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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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Ausdauer den verstümmelten Knaben, der in Lumpen<br />

und wärmende Pelzstücke gehüllt, wimmernd hinter<br />

dem Ofen lag, und darbte sich die Zeit, welche sie damit<br />

an der Arbeit versäumte, vom Schlafe ab, um ja<br />

nicht etwa einen Tag später, als es bedungen, die Webe<br />

dem Brodherrn abzuliefern.<br />

Als Muster in so beispielloser Ergebung und gläubigem<br />

Hoffen ging dem treuen Weibe ihr Vater voran.<br />

Traugott war ein Siebziger, hatte nie die Fülle irdischen<br />

Glücks kennen gelernt, hatte kaum Tage gehabt,<br />

in die ein hellerer Sonnenstrahl <strong>des</strong> göttlichen Segens<br />

fiel, und war dennoch nie von zweifelnden Gedanken<br />

heimgesucht worden. Er gehörte zu den in unsern Tagen<br />

immer seltener werdenden Menschen, die sich mit<br />

eiserner Kraft an das Wort klammern, wie es ihnen<br />

in frühester Jugend von gutmüthigen und gedankenarmen<br />

Lehrern eingeprägt wird. <strong>Die</strong>s Wort besitzt die<br />

wunderbare Kraft für Alle, welche daran glauben, daß<br />

es sie über jegliches Fährniß leicht hinweg geleitet und<br />

sie mit unerklärbarer Geistesheiterkeit begabt bis an<br />

den Rand <strong>des</strong> Grabes führt.<br />

Traugott war noch zur Stunde ein solcher beneidenswerther<br />

Greis, der in seiner Armuth lächeln, beten und<br />

Gott danken konnte, und der nie eine Secunde lang<br />

über das glücklichere Loos Anderer nur den leisesten<br />

Reiz zum Neide empfunden hatte. Was hätte er auch<br />

die Reichen, die Besitzenden beneiden sollen? Was er<br />

bedurfte, das hatte ihm im strengsten Sinne <strong>des</strong> Worts

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