Swissmechanic_Journal_2022-08

swissmechanic8570
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27.01.2023 Aufrufe

VW-Bus Modell aus Aluminium, gezeichnet und gefräst von Ivo Müller bei Bucher Hydraulics mit Mastercam. «The Future is now» «The Future is now» – unter diesem Motto fördert die X-DATA AG seit Jahren den Nachwuchs der Schweizer Polymechaniker und Polymechanikerinnen. Aktuell steht im Fokus die Unterstützung im Rahmen der SwissSkills und WorldSkills mit Trainingseinheiten für die CAM-Anwendung. Interviews: Thomas Frei, X-Data Ivo Müller ist Polymechaniker EFZ und arbeitet bei der Bucher Hydraulics AG. Er gewann 2019 den Wettbewerb Fraisa ToolChampions, 2020 die SwissSkills und erreichte 2022 den elften Platz an den WorldSkills Championship in Leonberg (D). Ivo Müller, was war für dich der Beweggrund, an den SwissSkills mitzumachen? Ivo Müller: Eigentlich hatte ich nicht beabsichtigt, an den SwissSkills mitzumachen – es war vielmehr eine logische Konsequenz. Denn alles begann mit meiner Teilnahme am Fraisa-ToolChampions-Wettbewerb. Dies war und ist auch heute noch im Rahmen der Ausbildung bei Bucher Hydraulics Tradition. Die meisten meiner Vorgänger hatten dort auch teilgenommen. In diesem Ivo Müller bei seiner individuellen Trainingswoche in Turbenthal bei der X-DATA AG. Sinn bin ich durch das Engagement meines Ausbildungsbetriebs schlussendlich reingerutscht. Denn hätte man mir vor zweieinhalb Jahren versucht, die WorldSkills schmackhaft zu machen, hätte ich mich wohl noch kaum dafür interessiert. Welche persönlichen Gewinne hast du aus der Teilnahme mitgenommen? Ich profitierte von ganz vielen neuen Erfahrungen und interessanten Kontakten. Zudem war es extrem cool, mit so vielen Vollprofis aus der Branche zusammenzuarbeiten – wie etwa bei der persönlichen Mastercam-Trainingswoche hier bei X-DATA oder bei der werkzeugund maschinenbezogenen Ausbildung bei Fraisa. So bin ich heute, was meine Fachkenntnisse angeht, viel breiter aufgestellt und kenne meinen Standpunkt bezogen auf die Schweiz und weltweit. An den WorldSkills hast du dich international gemessen. Was sind deine Erfahrungen daraus? Ich habe gesehen, dass die Asiaten extrem gut sind, wenn es darum geht, sich auf eine Aufgabe zu fokussieren, wodurch sie auch alle Spitzenränge im CNC Fräsen an den WorldSkills Championship besetzten. Die Europäer hingegen sind viel breiter und flexibler aufgestellt von der Ausbildung her. Hierzulande kann ein Polymechaniker / eine Poymechanikerin auch CNC Drehen, konventionell fertigen und zum Beispiel schweissen. Eine spezifische Aufgabenstellung, wie sie bei diesem Wettkampf vorliegt, lässt sich einfach tausendfach trainieren. So waren die Asiaten unglaublich schnell im Programmieren mit Mastercam – die konnten das vermutlich fast blind. Du selbst hattest bis zur Teilnahme an den SwissSkills nie mit Mastercam gearbeitet. Wie bist du damit zurechtgekommen? Man kann mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass Mastercam zum Erlernen das einfachste CAM ist, was es aktuell gibt, und ich war überrascht, wie schnell ich geworden bin im Rahmen der Vorbereitungen zu den WorldSkills. Es ist einfach brutal simpel aufgebaut, und dennoch kann man hochkomplexe Sachen machen, weil es logisch aufgebaut ist. So habe ich in meiner Freizeit einen VW-Bus von Grund auf in Mastercam modelliert, programmiert und gefräst. Durch deine Teilnahme an den WorldSkills wirbst du auch für

