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Vol. XIII (2007), no 20 - The International Newsletter of Communist ...

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<strong>The</strong> <strong>International</strong> Newletter <strong>of</strong> <strong>Communist</strong> Studies Online <strong>XIII</strong> (<strong><strong>20</strong>07</strong>), <strong>no</strong> <strong>20</strong> 121<br />

Misstrauen empfangen wurden. Angesichts dieser Voraussetzungen war es schwer, die<br />

„Wiedergeburt“ eines anderen, besseren Deutschlands herbeizuführen und „ein attraktives<br />

Bild von der Sowjetunion zu verbreiten, wie es den sowjetischen außenpolitischen Zielen<br />

entsprach“ (S. 30). Inwieweit dies gelang oder misslang, geht aus der Einleitung indes nicht<br />

klar hervor, da sie <strong>of</strong>t ins Anekdotische abgleitet und einen einheitlichen analytischen Zugriff<br />

vermissen lässt. Neben kritischen Bemerkungen zur „durchherrschte[n] Gesellschaft“, die von<br />

der Besatzungsmacht in der SBZ geschaffen wurde (S. 21), stehen Ausführungen, deren<br />

Diktion an Lehrbücher der DDR- und Sowjetzeit erinnert, z.B.: „Auch Fragen der Religion<br />

wurden von der SMAD mit höchster Aufmerksamkeit bedacht. Hier wirkten sich die<br />

Erfahrungen der Zusammenarbeit des sowjetischen Staates mit der russisch-orthodoxen Kirche<br />

in den Kriegsjahren aus.“ (S. 13f.) „Die ständige Wiederholung derselben Phrasen und<br />

Wendungen, die Vielfalt der Einwirkungsformen, die Breite der Einflussnahme auf die<br />

Bevölkerung – das alles mußte schließlich dazu führen, daß bei den Deutschen eine neue Sicht<br />

auf die UdSSR entstand.“ (S. 17) „Die Aufmerksamkeit der SMAD für die Kinder und die<br />

Schulen, die auch die Sicherung entsprechender materieller Aufwendungen einschloß, ließ<br />

auch in der Folgezeit nicht nach.“ (S. 21) S<strong>of</strong>ern nicht beim Leser das entsprechende<br />

Vorwissen vorhanden ist, müssen etliche Passagen kryptisch bleiben, wie etwa folgende Sätze<br />

zur Formalismuskampagne: „1948 war <strong>of</strong>fensichtlich, daß die ,Schaffung einer wahrhaft<br />

realistischen, eng mit dem <strong>Vol</strong>k verbundenen künstlerischen Schule in der darstellenden Kunst<br />

und der Musik sowie die entsprechende Erziehungsarbeit’ in Ostdeutschland von der SMAD<br />

<strong>no</strong>ch große Anstrengungen verlangen würden. Die sowjetischen Erfahrungen im Kampf gegen<br />

den Formalismus waren, wie es scheint, erst einige Zeit später gefragt.“ (S. <strong>20</strong>) Befremdlich<br />

ist ferner, dass die russische und deutsche Version dieser Einleitung nicht übereinstimmen.<br />

Manches ist umgestellt, einige Akzente werden anders gesetzt, der Schlussabsatz der<br />

russischen Fassung fehlt im Deutschen.<br />

Wesentlich informativer sind demgegenüber die Ausführungen von Jan Foitzik zur<br />

Ordnungspolitik der SMAD im Kulturbereich. Unter der Überschrift „Weder ,Freiheit’ <strong>no</strong>ch<br />

,Einheit’: Methoden und Resultate der kulturpolitischen Umorientierung in der sowjetischen<br />

Besatzungszone“ rekapituliert Foitzik zunächst die Grundsätze des alliierten<br />

Besatzungsrechts, um dann auf das „duale Rechtsverständnis der sowjetischen<br />

Besatzungsmacht“ (S. 35) einzugehen: SMAD-Recht ge<strong>no</strong>ss stets Vorrang vor dem Kontrollrats-<br />

Recht; außerdem wurden auf die SBZ „nicht nur die Geltungskraft von Teilen des<br />

Strafgesetzbuches der RSFSR ausgedehnt, sondern auch die Praxis der außergerichtlichen<br />

strafrechtlichen Ahndung.“ (S. 36). Die „grob mißbräuchliche Rechtsanwendung“ ist ein –<br />

auch in der Forschung allzu <strong>of</strong>t übergangener – wesentlicher Grund für das anhaltende<br />

Misstrauen der deutschen Bevölkerung gegenüber der sowjetischen Besatzungsmacht. Hinzu<br />

kam die von Foitzik so bezeichnete „Transformation der Besatzungsdiktatur zu einer<br />

politischen Herrschaft totalitären Typus“ (S. 41), die sich sowohl im administrativinstitutionellen<br />

Bereich als auch dem dirigistischen Kulturaustausch niederschlug. Während<br />

die westlichen Besatzungsmächte ab 1947 allmählich ihr strenges Regime lockerten, wurde<br />

dies in der SBZ zur gleichen Zeit <strong>no</strong>ch verschärft – mit dem Ziel der politisch-ideologischen<br />

Angleichung an das sowjetische System. Die SED pr<strong>of</strong>itierte zwar einerseits von massiver<br />

Protektion, andererseits zieht sich durch die Quellen wie ein roter Faden „ein verschleierter<br />

Konflikt zwischen der auf politische und fachliche Qualifikation der Mittelschichten und der

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