Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 888 — »Oder man entführte ihn auf Anstiften und Befehl eines Dritten, eines Mächtigeren, der vielleicht – mein eigner Vater war!« »Was veranlaßt Sie zu so gewagten Vermuthungen?« »Gewagt, gnädige Tante? Im Gegentheil, ich finde, daß es kaum anders sein kann! Magnus vermählte sich ungefähr zwei Jahre nach der Zerstörung Bobersteins mit einer reichen stolzen Erbin. Es mußte ihm Alles daran gelegen sein, einen undurchdringlichen Schleier über die unheilvolle Vergangenheit, über sein ganzes beflecktes Leben zu werfen. Nichts war natürlicher, als daß er Ihre Ansprüche, wenn nicht an seine Person, doch an sein Vermögen fürchtete, vielleicht sogar erwartete. Diese konnten kaum unterbleiben, wenn Ihr Sohn am Leben blieb. Tod oder Entfernung desselben war mithin sein Wunsch, der nie in Magnus Seele erlöschen durfte. »Wir wissen bereits wie dieser unbändige Mann bei Sloboda’s Schwiegertochter verfuhr, und wie nur durch die größere Weichherzigkeit seines Helfershelfers Martell einem qualvollen Leben erhalten ward. Verbindungen mit Personen anzuknüpfen, die früher Ihren Vater ergeben waren, die seine Verhältnisse, seine – ich muß es aussprechen, – Vergehungen gegen die sittliche Ordnung des Staates und gegen die menschliche Gesellschaft kannten, mußte ihm ebenfalls leicht fallen. Als Johannes seine Getreuen verabschiedete, und die Hartnäckigsten im Groll ihn verließen, konnten sie da

— 889 — nicht die Angeber spielen, um ihn stets zu quälen und in ihren Händen zu haben? Sie ahnten selbst etwas der Art! Mir wird dies mehr als wahrscheinlich, wenn ich der Briefe und des Geldes gedenke, womit Johannes sich das Schweigen Nichtswürdiger zu erkaufen glaubte. Gewiß kein Anderer als jener Wolfszahn oder Blutrüssel war der gefährlichste Feind Ihres unglücklichen Vaters, war später, als er kein Geld mehr von ihm erpressen konnte, sein Angeber bei Magnus, und entführte nachdem er ihn getödtet, den kleinen Johannes, um ihn, Gott mag wissen, wo und wie, unschädlich zu machen! So fiel der Ring, den der Knabe trug, von selbst in seine Hände und blieb es, bis er ihn im Spiel an –« Plötzlich versagte dem lebhaft Sprechenden die Stimme und eine dunkle Röthe überflammte sein geistreiches Gesicht. Ein furchtbarer Gedanke, der zündend mit blendender Helle, einem Blitze gleich in seine Seele schlug, machte ihn schwindeln. Er wagte nicht auszusprechen, was er dachte, was er schaudernd fürchtete. »O nein doch, nein!« sagte er beschwichtigend zu sich selbst. »Dies kann nicht sein, dies wäre ein zu gräßliches Unglück!« Und als wollte er um jeden Preis den ihn peinigenden Gedanken aus seiner Seele verscheuchen, bat er seine Tante freundlich um Beendigung ihrer Lebensskizze.

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nicht die Angeber spielen, um ihn stets zu quälen und<br />

in ihren Händen zu haben? Sie ahnten selbst etwas der<br />

Art! Mir wird dies mehr als wahrscheinlich, wenn ich<br />

der Briefe und <strong>des</strong> Gel<strong>des</strong> gedenke, womit Johannes<br />

sich das Schweigen Nichtswürdiger zu erkaufen glaubte.<br />

Gewiß kein Anderer als jener Wolfszahn <strong>oder</strong> Blutrüssel<br />

war der gefährlichste Feind Ihres unglücklichen<br />

Vaters, war später, als er kein Geld mehr von ihm erpressen<br />

konnte, sein Angeber bei Magnus, und entführte<br />

nachdem er ihn getödtet, den kleinen Johannes, um<br />

ihn, Gott mag wissen, wo und wie, unschädlich zu machen!<br />

So fiel der Ring, den der Knabe trug, von selbst<br />

in seine Hände und blieb es, bis er ihn im Spiel an –«<br />

Plötzlich versagte dem lebhaft Sprechenden die<br />

Stimme und eine dunkle Röthe überflammte sein geistreiches<br />

Gesicht.<br />

Ein furchtbarer Gedanke, der zündend mit blendender<br />

Helle, einem Blitze gleich in seine Seele schlug,<br />

machte ihn schwindeln. Er wagte nicht auszusprechen,<br />

was er dachte, was er schaudernd fürchtete.<br />

»O nein doch, nein!« sagte er beschwichtigend zu<br />

sich selbst. »<strong>Die</strong>s kann nicht sein, dies wäre ein zu<br />

gräßliches Unglück!«<br />

Und als wollte er um jeden Preis den ihn peinigenden<br />

Gedanken aus seiner Seele verscheuchen, bat er<br />

seine Tante freundlich um Beendigung ihrer Lebensskizze.

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