133_Ausgabe August 2014

Jugendwehr Görlitz 1914<br />

Foto: Robert Scholz<br />

1000 Jahre Geldgeschichte<br />

im Schloss Krobnitz<br />

10 Jahre „Weihnachtshaus“<br />

in Görlitz<br />

Görlitz im I. Weltkrieg


Vorwort<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

nun ist das Fußballfieber abgeklungen. Die<br />

Autofahrer haben die schwarz-rot-goldgelben<br />

Auflagen von Rückspiegeln und Motorhauben<br />

entfernt und die Flatterfähnchen eingepackt.<br />

Man sieht keine dreifarbig geschminkten Gesichter<br />

und gefärbten Frisuren mehr auf den<br />

Straßen. Aus Schaufenstern und von Wohnungsfenstern<br />

sind die (oft falsch angeordneten)<br />

Fahnentücher verschwunden. Das war´s<br />

nun. Politische Tugendwächter hatten Ausbrüche<br />

von Nationalismus befürchtet wie vor<br />

100 Jahren. Aber mehr als der übliche Massenrausch<br />

wie in Konzerten von Pop-Größen<br />

(„Highlights“) war in den Fußballstadien kaum<br />

zu sehen. Oder schwang doch ein wiederentdeckter<br />

Rest Nationalstolz im Siegesjubel mit?<br />

Die Europafanatiker bleiben mißtrauisch.<br />

In unserem Alltag gäbe es manche Gelegenheit,<br />

die deutsche Identität nicht zu verbergen.<br />

Wer kann noch Text und Melodie der Nationalhymne<br />

mitsingen? (Erwünscht ist sowieso nur<br />

die dritte Strophe.) Vor Jahren schlug der hiesige<br />

Bundestagsabgeordnete vor, die Schüler<br />

sollten die Hymne lernen. Sofort erhob sich ein<br />

aufgeregtes Gegacker im politischen Hühnerhof.<br />

Man übe, hieß es, damit Zwang aus auf<br />

die Persönlichkeitsrechte der lieben Kleinen.<br />

Erschrocken wich der Abgeordnete zurück.<br />

Kürzlich nach der Schuljahresabschlußfeier der<br />

Grundschule Schulstraße hörte ich beim Hinausgehen<br />

vor der Schultür einen Jungen die<br />

Hymne leise vor sich hin singen. Auf meine<br />

Frage, ob er das in der Schule gelernt habe,<br />

schüttelte er den Kopf und verriet dann, er<br />

habe sich Melodie und Text selbst beigebracht.<br />

Ich finde, Lehrer und Eltern bleiben da in der<br />

Pflicht. (Bei der Einweihung der griechischen<br />

Gedenkstätte auf dem Friedhof sah man griechische<br />

Kinder unaufgefordert stramme Haltung<br />

annehmen beim Abspielen ihrer Hymne.)<br />

Und andererseits: Als der schöne Schulhort an<br />

der Berliner Straße eingeweiht wurde und mit<br />

Billigung der Schulverwaltung mit dem Namen<br />

„Görlitzer city-kids“ die Grundschüler zu kleinen<br />

USA-Bürgern ernannt wurden, brachte<br />

niemand die Persönlichkeitsrechte deutscher<br />

Kinder ins Spiel.<br />

Oder denken wir an das leidige Thema der<br />

Vornamen für Neugeborene. Immer noch<br />

stammen viele aus den Besetzungslisten von<br />

Hollywood-Filmen im Fernsehen. Wie wäre es<br />

endlich wieder einmal mit klangvollen deutschen<br />

Namen wie Wolfgang, Siegfried, Gerhard,<br />

Karin, Gisela, Walter, Fritz, Waltraud,<br />

Hildegard, Hannelore und Dieter?<br />

Ganz zu schweigen von den Werbetexten an<br />

den Schaufenstern der Berliner Straße. Nicht<br />

nur bei den Geschäften ausländischer Handelsketten<br />

wimmelt es von „final sale“, „catering“<br />

und „wellness“, sondern vornehmlich bei<br />

kleineren deutschen Unternehmen. Während<br />

die polnische Fleischerei und der vietnamesische<br />

Imbiß mit einwandfreiem Deutsch an den<br />

Schaufenstern sich an die Kunden wenden,<br />

üben sich deutsche Kaufleute in untertäniger<br />

Amerikanisierung des Stadtbildes. Zur Erinnerung:<br />

In der Hymne ist vom „deutschen Vaterland“<br />

die Rede. Wie lange noch im Görlitzer<br />

Zentrum? Dies fragt sich besorgt<br />

Ihr Ernst Kretzschmar<br />

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Einleitung<br />

3


Görlitz im I. Weltkrieg<br />

im I.<br />

–<br />

Weltkrieg<br />

Ausmarsch der Landwehr, 9. <strong>August</strong> 1914<br />

Am damals hochmodernen und erst<br />

1913 eingeweihten Gebäudekomplex<br />

der zwei höheren Knabenschulen in der<br />

Südstadt (Oberrealschule und Reform-<br />

Realgymnasium) findet man am südlichen<br />

Nebeneingang (heute Carl-von-<br />

Ossietzky-Straße) eine Vierkantsäule<br />

aus grobkörnigem Granit mit kunstvoll<br />

herausgearbeiteten Reliefs zu germanischen<br />

und altdeutschen Sagenüberlieferungen.<br />

Man sieht an der Westseite<br />

den Göttervater Wotan und Siegfried im<br />

Kampf mit dem Drachen, an der Südseite<br />

den Kaiser Rotbart im Kyffhäuser,<br />

an der östlichen Seite aber das Reichswappen,<br />

die Jahreszahl 1913 und einen<br />

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4<br />

Geschichte


Görlitz<br />

Zwischen Siegeszuversicht<br />

im I. Weltkrieg<br />

und Hungerstreiks<br />

Postplatz am 9. <strong>August</strong> 1914<br />

berittenen, an der Westgrenze Wache<br />

haltenden Krieger. Es war einer der zahlreichen<br />

Neubauten jener Jahre in Görlitz<br />

(Warenhaus, Sparkasse, Krematorium,<br />

wenig später Kreuzkirche und neuer<br />

Bahnhof), die uns jene hoffnungsvollen<br />

ersten Jahre des 20. Jahrhunderts als<br />

Zeugnisse der höchsten Blüte der Stadtgeschichte<br />

hinterließen. Nur wenige Monate<br />

später, am 1. <strong>August</strong> 1914, brach<br />

der I. Weltkrieg auch in diese Schulgemeinschaft<br />

in der Südstadt hinein. Viele<br />

Schüler der Oberklassen meldeten sich<br />

freiwillig zum Kriegseinsatz. Direktor Dr.<br />

Küster fiel bereits am 9. September an<br />

der Westfront. Die Liste aller bis Herbst<br />

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Geschichte<br />

5


Görlitz im I. Weltkrieg<br />

im I.<br />

–<br />

Weltkrieg<br />

Grußkarte der Görlitzer Garnisontruppen<br />

von der Front, 1915<br />

1918 gefallenen Lehrer und Schüler ist<br />

lang.<br />

Am 6. <strong>August</strong> rückten die Garnisontruppen<br />

des Infanterie-Regiments Nr.<br />

19 Görlitz-Lauban an die Front aus. Auf<br />

dem abendlichen Marsch durch die Berliner<br />

Straße zum Bahnhof kam es zum<br />

gemeinsamen Gesang des Deutschlandliedes<br />

durch tausende Görlitzer am<br />

Straßenrand und die ins Feld ziehenden<br />

Soldaten. Ein gewandter Reporter der<br />

„Görlitzer Nachrichten“ schilderte debattierende<br />

Zivilisten: „Junge, wie wollen<br />

wir sie dreschen“, droht einer, und seine<br />

Faust ballt sich zornbebend zusammen.<br />

Und dann! Nur keine Schonung, kein Erbarmen<br />

mehr. Frankreich verschwindet<br />

von der Karte, Moskau wird gestrichen,<br />

Petersburg wird deutscher Kriegshafen.<br />

Und vor allem die perfiden John Bulls<br />

sollen bezahlen, daß ihnen die Schwarte<br />

knackt. So spricht das Volk… So spricht<br />

die feste Zuversicht auf deutsche Kraft<br />

und Macht.“ Auf Ansichtskarten ist uns<br />

der Ausmarsch der Landwehr am 9. <strong>August</strong><br />

überliefert. Man sieht, wie auf dem<br />

Postplatz Halbwüchsige und Mütter mit<br />

Kinderwagen im Takt der Militärkapelle<br />

in gelöster Stimmung mitmarschie-<br />

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6<br />

Geschichte


Görlitz<br />

Zwischen Siegeszuversicht<br />

im I. Weltkrieg<br />

und Hungerstreiks<br />

Görlitzer Kinderspiel, 1915<br />

ren. Fast täglich brachten nun die vier<br />

Tageszeitungen ähnliche Berichte und<br />

