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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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Maschinen. Darum sieht man nicht die ewigen Rauchsäulen<br />

aus den Riesenschornsteinen aufwirbeln; darum<br />

liegen die hochstockigen, fensterreichen Gebäude<br />

auf den Granitfelsen der Insel heut’ finster und verlassen.<br />

Warum mag es so still, so freudlos sein in Martell’s<br />

Hütte? Warum rinnen einzelne große Thränenperlen<br />

über die zarten, von kränklichem Roth angehauchten<br />

Wangen Dorel’s, der funfzehnjährigen hübschen Tochter<br />

<strong>des</strong> Spinners? Warum hält Lore, die Mutter Dorel’s,<br />

ihre magern Hände über dem Knie gefaltet, und sieht<br />

so stier und geisterhaft auf das Schattenspiel der Äste<br />

am Fenster, <strong>des</strong>sen blinde Scheiben der hämische Winter<br />

hohneckend mit dem Pflanzenwuchs heißer Länder<br />

so üppig verziert hat? – Sollte sie an ihren verstorbenen<br />

Knaben denken, der draußen in der Haide<br />

schlummert, <strong>des</strong>sen Grabstätte sie kaum finden wird<br />

unter den hochaufgewehten Schneehügeln? Und gilt<br />

diesem entrissenen Kinde etwa auch das dumpfe Stöhnen<br />

Martell’s, der am leeren Tische sitzt und seinen<br />

wüsten Kopf unbeweglich in beide Hände stützt?<br />

Horch! Traugott, der alte gottgläubige Vater spricht.<br />

Neben seinem Spinnrade ist er niedergesunken auf<br />

die unebene, schmutzige <strong>Die</strong>le. Der Wiederschein <strong>des</strong><br />

Mon<strong>des</strong> und ein zitternder Strahl <strong>des</strong> flimmernden<br />

Lämpchens liegt auf seinem runzelvollen, eingefallenen<br />

Gesicht. Mit einem Seufzer erhebt der Greis die<br />

Hände und spricht:

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