Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 924 — ist gar zu interessant. Wer’s einmal gesehen hat, kann’s nie mehr vergessen!« »Ich bin bekannt in jenen Gegenden und mich sehnt’s, sie wieder einmal zu betreten. Hier geht’s ohnehin mit mir zu Ende. Also, Hans, sei klug –« »Unter einer Bedingung.« »Sprich!« »Du wirst mein Knecht und trittst in meine Dienste.« »Bin dabei, topp!« »Die Kasse führ’ ich ganz allein.« »Wenn Du für mich zahlst, was ich brauche, mir gleich.« »Alles was zum Leben gehört.« »Grog so viel ich will – Abends Beefsteak – überhaupt gutes Essen. – und ein Taschengeld zu Geschenken für hübsche Dirnen – gelt?« »Für den ersten Kuß, den ein Mädel Dir giebt, zahle ich hundert Mark, bei meinen Sünden!« Klütken-Hannes reichte dem Gauner lachend die Hand über den Tisch und der Pact war geschlossen. »Wann brechen wir auf?« fragte Blutrüssel. »Ich gestehe Dir, daß ich aus verschiedenen Gründen Eile habe. Ich halte mich nicht mehr für ganz sicher, seit mir die Mohrentaverne den Schimpf angethan hat, mich eines unfreiwillig gemachten Darlehns wegen vor die Thür zu setzen.« »In drei, vier Tagen. Bis dahin wird mein Trödel verkauft sein und dann bin ich ein freier Mann.«

— 925 — »Das wäre demnach in Ordnung. Nun geht mir aber noch ein Gedanke im Kopfe herum, der uns Vorsicht empfiehlt.« »Was Gedanke! Sind wir nicht unabhängige reiche Leute? Wer Geld hat, braucht nicht zu denken. Laß uns trinken und lustig sein! Auf das Wohl des unbekannten großmüthigen Wohlthäters und auf das Gelingen des Geschäftes, zu dessen Vollführung man mich hundert Meilen weit verschreibt!« Blutrüssel trank sein Glas aus bis auf die Nagelprobe. Mit lallender Zunge knüpfte er das Gespräch wieder an. »Alles vortrefflich,« sagte er, »aber meinen Gedanken lass’ ich nur deßhalb nicht nehmen! Du hast den Herrn nicht gekannt, der Dir Dein Kind abkaufte. Wenn’s nun ein Schuft war, ein Spion? He!« »Hol’ ihn der Teufel oder die Cholera!« »An den Galgen kann er Dich bringen, ich kenne das!« »Geld hilft von Galgen und Rad; und – ich glaube nicht dran.« »Für Dolch und Pistolen, alter Molch, laß Dich’s nicht gereuen, viel Geld auszugeben!« »Du hast mehr Kenntniß davon, sorge Du also dafür. Hier ist Geld!« Klütken-Hannes warf sechs Louisdor auf den Tisch, die Blutrüssel mit zufriedener Miene einsteckte.

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»Das wäre demnach in Ordnung. Nun geht mir aber<br />

noch ein Gedanke im Kopfe herum, der uns Vorsicht<br />

empfiehlt.«<br />

»Was Gedanke! Sind wir nicht unabhängige reiche<br />

Leute? Wer Geld hat, braucht nicht zu denken. Laß uns<br />

trinken und lustig sein! Auf das Wohl <strong>des</strong> unbekannten<br />

großmüthigen Wohlthäters und auf das Gelingen <strong>des</strong><br />

Geschäftes, zu <strong>des</strong>sen Vollführung man mich hundert<br />

Meilen weit verschreibt!«<br />

Blutrüssel trank sein Glas aus bis auf die Nagelprobe.<br />

Mit lallender Zunge knüpfte er das Gespräch wieder<br />

an.<br />

»Alles vortrefflich,« sagte er, »aber meinen Gedanken<br />

lass’ ich nur deßhalb nicht nehmen! Du hast den Herrn<br />

nicht gekannt, der Dir Dein Kind abkaufte. Wenn’s nun<br />

ein Schuft war, ein Spion? He!«<br />

»Hol’ ihn der Teufel <strong>oder</strong> die Cholera!«<br />

»An den Galgen kann er Dich bringen, ich kenne<br />

das!«<br />

»Geld hilft von Galgen und Rad; und – ich glaube<br />

nicht dran.«<br />

»Für Dolch und Pistolen, alter Molch, laß Dich’s<br />

nicht gereuen, viel Geld auszugeben!«<br />

»Du hast mehr Kenntniß davon, sorge Du also dafür.<br />

Hier ist Geld!«<br />

Klütken-Hannes warf sechs Louisdor auf den Tisch,<br />

die Blutrüssel mit zufriedener Miene einsteckte.

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