patriotische Gedichte einheimischer Reimeschmiede<br />

voller Überschwang und<br />

Siegesgewißheit. Das Reservebataillon<br />

unter Museumsdirektor Major Feyerabend<br />

geriet in verlustreiche Kämpfe<br />

gegen die im Osten eingedrungenen<br />

russischen Truppen. Die drei Bataillone<br />

an der Westfront mußten dort jahrelang<br />

durchhalten, wo sich die kämpfenden<br />

Seiten in aufreibenden Grabenkämpfen<br />

gegenüberstanden.<br />

Die ersten französischen Beutegeschütze<br />

wurden vor dem Kaisertrutz, der<br />

Hauptwache, zur Schau gestellt und be-<br />

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Geschichte<br />

7


Görlitz im I. Weltkrieg<br />

im I.<br />

–<br />

Weltkrieg<br />

Gustav Kocksch aus Görlitz vor Verdun, 1916<br />

staunt. Im Kriegsgefangenenlager in der<br />

Oststadt waren zwischen 1914 und 1916<br />

Engländer, Franzosen und Russen untergebracht.<br />

Zur Erinnerung an den Krieg<br />

wurden am gerade fertiggestellten neuen<br />

Bahnpostamt vor dem Jakobstunnel<br />

im Giebelrelief das kaiserliche Reichswappen<br />

und das Eiserne Kreuz von 1914<br />

angebracht, wo man es noch heute sehen<br />

kann.<br />

In vielen Formen lief die Kriegspropaganda<br />

weiter, um bei den Zurückgebliebenen<br />

an der Heimatfront Zuversicht<br />

und Durchhaltewillen zu erhalten. Die<br />

vierzehn- bis achtzehnjährigen Jungen<br />

wurden in der uniformierten Jugendwehr<br />

erfaßt (siehe Umschlagfoto) und mit Geländesspielen,<br />

Marschübungen und militärpolitischen<br />

Unterweisungen auf den<br />

späteren Fronteinsatz eingestimmt. In<br />

der Altstadt spielten die etwas jüngeren<br />

Schuljungen in der „Klostergarde“ unter<br />

Anleitung von Lehrern und Veteranen in<br />

Kinderuniformen und mit Spielzeugwaffen<br />

die Frontberichte nach. Im Rathaus<br />

wurde im September 1915 der „Görlitzer<br />

Wehrmann“ aufgestellt, eine hölzerne<br />

Ritterfigur, in die man gegen eine Geldspende<br />

für Kriegswaisen einen Nagel aus<br />

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Geschichte


Görlitz<br />

Zwischen Siegeszuversicht<br />

im I. Weltkrieg<br />

und Hungerstreiks<br />

Werkhalle Hilgerstraße der Waggonfabrik als Reservelazarett, 1914<br />

Stahl oder Messing treiben durfte, daß<br />

die benagelte Gestalt schließlich wie in<br />

eine metallene Rüstung gehüllt aussehen<br />

sollte. In den Schreibwarengeschäften<br />

fand man eine Unmenge farbiger Karten<br />

mit vaterländischen Bildmotiven und<br />

kernigen Sprüchen. Auch die Görlitzer<br />

Kirchen bezogen sich mit Predigten und<br />

Gebeten, von denen es auch gedruckte<br />

Fassungen zum Versenden an die Front<br />

gab, auf das Kriegsgeschehen. In den<br />

Fotoateliers ließen sich die zurückgebliebenen<br />

Frauen mit ihren Kindern für die<br />

Männer im Schützengraben fotografieren,<br />

und gelegentlich kamen auch Fotos<br />

von den Schlachtfeldern und aus den<br />

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Geschichte<br />

9


Görlitz im I. Weltkrieg<br />

im I.<br />

–<br />

Weltkrieg<br />

Russischer Gottesdienst im Kriegsgefangenenlager, um 1915<br />

Lazaretten nach Görlitz. Vom September<br />

1916 bis Februar 1919 wurden Teile des<br />

4. Griechischen Armeekorps in Görlitz interniert,<br />

was für Aufsehen sorgte.<br />

Längst waren Lebensmittel rationiert<br />

und nur auf Karten oder Bezugscheine<br />

zu haben. Wegen der Seeblockade und<br />

der fehlenden Arbeitskräfte in der Landwirtschaft<br />

ging das Aufkommen an Brotgetreide,<br />

Kartoffeln und Butter zurück.<br />

Die Frau des Görlitzer Rechtsanwalts<br />

Paul Mühsam, der in Berlin beim Roten<br />

Kreuz tätig war, hinterließ ausführliche<br />

Briefe, in denen sie ein sehr konkretes<br />

Bild von der Notlage in Görlitz zeichnete.<br />

Besonders schlimm gestaltete sich der<br />

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10<br />

Geschichte


Görlitz<br />

Zwischen Siegeszuversicht<br />

im I. Weltkrieg<br />

und Hungerstreiks<br />

Warteschlange am Milchgeschäft Nonnenstraße, 1917<br />

„Kohlübenwinter“ 1917. Immer mehr<br />

Frauen wurden zum Kriegseinsatz herangezogen<br />

– als Rüstungsarbeiterinnen,<br />

Straßenbahnschaffnerinnen oder<br />

Krankenschwestern im Lazarettdienst.<br />

In leergeräumten Schulen, Fabrikhallen<br />

und Sälen entstanden Reserve-Lazarette,<br />

wo verwundete Soldaten mit leichteren<br />

Verletzungen für einen erneuten<br />

Fronteinsatz vorbereitet wurden. Görlitzer<br />

Fabriken wurden in die Rüstungsproduktion<br />

einbezogen. In der Waggonfabrik<br />

stieg die Gesamtproduktion von<br />

11,6 Millionen Reichsmark 1914 auf 23<br />

Millionen Reichsmark 1918. Die Bevölkerung<br />

wurde aufgerufen, für das Bestrei-<br />

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Geschichte<br />

11


Görlitz im I. Weltkrieg<br />

im I.<br />

–<br />

Weltkrieg<br />

Görlitzer Lebensmittelmarken<br />

ten der Kriegskosten Reichsanleihen zu<br />

zeichnen, die nach dem Sieg mit Zinsen<br />

zurückgezahlt werden sollten (was später<br />

wegen der Inflation hinfällig wurde),<br />

und Edelmetall einzutauschen („Gold<br />

gab ich zur Wehr, Eisen nahm ich zur<br />

Ehr“) nach dem Vorbild von 1813.<br />

Die wachsende Unzufriedenheit mit dem<br />

Kriegselend und der ausweglosen Versorgungslage<br />

machte sich im <strong>August</strong><br />

1918 in Hungerstreiks im Waggonbau<br />

und Maschinenbau Luft. Bereits 1917<br />

hatte sich aus kritischen Sozialdemokraten<br />

eine Görlitzer Ortsgruppe der USPD<br />

gegründet. Am 9. November kam die<br />

Welle der Revolution auch nach Görlitz.<br />

Nach Kriegsende zählte man 2278<br />

Kriegstote aus Görlitz, die während der<br />

Kampfhandlungen gefallen oder im Lazarett<br />

gestorben waren.<br />

Im Kriege kamen über den Haupteingang<br />

zwischen beiden Knaben-Gymnasien<br />

in der Südstadt drei Reliefs. Das<br />

mittlere zeigt die thronende Germania<br />

mit dem Reichsschwert, das linke einen<br />

Greis, der einen Jüngling in den Kampf<br />

verabschiedet, das rechte eine Siegesgöttin,<br />

die wohl einen Gefallenen ins<br />

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12<br />

Geschichte


Görlitz<br />

Zwischen Siegeszuversicht<br />

im I. Weltkrieg<br />

und Hungerstreiks<br />

Kriegsbelegschaft mit Rüstungsaufträgen, 1915<br />

Totenreich begleitet. Es sind Erinnerungen<br />

an diesen Ersten Weltkrieg, ebenso<br />

wie zwei hölzerne Tafeln mit den Namen<br />

aller gefallenen Lehrer und Schüler, die<br />

vor 1945 in der Aula hingen und heute<br />

im Magazin des Kulturhistorischen Museums<br />

aufbewahrt werden.<br />

25 Jahre später begann der II. Weltkrieg<br />

und verschlang die nächste Schülergeneration.<br />

Vielleicht sollte man die Gefallenentafeln<br />

von 1914/1918 wieder im<br />

Schulgebäude anbringen als sichtbare<br />

Erinnerungsmale. Zum Innehalten. Zum<br />

Nachdenken. Als Aufrufe zum Handeln.<br />

Dr. Ernst Kretzschmar<br />

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Geschichte<br />

13


Senckenberg<br />

Immer der Nase nach –<br />

Museum<br />

Locken.Betören.Täuschen. – Die Welt mit anderen Augen riechen (Foto: Jacqueline Gitschmann)<br />

