftsspiel
Arche Nova. Viel Spass! (BdC)
MATTHIAS WIGGE:
ARCHE NOVA
BRETTSPIEL
Feuerland, 64,90 €
MARIA BARBAL:
DIE ZEIT,
DIE VOR UNS LIEGT.
P. Randomhouse, 22,00 €
EOIN COLFER:
TIM & DAS GEHEIMNIS
VON KNOLLE MURPHY
Gulliver Verlag, 6,95 €
BETTINA DE COSNAC:
DIE ZWEI VON
SCHLOSS EHRENHERZ
Ehrenherz, 10,00 €
KENNETH J. GERGEN:
DAS ÜBERSÄTTIGTE
SELBST.
gebraucht, ca. 3,00 €
Wachstum ist eine zweischneidige
Angelegenheit,
so wichtig die Expansion
im Hinblick auf persönliches
Wachstum, Reife,
Charakterbildung und auf
der anderen Seite auch zur
Sicherung von Wohlstand
und materiellem Reichtum
ist, so sehr stoßen wir
mit unserem ständigen
Steigerungsstreben an
die Grenzen der Machbarkeit,
der Natur und auch
unserer persönlichen
Identität. Dieses Dilemma
beschrieb bereits 1991 der
amerikanische Psychologe
Kenneth Gergen und führt
plastische Beispiele an,
die, ob ihrer besonderen
Nachvollziehbarkeit, bis
heute oft zitiert werden. So
weist er auf die extreme
Zunahme an persönlichen
Gütern, die Vermehrung
von Beziehungen, die
exponenziell angestiegene
Anzahl an Präsenzen unterschiedlicher
Menschen im
Bewusstsein des Individuums
hin. Über Zeitungsmeldungen,
TV, Werbung,
Bücher etc. werden wir
heute mittelbar an einem
Tag mit mehr unterschiedlichen
Menschen konfrontiert
als ein mittelalterlicher
Mensch in seinem ganzen
Leben. „Das übersättigte
Selbst“ ist ein soziologischer
Klassiker, der früher
als viele andere Bücher des
Genres auf die Kehrseite
des Wachstums hinweist
und hat an Aktualität nicht
eingebüßt. (TL)
Y. KIM, N. YEN:
FLORA: A BOTANICAL
POP-UP BOOK
Jumping Jack PR, 29,95 €
Nach einem regelrechten
Boom in den frühen
2000er-Jahren sind
aufwendige Pop-Up-Bücher
selten geworden. Umso
mehr überrascht diese
außergewöhnliche Arbeit
von 2020 rund um das
Wachstum von Blumen.
Hier stimmt alles: perfektes
Paper-Engineering,
bezaubernde Illustrationen
und bewegliche Teile, die
die informativ-edukativen
Texte rund um das Werden
der Pflanzen so kaschieren,
dass der Genuss der
ausgefeilten Papierkunst
im Vordergrund bleibt. Den
beiden Autorinnen gelingt
hier ein nahezu perfektes
Spielbuch, in dem Frösche
auf Seerosen springen,
wenn an der richtigen Lasche
gezogen wird, Bienen
tummeln sich in ihrem
Stock, und farbenfrohe
Blüten öffnen sich beim
Aufklappen der einzelnen
Seiten. Nach langer
„Pop-Up-Dürre“ ein neues
Prachtstück für Kinder und
Sammler.
„Nach langer
„Pop-Up-Dürre“
ein neues Prachtstück
für Kinder
und Sammler“
Wie gehen wir mit unserem
Planeten und mit seiner
Flora und Fauna um? Welche
Schnittstellen zwischen
unseren wirtschaftlichen
Interessen und unseren
ökologischen Interessen gibt
es? Das sehr außergewöhnliche
Brettspiel „Arche Nova“
scheint auf den ersten Blick
nur dem wirtschaftlichen
Wachstum verschrieben
zu sein. So dreht sich alles
darum, im Rahmen eines
Aufbausimulationsspiels einen
Zoo zu gründen und zum
Erfolg zu führen. Doch dieses
angestrebte Wachstum kann
nur nachhaltig gelingen:
mit Hilfe von Vernetzung,
Wissen, Nachhaltigkeitsprogrammen
wie z. B. Nachzucht
und Auswilderungen,
so dass der Schutz bedrohter
Arten nicht aus dem Blick
verloren wird. Ein komplexes
Spiel mit vielen Informationen
und Denkanstößen, das
sowohl in der Spielerbranche
in kurzer Zeit zum Bestseller
avanciert ist, als auch von
der Kritik aktuell mit dem
Deutschen Spielepreis ausgezeichnet
wurde. (TL)
Zwei Protagonisten im
Seniorenalter. Elena und
Armand lernen sich im
Yoga-Kurs kennen. Aber
Platz für einen neuen Partner
scheint es in keinem
der beiden Leben zu geben.
Sie versuchen es dennoch.
Es ist ein Herantasten.
Eine Zukunft der kleinen
Schritte. Und ein schwieriger
Umgang mit der
Vergangenheit und dem
Verschweigen mancher Gegenwart.
Aber sie wachsen
an den Ansprüchen des
Anderen. Spaniens Bestsellerautorin
Maria Barbal, die
auch auf der Frankfurter
Buchmesse war, erzählt
ungeschminkt, sezierend
und doch einfühlsam. Ein
Stück Literatur, die einen
weiterbringt im Umgang
mit Gefühlen. Jenen
nuancierten Liebesgefühlen,
die Menschen bis ins
hohe Alter haben und leben
sollten, auch wenn das Zusammenwachsen
schwieriger
scheint. Der spanische
Originaltitel lautet einfach
und sprechend schön "Tandem".
(BdC)
Zur Strafe müssen Tim und
sein Bruder einen Teil der
Ferien in der Stadtbibliothek
verbringen, damit ihre
Eltern zur Ruhe kommen.
Es gibt für sie nichts
Schlimmeres: Sie hassen
lesen – und die fiese Bibliothekarin
gilt als Schreckschraube.
Doch Ende gut,
alles gut. Nach einigen
Hindernissen entdecken
sie coole Kinderbücher
und dürfen sogar, mit dem
Stempel der Knolle Murphy
versehen, in den Erwachsenenregalen
stöbern. Einmal
Leseratte, immer Leseratte!
Ire Eoin Colfer schreibt ein
kurzes, knackiges Buch
aus der Jungenperspektive.
Ab acht Jahre. Mit
zahlreichen schwarz-weiss
Abbildungen. (BdC)
Der kleine Otto wohnt in
einer Vorburg und alles
scheint prächtig: Tiere, ein
Hof zum Spielen so groß
wie zwei Fußballfelder, ein
Burggraben, um Papierschiffe
fahren zu lassen.
Was fehlt, sind jedoch
andere Kinder zum Spielen.
Dann lernt er Ottilia von
Ehre zu Ehre, kurz Otti
genannt, kennen. Sie ist
ganz schön frech und
mutig, und schon geht es
rund. Werden Otto und Otti
Freunde werden? Klar ist,
sie wachsen aneinander.
Ein Kinderbuch – vergnügt,
sensibel und ganz ohne
Mord und Scheidung. Mit
schwarz-weiss Illustrationen.
Ab 7 Jahren. (BdC)
Bezug über: schlossehrenherz@gmail.com
22 23
KULTUR
WURZELN
Im Gespräch mit Herrn Bach, Geschichtswerkstatt Köln-Mülheim
Herr Bach, wann und warum wurde die Geschichtswerkstatt
gegründet?
1994 jährte sich der große Bombenangriff auf Mülheim
am 28. Oktober 1944 zum 50. Mal. Aus diesem
Anlass organisierte der Kulturbunker an der Berliner
Straße zusammen mit zahlreichen Gruppen und
Künstlern eine große Ausstellung und Veranstaltungsreihe,
die sich mit diesem Jahrestag auseinandersetzten.
Getragen von der starken Resonanz dieser
Ausstellung in der Bevölkerung fand sich eine Gruppe
Interessierter, die beschloss, die Schätze, die zusammengekommen
waren, zu sammeln und auszuwerten.
Leider ist das Buch, in das sich zahlreiche Mülheimer
mit zum Teil bewegenden Beiträgen eingetragen
hatten, am letzten Tag gestohlen worden. Trotzdem
konnten viele Verbindungen lebendig gehalten werden
– und dadurch gibt es uns seit 1994.
Noch heute nutzen wir den Archivraum des Kulturbunkers
und „danken“ ihm das mit jährlichen Führungen
zum Tag des Denkmals und 2016 mit einer
ausführlichen Broschüre „Die Geschichte des Kulturbunkers“*.
Wie groß ist etwa der Kreis der Mitarbeiter und aus
welchen Berufen kommen diese?
Der Kreis der Aktiven blieb immer überschaubar, so
um die 5 – 8. Was uns immer wichtig war, wir waren
nie ein abgeschlossener Kreis und immer offen für Kooperationen,
die in sich überschneidenden Projekten
mitgearbeitet haben. So gibt es zur jüdischen Geschichte
eine rege Kooperation mit der jüdischen und
der evangelischen Gemeinde. Zu Fragen der Migration
kooperieren wir mit der VHS, der IG-Keupstraße, den
Initiativen dort und dem Sozialraummanagement, und
auch die Zusammenarbeit mit dem Kapellchen in der
Holsteinstraße hat zu gemeinsamen, auch vom Mülheimer
Literaturclub mitgetragenen Veranstaltungen
zu ganz unterschiedlichen Themen der Mülheimer
Geschichte geführt.
Dieses Interesse an unserer Arbeit und die Zusammenarbeit
mit so vielen Interessierten hat dazu beigetragen,
dass die Geschichte für uns ein äußerst lebendiges
Hobby geblieben ist – und uns, der wir aus den verschiedensten
Berufen kommen – keine/r ist gelernte/r
Historiker/in – über 28 Jahren immer mehr in die
Geschichte hat eintauchen lassen.
Was ist Ihr spezielles Anliegen bei dieser Arbeit?
Aus dem Anlass des Jahrestages der Bombardierung
Mülheims heraus stand am Anfang die Beschäftigung
mit der NS-Geschichte sehr stark im Vordergrund.
2009 waren wir dann eingebunden in ein Projekt des
Lokalen Aktionsplans Köln, das vom NS-Dokumentationszentrum
betreut wurde, was schließlich zu der
Kampagne „Mülheim entdeckt seine NS-Geschichte“
und den Broschüren „Köln-Mülheim in der NS-
Zeit“* und „Jüdisches Leben und Verfolgung in
Köln-Mülheim“* geführt hat. Schon damals war uns
wichtig, mit vielen, die diese Zeit noch erlebt hatten,
ins Gespräch zu kommen, was u. a. dazu geführt hat,
dass zum 60. Jahrestag der Bombardierung Mülheims
von einer Gruppe von ZeitzeugInnen selbst ein Filmbeitrag
produziert und eine Veranstaltung gestaltet
wurde. Dabei haben auch wir gelernt, dass die damals
Erwachsenen diese Zeit mit großen Sorgen und
Traumata erlebt haben, die zum Teil noch 50 Jahre
nachwirkten, sie z. B. keine Bombendetonationen in
Filmen mochten.
Diese enge Zusammenarbeit und die vielen Debatten
mit Mülheimer/innen aller Schattierungen haben
letztlich das Lebendige der Geschichtsarbeit ausgemacht
– und haben natürlich auch dazu beigetragen,
dass wir ein immer komplexeres Bild von der Geschichte
bekamen – und das, was wir vorzutragen
hatten, für die Leute immer interessanter wurde. So
versteht sich die Geschichtswerkstatt letztlich als eine
Art Superspreader für Mülheimer Geschichte.
Welche besonderen Projekte haben Sie bearbeitet?