Grundbildung Berufsmeisterschaft 41 die Ausbildung des Polymechanikers / der Polymechanikerin. Was müsste da unternommen werden, um diese Ausbildung attraktiver zu machen? Zum einen müsste man erreichen, dass die Leute wissen, was ein Polymechaniker / eine Polymechanikerin überhaupt macht. Denn selbst meine Kolleginnen und Kollegen wissen nur, dass ich irgendwie an einer Maschine arbeite und Teile fertige. Zum anderen sollten produktive Kundenarbeiten im Lehrbetrieb möglichst früh zum Standard gehören, wie dies bei uns der Fall war. Das motiviert und fördert viel mehr, als wenn nur Übungsteile gefertigt werden, wie mir auch meine Berufsschullehrer einst bestätigten. Christian Lenz ist Geschäftsführer bei der X-DATA AG in Turbenthal. Die Firma unterstützt aktiv seit über einem Jahrzehnt die Swiss- und WorldSkills mit Mastercam- Lizenzen und dazugehörigen Schulungen. Christian Lenz, was ist Ihre Intention hinter dem Motto «The future is now»? Christian Lenz: Unsere Kunden agieren je länger je mehr mit dem Ausland, obschon durch Corona auch ein gewisses Insourcing stattfand. Nichtsdestotrotz ist der Werkplatz Schweiz durch das hohe Preisniveau gefordert. Um eine Differenzierung zu erreichen, brauchen wir ein hohes Mass an Fertigungsexpertise. Da können und wollen wir als X-DATA aktiv mithelfen, dem Nachwuchs das heute zwingend notwendige CAM-Knowhow möglichst früh mit auf den Weg zu geben, damit sie sich zu Fertigungsspezialistinnen und -spezialisten entwickeln können. Wie beurteilen Sie die aktuelle Lage der Polymechanik-Berufsausbildung? Wir sehen, dass Unternehmen ihre Anstrengungen immer mehr ausweiten, um Auszubildende für den Polymechanik-Beruf zu gewinnen. Der Trend bei der Berufswahl scheint neben der klassischen kaufmännischen Ausbildung auch in Richtung der modernen Berufsgattungen wie Informatik / Datenverarbeitung zu gehen. Das scheint auf den ersten Blick negativ zu sein, doch genau da sehen wir die Chancen mit dem heutigen Berufsbild des Polymechanikers / der Polymechanikerin. Wie sehen Sie das heutige Berufsbild? Die Zeit der schmutzigen, öligen Produktionsmaschinen und der stinkenden Fertigungshallen ist passé. Der / die Polymechaniker / in agiert heute in einem reinen bis sterilen Umfeld, speziell in der Pharmabranche oder Luftfahrt. Zudem ist er / sie ein hochversiertes Hybrid aus Programmierer / in und Handwerker / in. Er / sie muss sowohl die immer herausfordernde Programmierung beherrschen – ich denke hier an die immer beliebter werdenden Multitasking-Maschinen mit 7, 8, 9, 10 Achsen inklusive Roboteranbindung – als auch das Einrichten, Bestücken und Einfahren der CNC-Maschine. Wenn es unserer Branche gelingt, dieses attraktive Berufsbild nach aussen zu tragen, sehe ich ein grosses Potenzial auf dem Lehrstellenmarkt. Sie unterstützen seit Jahren die Swiss- und WorldSkills. Warum ist Ihnen deren Förderung wichtig? Von unserer Seite steckt eine grosse Portion Stolz dahinter, die besten Polymechaniker / innen der Nation zu unterstützen, um an den Meisterschaften Topresultate für unser Land zu erzielen. Das Engagement wird auch von Mastercam gefördert, indem die Trainingslizenzen zur Verfügung gestellt werden. Welche Gewichtung geben Sie dem CAM in der Grundausbildung? Da das CAM-System in der zerspanenden Fertigung immer zentraler wird, finde ich auch die entsprechende Ausbildung ab dem zweiten oder dritten Lehrjahr sehr wichtig. Wichtig dabei scheint mir aber, dass vorgängig eine umfangreiche Kenntnis im Bereich des klassischen ISO-Codes aufgebaut wird. Dies ist die Basis, um später das CAM erfolgreich bedienen zu können. Was wünschen Sie sich für die Zukunft in Ihrer Branche? Ich wünsche mir, dass die motivierten und talentierten Polymechaniker / innen nicht schon nach wenigen Jahren der Werkstatt den Rücken zuwenden, sondern mit viel Berufsstolz zu Zerspanungsexperten und -expertinnen heranwachsen. Denn es ist eine wunderschöne Tätigkeit mit stets neuen Herausforderungen und Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. Berufsathlet Ivo Müller und Christian Lenz, Geschäftsführer X-DATA AG (v.l.)