Mit betörendem Duft locken Blüten Bestäuber<br />

herbei, Pilze ziehen mit Aasgeruch<br />

magisch Fliegen an, die zur Verbreitung<br />

ihrer Sporen beitragen, Sexuallockstoffe<br />

sorgen für das Auffinden des passenden<br />

Partners und Abwehrstoffe halten Fressfeinde<br />

fern – die Natur ist übervoll von<br />

Düften, die ganz unterschiedliche Aufgaben<br />

erfüllen. Alles riecht irgendwie. Auch<br />

wir Menschen können mehr als 10.000<br />

verschiedene Düfte wahrnehmen und haben<br />

sie uns in vielerlei Hinsicht zunutze<br />

gemacht. Wir setzen Duftessenzen als<br />

Parfum, Medizin oder Geschmacksver-<br />

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14<br />

Ausstellung


Senckenberg<br />

Duftausstellung im Senckenberg Museum<br />

stärker ein – sie sollen Krebs und Demenz<br />

bekämpfen, die Konzentration, den Appetit<br />

und die Kauflust anregen.<br />

Wie sehr Duftstoffe unser Leben prägen,<br />

warum uns bestimmte Gerüche anziehen<br />

und andere abstoßen und wie Tiere und<br />

Pflanzen übers Riechorgan kommunizieren,<br />

all das erfahren Besucher an der<br />

eigenen Nase bis zum 31. <strong>August</strong> in der<br />

aktuellen Sonderausstellung „Locken. Betören.<br />

Täuschen“ aus dem Naturkundemuseum<br />

Bielefeld.<br />

So kann man Bekanntschaft mit der chemischen<br />

Waffe des Stinktiers machen<br />

oder sich vom erstaunlich wohlriechenden<br />

Sexualpheromon des Ebers überraschen<br />

lassen und lernt ganz nebenbei, wie vielfältig<br />

die Natur Duftstoffe einsetzt. Ein<br />

Film erklärt auf unterhaltsame Weise, wie<br />

wir Menschen riechen. Außerdem erfährt<br />

man Wissenswertes über die heilsame<br />

Wirkung ätherischer Öle wie Lavendel,<br />

Rosmarin oder Pfefferminze. Bereits seit<br />

über 5000 Jahren setzt der Mensch diese<br />

zu therapeutischen Zwecken ein. Heute<br />

bietet die Aromatherapie zum Beispiel<br />

eine vielversprechende Alternative zu Antibiotika<br />

bei der Behandlung bestimmter<br />

bakterieller Infektionen.<br />

Schließlich kann man sich an einem mit<br />

allen denkbaren Produkten von der Barbiepuppe<br />

bis zur Tiefkühlpizza gefüllten<br />

Ladenregal davon überzeugen, dass Duftstoffe<br />

auch den letzten Winkel unseres Alltags<br />

durchdrungen haben. Und dass wir<br />

uns so manches Mal von Duftstrategen an<br />

der Nase herumführen lassen – haben Sie<br />

sich schon mal gefragt, warum Tiefkühlprodukte<br />

auch nach mehreren Monaten<br />

im Gefrierfach noch so lecker riechen?<br />

Im kleinen Sonderausstellungsraum erwarten<br />

derzeit die Besucher des Museums<br />

Wesen aus einer anderen Welt. Riesige<br />

Chamäleons und Frösche sind das Markenzeichen<br />

des Keramikkünstlers Johannes<br />

Makolies. Das Besondere an den von<br />

ihm geformten Tierfiguren: Sie sind kein<br />

genaues Abbild der Natur, sondern das<br />

Ergebnis fantasievoller Abstraktion. Teils<br />

bizarre Körperformen, ungewöhnliche<br />

Proportionen und detailliert ausgearbeitete<br />

Gesichtszüge verwandeln die Tiere in<br />

Fabelwesen und verleihen ihnen eine fast<br />

schon menschliche Mimik. In ihrer Dar-<br />

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Ausstellung<br />

15


Senckenberg<br />

Immer der Nase nach –<br />

Museum<br />

Frosch, Johannes Makolies (Foto: Ekkehart Mättig)<br />

stellung auf Tonpodesten erinnern sie an<br />

antike Tierskulpturen.<br />

Johannes Makolies formt die Figuren allein<br />

aus seiner Fantasie, er orientiert sich<br />

dabei nicht an einer Vorlage. Ihre einzigartige<br />

Struktur erhalten die Tiere durch<br />

Oberflächenbearbeitungen und eine spezielle<br />

Brandtechnik. Sie werden nicht in<br />

heute weit verbreiteten elektrischen oder<br />

mit Gas betriebenen Öfen gebrannt, sondern<br />

bei 1.300 °C im traditionellen Holzfeuer.<br />

Dabei geraten die Objekte direkt<br />

mit den Flammen in Berührung, außerdem<br />

setzen sich umherfliegende Aschepartikel<br />

auf ihnen ab und verändern die<br />

Oberfläche.<br />

Der 1959 in Dresden geborene Johannes<br />

Makolies ist ausgebildeter Keramiker und<br />

betreibt seit langem erfolgreich seine eigene<br />

Töpfer-Werkstatt. Dort stellt er mittlerweile<br />

vor allem Gefäßkeramik her, aber<br />

mit den Tierskulpturen hat alles begonnen,<br />

sie ziehen sich wie ein roter Faden<br />

durch sein gesamtes Schaffen. „Ich habe<br />

mich in meiner Jugend intensiv mit antiken<br />

und archaischen Kulturen auseinandergesetzt.<br />

Tierfiguren spielten dort unter<br />

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16<br />

Ausstellung


Senckenberg<br />

Duftausstellung im Senckenberg Museum<br />

Frosch, Johannes Makolies (Foto: Ekkehart Mättig)<br />

Chamäleon, Johannes Makolies (Foto: Ekkehart Mättig)<br />

anderem als Fruchtbarkeitssymbole eine<br />

wichtige Rolle. Das hat mich so fasziniert,<br />

dass diese Ideen auch in meine Kunst<br />

einflossen. Das erste, was ich überhaupt<br />

jemals getöpfert habe, war ein Frosch“,<br />

erläutert Makolies. Und sogar in die Herstellung<br />

von Vasen, Tassen und anderen<br />

Gefäßen fließt seine Begeisterung für<br />

Tierfiguren ein – sie werden nicht selten<br />

mit einem ganz besonderen Griff oder<br />

Knauf versehen.<br />

Lebende Verwandte der Keramiktiere bewohnen<br />

das Vivarium des Museums. Dort<br />

gibt es derzeit einige besondere neue Bewohner<br />

zu erleben, auch wenn sie nicht<br />

unbedingt einfach zu entdecken sind. Die<br />

Grünen Baumpythons verschmelzen perfekt<br />

mit ihrer tropischen Umgebung. Sie<br />

stammen aus einer Nachzucht des Naturhistorischen<br />

Museums Braunschweig.<br />

Schon leichter zu beobachten sind hingegen<br />

die seltenen Blauen Baumwarane<br />

aus dem Zoo Halle. Auch sie sind Dschungelbewohner,<br />

aber farblich deutlich auf-<br />

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Ausstellung<br />

17


Senckenberg<br />

Immer der Nase nach –<br />

Museum<br />

Blauer Baumwaran (Foto: Jacqueline Gitschmann)<br />

fälliger als die Würgeschlangen. Wer näheres<br />

über die Lebensweise der rund 70<br />

Tierarten im Vivarium erfahren möchte,<br />

dem sei ein Besuch der Schaufütterung<br />

wärmstens empfohlen. Sie findet immer<br />

am 1. Donnerstag im Monat um 16:00<br />

Uhr statt.<br />

Ausblick<br />

Der Herbst wird ganz maritim im Senckenberg.<br />

Am 26. September öffnet die Nordseeausstellung,<br />

die mit vielen Exponaten<br />

die faszinierende Tierwelt der Deutschen<br />

Bucht vorstellt. Am 12. Oktober wird Görlitz<br />

zum Mekka der Taucher, denn dann<br />

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18<br />

Ausstellung


Senckenberg<br />

Duftausstellung im Senckenberg Museum<br />

Grüner Baumpython (Foto: Jacqueline Gitschmann)<br />

werden der renommierte Preis „Kamera<br />

Louis Boutan“ vergeben und die Deutschen<br />

Meister der Unterwasserfotografie<br />

und Videographie gekürt. Die Siegerbilder<br />

werden im Anschluss erstmalig in Görlitz<br />

in einer Ausstellung bis zum 22.05.2015<br />

präsentiert. Umrahmt werden beide Ausstellungen<br />

von einer bunten Reihe von<br />

Meeresvorträgen. Weitere Informationen<br />

bietet die Homepage des Museums:<br />

www.senckenberg.de/goerlitz<br />

Annemarie Horn &<br />

Dr. Christian Düker<br />

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Ausstellung<br />

19


Oberlausitzer Gartenfest auf<br />

Gartenfest<br />

Schloss Krobnitz –<br />

Im Park rund um das herrschaftliche<br />

Schloss Krobnitz, im gleichnamigen Reichenbacher<br />

Ortsteil gelegen, werden<br />

Anfang September zur zweiten Auflage<br />

des „Oberlausitzer Gartenfestes“ über<br />

80 Aussteller ihre Produkte präsentieren:<br />

Elegante und intelligente Lösungen<br />

für Haus- und Garten werden ebenso<br />

zu finden sein wie eine große Auswahl<br />

an Pflanzen, Möbeln und Accessoires.<br />

Schmuck, Mode und kulinarische Finessen<br />

runden das Angebot ab. Um dem gehobenen<br />

Ambiente den letzten Schliff zu<br />

verpassen, werden musikalische Darbietungen<br />

die Ausstellung zu einem echten<br />

Fest und den Besuch zu einem Erlebnis<br />

machen. Wie immer sind auch eine Reihe<br />