2004, der 60. Jahrestag der Bombardierung war ja
bekanntlich auch das Jahr des Nagelbombenanschlags
auf die Keupstraße. Wie viele andere haben wir uns
ebenfalls nicht vorstellen können, dass es Leute aus
der Straße selbst sind, die mit Bombenlegern in
Verbindung stehen, wer wirft schon eine Bombe in
die eigene Straße, die ständigen Beschuldigungen und
Vorwürfe an die MigrantInnen und die Keupstraße
sind aber auch an uns nicht spurlos vorüber gegangen.
Wir haben nicht die Nähe zur Straße und den Leuten
gesucht. Wir waren, im schlechtesten Sinne, „distanziert“
und haben die Opfer allein gelassen. Um so
größer war das schlechte Gewissen, als 2011 offiziell
bekannt wurde, was den Leuten in der Keupstraße
schon von Anfang an klar war, es waren Rassisten und
rechte Terroristen. Von da war unsere Arbeit sehr
stark von dem Thema Migrationsgeschichte Mülheims
und Rassismus bestimmt. Eine unserer Freundinnen
hat damals Interviews mit Anwohnern der Keupstraße
gemacht, die wir 2016 in einer Broschüre „Die Keupstraße
– Geschichte und Geschichten“* veröffentlicht
haben. Auch in unseren Führungen und Stadtteilspaziergängen
durch Mülheim war es in den nächsten Jahren
das meist nachgefragte Thema. Wir kooperierten
mit dem Schauspiel Köln, bei den Führungen durch
die Keupstraße vor dem Stück „Die Lücke“, wurden
aber auch von Schulen und Universitäten angefragt
und beteiligten uns mit den Initiativen bei der Unterstützung
der Betroffenen.
2014, der hundertste Jahrestag der Eingemeindung der
selbständigen Stadt Mülheim in die Stadt Köln, belebte
noch einmal die kontroversen Diskussionen, wieweit
Mülheim durch die schlechte Behandlung durch
die Stadt Köln von einer wohlhabenden Stadt zu dem
geworden ist, als das es jetzt viele erleben. Die Diskussionen
und Veranstaltungen mündeten letztlich in die
80-seitige Broschüre »100 Jahre Köln-Mülheim«*.
24 25
KULTUR
Schon in unserem 1. Projekt zur NS-Geschichte
begannen wir, die jüdische Geschichte Mülheims
aufzuarbeiten. Einer von uns machte das zu seinem
Kernprojekt. Er erforschte in einem Gemeinschaftswerk
mit der jüdischen und evangelischen Gemeinde
den jüdischen Friedhof, was schließlich 2021 in die
zweite Broschüre mündete: „Die Jüdische Gemeinde
Köln Mülheims und ihr Friedhof“*.
Wie kommunizieren Sie mit der Öffentlichkeit?
Wir haben natürlich die oben zitierte Webseite, auf
der unsere Veröffentlichungen und aktuellen Ankündigungen
zu finden sind. Dadurch werden wir auch
viel angefragt. Unsere Hauptkommunikationsmittel
sind unsere Veranstaltungen und Führungen. Da
kommen wir mit den Leuten ins Gespräch, sehen, was
interessiert, bekommen Tipps, wo wir weiter „forschen“
können. Sie machen das Lebendige der Geschichtsarbeit
aus und bilden die Seele der „Geschichte
von unten.“
Geschichte ist ständig im Fluss. Wie sehen Sie
die Zukunft der Geschichtswerkstatt? „Werkstatt“
bedeutet sicher viel Detailarbeit und ständiges
Wachsen.
Das ist eine gute Frage! Geschichte hat keinen Anfang
und kein Ende. Man könnte als nächstes die Kelten
erforschen, von denen es ja zahlreiche Hügelgräber
im Mülheimer Umland gibt und sich fragen, welche
der 150 keltischen Völker durch „Mülheim“ emigriert
sind. Und nach jedem neuen Tag ist der Gestrige
Geschichte. Das verursacht bei HobbygeschichtsforscherInnen
schon mal eine gewisse Rastlosigkeit:
Das muss ich noch … und das muss ich noch. Man
lernt allerdings auch eine gewisse Bescheidenheit: Die
Geschichte ist so unübersehbar und so vielfältig, dass
jedes kleine Detail, was man aufdeckt oder entdeckt,
neue Perspektiven und Zusammenhänge eröffnet, wir
die längst vergangene Vergangenheit plötzlich in der
Gegenwart wiederfinden.
Wie unsere Zukunft aussieht? Die „Gründergeneration“
der Geschichtswerkstatt geht auf die 75. Bald
sind wir Geschichte. Wir denken, irgendjemand wird
schon dafür sorgen, dass die Geschichtswerkstatt nicht
selbst Geschichte wird.
Je mehr Ihre Leserschaft ihre eigenen geschichtlichen
Erfahrungen und Dokumente z. B. in Nachlässen, Fotos
oder bei Erkundigungen der Geschichtswerkstatt
evtl. auch zum Einscannen zur Verfügung stellt, um
so reichhaltiger wird das Bild von Mülheim und seiner
Geschichte weitergegeben.
Ich bedanke mich herzlich für das Gespräch.
Dieses Interview führte Helga Weiß
*Alle erwähnten Broschüren sind abrufbar auf der
Internetseite: www.geschichtswerkstatt-muelheim.
de/literatur/veröffentlichungen/
26 27
FAMILIE
WACHSTUM
Im Gespräch mit Familie Nickel, Mülheim
Familien sind ein Ort des Wachstums. Zunächst wächst die Familie durch die Geburt eines
oder mehrerer Kinder, und dann wachsen das Kind oder die Kinder heran, bis sie das
Zuhause irgendwann verlassen. Dann wächst die Familie möglicherweise durch die Geburt
von Enkelkindern und Ur-Enkeln. Eine andere Form des Wachstums ist, wenn Menschen
in Familien aufgenommen werden, zum Beispiel, um ihnen wegen Flucht und Vertreibung
ein Dach über dem Kopf zu gewähren. Aktuell erleben wir das recht intensiv mit
Menschen aus der Ukraine, die vor dem schrecklichen Krieg flüchten. Wir freuen uns, mit
einer Familie sprechen zu können, die genau diese Herausforderung angenommen hat.
Wie kam es zu der Idee, eine Flüchtlingsfamilie aus
der Ukraine aufzunehmen?
Während der Renovierung unseres Hauses im Jahre
2019 haben wir für Gäste das Dach mit einem neuen
Bad und Küche ausbauen lassen. Dann kam Corona,
und die Räume blieben ungenutzt. Bei Kriegsausbruch
in der Ukraine hatte Anna die Idee, diese neu
renovierten Räume ukrainischen Flüchtling zur
Verfügung zu stellen. Der Gedanke, dass wir so viel
Platz haben und andere Menschen so in akuter Not,
war so präsent und trotz aller damit verbundener
Unsicherheit ein Akt der Mitmenschlichkeit.
Hat das der ”Familienrat” entschieden oder wie war
das?
Wir hatten zunächst eine ukrainische Freundin von
uns gefragt, ob sie in ihrem Umkreis Personen hat,
die Unterstützung brauchen. Die Kinder, die das
mitbekommen hatten, fanden das natürlich spannend
und toll. Von Seiten unserer Freundin wurde
aber letztlich keine Hilfe benötigt Noch während
des Entscheidungsprozesses erzählte unsere jüngste
Tochter Lioba von diesem Vorhaben in ihrer Schule
(Montessori Grundschule), in der das Thema Krieg
und Flucht mit den Kindern im Klassenkreis besprochen
wurde. Der Zufall wollte es, dass Svitlana, die
mit ihren beiden Söhnen und dem Großvater nach
der Flucht zunächst in Bielefeld bei entfernten Verwandten
untergekommen war, verschiedene Schulen
in NRW angeschrieben hatte, um für ihren älteren
Sohn Sviatoslav möglichst gute Startvoraussetzungen
zu schaffen, unter anderem auch der Montessori-
Grundschule in Mülheim. Die Schulleitung und Lehrer
waren berührt von diesem Anliegen und wollten
gerne helfen. So kam es zu einem Anruf von Liobas
Klassenlehrer, und die Sache war ausgemacht. Für
uns war das ein Zeichen, und wir nahmen Kontakt
zu Svitlana auf.
Welche Gefühle haben denn dominiert, als es soweit
war?
Alle Seiten waren sehr aufgeregt. Wir wussten gar
nicht, was auf uns zukommt, welche Unterstützung
von uns erforderlich werden würde und wie sich
unser Leben dadurch verändern würde. Aber das Gefühl,
das Richtige zu tun unsererseits und die Freude
und Dankbarkeit der Ukrainer überwog bei weitem
jeden Zweifel und die Ängste vor Problemen, die
womöglich durch das sehr enge Zusammenleben mit
Fremden entstehen könnten
Ist die Aufnahme mit einer zeitlichen Perspektive
verbunden, oder ist es völlig offen, wie lange Eure
Gastfreundschaft benötigt wird?
Wir hatten uns vorher informiert, dass eine zeitliche
Befristung für die Geflüchteten zusätzlichen Stress
bedeutet, und haben daher keinen fixen Endpunkt
gesetzt. Nach nunmehr sieben Monaten denken wir
aber, dass eine eigene Wohnung der nächste sinnvolle
und auch erforderliche Schritt für die Familie wäre.
Obwohl das Zusammenleben sehr harmonisch ist,
kann es aufgrund der Enge und auch der Veränderungen
für unseren Familienalltag keine dauerhafte
Lösung sein. Wir hoffen Anfang / Mitte nächsten
Jahres eine bedarfsgerechte Wohnung für alle gefunden
zu haben.
„Alle Seiten waren sehr aufgeregt.
Wir wussten gar nicht, was
auf uns zukommt, welche Unterstützung
von uns erforderlich
werden würde und wie sich unser
Leben dadurch verändern würde.“
28 29
FAMILIE
sermelonen zerschneidet, ohne das Messer einmal
abzusetzen.
Wie sind denn die Reaktionen aus Ihrem Umfeld?
Die Reaktionen waren durchweg positiv. Wir haben
viel Zuspruch und Unterstützung erfahren. Immer
wenn wir mitbekommen, dass der Familie etwas
fehlt, starten wir einen Rundruf bei Freunden und
Bekannten und das führt immer sehr schnell zum Erfolg!
Das geht von Kleidung für den Großvater über
Spielzeug für die Kinder, Haushaltsgeräte, bis hin zu
Einkäufen von Lebensmitteln. Nach der ersten großen
Welle der Sympathie haben wir das Gefühl, dass
die allgemeine Hilfsbereitschaft nun etwas abgeflaut
ist. Insbesondere könnten wir Unterstützung bei der
Wohnungssuche gebrauchen. Wir haben das Gesuch
der Familie mehrfach breit gestreut, es fehlt aber an
Rückmeldungen.
Gibt es etwas, das Sie anderen Familien mitgeben
können, die sich auch mit dem Gedanken beschäftigen,
eine Flüchtlingsfamilie aufzunehmen?
Wer sich für so etwas entscheidet, sollte sich klar vor
Augen führen, dass eine sinnvolle Unterstützung von
Flüchtlingen eher ein Langstreckenlauf als ein Sprint ist.
Die persönlichen Belastungen, die aufgrund der
gegenseitig zu erbringender Rücksichtnahme und
zusätzlicher Kosten ergeben, werden aber bei weitem
überwogen durch die Dankbarkeit und den
Erkenntnishorizont. Immer wenn man das Gefühl
hat, dass es nun ein bisschen viel ist, oder man vielleicht
genervt ist, führt einen der Gedanke, was man
hierdurch für die Leben von fünf andere Menschen
bewirkt, schnell wieder zurück in die Gelassenheit.
Es wird sehr viel persönliche Hilfe angeboten, und es
gibt sogar die Möglichkeit, staatliche Hilfe in Anspruch
zu nehmen. So übernimmt z. B. das Jobcenter
die Zahlung einer monatlichen Miete, was wir aufgrund
der erheblich gestiegenen Energiekosten gerne
in Anspruch nehmen. Wir hoffen der durch Krieg
vertriebenen Familie einen möglichst angenehmen
Start in ein neues Leben ermöglicht zu haben. Wir
würden es immer wieder tun.
