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Vol. XIII (2007), no 20 - The International Newsletter of Communist ...

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<strong>The</strong> <strong>International</strong> Newletter <strong>of</strong> <strong>Communist</strong> Studies Online <strong>XIII</strong> (<strong><strong>20</strong>07</strong>), <strong>no</strong> <strong>20</strong> 91<br />

auch die Regierungsorganisationen, darunter die <strong>Vol</strong>kskommissariate, besonders die des<br />

Außenhandels, des Plans, der Ausbildung und der öffentlichen Gesundheit...<br />

Weiterhin ermutigte die Komintern ihre Sektionen, die kommunistischen Parteien, dazu,<br />

innerhalb der zahlreichen internationalen Arbeitervereine und -verbände kommunistische<br />

Fraktionen aufzubauen, was auch auf der Ebene der kommunistischen Parteien zu einem, wie<br />

die KPD belegt, bisweilen äußerst umfangreichen und breitgefächerten Spektrum<br />

sympathisierender Organisationen führte. Als Beispiel seien hier die nur teilweise<br />

international zusammengefügten Organisationen der Proletarischen Freidenker, der<br />

Proletarischen Esperantisten, 134 der Frontkämpferverbände, der proletarischen<br />

Sportorganisationen ("Sportintern") 135 oder der proletarischen Wehrverbände aufgezählt. Auch<br />

hier wurden solcherlei Aktivitäten im herrschenden sowjetischen Sprachgebrauch als<br />

"kulturelle" bezeichnet. Während das Gros der Komintern-Sympathisante<strong>no</strong>rganisationen in<br />

der Epoche des stalinistischen Terrors als potentiell bedrohlich aufgelöst wurden, wurden die<br />

unmittelbar sowjetischerseits gegründeten Organisationen beibehalten.<br />

So verfügte die UdSSR außer den klassischen staatlichen Instrumenten der Außenpolitik (dem<br />

diplomatischen und konsularischen Apparat) sowie einem internationalen Netz politischer<br />

Parteien (Komintern) über ein weit gefächertes Mosaik von Organisationen und Schaltstellen<br />

politisch-kultureller oder Solidaritätsarbeit, das als "zweites Standbein" (Hans Hecker) zur<br />

Verteidigung sowjetischer Interessen im Ausland oder auch ein "neues Babylon" (Bernhard H.<br />

Bayerlein) bezeichnet wurde, 136 auf dem sich mit den zwanziger Jahren ein national und<br />

international unterschiedlich ausgeprägtes kulturell-ästhetisches, lebensweltliches und<br />

weithin mentalitätsprägendes "Zwischenreich" (Karl Schlögel) aufbaute. Das Gesamtphä<strong>no</strong>men<br />

dieser sogenannten "kulturellen" Organisationen kann unter der Bezeichnung "Kultintern"<br />

zusammengefaßt, definiert und aufgrund der neu deklassifizierten Dokumente typologisiert<br />

und analysiert werden. Im Rahmen des vergleichenden Forschungsprojekts "Kultintern" wird<br />

die "kulturelle" Pléjade der Komintern und der sowjetischen Außenpolitik ausgelotet,<br />

empirisch aufgearbeitet und auf Inhalte und Anspruch der Kulturvermittlung hinterfragt. 137<br />

Bernhard H. Bayerlein, Mannheimer Zentrum für europäische Sozialforschung, Universität<br />

Mannheim; Jean-François Fayet, Département d'histoire générale, Université de Genève;<br />

Anne Hartmann, Lotman-Institut für russische und sowjetische Kultur, Ruhr-Universität-<br />

Bochum.<br />

134 Siehe hierzu den angekündigten Aufsatz von Jean-François Fayet in der nächsten Ausgabe des<br />

Jahrbuchs für historische Kommunismusforschung über die <strong>International</strong>e Bewegung der Esperantisten.<br />

J.-F. Fayet: Eine internationale Sprache für eine weltweite Revolution? Die Komintern und die<br />

Esperanto-Frage, Jahrbuch für historische Kommunismusforschung, <strong>20</strong>08.<br />

135 Siehe: André Gou<strong>no</strong>t: Die Rote Sportinternationale 1921-1937. Kommunistische Massenpolitik im<br />

europäischen Arbeitersport, Münster-Hamburg-London, LIT Verlag, <strong>20</strong>02. 268 p. (Schriften zur<br />

Körperkultur, 38).<br />

136 Siehe die Beschreibung des Gesamtnetzwerks und den Versuch einer Typologisierung in: Bernhard H.<br />

Bayerlein: Das neue Babylon - Strukturen und Netzwerke der Kommunistischen <strong>International</strong>e und ihre<br />

Klassifizierung. In: Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung, <strong>20</strong>04, S. 181-270.<br />

137 Siehe hierzu: «La VOKS : la société pour les échanges culturels entre l'URSS et l'étranger», in<br />

Relations internationales, Paris, <strong>20</strong>03, n°114/115, S. 411-423.

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