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Vol. XIII (2007), no 20 - The International Newsletter of Communist ...

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<strong>The</strong> <strong>International</strong> Newletter <strong>of</strong> <strong>Communist</strong> Studies Online <strong>XIII</strong> (<strong><strong>20</strong>07</strong>), <strong>no</strong> <strong>20</strong> 103<br />

Clara Zetkins und Alexandra Kollontajs – als internationalistische Frauenavantgarde<br />

weitgehend in Vergessenheit. Wer kennt heute <strong>no</strong>ch die englisch-australische<br />

Frauenrechtlerin Dora Montefiore, die französischen Lehrerinnen Marthe Bigot und Lucie<br />

Colliard, die Niederländerin Dichterin Henriette Roland-Holst, die Russinnen Varsenika<br />

Kasparova und Klavdija Nikolaeva, die Finnin Hanna Malm? Die promovierte deutsche<br />

Politologin Edith Schumann war von 1924 – 1928 unter dem Parteinamen Hertha Sturm leitend<br />

in der Frauenarbeit der Komintern tätig. Nachdrücklicher überliefert sind die besonders seit<br />

den dreißiger Jahren im Stalinismus geformten Kader, die, wie die Baskin Dolores Ibarruri ("La<br />

Pasionária") als "sozialistische Heldinnen" in die Erinnerungsliteratur eingingen, oder die<br />

Frauen aus dem Exil und dem antifaschistischen Widerstand der dreißiger und vierziger Jahre<br />

oder der Frauen aus Kunst und Literatur, Exil und antifaschistischem Widerstand der dreißiger<br />

und vierziger Jahre (bspw. Frida Kahlo, Tina Modotti, oder Olga Benario).<br />

Die Frauenpolitik des internationalen Kommunismus folgte spätestens seit Mitte der<br />

Zwanziger Jahre auf eine spezifische Weise den Meandern der Komintern, die im Rahmen<br />

ihrer Stalinisierung zum Resonanzboden der sowjetischen Politik geworden war. Die Quellen<br />

belegen, wie neben anderen Projekten der Komintern nach bemerkenswerten Ansätzen<br />

schließlich auch die Perspektive einer neuen revolutionären Fraueninternationale aufgegeben<br />

und die Strukturen der internationalen kommunistische Frauenbewegung bereits in der<br />

Bolschewiesierungsphase in der zweiten Hälfte der Zwanziger Jahre entscheidend verändert<br />

wurden. Die relativ unabhängig agierenden Frauenstrukturen wurden dabei nicht ausgebaut,<br />

sondern eingeschränkt (und schließlich sogar weitgehend aufgelöst). Zum Teil spektakuläre<br />

Aktionen in unterschiedlichen Ländern bspw. gegen das Abtreibungsverbot belegen zwar das<br />

Potential der kommunistischen Frauenbewegung, doch wurde bereits in den Zwanziger Jahren<br />

der Aufbau eigener Frauenverbände der kommunistischen Parteien (die KPD bildete hier eine<br />

Ausnahme) zugunsten von Frauen-Betriebsstrukturen ("Frauen-Delegiertenversammlungen")<br />

verhindert.<br />

In der bisher publizierten Bestandsaufnahme konnten spannende Fragen, bspw. wie die<br />

Frauen das Engagement und den Kampf mit und in der Komintern aufnahmen, in welche<br />

Richtung sie ihn orientierten und wie die männlich dominierten Führungen der Komintern und<br />

der KPdSU (b) reagierten und dieses Engagement beeinflußten, nur angerissen werden.<br />

Zutreffend wurde in der Forschung der Grundwiderspruch kommunistischer Frauenpolitik<br />

hervorgehoben, die sich einer männlichen Übermacht gegenüber zwischen der Artikulierung<br />

spezifischer Fraueninteressen und den Anforderungen der jeweiligen Generallinie der<br />

kommunistischen Parteien bewegte. 154<br />

In den knapp 25 Jahren von 1919 bis 1943 läßt sich auf allen Ebenen der internationalen<br />

Frauenpolitik, der Akteure, Strukturen und Inhalte eine zunehmende Dominanz parteilichbürokratischer<br />

Mechanismen nachweisen, die zusammen mit diversen Angleichungsprozessen<br />

die Herausbildung einer neuen Frauenavantgarde, die eine Symbiose von <strong>International</strong>ismus<br />

und Frauenbewegung verkörpert hätte, de facto verhinderte. 155 Die Aufgabe der<br />

frauenpolitischen und zugleich der ursprünglich internationalistischen Zielsetzungen<br />

154 Grossmann, Atina: German Communism and New Women. Dilemmas and Contradictions. In:<br />

Gruber/Graves, Women and socialism, S. 135-168.<br />

155 Auf vielfältige Folgen für das Geschlechterverhältnis wird in Teil II eingegangen.

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