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Vol. XIII (2007), no 20 - The International Newsletter of Communist ...

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<strong>The</strong> <strong>International</strong> Newletter <strong>of</strong> <strong>Communist</strong> Studies Online <strong>XIII</strong> (<strong><strong>20</strong>07</strong>), <strong>no</strong> <strong>20</strong> 124<br />

der Arbeiterproteste in der Fabrik und die diversen Bemühungen – die von der<br />

geheimpolizeilich finanzierten Zubatov-Gewerkschaft bis zu den illegalen Parteien der<br />

Bolschewiki und Sozialrevolutionäre reichten - um die Gužon-Arbeiter. Während die SRs über<br />

die Mehrheit in der Fabrik verfügten, konnten im Vorfeld der Oktoberrevolution die<br />

Bolschewiki durch Hinzuziehung talentierter Organisatoren die Oberhand gewinnen, wenn<br />

auch der SR-Einfluß weiter stark blieb. Nach der Revolution waren die Arbeiter bereit, ihre<br />

Errungenschaften auch gegen die neue Führung zu verteidigen, allerdings wurde durch die<br />

Produktionskrise 1918-19<strong>20</strong> und den Bürgerkrieg die Einheit der Arbeiterklasse laut Murphy<br />

stark beeinträchtigt.<br />

Die Neue Öko<strong>no</strong>mische Politik stellt in der Analyse Murphys einen zentralen Punkt im<br />

Hinblick auf die spätere politische Entwicklung dar: „<strong>The</strong> ascendancy <strong>of</strong> the Stalinist system is<br />

rooted in the qualitative change in worker-state relations during the [...] NEP.“ (S. 82).<br />

Dementsprechend wird der Aktivismus der Arbeiter für diese Periode genau nachverfolgt.<br />

Zentrale Erkenntnisse werden über die Einstellung der Arbeiter zu internationalen Fragen<br />

vermittelt: während Organisationen wie die <strong>International</strong>e Rote Hilfe (MOPR) in der Fabrik<br />

lediglich auf dem Papier existierten, nahmen Arbeiter zumindest in der Frühphase der NÖP<br />

auf eigene Initiative regen Anteil am internationalen Geschehen, bis hin zu selbstinitiierten<br />

Solidaritätskampagnen. Als wichtiger Punkt für die NÖP-Phase wird die Transformation der<br />

Partei festgehalten. Während in den frühen Jahren die Partei sich tendenziell auf die Seite<br />

der Forderungen der Arbeiter gegenüber der Fabrikverwaltung stellte, beugte sie sich gegen<br />

Ende der NÖP dem Diktat der Produktivitätssteigerung; die gleiche Beobachtung trifft Murphy<br />

hinsichtlich der Gewerkschaften. Entsprechend änderte sich auch die Einstellung der Arbeiter<br />

zur Parteiorganisation: im „Entscheidungsjahr“ 1928 wurden Arbeiter, die sogar ihre<br />

Mitgliedsbeiträge absichtlich zurückhielten, um aus der Partei austreten zu können, nicht<br />

entlassen. Zum ersten Fünf-Jahres-Plan hin schwächt der Arbeiter-Aktivismus ab, ein Prozeß,<br />

der für Murphy durch eine Zunahme von passivem Widerstand und individuellen Aktionen<br />

gegenüber der fast vollständigen Abnahme kollektiver Aktionen gekennzeichnet ist.<br />

Die Entwicklung des Arbeiteralltags im Zeichen des „developing Stalinism“ untersucht<br />

Murphy anhand der propagandistischen Bemühungen des Parteiapparats in drei Aspekten: den<br />

Frauenrechten, dem Atheismus und dem Antialkoholismus. In der Frauenfrage vollzieht sich<br />

die Entwicklung sehr anschaulich: Während in der Frühphase der NÖP zahlreiche<br />

Arbeiterinnen für die sog. Frauenarbeit mibilisiert werden konnte, und Frauenanliegen in der<br />

gemeinsamen Arbeiter-Agenda einen großen Stellenwert hatten, wurde dieser Aspekt in den<br />

späteren Jahren immer mehr von Produktivitätsfragen zurückgedrängt, und die Aktivistinnen<br />

fühlten sich zunehmen im Stich gelassen. Weniger deutlich ist die Entwicklung in<br />

Religionsfragen. Die laissez-faire-Einstellung zur persönlichen Religionsausübung blieb über<br />

den gesamten Zeitraum konstant (ähnlich verhält es sich mit den Antialkoholismus-<br />

Kampagne), und die Arbeit des Gottlosen-Bundes verblieb größtenteils auf Papier. Eine<br />

schlüssige Erklärung für den plötzliche Verhärtung des Kurses gegen die Religionsausübung ab<br />

1928/29 bleibt aus – nicht zuletzt, weil Murphy in der antireligiösen Kampagne lediglich einen<br />

Versuch der Bolschewiki sieht, „die Lebensbedingungen und das kulturelle [...] Niveau zu

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