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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 940 —<br />

Gewissen hinlänglich zu salviren, wenn ich die Scheuer<br />

auf einen Tag zur Morgue erhebe und das ganze<br />

Dorf aufrufe, die Leichen zu beschauen. Auf diese Weise<br />

kann jeder Vater, jede Mutter ihr Kind am leichtesten<br />

erkennen und wir unsererseits haben die Genugthuung,<br />

die maßlos Frechen ebenfalls kennen zu lernen,<br />

die unsere Thür ganz naiv zum Kirchhofe machen<br />

wollen. Übrigens erlaube ich, daß man die so <strong>oder</strong> so<br />

Verstorbenen nach christlichem Gebrauche, doch ohne<br />

Leichenspectakel, auf meine Kosten beerdige.«<br />

Vollbrecht machte Einwendungen gegen diesen Befehl.<br />

Es schien ihm nicht klug zu sein, das ganze<br />

Dorf öffentlich zur Todtenschau aufzurufen, er erblickte<br />

vielmehr darin von Seiten <strong>des</strong> Grafen eine versteckte<br />

schauerliche Verhöhnung <strong>des</strong> grenzenlosen Jammers<br />

der Armen. Adrian wollte aber dies gerade. <strong>Die</strong> Hungernden<br />

mußten sehen, daß er weder Ohr noch Auge<br />

habe für ihre <strong>Leiden</strong>, so lange sie ihn dazu nöthigen<br />

wollten. Gehorsam, Unterwerfung, Geduld, Geduld bis<br />

zum Hungertode mußte er sich bei den Arbeitern erzwingen,<br />

eher war sein Sieg kein vollständiger, kein<br />

dauernder.<br />

»Sie verzeihen, gnädiger Herr, wenn ich mir noch<br />

einen Einwand erlaube,« sagte Vollbrecht. »Ich kenne<br />

die Ältern der Aufgefundenen. Man kann ihnen also<br />

ihre Kinder ohne Aufsehen still in’s Haus schicken.«<br />

»Wenn auch, besser ist’s immer, sie kommen selbst.<br />

Haben sie sich die strapaziöse Mühe gegeben, mitten in

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