Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 940 — Gewissen hinlänglich zu salviren, wenn ich die Scheuer auf einen Tag zur Morgue erhebe und das ganze Dorf aufrufe, die Leichen zu beschauen. Auf diese Weise kann jeder Vater, jede Mutter ihr Kind am leichtesten erkennen und wir unsererseits haben die Genugthuung, die maßlos Frechen ebenfalls kennen zu lernen, die unsere Thür ganz naiv zum Kirchhofe machen wollen. Übrigens erlaube ich, daß man die so oder so Verstorbenen nach christlichem Gebrauche, doch ohne Leichenspectakel, auf meine Kosten beerdige.« Vollbrecht machte Einwendungen gegen diesen Befehl. Es schien ihm nicht klug zu sein, das ganze Dorf öffentlich zur Todtenschau aufzurufen, er erblickte vielmehr darin von Seiten des Grafen eine versteckte schauerliche Verhöhnung des grenzenlosen Jammers der Armen. Adrian wollte aber dies gerade. Die Hungernden mußten sehen, daß er weder Ohr noch Auge habe für ihre Leiden, so lange sie ihn dazu nöthigen wollten. Gehorsam, Unterwerfung, Geduld, Geduld bis zum Hungertode mußte er sich bei den Arbeitern erzwingen, eher war sein Sieg kein vollständiger, kein dauernder. »Sie verzeihen, gnädiger Herr, wenn ich mir noch einen Einwand erlaube,« sagte Vollbrecht. »Ich kenne die Ältern der Aufgefundenen. Man kann ihnen also ihre Kinder ohne Aufsehen still in’s Haus schicken.« »Wenn auch, besser ist’s immer, sie kommen selbst. Haben sie sich die strapaziöse Mühe gegeben, mitten in
— 941 — stürmischer Nacht mir die todten Würmer herzuschaffen, so mögen sie sich ihre Bälger jetzt am Tage, wo die Sonne recht hübsch warm scheint, auch wieder abholen. Sonst müßte ich sie ihnen am Ende noch in meiner Staatskarosse heimfahren lassen!« »Und wenn sie trotz des Aufrufes nicht erscheinen, Herr am Stein? Wenn der Aufruf das ganze Dorf in Gährung versetzt?« »Ich lasse es darauf ankommen, lieber Vollbrecht. Im Winter geschehen keine gefährlichen Revolten. Kälte und Regen sind die besten Gemüthsbesänftiger. Erlassen Sie daher in Gottes Namen den Aufruf! Finden sich die betreffenden Ältern wirklich nicht ein, so weiß ich schon, was ich zu thun habe. Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß diese fünf todten Kinder Niemand als ihre leiblichen Väter oder Mütter auf ihren Armen heimtragen sollen!« Adrian’s Befehl wurde vollzogen. Die Bekanntmachung lief schnell von Mund zu Mund, von Haus zu Haus, und schon gegen Mittag zogen Männer, Frauen und Kinder schaarenweise über den gefrorenen See, um die gefundenen fünf Kinder zu betrachten. Diese hatte der Graf aus Vorsicht in eine Art vergitterten Käfig, der ursprünglich als Gänsestall diente, neben einander legen lassen, um alles Betasten und allzugroßen Andrang zu verhindern. In vollem Sonnenlicht mitten
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Sonne recht hübsch warm scheint, auch wieder abholen.<br />
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Herr am Stein? Wenn der Aufruf das ganze Dorf in<br />
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Andrang zu verhindern. In vollem Sonnenlicht mitten