ausgewiesener Experten mit von der Partie,<br />

die von der Krankheitsdiagnose bis<br />

zu einfachen, aber professionellen Tipps<br />

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20<br />

Ausblick


Oberlausitzer<br />

vom 5. bis 7. SeptemberGartenfest<br />

viele praktische Ratschläge vermitteln.<br />

Besonders freuen dürfen sich Liebhaber<br />

des Irish Folk: „Dave Alley & Band“ aus<br />

Neuseeland werden am Freitag, dem 5.<br />

September, ab 20 Uhr aufspielen und die<br />

Gäste des Gartenkönig-Events in Stimmung<br />

versetzen.<br />

Tagsüber bietet ein Vortragsprogramm<br />

den perfekten Gegenpunkt zum Schlendern<br />

und Stöbern: Echte Gartenfachleute<br />

greifen tief in ihre Erfahrungskiste und<br />

lassen alle Interessierten an ihrem Wissen<br />

teilhaben.<br />

Der Eintritt zum Oberlausitzer Gartenfest<br />

beträgt 6 Euro; Schüler, Studenten und<br />

Schwerbehinderte (mit Ausweis) zahlen<br />

einen ermäßigten Preis von 4 Euro.<br />

Für Besucher stehen kostenfrei Bollerwagen<br />

zum Transport von Einkäufen sowie<br />

ein Depotservice zur Verfügung. Hunde<br />

sind auf dem Ausstellungsgelände nur<br />

angeleint gestattet.<br />

Alle Detail-Informationen sowie das komplette<br />

Programm unter:<br />

www.gartenkönig.com<br />

Antje Schulz, Projektleitung<br />

ARCOS GmbH<br />

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Ausblick<br />

21


Münzausstellung im Schloss Krobnitz –<br />

Als vor etwa 1000 Jahren in der Oberlausitz,<br />

seit dem 8. Jahrhundert ein slawischer<br />

Siedlungsraum, Handelsbeziehungen<br />

und Tributzahlungen mit den nach<br />

Osten drängenden deutschen Kolonisten<br />

notwendig wurden, entwickelte sich eine<br />

erste, sehr bescheidene Geldwirtschaft.<br />

Mangels eigenen Geldes bedienten sich die<br />

slawischen Stämme ihres Silberschmucks<br />

sowie erlangter skandinavischer oder orientalischer<br />

Münzen. Sie zerkleinerten sie<br />

je nach Bedarf und Gewicht als Tauschmittel.<br />

Zahlreiche Hacksilberfunde in der<br />

Oberlausitz künden von dieser Praxis – sie<br />

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22<br />

Ausstellung


Münzausstellung<br />

1000 Jahre Geldgeschichte der Oberlausitz<br />

sind der Beginn der Oberlausitzer Geldgeschichte.<br />

In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts<br />

begann der Meißner Markgraf Konrad in<br />

Bautzen, dem neuen Bollwerk im Slawenland,<br />

Münzen zu prägen. Es waren hauchdünne<br />

und nur einseitig geprägte Denare<br />

oder Pfennige, heute Brakteaten genannt.<br />

Als 1156 die Oberlausitz zu Böhmen kam,<br />

setzten deren Herzöge und Könige die<br />

Münzprägung in Bautzen fort. Ein Jahrhundert<br />

später wurden auch in Zittau und<br />

Görlitz Brakteaten geschlagen. Aus Görlitz<br />

ist ein einzigartiger Brakteat mit der<br />

Randschrift GORLIC erhalten geblieben.<br />

Die böhmische Münzreform im Jahr 1300<br />

veränderte die Geldwirtschaft Europas.<br />

Der neue Prager Groschen im Wert von<br />

zwölf Pfennigen war fortan das Geld der<br />

Oberlausitz. In Görlitz, damals die größte<br />

und bedeutendste Stadt der Region, wurde<br />

im 15. und 16. Jahrhundert zum Ärger<br />

der Nachbarn selbstbewusst eigenes Geld<br />

geprägt. Zu Beginn des Dreißigjährigen<br />

Krieges kamen so genannte Kippermünzen<br />

auf, sie wurden auch in Kamenz und<br />

Görlitz geschlagen. Als 1635 die Oberlausitz<br />

zu Sachsen wechselte, erprobte<br />

der sächsische Kurfürst Johann Georg<br />

II. sogleich in Bautzen eine für ihn vorteilhafte<br />

Münzverschlechterung. Die 1666<br />

etablierte staatliche Münzstätte Bautzen<br />

prägte Geld mit geringerem Silberanteil.<br />

Auch wenn dieser Versuch scheiterte,<br />

sind uns daraus prächtige Münzen mit der<br />

Aufschrift MONETA NOVA SUPERIORIS<br />

LUSATIÆ – „Neues Geld der Oberlausitz“<br />

– überliefert.<br />

Die Geldgeschichte der Neuzeit war von<br />

sächsischem Geld gekennzeichnet, doch<br />

schon 1815 mussten sich die Bewohner<br />

im Raum Hoyerswerda, Muskau, Görlitz<br />

und Lauban auf neue preußische Münzen<br />

und Geldscheine einstellen. Der Wiener<br />

Kongress hatte die Oberlausitz in Sachsen<br />

und Preußen gespalten. Erst die Einführung<br />

der Mark als Reichswährung im Jahre<br />

1871 brachte ihr wieder einheitliches<br />

Geld. Graf von Roon, damals Hausherr<br />

auf Schloss Krobnitz, war neben Fürst von<br />

Bismarck einer der Begründer des Deutschen<br />

Reiches,<br />

Interessante regionale Besonderheiten<br />

des Geldverkehrs sind alte Brauzeichen,<br />

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Ausstellung<br />

23


Münzausstellung im Schloss Krobnitz –<br />

großer Industriebetriebe. Das eigenartigste<br />

Geld sind jüdische Schekel aus Görlitz<br />

– was hatten sie wohl zu bedeuten?<br />

Die Sächsische Numismatische Gesellschaft<br />

und ihre fünf Oberlausitzer Münzvereine<br />

in Bautzen, Bischofswerda, Görlitz,<br />

Kamenz und Schönau-Berzdorf präsentieren<br />

gemeinsam mit dem Schlesisch-Oberlausitzer<br />

Museumsverbund Krobnitz eine<br />

Richard-Jecht-Medaille der Oberlausitzischen Gesellschaft<br />

der Wissenschaften, 1942<br />

Zehrpfennige der Handwerkszünfte, Belagerungsgeld<br />

aus dem Siebenjährigen<br />

Krieg sowie die unzähligen Ersatzgeldausgaben<br />

der Consumvereine, Firmen oder<br />

Gemeinden. Letztere hatten ihren Höhepunkt<br />

in Form von Münzen und Geldscheinen<br />

während des Ersten Weltkrieges<br />

und der Inflation. Als Ausdruck der wirtschaftlichen<br />

Stärke der Oberlausitz gelten<br />

dagegen die aufwändig gestalteten Aktien<br />

Kipperdreier der Stadt Kamenz, 1622<br />

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24<br />

Ausstellung


Münzausstellung<br />

1000 Jahre Geldgeschichte der Oberlausitz<br />

Dritteltaler, Kursachsen, Johann Georg II., 1666,<br />

Münzstätte Bautzen<br />

reiche Auswahl numismatischer Objekte<br />

zur 1000-jährigen Geldgeschichte der<br />

Oberlausitz. Sie werden dabei unterstützt<br />

durch attraktive Leihgaben der Museen<br />

der Oberlausitzer Sechsstädte Bautzen,<br />

Görlitz, Kamenz, Löbau, Zittau und Lauban/Lubań,<br />

privater Sammler sowie staatlicher<br />

und kirchlicher Einrichtungen:<br />

- Münzkabinett der Staatlichen Kunstsammlungen<br />

Dresden<br />

- Sächsisches Landesamt für Archäologie<br />

Dresden<br />

- Oberlausitzische Bibliothek der<br />

Wissenschaften Görlitz<br />

- Sorbisches Museum Bautzen<br />

- Schlesisches Museum Görlitz<br />

- Unitätsarchiv Herrnhut<br />

- Ratsarchiv Görlitz<br />

Das Landesamt für Archäologie präsentiert<br />

erstmals den erst 2008 beim Abbruch<br />

der Friedhofsmauer gehobenen Münzschatz<br />

von Nieder Seifersdorf – er ist das<br />

zentrale Ausstellungsobjekt.<br />

Die Leihgeber stellen hauptsächlich Objekte<br />

vom Rande der Numismatik aus. So<br />

erwarten den Besucher auch ein kostbarer<br />

barocker Münzsammelschrank, kunstvolle<br />

Medaillen und zugehörige Gemälde,<br />

bibliophile numismatische Bücher und<br />

Münzprägelisten aus dem 15. Jahrhundert,<br />

Münzschmuck sorbischer Bräute,<br />

historische Geldbehältnisse, regionale<br />

Geldscheine mit ihren Druckstöcken,<br />

prächtige Aktien Oberlausitzer Firmen sowie<br />

der historische Sechsstädtebundpokal<br />

aus Löbau.<br />

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Ausstellung<br />

25


Münzausstellung im Schloss Krobnitz<br />

In die Schau ist der Besuch der Dauerausstellung<br />

zur Schlossgeschichte und seines<br />

berühmten Besitzers, des preußischen<br />

Kriegsministers Albrecht Graf von Roon,<br />

mit einbezogen.<br />

Schlesisch-Oberlausitzer<br />

Museumsverbund<br />

Münzausstellung vom 30. <strong>August</strong> bis 5. Oktober im Schloss Krobnitz<br />

PROGRAMM<br />

30. <strong>August</strong>, ab 10.00 Uhr (Teilnahme mit Anmeldung):<br />

- Feierliche Vernissage mit Vertretern aus Politik und Kultur; Herr Landrat Bernd Lange<br />

führt die Schirmherrschaft<br />

- Ganztägig internationales Vortragsprogramm<br />

(Anmeldungen bitte schriftlich an: Numismatischer Club Görlitz, PF 300114, 02826 Görlitz)<br />

