Festschrift_75_Jahre.. - Wormatia Worms

Jugendsport - eine gesellschaftspolitische Aufgabe
I. Standortbestimung des Jugendsports in unserer Gesellschaft
Rekorde, Medaillen, Stars, Geld und Skandale sind die Schlaglichter , die den Sport in
gleiBendes Licht tauchen oder auch bisweilen im Zwielicht erscheinen lassen . Wird man
aber damit der Sache des Sports wirklich gerecht? Ganz sicher nicht, wenn wir an die
Millionen Menschen aller Altersklassen denken , die unter AusschluB der Offentlichkeit
aus reiner Freude an der Sache selbst ihren Sport betreiben.
Dies trifft in besonderem MaBe auf den Jugendsport zu. »Sicher, Jugendsport ist eine
gute Sache«, keiner von uns wird wohl anderer Meinung sein. Aber ist dies nicht ein
blofles , nichtssagendes Lippenbekenntnis. um dann anschlieBend desinteressiert zur
Tagesordnung uberzuqehen? Haben wir wirklich einmal intensiv daruber nachgedacht,
welche Bedeutung er fur unseren Staat, fur unsere Gesellschaft hat?
Ich rnochte Sie bitten, mit mir gemeinsam einige Gedankenqanqe nachzuvollziehen, die
das hohe MaB an gesellschaftspolitischem Engagement des Jugendsports aufzeigen
sollen:
1. Aspekt der Freizeitgestaltung
Bedingt durch den harten Existenzkampf im Berutsleben, die Sorge um die Sicherung des
bisher erreichten Wohlstandes und die Angst um die Erhaltung des Arbeitsplatzes bringen
viele Eltern nicht die Zeit oder gar die Kraft auf, sich in dem erforderlichen MaBe um ihre
Kinder zu kurnrnern. Viele Jugendliche bleiben so in ihrer Freizeit sich selbst uberlassen ,
nicht wenige geraten aus einem GefUhl der Leere und Langeweile heraus in getahrliche
EinbahnstraBen. die zu AlkoholmiBbrauch , Drogenkonsum und Krlrninalitat fUhren.
Oem Jugendsport Iallt hier eine eminent wichtige Bedeutung zu: Mit seinen vieltaltigen
Angeboten zur sinnvollen Freizeitgestaltung wirkt er vorbeugend und daruber hinaus
bietet er eine gute Ausgangsbasis zur Wiedereingliederung aus der Bahn geratener Jugendlicher.
2. Medizinisch-psychologischer Aspekt
Bei einer Jugendgeneration, die die meiste Zeit ihres Tagesablaufes im Sitzen verbringt
und uberdies in ihrer Freizeit vor allen Dingen durch das Fernsehen zur Passivitat geradezu
animiert wird, ist es nicht verwunderlich, daB bei einer beanqstiqsnd steigenden Zahl
von Jugendlichen Korperhaltunqsschaden, Obergewicht und Krankheitsanfalliqkeit zu
registrieren sind. Der oft dahergesagte lapidare Satz »Sport ist qesund« gewinnt aus dieser
wahrhaft tiefgreifende Bedeutung .
Die hohen Anforderungen unserer leistungsorientierten Gesellschaft und der damit verbundene
SchulstreB, die standiqe Heizuberflutunq belasten besonders das jugendliche
Nervensystem. Verhaltens- und Entwicklungsst6rungen greifen um sich, das Versagen
in der Schule wirkt sich in katastrophaler Weise auf die gesamte seelisch-geistige Weiter­
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