Ich bedanke mich herzlich für das Gespräch.
Dieses Interview führte Reinhard Linke
Habt Ihr eine Strategie entwickelt, mit der Sprachbarriere
umzugehen, oder läuft das einfach von
selbst?
Mit Svitlana konnten wir uns von Anfang an sehr
gut auf Englisch verständigen, mit den Kindern und
dem Großvater nur über den Google Translater.
Mittlerweile ist Sviatoslav seit über einem halben
Jahr in der Montessori Schule integriert und versteht
sehr gut deutsch. Der dreijährige Ihor ist im
Liebfrauen Kindergarten und lernt ständig dazu. Seit
April 2022 ist zum großen Glück aller der Familienvater
Serhii nachgekommen, der ebenfalls sehr
gut Englisch spricht und gemeinsam mit seiner Frau
spätestens im Februar 2023 den B1 Deutschtest absolvieren
können wird.
Gewähren Sie uns doch einmal einen kleinen Einblick
in Ihren ”neuen” Alltag. Hat sich im Familienleben
viel verändert?
Die ukrainische Familie hat bei uns im Haus einen
für sich abgeschlossenen Lebensbereich, so dass jede
Familie im Prinzip ihre eigenen Alltagsabläufe hat.
Wir sehen uns mehrfach täglich bei Wegen durchs
Haus. Da auch die Kinder unterschiedliche Interessen
haben, reduzieren sich die persönlichen Treffen
auf gelegentliche abendliche Veranstaltungen. Häufig
besprechen wir organisatorische Maßnahmen wie
die Aufnahme bei der Stadt Köln oder dem Jobcenter,
alles rund um Behördengänge und Anträge. Wir
tauschen uns aber auch über Alltagsprobleme und
Freizeitaktivitäten aus.
Wie gehen denn die Kinder mit der Situation um?
Leider spielen unsere Mädchen generell kaum mit
Jungs. Hinzu kommen dann noch die Sprachbarriere
und eine wechselseitige Schüchternheit. So bleibt es
bei den täglichen kurzen Treffen im Haus. Unsere
Mädchen sind aber sehr an der Situation um die
Ukrainer interessiert und haben die Familie wie wir
ins Herz geschlossen. Sie wissen um andere ukrainische
Flüchtlinge aus der Schule und versuchen zu
verstehen, was Krieg Flucht und Integration mit sich
bringen.
Lernen Sie vielleicht so ein Stück die ukrainische
Küche kennen?
Da die Ukrainer eine eigene Küche haben, fehlt
leider die Gelegenheit zum beiläufigen Kennenlernen
von kulinarischen Gewohnheiten. Einmal haben
sie uns einen Topf „Borscht“ gebracht, um uns ihr
Nationalgericht vorzustellen. Bei einem gemeinsamen
Grillabend haben wir gelernt, dass man Was-
Dinge verändern,
damit Gutes bleibt.
Global denken.
Regional handeln.
Wir richten unser Handeln nachhaltig an
der Zukunft aus. Es sind kleine Schritte –
aber wir gehen sie.
Was wir dafür tun?
skbn.de/nachhaltigkeit
Weil’s um mehr als Geld geht.
30 31
#jootfürmorgen
JUGEND
WIR
WACHSEN
CAJ SCHÄL SICK
Alte Wipperfürther Str. 53
Internetseite:
Cajschaelsick.com
Instagram:
@cajschaelsick
Facebook:
@CAJSchaelSick
Email:
info.cajschaelsick@gmail.com
Bankverbindung:
CAJ Schäl Sick
IBAN:
DE43 3706 0193 0034 1090 10
Die CAJ-Schäl Sick
Wir, die Christliche Arbeiterjugend der Schäl Sick, sind ein ehrenamtlicher
Verband Jugendlicher und junger Erwachsener, die verschiedene Aktionen
und Ferienfreizeiten für Kinder anbieten.
Die CAJ Schäl Sick als Ortsgruppe der CAJ Köln richtet sich besonders an
Kinder und Jugendliche der Stadtteile Buchheim, Mülheim und Buchforst,
als auch an die Kirchengemeinde St. Clemens und Maritius.
Rund 50 engagierte Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter arbeiten ehrenamtlich
unter dem Leitfaden Joseph Kardinal Cardijn‘s (Begründer der
ursprünglichen CAJ 1925): „Jeder Mensch ist mehr wert als alles Gold der
Erde.“ Somit ist es uns besonders wichtig, jeden mitzunehmen und besonders
den Kindern, die es von zu Hause aus vielleicht etwas schwieriger
haben, dies zu ermöglichen.
Das gesamte Jahr über bieten wir verschiedenste Aktionen an.
Besonders beliebt sind unsere größeren Projekte, wie die Oster- und Sommerfahrt,
bei denen wir mit den Kindern für mehrere Tage wegfahren, oder
Ferien zu Hause, einer Aktion, bei der wir die Kinder von morgens bis
„Jeder Mensch ist
mehr wert als alles
Gold der Erde.“
JAHRESPLAN 2023
15.01.2023
Schlittschuhlaufen
10.02.2023
Kinderkarnevalsparty
11.03.2023
Escaperoom
18.03.2023
Flohmarkt Kreuzkirche Buchheim
10.04. – 14.04.2023
Osterfahrt
07.05.2023
Mitgliederversammlung
13.05.2023
Selbstverteidigungskurs
21.05.2023
Spendenlauf
17.06.2023
Klettergarten
03.07. – 13.07.2023
Sommerfahrt
(unter Vorbehalt, Infos folgen)
17.-21.07.2023
Ferien zu Hause
Weiteres gibt es auch immer
ganz aktuell auf unseren
digitalen Kanälen.
nachmittags betreuen und sie im Anschluss wieder nach Hause gehen.
Unsere Zielgruppe betrifft dabei Kinder im Alter von 6 – 14 Jahren.
Des Weiteren bieten wir auch verschiedene kleinere Aktionen an. So gehen
wir im Winter beispielsweise Schlittschuhfahren, veranstalten zu Halloween
und Karneval kleine Partys oder gehen bei gutem Wetter Klettern
und Fahrradfahren. Unser Jahresplan variiert dabei von Jahr zu Jahr etwas,
um den Kindern ein abwechslungsreiches Programm zu bieten. Bis auf die
Fahrten sind die meisten unserer Aktionen in der Regel kostenlos für die
Teilnehmer, was uns größtenteils Spenden und Zuschüsse ermöglichen.
Der Vorstand der CAJ Schäl Sick setzt sich aus insgesamt neun Personen
zusammen, die bei unserer jährlichen Mitgliederversammlung gewählt werden
und sich um die organisatorischen Aspekte unserer Arbeit kümmern.
Die aktuellen beiden Vorsitzerinnen sind Sara Kudlak und Lea Gratzl, welche
vom erweiterten Vorstand tatkräftig unterstütz werden. Diesen bilden aktuell
Jannik Büttinghausen, Marta Barbaric und Tyler Gratzl. Um die finanziellen
Aspekte kümmern sich unsere Kassenwarte Henry Sommers, Charlotte Bodau
und Nathalie Igerst. Wolfgang Obermann unterstützt den Vorstand des Weiteren
in der Position der geistlichen Leitung. Alle CAJ Schäl Sick Mitglieder
haben ab dem Alter von 16 Jahren die Möglichkeit, bei uns den Gruppenleiterkurs
zu belegen, welcher essentiell für die Arbeit mit Kindern ist.
Ab dem Alter von 14 Jahren ist es bereits möglich, als Hilfsleiterin oder
Hilfsleiter an der Seite eines ausgebildeten Gruppenleiters bestimmte Aktionen
zu unzterstützen und so in unsere Arbeit reinzuschnuppern. Unsere
Leiter sind aktuell zwischen 17 – 28 Jahren alt. Die einzelnen Aktionen
werden dabei von jeweiligen Kernteams betreut und organisiert.
Auch wenn wir einen christlichen Ursprung haben, sind bei uns alle willkommen,
und wir freuen und immer über neue Mitglieder! Wir arbeiten
alle ehrenamtlich und finanzieren uns neben den Zuschüssen aus dem Sachausschuß
Jugend und aus Caritas-Mitteln für bedürftige Teilnehmer, hauptsächlich
über Spenden, Mitgliedsbeiträge und Zuschüssen – wir freuen uns
immer über eine kleine Unterstützung, um unsere Aktionen weiterhin so
facettenreich anbieten zu können!
Wir freuen uns, Euch und Sie bald bei einer unserer Aktionen begrüßen
und kennenzulernen zu dürfen!
Text: Marta Barbaric
32 33
SENIOREN
BLÜTEN
Im Gespräch mit Frau Klefisch, Mülheim
Wenn die Familie wächst und wächst ... Die meisten Menschen in Deutschland entschließen
sich, ihr Leben in einer Partnerschaft zu leben, auch wenn die Zahl der Single-
Haushalte jedes Jahr steigt. Die Partnerschaften sind heute – wie wir es so schön sagen
„bunter“ geworden, was meint, vielfältiger. Im Interview wollen wir uns mit der Frage
beschäftigen, wie es ist, wenn aus einem jungen Paar eine Familie wächst. Wie erleben
sie das? Was bedeutet es für Eltern, Kinder, Enkelkinder, Schwiegersöhne und Schwiegertöchter?
Diese Frage beantworten wir aus der Sicht der Großeltern. Das Fazit: Es gibt
kaum etwas Schöneres!
Guten Tag, Frau Klefisch, ich darf mit Ihnen hier in
Ihrem Garten unter dem Turm der St. Elisabeth-Kirche
Ende Oktober bei 22 Grad sprechen und ein paar
Fragen zum Thema „Wachsen“ stellen.
Wie haben Sie es erlebt, als Sie mit Ihrem Mann zu
einer Familie zusammengewachsen sind?
Klefisch: Nach meiner Ausbildung zur Hotelfachfrau
habe ich in einem großen Hotel im Zentrum
von Warschau gearbeitet, in dem ich 1977 einen
Gast besonders sympathisch fand: meinen späteren
Ehemann, Dieter. Gleichzeitig studierte ich in dieser
Zeit Germanistik. Unsere Beziehung entwickelte sich
weiter, und so hat mich 1979 die Liebe an den Rhein
geführt. Zwei Jahre später heirateten wir standesamtlich;
nach unserem Umzug nach Mülheim 1982 auch
kirchlich in St. Elisabeth.
Unsere Ehe wurde durch unsere beiden Söhne Kai
und Kilian bereichert. Die beiden Jungs wuchsen,
besuchten die Kita und die Grundschule St. Mauritius,
später das Hölderlin-Gymnasium. Sie sind heute 39
und 41 Jahre alt.
Mit ihnen wuchsen auch unsere Wurzeln in der
Gemeinde und in dem Veedel. 1988 habe ich angefangen
im Erzbistum Köln zu arbeiten, wo ich bis heute
tätig bin.
Für Freunde und Freundinnen der Jungen war unser
Haus immer offen. Ich hatte nichts dagegen, als im
Bad eine Zahnbürste mehr zu sehen war.
Unsere drei Enkelkinder: Nele (12), Julius (9) und
Jan (6) sind unsere große Freude und Glück. Als sie
noch klein waren, habe ich sie mit meinem Mann
zwischen Arbeit, eigenem Haushalt und meiner
ehrenamtlichen Tätigkeit im Hospizverein immer
gerne betreut. Sie stehen vor allen unseren anderen
Aufgaben an der ersten Stelle. Auch heute sind
wir sehr oft zusammen, fahren in den Schulferien
gemeinsam weg, gehen schwimmen, besuchen ein
Kino oder spielen gemeinsam. Gerade in der Zeit der
schweren Erkrankung eines der Enkelkinder haben
wir zusammengehalten und uns gegenseitig gestützt.
