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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 716 —<br />

schwindenden Kräfte zusammen, erhob sich mit Gewalt<br />

aus den Kissen und schrie mir zu:<br />

»›Nathanael ist Vater – sein Sohn lebt!‹«<br />

»Heiliger Gott,« unterbrach Sloboda den Erzählenden.<br />

»Also doch! doch! O meine Ahnung!«<br />

»›Sein Sohn?‹ wiederholte ich,« fuhr Leberecht fort.<br />

»›Nein, nein!‹ schrie der Sterbende, wie ein Rasender<br />

das vom To<strong>des</strong>schweiß triefende Haupt gespenstisch<br />

gegen mich schüttelnd. ›Nicht Nathanael’s Sohn, der<br />

Sohn <strong>des</strong> Grafen –‹ Er stockte.<br />

»›Des Grafen?‹<br />

»›Des Grafen – Magnus!‹ lallte der Sterbende. –<br />

»Ich stand wie vom Donner gerührt und starrte den<br />

Unglücklichen an, der matt röchelnd mit gebrochenen<br />

Augen in die Kissen zurückgesunken war. Meine Neugier<br />

wuchs; kaum vermochte ich den Augenblick zu<br />

erwarten, wo der Entkräftete sich zu weiterer Mittheilung<br />

gesammelt haben würde. Es vergingen fünf peinvolle<br />

Minuten. Dann schlug der Voigt seine Augen wieder<br />

auf und fuhr fort:<br />

»›Ich bestach die Hebamme – auf Magnus Befehl, das<br />

Kind der armen Leibeigenen für todt, für zerstückt auszugeben,<br />

was leicht war, da die Gebärende ihre Besinnung<br />

verlor. Der Graf besorgte Unannehmlichkeiten,<br />

wenn das Kind bei der Mutter bleiben sollte, die er verführt<br />

hatte. Auf sein Geheiß entfernte ich es – brachte<br />

es zu Verwandten, wo es in größter Dürftigkeit erzogen<br />

ward. – Durch einen Zufall hörte die Mutter von

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