Swissmechanic_Journal_2022-08
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Marketing / Kommunikationskanäle<br />
Medien in der Zukunft<br />
29<br />
Die Zukunft von Social Media<br />
Das deutsche Zukunftsinstitut befasste sich in seinem Zukunftsreport 2021<br />
unter anderem mit Social Media. Einige Ausschnitte daraus.<br />
U<br />
Quelle: zukunftsinstitut.de<br />
mfragen unter der Generation<br />
der «Gen Z», den zwischen Mitte der<br />
1990er- und Anfang der 2010er-Jahre<br />
Geborenen, ergaben: Jugendliche wollen<br />
nach Jahren der kuratierten Online-<br />
Identitäten endlich «sie selbst» sein, sich<br />
mit realen Freunden umgeben, die gleiche<br />
Interessen und Werte pflegen – und<br />
sie messen Aspekten der Sicherheit und<br />
der Privatsphäre immer mehr Bedeutung<br />
bei. Allerdings ziehen sie sich nicht<br />
komplett zurück, sondern verlagern die<br />
Interaktion zu «Digital Campfires»: in geschlossene,<br />
kleinere Räume mit mehr<br />
Privatsphäre und Interaktion.<br />
Soziale Medien werden sozialer<br />
Auch die Entstehung dieser digitalen<br />
Neo-Tribes macht deutlich, dass soziale<br />
Medien künftig wieder «sozialere» Funktionen<br />
erfüllen werden – so wie tendenziöse<br />
oder strukturell alltagsrassistische<br />
Algorithmen künftig noch klarer öffentlich<br />
kritisiert werden. Je mehr ein digital-kritisches<br />
Denken diskutiert wird,<br />
umso mehr bilden sich auch neue, seriöse<br />
Diskursräume. Die Pandemie hat dieser<br />
Entwicklung einen beachtlichen<br />
Schub verliehen, indem sie wissenschaftsbasiertes<br />
Arbeiten und logisches,<br />
kritisches Denken gesellschaftlich neu<br />
etabliert hat.<br />
Kollaboration und Konnektivität<br />
Soziale Medien und Netzwerke werden<br />
sich auch künftig mit Hate Speech oder<br />
Fake News auseinandersetzen müssen.<br />
Doch angesichts einer zunehmend aufgeklärten<br />
Generation von Userinnen<br />
und Usern verlieren sie an Dominanz<br />
und Bedeutung – und wandern sukzessive<br />
in Nischenräume ab. Das Social-Media-Mindset<br />
von morgen wird sich zunehmend<br />
auf jene Kompetenzen fokussieren,<br />
die soziale Netzwerke für eine<br />
globale, gemeinsam zu gestaltende Zukunft<br />
bereithalten: auf Kollaboration<br />
und Konnektivität.<br />
Zukunft von Social Media: 4 Thesen<br />
1. Soziale Medien entwickeln sich zu politischen<br />
Instrumenten. Plattformen<br />
und Player müssen zunehmend Farbe<br />
bekennen in Bezug auf Unternehmensethik,<br />
Unternehmenshaltung<br />
und Unternehmenskultur.<br />
2. Unterschiedliche Nutzungsverhalten<br />
werden zu sozialen Distinktionsmerkmalen.<br />
Die Auswahl der Plattformen<br />
sowie die Art und Dauer ihrer<br />
Nutzung avancieren zur Selbstauskunft.<br />
3. Der Generationen-Gap schwindet.<br />
Vorurteile verlieren durch Erfahrung<br />
und Austausch an Bedeutung. Im generationsübergreifenden<br />
Dialog über<br />
lineare und digitale Kanäle wird die<br />
Phrase «OK Boomer» eine neue Färbung<br />
erhalten.<br />
4. In Zukunft geht es in sozialen Medien<br />
weniger um kuratierte Identitäten als<br />
um kuratierte Informationen. Gelikt<br />
oder geteilt werden zunehmend Inhalte,<br />
die von Vertrauenspersonen<br />
verifiziert wurden – Influence braucht<br />
Evidenz.<br />
Zum Admeira-Report «Zukunft der<br />
Medien- und Werbelandschaft mit<br />
Fokus auf Bewegtbild» (vgl. Beitrag<br />
auf Seite 28):<br />
bit.ly/3DYKVHV<br />
Zum Artikel des Zukunftsinstituts<br />
«Die grosse Korrektur: Abschied von<br />
den unsozialen Medien»:<br />
bit.ly/3O9IuY1