Sie in ihrer Entwicklung und ihrem Wachsen zu
begleiten, ist für mich ein Glücksgefühl und eine Bereicherung.
Insgesamt fühle ich mich „wie auf Rosen
gebettet“ durch meine Familie und unseren gemeinsamen
Lebensweg.
Natürlich gab es nicht nur sonnige Zeiten in unserem
Leben. Wir konnten aber die Probleme bewältigen
und gestärkt mit neuen Erfahrungen weiterkommen.
Auch das gehört zum „Wachsen“.
Dazu kann ich Ihnen nur gratulieren. Welche Wurzeln
hätten Sie noch gerne an Ihre Kinder weitergegeben?
Ich hätte ihnen gerne noch mehr die polnische Sprache,
die polnische Geschichte und Kultur vermittelt.
Die Zeit verging aber so schnell, sie reichte nicht für
alles, was ich noch gerne getan hätte. Wenn ich über
mein schnell fließendes Leben denke, kommt mir die
Botschaft aus der Geschichte von Leah und Rahel in
den Sinn. Um seine geliebte Rahel zu bekommen,
musste Jakob sieben Jahre für ihren Vater Laban
arbeiten. Aber die Jahre kamen ihm wie wenige
Tage vor, „weil er sie liebte“ (Gen 29,20). Ich werde
mit Liebe durchs Leben getragen, meine Lebenszeit
kommt mir sehr kurz vor.
Wie denken Sie über all die Jahre?
Mein Ehemann, unsere Söhne und Enkelkinder sind
„Insgesamt fühle ich mich „wie
auf Rosen gebettet“ durch
meine Familie und unseren gemeinsamen
Lebensweg.“
mein Lebensmittelpunkt. Ich bin froh über unseren
engen Kontakt, die Nähe und das gute Einvernehmen
mit ihnen. Ich bin dankbar für so vieles, was
mir zuteil ist, um was ich schon teilweise beneidet
werde. Ich freue mich, den Enkelkindern ein wenig
mehr von meinen Wurzeln näherbringen zu können,
ihnen zu erzählen, wie meine Kindheit und Jugend
waren, wie wir damals lebten, was meine Eltern
und Großeltern geprägt hat. Im Oktober haben wir
gemeinsam eine Reise nach Warschau unternommen,
wo die Enkelkinder u. a. ihre Urgroßmutter
besuchten. Sie haben ein wenig das Land und die
Leute kennengelernt. Ich halte es für sehr wichtig,
seine Wurzeln zu kennen, sich deren bewusst zu sein
und durch sie bereichert zu werden. Nur so ist man
eine gefestigte Persönlichkeit, die in den Stürmen des
Lebens besteht.
Liebe Frau Klefisch, ich danke Ihnen, dass Sie uns
Anteil gegeben haben an den „sieben Jahren“.
Dieses Interview führte Wolfgang Obermann
34 35
GOTTESDIENST
GOTTESDIENST
SONNTAG
IN
CLE-
MENS
Gottesdienst mal anders - Experimente
Geht das? Die Idee ist die folgende: nicht noch
einen „normalen“ Gottesdienst. Die Gottesdienste
in unseren Kirchen sind nicht so überlaufen, dass da
noch zusätzliche Angebote notwendig werden.
Aber – die kleine Kirche am Rhein lädt ein: Atmosphäre,
Akustik, Geschichte und eine tolle Location.
Taufe, Trauungen, Messen? Ja, aber …
Nee - Kann? Muss? „Kirche mal anders“.
Ein Projekt vom Mai bis zum September.
Sonntag 18.30 Uhr: Wort-Gottes-Feiern, Evensong,
Stundengebet, Bibelgespräch, Bibliodrama, Eucharistiefeier
mit Gesprächen über den Glauben, moderne
Kunst und G… und ganz ganz viel Musik.
Und nicht unbedingt ein Priester, einE
Gottesdienstleiter*in vielleicht mal …
Wir würden in den Gottesdiensten auch gerne eine
Brücke zu den in der Clemenskirche stattfindenden
Kunstaustellungen schlagen, ein Angebot in einer
„neuen“ Form machen – wollen experimentieren.
Klar auch, die Eucharistiefeier darf einen festen Platz
in dem Sonntagabend Rhythmus erhalten, aber dann
doch auch eben auch anders, neue Formen, andere
Gottesdienste werden angeboten, vielleicht mal zahm,
mal wild, mal anders, aber eben nicht angepasst und
normal.
Was geht? Eigentlich alles, was Menschen sich vorstellen
können und ihnen dann auch guttut.
Was wird? Nächstes Jahr wieder? Mai bis Oktober
(ohne die Ferien?) Was würdest Du dir wünschen?
Toll wäre es, ein paar „Verantwortungskreise“ zu
finden, die sich für kleine Feiern in St. Clemens
zuständig fühlen: vielleicht Kinderquatsch, Jugendgedöne,
Seniorenpalaver, Frauengebete, Männergewäsch,
Jazzjam, Psychedelic Deep, Folk Festival,
Kölsch geschwade …
Werden
mit meinem
Geld Waffen
produziert?
Nicht mit der
nachhaltigen
Geldanlage
der Pax-Bank.
Besuchen Sie uns auf
pax-bank.de/nachhaltige-geldanlage
Pax-Bank eG • Christophstr. 35 • 50670 Köln
36
T 0221 16015-8888 • info@pax-bank.de
37
TRAUER
ERINNERN
„Wie riecht es an diesem Ort?
Was hört man an diesem Ort,
wenn man die Augen schließt?“
Kunstworkshop für Kinder
Unebene Wege, wie Lebenswege oft
sind, alte Bäume, Ruhe, Frieden,
Standhaftigkeit und verwunschene
Ecken. Der Katholische Friedhof
an der Sonderburger Straße ist
ein schöner Ort. Hier kann man
zur Ruhe kommen, dem Vogelgezwitscher
lauschen und sich ganz
den Erinnerungen hingeben – an
gemeinsam Erlebtes, gemeinsame
Träume und geteilte Erfahrungen
denken.
Am Tag des Denkmals wurde dieser
besondere Ort in diesem Jahr zu
einem Kreativort – zu einem Raum
der Erinnerung. Unter der Leitung
von Wolfgang Obermann, in Kooperation
mit Magdalene Busse und
Silke Grimm, die unter dem Namen
ICH ZEIG DIR WAS, Kunstworkshops
für Kinder in Köln-Mülheim
veranstalten, fanden sich an einem
schönen sonnigen Sonntagmorgen
11 Kinder aus unserer Gemeinde zu
einem Kunstworkshop ein.
In der ersten Phase unseres Workshops
besuchten wir den Friedhof
als Beobachter:innen, um die ganz
besondere Atmosphäre, die an
diesem Ort herrscht, zu ergründen.
Wie riecht es an diesem Ort?
Was hört man an diesem Ort,
wenn man die Augen schließt und
ganz eintaucht in die Stille, in das
Vogelgezwitscher, in das Raunen
und Rauschen der Blätter in den
Bäumen. Wie fühlt man sich an
diesem Ort? Was nimmt man wahr?
Welche Gefühlt weckt der Friefhof
bei den Besucher*innen?
Nach einem lebhaften Austausch
der einzelnen Erfahrungen und
einer kleinen Entdeckungstour über
den Friedhof, bei der ganz indivi-
udelle Ecken, Details und Plätze
gefunden werden mussten, beschäftigten
wir uns mit dem Thema des
Erinnerns. Wie funktioniert das
Erinnern eigentlich? Wann erinnern
wir uns? Warum erinnern wir uns?
Wie funktionieren Erinnerungsketten?
Warum macht es uns so
viel Freude gemeinsam in erlebten
Erinnerungen zu schwelgen?
Nach einer ausgiebigen Mittagspause
stiegen wir dann ein in das kreative
Schaffen. Jedes Kind gestaltete
seine ganz eigene Erinnerung, die
neben den Räumen der Erinnerung
ebenfalls einen Platz in der Ausstellung
finden sollte.
In der zweiten Phase unseres Workshops
ging es darum, mit Hilfe
unserer Vorstellungskraft eigene
Erinnerungsräume zu gestalten.
Welche Bilder, welche Geschichten,
welche Gedanken entstehen bei den
Menschen, die diesen Ort besuchen,
um an ihre Verstorbenen zu
denken?
Durch die bunte und vielfältige Technik
der Collage wurden diese Gedan-
ken, Erinnerungen und Träume der
Menschen, die den Friedhof besuchen
und am Grab ihrer Verstorbenen
gedenken, sichtbar gemacht.
Reißen, kleben, verschieben, verdoppeln
– die Möglichkeiten der Collage
sind vielfältig und garantieren jedem
Kind eine Vielzahl an Möglichkeiten,
sich kreativ auszuleben.
Ausgehend von 11 ganz unterschiedlichen
Fotografien, die auf dem
Friedhof entstanden sind, wurden
durch einem Fundus an Bildern,
unterschiedlichen Papieren und anderen
Materialien individuelle Collagen
gestaltet. Jedes Kind kreierte seinen
ganz eigenen Orte der Erinnerung.
Auf diese Weise wurden die Vorstellungen
der teilnehmenden Kinder
sichtbar und der Friedhof zu einem
lebendigen und ideenreichen Ort.
Am Tag des Friedhofs wurden
die Kunstwerke der Gemeinde
und den Familien in einer kleinen
Ausstellung in der Kapelle auf dem
Friefhof präsentiert. Begleitet durch
das Orgelspiel von Thomas Reuber
und zweier lyrischer Vorträge von
xxxxxx konnten die Besucher*innen
sich die wundervollen Werke der
Künstler*innen anschauen und
eintauchen in die Räumer der Erinnerung.
Wir sagen Dankeschön. Es
war ein ganz wunderbares Erlebnis.
Text: Silke Grimm
HOSPIZVEREIN
VORBEREITUNGSKURS
für hospizliche Begleitung von
schwerkranken und sterbenden
Menschen. Im Januar
2023 beginnt in Mülheim der
nächste Vorbereitungskurs für
die hospizliche Begleitung.
Sie können im Hospizverein
Köln-Mülheim e.V. gemeinsam
mit anderen Menschen viel
bewegen! Wir begleiten in
schwerer Krankheit und am
Lebensende zu Hause, im Pflegeheim
oder im Krankenhaus.
Dabei steht der betroffene
Mensch mit seinen Wünschen
und Bedürfnissen für uns im
Mittelpunkt. Wir sind da, hören
zu und unterstützen auch die
Zugehörigen, damit die letzte
Lebensphase in der vertrauten
Umgebung möglich ist.
Sie interessieren sich für
eine ehrenamtliche Tätigkeit?
Wir beantworten gerne Ihre
Fragen rund um den Vorbereitungskurs
und das Ehrenamt.
Alle Menschen sind herzlich
willkommen. Wir freuen uns
Sie kennenzulernen.
Sie möchten teilnehmen?
Dann melden Sie sich telefonisch
unter 0221 – 967 02 51
oder per E-Mail info@hospizverein-koeln-muelheim.de
an.
Maike Wehmeier
& Sonja Möller
Koordinatorinnen des Hospizvereins
Köln-Mülheim e.V.
38
39
CARITAS
EINE IDEE ...
„Wer ist denn das?“, fragt Farid. Er ist sechs Jahre alt und kommt aus Marokko. Wir stehen
zusammen in der St. Antoniuskirche und gucken uns eine Fahne an. „Der Mann sieht
so ähnlich aus wie mein Opa!“ Ich ahne, dass die Kutte des heiligen Antonius an einen
Kaftan oder Djellaba erinnert, bevorzugte Kleidung in Nordafrika.
DIE IDEE
Im Kunstworkshop und in der
Schreibwerkstatt erkunden wir mit
Kindern und Eltern die Orte: Kirche
– Kirchplatz – Straße – Viertel.
