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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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und küssen zu können, und wir haben uns doch hoch<br />

und theuer verschworen, nach Deinem Rath, es nicht<br />

eher von <strong>des</strong> Grafen Schwelle zu heben, als bis er unsere<br />

billigen Wünsche genehmigt und erfüllt hat! – Mein<br />

Jesus, ich glaube, sie stirbt vor Jammer und Angst noch<br />

diese Nacht!«<br />

»Rede ihr zu, Simson, verständig und mild,« erwiederte<br />

Martell. »Sie wird sich schon wieder fassen und<br />

noch ein paar Stunden gedulden. Unser Aller Zukunft<br />

in diesem Jahr hängt ja davon ab.«<br />

»Was gilt das Alles einer Mutter, die ihr Kind beweint!«<br />

entgegnete Simson. »Ein Kind das in ihren Armen<br />

vor Hunger gestorben ist! Da hat alle Vernunft ein<br />

Ende, Martell! Will es doch unser einem den wüsten<br />

Kopf auseinander sprengen!«<br />

»Maja muß sich dennoch gedulden, <strong>Leiden</strong>sgenosse!<br />

Es ist der einzige Weg, um dem Unbarmherzigen Zugeständnisse<br />

abzunöthigen. Wir wollen keinen Aufstand,<br />

damit wir in späteren Tagen mit Gottes Hilfe Recht erhalten.«<br />

Simson schlich wieder heimwärts, um der klagenden<br />

Mutter Tröstungen zuzuflüstern, an die er selbst<br />

nicht glaubte, und eine endlose, von unermeßlichem<br />

Schmerz zur Ewigkeit sich ausdehnende Nacht schlaflos<br />

mit ihr zuzubringen. –<br />

Hunderte von Arbeitern floh der Schlaf in dieser langen<br />

kalten Winternacht. <strong>Die</strong>se fanden die Ruhe nicht,<br />

weil sie von körperlichen Schmerzen – den Folgen <strong>des</strong>

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