27.01.2023 Aufrufe

Swissmechanic_Journal_2022-08

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Wirtschaft und Dienstleistungen<br />

Cybersecurity<br />

30<br />

Cybervorfälle im Rahmen<br />

des Ukrainekonflikts<br />

Der aktuelle Halbjahresbericht des Nationalen Zentrums<br />

für Cybersicherheit NCSC befasst sich mit den wichtigsten<br />

Cybervorfällen der ersten Jahreshälfte <strong>2022</strong> in der Schweiz<br />

und international. Das Schwerpunktthema widmet sich<br />

dem Thema Cyber in bewaffneten Konflikten.<br />

B<br />

Quelle: NCSC<br />

ewaffnete Konflikte werden<br />

zunehmend auch mithilfe von Cyberangriffen<br />

geführt. Urheber solcher Angriffe<br />

können nebst staatlichen Akteuren auch<br />

nichtstaatliche Angreifer wie Hacktivisten<br />

oder kriminelle Gruppierungen sein.<br />

Insbesondere der Ukrainekonflikt zeigt,<br />

wo Cyber als Mittel eingesetzt werden<br />

kann. Diese vielschichtige Thematik bildet<br />

das Fokusthema und wird im aktuellen<br />

Bericht von den verschiedensten Seiten<br />

beleuchtet.<br />

Verhaltensnormen gefragt<br />

Cyberangriffe auf Infrastrukturen, die<br />

militärisch und zivil sowie international<br />

genutzt werden, werfen einige Fragen<br />

bezüglich Verhaltensnormen von Staaten<br />

im Cyberspace auf. Diese dürften, so<br />

das NCSC, in den nächsten Jahren breit<br />

diskutiert werden, u. a. in den Bereichen<br />

Kollateralschäden und Verhältnismässigkeit<br />

sowie Rücksichtspflichten von<br />

staatlichen Angreifern.<br />

Grenzüberschreitende<br />

Cybersabotage<br />

Die Ukraine sieht sich seit mehreren Jahren<br />

mit Cybersabotageaktivitäten konfrontiert.<br />

2015 verursachte die dem russischen<br />

Cyberakteur Sandworm zugeschriebene<br />

Malware «BlackEnergy3»<br />

Stromausfälle von bis zu sechs Stunden,<br />

von denen mehrere Hunderttausend<br />

Verbraucherinnen und Verbraucher betroffen<br />

waren. 2016 wurde Sandworm<br />

wiederum aktiv, diesmal mit «Industroyer»,<br />

einer speziell entwickelten Malware,<br />

um industrielle Kontrollsysteme<br />

der Stromversorgung zu befallen, was in<br />

Teilen Kiews zu etwa einstündigen<br />

Stromausfällen führte. 2017 kam es zur<br />

massenhaften Verbreitung der Malware<br />

«NotPetya». Diese verschlüsselt zuerst<br />

die Daten des infizierten Systems und<br />

lässt dann eine Mitteilung erscheinen, in<br />

der ein bescheidenes Lösegeld gefordert<br />

wird. Ausgangspunkt des «NotPetya»-<br />

Befalls war ein manipuliertes Update<br />

einer ukrainischen Buchhaltungssoftware,<br />

das zahlreiche Infektionen von<br />

Systemen in der Ukraine zur Folge hatte.<br />

Die Malware verbreitete sich aber auch<br />

über die ukrainischen Grenzen hinaus<br />

und befiel Systeme in mehr als 65 Ländern.<br />

WhisperGate<br />

Der ukrainische Nachrichtendienst SBU<br />

gibt an, allein im Jahr 2021 mehr als<br />

zweitausend Cyberangriffe gegen Regierungssysteme<br />

und kritische Infrastrukturen<br />

in der Ukraine abgewehrt zu haben,<br />

wobei der SBU einen Teil dieser Angriffe<br />

mit russischen Nachrichtendiensten<br />

in Verbindung bringt. Anfang <strong>2022</strong><br />

gab es dann gleich mehrere aufsehenerregende<br />

Cybervorfälle in der Ukraine. So<br />

verkündete Microsoft am 15. Januar<br />

<strong>2022</strong>, eine auf den Namen «Whisper-<br />

Gate» getaufte Malware entdeckt zu haben,<br />

die seit dem 13. Januar <strong>2022</strong> in der<br />

Ukraine die Systeme von Regierungseinrichtungen,<br />

IT-Unternehmen und gemeinnützigen<br />

Organisationen befalle.<br />

«WhisperGate» gab sich den Anschein einer<br />

Ransomware, in Tat und Wahrheit<br />

soll es sich um einen Wiper handeln – eine<br />

Malware, die die Daten auf den befallenen<br />

Zielsystemen überschreibt und<br />

damit unwiderruflich löscht. Gleichzeitig<br />

mit dem Auftreten von «Whisper-<br />

Gate» wurden unzählige ukrainische Regierungswebseiten<br />

mittels Defacement-<br />

Angriffen verunstaltet. Mitte Februar<br />

fanden dann zahlreiche DDoS-Angriffe<br />

statt, die die Verfügbarkeit etlicher Internetseiten<br />

und Online-Dienste in der Ukraine<br />

beeinträchtigten. Betroffen waren<br />

unter anderem Finanzinstitute und<br />

staatliche Behörden.<br />

Steuerungen ausser Betrieb<br />

Am 24. Februar <strong>2022</strong>, etwa eine Stunde<br />

vor Beginn der russischen Offensive gegen<br />

die Ukraine, fielen in Europa verschiedentlich<br />

die Verbindungen mit<br />

dem Satelliten KA-SAT des US-Unternehmens<br />

ViaSat aus. Zahlreiche europäische<br />

Firmen, Behörden und private Nutzerinnen<br />

und Nutzer verwenden diesen<br />

Telekommunikationssatelliten für den<br />

Internetzugang, insbesondere in entlegenen<br />

Regionen. So führte der Vorfall zu<br />

Störungen in der Ukraine, aber auch<br />

über deren Grenzen hinaus. Beispielsweise<br />

waren in Deutschland Zugriffe auf<br />

Überwachungs- und Fernsteuerungs-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!