Wir erzählen sozialkundliche und
religiöse Geschichten über Leute
und Geschehnisse und finden Motive
für bildnerische und erzählerische
Gestaltungen. Inmitten der
Fragen und Ideen der Teilnehmenden
taucht mit einem Mal eine Idee
auf: Ein Buch könnte entstehen.
Allerdings gibt es so viele Möglichkeiten.
Viel zu viele. Schließlich entscheide
ich mich, die Begegnung mit
Farid als Anlass zu nehmen und weiterzuspinnen:
Der heilige Antonius
und die Kirche sollen vorkommen,
Kinder aus verschiedenen Kulturen
eine Rolle spielen und die Menschen,
die sich rund um die Kirche engagieren,
gewürdigt werden.
Nun mache ich mich auf die Suche
nach Verbündeten. Nicolas Bleck,
der schon einige Bilder für St. Antonius
gemalt hatte und vertraut ist
mit der Illustration von Kinderbüchern,
sagt zu. Monika Schell ist bereit,
ihre Erfahrung als Redakteurin
einer religiösen Kinderzeitschrift
einzubringen und die vielen Ideen
in einen lesbaren Text zu fassen.
Silke Grimm wird ihre Kompetenz
als Gestalterin dazugeben.
Nun spreche ich mit den Menschen,
die möglicherweise im Buch
vorkommen: Wollen sie als reale
Person erkennbar sein und mit
ihrem Namen genannt werden? In
jedem Gespräch werde ich überrascht
mit weiteren Nuancen und
Überlegungen.
Jetzt ist Oktober, und wir sind
mitten im Prozess des Werdens und
Wachsens eines Kinderbuches.
Am 10.02.23 um 15.30 Uhr wollen
wir unser Ergebnis in der St. Antoniuskirche
vorstellen.
Sie sind herzlich eingeladen!
Text: Beate Bleck,
Pastoralreferentin
DER TEXT
„Hättest Du Lust, ein Bilderbuch
über den Heiligen Antonius mit mir
zu schreiben?“ Antonius? Von ihm
wusste ich bis dahin nur, dass er ein
begnadeter Prediger war. Und dass
viele Menschen ihn um Hilfe bitten,
wenn sie etwas verloren haben. Ein
bisschen wenig für ein ganzes Buch.
Also fing ich an zu recherchieren:
las Heiligenlegenden und Bücher
über Antonius; fand Lieder über
ihn; ein szenisches Spiel, das ein
Mitglied der Gemeinde geschrieben
hat; erzählte mit Menschen, was
ihnen dieser Heilige bedeutet. Parallel
dazu gab es den Auftrag, eine
Story zu entwickeln, in der Menschen,
Aktionen und Orte aus der
Gemeinde vorkommen: die Kirche,
die „Tafel“, der Kirchplatz … Und
multikulturell sollte das Ganze werden.
Ein ganze Menge Anforderungen,
die in ein einziges Bilderbuch
gepackt werden sollten!
Ein Buch für Kinder. Da lag es
irgendwie nahe, Kinder zu Protagonisten
zu machen: Tonya und
ihre Freunde. Und ein Umfeld zu
wählen, das Kinder gut kennen.
Einen Kindergarten: den Kindergarten
von St. Antonius. In diesen
Rahmen hinein wollten wir nun
eine Geschichte erfinden. Dafür
mussten wir uns entscheiden: Was
genau wollen wir über Antonius
und über die Gemeinde erzählen?
Und was ist uns weniger wichtig?
Schritt für Schritt wuchs daraus
ein erster Entwurf. Beim Schreiben
merkten wir dann schnell: So passt
das noch nicht zusammen. Hier
fehlt etwas. Oder an dieser Stelle
müssen wir uns von einer Idee
trennen. Hier ist etwas zu kompliziert
oder zu viel. Wörter wollten
sorgfältig gewählt, Sätze präzise
formuliert werden. Das war ein
intensives Ringen. Gleichzeitig mit
dem Text entwickelten wir Ideen
zu den Bildern. Welchen Teil der
Geschichte erzählen die Bilder?
Und wo braucht die Geschichte
Text? Diese Vorschläge haben wir
an den Illustrator Nicolas Bleck
weiter gegeben.
Text: Monika Schell
DIE BILDER
Der Ausgangspunkt bei den meisten
meiner Illustrationen ist die Idee der
Auftragsgeber*innen und ein weißes
Blatt Papier bzw. die weiße Hintergrundfarbe
im Zeichenprogramm
meines Tablets. Die Visualisierung
fängt an, sobald ich den Stift in die
Hand nehme und die ersten Linien
mit lockeren Bewegungen aus dem
Handgelenk heraus zeichne. Was
dabei entsteht, sind flüchtige Skizzen.
Wenn ich mir diese Skizzen anschaue,
beginnen diese in gewisser Weise,
mit mir zu reden. Tatsächlich startet
ein Selbstgespräch in meinem Kopf,
bei dem ich die Vorstellungen der
Auftragsgeber*innen mit meinen
eigenen Ideen, die im Prozess des
Zeichnens entstehen, in Beziehung
setze. Dieses Selbstgespräch möchte
ich hier anhand des Auftrages, ein
Kinderbuch zum Heiligen Antonius
zu illustrieren, beschreiben. Meine
Gedanken können mit Hilfe der
Zeichnungen nachvollzogen werden.
Die Vorarbeit haben bereits die Auftragsgeberin
und die Autorin der Geschichte
geleistet. Eine erste Version
des Manuskripts habe ich bekommen
und durchgelesen. Die Story dreht
sich um die Protagonistin Tonya und
ihre Freunde und Freundinnen aus
dem Kindergarten. Im Zentrum des
Buches steht Tonyas Begegnung mit
dem Heiligen Antonius. Tonya und
Antonius werden im Manuskript sehr
lebendig beschrieben. Ich entscheide
mich, das Charakterdesign der
Protagonist*innen zum Startpunkt
meiner Visualisierung zu machen.
Tonya ist ein Mädchen aus einer
muslimischen Familie mit einem
türkischen Migrationshintergrund.
Ich habe selbst ein Jahr in der Türkei
gelebt und schaue mir Fotos von
Familien an, mit denen ich zu der
Zeit in Kontakt war. In einem ersten
Schritt zeichne ich ein schwarzhaariges
Mädchen mit einem Zopf und
ein paar Strähnen, die ihr ins Gesicht
ragen. Aus den vier Skizzen wähle ich
eine aus, auf der Tonya ein schelmisches
Grinsen auf den Lippen hat.
Das gefällt mir. Daraus entwickle ich
zwei Tonyas in unterschiedlichem Alter.
Die etwas ältere Tonya bekommt
ein Fußballdress – denn sie wir als leidenschaftliche
Fußballerin eingeführt.
Nun zu Antonius. Ich lasse mich von
traditionellen Abbildungen des Heiligen
im Internet inspirieren. An einer
Abbildung bleibe ich hängen. Man
sieht Antonius wie er einem Kind
aufmerksam zuhört. Antonius hat
einen liebevollen und zugewandten
Gesichtsausdruck. Er, der in den Heiligenlegenden
als großer Prediger und
Redner beschrieben wird, ist hier als
großer Zuhörer inszeniert. Und zwar
auf Augenhöhe mit dem erzählenden
Kind. Diese Kommunikationssituation
auf Augenhöhe greife ich auf und
skizziere die Begegnung zwischen
Tonya und Antonius, beide auf einer
Wiese sitzend bzw. liegend. Tonya hat
einen Fußball dabei und erzählt dem
aufmerksam lauschenden Antonius
eine Geschichte. Das könnte doch
schon eine erste Idee fürs Cover sein?!
Was bis jetzt gewachsen ist, sind
einzelne Illustrationen. Seien Sie
gespannt auf die weitere Entwicklung
und das fertige Buch.
Text: Nicolas Bleck
40
41
EHRENAMT
WIR SIND KIRCHE
tung, der Technik und der Versorgung
mit Getränken im Vorfeld
bis hin zur Sicherheit während des
Konzertes, bei der ich als Ordner
mitwirkte. Dank dieser hervorragenden
Vorbereitung und des guten
Publikums verlief der Abend sehr
harmonisch.
Durch meine Mithilfe hatte ich das
große Glück, bei dem sehr schönen
Konzert dabei sein zu können.
Wo engagieren Sie sich noch in
der Gemeinde?
Ich bin im Kirchenvorstand und
dort im Kindertagesstätten- und
„Ich denke, eine Gemeinde
lebt von den vielen Menschen,
die ihre Fähigkeiten
mit einbringen und so
Kirche an der Basis
lebendig halten.“
Personalausschuss. In Zusammenarbeit
mit unserer Verwaltungsleitung
bin ich für viele Belange unserer 6
Kindertagesstätten verantwortlich.
Als Kämmerin bin ich im Finanzausschuss
des Kirchenvorstandes
und kümmere mich um die Finanzen
unserer Gemeinde.
Was ist das wichtigste beim
Ehrenamt für Sie?
Für mich ist wichtig, dass ich das
Amt gerne und freiwillig ausübe.
Mir geht es gut, und ich bin dankbar
dafür. Da ich ein gläubiger Mensch
bin und sehe, welch gute Arbeit
hier an der Basis für die katholische
Kirche geleistet wird, bin ich gerne
bereit, meinen Beitrag dazu zu leisten.
Ich denke, eine Gemeinde lebt
von den vielen Menschen, die ihre
Fähigkeiten mit einbringen und so
Kirche an der Basis lebendig halten.
Dieses Interview führte Corinna
Stäge
MELDEN SIE SICH GERNE
Für viele von uns ist der
Jahreswechsel auch mit guten
Vorsätzen für das neue Jahr
verbunden.
Ja, Kirche ist lebendig! Dieses
stimmt mehr als je zuvor. Die
Kirche, das kirchliche Leben
steht vor Veränderungen, und
wir, als ehrenamtlich Engagierte
haben es in der Hand, dies
mit zu gestalten.
Melden Sie sich gerne bei
uns: Pastoralbüro St. Clemens
und Mauritius, info.clemensmauritius@erzbistum-koeln.de
oder telefonisch unter 0221 –
96 70 20.
Hier wird Ihre Anfrage gerne
entgegengenommen und an
den entsprechenden Ansprechpartner
weitergeleitet.
www.awbkoeln.de
/awbkoeln /awbkoeln /awbkoeln_info
DOMSTÜRMERKONZERT 2022 – was für ein Genuss. Stellvertretend für viele ehrenamtlich
Engagierte unserer Kirchengemeinde St. Clemens und Mauritius, stellen wir in dieser
Rubrik eine weitere Ehremamtliche vor, die bei diesem großen Ereignis mitgeholfen und
durch ihren Einsatz das kirchliche Leben vor Ort lebendig und sichtbar gemacht hat.
Frau Müller Platz was hat Sie gereizt,
beim Domstürmerkonzert
zu helfen?
Ich bin der Meinung, dass der
Auftritt der Domstürmer bei uns in
der großen Liebfrauenkirche eine
tolle Sache ist. Zum einen, weil es
zeigt, wie offen unsere Gemeinde zu
solchen Veranstaltungen steht. Zum
anderen ist es super, dass eine solche
Band bereit ist, in der heutigen
Zeit in einer katholischen Kirche
aufzutreten.
Wie fanden Sie das Domstürmerkonzert?
Das Domstürmerkonzert passt in
seiner Art sehr gut in unseren Mülheimer
Bereich. Es spricht sowohl
ältere als auch jüngere Menschen
an. Die Veranstaltung ist insgesamt
ehrenamtlich organisiert unter anderem
von der Terminabstimmung,
dem Kartenverkauf, dem Sicherheitskonzept,
der Organisation
der Helfer für das Umräumen der
Kirche vor und nach der Veranstal-
Müllabfuhr
Auf uns ist Verlass. Wir leeren Ihre:
Restmülltonne, Wertstofftonne, Papiertonne
und Biotonne.
FÜR EIN
SAUBERES KÖLN
Kennen
Sie die
AWB-App?
