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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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beschwerliche Fußreise von mehreren Tagen der unbequemen<br />

Schreiberei vor.<br />

An waldigen Hügellehnen in der breiten und fruchtbaren<br />

Thalsenkung <strong>des</strong> Queis lag ein großes freundliches<br />

Kirchdorf. Hier besaß Leberecht, der ehemalige<br />

Großknecht auf dem Zeiselhofe, ein bescheidenes<br />

Häuschen mit geringem Ackerlande. Bei angestrengter<br />

Thätigkeit und großer Sparsamkeit konnte eine genügsame<br />

Familie von dem Ertrage dieses Ackers und<br />

fleißiger Handarbeit grade leben. Kleine Besitzungen<br />

dieser Art giebt es in Schlesien die Menge, da das Parcellirungssystem<br />

den großen Grundbesitz mannichfach<br />

zerstückelt hat. Man findet Dörfer, wo beinahe je<strong>des</strong><br />

Haus seinen eigenen Acker besitzt, welchen die Inhaber<br />

mittelst einer einzigen Kuh bebauen. Den flüchtig<br />

Reisenden kann der Anblick solcher Dörfer, wo alle<br />

Welt für sich selbst pflügt und ärndtet, den Eindruck<br />

von allgemein verbreiteter Wohlhabenheit machen,<br />

wer jedoch die Sachen genauer betrachtet und<br />

sich bei den so fleißig arbeitenden Leuten selbst erkundigt,<br />

erfährt zu nicht geringer Bestürzung, daß im Allgemeinen<br />

große Noth in solchen Ortschaften herrscht,<br />

und daß die meisten dieser kleinen Grundbesitzer lieber<br />

den Besitz los zu sein wünschen. So sonderbar dies<br />

klingen mag, so erklärlich und folgerichtig ist es. Alle<br />

diese Leute müssen nämlich, um das wenige Ackerland,<br />

das ihnen Kartoffeln, etwas Korn und Klee trägt,

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