6. bis 7. September, ganztägig:<br />

- 2. Oberlausitzer Gartenfest im Schloss und Park Krobnitz<br />

- Der Eintritt berechtigt zum Besuch der Münzausstellung; die Münzvereine Görlitz<br />

und Schönau-Berzdorf sind in historischen Kostümen präsent<br />

13. September, 14.00 Uhr, Vortrag:<br />

- Peter Gärtig, Görlitz: „Das 110-jährige Vereinsjubiläum des Numismatischen Clubs zu Görlitz“<br />

20. September, 14.00 Uhr, Vortrag:<br />

- Heiko Ziesch, Vorsitzender Münzverein Bischofswerda:<br />

„Der Prager Groschen von 1300 bis 1547 und seine Teilstücke“<br />

27. September, 13.30 Uhr<br />

Treffen der Ortschronisten, mit einem Vortrag von Dr. Wilhelm Hollstein, Oberkonservator des<br />

Münzkabinetts Dresden (SKD): „Der Münzfund Nieder Seifersdorf“<br />

4. Oktober, 13.30 Uhr, Offene Finissage mit kleinem Vortragsprogramm:<br />

- Vortrag, Roland Kahlert, Club der Münzfreunde auf dem Eigen, Schönau-Berzdorf:<br />

„Das Papiergeld der Oberlausitzer Sechsstädte im Mantel der Zeit“<br />

- Vortrag, Lars-Gunter Schier, Seifhennersdorf:<br />

„Das ehemals Wasserschlebensche Münz- und Medaillenkabinett zu Görlitz“<br />

- Matthias Koksch, Vorsitzender Numismatischer Verein zu Bautzen: Resümee & Ausblick<br />

