Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 722 — »Du bist hiermit angeworben,« sagte er lächelnd, »und wollt Ihr noch einmal einem alten Schlaukopf Gehör schenken, so möchte ich Euch sogleich einen rasch entworfenen Plan mittheilen, der Herrn Adrian am Stein in die Enge treiben kann. – Nach meiner Meinung müssen wir den Feind von vorn und im Rücken zugleich angreifen, daß ihm zur Flucht oder Gegenwehr gar nicht viel Zeit übrig bleibt. Es geschieht ihm noch Ehre genug, wenn er sich auf Gnade oder Ungnade ergeben muß. Theilen wir uns demnach in die Rollen und handeln wir besonnen und ohne Verzug. – Ich und Leberecht, wir wandern morgenden Tages nach dem Zeiselhofe, um die Documente aufzusuchen, die noch unangetastet dort zu finden sein müssen. Mit diesen und der bewußten Schenkungsurkunde treten wir mit offner Klage gegen die Gebrüder Boberstein auf und der Proceß nimmt seinen Gang. Während dies in der Stille von uns eingeleitet wird, geht Paul mit Eduard in die Haide, besucht Martell und theilt ihm mit, welche Gerüchte von dem hartherzigen Gebieter im Volke umgehen. Martell kann Alles von Euch erfahren, nur nicht, daß er selbst jener verstoßene Sohn des Grafen Magnus ist. Bei seiner ungestümen Wildheit könnte eine solche Nachricht zu entsetzlichen Auftritten führen. Diese müssen wir um unsrer selbstwillen vermeiden. Ist es Euch gelungen, überall unter dem arbeitenden Volke diese Gerüchte möglichst in Umlauf zu setzen, so kehrt Ihr zurück in meine Heimath, wo wir
— 723 — uns treffen und das Nächste dann weiter besprechen wollen.« Schweigend reichten die Freunde einander die Hände und legten dadurch das Gelöbniß ab, sich in Verfolgung ihrer Zwecke mit Rath und That ohne Wanken beizustehen. Zu ungewöhnlich später Stunde verließ Leberecht mit seinem Sohne den Kretscham und ging durch das längst in tiefem Schlaf versunkene Dorf nach seinem kleinen, verschuldeten Häuschen zurück. 37. MARTELL, DER SPINNER. Am dritten Tage nach dieser Unterredung erreichten spät Abends Paul und Eduard ein kleines Haidedorf, das kaum eine Stunde von der ehemaligen Burg Boberstein entfernt war. Sie beschlossen die Nacht hier zuzubringen und am nächsten Morgen sehr früh nach dem Dorf am See aufzubrechen. Damit ihr Kommen möglichst absichtslos erscheinen möge, hatte Eduard seinen Garnsack mitgenommen, um ihn von Neuem zu füllen. Der Morgen war hell und kalt. Starker Reif lag weißglänzend auf Feld und Wald. Die langsam rieselnden Bäche setzten Eis an und über der rauschenden Haide lagerte in weiter Ausdehnung eine breite und hohe Schicht blaugrauen Dunstes. Über dieser schimmerte blauer Himmel und an diesem empor flatterten
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uns treffen und das Nächste dann weiter besprechen<br />
wollen.«<br />
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und legten dadurch das Gelöbniß ab, sich in Verfolgung<br />
ihrer Zwecke mit Rath und That ohne Wanken<br />
beizustehen.<br />
Zu ungewöhnlich später Stunde verließ Leberecht<br />
mit seinem Sohne den Kretscham und ging durch das<br />
längst in tiefem Schlaf versunkene Dorf nach seinem<br />
kleinen, verschuldeten Häuschen zurück.<br />
37. MARTELL, DER SPINNER.<br />
Am dritten Tage nach dieser Unterredung erreichten<br />
spät Abends Paul und Eduard ein kleines Haidedorf,<br />
das kaum eine Stunde von der ehemaligen Burg<br />
Boberstein entfernt war. Sie beschlossen die Nacht hier<br />
zuzubringen und am nächsten Morgen sehr früh nach<br />
dem Dorf am See aufzubrechen. Damit ihr Kommen<br />
möglichst absichtslos erscheinen möge, hatte Eduard<br />
seinen Garnsack mitgenommen, um ihn von Neuem zu<br />
füllen.<br />
Der Morgen war hell und kalt. Starker Reif lag weißglänzend<br />
auf Feld und Wald. <strong>Die</strong> langsam rieselnden<br />
Bäche setzten Eis an und über der rauschenden Haide<br />
lagerte in weiter Ausdehnung eine breite und hohe<br />
Schicht blaugrauen Dunstes. Über dieser schimmerte<br />
blauer Himmel und an diesem empor flatterten