Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 874 — Die gefragte, jetzt mit Runzeln bedeckte treue Dienerin bestätigte die Wahrheit des Gesagten durch ein freundliches Lächeln. Herta fuhr fort: »Ungeachtet des Abscheues, den ich bei der bloßen Erinnerung an meinen Vetter Magnus empfand, drängte es mich doch, Johannes zu fragen: ob er nichts mehr von ihm und den Seinen gehört habe? Johannes behauptete ohne Nachricht zu sein, doch hatte ich Grund, die Wahrheit dieser Behauptung zu bezweifeln. Mein Vater schrieb und empfing Briefe, an wen und von wem? konnte ich nicht erfahren. Sie mußten aber nicht immer erfreulichen Inhaltes sein, denn oft ward Johannes so davon verstimmt oder gar erschüttert, daß er seine Bewegung mit aller Kraft des Willens nicht verbergen konnte und häufig noch des Nachts seufzend in seiner Kammer auf- und niederging. Ich vermuthe, daß Wolfszahn sich mit Magnus in Verbindung gesetzt und ihm Johannes in einem Licht dargestellt hatte, das ihm gefährlich werden, vielleicht gar seine persönliche Sicherheit gefährden konnte. »Es blieb indeß bei diesen momentanen Aufregungen. Johannes ging nach solchen beunruhigenden Briefen, wie ich bemerkte, jedesmal am nächsten Tage sehr frühzeitig aus, mochte das Wetter gut oder schlecht sein. Selten kehrte er vor Abend zurück, dann aber erheitert, wo möglich mit vermehrter Zärtlichkeit und Vaterliebe gegen mich. Einmal hörte ich, daß er
— 875 — tief in der Nacht vor einem solchen frühen Morgenspaziergange Geld zählte und es dann in einen Beutel schüttete, wobei ich deutlich die Worte vernahm: ›Endlich wird sein Gelddurst doch wohl gestillt sein! Es ist das Letzte, was ich Herta hinterlassen wollte!‹ – Ich dankte Gott, daß ich den Vater für beruhigt halten durfte, dachte nicht an mich und meine unsichere Zukunft und entschlief mit einem Seufzer des aufrichtigsten, innigsten Dankes zu Gott. »Tief im Winter ward ich Mutter, Mutter eines muntern braunen Knaben, dessen kindliche Gesichtszüge mich schaudernd an seinen entsetzlichen Vater erinnerten. Nichts desto weniger liebte ich das Kind zärtlich, weidete mich an seinem Lächeln und küßte ihm die trotzigen kleinen Lippen mit namenloser Wonne. Ich gelobte an der Wiege des schlummernden Knaben durch seine Erziehung die Vergehungen des herzlosen Vaters zu sühnen. Nach meinem Vater nannte ich ihn Johannes. »Der Knabe gedieh sichtlich, entwickelte ungewöhnlich zeitig gelenke Körperkraft und geistige Schärfe, lernte sehr bald sprechen und war mit zwei Jahren ein prächtiger Junge. Mein Vater nannte ihn scherzweise den Haidekönig und war nahe daran, ihm zu Liebe dem grausamen Magnus zu verzeihen. »In dieser Zeit trug sich nichts Bemerkenswerthes zu. Unser Waldleben war einsam, eintönig, wie das eines Einsiedlers, und würde mir lästig geworden sein,
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Es ist das Letzte, was ich Herta hinterlassen wollte!‹ –<br />
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»Tief im Winter ward ich Mutter, Mutter eines muntern<br />
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Nichts <strong>des</strong>to weniger liebte ich das Kind zärtlich,<br />
weidete mich an seinem Lächeln und küßte ihm<br />
die trotzigen kleinen Lippen mit namenloser Wonne.<br />
Ich gelobte an der Wiege <strong>des</strong> schlummernden Knaben<br />
durch seine Erziehung die Vergehungen <strong>des</strong> herzlosen<br />
Vaters zu sühnen. Nach meinem Vater nannte ich ihn<br />
Johannes.<br />
»Der Knabe gedieh sichtlich, entwickelte ungewöhnlich<br />
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Einsiedlers, und würde mir lästig geworden sein,