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26<br />

Ausstellung


Schloss Krobnitz<br />

Krobnitz<br />

Schloss Krobnitz<br />

Ein Kleinod der Baukunst befindet sich<br />

nordwestlich von Reichenbach. Hier im Ort<br />

Krobnitz, gelegen am Schwarzen Schöps,<br />

liegt Schloss Krobnitz. Bereits 1592 wird<br />

hier ein Rittergut beschrieben. In den<br />

Jahrhunderten wechselten die Besitzer, es<br />

waren die Herren von Nostitz, Anfang des<br />

18. Jahrhunderts von Vittinghoff, gefolgt<br />

von den Herren von Uechtritz. In dieser<br />

Zeit entstanden ein barockes Herrenhaus<br />

und der Park. Ab 1824 war das Gut in der<br />

Hand der Familie von Oertzen.<br />

Der preußische Kriegs- und Marineminister<br />

Albrecht Graf von Roon (1803 - 1879)<br />

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Geschichte<br />

27


Schloss Krobnitz<br />

Krobnitz<br />

–<br />

Gruftkapelle<br />

wählte sich diesen Ort als Altersruhesitz.<br />

Für eine Summe von 134.600 Talern erwarb<br />

von Roon das Rittergut Krobnitz<br />

1871 von der Familie von Oertzen. Noch<br />

während seiner Amtszeit als Ministerpräsident<br />

in Berlin ließ er das Schloss nach<br />

dem Geschmack der damaligen Zeit umbauen.<br />

Durch Ankauf des Gutes Döbschütz 1876<br />

erweiterte er seinen Besitz, ließ den zum<br />

Schloss gehörigen Park neu anlegen und<br />

erbaute im hinteren Teil des Parks eine<br />

Familiengruft, die 1878 eingeweiht wurde.<br />

Seine letzten Lebensjahre verbrachte von<br />

Roon in Berlin und im Schloss Krobnitz,<br />

wo er nach seinem Tode am 23. Februar<br />

1879 beigesetzt wurde.<br />

Nach der Trauerfeier in der Berliner Garnisonskirche<br />

wurde sein Sarg nach Reichenbach<br />

überführt. In der Kirche zu<br />

Meuselwitz gab es noch eine Gedächtnisfeier,<br />

bevor Albrecht Graf von Roon in der<br />

Familiengruft seine letzte Ruhe fand.<br />

Mit dem Tod des Kriegsministers übernahm<br />

sein ältester Sohn Waldemar von<br />

Roon das Gut Krobnitz. Nach seiner Verabschiedung<br />

vom Militär im September<br />

1888 lebte Waldemar von Roon dauerhaft<br />

auf Schloss Krobnitz.<br />

Er entwickelte eine rege Bautätigkeit. Neben<br />

der Modernisierung des Herrenhauses<br />

ließ er 1893 auf die Familiengruft im<br />

Park eine neugotische Kapelle errichten.<br />

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28<br />

Geschichte


Schloss<br />

die abgerissene<br />

Krobnitz<br />

Gruftkapelle und ihre Glocke<br />

Eingangsseite der Gruft (Foto: Kulturhistorisches Museum Görlitz)<br />

Auf der Eingangsseite des roten Backsteinbaus<br />

befand sich eine Ritterstatue<br />

mit den Gesichtszügen von Albrecht Graf<br />

von Roon. Mit der Anfertigung des Bildnisses<br />

wurde der Münchner Bildhauer<br />

Eduard Beyrer (1866 - 1934) beauftragt.<br />

Zur Einweihung der Kapelle stiftete Kaiser<br />

Wilhelm der II. eine Glocke.<br />

Diese Bronzeglocke, von Collier 1893 in<br />

Zehlendorf gegossen, läutete erstmals bei<br />

der Einweihung der Kapelle am 5. <strong>August</strong><br />

1893.<br />

Die etwa 300 kg schwere Glocke trägt am<br />

Hals ein breites Blütenfries und zwischen<br />

zwei Rundstegen den Gussvermerk: No.<br />

1565. und Gegossen von Gustav Collier<br />

Zehlendorf<br />

Auf der Flanke unter der Gussnummer<br />

ein Reliefbildnis mit der Darstellung eines<br />

Engelreigens über einer Kindergruppe<br />

und die Inschrift: Ehre sei Gott in der<br />

Höhe, und Friede auf Erden, und den<br />

Menschen ein Wohlgefallen!<br />

Über die Herkunft des Materials gibt der<br />

Text auf der gegenüberliegenden Seite<br />

Auskunft:<br />

Kaiser und König Wilhelm II. schenkte<br />

1893 anno Domini ein 1870 erobertes<br />

franz. Kanonenrohr zur Herstellung<br />

dieser Glocke.<br />

Drei Rundstege über dem Wolm, eine<br />

Kehle und ein umlaufendes schmales<br />

Fries vervollständigen die Glockenzier.<br />

1977 wurde von den örtlichen Behörden<br />

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Geschichte<br />

29


Schloss Krobnitz<br />

Krobnitz<br />

–<br />

Glocke von Collier (Foto: Deutsches Historisches Museum Berlin)<br />

Glocke von Collier (Foto: Deutsches Historisches Museum Berlin)<br />

der Beschluss gefasst, die Grabkapelle<br />

abzureißen.<br />

Die Umsetzung des Abrisses der nicht<br />

baufälligen Kapelle verzögerte sich um<br />

drei Jahre.<br />

Die Zerstörung 1980 erfolgte ausschließlich<br />

aus ideologischen Gründen.<br />

Damit ist ein großer Verlust eines Denkmals<br />

preußischer Baukunst entstanden.<br />

Das Klinkermauerwerk wurde in Deponien<br />

verkippt oder an Privatpersonen abgegeben.<br />

Heute erhebt sich an dieser Stelle nur<br />

noch der in den Felsen gesprengte<br />

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30<br />

Geschichte


Schloss<br />

die abgerissene<br />

Krobnitz<br />

Gruftkapelle und ihre Glocke<br />

Eingang zur Gruftanlage<br />

Gruftraum mit seinem Eingangsbereich.<br />

Achtzehn Grabkammern gibt es in der Familiengruft.<br />

Dreizehn Familienmitglieder<br />

derer von Roon in drei Generationen sind<br />

hier bestattet.<br />

Eine Grabstelle befindet sich links am<br />

Weg unter einer Buche. Hier sind Hans<br />