VW-Bus Modell aus Aluminium,<br />

gezeichnet und<br />

gefräst von Ivo Müller<br />

bei Bucher Hydraulics<br />

mit Mastercam.<br />

«The Future is now»<br />

«The Future is now» – unter diesem Motto fördert die X-DATA AG seit Jahren den Nachwuchs<br />

der Schweizer Polymechaniker und Polymechanikerinnen. Aktuell steht im Fokus<br />

die Unterstützung im Rahmen der SwissSkills und WorldSkills mit Trainingseinheiten<br />

für die CAM-Anwendung.<br />

Interviews: Thomas Frei, X-Data<br />

Ivo Müller ist Polymechaniker EFZ und arbeitet bei der<br />

Bucher Hydraulics AG. Er gewann 2019 den Wettbewerb<br />

Fraisa ToolChampions, 2020 die SwissSkills und erreichte<br />

<strong>2022</strong> den elften Platz an den WorldSkills Championship<br />

in Leonberg (D).<br />

Ivo Müller, was war für dich der<br />

Beweggrund, an den SwissSkills<br />

mitzumachen?<br />

Ivo Müller: Eigentlich hatte ich nicht beabsichtigt,<br />

an den SwissSkills mitzumachen<br />

– es war vielmehr eine logische<br />

Konsequenz. Denn alles begann mit<br />

meiner Teilnahme am Fraisa-ToolChampions-Wettbewerb.<br />

Dies war und ist<br />

auch heute noch im Rahmen der Ausbildung<br />

bei Bucher Hydraulics Tradition.<br />

Die meisten meiner Vorgänger hatten<br />

dort auch teilgenommen. In diesem<br />

Ivo Müller bei seiner individuellen Trainingswoche<br />

in Turbenthal bei der X-DATA AG.<br />

Sinn bin ich durch das Engagement meines<br />

Ausbildungsbetriebs schlussendlich<br />

reingerutscht. Denn hätte man mir<br />

vor zweieinhalb Jahren versucht, die<br />

WorldSkills schmackhaft zu machen,<br />

hätte ich mich wohl noch kaum dafür interessiert.<br />

Welche persönlichen Gewinne<br />

hast du aus der Teilnahme mitgenommen?<br />

Ich profitierte von ganz vielen neuen Erfahrungen<br />

und interessanten Kontakten.<br />

Zudem war es extrem cool, mit so<br />

vielen Vollprofis aus der Branche zusammenzuarbeiten<br />

– wie etwa bei der persönlichen<br />

Mastercam-Trainingswoche<br />

hier bei X-DATA oder bei der werkzeugund<br />

maschinenbezogenen Ausbildung<br />

bei Fraisa. So bin ich heute, was meine<br />

Fachkenntnisse angeht, viel breiter aufgestellt<br />

und kenne meinen Standpunkt<br />

bezogen auf die Schweiz und weltweit.<br />

An den WorldSkills hast du dich<br />

international gemessen. Was sind<br />

deine Erfahrungen daraus?<br />

Ich habe gesehen, dass die Asiaten extrem<br />

gut sind, wenn es darum geht, sich<br />

auf eine Aufgabe zu fokussieren, wodurch<br />

sie auch alle Spitzenränge im CNC<br />

Fräsen an den WorldSkills Championship<br />

besetzten. Die Europäer hingegen sind<br />

viel breiter und flexibler aufgestellt von<br />

der Ausbildung her. Hierzulande kann<br />

ein Polymechaniker / eine Poymechanikerin<br />

auch CNC Drehen, konventionell<br />

fertigen und zum Beispiel schweissen.<br />

Eine spezifische Aufgabenstellung, wie<br />

sie bei diesem Wettkampf vorliegt, lässt<br />

sich einfach tausendfach trainieren. So<br />

waren die Asiaten unglaublich schnell<br />

im Programmieren mit Mastercam – die<br />

konnten das vermutlich fast blind.<br />

Du selbst hattest bis zur Teilnahme<br />

an den SwissSkills nie mit Mastercam<br />

gearbeitet. Wie bist du damit<br />

zurechtgekommen?<br />

Man kann mit ziemlicher Sicherheit sagen,<br />

dass Mastercam zum Erlernen das einfachste<br />

CAM ist, was es aktuell gibt, und ich<br />

war überrascht, wie schnell ich geworden<br />

bin im Rahmen der Vorbereitungen zu den<br />

WorldSkills. Es ist einfach brutal simpel<br />

aufgebaut, und dennoch kann man hochkomplexe<br />

Sachen machen, weil es logisch<br />

aufgebaut ist. So habe ich in meiner Freizeit<br />

einen VW-Bus von Grund auf in Mastercam<br />

modelliert, programmiert und gefräst.<br />

Durch deine Teilnahme an den<br />

WorldSkills wirbst du auch für

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