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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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muß. Der Arme will sich kleiden, will sich billig kleiden,<br />

mithin dürfen baumwollene Stoffe nicht theuer<br />

sein. Streichen Sie also ganz ruhig die fünf Silbergroschen!«<br />

Kopfschüttelnd gehorchte der Buchhalter und fuhr<br />

fort:<br />

»Sechzig Wollzupfern einem Jeden 17 1<br />

2 Silbergroschen.«<br />

»Sind das nicht Mädchen von vierzehn bis siebzehn<br />

Jahren aus den Gemeindehäusern?«<br />

»Allerdings, Herr am Stein.«<br />

»Und diese bekommen wöchentlich einen so hohen<br />

Lohn? Das geht nicht, das muß geändert werden! Machen<br />

Sie 15 Silbergroschen bis nach Beendigung der<br />

Leipziger Michaelismesse! Das Wollezupfen ist eine<br />

bloße Tändelei, keine Arbeit. Man muß unnöthige Ausgaben<br />

ersparen, um so mehr, als ich nächstens eine<br />

dritte Dampfmaschine zu stellen genöthigt bin, um den<br />

Anforderungen der Zeit zu genügen.«<br />

»Es sind Waisen, Herr am Stein!« sagte Vollbrecht<br />

bedeutungsvoll. »Keines dieser armen Mädchen besitzt<br />

mehr als einen Anzug, nicht einmal an Sonn- und Feiertagen<br />

können sie sich, wie ihre glücklicheren Schwestern,<br />

das Haar mit einem bunten Tuche umwinden.<br />

Sie müssen von ihrem Verdienste all’ ihre Bedürfnisse<br />

bestreiten und Eine <strong>oder</strong> die Andere theilt wohl auch<br />

noch einer kränkelnden, hinfälligen Mutter etwas davon<br />

mit!«

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