Albrecht Graf von Roon (1907 - 1938), ein<br />

Urenkel des preußischen Ministers, und<br />

seine Gattin bestattet.<br />

Ein aus Klinkermauerwerk gestalteter<br />

Grundriss über der Gruft deutet die Größe<br />

und Form des sinnlos zerstörten Kapellenbaus<br />

an.<br />

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Geschichte<br />

31


Schloss Krobnitz<br />

Krobnitz<br />

–<br />

Gruftkammern<br />

Grabstelle<br />

Lange Zeit nicht auffindbar war die erwähnte<br />

Glocke aus dem Turm der Gruftkapelle.<br />

Durch Zufall kam der Autor auf<br />

die Spur des Verbleibs dieses Klangkörpers.<br />

Nach mehreren<br />

Telefonaten und schriftlichen Kontakten<br />

wurde von der leitenden Mitarbeiterin<br />

des Deutschen Historischen Museums in<br />

Berlin bestätigt, dass die Krobnitzer Glocke<br />

unter der Bestandsnummer HI 76/31<br />

(Bereich Alterskultur) deponiert ist.<br />

In einem aufgefundenen Schreiben vom<br />

1. März 1976 stimmte der Rat des Kreises<br />

Görlitz, Abteilung Inneres, einer Über-<br />

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32<br />

Geschichte


Schloss<br />

die abgerissene<br />

Krobnitz<br />

Gruftkapelle und ihre Glocke<br />

Grundriss der Kapelle über der Gruft<br />

eignung der Glocke sowie einer zweiten,<br />

nicht bekannten, an das Museum zu. In<br />

diesem Schreiben wird auch ausgeführt,<br />

dass diese Glocke im Zuge der Bodenreform<br />

1945 in den Besitz des Rates der<br />

Gemeinde Meuselwitz übergegangen ist.<br />

Diese schöne Glocke fristet noch immer<br />

ihr Dasein in der Deponie des Deutschen<br />

Historischen Museums in Berlin.<br />

Es wäre sicher erstrebenswert, dass dieses<br />

Stück der Geschichte von Schloss<br />

Krobnitz an seinen Heimatort zurückkehrt.<br />

Dipl.-Ing. (FH) Michael Gürlach<br />

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Geschichte<br />

33


10 Jahre Weihnachtshaus in Görlitz –<br />

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Eingang zum Weihnachtshaus<br />

Mit Recht verlangen Stadtplaner und<br />

Wirtschaftsverbände ein vielfältiges Angebot<br />

im Görlitzer Einzelhandel. Viele<br />

einst geschätzte Spezialgeschäfte sind<br />

längst eingegangen, weil die erfahrenen<br />

Betreiber keine Nachfolger finden<br />

konnten. Darum verdient jeder unsere<br />

dankbare Ermutigung, der mit einer<br />

Neugründung einen schönen Farbtupfer<br />

in die Angebotspalette bringt und das<br />

auch auf Dauer durchsteht. Seitdem<br />

Handelsketten mit ihren „Supermärkten“<br />

in den Wohngebieten den hiesigen<br />

Handel weitgehend amerikanisiert<br />

haben, gibt es freudige Überraschung,<br />

wenn neue Spezialgeschäfte aus dem<br />

inzwischen verbreiteten Einheitsbrei herausragen.<br />

Vor nunmehr 10 Jahren, im September<br />

2004, eröffnete in einem denkmalpflegerisch<br />

sanierten Haus an der Fleischerstraße<br />

das Görlitzer „Weihnachtshaus“.<br />

Skeptiker befürchteten eine kurze Lebensdauer<br />

dieser für die Stadt ungewöhnlichen<br />

Idee. Zum 10. Jubiläum ist<br />

das Geschäft nun als etwas Einmaliges<br />

im weiten Umkreis aus dem Stadtbild<br />

nicht mehr wegzudenken. Die mutige<br />

Entscheidung von damals hat sich ausgezahlt.<br />

2007 konnte die Verkaufsfläche<br />

sogar verdoppelt werden. Das Stammpersonal<br />

blieb seit der Gründung gleich.<br />

Die Zahl der Arbeitsplätze wurde inzwi-<br />

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34<br />

Jubiläum


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Weihnachtshaus<br />

Bodenständiger Einzelhandel bewährt sich<br />

Herrnhuter Sterne für das ganze Jahr<br />

schen von zwei auf sieben erhöht. Der<br />

kommunale Hauseigentümer sowie die<br />

Denkmalpflegebehörde unterstützten<br />

diese sinnvolle Nutzung eines denkmalgeschützten<br />

Altstadtgebäudes. Die<br />

treuen Stammkunden schätzen die geheimnisvoll<br />

verwinkelte Raumfolge, die<br />

hinter jeder Ecke neue Überraschungen<br />

verspricht. Auch ehemalige Görlitzer<br />

kommen bei jedem neuen Besuch<br />

zum Stöbern und Kaufen in das Haus.<br />

Inzwischen macht sich auch der internationale<br />

Tourismus bemerkbar, und<br />

man trifft Chinesen. Amerikaner, Franzosen<br />

und Tschechen. Im Gegensatz<br />

zu der unpersönlichen Kälte und Glätte<br />

in den Umsatzfabriken der Handelsketten<br />

sucht und findet man hier etwas<br />

Bodenständiges, Heimeliges, Seltenes.<br />

Das hat sich nun herumgesprochen,<br />

obwohl die Altstadt kein eigentliches<br />

Geschäftsviertel sein kann und muß.<br />

Görlitzer führen Verwandte und Freunde<br />

von auswärts hierher und zeigen stolz<br />

dieses Weihnachtshaus als bedeutende<br />

Errungenschaft für Görlitz. Man findet<br />

eine berauschende Fülle an hochwertigen<br />

Erzeugnissen aus dem Erzgebirge<br />

und anderen Kunsthandwerkszentren.<br />

Da die Hersteller häufig nur ihre Werkstätten<br />

betreiben und keine eigenen<br />

Geschäfte unterhalten, liefern sie gern<br />

und regelmäßig in das Görlitzer „Weih-<br />

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Jubiläum<br />

35


10 Jahre Weihnachtshaus in Görlitz –<br />

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Modernes und traditionsreiches Kunsthandwerk<br />

