Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

finanz.math.tugraz.at
von finanz.math.tugraz.at Mehr von diesem Publisher
26.12.2012 Aufrufe

— 844 — Erbitterung und Aurel verließ sechs Tage nach seiner Heimkehr Boberstein, um sich unvermerkt mit Herta und Emma nebst Gilbert auf den Zeiselhof zu übersiedeln. Entschlossen, den feindlichen Brüdern die Spitze von jetzt an zu bieten, gab er seine Reise nach Amerika und Westindien auf, übertrug die Führung des bereits befrachteten Schiffes einem zuverlässigen ihm befreundeten Kapitän und suchte sich unverweilt mit denjenigen Personen in Verbindung zu setzen, die er von nun an als Freunde und Bundesgenossen begrüßen mußte. Das konnte ihm bei seiner Umsicht und erlangten Vorkenntniß nicht schwer fallen. Gilbert’s Gewandtheit unterstützte ihn außerdem vortrefflich und in Zeit von kaum acht Tagen war er in das Gewebe, welches der Maulwurffänger zu Adrian’s Verderben angezettelt hatte, so tief eingeweiht, daß er rüstig mit daran arbeiten und in verwandtem Sinne fortwirken konnte. So groß diese Störungen waren, einen sichtbaren Einfluß auf die Geschäftsthätigkeit in der Fabrik äußerten sie nicht. Hier blieben alle von Adrian getroffene Anordnungen in Kraft und erlitten während der ganzen Dauer seiner Krankheit nicht die geringste Abänderung. Ohne Vollbrechts milde Verwaltung und Oberaufsicht wäre diese kritische Zeit wohl kaum so gänzlich ungestört vorübergegangen, doch diesem Manne gelang es durch väterliches Ermahnen und durch Hindeuten auf die nahe Zukunft die Murrenden immer

— 845 — wieder zu beschwichtigen. Aurel nebst seinen bäurischen Verbündeten mußte freilich an Aufrechthaltung der Ruhe und strengster Gesetzlichkeit jetzt Alles gelegen sein, wenn der Proceß für alle daran Betheiligte einen glücklichen Ausgang haben sollte. Er fürchtete für seinen namenlos erbitterten, in allen Gefühlen tiefgekränkten natürlichen Bruder und doch wünschte er vor Allem gerade diesen gerettet, vor dem Gesetz gerechtfertigt zu sehen. Vollbrecht, auf dessen Verschwiegenheit man bauen konnte, ward in das Geheimniß gezogen und entledigte sich des schwierigen Auftrags zu Aller Zufriedenheit. Als er dennoch einen ungesetzlichen Schritt von Martell befürchtete und keinen Weg zur Beruhigung des bis zum Wahnwitz erbitterten Spinners mehr einzuschlagen wußte, meldete er diese bedenkliche Stimmung dem Kapitän, worauf dieser den vermittelnden und immer dienstbereiten Maulwurffänger abschickte, um durch Mittheilung des Geheimnisses, das man aus Vorsicht noch nicht laut aussprechen durfte, den unglücklichen Armen zu beruhigen und mit neuem Hoffnungsathem zu beleben. Wir haben gesehen, daß diese Vorsicht nicht unnöthig war, wenn Martell nicht geistig und körperlich untergehen, vielleicht gar in wilder Raserei, brennend und mordend, sterben sollte. Am Weihnachtsabende verließ Adrian zum ersten Male wieder sein Bett. Er war äußerst schwach geworden und konnte nur mit Hilfe zweier Diener über

— 844 —<br />

Erbitterung und Aurel verließ sechs Tage nach seiner<br />

Heimkehr Boberstein, um sich unvermerkt mit Herta<br />

und Emma nebst Gilbert auf den Zeiselhof zu übersiedeln.<br />

Entschlossen, den feindlichen Brüdern die Spitze<br />

von jetzt an zu bieten, gab er seine Reise nach Amerika<br />

und Westindien auf, übertrug die Führung <strong>des</strong><br />

bereits befrachteten Schiffes einem zuverlässigen ihm<br />

befreundeten Kapitän und suchte sich unverweilt mit<br />

denjenigen Personen in Verbindung zu setzen, die er<br />

von nun an als Freunde und Bun<strong>des</strong>genossen begrüßen<br />

mußte.<br />

Das konnte ihm bei seiner Umsicht und erlangten<br />

Vorkenntniß nicht schwer fallen. Gilbert’s Gewandtheit<br />

unterstützte ihn außerdem vortrefflich und in Zeit von<br />

kaum acht Tagen war er in das Gewebe, welches der<br />

Maulwurffänger zu Adrian’s Verderben angezettelt hatte,<br />

so tief eingeweiht, daß er rüstig mit daran arbeiten<br />

und in verwandtem Sinne fortwirken konnte.<br />

So groß diese Störungen waren, einen sichtbaren<br />

Einfluß auf die Geschäftsthätigkeit in der Fabrik äußerten<br />

sie nicht. Hier blieben alle von Adrian getroffene<br />

Anordnungen in Kraft und erlitten während der ganzen<br />

Dauer seiner Krankheit nicht die geringste Abänderung.<br />

Ohne Vollbrechts milde Verwaltung und Oberaufsicht<br />

wäre diese kritische Zeit wohl kaum so gänzlich<br />

ungestört vorübergegangen, doch diesem Manne<br />

gelang es durch väterliches Ermahnen und durch Hindeuten<br />

auf die nahe Zukunft die Murrenden immer

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!