AWB Abfallwirtschaftsbetriebe Köln GmbH
Maarweg 271, 50825 Köln
42 43
CRASHKURS KIRCHE
Könige
Die Heiligen Drei Könige
Als Einziger berichtet der Evangelist Matthäus (2,1 – 12) von dem Besuch
der Magier aus dem Osten in Bethlehem und der Anbetung des „neugeborenen
Königs der Juden“. Ihre Zahl bleibt unbestimmt. Gedeutet
werden die Weisen aus dem Morgenland als Offenbarung an die Heiden,
während das Erscheinen der Engel bei der Geburt Jesu als Verkündigung
an die Juden interpretiert wird.
Irenäus von Lyon (gest. um 200) und der Jurist Tertullian (gest. nach 222)
haben als Erste Psalm 72, 10 – 11 als Weissagung auf Matth. 2 gedeutet. Dort
heißt es: „Die Könige von Tarsis und von den Inseln bringen Geschenke, Könige
von Saba und Scheba kommen mit Gaben, Alle Könige der Erde beten
ihn an, alle Völker müssen ihm dienen.“ Nach Tertullian waren die Magier
zugleich Könige, eine der Antike durchaus geläufige Auffassung, denn Platon
hatte in seiner Staatslehre die Gelehrtesten, Weisesten, die er Philosophen
nannte, zu den berufenen Lenkern der Staaten bestimmt.
Als Erster spricht Origenes von Alexandrien (gest. 254) von der Dreizahl.
Bei den ältesten uns bekannten Darstellungen der Magier in den
römischen Katakomben gibt es zwei oder vier Weise, möglicherweise aus
Symmetriegründen. Maria mit dem Kind thront in der Mitte, und von
beiden Seiten nähern sich jeweils ein oder zwei Magier. In der syrischen
Tradition ist sogar von 12 Weisen die Rede, eine Zahl, die mit der Zahl
der Stämme Israels und der Zahl der Apostel korrespondiert. Origenes
begründete die Dreizahl nicht mit der Zahl der Gaben, sondern gab eine
juristische Erklärung. In einer Predigt über Gen. 26,26, wo berichtet
wird, dass Absimelech den Streit um einen Brunnen mit Isaak dadurch
beendete, dass er mit seinem Minister und seinem Heerführer bei Isaak
erschien, legte Origenes dar, dass die Magier zu dritt aus dem Osten gekommen
seien, um den neugeborenen König der Juden zu bezeugen.
Seit Irenäus und Hieronymus wurden die Gaben symbolisch gedeutet,
auch und vor allem in apologetischer Absicht gegen Arianer und Nestorianer.
Weihrauch gilt dem Gott, Myrrhe dem Menschen und Gold
dem König. Thomas von Aquin, wiewohl der Doctor angelicus unter
den Theologen, aber durchaus Realist, lieferte noch eine pragmatische
Deutung der Geschenke: Gold für die Armut der Mutter, Myrrhe für die
Gesundheit des Kindes und Weihrauch gegen den Gestank im Stall.
Die Dreizahl setzte sich durch. Schon auf den Sarkophagen aus der Zeit
Konstantins – es sind etwa 80 mit Darstellungen der Weisen erhalten –
sind es ausnahmslos drei Magier. Es mag verwundern, die Könige ausgerechnet
auf Sarkophagen abzubilden, aber wegen ihrer langen Reise galten
sie als ideale Seelengeleiter, Nachfolger der antiken Psychopompoi.
„Die Könige galten
als Schutzpatrone der
Reisenden und wurden,
da sie vor dem Kind
niedergefallen waren,
als Helfer bei der „fallenden
Krankheit“, der
Epilepsie angerufen
und bei „Hauptweh,
Fieber, Zauberey und
einem jähen Tod.“
Besonders im Volk war die Verehrung der Drei Könige außerordentlich
populär, so sehr, dass Epiphanie, bei der die Magier nur einen Teil des
Festgeheimnisses ausmachen, allmählich seinen ursprünglichen Charakter
verlor und sich, zumindest im Kölner Raum, zum Dreikönigenfest wandelte.
Die Könige galten als Schutzpatrone der Reisenden und wurden,
da sie vor dem Kind niedergefallen waren, als Helfer bei der „fallenden
Krankheit“, der Epilepsie angerufen und bei „Hauptweh, Fieber, Zauberey
und einem jähen Tod“.
Schon früh bekamen die Magier die verschiedensten Namen. Die im
Abendland gebräuchlichsten Bezeichnungen Caspar, Melchior und
Balthasar sind etwa seit 500 in der hellenistischen Literatur bezeugt. Außerdem
standen sie für die drei Lebensalter des Menschen. Die häufigste
Deutung ist:Melchior ist ein Greis, Balthasar ein Mann in den besten
Jahren und Caspar ein Jüngling. Der angelsächsische Mönch Beda (gest.
735) und in seiner Nachfolge Hrabanus Maurus teilten die Könige auf
die damals bekannten Erdteile auf. Melchior steht für Asien, Balthasar
vertritt Europa und Kaspar Afrika. Kaspar wurde in der bildenden Kunst
seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, als die Europäer auf ihren
Seereisen zum ersten Mal Menschen schwarzer Hautfarbe sahen, zum
Mohren. Die Ostkirche hat diese Neuerung nicht mitgemacht. Auf ihren
Ikonen sind die Könige ausnahmslos weiß.
Der Legende nach wurden die Gebeine der Drei Könige von Helena, der
Mutter Konstantins, im Heiligen Land gefunden. Sie schenkte sie dem
Bischof Eustorgius, der sie nach Mailand überführte. Über Jahrhunderte
lagen sie dort relativ unbeachtet in der Kirche S. Eustorgio. Als sie 1164
nach Köln kamen, setzte eine beispiellose Verehrung der Reliquien ein.
Köln wurde zu einem der wichtigsten Wallfahrtsorte neben Jerusalem,
Rom und Santiago de Compostela und nahm einen gewaltigen wirtschaftlichen
Aufschwung. Zahlreiche Gasthöfe an den Pilgerwegen tragen teilweise
bis heute noch Namen wie Zur Krone, Zum Mohren, Zum Stern
oder eben Drei Könige.
Als Kaiser Friedrich Barbarossa 1162 Mailand eroberte, erbat sich Rainald
von Dassel, Kölner Erzbischof und Kanzler des Reichs für Italien, die
Reliquien der Drei Könige als Geschenk. Er hatte sofort die Bedeutung der
Gebeine erkannt. Zum einen bedeuteten sie einen enormen Machtzuwachs
für den Kölner Erzbischof, der aus ihrem Besitz die sakrale Legitimation
ableitete, den gewählten Herrscher nicht nur in Aachen zum deutschen
König zu krönen (bei der Krönungsmesse galt die Liturgie von Epiphanie),
sondern damit gleichzeitig zum rechtmäßigen Nachfolger der ersten von
Christus selbst anerkannten Könige zu proklamieren; damit bedeuteten sie
des weiteren einen wichtigen Prestigezuwachs für den Kaiser. Das gesamte
Mittelalter war beherrscht von dem Streit zwischen Kaiser und Papst um
den ersten Rang in Europa. Für den Kaiser und seinen Kanzler Rainald
von Dassel demonstrierten die jetzt in Köln residierenden Drei Könige den
Vorrang der Kaiserherrschaft vor den Ansprüchen des Papstes. Während
dieser seinen Primat auf die Nachfolge des von Christus berufenen Petrus
stützte, sah der Kaiser seine Vorherrschaft darin begründet, dass Christus
weit früher die Geschenke und Huldigungen von Königen angenommen
hatte. Nach mittelalterlichen Vorstellungen konnte das nur als Bestätigung
dafür gewertet werden, dass der deutsche Kaiser gegenüber Rom die erste
Stelle einnahm. Modern gesprochen: Rainald von Dassel hat die Heiligen
Drei Könige politisch instrumentalisiert.
Text: Lisa Weyand
44
45
RÜCKMELDUNG
Was, wenn in der Kirche die Gemeinden nicht mehr
gedeihen? Weil sich das Klima geändert hat? Und weil
sie – ähnlich wie der Burgunder – nur unzureichende
Antworten haben.
Störrische Bauern in Burgund versammeln sich und
sagen: Wir bauen weiter Burgunder an. Das hat
Tradition, da können wir einfach nichts dran ändern.
Das wäre doch beliebig. Modisch. Wer will das denn
schon? Man muss wohl kein Unheilsprophet sein, um
zu sehen: Das ist keine gute Idee. Diese Bauern werden
schlicht nicht überleben. Besser ist doch die Idee,
den Weinbau an sich zu erhalten in der Region.
IHRE
RÜCK-
MELDUNG
ZÄHLT ...
In Burgund wächst kein Burgunder mehr. Der Klimawandel hat dazu geführt, dass die
Trauben, die die Region bekannt gemacht haben, nicht mehr wachsen. Die Bauern stellen
sich um – denn das Ernten und Wachsen sollen nie aufhören. Der Weinbau soll bleiben
– aber wie es war, geht es nicht weiter. Es ist für sie eine Überlebensfrage.
Bei uns Protestanten zeigt sich dieses Problem ganz
akut. Nicht am Wein. Aber in der Substanz unserer
Gemeinden. Wir verändern uns zu langsam, und
die Gemeinden schrumpfen. Die Menschen, die sich
einbringen, werden immer älter, und die Jungen
interessieren sich wenig für das, was wir tun. Es gibt
Ausnahmen, aber spätestens in zwei Generationen
wird sich das Thema Kirche in der Breite erledigt
haben, wenn sich nichts ändert. Mit 42 gehöre ich zu
den mittelalten Pfarrpersonen in unserer Kirche – und
ich muss mit ansehen, wie diese Kirche, die mir sehr
am Herzen hängt, an vielen Stellen den Bach runtergeht.
Weil sie sich nicht wandelt, weil die Tradition
höher gehalten wird als die Menschen. Das kann ich
den Leuten noch nicht einmal übelnehmen. Denn wer
sich hier wohl fühlt, der will ja auch nichts ändern.
Wer nun mal gern Burgunder trinkt, der kann sich
schwer auf Shiraz umstellen. Und doch ist es notwendig.
Denn Burgunder wird es nicht mehr geben.
Und darum ist es für uns als Kirchen so wichtig, über
den Tellerrand zu blicken. Die gute Nachricht ist: Das
tun wir schon. Gemeinsam. Konkret vor Ort. Noch
zaghaft. Aber gut. In ökumenischen Initiativen. Zum
Beispiel wenn wir gemeinsam mit den katholischen
Schwestern und Brüdern überlegen, wie wir neue
Wege gehen können. Wie wir Menschen, zum Beispiel,
in der Trauer begleiten, wie wir Lebensfragen gemeinsam
aufgreifen und zeitgemäß beantworten können.
Und es gibt da sehr konkrete Pläne: für nächstes
Jahr ist eine Themenwoche zur Trauer angedacht. Mit
Konzerten, mit Diskussionen, mit Workshops, kleinen
feinen Veranstaltungen. Nicht, weil wir als Kirche
nur über Trauer reden könnten, nein, weil es unsere
Kernkompetenz ist, Hoffnung zu vermitteln.
Auch an anderen Orten wachsen wir zusammen: ganz
am Anfang der Lebenssuche, in ökumenischen Schulgottesdiensten,
bei Themenwochen in den Grundschulen,
die ganz selbstverständlich von katholischen
und evangelischen Theolog:innen gemeinsam gestaltet
werden. Oder an Trinitatis. Auf der Wiese. Bei
unseren ökumenischen Festgottesdiensten, auch mit
unseren freikirchlichen Geschwistern zusammen. Es
gibt zarte Pflänzchen des Zusammenwachsens, erste
Ansätze, auf den Klimawandel in der Gesellschaft zu
reagieren.
Und auch weit über unsere Region hinaus passiert das:
Ein gutes Dutzend katholischer Geistlicher, Männer und
Frauen aus dem Bistum Speyer, waren letzte Woche im
Veedel, um sich über neue Wege der Gemeindebildung
auszutauschen. Die Probleme waren erstaunlich ähnlich.
