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Vol. XIII (2007), no 20 - The International Newsletter of Communist ...

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<strong>The</strong> <strong>International</strong> Newletter <strong>of</strong> <strong>Communist</strong> Studies Online <strong>XIII</strong> (<strong><strong>20</strong>07</strong>), <strong>no</strong> <strong>20</strong> 141<br />

Die neuen Dokumente stellen den Mythos des Antifaschismus definitiv in Frage und belegen<br />

die Niederlage einer Politik, die den inneren Verrat zum Gestaltungsprinzip erhoben hatte.<br />

Mit dem Pakt war eine Situation eingetreten, in der, wie Walter Benjamin kurz vor seinem<br />

Tod in seiner 10. <strong>The</strong>se "Über den Begriff der Gesschichte" anklagte, "(...) die Politiker, auf<br />

die die Gegner des Faschismus geh<strong>of</strong>ft hatten, am Boden liegen und ihre Niederlage mit dem<br />

Verrat an der eigenen Sache bekräftigen". 70 Jahre danach wird erkennbar, wie Stalin und der<br />

Parteikommunismus nicht unwesentlich dazu beitrugen, die europäischen Demokratien der<br />

Kriegsmaschinerie Hitlers auszuliefern und die Sowjetunion selbst zu schwächen: Nach dem<br />

Überfall der Wehrmacht auf Polen erklärte die Komintern den »französisch-englischen<br />

Imperialismus« zum Hauptfeind und nicht den tatsächlichen Aggressor Hitlerdeutschland. Der<br />

blutige Vormarsch Hitlers in Europa wurde zunächst hinge<strong>no</strong>mmen und teilweise<br />

gerechtfertigt, die kommunistischen Parteien in Belgien und Frankreich verhandelten mit dem<br />

deutschen Besatzer, um ihre legale Betätigung einzufordern, so wie Pieck und Ulbricht dies<br />

für die KPD im Hitlerreich forderten; Stalins Krieg gegen Finnland und das sowjetische<br />

Vordringen in Osteuropa wurden bejubelt. Thälmann und andere Kommunisten wurden in der<br />

Nazi-Haft im Stich gelassen, unangepaßte Intellektuelle und linke Verlage diffamiert und<br />

bedrängt; Ulbricht forderte, das Wort »Nazi« aus dem Wortschatz der KPD zu streichen; die<br />

KPD sollte im Hitlerreich auch legal tätig werden, exilierte und im Ausland inhaftierte<br />

Kommunisten wurden nach Deutschland zurückbeordert. Komintern und KPD-Führung<br />

schwiegen zu KZs und Judenverfolgung, eigene Ge<strong>no</strong>ssen wurden ihrem Schicksal überlassen<br />

oder aus der Sowjetunion – insoweit sie nicht den blutigen Säuberungen Stalins zum Opfer<br />

gefallen waren - an die Gestapo ausgeliefert.<br />

Solch pervertiertes Denken und Handeln verursachte den Bruch der linken Solidarität und<br />

schockierte weltweit nicht nur Antifaschisten und Intellektuelle, es steht unauslöschlich für<br />

die Tragödie der deutschen Kommunisten, die in Internierungslagern und KZs saßen. Die<br />

Dokumente stellen die bisherigen Darstellungen des kommunistischen Widerstands wie auch<br />

die antifaschistische Tradition der DDR grundsätzlich in Frage.<br />

Verdrängte und tabuisierte Diskurse, auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ...<br />

Erst nach dem Überfall Hitlers auf die Sowjetunion, den Stalin zunächst nicht wahrhaben<br />

wollte, wurden Komintern und Kommunistische Parteien neu auf den Widerstand<br />

ausgerichtet, nun unter Einsatz aller Mittel. Nach Ausrufung des »Großen Vaterländischen<br />

Kriegs« mobilisierte eine neue Symbiose von Sowjet-Patriotismus und Antifaschismus weltweit<br />

Kräfte zur Unterstützung der Sowjetunion. Selbstlose und selbstmörderische Einsätze,<br />

Opferbereitschaft, Heroismus und Bündnisse mit allen Hitlergegnern, aber auch die<br />

Anwendung des individuellen Terrors bildeten den Hintergrund für die Auflösung der<br />

Komintern auf dem Höhepunkt des Zweiten Weltkrieges. In Frankreich und anderswo<br />

beförderten Geiselerschießungen als verbrecherische Antwort der deutschen Besatzer auf die<br />

Attentate der Kommunisten den Rückfall Europas in die Barbarei.<br />

Eine Parabel künftiger Schreckensvisionen der Geschichte?<br />

Auch unter schwierigsten Bedingungen gab es Widerstand von Politikern und Intellektuellen<br />

gegen den von einem scheinbar linken Konformismus auch <strong>no</strong>ch im Nachkriegseuropa<br />

kaschierten politischen und kulturellen Bruch, wie die in dem Band präsentierten Dokumente

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