Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 756 — »Es fehlte seither eben ein Herr,« sagte achselzuckend der Begleiter. »Ah,« unterbrach ihn der Maulwurffänger, »da sind wir ja im Balconzimmer! Wie doch die alten Zeiten wieder lebendig werden! Wie oft bin ich in diesem Garten gelustwandelt! Wie viele tausend Maulwürfe habe ich auf jenen Feldern gefangen! Laßt mich doch nach so langen Jahren wieder einmal einen Blick auf all’ die verwilderten Herrlichkeiten thun! Denn dem Gärtner, scheint mir, haben der jetzige Herr Pachter und seine Vorgänger nicht viel zugewendet!« »Von Herzen gern,« versetzte der sie herumführende Begleiter. »Beliebt es auf den Balcon zu treten? Die Herren folgen uns wohl nach?« Heinrich nahm den Arm des Begleiters, zog ihn mit sich und verstrickte ihn in ein lebhaftes Gespräch. Leberecht und Sloboda blieben allein im Zimmer zurück. Es war dasselbe, in welchem Haideröschen den ersten Überfall ihres Gebieters so kräftig abwehrte. Noch war es ganz so meublirt, wie damals. Dieselben Tapeten, jetzt nur geschwärzt und mit Spinnengeweben überzogen, bedeckten noch immer die Wände. »Hier ist es,« sagte Leberecht, indem er gegen einen verborgenen Knopf in der Tapete heftig drückte. Die Wand wich kreischend zurück und öffnete den Eingang zum anstoßenden Zimmer. Ein kaum handbreiter Raum, mit Getäfel verkleidet, schied beide Zimmer von einander. Dies Getäfel öffnete ein Druck nach innen,
— 757 — worauf mehrere Fächer sichtbar wurden, die offenbar zur Aufbewahrung von Kostbarkeiten den ehemaligen Besitzern gedient hatten. Aus einem der Fächer, in denen jetzt nur Spinnen hausten, langte Leberecht ein ansehnliches Volumen sorgfältig eingepackter Schriften heraus, die mit dem wohlbekannten Wappenringe der Boberstein fünffach versiegelt waren. Sloboda sah ihn fragend an. »Das sind die Documente?« »Sie sind es.« »Gott gebe, wohlerhalten!« »Ja, das gebe Gott!« Leberecht schob das Packet in die Brusttasche seines weiten Rockes, ließ das Getäfel wieder in seinen Falz, die verborgene Tapetenthür in ihre Fugen gleiten und folgte dem Maulwurffänger auf den Balcon. Dieser hielt den Begleiter noch fest mit Fragen, welche Adrian und seine Brüder betrafen, um dem Freunde möglichst viel Zeit zu ungestörtem Suchen zu verschaffen. »Nun seid Ihr fertig mit Eurer Musterung?« sagte er jetzt kurz abbrechend. »Dann könnten wir allenfalls unsern Auftrag für erledigt betrachten; denn was mich betrifft, so erspare ich mir ein nochmaliges Beschauen dieser Zimmer. Ich war ehedem darin wie zu Hause.« Als er in den Blicken Leberechts gelesen hatte, daß er glücklich gewesen sei, übermannte den so gemessenen alten Mann eine unglaubliche Unruhe. Er mußte gewaltsam an sich halten, um den Begleiter nicht zu
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der Boberstein fünffach versiegelt waren. Sloboda sah<br />
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Leberecht schob das Packet in die Brusttasche seines<br />
weiten Rockes, ließ das Getäfel wieder in seinen<br />
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hielt den Begleiter noch fest mit Fragen, welche Adrian<br />
und seine Brüder betrafen, um dem Freunde möglichst<br />
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jetzt kurz abbrechend. »Dann könnten wir allenfalls<br />
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dieser Zimmer. Ich war ehedem darin wie zu Hause.«<br />
Als er in den Blicken Leberechts gelesen hatte, daß<br />
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