Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 766 — Aurel gebot dem Schwätzer mit zornigem Blick Schweigen. Der Lohndiener, schon bekannt mit der Einrichtung in diesem Hause, war zur Seite in ein Nebenstübchen getreten, um die Rückkehr der Fremden abzuwarten. Das Mädchen ging schmollend vorauf, unterließ aber trotzdem nicht, verstohlene funkelnde Blicke auf den dreisten Burschen mit dem gebräunten Gesicht und den nachtschwarzen Augen zu werfen. Über einen gewundenen Gang, der unter ihren Tritten knisterte und schwankte, kamen sie in ein freundliches Hintergebäude, das neuern Ursprungs zu sein schien. Die saubere Einrichtung und die glänzende Reinlichkeit zeigte, daß es Frauen bewohnten. Die kleinen Zimmer dufteten von mildem Arom und deuteten nichts weniger als eine dürftige oder unbehagliche Existenz an. »Belieben die Herren einen Augenblick zu verziehen,« sagte die hübsche Pförtnerin in Holzpantoffeln. »Madame wird sogleich erscheinen.« Sie zündete drei Lichter auf blank gescheuerten zinnernen Leuchtern an und ließ die Fremden allein. »Mäßige Dich, Gilbert!« ermahnte Aurel den Jüngling. »Du kannst mit Deinem verliebten Ungestüm das Ziel meiner ganzen Reise verrücken.« »Warum stellt mir der Versucher so appetitliche Mädchen in den Weg! Aufbrechende Rosenknospen muß ich brechen; es juckt mich in den Fingern, und auf Matrosenehre, Kapitän, Sie würden mir treulich
— 767 — Gesellschaft leisten, wenn Ihre Gedanken nicht gerade so angestrengt auf Über- oder Unterirdisches gerichtet wären.« »Mag sein, mag sein!« versetzte Aurel zerstreut und seufzend. »Wenigstens liegt mir die Erforschung der Vergangenheit mehr am Herzen, die unklare, jedem Sterblichen verhüllte Zukunft.« Es rauschte hinter der Thür des Nebenzimmers, sie drehte sich klanglos in den Angeln und eine mittelgroße Frauengestalt, von Kopf zu Fuß in aschgraue Zeuge gehüllt, stand auf der Schwelle. Die Matrone hielt in der linken Hand eine kleine silberne Lampe von feiner Arbeit, aus deren flacher Höhlung ein spitzes blaues Flämmchen brannte. Die Rechte umschloß ein vollzähliges Spiel deutscher Karten. Den Gruß der Fremden erwiederte sie durch mehrere tiefe Verbeugungen, die wunderlich und fast gespenstisch anzusehen waren. Noch immer, ohne zu sprechen, schritt sie dann fest und mit gezwungener Feierlichkeit auf den Tisch zu, winkte den Fremden nieder zu sitzen und nahm selbst Platz auf einfachem Sessel. Die Lampe vor sich hinstellend und das Spiel Karten daneben legend, erhob sie den Blick, um die Fremden genau zu betrachten. Auf diesen Moment hatte Aurel mit Ungeduld gewartet. Seine scharfen Blicke begegneten denen der Wahrsagerin und rangen gleichsam secundenlang mit
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knisterte und schwankte, kamen sie in ein freundliches<br />
Hintergebäude, das neuern Ursprungs zu sein<br />
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Reinlichkeit zeigte, daß es Frauen bewohnten. <strong>Die</strong> kleinen<br />
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»Madame wird sogleich erscheinen.«<br />
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»Mäßige Dich, Gilbert!« ermahnte Aurel den Jüngling.<br />
»Du kannst mit Deinem verliebten Ungestüm das<br />
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Mädchen in den Weg! Aufbrechende Rosenknospen<br />
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auf Matrosenehre, Kapitän, Sie würden mir treulich