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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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verfärbte sich und ließ einen langen Blick durchs Fenster<br />

fallen. Über den See der jetzt vom Nebel frei war,<br />

kam die Fähre, mit Menschen und Waarenballen belastet.<br />

Einige Kähne mit Frauen und Mädchen hatten<br />

theils grade angelegt, theils waren sie im Landen begriffen.<br />

Aus dem mehrmals sich wiederholenden Geschrei<br />

konnte man deutlich eine klagende Frauenstimme<br />

unterscheiden. Sie kam näher und näher. Ein Rudel<br />

Menschen drängten zur Thür, die Stimme erklang im<br />

Hause selbst.<br />

Vollbrecht öffnete die Saalthür. Ein bleiches Weib,<br />

kümmerlich in leichte Kleidung gehüllt, mit verworrenem,<br />

flatterndem Haar, ohne Kopf- und Brusttuch,<br />

nacktarmig und mit einem Wahnsinnsblick im Auge,<br />

stürzte schreiend und händeringend in das goldstrahlende<br />

Prunkgemach und warf sich vor Adrian auf die<br />

Knie.<br />

»Herr am Stein, Sie müssen es wieder lebendig machen,«<br />

rief sie hohl und dumpf, »<strong>oder</strong> ich verfluche Sie<br />

mit den gräßlichsten Flüchen!«<br />

Es war Lore, Martell’s Weib. In ihrer Verzweiflung<br />

hatte sie ihren Mann nicht bemerkt. Stier und gläsern<br />

das weit aufgerissene Auge, über <strong>des</strong>sen Lider dicke<br />

Thränen auf die erdfahlen Wangen herabrieselten, auf<br />

Adrian geheftet, lag sie zitternd auf dem Teppich. Man<br />

hörte das Zusammenschlagen ihrer Zähne.<br />

»Lore, mein Weib!« rief Martell und streckte beide<br />

Hände nach der Armen aus.

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