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Vol. XIII (2007), no 20 - The International Newsletter of Communist ...

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<strong>The</strong> <strong>International</strong> Newletter <strong>of</strong> <strong>Communist</strong> Studies Online <strong>XIII</strong> (<strong><strong>20</strong>07</strong>), <strong>no</strong> <strong>20</strong> 1<strong>20</strong><br />

Ordnungswahn und umfassende Propagandaplanung letztlich kontraproduktiv wirkten und das<br />

„sowjetische Modell“ trotz oder gerade wegen des massiven Oktroys nicht die Attraktivität<br />

gewann, die ihm in der <strong>of</strong>fiziellen sowjetischen Selbsteinschätzung zukam.<br />

Dabei ist nicht das einzelne oder ein einziges Dokument sensationell; spektakulär ist<br />

vielmehr das Gesamtbild, das der Band durch den Einblick in das innere Getriebe der SMAD<br />

und hinter die Fassade der ritualisierten Hilfs- bzw. Freundschaftsbekundungen ermöglicht.<br />

Besonders bemerkenswert ist, dass die Edition aus einem vom Russischen Staatlichen<br />

Archivdienst und dem Bundesarchiv initiierten gemeinsamen Pilotprojekt „Erschließung,<br />

Reproduktion und Erforschung der Akten der Sowjetischen Militäradministration in<br />

Deutschland (SMAD) 1945-1949“ hervorgegangen ist: Aufgrund dieser Zusammenarbeit<br />

konnten die SMAD-Bestände im Staatsarchiv der Russischen Föderation (GARF) umfassend<br />

eingesehen und ca. 12.000, größtenteils erst im Januar <strong>20</strong>01 entsperrte Aktenbände<br />

ausgewertet werden. Ergänzend wurden Dokumente aus weiteren russischen Archiven<br />

hinzugezogen; die deutsche Gegenüberlieferung musste indes aus arbeitsöko<strong>no</strong>mischen<br />

Gründen ausgespart bleiben. Die Ergebnisse sind sowohl der deutschen als auch der russischen<br />

Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden: Parallel zur deutschsprachigen Fassung, die 150<br />

Dokumente präsentiert, entstand eine russische Edition, die mehr als doppelt so viele Texte<br />

wiedergibt (3<strong>20</strong> Dokumente). Die unterschiedlichen Umfänge werden mit abweichenden<br />

russischen wie deutschen „Erkenntnisinteressen“ und „editionstechnische[n] Traditionen“ (S.<br />

63) begründet. Übersetzung und Publikation des 975 Seiten starken russischen Textkorpus<br />

hätten vermutlich auch jedes Budget gesprengt, zumal etliche Befehle und A<strong>no</strong>rdnungen der<br />

Besatzungsmacht in Deutschland bereits früher ediert wurden bzw. auch in deutschen<br />

Archiven zugänglich sind.<br />

Vorbildliche „Editorische Vorbemerkungen“ erläutern die Archivbasis des Projekts, auch das<br />

Fehlen mancher nach wie vor nicht zugänglicher Bestände (so der „Täglichen Rundschau“<br />

oder des Informationsbüros der SMAD), verweisen aber auch auf die Problematik „einer<br />

selektiven Aktenüberlieferung“ (S. 59) und die Notwendigkeit einer quellenkritischen<br />

Herangehensweise: So ist den präsentierten Daten nicht immer zu trauen, da man – auch zur<br />

Rechtfertigung des eigenen Handelns – lieber geschönte Bilanzen als Misserfolge nach Moskau<br />

meldete. Auch ist die Grenze zwischen Außensteuerung durch die SMAD und Initiativen der<br />

SED, „Sowjetisierung“ und deutscher Eigenständigkeit bzw. Resistenz <strong>of</strong>tmals nur schwer zu<br />

ziehen. „Mit anderen Worten: Hinter der faktographischen Oberfläche verbirgt sich ein<br />

methodisches Problem, das auch auf der Primärquellenebene nicht ohne weitere<br />

systematische Analysen lösbar ist, weil sich schon auf dieser Ebene massive Spuren von<br />

Zensur, Selbstzensur, politischer Korrektheit und einer ,verfahrensspezifischen<br />

Leistungsantizipation’ feststellen lassen.“ (S. 62)<br />

Diese wichtigen „Vorbemerkungen“ fehlen in der russischen Ausgabe, die statt dessen eine<br />

Beschreibung der Archivquellen von Ju. G. Orlova enthält (Archeografičeskoe predislovie).<br />

Beide Bände sind indes mit zwei Einleitungen von deutscher und russischer Seite versehen.<br />

Natalja P. Tim<strong>of</strong>ejewa versucht in ihrem Essay „Deutschland zwischen Vergangenheit und<br />

Zukunft: Die Politik der SMAD auf dem Gebiet von Kultur, Wissenschaft und Bildung 1945-<br />

1949“ ein Resümee der Erwartungen, Ziele und Resultate jener vier Jahre Besatzungspolitik<br />

zu ziehen. Sie setzt bei den Ressentiments, ja dem Hass ein, mit dem die leidgeprüften<br />

sowjetischen Soldaten und Offiziere nach Deutschland kamen, wo sie zumeist mit Angst und

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