Auf beiden Seiten des konfessionellen Äquators.
So kamen sie zu uns, den Protestanten, und gemeinsam
haben wir nach Antworten gesucht. Weil wir doch
für denselben unterwegs sind. Arbeiter:innen sind im
Weinberg des Herrn, wie unser Chef das mal formuliert
hat. Vor zweitausend Jahren. Und der sitzt weder in
Düsseldorf noch in Rom, der sitzt oben und – da bin
ich sicher – freut sich, wenn wir gemeinsam Antworten
auf den gesellschaftlichen Klimawandel suchen. Davon
wünsche ich mir mehr. In Lebensfragen. Im Blick auf all
die Menschen, die in unseren Gemeinden keine große
Rolle spielen, weil sie aus anderen Milieus kommen. Die
Kirchenfernen. Die Armen. Die Gutgestellten, die sich
genauso Lebens- und Glaubensfragen stellen, bei uns aber
keine Antwort bekommen. Sollten wir da nicht gemeinsam
mehr suchen, statt ständig auf uns selbst zu schauen?
Wenn ich mal träumen dürfte, von einer Weinlese in
vielen Jahren, dann würde ich von einer gemeinsamen
Initiative träumen. Von Christinnen und Christen,
Pastor:innen oder Gemeindereferent:innen, angestellten
Menschen, die vor Ort eine Initiative gründen,
die nicht fragt nach Konfession, ja nicht einmal nach
Taufe, die einfach mit den Menschen in ihrem Leben
sucht nach Antworten auf Fragen, die wir alle in uns
tragen. Die dann das Ihre daneben legen und gemeinsam
Kirche sind. Nicht konfessionell. Sondern christlich.
Ökumenisch. Die schneller auf gesellschaftliche
Entwicklungen reagieren kann als wir je für uns in
unseren behäbigen Apparaten. Denn was Neues kann
ja viel agiler sein, weil es keine Räte und Ordinierten
Personen im Hintergrund hat, die kontrollieren, ob
das, was man sagt, denn protestantisch genug oder auf
Linie ist (ich kann hier nur für meine Seite sprechen).
Die mit den Menschen sucht, genährt mit Ressourcen
aus beiden, ja vielleicht noch mehr Kirchen. Aufsuchend.
Mülheimelnd. Und jung. Was kirchlich meist
schon heißt: Unter vierzig. Das wär doch was, oder?
Träumt wer mit mir mit?
Denn was so wächst, das hat vielleicht auch dann Bestand,
wenn es zu karg für Burgunder ist, zu trocken
für neue Trauben. Weil diese Früchte nämlich ganz
anders wachsen als die alten. Und doch so gut, ganz
delikat und wunderschön anzuschauen sind.
Text: Sebastian Baer-Henney, evangelischen Pfarrer in
Mülheim. Gründete die Initiative beymeister mit und
sehnt sich nach einer postkonfessionellen Kirche voller
Menschen und mit gutem Kaffee.
SCHREIBEN SIE UNS ...
Unter dem Namen "Rückmeldung" rufen wir Sie
auf, uns Ihre ganz persönliche Sicht auf ganz
unterschiedliche Themen in unserer Gemeinde und
unseren Veedeln zu schildern.
Dieser Beitrag kann die Form einer Stellungnahme
zu einem gewissen Thema einnehmen, Lob oder
Kritik äußern, er kann eine Meinung widerspiegeln
oder eine ganz eigene Geschichte erzählen.
Wir möchten Ihnen mit dieser neuen Rubrik die Möglichkeit
bieten, sich thematisch einzubringen, Ihre
Gedanken mit uns und den Leser*innen von civitas
zu teilen und so Ihre Ideen zu kommunizieren.
Wir sind gespannt, welche Geschichten Sie erzählen.
46
47
TERMINE
SA. 26.11.22 – SA. 07.01.23
Di. + Sa. 15:00 – 16:00 Uhr | Herz Jesu
Offene Kirche
SO. 04.12.2022
15:00 Uhr | St. Mauritius
Adventssingen aller Generationen
(Timpe)
FR. 09.12.2022
18:00 Uhr | vor der Friedenskirche
Ökumenisches Offenes
Adventssingen
SA. 10.12.2022
17:00 Uhr | St. Petrus Canisius
Messe zu St. Luzia
mit den Herz-Jesu-Spatzen
(Buchs)
SO. 11.12.22
16:00 Uhr | St. Mauritius
Adventskonzert des
Vokalensembles Belcantonius
(Horst)
18:30 Uhr | Vorplatz von St. Clemens
Liebfrauen (bei schlechtem Wetter)
Aussendungsfeier des Lichtes
von Bethlehem
(Obermann)
Termine
FR. 16.12.2022
18:00 Uhr | vor der Baptistengemeinde
in der Salzstraße 6
Ökumenisches Offenes
Adventssingen
FR. 23.12.2022
17:00 Uhr | St. Theresia
Eucharistiefeier
(Nebel, Reuber)
HEILIGER ABEND, 24.12.2022
11:00 Uhr | Herz Jesu
Offene Weihnachtskirche:
Musik und Texte zur Weihnachtszeit
(Steiner, Reuber)
12:00 Uhr | Liebfrauen
gemeinsam statt einsam
(Hoffmans, Feithen)
12:00 Uhr | St. Petrus Canisius
gemeinsam statt einsam
(Obermann, Nussbaum, Firmgruppe)
12:30 Uhr | Herz Jesu
Offene Weihnachtskirche:
Musik und Texte zur Weihnachtszeit
(Steiner, Schmitt, Reuber)
15:00 Uhr | St. Petrus Canisius
Familien-Christmette
mit den Kommunionkinder-Familien
(Nebel, Obermann, Sendler)
Aufgrund
der aktuellen Situation
sind die Termine
unter Vorbehalt.
15:00 Uhr | St. Mauritius
Krippenspiel mit dem Kinderchor
(Lüersmann, Timpe)
15:00 Uhr | Herz Jesu
Offene Weihnachtskirche:
Musik und Texte zur Weihnachtszeit
(Steiner, Schulz, Reuber)
nachmittags | St. Antonius
Offene Kirche
(Bleck)
ab 17:00 Uhr
finden Sie den Link zur Christmette
aus der Kirche Liebfrauen auf unserer
Internetseite: www.clemens-mauritius.de
17:00 Uhr | St. Petrus Canisius
Christmette mit weihnachtlicher
Musik für Chor und Holzbläser
(Schmitt, Obermann, Sendler)
17:30 Uhr | Herz Jesu
Familienchristmette mit den
Herz-Jesu-Spatzen
(Wagner, Buchs, Reuber)
22:00 Uhr | St. Mauritius
Christmette mit weihnachtlicher
Chormusik, Familienprojektchor
(Lüersmann, Sendler, Timpe)
ERSTER WEIHNACHTSTAG,
25.12.2022
10:30 Uhr | St. Theresia
Eucharistiefeier
(Lüersmann, Timpe)
11:00 Uhr | Liebfrauen
Eucharistiefeier mit Kammerchor
Cantus Firmus + Instrumentalensemble
(Schmitt, Reuber)
ZWEITER WEIHNACHTSTAG,
26.12.2022
11:00 Uhr | Liebfrauen
Weihnachtsfestmesse mit englischer
Chormusik (Kammerchor Cantus Firmus)
(Wagner, Reuber)
11:00 Uhr | St. Mauritius
Weihnachtsfestmesse mit weihnachtlicher
Musik für Holzbläser +
evang. Predigt
(Nebel, Sendler)
11:00 Uhr | Herz Jesu
Weihnachtsfestmesse mit Musik für
Sopran (Lins) und Orgel (Reuber)
FR. 30.12.2022 – 01.01.2023
Nachhaltig ins Neue Jahr!
Silvester Wochenende für Familien
in Elkhausen
SA. 31.12.2022
17:00 Uhr | St. Petrus Canisius
Jahresschlussmesse
mit Musik für Blockflöte (Stelzmann)
37. WELTJUGENDTAG
Nächstes Jahr im August ist es
wieder soweit: Der Papst lädt
vom 01. – 06. August 2023 zum
37. Weltjugendtag nach Portugal
in die wunderschöne Hauptstadt
Lissabon ein!
Unter dem Motto „Maria stand
auf und machte sich eilig auf
den Weg.“ (Lk 1,39) treffen sich
Jugendliche aus aller Welt, um ein
besonderes Fest des Glaubens
und der Freude zu feiern!
und Orgel (Reuber)
(Wagner, Reuber)
17:30 Uhr | St. Mauritius
Jahresschlussmesse
(Lüersmann, Sendler)
SO. 01.01.2023
11:00 Uhr | Liebfrauen
Neujahrsmesse
mit Musik für Sopran (Lins)
und Orgel (Reuber)
(Schmitt, Reuber)
11:00 Uhr | St. Theresia
Neujahrsmesse
(Lüersmann, Sendler)
FR. 06.01.2023
17:00 Uhr | St. Theresia
Eucharistiefeier zum Hochfest
Erscheinung des Herrn mit Musik
für Flöte und Orgel
(Wagner, Sendler)
SA. 11.02.2023
18:11 Uhr | Liebfrauenhaus
"Liebfrauenhaus loss jonn"
FR. 03.03.2023
18:00 Uhr | Liebfrauen
Firmung mit Weibischof
Rolf Steinhäuser
Es wird eine lange und eine kurze
Tour mit dem Erzbistum Köln geben:
Lange Tour: 24. Juli bis 06. August
2023: Tage der Begegnung im Bistum
Averia + Feier des WJT in Lissabon
Kurze Tour: 1. bis 6. August 2023:
Feier des WJT in Lissabon
Bist Du zwischen 16 und 30 Jahren
alt und hast Lust Jugendliche aus
aller Welt zu treffen, fremde Kulturen
kennenzulernen, gemeinsam zu
beten, mit feurig-fetziger Musik den
Glauben zu feiern, den Papst zu treffen
und den lebendigen Gott besser
STERNSINGER 2023
Die Stersingeraktion steht in
2023 unter dem Motto
„Kinder stärken – Kinder
schützen – in Indonesien und
weltweit“. Die Kinder aus Indonesien
sind der Informationsschwerpunkt
– gesammelt wird
wie immer für Kinder weltweit.
Im Januar wollen wir wieder
Hausbesuche versuchen –
wenn es Corona erlaubt.
Zur Anmeldung liegen ab dem
1. Advent Postkarten aus.
Sie können sich auch gerne auf
unserer Internetseite anmelden
oder eine Email an: sternsinger@
clemens-mauritius.de schreiben.
Die Hausbesuche werden
zwischen Donnerstag
(05.01.23) und Samstag
(07.01.23) stattfinden.
Bitte, beachten Sie die Webseite
und Pfarrnachrichten.
Ihr Sternsingeraktions-Team
kennenzulernen? – Und obendrein
noch das wunderschöne Portugal
zu erkunden - dann sei dabei beim
Weltjugendtag in Lissabon!
Wir freuen uns auf Dich!