nachtshaus“. Inzwischen gibt es ein weit<br />

geknüpftes Netz fester Verbindungen zu<br />

weithin geschätzten Kunsthandwerkern.<br />

Man kann die großzügigen Verkaufsräume<br />

schon fast als ein Museum gegenwärtiger<br />

kunstgewerblicher Holzfiguren<br />

ansehen.<br />

Erfahrungen mit der Kundschaft führten<br />

im Laufe der Jahre zu vielfältigen Neuerungen.<br />

Das Angebot berücksichtigt<br />

nun besonders zahlungskräftige Kunden<br />

ebenso wie Käufer mit bescheidenem<br />

Einkommen, aber mit Geschmack<br />

und Anspruch. Besonders in der Vorweihnachtszeit<br />

ergänzt ein Besuch im<br />

Weihnachtshaus den Bummel über<br />

den Schlesischen Christkindelmarkt.<br />

Aber bald stellte sich heraus, daß das<br />

Warensortiment für das ganze Jahr Besonderes<br />

enthalten muß. Wichtig wurde<br />

auch, die Bedürfnisse jüngerer Kunden<br />

mit modernen Wohnansprüchen zu berücksichtigen,<br />

also die oft kleinteiligen<br />

und detailreichen traditionellen Erzeugnisse<br />

mit modernen zu ergänzen. Viele<br />

Kunden wünschen sich, daß man die<br />

angebotenen Dinge nicht nur gern anschauen,<br />

sondern auch praktisch nutzen<br />

kann, insbesondere als Beleuchtungskörper.<br />

Besonders gefragt sind Rundumleuchten<br />

und Schwibbögen mit Görlitzer<br />

Architekturmotiven, Schwebe- und Hängepyramiden.<br />

Bei dem Mangel an ge-<br />

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36<br />

Jubiläum


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Weihnachtshaus<br />

Bodenständiger Einzelhandel bewährt sich<br />

duftige Deko-Kerzen aus gedrehten Lindenholzspänen,<br />

Räuchermänner und<br />

Figuren aus verschiedenen Berufsgruppen<br />

(Zimmerleute, Ärzte, Maler, Maurer<br />

und so weiter), Holztiere als Brillenhalter,<br />

Herrnhuter Sommersterne in ungewohnten<br />

Farben, Blumenkinder und<br />

andere Sammelfiguren (Mäuse, Bienen,<br />

Wackelfiguren), Fensterbilder aus Holz,<br />

Glasfiguren aus Lauscha/Thüringen,<br />

Kerzen , Servietten und Baumschmuck.<br />

Beate und Wolfgang Freudenberg<br />

schmackvollen Görlitz-Souvenirs in den<br />

Reisebüros sind Figuren wie der „Görlitzer<br />

Nachtwächter“ besonders begehrt.<br />

Als weitere Ganzjahres-, Geschenk- und<br />

Dekorationsartikel empfehlen sich zur<br />

Zeit besonders: Leuchter und Vasen,<br />

Dem Ehepaar Beate und Wolfgang Freudenberg<br />

gratulieren die heimatverbundenen<br />

Görlitzer zu zehn ideenreichen<br />

und erfolgreichen Jahren. Beide haben<br />

damit das Görlitzer Geschäftsleben<br />

maßgeblich bereichert und manchen<br />

Jungunternehmer ermutigt. Als Stadtrat<br />

bringt Wolfgang Freudenberg seine<br />

Erfahrungen in die Kommunalpolitik ein.<br />

Glückwünsche zum zweiten Jahrzehnt<br />

übermittelt als treuer Freund auch<br />

Dr. Ernst Kretzschmar<br />

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Jubiläum<br />

37


Leserbrief<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts, mit dem Übergang<br />

von der handwerklichen Fertigung in<br />

Kleinbetrieben zur industriellen Fertigung in<br />

Manufakturen und Fabriken, begann eine<br />

gewaltige Umstrukturierung in den betroffenen<br />

Ländern. Fabriken benötigten viel Personal,<br />

viel Material und große Lager. Damit<br />

erhöhte sich auch das Gefahrenpotential,<br />

vor allem die Brandgefahr. Es ist ein Kausalzusammenhang,<br />

dass in dieser Zeit die ersten<br />

Feuerwehren gegründet wurden, die im<br />

Gegensatz zu den schon bestehenden Feuerlöscheinrichtungen<br />

materiell und taktisch<br />

gut ausgestattet wurden. Zur Schaffung<br />

der modernen feuerwehrtechnischen Ausrüstung<br />

gründeten Handwerker ebenfalls in<br />

dieser Zeit Fertigungsstandorte, die teilweise<br />

durch alle Wirren der Zeit, wenn auch oft<br />

unter wechselnden Namen und Inhabern,<br />

fortbestanden. So auch in Görlitz, wo 1864<br />

G.A. Fischer eine Feuerwehrgerätefabrik<br />

gründete, die aufgrund ihrer leistungsfähigen<br />

Erzeugnisse bald einen weltweit guten<br />

Ruf erlangte. Die Zeit nach 1945 konnte die<br />

Firma als Volkseigener Betrieb mit zugeteiltem<br />

Fertigungsprogramm konkurrenzlos<br />

überleben; doch das änderte sich 1990<br />

nach der Wiedervereinigung Deutschlands:<br />

die Fertigungsbereiche waren verteilt, neu<br />

auf dem Markt erscheinende Firmen waren<br />

den im Westen etablierten eine unerwünschte<br />

Konkurrenz. Durch Privatinitiative,<br />

zwischenzeitlich ein Unternehmen von<br />

Magirus und jetzt wieder in Privatbesitz unter<br />

dem Namen BTG – Brandschutztechnik<br />

Görlitz GmbH – kann die Fertigungsstätte<br />

in diesem Jahr das 150jährige Bestehen<br />

feiern. Doch kommt jetzt ein Jubelruf aus<br />

Görlitz? Nein! Ein Plakat nur – von einem<br />

im Ruhestand lebenden ehemaligen Mitarbeiter<br />

der Fertigungsstätte, dem Stadt- und<br />

Feuerwehrhistoriker Hans-Dietrich Müller,<br />

in Eigeninitiative und mit eigenen Mitteln<br />

erstellt, zeugt von vergangener Zeit und<br />

bricht damit das peinliche Schweigen. Tradition<br />

bewahren, die Zukunft im Auge behalten,<br />

ein Geschichtsbewusstsein prägen<br />

und Heimatliebe erkennen – das ist das<br />

Motto dieses Rufers in der Wüste.<br />

Günter Rux,<br />

Feuerwehrhistoriker, Berlin<br />

(Dokumentationen in Text und Bild zum Betriebsjubiläum werden<br />

im Spätsommer und Herbst im „StadtBILD“ erscheinen,<br />

darunter im Oktober-Heft von Hans-Dietrich Müller)<br />

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38<br />

Impressum:<br />

Herausgeber (V.i.S.d.P.):<br />

incaming media GmbH<br />

Geschäftsführer:<br />

Andreas Ch. de Morales Roque<br />

Carl-von-Ossietzky Str. 45<br />

02826 Görlitz<br />

Ruf: (03581) 87 87 87<br />

Fax: (03581) 40 13 41<br />

info@stadtbild-verlag.de<br />

www.stadtbild-verlag.de<br />

Geschäftszeiten:<br />

Mo. - Fr. von 9.00 bis 17.00 Uhr<br />

Druck:<br />

Graphische Werkstätten Zittau GmbH<br />

Verantw. Redakteur:<br />

Andreas Ch. de Morales Roque<br />

(Mitglied im Deutschen<br />

Fachjournalistenverband)<br />

Redaktion:<br />

Dr. Ernst Kretzschmar,<br />

Dipl. - Ing. Eberhard Oertel,<br />

Dr. Ingrid Oertel<br />

Anzeigen verantw.:<br />

Dipl. - Ing. Eberhard Oertel<br />

Mobil: 0174 - 31 93 525<br />

Teile der Auflage werden auch kostenlos<br />

verteilt, um eine größere Verbreitungsdichte<br />

zu gewährleisten. Für eingesandte<br />

Texte & Fotos übernimmt der Herausgeber<br />

keine Haftung. Artikel, die namentlich<br />

gekennzeichnet sind, spiegeln nicht die<br />

Auffassung des Herausgebers wider. Anzeigen<br />

und redaktionelle Texte können<br />

nur nach schriftlicher Genehmigung des<br />

Herausgebers verwendet werden<br />

Anzeigenschluss für die Sptember-<br />

<strong>Ausgabe</strong>: 15. <strong>August</strong> <strong>2014</strong><br />

Redaktionsschluss: 20. <strong>August</strong><br />

<strong>2014</strong><br />

Wir arbeiten mit<br />

Stadtwerke Görlitz AG<br />

Immer.Näher.Dran<br />

Leserbrief


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