Weitere Infos unter: www.kja.de/
jugendseelsorge/gottesdiensteaktionen/weltjugendtag-2023/
home/ sowie unter: www.wjt.de
48
49
KONTAKTE
Kontakte
Adressen
KONTAKTBÜROS
Liebfrauen
Adamsstr. 21, 51063 Köln
Do.: 14.00 – 16.30 Uhr
Fr.: 09.00 – 12.00 Uhr
St. Mauritius
Alte Wipperfürther St. 53,
51065 Köln
Derzeit geschlossen
St. Petrus Canisius
Voltastr. 32, 51065 Köln
Derzeit geschlossen
Telefon: 0221 /96 70 2 - 0
(zentrale Rufnummer für alle
Pfarrbüros + Friedhofsverwaltung)
info@clemens-mauritius.de
FRIEDHOFSVERWALTUNG
friedhofsverwaltung.clemensmauritius.de@erzbistum-koeln.de
0221 / 96 70 2 - 37
HAUSTECHNIK
haustechnik@clemens-mauritius.de
VERMIETUNGEN
daniel.peffgen@erzbistum-koeln.de
0221 / 96 70 2 - 26
FAMILIENZENTRUM
rita.geuenich@erzbistum-koeln.de
bruno.nebel@erzbistum-koeln.de
KINDERTAGESSTÄTTEN
St. Antonius
Don-Bosco-Str. 3, 51063 Köln
0221 /96 70 2 - 80
Herz Jesu
Schleiermacherstr. 14,
51063 Köln
0221 / 96 70 2 - 40
Liebfrauen
Adamsstr. 17, 51063 Köln
0221 / 96 70 2 - 50
St. Mauritius
Caumannsstr. 14, 51065 Köln
0221 / 69 75 60
St. Petrus Canisius
Kopernikusstr. 160,
51065 Köln
0221 / 96 70 2 - 60
St. Theresia
An St. Theresia 8,
51067 Köln
0221 / 96 70 2 - 70
GREMIEN
Kirchenvorstand
Kontakt über Pastoralbüro
Pfarrgemeinderat
pgr@clemens-mauritius.de
OFFENE LIEBFRAUENKIRCHE
Regentenstr. 4.
51063 Köln
Di. + Mi.: 10.00 – 14.00 Uhr
Do.: 10.00 – 12.00 Uhr
GEMEINDEDIENSTE
WIR
helfen
gerne.
PASTORALTEAM
Stefan Wagner | Pfarrer
Wolfgang Heinen | Subsidiar
Pater Thomas Lüersmann | Pfarrvikar
Bruno Nebel | Pfarrvikar
Michael Schmitt | Kaplan
Johannes Schmitz | Diakon mit Zivilberuf
Ralf Zilligen | Diakon mit Zivilberuf
Beate Bleck | Pastoralreferentin
Ralf Steiner | Gemeindereferent
Wolfgang Obermann | Gemeindereferent
Carola Nussbaum | Pastoralassistentin
Thomas Reuber | Seelsorgebereichsmusiker
zu erreichen über Email:
<vorname.nachname>@erzbistum-koeln.de
(Beispiel: stefan.wagner@erzbistum-koeln.de)
oder telefonisch über das Pastoralbüro
VERWALTUNGSLEITUNG
Rita Geuenich
geuenich@clemens-mauritius.de
PASTORALBÜRO
St. Elisabeth
Elisabeth-Breuer-Str. 46, 51065 Köln
Mo. und Mi.: 09.00 – 12.00 Uhr
NOTFALL-TELEFON
Bei seelsorgerischen Notfällen
0221 / 96 70 2 - 22
50 51
KONTAKTE
WIR STELLEN VOR
SOZIALES
LEBENSMITTELAUSGABEN
Mit Caritas-Sprechstunde:
St. Mauritius:
Di.: ab 15.00 Uhr
St. Antonius:
Do.: ab 15.00 Uhr
KLEIDERSTUBE
Jacke wie Hose
Eulerstr. 2, 51065 Köln
Mi.: 15.00 – 18.00 Uhr
Tünn's Klamotte-Stübche
St. Antoniuskirche
Tiefentalstr. 38, 51063 Köln
Mo.: 11.30 – 13.30 Uhr,
Do.: 14.30 – 17.00 Uhr
CARITAS-ZENTRUM
Adamsstr. 15, 51063 Köln
0221 / 68 00 25 0
KÖLSCH HÄTZ
Adamsstr. 21, 51063 Köln
0221 / 96 70 2 - 38
Mi.: 10.00 – 12.00 Uhr
CHRISTLICHE SOZIALHILFE
Knauffstr. 1, 51063 Köln
0221 / 6 47 09 57
Offene Sozialsprechstunde:
Mo.: 10.00 Uhr – 13.00 Uhr
Knauffstr. 14
Mi.: 10.00 Uhr – 12.00 Uhr
Knauffstr. 1
CARITAS ALTENZENTRUM
St. Josef Elisabeth
Elisabeth-Breuer-Str. 57, 51065 Köln
0221 / 28 58 10
BODELSCHWINGH-HAUS
Bergisch-Gladbacher-Str. 74
51065 Köln
0221 / 99 56 32 72
SOZIALBETRIEBEKÖLN
Tiefentalstr. 86, 51063 Köln
0221 / 77 75 21 00
Kopernikusstr. 38, 51065 Köln
0221 / 88 99 70
NORBERT BURGER
SENIORENZENTRUM
Keupstr. 2a, 51063 Köln
0221 / 66 00 74 00
WOHNHAUS FÜR MENSCHEN
MIT BEHINDERUNGEN
Wohnhaus St. Christophorus
Rhodiusstr. 22, 51065 Köln
0221 / 28 58 14 40
JUGENDZENTREN
Don-Bosco-Club
Tiefentalstr. 38, 51063 Köln
0221 / 6 47 08 55
info@don-bosco-club.de
www.don-bosco-club.de
www.work4you.koeln
Area 51
Galileistr. 8, 51065 Köln
0221 / 16 92 00 74
area51@kja.de
Support 51
Charlierstr. 11, 51065 Köln
0221 / 16 83 49 32
katharina.ritter@kja.de
Internet: www.clemens-mauritius.de
Wir stellen vor
Der Katholische Friedhof auf der Sonderburger Straße in
Köln-Mülheim, wo sonst Angehörige um ihre Verstorbenen
trauern, ist der Arbeitsplatz von Vanessa Wesseling.
Seit wann arbeiten Sie schon als
Friedhofsgärtnerin, und wie sind
Sie zu Ihrem Beruf gekommen?
Jetzt im November sind es genau 5
Jahre, seit ich hier arbeite und mich
in den elterlichen Betrieb einbringe.
Nach 16 Jahren Gastronomie,
die selten mal stressfrei waren,
zog es mich nach Köln in meine
Heimatstadt zurück. Zu diesem
Zeitpunkt suchte mein Vater für
seinen Friedhofsbetrieb einen neuen
zuverlässigen Angestellten. Die Zeit
für etwas Neues war reif, die Herausforderung
reizte mich, und ich
habe quasi „hier“ gerufen. Ein neues
Kapitel in meinem Leben wurde
aufgeschlagen. So führe ich, natürlich
mit meinem Vater zusammen,
mittlerweile in der fünften Generation
diesen Gärtnereibetrieb fort.
Was sind Ihre Aufgaben als Friedhofsgärtnerin?
Der Vertrag meines Vaters mit
der Kirchengemeinde St. Clemens
und Mauritius beinhaltet u.a. die
Position „Friedhofs-Instandhaltung“
d.h. die vorhandenen Hecken und
Sträucher schneiden, das Leeren
von Papierkörben, Laubarbeiten im
Herbst, dazu Wegepflege und im
Winter die Hauptwege schneefrei
halten. Dazu kommt das „alleinige
Recht der Beisetzung“. Dieser
Passus im Vertrag ist wahrscheinlich
deutschlandweit einzigartig, d. h.
wir sind für das Öffnen und Schließen
einer Grabstätte zur Beisetzung
eines Verstorbenen verantwortlich.
Die andere Seite betrifft die Selbständigkeit
als Friedhofsgärtner.
Hier werden mit dem Kunden
Pflege-Vereinbarungen, was die
einzelnen Grabstätten angeht,
getroffen. Hinzu kommen Erstaufmachungen,
Grabhebungen oder
zu einem späteren Zeitpunkt dann
auch eine Neuanlage des Grabes.
Manche Menschen haben ein
ungutes Gefühl, wenn Sie auf
dem Friedhof sind. Wie ist das bei
Ihnen?
Meinen Sie damit eine gewisse
Angst vor dem Überfallen-Werden
oder, dass Ihnen jemand die Handtasche
vom Arm reißt? Das kann
Ihnen auf den größeren Friedhöfen
in Köln, am Wiener Platz oder hier
im Stadtgarten genauso passieren.
In früheren Zeiten war sicher dieses
ungute Gefühl weniger von Belang,
da sich einfach mehr Friedhofsbesucher
hier aufhielten. Ich persönlich
habe kein ungutes Gefühl, auch
wenn ich schon mal alleine hier bin.
Macht man sich mehr Gedanken
um den Tod, wenn man selbst auf
dem Friefhof arbeitet?
Sicherlich habe ich mir in früheren
Zeiten weniger Gedanken über
den Tod gemacht als heute, wo ich
jeden Tag damit konfrontiert werde.
Zumal es in den letzten Jahren in
der eigenen Familie einige Todesfälle
zu beklagen gab, wo das eigene
Begreifen oft an Grenzen stieß und
Antworten fehlten.
Was ist für Sie das Schönste an
Ihrem Beruf?
Kreativität! Kein Tag ist wie der andere.
Ich muss mich jeden Tag neu
erfinden. Täglich an der frischen
Luft, ein kleines Schwätzchen mit
dem ein oder anderen, das hat schon
was. Außerdem haben wir hier ein
wunderbares Betriebsklima.
Machen Sie jede Grabbepflanzung
individuell?
Ja, wir gehen auf die individuellen
Wünsche unserer Kunden ein, und
somit ist jedes Grab ein Unikat für
sich, auch wenn Sie im Sommer
z. B. auf vielen Gräbern eine Beet
Bepflanzung mit Begonien sehen.
Da ist einfach Pragmatismus gefragt.
Ein Tipp zum Schluss: Was sollte
man bei der Grabpflege auf jeden
Fall beachten?
Gruppierung heißt das Zauberwort,
nicht einfach hier und da was
pflanzen. Ordnung schaffen! Zur
Pflege zählt auch ein regelmäßiges
Schneiden des Bodendeckers, je häufiger
je besser und je nach Lage des
Grabes eine entsprechende Bepflanzung
wählen. Aber sprechen Sie
einfach mit dem Friedhofsgärtner
Ihres Vertrauens. Da wird Ihnen
geholfen.
Dieses Interview führte
Zdenko Barbaric
52 53
NACHGEDACHT
Allen
Leserinnen
und Lesern
ein frohes
FEST
der Geburt
des Herrn
und Erlösers
Jesus Christus,
„
... Alles muss klein beginnen
Lass etwas Zeit verrinnen
Es muss nur Kraft gewinnen
Und endlich ist es groß
Schau die leichte Flocke
Wie sie tanzt und fliegt
Bis zu einem Ästchen
Das unterm Schnee sich biegt
Landet da die Flocke
Und durch ihr Gewicht
Bricht der Ast herunter
Und der Rabe spricht
Alles muss klein beginnen
Lass etwas Zeit verrinnen
Es muss nur Kraft gewinnen
Und endlich ist es groß
Manchmal denk ich traurig
Ich bin viel zu klein
Kann ja doch nichts machen
Und dann fällt mir ein
Erst einmal beginnen
Hab ich das geschafft
Nur nicht mutlos werden
Dann wächst auch die Kraft
Und dann seh ich staunend
Ich bin nicht allein
Viele Kleine, Schwache
Stimmen mit mir ein
Alles muss klein beginnen
Lass etwas Zeit verrinnen
Es muss nur Kraft gewinnen
Und endlich ist es groß ...
Gerhard Schöne
Vergessen wir nie: Das größte Ereignis der Weltgeschichte
begann mit einem kleinen Baby im Stall!
Im Namen des Redaktionsteams
und der Katholischen Kirchengemeinde
wünsche ich Ihnen, tagtäglich viele kleine Anfänge zu erleben.
Ihr Pater Thomas Lüersmann SDB, Pfarrvikar
IMPULSE WEIHNACHTEN
Unsere Pfarrgemeinde bietet auf unterschiedlichen
digitalen Kanälen Impusle für die Weihnachtszeit
an. Lassen Sie sich überraschen.
54
Katholische Kirchengemeinde St. Clemens und Mauritius | Köln